La Palma Aktuell - International
Whistlers Whistle - Hintergründiger Alltag in British Columbia



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Nachrichtenarchiv aus Whistler, Februar 2010



26.2.2010, Freitagmorgen in Whistler

Betreten der Baustelle verboten - Kinder haften für ihre Eltern

In Whistler wird viel gebaut. Immer noch. Auch wenn alles "Olympische" längst fertig ist. Es entstehen stets neue "Neighbourhoods", bei denen ein "Developer" von der Infrastruktur in Form von Straßenbau etc. pp bis hin zum Anbringen der Badezimmerspiegel alles aus einer Hand (bzw. mit Unterstützung zahlreicher Subunternehmer) leistet.

Whistler ist leider nicht gerade preisgünstig. Grundstücke und/oder Häuser sind für "Otto Mainstreet" fast unbezahlbar. Hier kommt nun die "Whistler Housing Authority" ins Spiel, die es sich auf die Fahnen geschrieben hat "affordable housing" anzubieten. Jeder, der in Whistler lebt und arbeitet, kann sich auf eine Warteliste setzen lassen, um eine Wohnung oder ein Haus "employee restricted" zu mieten bzw. zu kaufen.

Aktuell gibt es zwei große neue "Neighbourhoods", in denen die Geduldigen auf der Warteliste Eigentum erwerben konnten. Die erste neue Nachbarschaft kennt mittlerweile wahrscheinlich jeder auf der Welt: das "Athlete's Village" alias "Cheakamus Crossing" am südlichen Ende von Whistler und "Rainbow", nördlich des Villages gelegen.

"Cheakamus Crossing" bietet hauptsächlich Reihenhäuser und Eigentumswohnungen, während "Rainbow" mit seinen Einfamilienhäusern bzw. Doppelhaushälften eher für Menschen mit einem etwas größeren Geldbeutel ist.

Und jetzt komme ich endlich mal zum Punkt, aber manchmal muss man halt etwas ausschweifen. I'm sorry for that!

Die Tochter eines Bekannten hat sich jedenfalls eine dieser Doppelhaushälften gekauft. Kaufpreis incl. Steuern: ca. 500.000 $ (ca. 330.000 Euro). Ein Schnäppchen für diese Lage. Das Haus wird derzeit gebaut, besichtigen darf sie es aber nicht. Im Kaufvertrag steht unter Paragraph 08/15 explizit, dass der Käufer während der Bauphase keinerlei Zutritt hat. Erst nach Fertigstellung ist es dem Käufer gestattet Haus und Hof zu betreten. Das kommt einem doch spanisch vor. Man gibt eine ziemliche Summe aus und kauft die Katze im Sack. Sich mal eben auf die Grossbaustelle schleichen geht leider nicht - es ist ein gut gesichertes Tor im Weg. Wie gut, dass diese Tochter einen Vater hat, der für fast alle Handwerksbetriebe der Umgebung Werkzeuge repariert und er somit Zutritt zur Baustelle hat, den er reichlich ausnutzt, ganz egal, ob er dort etwas zu tun hat oder nicht. Fazit: der Spruch "was nichts kostet ist auch nichts" trifft auf dieses Haus auf jeden Fall zu. Schnell und teilweise ohne Rücksicht auf gängige Bauvorschriften aus den günstigsten Materialien zusammen geschustert - wenn die Wände erst einmal verkleidet sind, sieht man ja nicht, was sich dahinter verbirgt. Ohne Worte, oder?

Im Gegensatz dazu ist die Baustelle meiner besseren Hälfte ein wahrer Taubenschlag. Da gehen Makler, Bauherren, interessierte Nachbarn und weiß der Kuckuck wer sonst noch, einfach durch den Rohbau und lassen sich das Stück deutscher Handwerkskunst in Kanada erklären. DIE Bude, ist auf jeden Fall in Ordnung - sie wird nach Fertigstellen auch "nur" so um die 4 Mio. Dollar kosten. Dafür kann man auch etwas erwarten, oder? Und sei es eine kostenlose Führung über die Baustelle... ;-)

Last but not least bleibt von der Wäschefront zu vermelden, dass "Queen Elli II" brav gearbeitet hat und nur noch zwei Ladungen auf ihre Vollendung warten. Gut gemacht Elli! Sie ist auf jeden Fall schneller als der Trockner...





25.2.2010, Donnerstag ist Waschtag in Whistler

Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht.

Da steht sie nun in der Waschküche: Elli II. Die ersten 3 Ladungen sind durch und der Trockner fühlt sich jetzt auch nicht mehr so einsam. Aber der Reihe nach:

Mir wurde gesagt, dass ich ab 10 Uhr vorbeikommen könne, um Elli II aus den Klauen des Händlers zu befreien. Und weil ich in einer Beziehung ziemlich deutsch (sprich überpünktlich) bin, war ich bereits um halb 10 vor Ort. Ach, da bin ich doch flexibel, gehe einfach vorher in den "Extra Foods" und lade Lebensmittel, Tierfutter & Co. in den Truck. Nach einer ¾ Stunde war dies vollbracht und ich stand mit meinen Kaufbelegen am Serviceschalter des Home Depot's, wo ich mich lt. telefonischer Anweisung einfinden sollte. Ich legte meine Zettelsammlung vor und schaute in fragende Gesichter. Ob ich mir sicher sei, dass die Waschmaschine im Laden angeliefert würde, eigentlich wird sie vom Lieferanten direkt an die Kunden geliefert. Ja, ich weiß. Aber aufgrund der aktuellen Verkehrslage darf der LKW nicht bis zu mir fahren. "Ach ja richtig - es ist heute morgen ein Karton angekommen, da könnte eine Waschmaschine drin sein, wir gehen ihn mal suchen." Tja, und dann stand ich erst einmal da. Um die Wartezeit zu überbrücken gesellte sich dann die freundliche Türsteherin, die jedem eintretenden Kunden das aktuelle Prospekt in die Hand drückt, zu mir. Ja, sie habe auch einen Waschmaschinenkarton gesehen. Hoffentlich sei die Maschine nicht in die Ausstellung gekommen. Bitte nicht! Nach einer gefühlten Stunde kam dann ein netter Mensch mit dem Objekt weiblicher Begierde zum Schalter. Jippie! Da ist sie ja. Jetzt nur noch schnell den Karton aufmachen und nachsehen, ob auch keine Kratzer dran sind. Nein! Stopp! Nicht aufmachen, ich muss das Teil doch halbwegs trocken nach Hause bekommen und draußen regnet es in Strömen. Na gut, auf meine Verantwortung, wenn Kratzer dran sein sollten habe ich 48 Stunden Zeit dies beim Hersteller zu reklamieren. Ich weiß, wurde mir beim Kauf gesagt und einen Handzettel habe ich auch bekommen, kein Problem. Kann mir jetzt bitte jemand helfen das Teil auf die Pritsche zu heben? Oh nein, so einfach geht das jetzt nun einmal nicht. Erst einmal muss der Manager befragt werden, wie der Warenausgang im System eingegeben werden kann, denn eigentlich kommen Waschmaschinen ja gar nicht dort an. Wie sollen sie die Transaktion nun abschließen? Nach längerer Diskussion aller Beteiligten (es standen ungelogen mittlerweile 6 Angestellte am Schalter) einigte man sich dann darauf, dass einfach man eine Kopie des Kaufvertrags anfertigt, diese dann als Lieferschein deklariert und ich diese Kopie einfach abzeichne. Her mit dem Zettel! Kann ich jetzt gehen? Nein, kannst Du nicht! Es kam ein Mitarbeiter der Warenausgabe hinzu, der mich zum "Contractor Pick up" schickte, weil die Maschine als "special order" nur in der Verladehalle auf meinen Truck gepackt werden könne/dürfe. Heh, das Ding steht auf einer Karre und meine Karre steht draußen auf dem Parkplatz. Wir müssen jetzt nur durch diese eine Tür gehen, einer hilft beim Aufladen und schon bin ich weg. Nix da! Bevor ich aber lange rumdiskutiere (das bringt sowieso nichts, die Leute müssen sich ja an ihre Regeln/Vorschriften halten), sage ich allen brav Dankeschön, wünsche einen schönen Tag, gehe durch die korrekte "Exit-Tür" nach draußen, steige in meinen Wagen, fahre 20 m durch eine eigens für mich geöffnete Hallentuer und werde von einem bisher nicht in Erscheinung getretenen freundlichen Herrn in Empfang genommen. Dieser organisierte dann innerhalb weniger Minuten einen Trupp "Heber" und schwuppdiwupp - man sollte es kaum glauben - stand die Waschmaschine auf der Pritsche. Nochmals wurden die Papiere gecheckt und der Hinweis auf die 48 Stunden Reklamationsfrist erneuert. Nach einer gefühlten Stunde fahre ich quer durch die Halle zum richtigen Ausgang und bleibe auf dem Parkplatz stehen, um den Karton fest zu zurren. Während ich fluchend im Regen auf der Pritsche stehe, weil ich die Technik eines Spanngurtes einfach nicht verstehe und zu blöd bin den Nippel durch die Lasche zu ziehen, hält ein freundlicher Mounty neben mir an und grinst sich eins. Ob er "Ma'am" helfen könne. Ja, kannst Du, siehst Du doch! Blödmann! Nein, das habe ich natürlich nicht gesagt. Der Mann meinte es ja nur gut mit mir. Also ein nettes Lächeln aufs Gesicht und einen auf hilflose Frau machen. Das wirkt immer. Auch in diesem Fall. Mein Freund und Helfer sprang auf die Pritsche, nahm die Gurte, befestigte alles entsprechend und innerhalb kürzester Zeit war alles ausbruchsicher angekettet. Endlich geschafft und der Cop "war, ist und wird immer sein" mein Held des Tages... :

Nächster Halt: WalMart. Den Truck schön in Sichtweite der Security parken und ab geht's in den Konsumtempel, den ich eigentlich überhaupt nicht mag. Stets voll und immer schlechte Luft. Aber nur dort gibt es die Lieblingsleckerchen in Form von getrockneter Entenbrust. Ja, mein Hund ist ein Feinschmecker - getrocknete Entenbrust in mundgerechten Streifen. Nobel geht die (Hunde-)Welt zugrunde. Im Laden kam man sich vor wie im olympischen Dorf. Anscheinend hatten heute einige Teams frei und waren auf Einkaufstour. Weißrussland, Polen, Tschechien, Slowenien und die Ukraine habe ich gesichtet. Gibt es keinen WalMart "im Osten"? Anscheinend nicht, denn sonst hätten alle wohl nicht soviel eingekauft. An der Kasse ist es zum Glück leer und auf dem Parkplatz angekommen ist meine Waschmaschine noch an Ort und Stelle.

Jetzt nur noch ab nach Hause (London Drugs beim nächsten Mal wieder), auf den Mann warten, Maschine anschließen und schon beginnt Arbeitstag 1 für Elli II...

Auf dem Highway war übrigens die bekannte Hölle los und die Sheriffs dieser Welt fuhren auf und ab bzw. standen hundsgemein hinter Büschen verborgen, um böse Verkehrssünder zu erwischen. Nein, mich nicht. Ich bin mit meiner kostbaren Fracht ganz brav die erlaubten 70, 80 oder 90 km/h gefahren und wurde dabei von der Polizei überholt. Ja glaubt man's denn?! Und während ich die 90 km nach Haus fuhr, kam mir ein LKW entgegen. Richtig gelesen: ein eL Ka We. Einer, der eigentlich nur nachts fahren darf. Coca Cola scheint als Sponsor eine Sondergenehmigung zu haben - Geld regiert die Welt...

Ach ja, bevor ich es vergesse: abends bekam ich dann noch Nachhilfeunterricht in Sachen "Spanngurte". Wie lange ich es mir merken kann, weiß ich nicht. Aber irgendein Freund und Helfer wird sich schon finden, wenn ich in 15 Jahren Elli III kaufen gehe... ;-)




I proudly present, Elli II




24.2.2010, Whistler, Mittwochgmorgen, 08:00 Uhr Ortszeit

Unser Pfirsichbaum spinnt

Wir haben heute den 24. Februar. In der Garage - seinem Winterquartier - sind es nach wie vor lediglich 6 Grad und es ist ganz schön dunkel da unten. Und was macht unser dusseliger Baum? Er fängt an zu blühen!!! Irgendwann meine ich einmal gehört zu haben, dass Bäume eine gewisse Lichteinstrahlung und Temperaturen benötigen, um aus ihrem Winterschlaf zu erwachen. Nicht so unser kleines frühreifes Südfrüchtchen. Da wird mir wohl nichts anderes übrig bleiben als mit Pinsel bewaffnet "Bienchen" zu spielen, sonst gibt es dieses Jahr keine Pfirsiche aus eigener Aufzucht - Sachen gibt's im Land der Ahornbäume...

Gestern war ich im "Bottle Depot" - unserer Abgabestelle fürs Leergut, das auf wundersame Weise immer mehr wird und mehr und mehr - aber das ist ein anderes Thema... Der arme Mensch, der dort (sonst alleine) arbeitet!!! Ich kam ja kaum in die Lagerhalle hinein, so vollgestopft war alles. Flaschen, Dosen, Tetrapacks und Kanister soweit das Auge reicht. Tagsüber darf sich "mein Freund" nun neben dem normalen Leergutaufkommen mit dem olympischen Recycling beschäftigen, um dann mitten in der Nacht auf den LKW zu warten, der dann das ganze Zeug abholt. Er hat zwar 3 Helfer dabei, aber was zuviel ist, ist einfach zuviel. Zur Zeit sind es 4 (in Worten vier) LKW-Ladungen am Tag. Ich hatte wirklich ein schlechtes Gewissen, dass ich dann auch noch dort auftauche. Drum bin ich kurzerhand in den nächstgelegenen Liquor Store gefahren und habe den Jungs erst einmal einen Karton Bier geholt. Ja Karton, nicht Kiste. Kisten gibt es hier nicht. Trinken dürfen die Jungs es zwar erst nach Feierabend, aber irgendwann werden auch sie "Beer o'clock" haben - und sei es morgens um 4...

Im Straßengraben sieht man derzeit unglaublich viel Müll in Form von Flaschen und Dosen liegen. Warum verspüren eigentlich so viele Menschen das Bedürfnis die Umwelt zu verschandeln? Kann man es nicht wenigstens in einen Mülleimer werfen? Warum sind so viele der Meinung ihr Geld zum (Auto-)Fenster hinaus werfen zu müssen? Aber die Putzkolonnen sind schon unterwegs und gehen dosensammelnderweise den Highway entlang. Da kommt ganz schön was zusammen - im Schnitt verdient ein "Einsammler" gut und gerne 80 bis 100 Dollar am Tag- haben oder nicht haben. Steuerfrei. Von wem ich das weiß? Von "meinem Freund" natürlich! Die Wald-und Wiesen-Putztrupps bringen den Müll doch zu ihm und seinen Helfern...
In unserer Zeitung stand übrigens eine Auflistung der ach so wichtigen Leute, die in der vergangenen Woche in Whistler aufgetaucht sind. Für uns völlig uninteressantes Volk, aber ein Name stach mir dann aber doch ins Auge. "Prince Rainier of Monaco". Da musste ich doch mal meinen guten alten Freund Google befragen, ob das denn sein kann und siehe da: es erwachen sogar nicht-mehr-unter-den-Lebenden-Weilende, um zu den Olympics anzureisen. Ob ich vielleicht mal einen Leserbrief schreiben soll? ;-)
Ansonsten habe ich heute nicht viel Zeit, um Olympisches zu empfangen - schließlich darf ich mich gleich auf den Weg machen, um mein neues Lieblingsgerät aus den Klauen des "Home Depot's" zu befreien. 90 km hin, Waschmaschine verladen (lassen), Zwischenstopps bei "Extra Foods, "WalMart" und "London Drugs" (die Tour muss sich ja lohnen) und schon geht es wieder ab auf die "Route 99" gen Norden. Ich werde brühwarm davon berichten... ;-)

Allen einen schönen Tag und mir viel Spaß beim Geldausgeben... ;-)





23.2.2010, Whistler, Dienstagmorgen, 08:00 Uhr Ortszeit

Olympia-Müdigkeit?

Gestern war ich im Village unterwegs - fast alleine - und dass bei strahlendem Sonnenschein. Wo waren die Olympia-Touristen, "normale" Touristen, Reporter, Sportler, Funktionäre und Co. der vergangenen Woche(n) geblieben???? Es stand ein einziger Kunde am Ticketschalter, in den (Strassen-)Cafés standen sich die kellnernden Mädels in Miniröckchen und T-Shirt ihre Beine in den Bauch, niemand schaute sich eine Übertragung auf den großen Leinwänden an, es war kein einziges Fernsehteam unterwegs und es war auch keine einzige Kuhglocke zu hören. Liegt es an der Eishockey-Niederlage gegen die USA, so dass sich niemand mehr auf die Strasse traut? Liegt es am Kater nach einem Frustgelage an der nächsten Bar? War gestern großer Gästewechsel und die "Neuen" noch nicht angekommen bzw. bis ins Village vorgedrungen? Merkwürdig war es schon, so dass ich mich entschlossen habe einmal quer durch Whistler bis hinunter zum Gewerbegebiet "Function Junction" zu fahren. Der Highway war zwar gut gefüllt, aber irgendwie doch leerer als sonst. Selbst die Damen und Herren von der Sicherheit waren nicht in voller Stärke an den Kreuzungen präsent. Wo sonst 8 Leute standen, waren es "lediglich" 2 oder 3 Uniformierte. Ist die Gefahr, die von Olympia auszugehen scheint, gebannt? Es standen selbst alle fünf Hubschrauber auf ihren Parkplätzen. Was war los? Was habe ich verpasst??? Ich komme immer noch nicht dahinter...

Immerhin gab es in der weiten Leere eine kleine Menschenansammlung. Und jetzt bediene ich mal alle Klischeevorstellungen, die man von Skandinaviern und Menschen aus dem ehemaligen Ostblock hat. Wo könnte ich diese etwa 20-Mann-starke Gruppe im "Fan-Look" mit Fahnen am Rucksack und Schals in Nationalfarben wohl am Vormittag gesichtet haben? Kleiner Tipp: "Skål" und "Na zdrowie"... Die Kassiererin im "Liquor Store" meinte jedenfalls, dass dies gute Kunden seien, die jeden Tag kämen. Wann sie mir das gesagt haben will? Na, gestern Vormittag! Ich war schließlich auch dort - das Bier in der Garage ging langsam zur Neige... ;-) In Vancouver wurden am Samstag- und Sonntagabend übrigens kurzerhand fast alle Liquor Stores durch die Polizei geschlossen. Es waren ihrer Meinung nach zu viele alkoholisierte Menschen im Straßenbild zu sehen- und das geht ja mal gar nicht. In Whistler wurde der "goldige" Skeletonfahrer mit einem Bier in der Hand "in public" gesichtet. Natürlich gab es auch hier die Spaßbremsen und "auf die Gesetze Pochenden", die allgemeine Meinung war jedoch: lass ihn doch seinen Sieg feiern - es trinken doch eh alle, ob nun "in public" oder "in private"...

Die Kritik deutscher Athleten an VANOC, den Regeln und dem Umgang mit den Athleten ist bisher nicht in den kanadischen Medien aufgetaucht. Einzig und allein die amerikanische "Associated Press" ließ etwas in einer Randnotiz verlauten. Die kanadische Presse meldete lediglich, dass Magdalena Neuner aufgrund eines Burn-out-Syndroms nicht in der Staffel starten wird. Nun, da wird die geäußerte Kritik wohl auch nicht mehr erscheinen. Die ganze olympische Welt besteht schließlich nur aus rosa bzw. schlumpfblauen Wölkchen und alles ist gaaaaanz toll... ;-)

Sicherlich fragt sich auch der eine oder die andere, warum ich bisher von keinem einzigen Wettkampf berichtet habe. Nun, das ist ganz einfach: wir gehen nicht hin. Wir mögen beide keine Menschenmassen mit Tröten, Ratschen und anderen Krachmachern, das Drumherum im Vorfeld hat uns ziemlich genervt und außerdem haben wir im vergangenen Winter viele Weltcups, die in Whistler stattfanden, mitgemacht. Völlig stressfrei, mit dem eigenen Fahrzeug erreichbar, bei schönstem Wetter und noch dazu für jedermann gratis. Das hätte Olympia gar nicht toppen können. Wir überlassen Berge und Täler den Olympia-Gästen und werden nach den Paralympics wieder mitsamt Hund auf einsamen Wegen durchs Callaghan Valley spazieren oder ein paar Schwünge auf Whistler Mountain machen und uns dabei denken: hier waren erst vor ein paar Wochen Tausende Menschen am Tag - ist es jetzt wieder schön (ruhig) hier...

Wenn ich es mir recht überlege, dann ist schon eine gewisse Olympia-Müdigkeit eingekehrt und ich muss nur noch einen Tag auf Elli warten - die Waschküche wurde am Wochenende auch eigens zu ihrem Empfang frisch gestrichen. Sie soll sich ja bei uns wohl fühlen... ;-)




Whistler Moutain vom Green Lake aus gesehen




OK, mein Auto ist schmutzig




22.2.2010, Whistler, Montagmorgen, 08:00 Uhr Ortszeit

Was macht eigentlich ein Verteidigungsminister bei den Olympischen Spielen?

Falsch ist, dass er sich mitsamt Gewehr auf dem Buckel durch den Wald kämpft und im "Fernkampf" kleine schwarze Scheiben zum Umkippen bringt. Richtig ist, dass er mitsamt Gemahlin auf "Truppenbesuch" ist und mit seinen Untergebenen feiert. - "Wie aus gut unterrichteten Kreisen verlautet wurde" (irgendwer muss ja auch arbeiten) gibt es für Joe Normalo wohl nur ein einziges Wort, welches beschreibt, was derzeit in den höheren Kreisen abgeht: "Dekadenz". Habe ich nicht erst letztens über Steuergelder gesprochen? Dies wurde jedenfalls gestern in unserem höchst privaten "deutsch-amerikanisch-australischen Haus" durchdiskutiert. Selbstverständlich mit Untergruppenbildung. Was dabei heraus kam, liegt auf der Hand, oder?

"Es mache ihm sehr viel Freude, in Vancouver und Whistler dabei zu sein: "Zum einen um zu sehen, was für Spitzenleistungen gebracht werden, was auch Spitzensportförderung bedeutet. Und das ist es, was wir in der Bundeswehr anbieten. Und es wissen ja sehr wenige, dass viele der Sportler Soldaten und Soldatinnen sind oder bei der Bundespolizei oder beim Zoll sind und das dort eine Förderung betrieben wird, die solche Leistungen hervorbringt. HIER

Ach so, ich wusste gar nicht, dass die Bundeswehr der Spitzensportförderung verschrieben ist. Wird den "Angestellten" dort beigebracht, mit Volleybällen statt Kanonenkugel zu schießen? Irgendetwas muss ich da falsch verstanden haben... Und was macht dann das Innenministerium, welches doch eigentlich für den (Spitzen-)Sport zuständig ist? Wenn es da mal keine Kompetenzrangelei am Kabinettstisch gibt, wer denn all die schönen Reisen machen und sich im Rampenlicht der Sieger sonnen darf... ;-)

Nein, bitte nicht falsch verstehen - Neid oder Missgunst sind Fremdworte für mich dummen Menschen aus dem normalen Volk. Es gibt ja sogar Eltern von deutschen Spitzenathleten, die nicht in den Genuss von Eintrittskarten zum Wettbewerb des eigenen Familienmitglieds (und gleichzeitig deutschen Aushängeschildes) kamen. Diese haben Bekannte von uns ganz normal am Ticketschalter für ihre buckelige Verwandtschaft gekauft - nein, den Namen nenne ich jetzt nicht, sonst sprechen sie nie wieder ein Wort mit mir... ;-)

Ansonsten kommt man sich langsam aber sicher vor wie auf einer riesigen Kuhweide. Überall Gebimmel. Heute Morgen um 5 zog ein bunter Tross lustig gekleideter Menschen mit Glocken um den Hals, am Rucksack, an den Schuhen und sonst wo angebracht an unserem Schlafzimmerfenster vorbei. Da ist frau noch mitten im Land der Träume und schon bricht die olympische Realität über sie herein. Und damit auch ein jeder ohne Glocke bimmeln kann, hat Bell (einer der hiesigen Telefonanbieter) eine "Cowbell" zum download fürs Handy bereitgestellt. Unglaublich, jetzt sind auch noch die Telefone "kuhig"...

Die Biathlon-Übertragung (Massenstart der Herren) am gestrigen Sonntag war "sehr interessant". Ich glaube, dass es nur wenige Länder auf der Welt gibt, die einen Werbeblock einspielen, just in dem Moment, als der Spitzenreiter 100 oder 150 m vom Ziel entfernt ist und man ihn dann noch so gerade eben über die Ziellinie huschen sehen kann. In Europa wären alle Herrschaften der Bildregie entlassen worden - es zeigt aber wieder einmal, dass Biathlon hierzulande nach wie vor eine Randsportart ist. Das Massenstartrennen der Damen wurde - bis auf die letzten 5 Minuten - gar nicht erst gezeigt...

Die Kritik einiger Athleten in Sachen Umgang mit den Athleten, der Unflexibilität der Kanadier in Sachen Abweichen von Regel xy, dem Rumgezerre an den Athleten, etc. kann in meinen Augen durchaus berechtigt sein. Es hat aber auch etwas mit der nordamerikanischen Mentalität zu tun. Diese Menschen in ihren blauen Jacken sind allesamt Freiwillige, denen ein absoluter VANOC-Drill eingetrichtert wurde. Ein Kanadier oder US-Amerikaner würde es nicht wagen, den ihm abgesteckten Rahmen zu verlassen. Sehr praktisch für eben diesen Drill. "Du musst Athlet xyz dann und dann dort hin bringen, that`s your responsibility." Dies macht der Kanadier/Amerikaner dann auch ganz brav - egal, ob es gerade passend ist oder nicht. Dazu kommt noch, dass (insbesondere) die Kanadier, wenn sie der Meinung sind, nicht verstanden worden zu sein, alles nochmals in Körpersprache zum Ausdruck bringen. Notfalls auch mit Ziehen und Zerren, das aber nicht böse gemeint ist. Es gibt keine bösen Kanadier, "die Menschen wie Schafe zur Schlachtbank führen", dazu sind diese Freiwilligen viel zu stolz darauf bei den Spielen dabei zu sein und die Athleten sind allesamt (gleich welcher Nation) ihre Helden...

Heute werde ich wieder in den Ort gehen und versuchen die wahrscheinlich letzten Sonnenstunden mitzubekommen. Ab morgen soll es zuziehen und ab Mittwoch wird`s dann deutlich schlechter - aber das kann/sollte mir persönlich fast egal sein. Dann fahre ich schließlich nach Squamish, um endlich meine neue Waschmaschine in Empfang zu nehmen. Dann werden die "Coastal Mountains" in den Waschkörben rasant dahin schmelzen. Die arme Elli, was soll sie von uns denken? Kaum steht sie in unseren Diensten und schon sind Überstunden angesagt. Und welchen Dienstgrad soll sie anfangs eigentlich bekommen? Der Feldwebel bin ich ja schon... ;-)




Ein böser Volunteer....




21.2.2010, Whistler, Sonntag vormittag

Sonne, Sonne, Sonne

Was soll ich sagen? Die Sonne lacht und alle Menschen lachen auch. Es ist einfach nur schön…

Beim kurzen Vormittagsbummel durchs Village blickten wir in strahlende Gesichter und auch die Damen und Herren der Security haben nach wie vor gute Laune. Wer mein Geschreibsel über "Freitag" gelesen haben sollte, der wird hier: HIER eine Art Dejà-Vue-Erlebnis haben... ;-)

Bode Miller war in der Fußgängerzone von einer Menschenmenge umzingelt - alle wollten sich mit ihm ablichten lassen. Nein, ich habe mich dieses Mal nicht angestellt - meine bessere Hälfte war dabei und wenn es etwas gibt, das mein lieber Mann mal so gar nicht ausstehen kann, dann sind es Menschenansammlungen. Aber bald ist ja wieder Montag, Schatz geht arbeiten, ich habe noch frei und das Village gehört wieder meiner Kamera und mir... ;-)

Bei sonnigen Morgentemperaturen von um die +5 Grad waren natürlich auch wieder diverse "Kurze-Hosen-Träger" unterwegs. Mein heutiger Favorit ist der nette Herr in Flip Flops und dem lustigen "kleinen" Hütchen... ;-)

Die internationale (Negativ-)Presse hat eine Meldung anscheinend noch nicht mitbekommen: Vor Vancouver liegen derzeit zwei Kreuzfahrtschiffe, die als Unterkunft für Polizei und sonstige Security dienen. Auf einem dieser Schiffe gab es in der vergangenen Woche eine Lepra-Erkrankung innerhalb der Crew. Name und Herkunft des Infizierten wurden nicht veröffentlicht, lediglich, dass der Kranke mit Antibiotika behandelt und in sein Heimatland zurück geschickt wurde. Seitdem ich dies gelesen habe, geht mir nun ein Lied nicht mehr aus dem Kopf: "Wir lagen vor Vancouver und hatten die Lepra an Bord..." ;-) HIER

Ansonsten sind die Ermüdungserscheinungen bei unseren Olympia-Gästen weiter fortgeschritten. Gestern stand keiner vor 13 Uhr auf - uns hat der Kleinzoo allerdings (wie an jedem Wochenende) um 6 Uhr morgens aus dem Bett geworfen. Die 12 Pfoten kennen da gar keine Gnade. "Gib mir mein Frühstück, ist schon später als sonst", "Geh mit mir in den Wald", "Mach die "Litter box" ‚frisch' ich muss mal und die Andere war schon drauf", usw. usf. OK, Ihr habt gewonnen. Wie jedes Mal. Ob es daran liegt, dass die Miezen gestern Friskies "Chef's Dinner" zum Abendessen bekamen? Unser Hund ist diesbezüglich eh der Boss und braucht kein "Doping"... ;-)

Nun denn, allen ein schönes Restwochenende und einen guten Start in die letzte Olympiawoche! Haltet vor den Bildschirmen durch... ;-)







Public Viewing auf der Skier´s Plaza




Cool runnings, hier steigen die besten Parties




Sind wir nicht alle begabte Bobfahrer?




20.2.2010, Whistler, Samstag früh

Whistler strahlt - nicht nur vor lauter Sonnenschein, sondern auch "von innen"

Bei dem schönen Wetter hat mich gestern nicht allzu viel zuhause halten können. Skispringen und Super-G der Herren kann man sich notfalls auch in der Fußgängerzone anschauen. Außerdem wollte unser Kühlschrank u.a. mit frischer Milch und Eiern bestückt werden, die Katzen auch mal wieder Whiskas und nicht immer nur "Fancy Feast" im Napf haben und ich "musste" einfach ein paar Fotos machen.

Also die Kühlbox in den Wagen gepackt und ab ging's in den Nester's Market, dem "Einheimischen-Supermarkt". Um 9.30 Uhr war dieser schon gut gefüllt - ich hatte allerdings mit einem schlimmeren Ansturm gerechnet. Ein kurzer Schwatz mit ein paar Bekannten vor der Kühltheke. Alle waren der Meinung, dass man sich den olympischen Ansturm um einiges schlimmer vorgestellt habe. Es sei halt so wie zu Weihnachten, wenn der Ort grundsätzlich aus allen Nähten platzt. Auf dem Weg zur Kasse sprach mich dann eine ältere Dame an. "I'm from german". Bevor ich sie lange habe reden lassen, gab ich zu erkennen, dass ich deutsch spräche und fragte wie ich ihr helfen könne. Ein freudestrahlendes Gesicht und schon war ich von 3 netten älteren Herrschaften umzingelt, die verzweifelt nach Spülmittel suchten. Den eigenen Einkaufswagen parken, fremde Menschen an die Hand nehmen, vors richtige Regal stellen und schon hat man jemanden glücklich gemacht. Auch hier ein kleiner Schwatz, dem einzigen Herrn der Runde gesagt, wo er Bier kaufen könne "Hier gibt's ja nur alkoholfreies Bier - habt Ihr denn kein anderes?" und ab mit uns allen Richtung Kasse. Schönen Aufenthalt wünschen und dabei in glückliche Gesichter schauen...

Nächster Halt: Parkplatz Marketplace. Auto im Schatten parken (bei +6 Grad) und ab in die Fußgängerzone. Der Ticketschalter war wie immer gut besucht und nebenan versuchten einige die nutzlos gewordenen Tickets zu verkaufen. Kurz dahinter war eine zweite kleine Warteschlange zu sehen und ich habe mich gefragt, wofür die Menschen wohl anstehen mögen. Nun, was soll ich sagen? "Free the flame" ist anscheinend auch in Whistler angekommen, nachdem in Vancouver die Proteste laut wurden, man könne die olympische Flamme nicht sehen. Es standen vier Polizisten dort und diese ließen max. 3 Personen gleichzeitig auf die Medal Plaza und zum olympischen Feuer. Ja, da kannte ich dann mal gar nix und habe mich zu den Wartenden gesellt. Während ich dort stand, dachte ich an meine bessere Hälfte, die mich nun wahrscheinlich auf meinen Geisteszustand hin untersuchen lassen wird. Ich, die Fotoscheue und Bilder dieser Art Verabscheuende, stelle mich vor eine Lampe und lasse mich von irgendwelchen Polizisten ablichten. Ja, ich bin im olympischen Strudel ziemlich tief gesunken... ;-)

Weiter "hinten" in der Fußgängerzone war es schon ziemlich trubelig und überall sah man Menschen mit Fotoapparaten in der einen und Einkaufstüten in der anderen Hand. Eines hatten alle Menschen gleich welchen Alters, Groesse oder Hautfarbe gemein: sie strahlten und hatten gute Laune. Ein (nun ehemaliger) Fackelträger war in der Village Stroll und überließ seine "Lampe" den freudigen Fans und die Fernsehsender machten sich für einen neuen langen Arbeitstag bereit. Auf den Bildschirmen an der Skier's Plaza und in der Fußgängerzone wurde Skispringen übertragen und viele Leute blieben für eine kurze Zeit stehen. Natürlich fachsimpelten alle miteinander, schließlich sind wir die wahren Experten... ;-)

Auf der Fahrt nach Hause musste ich dann auch noch einmal herzlich lachen. In den Wäldern rings um Whistler haben bekanntlich einige Sondereinheiten ihre Militärcamps errichtet. Normalerweise sieht man sie höchstens mit ihren "auffällig unauffälligen" Fahrzeugen hinein oder hinaus fahren. Heute jedoch, kamen einige aus ihrem Gebüsch hinaus und joggten in kurzer Hose (ja, es waren immer noch +6 Grad) den Highway entlang. Dass sie dabei kugelsichere Westen trugen, war sehr unterhaltsam. Jedenfalls für mich...

Have a great day! :




Na, dann stellen wir uns mal in die Schlange




Ohne Worte




Einmal die Fackel tragen




19.2.2010, Freitag, 7.30 AM / 16.30 MEZ

Deutsches Essen "surreal" in Whistler?

Ich habe gerade einen Artikel auf einer Biathlon-Website gelesen. Die Dame schreibt über das deutsche Haus, welches im Clubhaus des "Nicklaus North" Golfclubs untergebracht ist.

Anscheinend ist es der guten Frau nicht bewusst, dass Kanada ein Schmelztiegel der Kulturen - auch der Esskulturen - ist.

"Deutsche - um nicht zu sagen bayerische - Küche während der kanadischen Spiele. Ein Traum! Allerdings schlecht, wenn man sich sonst nur von kanadischen Crackern und Cola ernährt. Da kugelt frau dann doch umher, wenn plötzlich die Spätzle und der Kaiserschmarrn im Magen herumschwirren. Aber besser als das gewöhnungsbedürftige Frühstück der Kanadier ohnehin." Quelle: http://www.biathlon-online.de/content/view/4177/89/

Was soll ich nun dazu sagen??? Ich kann mich nur aufregen. Etwas dermaßen schlecht Recherchiertes, habe ich in den letzten Tagen selten gelesen. Bayerisches Essen ist in Kanada weit verbreitet. Leberkäse gibt es in jedem Supermarkt, Weißwurst und süßer Senf ebenfalls und im "Liquor Store" findet man eine große Auswahl deutschen (und auch bayerischen) Biers. In Whistler gibt es seit vielen Jahren ein bayerisches Restaurant, das vom Krustenbraten über Schnitzel und weiß der Kuckuck was sonst noch alles, was das "bavaria-phile" Herz begehrt, bietet. http://www.bavaria-restaurant.com/default.asp (Bitte nicht erschrecken, wenn auf einmal Blasmusik aus dem Rechner tönt...) ;-)

Über das Frühstück möchte ich mich fast gar nicht auslassen. Was ist an einem kanadischen Frühstück gewöhnungsbedürftig? Kaffee oder Tee? Toast und Marmelade? Cornflakes? Müsli? Eier und Speck? All das gibt es doch überall auf der Welt! Was ist daran gewöhnungsbedürftig? Die Kanadier ernähren sich nicht nur von Cola und Crackern - ausser sie selbst...

Auch andere Details dieses Artikels sind nicht wirklich korrekt. Ich möchte denjenigen sehen, der mit einem VANOC-Fahrzeug eine halbe Stunde benötigt, um vom "Athlete's Village" zur "Medal Plaza" zu gelangen. Selbst im dicksten Verkehr dauert dies nicht länger als 10 -15 Minuten. VANOC hat - und das sollte man vielleicht deutlich zum Ausdruck bringen - eine eigene Spur auf dem Highway bekommen. Diese wurde im vergangenen Jahr eigens dafür in den Fels gesprengt. Eben damit die Damen und Herren "VIP's" schnell von A nach B gelangen. Die Autorin selbst hat vielleicht eine halbe Stunde mit dem Shuttlebus benötigt, die Sportler sind - wie so oft im Leben - allerdings schneller unterwegs. Ich brauche für 5 km im Spazierschritt auch länger als ein gut durchtrainiertes Persönchen... ;-)

Und während ich gerade herzhaft in mein ungewöhnliches Käsebrötchen zum Frühstück beiße, schwenken mein Gedanken zu den Bobfahrern. Dass sie sich nicht mehr öffentlich äußern dürfen, ist natürlich allerhand. Dass bereits im vergangenen Jahr aus Bob- und Rodlerkreisen Kritik laut wurde, ist kein Geheimnis. Dass der Verband, der ihnen diesen Maulkorb verpasst hat, die Kritik der Trainingswochen (Februar und November 2009 und Januar 2010) und Weltcup-Rennen (Februar 2009) auf ebendieser Bahn nicht umgesetzt hat, stößt bei vielen auf kein Verständnis. Die Aktiven haben bereits seinerzeit u.a. auf die Bobkufen hingewiesen. Die Bahn ist für runde Kufen ausgerichtet - die Bobs hatten aber, gemäss Verband-Richtlinie, gerade Kufen, so dass es auch seinerzeit zu einigen heftigen Stürzen kam. Konsequenzen daraus hat allerdings niemand gezogen- doch eine: das Mäntelchen des Schweigens darüber zu werfen, auf dass niemand etwas sagt oder gar den Verband kritisiert...

In diesem Sinne: lassen wir uns überraschen, wie es mit "Cool runnings" weitergeht, genießen wir den Sonnenschein und haben noch eine schöne olympische Zeit. Es ist kaum zu glauben, dass die erste Woche schon herum ist...

Have a good one!




Sooo schlimm???




Das einzig Exotische ist der Fisch "Mahi Mahi", Tomatenrisotto eher nicht





17.2.2010, Mittwoch, 7.30 AM / 16.30 MEZ

Das Problem mit den Tickets

Nein nein, bitte nicht falsch verstehen. Es gibt kein Problem an Tickets zu kommen - wohl aber sie wieder los zu werden. Viele Zuschauer sind nur für ein paar Tage angereist um Event "xy" anzuschauen. Aufgrund der allgemeinen Wetterlage mussten bekanntlich zahlreiche Events verschoben werden. Und schon kommt es zum einen oder anderen Problem(chen). Wer Alpin-Tickets erstanden hat, aber bereits vor dem neu terminierten Rennen abreisen muss, der darf sich einen nun einen Last-Minute-Käufer suchen oder aber das Geld in den Wind schreiben. Das war dann ein Satz mit "x". Ziemlich dumm gelaufen. Wer noch hier bleibt, aber für den neu angesetzten Termin bereits andere Karten sein eigen nennt, hat nun die Qual der Wahl. Sich zwei Wettkämpfe an einem Tag anzuschauen, ist schlichtweg nicht möglich. Ich sage nur "Shuttlebusse" und "Sicherheitskontrollen". In der Craigslist, einer Art "Online-schwarzen-Brett", tauchen nun immer mehr Anzeigen à la "Sind nur noch ein paar Stunden im Village und müssen unsere Karten verkaufen" oder aber "Habe Karten für dann und dann gekauft, Wettkampf wurde verschoben, möchte gegen andere Tickets tauschen, weil ich fuer den Tag schon welche besitze" auf. Ich möchte nicht wissen, wie viele Menschen für sie nutzlos gewordene Karten in der Tasche und nun wirklich(es) Geld verloren haben. Die bereits gezahlten Beträge für Stehplätze am Cypress Mountain werden ja wenigstens ersetzt - mir stellt sich allerdings die Frage, ob denn auch die Vorverkaufsgebühren und sonstige "Service Fees" erstattet werden. Das glaube ich ehrlich gesagt nicht. Ich "liebe" VANOC... ;-)

Für uns sind derzeit die Eindrücke, die deutsche Mitmenschen bei den Kanadiern hinterlassen, sehr interessant:

- "Ist es normal, dass sich deutsche Männer parfümieren?"
Anmerkung: ich kenne keinen einzigen Kanadier, der auf die Idee käme in Hugo Boss und wie sie alle heißen mögen, zu baden. Das macht man(n) hier einfach nicht.

- "Sie geben wenig oder gar kein Trinkgeld"
Anmerkung: 10 - 15 % Trinkgeld sind hier normal - das Bedienungspersonal bekommt nur um die 8 Dollar die Stunde, brutto wohlgemerkt, und lebt von den Trinkgeldern.

- "Warum fragen sie nicht "How are you doing?" und schauen so ernst?
Anmerkung: Auch wenn man diesen Satz mindestens 50, 100 oder 200 Mal am Tag sagt und man ihn eigentlich nicht mehr hören kann - hierzulande fragt man einander halt, wie es einem geht und wünscht sich bei der Verabschiedung auch einen schönen Tag. Reine Höflichkeit oder doch eher Angewohnheit? Das vermag ich nicht zu beurteilen - mir gefällt es auf jeden Fall..;-)

- "Warum geben sich Deutsche immer die Hand?"
Nun, darauf konnten wir bisher auch keine vernünftige Antwort geben. Für uns war es anfangs eine ziemliche Umstellung niemandem mehr die Hand zu geben. Hier gibt man einander nur die Hand, wenn man sich vorstellt und das war's dann auch schon. Es reicht ein lockeres "Hi! How are you doing?" gepaart mit einem Lächeln (ganz wichtig!!!) - womit wir wieder beim Thema wären... ;-)

In diesem Sinn: immer schön lächeln, sich beim Gegenüber nach dem Wohlbefinden erkundigen, den Rechnungsbetrag stets großzügig aufrunden und nicht an der eigenen Duftwolke ersticken... ;-)

Have a great day!!!




Der tut auch ganz bestimmt nix...



Der Touristennepp-Supermarkt, hier ist alles teurer als anderswo




Unerhaltungsprogramm in der Fußgängerzone, natürlich Hockey




16.2.2010, Dienstag, 7.30 AM / 16.30 MEZ, Schneeregen

"Own the Podium" - endlich geschafft…

Nun, dieser Satz wurde in den deutschen öffentlich-rechtlichen Medien als "Das Podium gehört uns" übersetzt. Ein jeder, der der englischen Sprache halbwegs mächtig ist, wird z.B. "us" oder "our" vermissen. Es wurde auch darauf herum geritten, dass diese "Own the Podium"- Bewegung seit 2005 ca. 110 Millionen Dollar in den Sport - und vor allem in die Vorbereitung der Spitzenathleten, gesteckt hat. Dies wurde als eine exorbitant hohe Summe dargestellt. Sicherlich wird der eine oder die andere etwas davon gesehen oder gelesen haben.

Fakt ist, dass diese 110 Millionen Dollar einzig und allein durch Sponsoring und durch den Verkauf von "olympischen Cola-Sammel-Gläsern" an allen Petro-Canada-Tankstellen zusammen kamen. Die "Crazy Canucks" sind halt freigiebig. Erinnert sich vielleicht jemand an den Kalender der kanadischen Biathletinnen, um eine Finanzlücke in Höhe von 80.000 Dollar für die laufende Saison zu eliminieren? Der Kalender war ein Kassenschlager und binnen weniger Tage ausverkauft. Ob es "nur" daran lag das eigene Team zu unterstützen, vermag ich nicht zu beurteilen - vielleicht lag es ja auch daran, dass die Mädels recht freizügig abgelichtet wurden... ;-) Aber, um was es eigentlich geht: hierzulande ist jedes Team bzw. jeder Sportler selbst verantwortlich und muss sehen, wie er oder sie zurecht kommt bzw. kommen.

Ganz im Gegensatz zum deutschen Team. Welcher Athlet ist nicht in irgendeiner Form Angestellter der Bundesrepublik, der Länder oder sonstiger öffentlich-rechtlicher Vereinigung(en)? Sehen wir einmal von den Freunden des Curlings ab. Diese scheinen noch wahre Amateure zu sein.

Und wer oder was finanziert wohl teilweise die Kanada-Reise des olympischen Nachwuchses, der unter Leitung unser aller Gold-Rosi einen schönen Urlaub in British Columbia verbringt, den sich - seien wir doch einmal ehrlich - eigentlich kaum noch jemand erlauben kann? Flug, Unterkunft, Verpflegung, Eintrittskarten, Skipass und/oder Heli-Skiing, Transfers, Rahmenprogramm und Pipapo kosten pro Nase locker um die 5.000 Euro. Grob geschätzt. Das wären allein für die Teenies über 200.000 Euro. Für ganze 16 Tage. Und? Schon eine Idee woher die Euronen stammen? Nun, dass kann man hier www.olympisches-jugendlager.de ganz einfach finden. Da freut sich der (deutsche) Steuerzahler...

Aber was rege ich mich eigentlich auf? Erstens gibt doch noch sooooo viel anderes zu berichten und zweitens: www.youtube.com/watch?v=xYKbTG3MdQI ... ;-)

Die Stimmung nach dem ersten kanadischen Sieg war jedenfalls super-spitzen-mässig. Dass die Herren beim Abfahrtsrennen auf ihrem Hausberg nicht den Erwartungen entsprachen, sei ihnen verziehen. Wahrscheinlich war der Druck einfach zu groß. Wir werden sie dennoch weiterhin an der Kasse im Supermarkt grüßen... ;-)

VANOC hat die ersten Zuschauer enttäuscht. Auf Cypress Mountain seien die Zuschauerbereiche der Kategorie "General Admission" (sprich die Stehplätze) nicht sicher. Einige hatten davon nichts mitbekommen und standen frohen Mutes und voller guter Laune am Shuttlebus, wo ihnen der Zutritt verweigert wurde. Ihr Geld bekommen sie zurück - den entgangenen Spaß kann ihnen niemand ersetzen. Viele sind extra für diese Wettbewerbe angereist...

Die ersten Unmutsbekundungen über den "Hochsicherheitstrakt Olympia" werden auch laut(er). Nun, bei einem Sicherheits-Budget von über 900 Millionen Dollar (ca. 600 Millionen Euro), sollte man auch etwas erwarten können, oder? ;-) Allerdings scheint der "Sicherheit" ein größerer Stellenwert beigemessen zu werden, als den Athleten bzw. den Wettkämpfen an sich. Hier ein kleines Beispiel; um wessen Sicherheit es eigentlich geht, wird jedermann und jederfrau schnell klar:

Der US-Vizepraesident Joe Biden, war in Vertretung von "unser aller Barack" in Whistler und kam "spontan" auf die Idee doch mal diese exotische Sportart namens Skispringen ansehen zu wollen. Kurzerhand wurde eine 36-Fahrzeuge-starke Eskorte für seine gepanzerte Limousine zusammengestellt und Joe und seine Holde wurden zur Schanze gefahren. Die Fahrt ins Callaghan Valley konnten sie auch ungestört genießen - der komplette andere Verkehr (Sportler, Journalisten, Zuschauer, Betreuer und sonstige Funktionäre in den Olympia-Bussen) wurde kurzerhand auf dem Highway "geparkt". Die Journalisten kamen zu spät zum Wettkampf und einige Sportler verpassten die ihnen zugewiesene Trainingszeit im "Olympic Park"... Um wen geht es noch einmal bei den Olympics??? Ganz bestimmt nicht um politische Herren gesetzteren Alters - aber Hauptsache er ist "sicher"...




Davon sind momentan 5 Stück im Einsatz




15.2.2010, Whistler - Montag

Ein olympischer Waschmaschinenkauf oder aber Montag ist Waschtag

Unsere Elli hat am Sonntag beschlossen in die ewigen Jagdgründe einzugehen. Ausgerechnet bei einem Whistler Mountain an schmutziger Wäsche vor dem Bullauge. Nun, in Europa geht man einfach in den nächstbesten "Medien Markt" oder "Jupiter", sucht ein Gerät aus, bezahlt und holt es an der Rampe ab. Fertig. In Kanada ist dies anders.

Hier fährt frau kurzerhand 90 km zum nächstgrößeren Ort. Die einfache Strecke wohlgemerkt, nicht mal eben "um die Ecke". Auch der Händler an sich ist unterschiedlich. Hier kauft man seine "appliances" meistens im Baumarkt. Aussuchen und bezahlen sind gleich. Dann aber beginnt der eigentliche Unterschied zwischen hier und da. Hierzulande schickt der Händler einen Lieferauftrag an den Hersteller, der das gute Stück dann ins Haus liefert. Normalerweise dauert dies eine knappe Woche, also in einem erträglichen Rahmen.

Bekanntlich finden aber die olympischen Spiele in unserer Gegend statt und mit ihnen begann eine neue Verkehrsregelung. Vom 1. Februar bis zum 31. März dürfen Anlieferungen per LKW grundsätzlich nur nachts stattfinden. Genauer gesagt zwischen 2 und 5 Uhr morgens. Und auch dies nur für gewerbliche Kunden. "Joe Mainstreet" alias Otto Normalo hat jetzt erst einmal schlechte Karten. Unsere neue Elli wird nun am kommenden Dienstag in Squamish angeliefert, wo wir sie dann nachmittags freudestrahlend in Empfang nehmen dürfen. Glücklicherweise haben wir die passenden fahrbaren Untersätze für solche Zwecke. Mit einem "Smart Car" käme frau nicht wirklich weit...

Über die Fahrt zum Pazifik gibt es nicht viel zu berichten. Der Highway war relativ leer, einzig und allein rund um Whistler Creekside war das Verkehrsaufkommen höher als sonst. Kein Wunder, das Abfahrtsrennen der Herren stand endlich auf dem Programm...

Alle paar Kilometer standen unsere Freunde und Helfer mit ihren Laserpistolen am Wegesrand, um eventuelle Temposünder zu erwischen und auch die 007's unserer südlichen Nachbarn waren für jedermann gut sicht- und vor allem erkennbar positioniert. Ja ja, "wir" sind diesbezüglich wirklich international...

Und wer sich nun fragt "Was macht die Frau jetzt eigentlich mit ihrem Wäscheberg?", dem sei von der typischen "kanadischen" Hilfsbereitschaft erzählt. Als ich nach Hause kam, spielten ein paar Nachbarskinder in unserer Einfahrt. Die Mütter standen schwatzend dabei. Und weil Frauen (wahrscheinlich nicht nur hierzulande) immer alles brühwarm kommunizieren, läuft jetzt je eine Maschine Wäsche in einem kanadischen, einem japanischen und einem australischen Haushaltsgerät. Der Rest muss warten - oder ich gehe ins Freilichtmuseum und leihe mir ein Waschbrett aus, das ich dann in meiner Badewanne reaktiviere... Just kidding! ;-)




Hier gibt´s Waschmaschinen, aber nicht sofort




Checkpoint am Alice Lake




Stau in Creekside




14.2.2010, Whistler - Sonntag

Stellt Euch vor es sind Olympics und keiner geht hin…

... diesen Eindruck hatten wir jedenfalls, als wir am Sonntagmorgen ins Village gefahren sind. Der Highway war leer. So richtig leer. Durch Whistler fuhren nur Busse & Security-Fahrzeuge und der Parkplatz am Marketplace war zu ca. 50% gefüllt. Auto abschließen (derzeit wichtig, ansonsten eher unwichtig) und ab in die "Village Stroll" unserer Fußgängerzone.

Kaum in Höhe der "Medal Plaza", dort, wo auch der Ticketschalter steht, begann das olympische Treiben. Aufgrund der abgesagten alpinen Wettbewerbe war das Village gut besucht und natürlich war auch hier reichlich Security unterwegs. Die TV-Sender haben sich auf ihren für teuer Geld angemieteten Balkonen häuslich eingerichtet und die ersten Athleten waren auf Sightseeing-Tour, wenn sie nicht gerade wie Anna-Carin Olofsson durchs Gewerbegebiet "Function Junction" joggten. Oder wie Anja Pärson, die auf der Skier's Plaza plauderte. Oder aber wie das italienische Alpinteam, das an der Seilbahn anstand, um auf irgendeiner x-beliebigen Piste ein paar Schwunge im reichlich vorhandenen Schnee zu machen. Oder oder oder...

An den olympischen Ringen im Ort werden immer mehr Blumen und Kerzen für den verunglückten Rodler nieder gelegt. Und schon verkaufen ein paar schlaue Händler neben ihrem normalen Angebot neuerdings auch Schnittblumen. Böse ist, wer Böses dabei denkt. Das Geschäft mit dem Tod floriert halt überall auf der Welt, auch wenn es hierzulande die in Europa etablierte "Friedhofskultur" nicht gibt. Aber das ist ein anderes Thema, über das ich irgendwann einmal schreiben werde. Bleiben wir bei Olympia und dem Drumherum...

Sowohl auf Blackcomb als auch auf Whistler Mountain wurden kontrolliert Schneebretter gesprengt. Aufgrund der Schneefälle der vergangenen 2 Tage stieg die Lawinengefahr wieder an. Und da gehen die hiesigen Verantwortlichen lieber auf Nummer Sicher. Im vergangenen Winter sind hier einfach zu viele Menschen im Schnee umgekommen...

Bei frühlingshaften 4 Grad liefen auch schon die Ersten in kurzer Hose durch den Ort. Ja Mathias, Du würdest hier mit Deinen Unaussprechlichen bei unter 20 Grad als Weichei gehandelt. Aber Du stehst ja bekanntlich dazu... ;-)

Die Wettervorhersage für die kommende Woche verheißt nichts Gutes für die alpinen Wettbewerbe. Ab Mittwoch sollen die Temperaturen weiter ansteigen und die Wettergötter des Sonnensystems sollen uns Temperaturen von um die 10 Grad bescheren. 10 Grad Celsius, nicht Fahrenheit - und natürlich in "Plus". Einen solch warmen Februar haben wir hier bisher nicht erlebt, aber das wird uns jetzt wahrscheinlich niemand glauben... Mir persönlich ist dies nur recht, vier Monate "echter" Winter mit massig Schnee und Minusgraden reichen...

Und wer sich die Olympics einmal "auf kanadisch" ansehen möchte, kann dies hier machen. http://www.ctvolympics.ca/index.html Es soll angeblich weltweit funktionieren...




Überall Deutsche...




Blumen für den verunglückten Rodler




Auf dem Highway ist....




Bei 4 Grad!!!




13.2.2010, Whistler - Samstag Ortszeit 09.30 Uhr - 18.30 Uhr MEZ

Der erste Tag im Leben eines Olympia-Touristen

Der Wecker klingelt früh - sehr früh - genau gesagt um 4.30 Uhr...

Schnell ins Bad, ein, zwei, drei starke Kaffee(s), ein Müsli auf die Schnelle, Butterbrot für unterwegs eingepackt und ab geht's zum Shuttlebus, der einen zum Shuttlebus bringt. Dies klappt alles wunderbar und binnen 1,5 Stunden ist man(n) am Whistler Olympic Park angekommen.

Dort öffnen die Pforten 3 Stunden vor dem Wettbewerb - in diesem Fall Skispringen von der Normalschanze. "Schnell" durch den Security-Check, den man sich wie am Flughafen vorstellen kann. Das "Gepäck" wird durchleuchtet und man(n) selbst muss durch einen Metalldetektor und wird ggf. abgetastet. Damit den Wartenden nicht langweilig wird, wird ein Unterhaltungsprogramm geboten. Einen vermeintlich guten Stehplatz suchen und darauf warten, dass der erste Wahnsinnige von der Schanze hüpft. Die Wartezeit verkürzt man(n) sich durch Plauderei mit den umstehenden Menschen aus aller Damen und Herren Länder.

Nach dem Wettbewerb wieder in den Shuttlebus, der einen ins Village zurück bringt. Ein kurzer Bummel durch den Ort mit all seinem Rahmenprogramm und wieder ab in den Shuttlebus "nach Hause". Dort angekommen ist es dann bereits 5.30 Uhr nachmittags, man(n) ist völlig fertig, aber glücklich...

Nun, unsere Olympia-Gäste waren "vorgewarnt" - außerdem hat sie ja niemand gezwungen Tickets für einen dermaßen früh beginnenden Wettbewerb zu bestellen... ;-)

Karneval geht übrigens spurlos an uns vorbei. Das kennt man hier nicht. Keine kleinen Jungs, die sich als Cowboy oder "First Nation" zurechtmachen (lassen) und auch keine als Funkenmariechen getarnte Cheerleader - die sind eh schon verkleidet genug... ;-)





Whistler - Samstag 13.2.2010 Ortszeit 10.30 Uhr - 19.30 Uhr MEZ

Unter Schock…

…anders konnte man die Stimmung im Ort nach dem tragischen Unfall des jungen Rennrodlers aus Georgien gar nicht beschreiben. All die freudige Erwartung und Partylaune hatte sich binnen Minuten in Luft aufgelöst. Ich weiss nicht, ob die Bilder im europäischen Fernsehen gezeigt wurden oder nicht, es sah jedenfalls schrecklich aus. Mein Mitgefühl gilt seiner Familie und allen ihm Nahestehenden...

Aber das (olympische) Leben geht weiter und deshalb werde ich ein wenig vom (nicht nur) olympischen Alltag in Whistler erzählen.

Fangen wir mal beim Autofahren an. Wie in Nordamerika üblich, ist es aufgrund der doch recht weiten Distanzen zwischen A und B und dem eher unterentwickelten Personennahverkehr, selbstverständlich mit dem eigenen Auto/Truck zu fahren. VANOC hat es sich allerdings zum Ziel gesetzt, die eingefleischten Autofahrer vom Sitz zu schubsen und den Verkehr um 30 % zu senken, damit genug Platz und Raum für die ach so wichtigen VANOC-Fahrzeuge, Medienautos, etc. pp zur Verfügung steht. Drum wurde auf Highway 99 ein paar Minuten nördlich von Squamish ein "Checkpoint" errichtet. Wer keine lila-farbene Plakette an seiner Windschutzscheibe hat, darf umkehren und die 60 km nach Whistler mit dem Bus zurücklegen. "Wir Einheimische" haben dieses Schild per Post erhalten - alle anderen mussten es persönlich in vier Ausgabestellen beantragen. Aber was nutzt die schönste lila-farbene Plakette, wenn es in Whistler keine Parkplätze mehr gibt? Diese stehen exklusiv VANOC zur Verfügung, so dass ein Shuttlebus-Service eingerichtet werden musste, der - man glaubt es kaum - wirklich gut funktioniert. Zugegeben, in den ersten Tagen war der Service eher eine Katastrophe, aber mittlerweile haben die Jungs und Mädels Busfahrer(innen) den Dreh raus und finden schon ganz alleine ihre Route und sogar die Haltestellen. Die Monatskarten sind preislich unschlagbar, so dass die Busse gut gefüllt sind. Ob sich der "mit-dem-Bus-fahren-Hype" allerdings mittel- bis langfristig bei einem dann wieder schlechteren Service halten kann, wage ich zu bezweifeln. Ich fahre ja auch lieber mit meinem "Truck" und singe dabei lauthals John Denver's "Country Roads, take me home" - das will im Bus bestimmt niemand hören... ;-)

Und während wir nun unseren kleinen Eröffnungsfeierkater kurieren, lassen wir gleich die Mädels mit dem Gewehr auf dem Rücken durchs schöne Callaghan Valley rennen und kleine schwarze Scheiben zum Umkippen bringen. Go Biathletes Go!

Alpinski wurde ja bekanntlich abgesagt, auch wenn die Pisten eigentlich OK sind - der Rodelwettbewerb findet hingegen statt. Hoffentlich geht alles gut...











12.2.2010, Whistler - Freitag Ortszeit 10.30 Uhr - 19.30 Uhr MEZ

Die Ruhe vor dem Sturm

Nun, diese Ruhe ließ mit wiederum keine Ruhe und so bin ich eben noch einmal schnell ins Village und nach Creekside gefahren, um ein paar Fotos zu machen. Was soll ich sagen? Außer Sicherheitspersonal und Kamerateams war der Ort wie ausgestorben. Ein paar Skifahrer oder Snowboarder und das war's dann aber auch schon. Es mag daran gelegen haben, dass es für Whistler-Verhältnisse eher früh war, aber merkwürdig fand ich es schon ein wenig. Oder es haben sich schon viele auf den Weg "runter" nach Vancouver gemacht, um bei der Eröffnungsfeier (entweder als Zuschauer oder als einer der 20.000 Mitwirkenden) dabei zu sein. Ich bin gespannt darauf, ob es morgen auch fast gespenstisch leer sein wird oder ob der Ort doch aus allen Nähten platzt - Bericht folgt...
Gruß aus "Olympia-City"
Gabi, die jetzt schleunigst die eigene Multi-Kulti-Eröffnungsparty vorbereiten muss




Schlangestehen am Ticketschalter




Alles im Griff, die Jungs und Mädels von der Sicherheit




Der kleine Patriot




Das Mediencenter, streng bewacht, kein Durchkommen




Hier sollte eigentlich das Training für die Damenabfahrt stattfinden, musste aber wegen Schneemangel verschoben werden.


11.2.2010, Whistler - Donnerstag

Es kann losgehen!

Nicht nur mit den "Olympic Games" in meiner Wahlheimat Kanada - sondern auch mit ein paar Insider-Stories aus Whistler, BC.

Nach Jahren der Planung und Vorbereitung ist es nun endlich soweit: Die Olympischen Winterspiele 2010 beginnen heute Abend und eigentlich stehen nur zwei Fragen im Raum: 1) "Wie wird das Wetter in den nächsten Tagen?" und 2) "Wer wird die olympische Flamme im "Cauldron" als letzter Fackelträger entzünden?" Nun, die erste Frage lässt sich relativ leicht beantworten, indem man entweder "Environment Canada" oder "WhistlerBlackcomb" einen kleinen Besuch abstattet. Für die zweite Frage lässt sich so leicht allerdings keine Antwort finden. Es wird zwar über den einen oder die andere spekuliert, aber wirklich durchgesickert ist bisher noch nichts. Einzig und allein ein Blick auf die Optik des "Cauldrons" selbst war in den hiesigen Abendnachrichten zu erhaschen. Da bleibt uns allen nichts anderes übrig, als gebannt vor der Flimmerkiste zu sitzen, während die "Jugend der Welt" heute Abend in den Austragungsort der Eröffnungsfeier, dem BC Place, einziehen wird.

Die allgemeine Stimmung im Ort ist eigentlich nur mit einem Wort zu beschreiben "excited" oder aber "aufregend" zu gut deutsch. Unser (normalerweise) 10.000-Seelen-Staedtchen scheint unter Strom zu stehen und alle sind in freudiger Erwartung, wer oder was denn alles kommen wird. Dies war aber nicht immer so. Aufgrund schlechter Kommunikation seitens der Verantwortlichen und zahlreicher Einschränkungen im Alltag, gab es lange Strecken der schlechten Laune. Dies hat sich allerdings schlagartig mit dem Eintreffen der olympischen Fackel in unserem wunderschönen Sea-to-Sky-Corridor, ein paar kleinen Zuwendungen u.a. in Form vom Verteilen kostenloser Eintrittskarten für die abendlichen Medaillenverleihungen und einem nach anfänglichen Schwierigkeiten mittlerweile gut funktionierenden Shuttlebus-Service gewandelt. Leider sehen dies die internationalen Medien teilweise anders. Es wird vieles schlechter dargestellt, als es wirklich ist. Grund genug, mit einigen Vorurteilen, nicht gerechtfertigter Kritik oder schlichtweg falscher Berichterstattung aus der Sicht eines "Locals" (Einheimischen) aufzuräumen. Dies werde ich in der nächsten Zeit versuchen. Darum erst einmal ein herzlicher Dank an Ingrid und Mathias für die Idee dieses kleinen Blogs!

Am morgigen Samstag stehen die ersten Wettbewerbe auf dem Programm und wir werden in den kommenden Wochen versuchen, so viele Eindrücke, Erfahrungen und Randgeschichten wie möglich zusammenzutragen und diese dann sehr subjektiv zu Papier (oder besser gesagt "zur Festplatte") zu bringen. Wie z.B. die "Sensationsnachricht" der öffentlich-rechtlichen Reporter, dass wilde Tiere entlang/auf den Wettkampfstrecken gesichtet wurden. Tatsächlich? Es gibt wilde Tiere in Kanada?

Nun, vielleicht sind wir diesbezüglich auch schon etwas abgestumpft. Unsere erste Begegnung mit Meister Petz werden wir sicherlich auch nicht vergessen, aber Bären, Adler, Kojoten, Wölfe & Co. gehören für uns mittlerweile zum Alltag und diese halten sich auch mal gerne in unserem Garten auf. Nein nein, jetzt bitte keine Panik bekommen: die (Schwarz-)Bären, die auf Whistler Mountain und in der Umgebung leben, sind alle noch in ihrem Höhlen, was man hier gerne nachschauen kann... ;-) Dass die Schneeverhältnisse am "Cypress Mountain", dem Austragungsort der Snowboard- und Freestyle-Wettbewerbe, alles andere als gut sind, kann ich allerdings nur bestätigen. Ein Bekannter ist dort als "Volunteer" (freiwilliger Helfer) für die Pistenpräparierungen tätig und berichtet nicht viel Gutes. Selbst der Schnee, der mittels LKW von weit her angekarrt wird, ist beim Eintreffen am Berg eher Matsch als weiße Pracht. Dort kann man gespannt sein, ob die Wettbewerbe wie geplant stattfinden werden oder eher doch nicht. Alternativen gibt es genügend, ob VANOC aber die Flexibilität an den Tag legen wird die Wettbewerbe einfach im existierenden "Terrain Park" in Whistler stattfinden zu lassen, bleibt abzuwarten. Dies wäre wahrscheinlich zu einfach... Vielleicht möchten die Veranstalter aber den dortigen Athleten einen "Extra-Kick" auf der Piste bieten: einen bei frühlingshaften 12-15 Grad frisch aus dem Winterschlaf erwachten, kleinen, süßen, hungrigen Bären, der "nur spielen möchte". Dort "unten" in der City könnte dies wirklich der Fall sein, aber keine Angst - Schwarzbären sind normalerweise Vegetarier. Und einen Bären gab es in der Geschichte der olympischen Winterspiele ganz bestimmt noch nicht, höchstens einen, der den Zuschauern aufgebunden wurde... ;-)

In diesem Sinne: Auf eine gute Zeit und wunderschöne Spiele - möge der oder die Beste(n) gewinnen, gleich welcher Nationalität, Rasse oder Religion. Wir werden allen die Daumen drücken...

Herzliche Gruesse aus Whistler, BC

Gabi "Go Canada, Go!" Ach nee, ich wollte doch neutral bleiben... ;-)



Da steppt der Bär im Garten






Familie Ellen & Simon Märkle

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