Startseite | Reportagen und Geschichten | News | Ferienhäuser | Newsarchiv | Kontakt



Paul


Dem geschenkten Paul schaut man nicht ins Maul
              



Wissen wir eigentlich, mit wem wir es da zu tun haben? - Eine Bestie, ein Mörder, würde er uns verspeisen wenn er könnte? - Nein, unser Paul doch nicht, der glaubt doch selbst er sei ein Mensch, einfach nur ein bisschen hübscher als die anderen, die so wenig Fell haben und nicht auf vier Pfoten laufen können.- Dass er manchmal Jagdanfälle bekommt und Geckos von der Wand holen will, das wollen wir nicht dramatisieren, es soll ja sogar richtige Menschen geben, die diese kleinen Restdrachen nicht mögen, also Schwamm drüber. - Das mit dem vielen Fell, das hat ja auch seine Erklärung, wir hatten ja ursprünglich auch viel mehr davon, dann kam das Älter werden und die beiden Krankenschwestern aus Tenerife… Aber ansonsten ist Paul ein ganz normaler Mensch, mit seinen Ecken und Kanten, die menschlicher nicht sein können. - Denke ich da an Geruch und Aussehen der Leberwurstdose, die in einem Care-Paket aus Deutschland steckten, dann ist die Ähnlichkeit mit Pauls Nahrung extrem nah, kein Wunder, dass er die Wurst so gerne gegessen hat und ich am Schluss nicht mehr wusste, aus wessen Napf ich fraß... - Ärgerlich ist, dass Paul am liebsten auf Kopfkissen schläft, aber auch wieder menschlich, wir packen doch auch gerade dort unsere Haupt hin und wenn wir mal eben die Sterne betrachten gehen nachts, von der Toilette aus gesehen, dann ist der Kopfkissenplatz sofort von diesem schnurrenden Fellknäuel belegt, weg gegangen, Platz vergangen, Widerstand ist zwecklos. - Da wird ja immer gewarnt, vor der Vermenschlichung der Tiere und das ginge doch gegen die artgerechte Haltung. Alles in Ordnung, aber wo bitte bleibt, neben Paul, noch artgerechte Haltung für mich? - So mit Mitleid, wenn ich mich mal wieder in den Finger geschnitten habe beim Landjägergulaschkochen, oder wenn die ganze Welt wieder böse zu mir war? - Das holt man sich dann in den abendlichen Walkabouts in El Paso, mit seinen Kumpeln, in Männerhäusern, da wo Katzen und Frauen theoretisch zwar erlaubt sind, aber höchst unemphatisch wirken. (Übrigens, ich zahle entweder in die Chauvikasse, oder in die Tierschutzkasse ein, in beide zu entrichten lehne ich ab und berufe mich dabei auf das Mathiasschutzgesetz, man kann für jede Tat immer nur einmal gefoult werden.)

Nein, glauben Sie es mir, Paul ist keine Katze, auch kein Kater mehr, da hat der Tierarzt gefummelt, Paul ist ein katzenähnlicher Kumpel und höchst sensibel, eben wie Männer und Halbmänner so sind. - Am besten geht es uns beiden dann auch alleine, wenn keine kreischenden Frauen um uns herum sind, dann ist Männerknuddeln angesagt, dreimal Hand lecken, dreimal von vorne bis hinten über den kompletten Kerl gestrichen, ein tiefer, aber nicht zu langer Blick, dann springt Paul auf den Monitor, lässt sich den Hintern wärmen und guckt mir bei der Arbeit zu. - Ich hab das auch mal versucht, allerdings bei den Kindern, nein nicht Handlecken, sondern auf den Monitor springen, die haben aber einen Flachbildschirm. - Allerdings habe ich eine gute Heilhaut und wenn ich langärmlige Hemden trage, dann sieht man die blauen Flecken nicht. - Da spricht kein Neid aus mir, jeder von uns hat so seine Vorzüge und besonderen Fähigkeiten und ich glaube schon, dass Paul ein bisschen sauer ist, dass mir das Öffnen der Kühlschranktür deutlich öfter und besser gelingt als ihm. - Bei der Waschmaschine steht es pari, dazu sind wir beide zu blöd, aber wir sind ja schließlich auch keine Frauen, die diese Bauknechtchromosomen in sich tragen. - Der Spruch stammt übrigens von Paul, soll der doch in die blöde Chauvikasse auch mal was reinlegen. - Gar nicht so unwahrscheinlich, dass Kumpel Paul bald mein ständiger Beifahrer wird, er interessiert sich zunehmend für meinen Männertoyota. (5,02 Meter lang, 1,8 Tonnen Leergewicht, deshalb Männertoyota, die andern heißen Starlet oder Coröllchen oder Arielette…) Immer öfter wenn ich los muss, kommt er mit zum Auto und macht einen Sprung auf den alten Zitterkasten, aber nur bis zu dem Moment, bis ich den Motor anlasse, dann wird es ihm unheimlich und er geht wieder zu den Frauen. - Das muss man verstehen, seine bisher einzige Autofahrt brachte ihn zum Tierarzt, dort hat er seine Elementarteilchen verloren und das prägt. Aber bald ist er wohl so weit und kommt mit mir auf große Fahrt, davon träume ich schon. Ein echtes Roadmovie wird das, Dennis Hopper ist dagegen ein Plagiat. Paul und ich auf Trebe, der große Diesel zieht uns fort, immer der Sonne entgegen, im Radio läuft "Katzen dünsten" und die große weite Welt gehört uns. - Bis Los Llanos geht das ganz gut, da ist aber Stau, dann dreh ich einfach wieder um und wir fahren zurück nach El Paso. Hat jemand eigentlich mal festgelegt, wie groß und wie weit die große, weite Welt sein muss?





zum nächsten Paul...



Paul


Familie Ellen & Simon Märkle

Kontaktinformationen