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Messebesuch des Rathauses von El Paso auf der internationalen Schweizer Tourismusmesse in Lugano

Erster Tag, Anreise mit spätem Erfolg

Gegen 12:40 soll unser Flieger nach Madrid gehen, und ich warte mit dick gepackten Koffern auf die Abholung durch Chamaida. - Da ich dem Umgang mit dem Medium Zeit unserer Gemeindeverwaltung in El Paso schon sehr gut kenne, wurde ich auch nicht nervös, als man mich um 11:30 schließlich abholte, es sind ja nur 40 Kilometer zum Flughafen und wer rechtzeitig kommt, der gilt als Spießer oder Angsthase. - Am Flughafen angekommen waren es nun sieben Gepäckstückel, die aufgegeben werden sollten und noch mal vier Packungen Handgepäck. Das ist aber nicht weiter schlimm, wenn man als letzter an den Abfertigungsschalter kommt, da stört man dann keinen anderen mehr in der Schlange oder hält diese auf. - Mit knappen 90 Kilo war dann doch die Grenze des guten Willens der Iberia erreicht und Chamaida konnte den Preis auch nur noch auf 100 Euro drücken, eigentlich wären 5 Euro pro Kilo ab 46 Kilo fällig gewesen, aber ich weiß nicht genau, was Chamaida dem Herren da alles, erst zugeworfen, später zugeflüstert hat, ich will es auch gar nicht wissen. - Bei so etwas halte ich mich im Hintergrund, da stört meine deutsche Pünktlichkeit und mein prekärer Drang zu Korrektheit nur, es geht halt nicht darum was erlaubt ist, sondern was möglich ist. - Meine kleingeistigen Tugenden waren dann in anderen Situationen gefragt, halt jeder da, wo er hingehört. - Es ist schon prickelnd, wenn einen jeder im Flugzeug mustert beim Einsteigen, weil man halt das Pärchen ist, auf das man warten musste, aber wer auf La Palma Sozialist, wo doch die Insel sonst in absoluter Mehrheit von der Coalición Canaria regiert wird, der ist solche Blicke gewohnt. - Chamaida war es dann doch allerdings peinlich, dass auch der Inselpräsident im Flugzeug saß und natürlich mitbekam, warum man warten musste. - Die von uns generierte Verspätung war aber nicht dramatisch und wir landeten wieder pünktlich in Madrid, nach einem ruhigen Flug in einem etwas zu eng geratenen A320.

    Der erste Kaffee in Madrid und schon müssen die lieben Daheimgeblieben infomiert werden über unseren hervorragenden Allgemeinzustand
Da mir Fliegen überhaupt keinen Spaß bereitet und ich in diesen Kisten auch nicht schlafen kann, bin ich immer sehr froh, dann endlich wieder aussteigen zu können. - Wir hatten knappe 2 Stunden auf dem Flughafen Barajas zu verbringen, die allerdings schnell verstrichen. - Der Flughafen ist wunderbar und imposant sowie extrem sauber und geordnet. Wer dann noch das Glück hat, das Terminal nicht wechseln zu müssen, der kann sich durch Ladenzeilen und Cafes drücken, ohne Hektik und permanente Lautsprechergequake, denn in Madrid verzichtet man auf das ständige Durchsagen der Flugbewegungen, man muss halt auf den vielen Monitoren nach seinem Flug sehen, bekommt aber dafür wunderbare Ruhe serviert. Man sieht selten ein Flughafengebäude welches derart sauber ist, selbst in den Toiletten funktionierte alles und anstatt dieser Placebo-Schautafeln, wie oft das Klo gereinigt wurde und von wem, war es einfach sauber. - Da wir beide Raucher sind, legten wir nach jeder Runde in dem, fast kilometerlangen Gebäude eine Pause in einer der "Grünen Inseln" ein, wie wir die Raucherzellen getauft haben. In diesen "Sünderkästchen" stehen nun die Süchtigen und ziehen sich ihren Stoff rein, ohne den es sonst lungenscheinlich nicht weiter geht. (Augenscheinlich wäre in diesem Fall doch einfach nicht passend.) Aber selbst in diesen ostentativen Glaskästen war die Luft nicht stickig, denn diese wurde abgesaugt und eine Schautafel wies sogar darauf hin, wie viel Feinstaub, Teer und Nikotin in der Atemluft in diesen Käfigen derzeit enthalten ist. - Ich könnte mir vorstellen, dass man in den Raucherkäfigen dort auf dem Flughafen in Madrid noch bessere Luft vorfindet als in der Innenstadt, aber wir hatten dann doch keine Zeit mehr, dieses zu bestätigen.


    Die grünen "Raucherinseln" sind ein beliebter Treffpunkt auf dem Flughafen in Madrid. Man sieht sich und wird gesehen, so ein bisschen wie im Zoo ist das schon, fehlt nur noch das Schild mit der Aufschrift: Homo sapiens fumarolis - Bitte nicht füttern!
Die Maschine nach Mailand-Linate war ein A 321 und damit ein deutliches Stück bequemer in der Bestuhlung. - Auffallend war die große Business-Klasse, die auch gut besucht war, es scheint ein reger Austausch zwischen den beiden Metropolen Mailand und Madrid zu herrschen. Wir waren in dem Flugzeug umringt von schwarz gekleideten Herren und diesen eidechsenhaften Geschäftsfrauen, die keiner langsamen Bewegung mehr fähig sind und sogar ihren obligatorischen Laptop immer in hackenden Bewegungen bedienen. - Wir hatten so etwas auch dabei, waren aber dennoch immer sofort als "nicht Senator-Klasse" Menschen durch unsere Kleidung zu erkennen, Jeans und kurzärmlige Hemden, das geht gar nicht, wenn man der geschäftigen Welt der globalen Wichtigtuer angehören will. - Macht nichts, vielleicht haben wir einfach auch nur zu viel gelacht und wer nicht andauernd die Probleme der Welt mit dem Knopf im Ohr und dem Computer im Anschlag für alle hörbar löst, der ist halt ein armer Tropf, der wohl lachen muss um sich gut zu fühlen. - Nach Mailand sind es nur knappe 2 Stunden und wenn ich nun sage, die vergingen wie im Flug, dann ist das nicht mal physisch unkorrekt. - Unser Lieblingszeitvertreib war das Imitieren der krawattierten Wichtigtuer und je empörter die Leistungsträger der globalen Gesellschaft unser wohl zu auffälliges Tun mit pikiertem Wegsehen quittierten, umso mehr Gefallen fanden wir daran. - Wenn Chamaida auf Avon-Oberbezirksberaterin machte, das muss man gesehen haben und sie fand meine Rolle als beunruhigten Börsenmakler unschlagbar, der immerzu angestrengt sein Verluste beklagte, weil die shareholder einfach nasse Füße bekämen, bloß weil man mal ein paar Milliarden vorübergehend abschreiben muss. - Es kannte uns ja keiner im Flugzeug und wenn man die Bauern aus El Paso mal unbeobachtet lässt… - In Mailand wurden wir dann aber wieder unruhig weil wir noch nicht wussten, wie wir mit unsrem ganzen Klump noch nach Lugano kämen. - Einen Bus gäbe es ab Malpensa, von da aus weiter mit einem anderen Bus, oder mit der Bahn könnten wir fahren, da müssten wir erst zum Bahnhof und dann wären wir gegen 04:00 morgens da. - Es war schon Mitternacht, so entschieden wir uns ein Taxi zu nehmen stellten uns in die Reihe der wartenden Nachtreisenden, als ein zwielichtiger aussehender junger Herr uns ansprach, ob wir denn noch weit fahren müssten. - Wir bräuchten ein Taxi nach Lugano und schon quäkte er in ein Sprechfunkgerät etwas für uns Unverständliches und wies uns an, einfach dort stehen zu bleiben wo wir sind, der Kollege käme sofort. - Es regnete in Strömen und wir waren viel zu verwirrt um uns gegen irgendetwas zu wehren, was versprach, uns nach Lugano zu bringen. - Keine Minute später hielt ein Mercedes der C-Klasse direkt vor uns und ein schlanker, so richtig italienisch aussehender junger Mann mit Schirmmütze sprach uns auf Englisch an: Taxi to Lugano! - Das war nun mein Part, ich bin ja für Fremdsprachen zuständig und fragte halt erstmal nach dem Preis. 280 Euro sei der und er kramte aus dem Handschuhfach sofort ein Büchlein hervor, in dem er fleißig nach einer Tabelle suchte, in der auch Lugano genannt wurde. - Mir kam das alles komisch vor, zumal ich auch kein Taxi-Schild auf dem Auto erkennen konnte und ebenso fehlte der Taxameter. - Als wir schließlich bei 220 Euro angekommen waren willigten wir ein, Chamaida hatte sowieso keine Lust mehr weiter zu warten und wir dürften auch im Auto rauchen. - Solch ein Angebot kann man nicht ausschlagen, obwohl ich immer noch nicht wirklich überzeugt war, das das alles mit rechten Dingen zugeht. - Da bricht halt immer wieder der Deutsche durch, aber ich bin lernfähig. - Anderthalb Stunden sollte die Fahrt dauern, vorbei am nächtlichen Mailand und Monza, wobei ich immer nur auf das Navigationsgerät achtete, ob denn unser Fahrer auch wirklich den richtigen Weg einschlug. - Man konnte draußen sowieso nichts erkennen, alles dicht bewölkt und durch den Regen wirkte die Fahrt wie ein unwirkliche Reise in eine absolut fremde Welt. - Ab und zu erkannte man in Orten Läden und beleuchtete Gewerbetriebe und weil der Fahrer so gar nicht kommunikativ war, erzählte ich Chamaida Geschichten aus meinen früheren Reisen, bis ich mitbekam, dass die mir nicht aufmerksam lauschte, sondern längst eingeschlafen war. - Ich beneide alle Menschen, die überall und sofort und auch in jeder Körperposition schlafen können, ich brauche dazu immer ein wohl geordnetes Bett und dann auch noch Zeit, dem Schlaf einen angenehmen Weg in meine Traumdrüsen zu verschaffen. Macht nichts, ich starre nachts um 01:00 Uhr gerne in den lombardischen Regen und denken mir Räubergeschichten aus, wohin uns der ominöse Chauffeur denn nun bringt. - Allerdings erkannte ich auf den Verkehrsschildern schon wohl bekannte Namen und als es schließlich sogar noch einen Grenzübergang gab, an dem Schweizer Zollbeamte auftauchten, wuchs mein Vertrauen in unseren gelungen ersten Reiseabschnitt ins Unermessliche. - Der Zöllner wollte auch nichts weiter von uns, meinen gezückten Pass ignorierte er, nur der Fahrer wurde gefragt, wo es denn hingehen soll und nach einem einsilbigen "Lugano" war der Beamte zufrieden und ich auch. - Eigentlich wollte ich nun Chamaida wecken um ihr zu sagen, dass wir uns nun keine Sorgen mehr wegen der Hunderten von Zigarren machen müssen die wir im Gepäck haben, aber die schlief so friedlich, dass ich sie erst am Hotel in Lugano mit Zigarettenrauch weckte. - Von Lugano haben wir überhaupt nichts gesehen außer dem Ortsschild, es regnete weiter in Strömen und nur schemenhaft konnte ich den Bahnhof sehen, als der Chauffeur schließlich den Wagen stoppte und auf das Hotelschild wies. - Ich schämte mich für mein Unvertrauen, aber der Fahrer lächelte zum ersten Mal, das sollte wohl hießen, dass ihm es Spaß gemacht hat, mich ein bisschen im Ungewissen zu lassen und so geht der Sieg an ihn und auch die 220 Euro, die er übrigens mit einer makellosen Rechnung quittierte. - Chamaida beunruhigte nun eher, was denn die Opposition im Rathaus zu einer solch hohen Taxiquittung sagen würde und ich machte mir eher Sorgen darum, dass wir nachts um halt zwei bei heftigem Regen auf den Stufen eines Hotels standen, dessen Türen verschlossen waren und nur spärliche Lichter von außen durch die Glastüren erkennbar waren. - Schließlich fanden wir ein Telefon mit einer Notfallnummer, die den Sicherheitsdienst alarmieren würde. - Ich erklärte diesen Fall zum Notfall und pronto antwortete eine verschlafene, aber dennoch dienstliche Stimme sogar auf Englisch, dass wir nur noch zwei Minuten warten müssten und schon wäre er da. - So war das auch, er öffnete das Hotel, prüfte noch kurz unsere Personalien, ob wir denn wirklich die noch angekündigten Gäste seien und übergab uns die Zimmerschlüssel.

    Rauchen am Fenster, damit der Rauchmelder in dem kleinen Zimmer nicht gleich anspringt und wir als ungebührliche Halbeuropäer gleich wieder des Hotels verwiesen werden.


    Wirklich kleine Zimmerchen sollten nun unsere Heimstatt für die nächsten sechs Tage sein, wo andere ein Bad unterbringen, gelang hier ein komplettes Hotelzimmer mit Schließfachatmosphäre
Der Fahrstuhl machte keine Nachtruhe und so balancierten wir unsere Habseligkeiten in den zweiten Stock und in unsere Zimmer, die wir schnell fanden, so etwas ist immer meine Angelegenheit, da die Schweizer dann doch auch logisch nummerieren und Chamaida trottet in solchen Momenten immer zufrieden und gedankenlos hinter mir her. - Klitzeklein waren diese Räume, ein Bett, ein Schrank, ein Schreibtisch, der aber komplett von dem kleinen Fernseher eingenommen wurde und ein Badezimmer, in dem man sich vor dem Hineingehen entscheiden musste, ob man denn auf die Toilette wollte oder ans Waschbecken, umdrehen war nämlich kompliziert in dieser Enge. - So etwas macht uns nichts aus, allerdings die großen Schilder mit dem Rauchverbot und dem drohenden Rauchmelder an der Decke. - Wer in der Schweiz rauchen will, den zwingt man entweder zum Betrügen, oder zum Frieren. Da wir aber keine Betrüger sind, zogen wir das Frieren vor und saßen, besser knieten nun vor dem offenen Fenster zum Garten des Hotels, wie listige Teenager, und sogen gierig den beruhigenden Rauch der Siegeszigarette nach der langen Reise ein. - Pfiffig wie wir nun mal sind, haben wir uns in Madrid noch eine Flasche Weißwein besorgt, die wir nun aus Zahnputzbechern tranken und dazu meine mitgebrachten "Hasenbrote" verspeisten, die ich noch in der Frühe auf La Palma genau für diesen Moment zubereitet hatte. - Eigentlich trinke ich ja keinen Wein, aber das war ja alles nicht eigentlich, sondern für uns Bauern aus El Paso schon ein gerütteltes Abenteuer und das muss besonders gefeiert werden. - Wir waren allerdings so müde, dass wir die Flasche nicht mal austranken, vorher mussten wir aber den frischen Ziegenkäse noch auf dem Fensterbrett festbinden, da wir ja keinen Kühlschrank für die verderbliche Ware vorfanden. - Kalt genug war es draußen und schnell war ich in meinem Zimmer verschwunden, ohne noch die Koffer zu leeren oder mich ausgiebig der Körperpflege zuzuwenden. - Was ich in der Nacht geträumt habe, das reiße ich nur oberflächlich an, es hatte was mit Taxifahrten in einem südlichen Land zu tun, die ganz komisch enden…

    Was können Hasenbrote gut schmecken und wenn Sie den Ausdruck nicht kennen, das sagt man für liegen gebliebenen Reiseproviant, der dann eben später verzehrt wird.


    Luganer Kühlschrank für frischen Ziegenkäse aus La Palma. - Das Fensterbrett war ein bisschen schmal, so dass wir den Käse schon festschnallen mussten, damit der Wind ihn nicht davonwehte.



Zum nächsten Tag >>>>>>>




Familie Ellen & Simon Märkle

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