La Palma Aktuell - International
Whistlers Whistle - Hintergründiger Alltag in British Columbia



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Nachrichtenarchiv aus Whistler, März 2010




31.3.2010, Mittwochmorgen, gegen 7 Uhr, bewölkt, 4 Grad

Lohnnebenkosten

Ich gebe ja zu, dass wir - dem Internet sei Dank - nach wie vor deutsche Nachrichten anschauen. Dabei stolperten wir über einen Beitrag über europäische Lohnnebenkosten. Nun, in diesem Zusammenhang ist eine andere meiner Lieblingsinselchen durchaus mit Canada vergleichbar. Malta. Lassen wir einfach mal Euro Euro bzw. Dollar Dollar sein und nehmen nur die Prozentsätze.

Deutschland hat durchschnittlich 32% Lohnnebenkosten zu stemmen, Spanien 37% und Malta 9%. Die Zahlen kann man HIER finden.

In Canada sind es durchschnittlich deutlich weniger als 15%, die sich wie folgt zusammensetzen:

Urlaubsgeld:
Man hat hier nach 30 Tagen der Beschäftigung Anspruch auf bezahlten Urlaub. Das Urlaubsgeld beträgt 4 % des Bruttolohns und wird mit jedem "Paycheque" ausgezahlt. Man kommt so auf 10 Tage bezahlten Urlaub p.a.. In BC haben wir 10 bezahlte Feiertage wie z.B. "BC Day" "Canada Day" "Remembrance Day". Diese 10 Tage veranschlage ich ebenfalls mit 4%.

Arbeitslosenversicherung:
Der Beitrag zur Arbeitslosenversicherung beträgt sowohl für den Arbeitgeber als auch für den Arbeitnehmer 1,73 % des Bruttolohns bis zu einem Maximalbetrag in Höhe von derzeit jeweils 731,79 $ p.a.. Ist dieser Betrag erreicht, muss nicht mehr in die Versicherung eingezahlt werden.

Krankenversicherung:
Diese wird nur vom Arbeitnehmer bezahlt. In unserem Fall sind es für zwei Personen 102 $ pro Monat. Dies ist die "Grundversicherung" der Provinz - also öffentlich - und nur für Menschen zugänglich, die nachweislich in BC leben. Darüber hinaus kann man sich privat Zusatz versichern, damit auch die Kosten einer Zahnbehandlung oder verschreibungspflichtige Medikamente bezahlt werden. Für ein Paar zahlt man beispielsweise beim "Blue Cross" 121 Dollar pro Monat. Diese Versicherung deckt dann 80% der Medikamente ab und übernimmt einen Teil der Zahnarztkosten. Das "Komplettpaket" ist für 219 $ pro Monat erhältlich. Manche Arbeitgeber bieten die Kostenübernahme einiger Zusatzversicherungen als "Medical Care Benefits" an, um Mitarbeiter für sich zu gewinnen. Dies ist jedoch die große Ausnahme.

Rentenversicherung:
Diese wird ebenfalls nur vom Arbeitnehmer gezahlt und auch nur bis zu einer Jahreshöchstgrenze von derzeit 2.118,60 $.

Berufsgenossenschaft:
Die Beiträge sind hierzulande natürlich auch von Beruf zu Beruf verschieden und gehen von 0,4 bis 12% pro 100 Dollar Bruttolohn. Im Durchschnitt sind es beispielsweise fürs Baugewerbe 3,8%, für Bürojobs 1% und für "Mining" (Bergbau) fast 10%. Bergbau ist nur noch marginal vorhanden, also nehme ich jetzt einfach mal das Baugewerbe, welches hier einen großen Stellenwert einnimmt, für meine kleine Aufstellung:

100 Dollar Bruttolohn + 4 % Urlaubsgeld + 4 % Feiertage +1,73 % Arbeitslosenversicherung + 3,8 % Berufsgenossenschaft = 113,53 Prozent/Dollar

That's it! No more no less. Kein Wunder, dass die hiesigen Arbeitgeber - natürlich auch aufgrund der anderen Kündigungsfristen & sonstiger Bestimmungen - deutlich "einstellungsfreudiger" sind...



30.3.2010, Dienstagmorgen, gegen 7, im Radio läuft Peter Schilling's "Major Tom", 4 Grad, noch trocken

Ein Tablett für mehr als 3,000 Dollar

Hand aufs Herz! Wer gibt so viel Geld für ein Tablett aus?! Ich kenne niemanden, der so verrückt ist. Aber irgendwo müssen diese gut betuchten Olympia-Enthusiasten sein. Ansonsten kann ich mir die bisherige Gebote auf ein "Medal tray", auf dem irgendwann einmal irgendwelche Medaillen lagen, nicht erklären. HIER

Oder über 800 Dollar für den Griff eines Curling-Steins: HIER - Geht man dann zum Fluss und sucht sich einen schönen, dicken, runden Stein aus, den man dann selbst in Form bringt und auf Hochglanz poliert? Ganz ehrlich? Wenn ich ein solches Teil bei Umzug xy aufstöbern würde, dann landete dieses Ding 100 %ig im Müll...

Ergebnis der "Earth Hour"
Da hat Whistler aber alles gegeben, damit der Stadtrat keine T-Shirts der Pembertonians tragen zu muss. Die nächste Sitzung des Councils wird in ganz normaler Kleidung stattfinden. Die meiste Energie hat Pemberton eingespart (3,4 %) dicht gefolgt von Whistler mit 3,2 %. Das Schlusslicht des lokalen Dreikampfes ist Squamish mit "nur" 2,5 % weniger Stromverbrauch. Alle drei Ortschaften liegen aber dennoch weit über dem Provinz-Durchschnitt, der bei 1,04 % liegt.

Der große Umzug
Pünktlich zum 1. April ist hier der große saisonale Umzug. Die Wintermenschen gehen, die Sommermenschen kommen. Am 1. Oktober geht das Spiel dann wieder von vorne los. "Tschüss Sommerbewohner, welcome back Winter-people". Man sieht derzeit überall Pick-ups mit Matratzen auf der Pritsche durch die Gegend fahren (sehr schön wo es hier doch gerade so "trocken" ist), vollgepackte PKW's und die Anzahl der Kleinanzeigen in Sachen Mietangebote bzw. -gesuche ist wieder exorbitant gestiegen. Es ist jetzt auch eine gute Zeit Autos zu kaufen. Viele verlassen die Provinz oder das Land und nehmen ihren fahrbaren Untersatz aus den verschiedensten Gründen nicht mit. In der ersten Zeit wohnen viele Saisonkräfte (vor allem diejenigen, die über ein "Work & Travel Visum" im Land sind) in Hostels für (ca. 25 Dollar pro Nacht im Mehrbettzimmer), um sich danach mit wildfremden Menschen eine Wohnung oder gar ein Zimmer zu teilen. Die Stellenanzeigen in den Zeitungen sind auch zahlreicher als sonst, wobei wir uns diesbezüglich wirklich nicht beschweren dürfen. Arbeit gibt es immer. Vor allem werden Leute im Servicebereich gesucht. Vom Tellerwäscher, der vielleicht einmal Millionär wird, über Hotelfachleute, Handwerker bis hin zur Friseurin oder Farmarbeiter ist so ziemlich alles dabei. Dass aufgrund des permanenten Personalwechsels in den Betrieben nicht unbedingt die besten Leistungen bzw. Ergebnisse zu erwarten sind, muss ich wahrscheinlich nicht erwähnen. Kaum angelernt und eingearbeitet ist der- oder diejenige schon wieder weg. Dieses permanente Nomadenleben wäre für mich ehrlich gesagt nichts. Umziehen? Kein Problem, das habe ich schon oft hinter mir - aber bitte nicht 2x im Jahr oder mehr, wie es hier durchaus üblich ist...

Nachts sind alle Katzen grau
Zumindest unter den Pfoten. Es ist ja nicht so, dass wir nicht versucht hätten unseren Samtpfoten den Zutritt zum "Baustellenbereich" zu untersagen. Unsere beiden Miezen fühlen sich von Beton, Estrich und Fliesenkleber aber immer wieder magisch angezogen. Die beiden alten Damen (13 und 14 Jahre alt) müssen auch überall ihre Nase - oder besser gesagt - Pfote reinstecken. Ich kann mir richtig gut vorstellen, wie sie darauf gewartet haben, dass wir endlich im Land der Träume verschwunden sind, nur damit sie in aller Katzenruhe nachsehen können, was wir denn so fabriziert haben. Spaß hatten sie ganz bestimmt - die kleinen weißen Plastikkreuze waren überall verstreut. Leugnen, dass sie nicht unten waren können sie nicht. Die Beweislast ist "eindrückend"... ;-)





29.3.2010, Montagmorgen, kurz vor 07:00 Uhr, Regen, 3 Grad

Do it yourself

Wir renovieren - und das eigentlich ohne Grund. Wenn man(n) zuhause keine Arbeit hat und der Garten noch nicht lauthals ruft, dann macht frau halt welche. Grund für die kleine Großaktion sind geschenkte Fliesen und Fußbodenheizungen, die jetzt kreuz und quer in unserem Haus verarbeitet werden.

Hierzulande ist es nämlich üblich Stundenlöhne und Materialkosten anstelle von Pauschalen abzurechnen. Also geht ein jeder Bauunternehmer hin und bestellt großzügigst Material, das nach Fertigstellung in irgendeinem Lager im Weg herum liegt. Wie in unserem Fall. Das Lager der Firma platzt aus allen Nähten und um Raum für aktuelle und kommende Bauten zu schaffen, begann das große Wegwerfen. Nagelneues (und noch dazu sauteures) Baumaterial sollte im Müll landen! Das tut jeder Seele weh, also haben wir am Samstag einen kleinen "Einkaufsbummel" im Lager unternommen. Mit nach Hause genommen haben wir 3 Fußbodenheizungen, Fliesenkleber sowie unterschiedliche Bodenfliesen und Glassteine, die als "Backsplash" in die Küche kommen. Kosten: Null, zero, cero. Da freut sich die nicht-schwäbische Hausfrau. ;-)

Der Mann hat nun an den Wochenenden das Vergnügen Fliesen statt Holz zu schneiden und die Frau beschäftigt sich mit dem Rausreißen der alten Fußbodenbeläge. Die Arbeitsaufteilung finde ich für meinen Teil völlig OK. Geduld ist nicht meine Stärke und pingelig genau kleinste Eckchen an Fliesen abzutrennen schon einmal gar nicht. Ich nehme lieber die Brechstange in die Hand und zertrümmere, was der Boden hergibt. Das Abspachteln der alten Klebereste finde ich zwar auch nicht so prickelnd, "my better half" hasst diese Arbeit aber noch mehr als ich. Da standen wir also am heiligen Palmsonntag in Zunfthose bzw. Blaumann da, ließen die Kreissäge laufen und niemand im Umkreis beschwerte sich. Eigentlich haben die Nachbarn nur darauf gewartet. Sobald hier einer sein Werkzeug anwirft, muss man keine 5 Minuten abwarten und schon machen alle anderen auch Krach. Gruppenzwang - fast so wie beim deutschen Rasenmähen oder Auto waschen.

Unser Hund findet den Lärm im Haus allerdings gar nicht toll und die Katzen verlassen die oberste Etage so gut wie nicht. Dass "man/tier" derzeit auch nicht in die Diele der untersten Etage oder in die Garage gelassen wird und noch dazu die Terrassentür "interim-Haustür" wurde, verstehen unsere drei Vierbeiner auch nicht wirklich. Menschen machen schon komische Sachen...

Ich für meinen Teil habe aber einen Riesenspaß und grinse von einem Ohr zum anderen. Renovierungen mache ich wirklich gern. Mein Blaumann kann da viele Geschichten erzählen - der steht schon fast vor lauter Farbe. Im Kleckern bin ich nämlich unschlagbar... ;-)

Unser Wetter hier drüben ist alles andere als schön. Uns erwartet eine triste wolkenverhangene Woche mit reichlich Niederschlägen. Petrus, kannst Du bitte mal den Wasserhahn zudrehen? Es langt - auch wenn sich die Skifahrer über 30 cm Neuschnee auf dem Berg freuen. Heute ist der 29. März. Frühling - eigentlich...




Grundsteinlegung




Sündhaft teures Zeug für das Gästebad





28.3.2010, Ausgeschalfen am Sonntagmorgen, 8 Grad, Regen

Die "Ordnung" ist wieder hergestellt

Zumindest was die Zeit angeht. Wir haben die 9 Stunden "Abstand" zu Mitteleuropa wieder. Allen da drüben viel Spaß mit dem "Jetlag" - wir haben ihn ja schon hinter uns... ;-)

Bei der "Earth Hour" war es gestern ringsum ziemlich dunkel. Die Straßenbeleuchtungen waren nur zur Hälfte an, Hotels und andere Gebäude nicht angestrahlt und auch die Privathäuser waren eher düster als hell erleuchtet. Es bleibt abzuwarten, um wie viel Prozent der Stromverbrauch gesunken ist. Im vergangenen Jahr waren es hier 4,6 % und "wir" lagen an der 2. Stelle in ganz BC. In diesem Jahr haben die Stadträte im Sea-to-Sky-Corridor (Squamish, Whistler und Pemberton) einen kleinen Wettbewerb gestartet. Der Ort, der am wenigsten Strom eingespart hat, muss bei der nächsten Sitzung in T-Shirts des Sieger-Ortes tagen. Oh oh, das würde die Whistlerites stören, wenn sie ein T-Shirt der Pembertonians tragen müssen. Die beiden Ortschaften haben ein ähnliches Verhältnis wie Köln und Düsseldorf... ;-)

Ansonsten ist der Ort ziemlich leer. Osterferien wie in Europa gibt es hier, in "unserem" "non-religious country", nicht. Stattdessen haben die lieben Kleinen einen kurzen "spring break", der von Schuldistrikt zu Schuldistrikt variieren kann. Manche machen ihn im Februar, andere im März. Karfreitag ist der einzige (bezahlte) Feiertag im Zusammenhang mit Ostern und an Ostermontag wird in diesem Jahr ganz normal gearbeitet - die Baustelle soll ja schließlich voran gehen. Ich weiß, auf der anderen Seite des großen Teichs unvorstellbar. Und weil niemand befürchten muss an den Feiertagen, die eigentlich keine sind, vor einem leeren Kühlschrank und/oder einer geschlossenen Supermarktuer zu stehen, gibt es hierzulande keinerlei Feiertag-Einkaufs-Hektik. Sehr angenehm. Ich war schon immer gegen Ladenschlussgesetze & Co. Soll doch ein jeder sein Geschäft auf- und zu machen, wann er oder sie mag...

Nun denn, ich mache es heute mal kurz und wünsche allen einen guten Start in die neue Woche, was auch immer sie bringen mag!



27.3.2010, Samstgmorgen, 07:30 Uhr, +6 Grad, leicht bewölkt

Las Vegas goes Vancouver

Auf einer ca. 7000 m2 großen Fläche neben dem BC Place (genau, das Stadion in dem die Olympischen Zeremonien statt fanden) sollen ein "Vegas-Style" Casino, ein Konsumtempel und ein "Entertainment complex" errichtet werden. Budget: 450 Millionen Canadian Dollar. Der BC Place selbst bekommt "nebenbei" eine kleine Großrenovierung incl. neuem Dach für knapp 600 Millionen Dollar verpasst. Da freut sich das Bauhandwerk und die Zulieferer und die Architekten und weiß der Kuckuck wer sonst noch. Jedenfalls verkündete kein geringerer als unser Provinz-Oberguru Gordon Campbell mit stolzgeschwellter Brust, dass während der Bauphase 8.500 Jobs generiert würden. Bei einer derzeitigen Winter-Arbeitslosenquote von 7,7 % ist dies sicherlich auch einen Auftritt vor der Presse wert. ;-)

Ob das Kasino jedoch wirklich im "Vegas-style" angenommen wird und den erhofften Umsatz von 130 Millionen Dollar im ersten Jahr in die Kasse bringt, wage ich zu bezweifeln. Flüge in die bunte Wüstenstadt sind dermaßen billig (wer mehr als 200 Dollar zahlt, macht etwas falsch), so dass "Viva Las Vegas" ein überaus beliebtes Wochenend-Ausflugsziel ist. Bis der Riesenbau allerdings steht, wird noch viel Wasser den Green River runter fließen und es bleibt einfach abzuwarten, wer dann wann wie viel Geld im x-ten Hochhaus der Stadt verzocken wird...

Wer mag, kann sich HIER den CTV-Bericht ansehen. Sehr interessant sind vor allem die Kommentare am Ende des Artikels - da steht viel Wahres, aber auch Übertriebenes...

Gack, gack, gack

Die Hühner sind los. Eine Umweltaktivistengruppe von Vancouver Island hat im Büro eines Abgeordneten der Liberalen Partei sechs wunderschöne braune Hühner losgelassen, die munter im Büro unterwegs waren. Tenor des Ganzen: "the group released the birds because government leaders have been chickens". Es geht hierbei im Speziellen um eine 28.000 Hektar große Waldfläche im Süden Vancouver Islands, die im großen Stil bebaut werden soll. Die Einwohner der bisherigen Abgeschiedenheit hatten versucht Ihr Anliegen bzw. ihre Sorgen bei ihrem Bezirks-Abgeordneten vorzutragen, der dies jedoch schlichtweg ablehnte. Da hatte er nun den (Eier-)Salat - eine, wie ich finde, durchaus kreative und vor allem gelungene Aktion. Das Bebauungsthema ist nun dank des Federviehs provinzweit in den Schlagzeilen und der freundliche Volksvertreter ist "seltsamerweise" auf einmal bereit sich mit seinen Wählern auseinander zu setzen. Na, geht doch!...

Last but not least: "Frohes und erfolgreiches Demonstrieren" da drüben! Ansonsten gibt es auf der Insel bestimmt ein paar freiwillige Hühner… ;-)



26.3.2010, Freitagmorgen, 07:00 Uhr, +5 Grad, bewölkt

"Unser" Asphaltwerk

Man sollte es wirklich nicht für möglich halten, aber sowohl drüben als auch hüben gibt es "kleine Problemchen" mit einem Asphaltwerk. Obwohl die Ausgangslage nicht 1:1 vergleichbar ist.

"Unser" Asphaltwerk ging bereits vor 15 Jahren im Süden von Whistler in Produktion. Damals war nebenan die Müllkippe. Diese wurde zwischenzeitlich stillgelegt und einfach mit Erdreich zugeschüttet. So weit so gut.

Im vergangenen Jahr hat nun der Inhaber des Asphaltwerkes einen Antrag auf Betriebsvergrößerung gestellt. Dadurch kam erst ans Licht, dass zwar eine Betriebserlaubnis, die im übrigen jedes Jahr erneuert werden muss, vorliegt, man jedoch von Seiten der Stadt aus vergessen hat, die Fläche entsprechend umzuwidmen. Sie ist zwar als Gewerbefläche ausgelegt, muss aber den zusätzlichen Titel eines Asphaltwerkes tragen. Hierzulande reicht es nun einmal nicht eine Gewerbefläche zu haben, es muss auch immer das entsprechende Gewerbe mit eingetragen sein. Dieser "Mangel" hätte eigentlich bereits bei der allerersten jährlichen Erneuerung der Gewerbeerlaubnis auffallen müssen, tat es aber nicht. Der Inhaber stellte also im vergangenen Jahr einen entsprechenden Antrag auf Widmung der Fläche. Dieser musste durch zig Sitzungen des Councils (Stadtrat) und es wurden öffentliche Anhörungen fällig, die im vergangenen Jahr unter starker Beteiligung der zukünftigen Nachbarn dieses Asphaltwerkes stattfanden.

Zukünftige Nachbarn, weil das olympische Dorf, welches direkt auf der alten Mülldeponie errichtet wurde, nun einmal in Bälde von langjährigen Whistlerites bezogen wird. Die wollen aber kein Asphaltwerk in ihrer Nähe haben, wobei man sagen muss, dass sie - entgegen des palmerischen Werks - deutlich weiter als 2.000 m davon entfernt sind. Also nochmals eine kleine Abweichung.

Der Inhaber bekam jedenfalls keine zusätzliche "Asphalt-Widmung" für seinen Grund und Boden eingetragen und wurde aufgrund des starken öffentlichen Drucks von Seiten der Stadt dazu verdonnert, sein Unternehmen bis zum 1. Juni 2010 zu verlagern, was bei den zukünftigen Nachbarn eine gewisse Vorfreude herbei zauberte.

Nun hat Whistler's Buergermeister gestern verkündet, dass eine nicht-öffentliche Sitzung des Stadtrates mit diversen Gutachtern und Experten stattgefunden habe und eine Verlagerung des Betriebs per 1. Juni auf keinen Fall stattfinden werde. Es geht zum einen darum, einen entsprechenden anderen Standort zu finden und zum anderen streiten sich der langjährige Betreiber und die Stadt nun um die Kosten des Umzugs, die mit mind. einer Million Dollar veranschlagt werden.

In der kommenden Woche findet eine dann öffentliche Sitzung statt und ich bin sehr gespannt darauf, wer dann wem an die Kehle gehen wird.

Ich für meinen Teil denke mir aber, dass die Immobilienkäufer des olympischen Dorfes wissen mussten, worauf sie sich bei Vertragsabschluss einließen und habe ehrlich gesagt wenig Verständnis für ihren Zorn. Da ziehen Menschen, die seit Jahren in Whistler leben (sonst hätten sie dort überhaupt nichts kaufen dürfen, aber das ist eine andere Geschichte) freiwillig auf eine stillgelegte Müllkippe, beschweren sich aber über ein Asphaltwerk, welches seit 15 Jahren existiert und aufgrund unseres Klimas nur 4-6 Monate im Jahr operieren kann. Jeder kennt das Werk und jeder weiß auch, dass darüber hinaus keine 2 km entfernt die große Kläranlage des Ortes ihren Dienst verrichtet. Und eines kann ich sagen: diese stinkt deutlich mehr als das Asphaltwerk, wenn man dort vorbei fährt. Denn den zukünftigen Anwohner geht es einzig und allein um die Geruchsbelästigung - alles andere, wie z.B. die allgemeine Gesundheitsbeeinträchtigung, ist ihnen egal und/oder nicht bekannt. Sie wollen einfach nur auf ihrer Müllkippen-Terrasse sitzen und den Geruch von verkohlten Steaks auf ihrem Barbeque in der Nase haben. "Wir" haben es hier halt noch nicht so mit Umweltgefahren, sonst würde z.B. nicht soviel Sondermüll im Abfall landen. Aber das ist auch wieder eine andere "Story".

Es bleibt nun abzuwarten wie die Sache ausgehen wird. Hüben wie drüben...



25.3.2010, Donnerstag 08:30 Uhr, 5 Grad, leicht bewölkt

War das gestern heiß! ;-)

Wenn es nach unserem Hund geht, dann war es gestern jedenfalls warm, wenn nicht sogar heiß. Unser kleiner Afrikaner, der als Ridgeback eigentlich tropische Temperaturen gewöhnt sein sollte, fand die Nachmittagsrunde bei +11 Grad im Schatten jedenfalls hochsommerlich. Er hechelte, was die Lunge hergibt, musste zwischendurch in den Fluss steigen, um den Flüssigkeitshaushalt auszugleichen und kaum zuhause angekommen, warf er sich auf den kältesten Untergrund, den man in unserem Wohnzimmer finden kann: den Steinboden vorm Kamin.

Da kann man mal sehen, wie sich die Viecher (und natürlich auch wir) akklimatisiert haben. Im allerersten Winter ging beim Wauzi nichts ohne Mantel - und selbst in dem hat er im Auto mit den Zähnen geklappert. Ja, richtig gelesen. Er hat mit den Zähnen geklappert. Wir wussten bis dato nicht, dass Hunde so etwas überhaupt machen bzw. können, aber sie tun es. Ich für meinen Teil (eigentlich Frostbeule) kam im ersten Winter nicht ohne lange Unterhose und zwei Paar Socken aus - auch im Haus. Irgendwie wurde mir nicht warm.

In diesem Winter, scheinen wir allerdings klimatisch völlig angepasst zu sein, denn selbst ich habe gestern, als diese fast tropischen 11 Grad im Schatten zu verzeichnen waren, den ersten Spaziergang des Jahres in Baumwollhose, T-Shirt (zugegebenermaßen noch mit langem Arm) und Turnschuhen statt dicken Stiefeln genossen. OK, wir sind nur in der Sonne gelaufen und windstill war es auch...

Bei den nun wieder gestiegenen Temperaturen ist auch die Anzahl der Wohnmobile / Leihwagen auf dem Highway um einiges angestiegen. Und sofort liefen lange Kolonnen auf, weil der Leithammel sich an der Landschaft erfreuen wollte und mit 50 oder 60 über den Highway "raste". Liebe Fahrer da ganz vorne - egal ob hier oder da - schaut doch bitte ab und zu einmal in den Rückspiegel. Wenn dort keine Strasse mehr zu sehen ist, sondern eine lange Karawane hinter Euch her fährt, dann setzt doch einfach mal den Blinker, fahrt rechts ran und lasst die anderen vorbeifahren. Ein für alle Beteiligten deutlich entspannteres Fahren...

Der Ausverkauf "Olym/Paralympias" geht auch weiter. Jedoch anders als gedacht. In Whistler gibt es das sogenannte "Re-Use-It-Centre", das von einem gemeinnützigen Verein betrieben wird. Es ist ein großer Secondhand-Laden, in dem man äußerst günstig alles finden kann, was man für Wohnung, Haus oder Hof gebrauchen kann. Mit einem Sortiment in Form von Möbeln, Kleidung, Büchern, Spielen, Sportausrüstungen, Elektrogeräten, etc. ist es fast wie ein kleines Warenhaus. Dem Re-Use-It-Centre wurde nun Mobiliar des olympischen Dorfs gespendet, das zu unschlagbar günstigen Preisen an den Mann, die Frau oder das Kind gebracht wird. Ein Einzelbett incl. Matratze ist beispielsweise für 25 $ zu bekommen. Jetzt stelle man sich einmal vor, ein Kind will und will und will abends nicht ins Bett gehen. Dann erzählt man dem lieben Nachwuchs einfach, das Supersportler xy in genau diesem Bett genächtigt hat. Ich wette, dass das Kind gar nicht mehr aufstehen wird... ;-)





24.3.2010, kurz nach 07:00 Uhr, kein Wölkchen am Himmel

Das liebe Geld

Ich habe ja schon des Öfteren anklingen lassen, dass die Lebenshaltungskosten in Canada relativ hoch sind. Keine Subventionen auf Lebensmittel und entsprechend hohe Preise, hohe Autoversicherungskosten (für unsere beiden Trucks beispielsweise 420 Dollar pro Monat - nur Haftpflicht wohlgemerkt - und bei Anerkennung unserer deutschen Schadensfreiheitsklassen), bei einem Friseurbesuch ist frau auch mal eben 180 Dollar los, etc. pp.. Aber als ich die Mail eines Freundes in/aus Deutschland bekam, dann muss ich sagen, dass Canada doch auch ganz schön billig ist. Zumindest, was den Strom angeht.

Der Gute schrieb von einer Nachzahlung in Höhe von 500 Euro (ich wollte gerade schon Dollar schreiben). Mannomann, das ist aber ganz schön viel! Die "Wohnverhältnisse" sind relativ gleich und die Wäscheberge sind auch ähnlichen Ausmaßes.

Aber zurück zum Thema. Wir verbrauchen hier pro Jahr ca. 20.000 kWh Strom. Ja, richtig gelesen. Eine 2 mit 4 Nullen dahinter. Von/mit diesem Strom heizen wir das komplette Haus, bereiten das warme Wasser und betreiben davon halt alles andere an Elektrogeräten. Kostenpunkt pro Jahr: umgerechnet ca. 1.100 Euro. Also Strom, Heizung und warmes Wasser für weniger als 100 Euro im Monat. Spaßeshalber habe ich mal einen Strompreisrechner im Internet arbeiten lassen und kam zu einem deutschen Strompreis von ca. 4.500 Euro p.a.. Da lobe ich mir "BC Hydro" anstelle von Vattenfall, E.on, RWE & Co....

Ach so, ich sollte vielleicht noch erwähnen, das der hiesige Strom aus Wasserkraft erzeugt wird und niemand ein schlechtes Gewissen wegen der Emissionen oder der Endlagerung haben muss. Alles Ökostrom - da lässt frau den Trockner doch gleich nochmals laufen... ;-)

Allerdings nicht am kommenden Samstag um 20.30 Uhr "local time". Dann werden wir bei Kerzenschein völlig stromfrei am Esstisch sitzen und gebührend die "Earth Hour" zelebrieren... ;-)

Von der Wetterfront ist zu berichten, dass wir heute einen sonnigen Tag mit Hoechsttemperaturen von um die 11 Grad erwarten. Da werden viele energiesparend die Heizung ausstellen und stattdessen in kurzer Hose, T-Shirt und Flip Flops draußen sein. Wir haben aber auch schon die ersten Kajakfahrer gesichtet. Im Regen bei +4 Grad. Crazy diese Canucks... ;-)


23.3.2010, Dienstagmorgen, Hausfrauentag, 07.30 Uhr, + 4Grad, leicht bewölkt

Ausverkauf

Hätte jemand da draußen an den Computerbildschirmen gedacht, dass getragene Olympia-Kleidung ein Jahresgehalt wert sein kann? Zugegeben, kein Jahresgehalt eines gut ausgebildeten Handwerkers oder Unternehmers - wenn man in BC jedoch nur den gesetzlichen Mindestlohn verdient bzw. erhält, dann kommt dieser arme Mensch auf ca. 15.000 Dollar Jahreseinkommen. Brutto. Für dieses Einkommen bekommt man bei ebay-Canada derzeit ein getragenes Eishockey-Trikot des kanadischen Eishockeyhelden Crosby. Wer also auch gerne ein bisschen am Schlussverkauf teilnehmen möchte, kann sich HIER umschauen. Nein, nein, ich bekomme keine Provision - leider... ;-)

Die Bären sind los
Guten Morgen! Gut geschlafen? Seid Ihr nun hungrig? Diese Fragen kann man Mr. & Mrs. Petz "unten" in Squamish stellen. Heute Morgen war im Radio zu hören, dass die ersten Bärenaktivitäten in Form von Müll durchwühlen und den Rasen vorm Haus als Toilette zu nutzen in der "Valley Cliff"-Gegend zu verzeichnen sind. Zugegeben, durch die Lage am Meer ist der Winter dort kürzer und die Flora schon etwas weiter als bei uns - lange kann es dann hier aber auch nicht mehr dauern, bis wir die ersten schwarzen Bären mitsamt Nachwuchs sichten werden. Der Winter ist hiermit offiziell beendet...

Fly Robin Fly
Wir hatten es doch letztens erst mit meinen Interpretationsversuchen zum Thema Werbung und Waltons. "Was will mir der Titel "Fly Robin Fly" sagen?" Und? Weiß es jemand da draußen in der großen weiten Welt? Ich weiß es nun! 30 Jahre später - manchmal bin ich halt etwas langsamer... ;-) "Robin" brachte ich mit einer Person in Verbindung. Sei es der Robin von den Gibbs oder Robin Hood aus dem Wald oder Robin, die hier in Whistler ein Tattoo-Studio betreibt (OK, diese Robin war da noch gar nicht auf der Welt und ich lief noch mit einer Trommel um den Weihnachtsbaum). Aber in diesem Lied mit dem "anspruchsvollen" Text geht es gar nicht um einen Menschen, der warum auch immer fliegen soll. Robin ist ein Vogel. Dieses gefiederte Etwas lebt vom Frühling bis zum Herbst auch in unserem Wald namens Garten und ist eine Mischung aus Schwarzdrossel und Rotkehlchen. Was man nicht alles lernt, wenn man mal woanders lebt... wikipedia.org/wiki/American_Robin Übrigens, Robin ist seit einer guten Woche auch wieder hier - ein weiteres Indiz dafür, dass der Winter vorbei ist...

Last but not least: "Unser" Asphaltwerk rückt langsam aber sicher auch wieder in den Mittelpunkt des Interesses; etwas Neues gibt es aber noch nicht zu berichten. Der "Council" (Stadtrat) tritt erst wieder in der kommenden Woche zusammen und dann erfährt man mehr über das seit 15 Jahren existierende Unternehmen, das nun auf Druck der Anwohner verlagert werden soll. Ich lasse mich überraschen, was dann zu vermelden sein wird...


22.3.2010, Montagmorgen, +4 Grad, Aprilwetter

'ne bunte Mischung

Jetzt sind auch die Paralympics vorbei. Sie vergingen wie im Flug. Und wenn man den Athleten, Betreuern und mitreisenden Fans glauben darf, dann waren es die besten Spiele, die sie jemals erlebt haben. OK, der eine oder die andere vermag es zu beurteilen, so mancher "Paralympics-Frischling" sicherlich nicht. Anyway, die Stimmung war überall mehr als gut, das Wetter spielte halbwegs mit und alle wurden gebührend angefeuert und gefeiert. Das soll Sochi 2014 erst einmal nachmachen. Aber wahrscheinlich werden dann Menschen zum Zwangswinken und -klatschen abgezogen - ein paar werden es aus früheren Zeiten sicherlich noch können... ;-)

Einzig und allein die Abschlusszeremonie fanden wir etwas "mager". Wenn es diese Parade durch die Fußgängerzone nicht gegeben hätte, wäre wahrscheinlich nicht wirklich viel Stimmung aufgekommen. Den "First-Nation-Mann" mit seinen Ringen kannte man schon von Eröffnungsfeier Nr. 1 und ein Kinderchor ist sicherlich auch nicht sonderlich einfallsreich. Aber egal, die Fahne wurde nochmals von beiden Buergermeistern geschwenkt (war müssen die das eigentlich immer machen?) und an den russischen Kollegen übergeben, die Lampe ist wieder aus und jetzt warten alle auf das, was in den kommenden Wochen geschehen wird. Und das wird auch nicht wenig sein.

Erst einmal der große Ab- bzw. Umbau. Dann steht Ostern vor der Tür und im April steht noch das sonstige Highlight der Wintersaison auf dem Programm: das "Telus World Ski and Snowboard Festival" www.wssf.com mit zahlreichen Wettkämpfen, Shows, Konzerten und sonstigem Unterhaltungsprogramm. Whistler wird dann wieder aus allen Nähten platzen, wenn die "Freaks" dieser Welt anreisen und einer besser als der andere in der Halfpipe oder auf der Buckelpiste unterwegs sein wird.

Ostern an sich wird hier für den einen oder anderen sicherlich gewöhnungsbedürftig sein. Karfreitag und Ostermontag sind zwar auch hier Feiertage, jedoch sind beispielsweise alle Geschäfte offen und wer mag, der kann auch auf der Baustelle seinen Hammer schwingen oder im Friseursalon mit Kamm und Schere hantieren. Prozessionen an Palmsonntag sind hier übrigens gänzlich unbekannt - wahrscheinlich, weil es keine Palmen gibt... ;-)

Zum Thema "Schulabschlussfahrt" muss ich auch noch meinen Senf dazu geben. Auch hier sind die 16 Lenze zählenden Schüler mit der "Grundausbildung" fertig und gehen entweder direkt arbeiten (gänzlich ohne Berufsausbildung) oder können sich dank betuchter Eltern noch College oder gar University leisten. Beide sind nicht immer nah an "zuhause", so dass auch noch Studentenbuden fällig werden. Alles kostet eine Stange Geld und so manch einer startet sein Erwachsenenleben völlig überschuldet, weil er oder sie einen "College-Kredit" aufgenommen hat. Und wer jetzt aufmerksam mitgelesen hat, wird feststellen, dass die "lieben Kleinen" hierzulande ihr Elternhaus oftmals mit 16 Jahren verlassen und in die große weite Welt aufbrechen. Wir kennen genügend Beispiele eines solchen "Frühstarts".

Ach ja, die Abschlussfahrt der hiesigen Highschool geht in diesem Jahr nach Mexico, Paris ist zu weit weg... ;-)


21.3.2010 Sonntagmorgen, leicht bewölkt, 5 Grad

Super-Kombination

Gestern war es soweit - wir waren beim Skirennen. Durch zigfaches hin und her Schieben des Wettkampfkalenders haben wir allerdings nicht den gewünschten Super-G sondern die Super Kombination angesehen. Auch egal, ein kleiner Super-G war ja dabei...

Das Auto flugs in Creekside geparkt - ein Unding im Februar, wo alles hermetisch abgeriegelt war - ein kurzer Fußmarsch zum eigens für die Olympics und Paralympics installierten Sessellift, Tickets zeigen, KEINE Sicherheitskontrollen wie noch im Vormonat und schon wurde man von freundlichen Volunteers zu den besten Plätzen auf der noch ziemlich freien Tribüne gelotst.

Leider hat der Veranstalter den "Ticket holdern" nicht mitgeteilt, dass die Wettkämpfe bereits um 10 Uhr statt um 11.30 Uhr stattfinden. Diese Information war nur auf deren Website zu finden, der wir zum Glück noch einmal am Vortag einen Besuch abgestattet hatten.

Es begann mit den "Visually impaired" Männern. Faszinierend, ein anderes Wort fällt mir dafür nicht ein. Ich dachte, dass sie um einiges langsamer als die Sehenden unterwegs sein würden. Weit gefehlt. Die Jungs und Mädels stürzen sich voller Vertrauen auf den Begleitfahrer die Piste hinunter, dass man einfach nur sprachlos ist. Sprachlos, im wahrsten Sinne des Wortes, war man auch als die Fahrer in den Zielhang einfuhren. Die Stadionsprecher verstummten, die Musik war aus und auf den Bildschirmen war "Quiet please" zu lesen, damit der Athlet seinen Begleitfahrer besser hören kann. Man sollte es nicht glauben, aber ca. 5000 Menschen waren auf einen Schlag still, sobald der sehbehinderte Athlet jedoch die Ziellinie überquerte war es aus mit der Stille, dann brandete für jeden ein Riesenapplaus, Tröten-Getröte und (Kuh-)Glockenbimmeln auf.

Es folgten die weiteren Kategorien, wobei die im Schlitten-Sitzenden am schnellsten unterwegs waren. Die Frauen folgten in ihren jeweiligen Gruppen und nach einer einstündigen Pause folgte dann der Slalom-Durchgang, den wir allerdings nicht mehr angesehen haben.

Mitgenommen haben wir dennoch einen superschönen Vormittag, 68 Fotos, 4 Videos und einen leichten Sonnenbrand auf der Nase...
















Preise fast wie bei der Bundesbahn...




Die spanische Teilnehmerin wurde am Ende vierte




Im deutschen "Block"




20.3.2010, Samstagmorgen, 07:00 Uhr, -1 Grad, schwach bewölkt

Frühjahrsputz

Wer kennt es nicht? Diese dreckigen Fenster, wenn die erste Frühlingssonne durch die schmierige Scheibe scheint und jedem Hausmänn- und -fräulein ein schlechtes Gewissen machen. Das geht natürlich nicht, also ran an Fensterwischer, Glasreiniger und Papiertücher und ab geht's Richtung Fenster. Innen sind die ja schnell geputzt, aber außen? Da hat man/frau hierzulande kleine bis mittelgroße Schwierigkeiten. Unsere Fenster sind allesamt Schiebefenster und man bekommt von innen maximal ein halbes Fenster an der Außenseite geputzt. Da ist guter Rat - bzw. ein professioneller Fensterputzer - teuer und selbst ist der Hausmann. Die große Ausziehleiter kommt nach ihrem Winterschlaf wieder zum Einsatz und weil selbst die nicht reicht, um an die Fenster in der 2. Etage zu kommen, bekommt der Fensterwischer noch eine Verlängerung in Form einer alten Gardinenstange verpasst. Irgendwie müssen wir es ja hinbekommen auch die oberen Räume wieder lichtdurchflutet zu erleben. Gesagt getan. Frau putzt drinnen, Mann putzt draußen. Sehr zum Leidwesen der männlichen Nachbarn, denen beim Anblick des putzenden Deutschen ein schlechtes Gewissen von ihren besseren Hälften gemacht wird, weil "Crazy Canuck" noch nicht auf die Idee gekommen ist die Leiter ans Haus zu stellen. Was sollen denn diese bekloppten Deutschen von nicht geputzten kanadischen Fenstern denken? Das lässt die gute kanadische Hausfrau nicht auf sich sitzen und schickt den kanadischen Mann ebenfalls mit Eimer und Putztüchern bewaffnet in die rauhe Fensterwelt hinaus. Zu ihren Vorfahren gehört bestimmt auch irgendein alter Germane mit eingebautem "was sollen bloß die Nachbarn sagen - Denken" - aber immerhin gibt es jetzt wieder viele saubere Fenster in unserer Strasse...;-)

Heute gehen wir dann auch endlich zu den alpinen Wettbewerben, nachdem der Veranstalter den Wettkampfkalender zig Mal umgestellt hat und wir eigentlich entsprechend geänderte Tickets haben. Den "gekauften" Super-G "standing" sehen wir allerdings dennoch nicht - stattdessen steht heute die Super-Kombination auf dem Programm. Dann gucken wir halt das - es werden die letzten alpinen Wettbewerbe sein, weil die morgigen Rennen aufgrund der Wettervorhersage nach vorne geschoben werden mussten. Auch egal, Hauptsache wir waren dort und standen in der Sonne... ;-)

Dafür haben die Sportler dann aber auch mehr Zeit den Abschlusstag zu genießen. Vor der Abschlussfeier auf der Medal Plaza werden die gut 1.000 Athleten und Betreuer nun eine Parade durch die Fußgängerzone machen. Das ist sicherlich eine gute Idee, denn so kann ein jeder, der es möchte, ein wenig an der Party teilnehmen - sei es nun innerhalb oder außerhalb des blauen Sichtschutzzauns...

Der Prinz ist uns bisher weder vorgestellt worden noch lief er uns über den Weg. Einen roten Teppich haben wir auch nirgends entdecken können, dafür waren aber ein paar "Union Jacks" im Ort zu finden - direkt neben der irischen Fahne...

Dann mal bis morgen - allen "da drüben" noch einen schönen Samstagabend!





19.3.2010, Freitagmorgen, kurz vor 07:00 Uhr, - 1 Grad, hellblauer Himmel

Schönwetter - Mounties

Kaum ist die Sonne wieder sichtbar sind auch sie wieder da - die unzähligen Autos der Polizei auf dem Highway. Sei es deutlich erkennbar oder in "zivil". Von Letzteren sind derzeit wahre Heerscharen unterwegs. Aber irgendwie umgibt diese betont neutral gehaltenen PKW`s mit 2 Auspuffrohren, 3 Außenspiegeln und einem kleinen Sender auf dem Dach eine gewisse Aura, so dass sie von einem geübten Auge dennoch leicht zu erkennen sind. Die Ortsfremden tappen allerdings gerne in ihre Laserfallen und schon wird der Temposünder in Hollywoodfilm-ähnlicher Manier mit Blaulicht und Sirene am Straßenrand zum Stehen gebracht.

Ich möchte nicht wissen, wie viel Geld auf diese Art und Weise eingenommen wird. Es wird aber sicherlich ein lukratives Geschäft sein, sonst wären nicht so viele unterwegs... ;-)

Ach, es geht gar nicht ums Geld? Es geht um die Sicherheit? Hm, könnte sein. Aber warum werden dann so auffallend viele ebenfalls sehr leicht erkennbare Leihwagen angehalten? Jetzt fällt es mir wieder ein: es ist im "Rundum-Sorglos-Action-Paket" des Tourismusverbandes enthalten... ;-)

Im Village kommt man sich derweil vor wie im Winterschlussverkauf, nur dass es hier kein Gedrängel gibt. Es gibt kein einziges Geschäft, das nicht mit 30,40,50,60 oder 70% Rabatt die Kunden an die Kassentheke locken möchte. Ich gebe zu, dass ich auch zugeschlagen habe. Wenn Eddie Bauer 70% auf Winterklamotten anbietet und auf alle "Basics" in Form von T-Shirts, Jeans & Co. 50 % Nachlass gewährt, dann zieht mich der Laden magisch an. Der nächste Winter kommt bestimmt und ob z.B. ein schwarzer Rollkragenpullover der Saison 2010/2011 anders als der von 2009/2010 aussehen wird, wage ich zu bezweifeln. Eine Jeans wird auch immer eine Jeans bleiben und ein schlichtes 08/15-T-Shirt geht auch immer. Ja, die Sachen waren schon in der Elli... ;-)

Im "Olympic Store" sind nach wie vor 30% Rabatt auf alles angeschlagen; das "Whistler Clearance Centre" hat aber schon alles "Olympische" zum halben Preis im Regal liegen bzw. am Ständer hängen. Wer kauft jetzt noch Maskottchen & Co.? Der Zug ist doch schon abgefahren, oder? Und was passiert eigentlich mit den ganzen Überhängen? Ob die wohl an gemeinnützige Organisationen, Kinderheime oder ähnliches verteilt werden? Es wäre doch zu schade sie in den Müll zu werfen...

Ein Unterschied zu den olympischen Spielen ist mir allerdings gestern in der Fußgängerzone aufgefallen. Es waren vormittags ungefähr gleich viele Menschen in der Village Stroll unterwegs wie im Februar, es war aber viel leiser und ruhiger. Alle hatten gute Laune (die Sonne tat ihr Bestes), es war aber weniger "trubelig". Fahnenträger oder permanentes Kuhglockengebimmel: Fehlanzeige. Stattdessen einfach nur normale, freudestrahlende Menschen auf keinem, einem oder zwei Beinen, die bis über beide Ohren grinsten. Und weil es so ruhig war, hatte ich ein Aha-Erlebnis. Ich dachte mir, dass es schon komisch sei Dachdeckerbrenner (hier "Tiger torch" genannt) zu hören, wo doch noch vereinzelt Schnee auf den Dächern liegt. Dieses komische Geräusch wurde immer lauter, je näher ich dem Ende der Medal Plaza kam. Als ich dann aber die brennende "Lampe" namens olympisches Feuer gesehen habe, ging mir im wahrsten Sinne des Wortes ein Licht auf. Dieses fauchende Geräusch habe ich bei meinem "offiziellen Fototermin" vor / mit derselben schlichtweg nicht gehört. Dabei würde diese Gasflamme die zu schweißende Bahn wahrscheinlich komplett dahinschmelzen lassen. Was bin ich doch dumm oder vielleicht eher taub?... ;-)


18.3.2010 Donnerstag, 08:30 Uhr, Sonne, 0 Grad

Gestern war "St. Patrick's Day"

"SPD" wird natürlich auch hinreichend zelebriert. Viele laufen in grüner Kleidung rum, in den Kuchentheken findet man grünes Backwerk und in den Kneipen gibt es grünes Bier. Den diesjährigen Vogel hat jedoch ein Hot Dog - "Restaurant" in der City abgeschossen. Dort gab es grüne heiße Hunde. Wie "lecker" die doch aussehen... ;-)HIER

Der hiesige Irish Pub öffnete seine Zapfhähne bereits morgens um 9 - der Laden war voll. Genauso voll, wie der eine oder die andere später am Tage. ;-) Ich bin ja wirklich keine spießige Spaßbremse, aber Guinness & Whiskey zur Frühstückszeit? Nee danke...

Die allgemeine Großwetterlage hat sich nun auch endlich wieder geändert. Die Sonne scheint!!! : Unsere Damen und Herren Wetterfrösche hatten dieses Zwischenhoch bereits in der vergangenen Woche angekündigt - da sie sich bei ihren Vorhersagen aber sehr gerne irren, hat es ihnen niemand wirklich geglaubt. Aber dann passierte gestern das Unfassbare. Gegen Mittag wurde es stockfinster, es hat gehagelt und geregnet und kurz danach kam die Sonne raus. Blauer Himmel vom Feinsten. OK, ein paar Schäfchenwolken waren noch zu sehen, aber wir hatten nach einer gefühlten Ewigkeit wieder einen "Bluebird sky"! Da hat frau doch direkt bessere Laune...

Tja, und dann steht uns auch noch hoher Besuch ins "Village". Lisbeth von England schickt ihren Sohnemann Edward mitsamt Gemahlin zu Besuch in die "Kolonie". Sie schauen sich paralympische Wettkämpfe an, besuchen political correct das "Squamish Lil'wat Culture Centre", das "Indianermuseum" des hiesigen Stammes - www.slcc.ca, machen einen Spaziergang mit dem Bürgermeister durch den Ort, gehen am Sonntag zur "Closing Ceremony", für die auf dem Markt so gut wie keine Karten zu bekommen waren, machen den temporär stationierten Truppen ihre Aufwartung, und und und. Da bin ich mal gespannt, ob die Security wieder hoch geschraubt wird. An welcher Stelle der Thronfolge steht der Gute noch einmal? Sein Schwesterchen Anne war jedenfalls schon im Februar hier, da muss sie wohl "wichtiger" sein... ;-)

Eine große Party für die freiwilligen Helfer- ausgerichtet durch die "Resort Municipality of Whistler" - steht auch noch an. Hier werden derzeit die Rufe laut, ob diese denn wirklich sein muss. 150.000 Dollar will es sich die Stadtverwaltung kosten lassen, damit sich nochmals alle in ihre blauen Jacken werfen und sich gegenseitig auf die Schultern klopfen können. Einige Mitglieder des Stadtrates bemängeln nun, dass es keinerlei öffentliche Ausschreibungen für diesen Event gab (böse ist nun, wer Böses über Vetternwirtschaft denkt) und dass es im Gegensatz dazu zu immensen Kürzungen bei der Bezuschussung einiger "non-profit" Gesellschaften und deren Projekten, wie z.B. dem "Children's Arts Festival", das jedes Jahr im Sommer stattfindet, kam. Da könne und dürfe "die Stadt" nicht hingehen und diese nicht unbeträchtliche Summe aus dem Fenster werfen. Nun, "Whistler" sagt jetzt via Bürgermeister, dass diese 150.000 $ im "Gesamt-Orts-Budget" der Spiele in Höhe von 8,7 Millionen Dollar enthalten seien und somit alles in bester Ordnung ist. Blöd nur, dass diese Summe nirgendwo im Budget zu finden ist - auch nicht mit einer Lupe. Da gibt es wohl doch noch einigen Klärungsbedarf...



17.3.2010, Mittwochmorgen, kurz nach 07:00, bewölkt, +6 Grad

Die Klagewelle beginnt zu rollen

Bevor VANOC irgendwann einmal wieder aufgelöst wird, wurden in den vergangenen Tagen die ersten Klagen eingereicht. Zum einen gegen VANOC und zum anderen an den Vermieter diverser Verkaufsflächen am "Zielschuss" der alpinen Wettbewerbe in Creekside, direkt unterhalb von Whistler Mountain.

Einem Heli-Skiing-Unternehmen aus Pemberton ist es aufgrund der von Januar bis einschließlich Ende März geltenden Sicherheitsvorschriften nicht möglich "business as usual" zu betreiben. Durch die mehrstündigen Kontrollen beim "Ein- und Ausflug" sei ein normaler Geschäftsbetrieb nicht durchführbar, so dass der Unternehmer seine Helikopter in der weißen Hauptsaison hauptsächlich am Boden lassen musste. Wenn man mal bedenkt, dass ein Tag Heli-Skiing umgerechnet ca. 550 Euro kostet, 4-6 Leute per Heli in die Pampa geflogen werden und die Firma 5 Fluggeräte im Einsatz hat, kann man sich den Umsatzverlust leicht ausrechnen. 5 Heli's x im Schnitt 4 Personen x 550 Euro x 90 Tage = ein knappes Milliönchen...

Zum anderen (be)klagt der Supermarkt in Creekside, dass aufgrund der Straßensperrungen im Allgemeinen und der durch VANOC vereinnahmten Parkplätze im Besonderen das Geschäft stark rückläufig war, die laufenden Kosten allerdings gleich blieben. Die Parkplätze - das muss zum besseren Verständnis erwähnt werden - gehören dem Besitzer der kleinen "Shopping Mall", dieser hatte 85% aller vorhandenen Stellplätze (ca. 250) an den "Creekside Market" vermietet und ebendieser Eigentümer musste VANOC diese Fläche (auf "Order di Mufti" der Stadtverwaltung) als "operating space" zur Verfügung stellen. Dass man aufgrund der 2-monatigen Straßensperrungen gar nicht erst zum Supermarkt kam, muss ich wahrscheinlich noch nicht einmal gesondert erwähnen. Wer da jetzt wen auch was verklagt, ist noch nicht so sicher. Der Supermarkt hat erst einmal den Eigentümer auf Nichteinhaltung eines bestehenden Vertrages hin "kontaktiert", der lässt das Ganze bestimmt nicht auf sich sitzen und geht klagender weise ein Häuschen weiter und noch weiter und noch weiter. Das wird sicherlich ein langer Prozess, im wahrsten Sinne des Wortes...

Die ersten schlumpfblauen Uniformen der freiwilligen Helfer tauchen auch in den "For-Sale"-Anzeigen auf. Kostenpunkt für eine schwarze Hose, die Jacke in "Tarnfarbe", eine blaue Mütze vom Typ Badekappe der 70er Jahre, eine Weste und ein Shirt: ab 300 $ - nach oben sind natürlich keine Grenzen gesetzt. Aber wer gibt so viel Geld für Altkleider aus? Für das Geld bekommt man schon ein neues Set in Farben und Formen, die einem auch wirklich gefallen...

Mein Hund ist übrigens wieder fit - die Hundedamen des Umkreises interessieren schon wieder und auch das Futter schmeckt gut wie immer. Kein Wunder bei einem Mahl in Form von Basmatireis mit gedünsteter Hühnerleber und Möhrengemüse für den armen kleinen Rekonvaleszenten. Obwohl, wenn ich es mir recht überlege, dann ist es doch nicht so lecker. Leber, davor graut`s mir wirklich...

Zum 1. Juli d.J. wird es auch hier zu einer Steuererhöhung kommen. Obwohl, da muss ich etwas falsch verstanden haben. Schließlich werden "nur" die "Federal" und die "Provincial"-Mehrwertsteuer (GST und PST) zu einer "Harmonized Sales Tax" (HST) zusammen gefasst. Alles nur, um den Firmen eine Steuererklärung pro Monat zu ersparen und dann effektiver ihren Geschäften nachgehen können. So wird die HST jedenfalls "verkauft". Blödsinn, die Steuererklärung passiert online auf Knopfdruck, wenn man eine halbwegs gescheite Software arbeiten lässt, und dauert keine 5 Minuten. Die paar Minuten kurbeln ein business bestimmt nicht an. Der wahre Jakob ist, dass man hier nicht auf alle Güter GST und PST gleichzeitig zu zahlen hat. Per HST wird, bis auf Lebensmittel, aber überall abkassiert. Somit bekommen Staat und Provinz mehr in die jeweiligen Steuersäckel und der Bürger wird (auch hier) für dumm verkauft...


16.3.2010, Dienstagmorgen, 09:00 Uhr, warmer Regen bei +5 Grad

Frühlingserwachen - auch wenn es gerade regnet

Nein, nicht das von Wedekind, mit dem wir seinerzeit in der Schule gequält wurden. Ich meine das Erwachen der Natur aus ihrem Winterschlaf.

Unsere Haselnuss hinterm Haus beginnt zu blühen und auch erste Weidenkätzchen sind zu sehen. Die Bäume vorm Haus sind mitsamt Knospen auch in Lauerstellung und der Pfirsichbaum duftet in der Garage vor sich hin. Mal schauen, ob meine liebevollen Pinselbefruchtungsversuche tatsächliches Obst hervorbringen - ich glaube ja ehrlich gesagt nicht daran...

Die Sonne schafft es mittlerweile auch wieder "über den Berg" und die ersten Sonnenstrahlen erhellen unseren "Garten", der sich eigentlich Wald nennt. Bald, schon ganz bald gibt`s das erste Frühstück auf der Terrasse - so ab +10 Grad und aufwärts... ;-)

Die Adler werden wieder weniger. Man sieht sie nur noch vereinzelt am Fluss sitzen, wo sie auf den einen Lachs oder die andere Forelle warten. Die Gänse ziehen auch schon gen Norden und wenn es so weiter geht, dann wird auch bald wieder Familie Petz durch die Gegend streifen. Dann heißt es aber erst einmal "Vorsicht": a) haben sie ordentlichen Kohldampf und b) passen die Weibchen wie ein Luchs auf ihren Nachwuchs auf. Auf die "Cubs" freue ich mich ja zugegebenermaßen am meisten, sie sind soooooo süß!

Von den Paralympics und/oder dem Geschehen im Ort kann ich nichts derzeit leider nichts berichten, was nicht auch im TV zu sehen gewesen ist. Mein Hund war gestern krank und ich bin bis auf zwei kurze Spaziergänge mit Leo nicht aus dem Haus gekommen. So einen Hund mit Magen-Darm-Verstimmung lässt man lieber nicht allein... Oh ja, danke der Nachfrage: ich habe geputzt wie blöd - vor allem mein Auto von innen. Es lüftet immer noch... ;-)

Vor morgen werde ich nicht ins Dörfli kommen, um mich wieder etwas umzusehen. Vielleicht gibt es dann auch mal wieder etwas Interessanteres als heute zu berichten...








15.3.2010, Montagmorgen, kurz nach 07:00 Uhr, bewölkt, +1 Grad, Schneeregen

"Unser" Pineapple Express war da…

… und hat den Schnee in den niederen Lagen dahin gerafft. Bei uns lagen bekanntlich erneute ca. 15 cm des weißen Zeugs, das frau im März mal so gar nicht mehr sehen mag. Aber der ist ja nun wieder weg und wir erklären den Winter hiermit offiziell für beendet! ;-)

Statt Super-G (verschoben auf Freitag) haben wir gestern ein wenig im Garten gewerkelt. Das Tannengrün der Blumenbeete wanderte in den Wald zurück und siehe da: die ersten Pflanzen sind aus dem Winterschlaf erwacht. Einen Monat früher als im vergangenen Jahr. Klimawandel? Nun, für mich ist es schlichtweg ausgleichende Gerechtigkeit - der Winter fing in dieser "Saison" auch 6 Wochen früher als sonst an, die Schneefälle waren ausgiebiger als im vergangenen Winter und Tage mit Minustemperaturen gab es auch mehr als reichlich...

Ich soll mich mal nicht beschweren, schließlich haben wir uns aus freien Stücken dazu entschieden in ein "Winter-Land" zu ziehen? Mache ich gar nicht. Ich mag (auch) den Winter, aber irgendwann ist es einfach mal genug und man möchte ohne mehrlagige Kleiderschichten auf der Terrasse sitzen und das Alpenglühen betrachten...

Auch die Gartencentre haben sich gedacht, in diesem Jahr etwas früher als sonst ihre Pforten zu öffnen. Sehr zu meiner freudigen Überraschung. Da standen beim Walmart doch tatsächlich schon diverse Obstgehölze und Pflanzen im "Außengehege" und auch beim "Home Depot" bauten sie ihre Verkaufsfläche gerade auf. Home Depot? Home Depot, irgendetwas sagt das? Richtig, das ist der Baumarkt, der neben Waschmaschinen auch alles, was das Gärtnerherz begehrt, feil bietet. Dort werde ich in den kommenden Monaten oft zu finden sein... ;-)

Aber leider hat alles auch immer eine Kehrseite der Medaille. Hier ist es die nun extreme Lawinengefahr. Bei einem Snowmobile-Event ca. 200 km nord-östlich von Kelowna (Okanagan), kam es zu einer ebensolchen. Das bisherige traurige Endergebnis dieses Rennens sind 2 Tote und 30 Verletzte. Sowohl Fahrer als auch Zuschauer. Es werden immer noch mindestens 40 Personen vermisst...

Eine ähnliche Katastrophe ereignete sich auch im vergangenen Jahr unweit von uns. Snowmobilfahrer waren im Gelände unterwegs und wurden von einer Lawine erfasst. Andere Fahrer versuchten die Verschütteten frei zu schaufeln und wurden dabei selbst unter den weißen Massen begraben. Ein einziger Mann hat überlebt. Für die anderen 18 Personen - allesamt junge Familienväter aus ein und demselben kleinen Ort - kam jede Hilfe zu spät. Eine sehr traurige "Geschichte"...

Leute, passt auf, wenn Ihr im Backcountry unterwegs seid und habt immer einen GPS-Sender und eine "Self-Rescue-Ausrüstung" dabei! Das gilt nicht nur hier, sondern überall auf der Welt - auch auf der kleinen Insel im Atlantik namens "La Palma", die hat auch ihre Tücken...





14.3.2010, Sonntagmorgen, 9 Uhr, bewoelkt, +1 Grad

Aufgeschoben ist nicht aufgehoben

Das wird heute nix mit dem Super-G. Nach den heftigen Schneefällen der letzten Tage und der derzeit schlechten Sicht für den kompletten Pistenverlauf, haben die Veranstalter den alpinen Wettkampfkalender umgestellt. Heute finden statt des Super-G's nun die Slalom-Wettbewerbe statt. Die gestern angesagten Abfahrtsrennen sind nun am Donnerstag und am Freitag folgen dann die Super-G's der unterschiedlichen Kategorien. Da lob ich mir Kanada mit seinen flexiblen Arbeitszeiten und werden halt während der Woche im Zieleinlauf stehen. ;-)

Die paralympischen Athleten werden hier jedenfalls genauso - wenn nicht sogar mehr - angefeuert und sind für viele eine Inspiration nach dem Motto, wenn der das auf einem Bein kann, warum soll ich es nicht auch einmal versuchen. Aus unserem Bekanntenkreis, von denen niemand olympische Karten besaß, hat auch z.B. jeder Tickets für mindestens einen Wettbewerb erworben und Menschen mit Behinderungen werden hierzulande einfach "Person mit speziellen Bedürfnissen" (persons with special needs) genannt und sind, wie bereits geschrieben, vollkommen integriert.

Als wir gestern gegen 8 Uhr zum Grosseinkauf nach Squamish aufgebrochen sind, kamen uns wahre Heerscharen an Autos, Bussen und Polizeiautos entgegen. Alle hatten nur ein Ziel: Whistler! Das Village war vollkommen überfüllt und es gab ab ca. 10 Uhr weit und breit keinen einzigen freien Parkplatz mehr. OK, die meisten der Tagestouristen kamen eher zum Skifahren bzw. Snowboarden und nicht zu den Paralympics, aber einen solchen Ansturm haben wir wirklich seltenst erlebt. Wie gut, dass wir in südlicher Richtung unterwegs waren und der Ansturm wieder vorbei war, als wir gen Heimat fuhren...

Mit in unserem Einkaufswagen, war dieses Mal auch ein Telefon-Fax. Unser vorheriges Kommunikationsgerät hatte beschlossen seinen Geist aufzugeben und es musste Ersatz her. Dieses Mal ein Kombigerät - so ein Fax kann schließlich nicht schaden. Bei der Installation musste ich dann erst einmal so richtig schmunzeln. "Drucktechnik" wie vor 20 Jahren. Das "Lustigste" ist jedoch der "Overseas Mode - Off, Error, Next Fax". Da musste ich doch glatt mal ein Fax nach La Palma schicken, um zu gucken, wie es denn nach Uebersee funktioniert. Und siehe da, wenn ich nicht im "Overseas-Next Fax"-Modus bin, funktioniert die Übertragung über/durch den Atlantik nicht. So etwas kannte ich, obwohl beruflich schon immer interkontinental tätig, bisher nicht. Irgendetwas muss hier bei der Übertragung anders sein, ich bin aber noch nicht dahinter gekommen...

Ansonsten mussten wir feststellen, dass die deutschen Wetterfrosche bei ihren nordamerikanischen Kollegen abkupfern. Da hieß es doch glatt in einem Wetterbericht der letzten Tage "Grönland Express". Grönland Express? Davon hatten wir zu europäischen Zeiten nichts gehört. Ob die guten Menschen etwa unseren "Pineapple Express" nachahmen möchten? Na, Ihr Damen und Herren Meteorologen? Hand auf's Herz! Fällt Euch nichts mehr ein? Wir haben Euch jedenfalls durchschaut... ;-)



13.3.2010, Samstagmorgen, kurz vor 7, -2 Grad, leichter Schneefall

Wir sind der Zeit voraus...

... bei uns beginnt die Sommerzeit nämlich schon an diesem Wochenende. Allerdings nicht in ganz Kanada. Saskatchewan weigert sich - wie jedes Jahr. Diese kleinen Revoluzzer! ;-) Aber was heißt hier "klein" - flächenmäßig ist die Provinz in der Prärie ungefähr doppelt so groß wie Deutschland und hat sage und schreibe ca. 1 Million Einwohner. Da hat ein jeder noch ganz schön viel Platz zum Austoben... ;-)

Ansonsten sind wir hier der Zeit aber auch ganz schön hinterher. Oder soll ich lieber sagen, dass die Zeit einfach stehen geblieben ist? Ich habe ja bekanntlich eine "neue" Lieblings-TV-Serie. Und wenn man sich diese einmal genau anschaut - sprich die Handlung außen vor lässt - und stattdessen auf die kleinen Details im Hintergrund achtet, dann lebe ich in den 30er oder 40er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Ein kleines Beispiel: Die Waltons frühstücken. Auf dem mit einer karierten Tischdecke "verkleideten" Tisch steht ein Teller mit Sandwiches. Na ja, "Sandwiches" ist vielleicht ein bisschen übertrieben. Nennen wir es beim richtigen Namen - das macht man hierzulande schließlich - "Toastbrot mit Erdnussbutter". Daneben Kaffee für die Erwachsenen und Milch für die Kids. Szenewechsel: Wir schauen uns eine Werbung für Erdnussbutter xy im TV an. Der Tisch weist eine karierte Tischdecke auf, das Kind beisst munter in eine pappige, mit Erdnussbutter bestrichene Scheibe Toastbrot und zum Runterspülen darf das obligatorische Glas Milch nicht fehlen. Szenewechsel: Mutter Walton steht an einer Art Küchentresen vor der eigentlichen Küchenzeile und schmiert eine "Dubbel" nach der anderen, die mitsamt Apfel in eine braune Papiertüte wandert. Szenewechsel: die Mutter von heute steht an einer modernen Kücheninsel, schmiert - wie sollte es in einer Erdnussbutterreklame auch anders sein - ein Schul-Erdnussbutter-Toast und packt einen roten Apfel mit in die braune Papiertüte namens "Lunch Bag". Sowohl "damals" als auch "heute" schnappen sich die Kinder freudestrahlend ihr Essen und gehen gut gelaunt in die Schule.

Jetzt liegt es im Auge des Betrachters, was die Werbung aussagen möchte (und in Sachen Fehlinterpretationen war ich schon in der Schule nicht zu schlagen). Ich tippe darauf, dass mit Werbung xy die gute alte Zeit mit ihren Werten und ach so tollen Moralvorstellungen wiederbelebt werden soll. Die Großeltern der "Jugend von heute" sollen an ihre eigene Kindheit erinnert werden sollen und dass Erdnussbutter xy damals schon so furchtbar lecker war, so dass dem lieben Enkelchen gar nichts anderes vorgesetzt werden kann als eben dieses Produkt. Oder aber, dass das Produkt xy so gut schmeckt wie schon vor 80 Jahren und auch heutzutage nur aus natürlichen Zutaten ohne Zusatzstoffe hergestellt wird. Oder aber, dass der "Creative Director" der kreativsten aller kreativen Werbeagenturen meinte ein super-neue Idee zu haben. Alles völliger Blödsinn? Sechs, setzen? OK, damit kann ich leben - mein Abi wird mir bestimmt nicht mehr aberkannt... ;-)

Aber mal im Ernst: es ist hier schon einiges wie andernorts vor vielleicht 30 (oder mehr) Jahren. Das fängt bei Elektroherden mit Kochplatten der Sorte "Tauchsieder" an, geht über "Topladerwaschmaschinen" mit Wäschequirl in der Mitte und ihren zwei Kaltwasserprogrammen bis hin zu Lichtschaltern mit dem Charme der 50er Jahre, die hier der Standard sind. Ich könnte noch zahlreiche andere Beispiele anführen, aber die hebe ich mir für irgendwann einmal auf... ;-)

Von der Wetterfront bleibt zu berichten, dass wir in den vergangenen 48 Stunden nochmals eine ordentliche Packung Schnee abbekommen haben. Erst einmal nix mehr mit Frühling(sgefühlen). Das weiße Zeug ist wieder da und ließ die Pistenpräparierer nochmals so richtig schuften, damit die heutigen Abfahrtsrennen stattfinden können. Bisher habe ich jedenfalls noch nichts davon mitbekommen, dass sie verschoben wurden. Die Lawinengefahr ist auch wieder hoch - 50 cm auf einmal sind halt etwas viel, aber es wird schon fleißig gesprengt...

Aufgrund der starken Schneefälle kam es gestern auch zu zahlreichen Unfällen. Schnee, glatte Fahrbahn und (Leih-)Wagen mit Sommerreifen - da muss man sich nicht wundern. Zum Glück sind alle glimpflich ausgegangen...

Wegen eben der alpinen Rennen habe ich morgen habe keine Zeit etwas zur Festplatte zu bringen - dann "müssen" wir in Creekside im Zielbereich stehen und Menschen anfeuern, die uns bisher völlig unbekannt sind. Am Montag bin ich wieder "hier" bzw. "da" und werde berichten...


12.3.2010, Freitagmorgen, 7 Uhr, stark bewölkt, 0 Grad, leichter Schneefall

Eine wirre Mischung - passend zu den "Crazy Canucks"

Paralympics:
Heute ist es endlich soweit. Die Paralympics - unser aller Heilung gegen den "post-olympic blues" - beginnen mit einer (ausverkauften) Eröffnungsfeier im BC-Place. Dort, wo auch die "normalen" Olympische Spiele ihren Anfang genommen haben. Die Lampe an der Waterfront wird wieder entzündet und auch das fackelähnliche Gebilde auf der Medal Plaza hier in Whistler wird wieder brennen. Die Abfahrtsrennen am Samstag sind ausverkauft, für den Super-G am Sonntag konnten wir aber noch Karten zu 19 $ pro Nase ergattern. Das ist doch wirklich günstig, oder? Im Ort sind nun auch wieder die Damen und Herren der Security im Einsatz - allerdings längst nicht so viele wie zu den Olympics, wo man sie doch alle 100 Fuß (ca. 30 m) sichten konnte. Lt. gestrigem Zeitungsartikel sind "nur" 1.250 Leute im Einsatz. Im Februar waren es stolze 10.500 Hüter von Ordnung und Moral. Ob die paar "Männeckes" überhaupt auffallen werden? Vielleicht - oder auch nicht...

Benzinpreise:
Mannomann, das stinkende Tröpfchen kostet in Deutschland derzeit aber ganz schön viel! Wer kann sich das denn noch wie lange erlauben? Hier geht ein Liter "Regular" für umgerechnet 75 Eurocents durch den Zapfhahn. Also ca. die Hälfte dessen, was in good/bad old Germany zu zahlen ist. Die Steuern pro Liter sind auch hier verhältnismäßig hoch - da scheint sich nicht nur der Staat die Taschen voll machen zu wollen... ;-)

Subventionen:
Gibt es hier nicht. Jeder Farmer verdient so viel, wie er selbst erwirtschaftet. Vom Staat / der Provinz gibt es im Gegensatz zu den Kollegen in Europa nichts. Nix. Zero. Dass die Preise der landwirtschaftlichen Erzeugnisse (vor allem der Milchprodukte) im Gegensatz zu Europa um einiges höher sind, versteht sich von selbst. Aber das ist völlig OK - dafür haben wir hier einen Spitzensteuersatz aufs Einkommen von sage und schreibe 26% und auf Lebensmittel zahlt man keinerlei Mehrwertsteuer, hier GST (Goods and Services Tax) oder PST (Provincial Sales Tax) genannt, die sonst bei zusammengerechnet 12% liegen. Also auch weit von den deutschen 19% entfernt...
Wetter:

Wir erwarten in den kommenden Tagen eine bunte Mischung der Wettergötter dieser Welt. Von zaghaftem Sonnenschein über Regen und Schnee wird angeblich alles dabei sein. Immerhin bringt uns diese Pazifikfront viel warme Luft, so dass ab Anfang der Woche wieder Temperaturen so um die 8 Grad (plus) zu erwarten sind. Sicherlich angenehm für die Zuschauer - für die Sportler ist der dann eher pappige Schnee nicht so schön. Anyway, ändern können wir es nicht. Der Stimmung tut das Wetter jedenfalls keinen Abbruch. Sie ist wieder richtig gut und alle freuen sich auf die kommenden Tage.

Ach ja, bevor ich es noch vergesse: "Go Canada Go!" Ich will ja wieder neutral bleiben… ;-)


11.3.2010, Whistler, Donnerstagmorgen, kurz vor 7:00 Uhr, Schneefall

Erinnert sich noch jemand an die olympischen Spiele?

Und an die Wetterkapriolen am Cypress Mountain, wo der Schnee mit LKW's und Hubschraubern angeliefert werden musste? Nun, VANOC und das IOC haben im Vorfeld sicherlich zu wenig Schneetänze gemacht - jetzt, wo alles vorbei und abgebaut ist, schneit es dort und schneit und schneit. Sehr zur Freude der "Vancouverites", die einen ihrer Hausberge nun wieder für sich haben... ;-) Aber nicht nur dort schneit es. Es zieht derzeit ein Sturmtief übers "Lower Mainland", das neben Windböen auch Schnee mit sich bringt. In der vergangenen Nacht sind 15 cm Schnee gefallen - im Tagesverlauf sollen weitere 10 cm hinzu kommen. Dies allerdings ab einer Höhe von 1.000 m - das Village liegt auf ca. 700 m und wird bei einer Temperatur über dem Gefrierpunkt nicht ganz so viel abbekommen...

Das Whistler Sliding Centre wird im kommenden Winter einen Bob-Weltcup ausrichten. In unserem Käseblättchen stand etwas von November 2010, was ich allerdings bisher nicht an anderen Stellen im www habe finden können. Darüber hinaus - man sollte es kaum glauben - hat der internationale Rodelverband die Weltmeisterschaften im Jahr 2013 nach Whistler vergeben. OK, das ist noch lange hin und es wird noch viel Wasser den Green River hinunter fließen, aber ehrlich gesagt hätte ich es aufgrund der mannigfaltigen Kritik an der Strecke und dem Tod des jungen Athleten aus Georgien nicht für möglich gehalten, dass dort nochmals internationale Wettkämpfe stattfinden werden. So kann frau sich täuschen...

Ob wir uns über zukünftige Wettbewerbe im "Whistler Olympic Park" freuen dürfen, bleibt abzuwarten. Fakt ist bisher nur, dass die Sprungschanzen an Ort und Stelle bleiben werden und dass auch der Biathlon-Schiessstand nicht wieder dem Waldboden gleich gemacht wird. Sehr erfreulich - ich mag die Atmosphäre im Callaghan Valley sehr...

Und wo wir beim Thema "Erinnerungen" sind: ich habe eine "neue" Lieblingsserie im Fernsehen. Kleiner Tipp: "Good Night John-Boy", "Good Night Elizabeth", "Good Night Grandma'". Ist das schön - und ich fühle mich direkt 30 Jahre jünger… ;-) Einige der Fahrzeuge, mit denen John & Co. durch die Pampa fuhren, kann man hier tatsächlich noch finden. Im Sommer holt so manch einer sein geliebtes altes Schätzchen aus der Scheune und fährt damit spazieren. OK, so viele gibt es davon nicht mehr, manche wurden einfach vor ein paar Jahr(zehnt)en am Fluss geparkt... ;-)





10.3.2010, Whistler, Mittwochmorgen, kurz nach 7:00 Uhr, 0 Grad, leicht bewölkt

Hier wird alles beim Namen genannt

Nicht nur die "La Palma-Unaussprechlichen" sind hier schlicht und ergreifend "lange Unterhosen", auch werden hier die Namen von Personen, Restaurants & Co. veröffentlicht, wenn irgendetwas nicht stimmt bzw. so erscheint.

Am Montag war ein Bericht in unseren Abendnachrichten, in dem es um Hygiene-Kontrollen in Restaurants ging. "Böse" Etablissements wurden genannt, gezeigt und die Manager oder wer auch immer gerade vor Ort war, wurde zur Rechenschaft gezogen. Hier kann sich den Bericht nochmals ansehen: HIER

Für mich persönlich war das Interessanteste der Hinweis auf " online reports" der Damen und Herren Lebensmittelinspektoren. Ich wusste bisher nicht, dass man die "Besuchsberichte" ganz leicht vom heimischen Rechner aus einsehen kann. Eine schöne Sache, wie ich finde. Also liebe Touristen: schaut nach, ob die Lokalität, in der Ihr Eure Urlaubsdollars ausgeben möchtet, auch OK ist - sonst droht ggf. Montezumas Rache. Wer will so etwas schon im Urlaub - und die Wohnmobil-Toiletten sind für so etwas ganz bestimmt nicht ausgelegt... ;-) HIER

Hier wird aber auch sonst alles, wirklich alles veröffentlicht. Mord, Totschlag, Betrug, Diebstahl - es gibt nichts, was nicht der Öffentlichkeit bekannt gegeben wird. Dies kann von großem Vorteil sein, das muss es aber nicht immer. Auch hier wird so manches Gerücht als Wahrheit angesehen und schon ist's dahin mit dem guten Ruf...

Apropos Wohnmobile: die ersten dieser Art sind wieder auf dem Highway zu sehen. Ganz schön früh - sonst sind sie erst ab Ende April "on the road again". Mit einem fahrbaren Wohnzimmer wollte ich jetzt nicht durch die Gegend kutschen - die Teile haben nur Sommerreifen und letzte Nacht hat es etwas geschneit...

Ansonsten füllt sich das Village wieder. Die paralympische Dorf ist bezogen, es sind wieder TV-Sender unterwegs, die Athleten trainieren fleißig auf den Strecken und auch am Ticketschalter sieht man wieder Warteschlangen. Was mich besonders freut ist, dass bereits mehrere Wettbewerbe und sonstige "Celebrations" ausverkauft sind. Das gab es in der Geschichte der Paralympics bestimmt auch nicht sooooo oft... Die olympischen Ringe in der Fußgängerzone sind über Nacht durch das paralympische Symbol ausgetauscht worden. Und dabei hätte ich schwören können, dass die 5 bunten Kreise bis in alle Ewigkeit an Ort und Stelle bleiben und auch noch in zig Jahren als beliebtes Fotoobjekt dienen werden. So kann frau sich täuschen...




Die Ringe sind weg, dafür steht jetzt etwas anderes in der Gegend




9.3.2010, Whistler, Dienstagmorgen, 07:00 Uhr, -6 Grad, leicht bewölkt

So ein Hundeleben

Wauzi hat es schon schwer. Nicht nur Zwei- sondern auch Vierbeiner gehen hierzulande Tag für Tag zur Arbeit. Ohne Tariflohn und Urlaubsanspruch - dafür aber mit dem einen oder anderen Sandwichrest nach der Pause. Es soll sogar Menschen geben, die extra ein Hundebrot mitnehmen. Also, ich kenne da jemanden - und Leckerli sind auch immer in der Tasche... ;-) Aber mal im Ernst: Im Gegensatz zu allem, was ich bisher im Berufsalltag kennen gelernt habe, nimmt man hier seinen Hund einfach mit zur Arbeit. Es gibt kaum eine Baustelle, auf der nicht mindestens ein Hund kräftig mit anpackt (oder im Weg steht bzw. liegt), kaum ein Büro, in dem nicht ein nichtsahnender Besucher über einen Wassernapf stolpert oder ein Tierfuttergeschäft, wo man/frau erst einmal freudig von Hund und Katz' begrüßt wird. In "unserer" Hausbank steht als Service sogar eine große Leckerchendose am Schalter. Kaum ist frau mitsamt pelziger Begleitung in der Warteschlange, kommt mindestens ein Angestellter, um Monsieur zu streicheln und das eine oder andere Leckerli zu verpassen. Dies ist völlig normal - kein Wunder, dass alle Hunde so gerne dorthin gehen, oder?

Etwas anderes ist uns hierzulande im "Hunde-Bezug" noch aufgefallen. (Fast) alle Viecher sind friedlich. Spielen statt Knurren. Selbst unser in Deutschland anderen Rüden gegenüber eher unfreundliche Struppi der Marke "das ist mein Revier", ist hier im Umgang mit den anderen noch "intakten" Artgenossen völlig problemlos. OK, den kleinen schwarzen Pudel von schräg gegenüber kann er mal so gar nicht leiden - aber was kläfft der auch den lieben langen Tag sobald einer vorbei kommt und macht einen auf halbstark? Da muss unser 50 kg Wonneproppen doch mal zeigen wo der Hammer hängt - darf er dann auch - ich kann dieses fiese kleine Etwas auch nicht ausstehen... ;-)

Natürlich kann man auch hier Fido nicht überall mit hinnehmen. In Restaurants oder Kneipen beispielsweise sind Tiere grundsätzlich nicht erlaubt. OK, dann bleiben wir halt daheim und schlagen uns hier den Bauch voll und trainieren unsere Leber. Das Taxi entfällt dann auch - schließlich gilt auch hier: don`t drink and drive... ;-)

Für diejenigen, die sich - im Gegensatz zu uns - vom Freund und Begleiter trennen können, bieten zahlreiche "Pet Sitter" und "Dog Walker" ihre Dienste an. Letztere sind in den vergangenen Monaten nahezu wie Pilze aus dem Boden geschossen. Sie sammeln sämtliche Bello`s zuhause (oder wo auch immer) ein und verbringen dann die eine oder andere Stunde mit ihnen im Wald und auf der Heide. Für die Hunde ist es ein Riesenspaß und es soll auch den einen oder anderen Hundebesitzer geben, der es lieber den "Professionals" überlässt durch den Regen zu spazieren, anstatt selbst Südwester und Gummistiefel zu tragen. Nein nein, bevor jetzt irgendwelche Gerüchte aufkommen: ich laufe (noch) selbst... ;-)

Und das werden Leo und ich nun auch machen, bevor er es sich in seinem Büro-Hundekörbchen zum Morgen-Nickerchen betten kann. Hund müsste man sein...





8.3.2010, Montagmorgen, kurz nach sieben, bewölkt, 2 Grad plus

Unser täglich Brot back ich heute…

Auch wenn wir hier keineswegs in einer "Brot-Diaspora", in der es entgegen der landläufigen Meinung einzig und allein Toastbrot gibt, leben, backen wir unser Brot selbst. Sauerteigbrot in den unterschiedlichsten Formen und Geschmacksrichtungen. Sonntags ist bei uns jedenfalls immer Backtag. Gestern stand ein Weizen-Roggen-Mischbrot mit Leinsamen auf dem Programm. So richtig schön mit Kruste, denn obgleich es hier durchaus Sauerteigbrote zu kaufen gibt sind sie a) sehr teuer - 500 g Brot für 6 - 8 Dollar, je nach Sorte - und b) hat dieses Brot nie eine knusprige Kruste. Und was gibt es schöneres als frisches knuspriges Brot, einfach nur mit Butter bestrichen und etwas Meersalz darauf. Hmmm, lecker!

In hiesigen "Auswandererkreisen" wird nach einer gewissen Zeit immer wieder die Frage nach dem guten alten deutschen Brot gestellt. Deswegen beschreibe ich einfach mal, wie einfach es ist einen Sauerteig anzusetzen, denn hierzulande ist Sauerteig nicht in praktischen kleinen Tütchen erhältlich. Ob es den Ansatz auf "La Isla Bonita" gibt, weiß ich ehrlich gesagt nicht. Im Urlaub sind wir nie auf die Idee gekommen danach Ausschau zu halten...

Für die Herstellung eines Sauerteigs sind Vollkorn-, Roggen- oder Dinkelmehl geeignet.

Der Sauerteig sollte bei der Herstellung an einem warmen Ort ruhen (ähnlich wie beim Hefeteig). Am besten sind Temperaturen von 30-35°C. Bei Zimmertemperatur ist es aber auch durchaus möglich, es dauert nur ein wenig länger.

1. Tag: 100 g Mehl mit 100 ml lauwarmem Wasser in der großen Schüssel mischen und mit einem Teller abgedeckt an einen warmen Ort stellen. Nach 12 Stunden den Teig kurz umrühren und wieder ruhen lassen.

2. Tag: Nach 24 Stunden 50 g Mehl und 50 ml lauwarmes Wasser zum Teig geben und kräftig umrühren. Wieder abdecken und zurück an den warmen Ort stellen. Erneut 24 Stunden ruhen lassen. (Anmerkung: Es kann jetzt etwas unangenehm bzw. säuerlich riechen. Der Geruch wird nach einigen Tagen schwächer.)

3. Tag: Abermals 100 g Mehl und 100 ml lauwarmes Wasser zum Teig geben und erneut kräftig umrühren. Die Schüssel abdecken und zurück an den warmen Ort stellen. Den Teig nach 12 Stunden stark rühren und 24 Stunden ruhen lassen

4. Tag: Nach ebendiesen 24 Stunden ein letztes Mal 100 g Mehl und 100 ml lauwarmes Wasser zum Teig geben und wie immer kräftig umrühren. Wieder abdecken und zurück an den warmen Ort stellen. Den Teig weitere 24 Stunden ruhen lassen.

5. Tag: Der Sauerteig kann verbacken werden.

Der Teig ist bei richtiger Lagerung (sprich im Kühlschrank) unbegrenzt haltbar. Wer nicht oft Brot backt, muss den Sauerteig zwischendurch "füttern", wenn er länger als eine Woche nicht zum Backen benötigt wird. Hierfür reichen 1 EL Mehl und 1 EL Wasser aus. Umrühren und wieder gut verschließen. Wird wieder Brot gebacken, kann man den Sauerteig ganz einfach wieder "aktivieren".

Man muss nur 150 g Mehl und 150 ml lauwarmes Wasser zum übrig gebliebenen Sauerteig geben. Die Schüssel leicht abdecken und den ordentlich verrührten Teig an einem warmen Ort ca. 12 Stunden ruhen lassen. Er ist nun wieder einsatzbereit und kann verbacken werden.

Alles klingt viel komplizierter als es in Wirklichkeit ist. Ein Sauerteig ist kinderleicht in der Herstellung und kann gar nicht schief gehen.

Gutes Gelingen - und vor allem "Guten Appetit"! ;-)

Last but not least möchte ich noch kurz den "Flower Count" erwähnen. So etwas wie eine Blütenzählung habe ich bis zu unserem Umzug nach Kanada auch noch nicht gekannt. Adler, Bären und Lachse werden gezählt - OK - aber Blumen??? Auf Vancouver Island wird dies allerdings jedes Jahr praktiziert. Vom 25. Februar bis 4. März wird fleißig gezählt. In diesem Jahr wurden 21,691,666,716 Blüten "registriert". Auf Twitter kann man das Endergebnis finden twitter.com/FlowerCount - die eigentliche website des "Flower Count" ist leider noch nicht aktualisiert.www.flowercount.com - Sachen gibt's...





7.3.2010, Whistler, Sonntagmorgen, 08:30 Uhr, leicht bevölkt

Ein Kessel Buntes

Paralympics:
Der paralympische Fackellauf ist in vollem Gang und wird mindestens genauso zelebriert wie "Torch relay" Nr. 1. In den Medien hierzulande sind die Paralympics gut vertreten - was sicherlich auch an der Einstellung bzw. dem allgemeinen Umgang mit "disabled persons" zu tun hat. In Whistler arbeitet beispielsweise ein Rollstuhlfahrer als "Sales Associate" im Supermarkt - und fährt gerne mal den einen oder anderen Kunden über den Haufen, wenn er um die Ecke biegt ;-) - oder es steht ein Gehörloser am Bankschalter. Dies ist hier normal. Zahlreiche "Celebrations" im Rahmen der Paralympics sind bereits ausverkauft und wir haben - ganz im Gegensatz zu den Olympischen Spielen - Karten für die paralympischen alpinen Wettbewerbe gekauft. Diese Menschen verdienen es einfach angefeuert zu werden. Auf der Piste würden sie mich Rennschnecke wahrscheinlich so etwas von überholen... ;-)

Kanadische Küche
Ich liebe es zu kochen. Und ich liebe es zu essen. Und neue Dinge auszuprobieren. Im Netz bin ich nun auf eine umfangreiche Rezeptsammlung gestoßen, die das kanadische Landwirtschaftsministerium online gestellt hat. Hier findet man die deutsche Version: HIER Eine andere online-Datei enthält ebenfalls leckere Rezepte, diese sind jedoch nur auf englisch verfügbar: HIER

Guten Appetit! Enjoy! :

VANOC:
Die Busfahrer der olympischen Spiele beschweren sich, dass sie unter schlechten Arbeitsbedingungen ihre Schichten schieben mussten, keine Pausen hatten und darüber hinaus bisher nicht bezahlt wurden. Dieser Bericht in den hiesigen Nachrichten scheint das Gerücht, VANOC sei zahlungsunfähig, zu bestätigen. Es war in der Gerüchteküche u.a. davon zu hören, dass die Fahrer des VANOC-Fuhrparks, der ca. 4.500 Fahrzeuge umfassenden Flotte, das Benzin an der "Tanke" aus eigener Tasche bezahlen mussten, weil ihre "VANOC-Tankstellen-Konten-Karten" auf mysteriöse Weise auf einmal nicht mehr funktionierten. Ob es stimmt, vermag ich nicht zu beurteilen oder zu wissen. Es werden aber immer mehr Stimmen laut, dass so manch einer auf einer offenen Rechnung sitzt... Der Verkauf des 4.500 Fahrzeuge starken VANOC-Fuhrparks hat ebenso wie die Veräußerung von Büroeinrichtungen, Computern & Co. begonnen. Die bunt verzierten Autos, Trucks und Vans kann man bereits bei einigen Autohändlern sehen - um den Verkauf des sonstigen Inventars kümmert sich die Provinzregierung. Die Regierung? Ja, und dies sorgte bereits für Unmut bei der Bevölkerung. Es gibt schließlich private "Liquidators", die sich in ihrem ganz normalen Alltag um dieses Geschäftsfeld kümmern. Aber böse ist, wer Böses dabei denkt, dass die Damen und Herren der Politik nun zu Geschäftsleuten werden. Vielleicht braucht ja der eine oder andere Provinzdiener einen super-Luxus-Laptop fuer 150 Dollar... ;-)

Wetter:
Der Frühling hat uns in unserer Gegend erst einmal wieder verlassen. Wolken und Niederschlag (je nach Höhenlage Schnee oder Regen) statt Sonne und "bluebird sky" sind für die kommenden Tage angesagt. Egal, wir haben erst Anfang März und da kann man einfach keine "Sonne pur" bis Ende November erwarten...

Allen einen guten Start in die Woche!




1,5 Liter für 9,99$ - man muss es lieben...




6.3.2010, Whistler, Samstagmorgen, 08:30 Uhr, strahlender Sonnenschein

Wenn einer eine Reise tut - dann kann er was erzählen…

Na ja, eine Reise ist völlig übertrieben - es war eher ein Tagesausflug "runter in die City", sprich nach Vancouver. Wir hatten einigen Behördenkram zu erledigen und statteten u.a. auch der Außenstelle des deutschen Beamtentums einen Besuch ab. Sehr interessant. Bevor man überhaupt eingelassen wurde, hatte frau das Vergnügen ihre Handtasche durchsucht zu bekommen und selbstverständlich wurde man(n) / frau von einem älteren Herrn per Metalldetektor untersucht. Wir hätten schließlich versuchen können in der 7. Etage des "World Trade Centre" Blödsinn zu veranstalten. Ja ja, bei uns steht das WTC noch...

Die "Dienststelle" sah aus wie eine Schalterhalle bei der Post. Alle Mitarbeiter hinter Glas und seine Papiere steckte man in eine "Durchschiebe". Anfangs begrüßte uns typisch unfreundliches Beamtentum (und das mitten im freundlichen Kanada). Als uns aber dann die für unser Anliegen zuständige Dame, mit der ich vorher schon in email-Kontakt stand, erkannte, legte sich der Stimmungsschalter um und wir wurden sogar gefragt, ob wir eine gute Fahrt hatten. Na, geht doch! Der "Beamtenakt" war binnen weniger Minuten erledigt, unsere Verwaltungsgebühr in Höhe von ca. 30 Dollar brav in bar bezahlt und schon unterhielt man sich über das Leben in Kanada im Allgemeinen, in Vancouver und Whistler im Besonderen und wie man die Olympics erlebte. Sch... auf die Warteschlange hinter uns...

Als die komplette Bürokratie erledigt war, haben wir uns die Zeit genommen ein wenig durch Vancouver und entlang der Waterfront zu schlendern. Für einen Freitag war sehr wenig Verkehr auf den Strassen, dafür saßen umso mehr Menschen mit einem "Coffee to go" in der Sonne. Die Kirsch- und Magnolienbäume blühten, Narzissen, Hyazinthen, Primeln und sonstige Frühjahrsblumen standen in voller Pracht und auch die "Vancouver Lampe" der Olympischen Spiele lag auf unserem Weg. Natürlich gibt es auch hiervon Fotos. ;-) Das Teil sieht im TV größer als in der Realität aus, soviel steht fest...

Aber irgendwann muss man immer die Heimreise antreten und so machten wir uns in Richtung Parkhaus auf. Also wieder zurück zur Waterfront und die Türe suchen, durch die wir aus dem Parkhaus kamen. Blaue Tür gefunden - so weit so gut. An der Tür stand jedoch ein Schild, dass das Treppenhaus aus Sicherheitsgründen "one way" sei und man die Treppe hinter der nächstgelegenen Tür nehmen solle. OK, auf zur nächsten blauen Tür. Die führte dann über eine rostige alte Treppe auf die Strasse nach draußen. Hallo? Da kommen wir doch gerade her! Wieder zurück durch die Ein-/Ausfahrt und nochmals an der ersten blauen Tür lesen, was dort geschrieben steht. Vielleicht haben wir ja etwas falsch verstanden. Nee, da stand wir sollten "the next blue door" nehmen. Eine andere war auf dem Parklevel nicht zu finden. Wieder hinaus mit uns auf die Strasse, irgendwo muss doch eine Möglichkeit sein Parklevel 2 zu erreichen. Nach ca. 25 Minuten Suche sind wir dann tatsächlich an unserem Auto angekommen. Wie wir es geschafft haben? Ich habe den nächstbesten Mounty, der uns über den Weg lief, gefragt. Dieser lachte nur und meinte, dass er die Frage schon oftmals gehört hätte. Wir müssten "nur" einen Straßenblock weiter laufen und die 2. Einfahrtmöglichkeit dieser Tiefgarage nehmen. Von dort aus könne man jedes Parklevel erreichen. Danke lieber Freund und Helfer. "Shame on you" blödes Parkhaus - das ist doch Abzocke - schließlich kostet jede angefangene halbe Stunde schlappe 5,50 Dollar. Wenn jeder Kunde so lange suchen muss wie wir, dann kommt eine ganz schöne Summe zusammen...

Aber egal, der Ärger war schnell verflogen und wir haben die Heimfahrt bei strahlendem Sonnenschein entlang des Pazifiks in vollen Zügen genossen. Das Leben kann ja so schön sein...




Bei Sonnenschein an der Waterfront




Viel zu warm angezogen




Leere Straßen in Vancouver an einem Freitagvormittag




Blühende Bäume vor den Skyscrapern




Vancouver ist ein wichtiger Frachthafen




Die Harbourair, noch kanadisch, bald auch kanarisch?




3.3.2010, Whistler, High-Noon am Mittwoch, strahlender Sonnenschein + 8 Grad

Ein neuer "Lappen"

Ich habe heute meinen Führerschein gemacht und komme mir wieder vor wie 18... ;-)

Im Gegensatz zu Europa muss man seinen hiesigen Führerschein nämlich alle 5 Jahre erneuern. Jede Provinz hat diesbezüglich eigene Gesetze und Ausstellungsbüros - in unserem Fall ist es "ICBC", die offiziell "Insurance Corporation of British Columbia" heißt, im Volksmund jedoch "idiots controlling British Columbia" genannt wird. Aber das ist ein anderes Thema...

Den ersten BC-Führerschein bekommt man im Austausch gegen seine deutsche Fahrerlaubnis und Entrichten einer "Fee" in Höhe von 31 Dollar. Dazu noch ein kurzer Sehtest und man bekommt einen gelben Zettel, der den Führerschein für 30 Tage ersetzt. Die hiesige Führerscheinkarte wird nach Überprüfung des alten "Lappens" durch die deutschen Behörden per Post zugesandt. Jeder Führerschein "danach" kostet 75 $ und ab dem 65. Lebensjahr bekommt man das gute Stück zum Angebotspreis in Höhe von sage und schreibe 17 $ - wahrscheinlich weil die älteren Mitmenschen in ihrem Leben schon genug dafür bezahlt haben. In diesen 17 $ ist dann auch wieder ein Sehtest inbegriffen. Jeder "Elderly", der diesen nicht (mehr) besteht, muss sich von seiner geliebten "Driver's License" verabschieden. Klingt hart, ist aber bestimmt sinnvoll. Wer nicht richtig gucken und ein A nicht von einem B unterscheiden kann, hat hinterm Steuer einfach nichts verloren. Meine Meinung - auch wenn mich jetzt der eine oder die andere teeren und federn möchte. Macht nichts, ich bin ja weit weg... ;-)

Der Führerschein ist hier Ausweisdokument Nr. 1 und enthält neben den üblichen Angaben auch Daten wie Anschrift, Groesse, Gewicht (da kann frau ja schummeln, es steht keine Waage da : ) und Haarfarbe, die sich bei mir aber ständig ändert. Bei meiner besseren Hälfte steht "Glatze", obwohl er eigentlich noch gar keine hat, sondern sein Haupthaar einfach nur "trimmt". Seine eigentliche Haarfarbe steht nirgendwo...

Seinen Führerschein muss man übrigens auch beim Umzug in eine andere Provinz/Territorium innerhalb von 90 Tagen umtauschen. Diese "90-Tage-Fahrerlaubnis-Frist" gilt übrigens auch für Touristen. Nach 90 Tagen verliert der "ausländische" Führerschein seine Gültigkeit und müsste eigentlich in einen Kanadischen umgewandelt werden. Aber wer macht das schon - ich kenne niemanden...

Und weil ich schon einmal im Dörfli war, bin ich nochmals kurz den Village Stroll rauf und runter gelaufen. Dort, wo in den vergangenen Wochen Gott weiß was los war, herrschte gähnende Leere. Ein paar herumirrende "Frisch-Touristen" (die sind immer leicht an den ausgewählten Fotomotiven und ihrer Kleidung zu erkennen), ein paar Teams für die anstehenden Paralympics (alle mit Gesichtern voller Vorfreude und ebenfalls gezückten Kameras) und ansonsten einzig und allein Arbeiter, die Bühnen & Co. demontierten. Am "Olympic Store", dem offiziellen Souvenir-Laden, gibt es jetzt alles mit 30 % Rabatt. Wenn der Rabatt bei 75 % liegt kaufe ich mir auch noch eine "Canada"-Jacke. Es reicht doch, wenn VANOC kostendeckend ist... ;-)





2.3.2010, Whistler, Dienstag 09:30 leicht bewölkt

Olympia-Nachlese

Der gestrige Massen-Exodus am Flughafen ist problemlos abgelaufen. Das befürchtete Chaos blieb aus. Well done!

Erste "Wirtschafts-Meldungen" sind auch zu lesen. VISA hat lt. eigener Angaben zwischen dem 12. und 26. Februar über eine Million US-Dollar "verarbeitet". Dies sind 93% mehr als in einem normalen Februar. Die letzten beiden Tage der Spiele fehlen noch, es wird also sicherlich noch etwas mehr werden. Vergessen darf man natürlich nicht, dass es nicht nur VISA gibt. Von AmEx, Mastercard & Co. wurde (bisher) nichts verlautet. HIER

Auch der Immobilienmarkt hat einen positiven Schub bekommen. Allein ein "Developer" hat in den beiden olympischen Wochen 31,8 Millionen Dollar in die Kasse bekommen. Einer von vielen "da unten in der City"... In Whistler hält man sich mit solchen Zahlen gerne zurück, die Anzahl der "Sold"-Schilder am Straßenrand ist aber deutlich gestiegen. Hauptsächlich "relativ günstige" Häuser mit Blick auf Whistler Mountain und den Alta Lake in einem Preisrahmen von 1,2 - 1,5 Millionen sind an den Mann oder die Frau gebracht worden. "Time-Share-Anteile" sind auch weniger als sonst zu finden. Ich schließe einfach mal daraus, dass auch hier einiges über den Maklertisch ging... HIER

Ob die Region "nachhaltig" mehr Touristen und/oder Neuzugezogene verzeichnen wird, bleibt abzuwarten. Ich denke aber schon, dass sich der eine andere aufgrund der schönen bunten Bilder im TV ernsthaft Gedanken über einen Urlaub in BC machen wird. Nein, nein, natürlich nicht den kompletten Jahresurlaub - so ein oder zwei Wochen auf "La Isla Bonita" müssen nach wie vor drin sein. Wir graben uns doch nicht gegenseitig das (Touristen-)Wasser ab... ;-)

Die goldenen kanadischen Eishockeyspieler müssen heute jedenfalls wieder "ran". Die ersten NHL-Spiele sind bereits heute Abend. Da konnte nicht großartig gefeiert werden und so etwas wie Massensiegesfeiern mit Winken vom Rathausbalkon gibt es hier nicht. Thema abgehakt. Hallo Alltag, da bin ich wieder! Auch wenn sich gestern noch eigentlich alle Gespräche um die Erlebnisse der vergangenen zwei Wochen drehten. Man hatte sich halt viel zu erzählen. Ob auch gearbeitet wurde? Nicht wirklich... ;-)

Und hier noch eine kleine Audio-Datei der ARD. Die einzigen "Nicht-Promi-Sportler" haben bei uns gewohnt, ja ja, ich gebe ganz schön an... ;-) HIER



2.3.2010, Dienstagmorgen in Whistler

Truppenabzug

Da ziehen sie nun wieder ab - unsere Freunde der Army.

Heute lief ich gegen 7 Uhr mitsamt Hund durch den Wald. Während der vergangenen Wochen hatte ich dort, wo mir sonst höchstens mal der böse Wolf oder Coyote Carl über den Weg laufen, oftmals das Gefühl beobachtet zu werden. Nun, ich möchte jetzt behaupten, dass mich mein Bauch nicht getäuscht hat. Heute Morgen war genau dort Truppenabzug. An mir zogen Panzer und sonstige Militärfahrzeuge vorbei. Eine wahre Militärparade ganz alleine fürs Hundekind und meine Wenigkeit. Die Menschen in grün-grau grinsten sich eins und haben zum Abschied gewunken. Einer hielt dann neben mir an und meinte, dass ich heute aber früher als sonst dran sei. Da haben sich meine 156 Dollar, die jeder kanadische Steuerzahler lt. Statistik für die Olympics ausgegeben hat, doch glatt gelohnt. Ein komplettes Regiment ganz allein zu meinem Schutz... ;-)

Ansonsten beginnt nun der Abbau zahlreicher Tribünen, Zelte, Container etc. pp.. In Zeitungen und Online-Stellenmärkten sind zahlreiche Anzeigen zu finden. Personal ist hier knapp. Am 31. März muss VANOC mit alldem fertig sein, was aber sicherlich kein Problem darstellen wird. Ein Aufbau dauert schließlich immer länger als der Abbau...

Am Flughafen scheint bislang alles ganz gut zu funktionieren. Bisher gab es eigentlich keine großartigen Verspätungen. Alles unter einer Viertelstunde ist, wie ich finde, völlig im Rahmen - die Transatlantik-Direkt-Flüge starten allerdings erst heute Nachmittag. Mal sehen, wie es bis dahin aussieht...

Wir werden in dieser Woche noch nach Vancouver fahren und einigen Behördenkram erledigen. Denn auch hier gibt es Anträge zur Erteilung eines Antragformulars... Und wenn wir schon einmal dort sind, werden wir nachsehen, ob der Canada Place all die Feierei unbeschadet überstanden hat... ;-)

Allen einen guten Start in die Woche - ich muss jetzt auch wieder ins Büro...

Gruß aus Whistler!!!





1.3.2010, Montagmorgen in Whistler

Alles vorbei?!

Es ist soweit, nach Jahren der Vorbereitungen ist heute der letzte Tag der Olympics angebrochen. Schade eigentlich, es war eine super Zeit - auch wenn es das Wetter nicht immer gut meinte. Eine gewisse Melancholie machte sich bereits in den vergangenen Tagen breit, erste Abreisewellen schwappten durch den Ort und auch unsere Besucher sind wieder auf dem Weg in die USA bzw. über den großen Teich zurück nach Deutschland. Mit im Gepäck haben sie zig Eindrücke und prall gefüllte Kameraspeicher. Verarbeiten werden sie ihren Trip sicherlich erst in ein paar Tagen oder Wochen. Abreisen wollte jedenfalls niemand, so gut hat es allen gefallen.

Für uns beginnt nun wieder der ganz normale Alltag. Wie wird der wohl sein, wenn sich nicht alles um Olympia dreht? Als wir uns dazu entschlossen haben in diese Region zu übersiedeln, stand schon fest, dass es ein Austragungsort sein wird. Wie wird unser Leben "ohne" nun sein? Welche Themen werden am Arbeitsplatz oder beim Friseur nun "betratscht"? OK, es kommen ja noch die Paralympics, aber die paar Sportler und Betreuer fallen eigentlich überhaupt nicht ins Gewicht. Ob nun 1000 Menschen mehr oder weniger im Ort sind, wird nicht auffallen, sind doch bei einer Maximalauslastung gut und gerne 55.000 Menschen im Village. Jedes Jahr zur Weihnachtszeit.

Wir haben uns riesig für die "Crazy Canucks" gefreut, wenn sie eine Medaille ergattern konnten und gestöhnt, wenn ein Deutscher beim Biathlon daneben geschossen hat. Das sind dann wohl die bekannten zwei Herzen in einer Brust. So'n bisschen kanadisch sind wir halt doch schon geworden und ein bisschen deutsch geblieben...

Eine große Abschlussfeier wird es heute noch geben und dann heißt es "Welcome back to reality", wir können ja nicht für immer in unserer fröhlich-bunten Seifenblase leben. Alles hat ein Ende und unsere olympischen Ringe unter den Augen werden auch irgendwann verschwinden, halbwegs jedenfalls...

Vancouver Airport (YVR) bereitet sich auf den großen Abreisetag am morgigen Montag vor. Es werden 39.000 Passagiere erwartet, am bisherigen Rekordtag "verfrachtete" man 28.000 Passagiere. Für die Sportler soll es eigene Abfertigungsschalter geben, damit ihre "Olympic experience" auch bis ins letzte Detail - im wahrsten Sinne des Wortes - durchweg positiv ist.

Für uns war alles positiv. Das prognostizierte Chaos blieb aus, das Verkehrskonzept, welches vorher für eine Menge Unmut gesorgt hat, funktionierte perfekt, eingefleischte Autofahrer stiegen ohne Murren in die Busse und der Einzelhandel kann sich auch nicht beschweren. Interessanterweise wurden mehr "Whistler-Souvenirs" als "Olympic Merchandise" verkauft.

Alles in allem, war es eine rundum gelungene Veranstaltung und wir freuen uns schon jetzt auf die nächsten Spiele, auch wenn sie für uns ganz schön weit weg sind...









Familie Ellen & Simon Märkle

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