La Palma Aktuell
Täglich frische Nachrichten von einer kleinen grünen Insel im Atlantik



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Nachrichtenarchiv September 2005


Freitag 30.09.05 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 28 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 64 % Luftdruck 1018 hPa

Die schöne Nachricht und der Pferdefuß

Das Rebhuhn und die Wachteln sollen auf La Palma wieder eine bessere Zukunft haben, dazu hat man nun einen Plan ausgearbeitet, um die Landwirte zu animieren auf manchen ihrer Äcker wieder Getreide anzubauen. Nicht nur Ratten, Katzen, streunende Hunde und Jäger haben dem kleinen Federvieh stark zugesetzt, es wird auch fast kein Getreide mehr auf La Palma angebaut, Hauptnahrung dieser Vögel. Die "Sociedad Española de Ornitología", geht wohl auch ohne Übersetzung, meldet leicht verwirrende Zahlen über den Bestand der Tiere auf La Palma, bei den Rebhühnern sollen es zwischen 74 und 542 Pärchen geben, bei den Wachteln zwischen 43 und 338 eheähnliche Vogelgemeinschaften. Wie solche Zahlen entstehen, das weiß der Vogelkundler oder die Wachtel ganz alleine. (Vielleicht stammt eine Zahl von Forsa und die andere von Emnid) Auf jeden Fall sind es viel weniger als früher und weil immer alles besser wird auf La Palma, soll nun dem Federvieh wieder mit der Aussaat von Getreide zu besseren Lebensbedingungen verholfen werden.

Die Idee ist einfach, in den mittleren bis höheren Lagen liegt viel Ackerland brach, die Bauern wissen einfach nicht, was sie dort noch lohnend anbauen können. Die Inselregierung stellt das Saatgut und einen Traktor zum Bearbeiten der Fläche, der Landwirt den Boden und später teilt man sich dann die Ernte. Ein Korn für den Landmann, das nächste für das Rebhuhn. So schön könnte die Welt aussehen, aber jetzt kommt der Pferdefuß. Die Idee für dieses naturfreundliche Projekt stammt von den Jägern und ich werde das dringende Gefühl nicht los, dass da noch ein kleiner Hintergedanke bei den Grünkitteln vorhanden ist. Gibt es erst mal wieder genügend Rebhühner und Wachteln auf La Palma, dann kann man sich ohne schlechtes ornithologisches Gewissen wieder an die Dezimierung der dann als Saaträuber gebrandmarkten Vögel machen. Der Jäger gibt, der Jäger nimmt und plötzlich erschrickt man sich über die perfide Nachhaltigkeit in diesem System.



Freitag 30.09.05 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 24 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 63 % Luftdruck 1017 hPa

Fahnenflüchtiger Jesús

Die Palastrevolte in El Paso beschäftigt uns weiterhin, die bürgerliche Partei "Partido Popular" (PP) bezeichnet unseren Bürgermeister inzwischen als "Fahnenflüchtigen" und fordert erneut den sofortigen Rücktritt ihres früheren Günstlings. Die "Partido Popular" beruft sich auf ein Abkommen welches die großen Parteien allesamt unterzeichnet haben, in dem man seit 1998 alle Parteiflüchtlinge aus der Politik verbannt. So schlimm muss es um die Parteienlandschaft hier stehen, kehrst du uns den Rücken, dann bist du nicht mal einfach nur gegen uns, dann bist du gar nichts mehr. Posten weg, Einkommen weg, Wählerwille weg. Erst kommt die Partei und dann der Politiker und irgendwann später, viel später das Völkchen.

Man will unbedingt einen Präzedenzfall vermeiden und fürchtet El Paso als Vorbildgeber für andere Gemeinden, einmal PP immer PP und aus diesen Fängen darf man nur als Fahnenflüchtiger entkommen. Das erklärt uns eine Partei deren Vorsitzender Menschen in den Krieg geschickt hat und deren oberster Kanarenvorsitzender gerade glaubhaft versichern muss, dass es ganz normale Regierungsarbeit ist, in Privatflugzeugen nach Norwegen zum Lachsfischen zu fliegen, bezahlt von einem Investor der größere Bauvorhaben auf den Inseln im Sinn hat. Die Versuchung mit dem Vornamen unseres Bürgermeisters zu spielen liegt immer nahe und ist eigentlich schon ein alter Hut, aber gab es da nicht eine ähnliche Geschichte vor fast genau 2.000 Jahren, als ein gewisser Pontius Pilatus (PP) sich einer menschlichen Revolte nicht mehr erwehren konnte? El Paso bleibt rebellisch, uns scheint der politische Alltag zu langweilig zu sein, bleib standhaft Jesús, ob es sich lohnt, das können wir erst in etwa 2.000 Jahren sagen.



Donnerstag 29.09.05 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 30 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 63 % Luftdruck 1016 hPa

Autonomie bis in die Zehenspitzen

Ich bin anders, also bin ich. Der spanische Fleckenteppich der autonomen Provinzen ist eine verständliche Gegenbewegung des Pendels, welches unter Franco eine zentralistische Regierungsform gefordert hat. In Deutschland kennt man das auch, da gibt es aber aus anderen Gründen ein föderales System. Allerdings erscheint mir das deutsche Ländergehabe gegenüber den spanischen Provinzautonomien eher langweilig, so bunte Blüten wie unser Regionalismus treibt, traut man sich in Deutschland wohl nicht. Ist vielleicht auch besser so, manches ist in der Tat eher als skurril anzusehen. Der Drang, sich gegenüber Madrid abzugrenzen ist zum Teil so groß, dass inzwischen Provinzen wie Katalonien eine eigene Verfassung haben und dort von der Nation Katalonien gesprochen wird. Bei uns ist das ähnlich, da steht auch ein Verfassungsentwurf an, man will sieben grüne Sterne in die Fahne haben als Zeichen der Unabhängigkeit und auch wir sind dann eine Nation. Böse Zungen behaupten, wir sollen nur eine Nation werden, damit die große kanarische Regionalpartei endlich den Begriff Nationalisten zu Recht tragen darf. - Keine Angst, der Begriff Nationalismus bezeichnet in der spanischen Sprache einen anderen Zustand als in der deutschen Sprache, wo dieser Begriff verständlich bereits belegt ist.

Was braucht eine Nation am dringlichsten? Eine eigene Polizei natürlich, eines der Lieblingsprojekte unserer Provinzregierung. Seit vielen Jahren verfolgt man diese Idee, keiner stellt die Frage ob wir eine vierte Polizei im Ländle brauchen, aber autonom soll sie sein und kein anderer darf so etwas ähnliches haben. Das könnte man ja anhand einer phantasievollen Uniform gestalten, gelbe Mütze, weiße Hose und blaues Hemd mit sieben grünen Sternen drauf, dann haben wir gleich noch unsere Provinzfarben, Entschuldigung, Nationalfarben untergebracht und das macht uns sicher keiner nach. Neben Policía Nacional, Guardia Civil und Policía Local sucht nun die vierte Exekutive ihren Sinn und nennt sich schon mal Policía Autonómica. Man ist sich seitens der Autonomie Bastler schon bewusst, dass diese vierte Polizei einen genau definierten Einsatzbereich haben muss, sonst kommt es sicher zu Kompetenzgerangel mit den anderen Ordnungshütern. Ab 2007 sollen die ersten "Autonómicos" über die Straßen patrouillieren, bis 2009 will man die angestrebte Sollstärke von 200 Agenten erreicht haben. Mehr können wir uns wohl nicht leisten, man kann von der Zentralregierung nicht verlangen, autonome Ordnungshüter zu bezahlen. Rechnet man das auf La Palma mal um, dann stehen uns rein rechnerisch 8, in Worten acht autonome Polizisten zur Verfügung, so schlimm kann es also mit dem Kompetenzgerangel nicht werden. Fünf Tage Woche, acht Stunden Schicht und Urlaub eingerechnet, ergibt das eine permanente Präsenz von knapp zwei Agenten auf freier Wildbahn. Vielleicht sollten die aber auch nur tagsüber arbeiten, damit man die schicke Uniform besser sehen kann. Ich freue mich immer über solche Eigenarten unserer Phantasie, auf so was muss man erst mal kommen. Sie wissen doch, autochthon, autonom, endem, angenehm.



Donnerstag 29.09.05 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 63 % Luftdruck 1017 hPa

Bananenschalen

Bei der Produktion unserer liebsten Frucht, der kleinen gelben Banane, kommt nicht nur das verkaufbare Endprodukt dabei heraus, sondern auch noch jede Menge "Biomüll". Die Staude selbst wird nach dem Ernten abgeschlagen und als Viehfutter verwendet, Ziegen und Schweine laben sich an diesem saftigen Naschwerk. Das ist ein eigentlich nachhaltiges Verfahren, gäbe es da nicht die Rückstände von Pestiziden, welche in jeglicher intensiver Landwirtschaft auftauchen. Die chemische Industrie bemüht sich zwar immer weiter zu forschen und die Pflanzenschutzmittel so weit zu verändern, dass diese sich schneller abbauen, aber ganz so weit sind wir noch nicht. Die Inselregierung sponsert unseren Landwirten den Ankauf von weniger heftigen Pflanzenschutzmitteln und viele Mittelchen sind inzwischen verboten, aber ganz ohne "Gifteln" geht auch hier bei den Bananen noch nichts. Die wenigen Landwirte welche sich darauf einlassen und Bananen nach Bio-Standards ziehen, haben nur den lokalen Markt als Absatzmöglichkeit, ein organisierter Export kanarischer Bio-Bananen findet (noch) nicht statt.

Die Banane produziert aber noch mehr Bio-Masse als den bereits angesprochenen Strunk. Als komplette "piña" wird der Fruchtstand zur Packerei gefahren und dort erst werden die "Hände" vom Strunk geschnitten und auch alles was nicht exportfähig erscheint auf eine große Halde geschmissen. Wunderbaren Kompost könnte man daraus machen, das ist auch in der Planung, aber bis die Müllverwertungsanlage in Mazo ihren Dienst aufnehmen wird, bleiben die Reste der Bananen ein ernsthaftes und stinkendes Problem. Bislang schmissen die Packereien die Reste in einen dafür ausgesuchten Barranco gleich hinter Argual. Anwohner und Naturschützer kämpfen seit langem gegen diese Maßnahme und haben sich nun durchgesetzt. Die Halde wird geschlossen und mit Erdreich abgedeckt um Gerüche und Brutstätten für Fliegen und andere Insekten zu begraben. Schön für Argual, aber nun muss man einen neuen Standort dafür finden bis man in Mazo Kompost daraus machen kann. - Ich weiß einfach nicht warum, aber bislang hat sich keine Gemeinde freiwillig gemeldet, die stinkende Hinterlassenschaft unseres Exportschlagers zu beherbergen.



Mittwoch 28.09.05 - 19:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 29 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 62 % Luftdruck 1016 hPa

La tos barata

Da Menschen erst durch ihre Fehler und Kanten zu einer komplexen Persönlichkeit heranreifen, gönnt man sich halt so dieses oder jenes Pläsierchen. Unendlich groß sind die Möglichkeiten sich die Gesundheit zu ruinieren. Manche rennen bei Calima den Berg hoch, andere schuften sich zu Tode, ganz mutige essen südamerikanische Bananen auf der Plaza von Los Llanos und ich hab ein ganz langweiliges Laster, ich rauche Zigaretten. Nein, ich bin nicht stolz darauf, aber auch weiterhin bereit mit Nichtrauchern zu reden, so lange mir man noch irgend einen Tresen in näherer Umgebung lässt, an dem ich fröhlich meine "Coronas" quarzen und husten kann. Da gibt es auf La Palma einiges an Verständnis, ich kann keine Prozentzahl nennen, aber es gibt hier immer noch viele Raucher.

La Palma ist nicht gerade das Land der Pharisäer, wir wissen, dass wir alle Fehler haben, aber warum so viele Menschen hier rauchen hat auch noch einen anderen Hintergrund. Das Zeug ist dermaßen billig, dass man davon nur hustet, aber nicht arm wird. In Deutschland steigen die Raucher ja wieder in der Sozialleiter bergauf; Guck mal der kann sich versteuerte Zigaretten leisten, der verdient bestimmt viel Geld. Bei uns kaufe eigentlich immer ich die Zigaretten, meine Frau raucht nicht, ich trenne mich trotzdem nicht von ihr, da bin ich sehr tolerant. Heute aber bat ich sie mir doch meine legale Droge zu besorgen und gegen ein bisschen Haushaltsbestechungsgeld hat sie mir auch versprochen meine Coronas zu besorgen. Ich suche nie nach Sonderangeboten, das ist mir zu lästig und auch zu peinlich, ist bei meinen Zigaretten und meinem Einkaufsverhalten auch nicht nötig, die Stange kostet knappe sieben Euro, also 70 Cent die Schachtel mit 20 Bronchialdübeln. Ich geh da immer in den gleichen Laden und verlange von meinem "tos barata", das heißt so viel wie billiger Husten und ich geh oft dahin, man lacht über den Witz schon längst nur noch aus Anstand. Selbst beim Zigarettenkauf ist meine Frau mir aber überlegen, die bringt eine Monsterstange mit 32 Schachteln an, für 13,50 Euro, das sind schlappe 42 Cent für die Schachtel. Ganz normale Zigaretten, kein Kameldung, kein Enthaarungsmittel a la "Krüger" oder "Mecanicos" auch das sind endemische Zigaretten, aber für meine zarten mitteleuropäischen Bronchien eher nicht geeignet. Vielleicht sollte man das aus touristischer Sicht auch noch mal betrachten, hier darf man noch an jeder Ecke rauchen und das auch noch unverschämt billig.


la tos barata



Mittwoch 28.09.05 - 09:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 65 % Luftdruck 1018 hPa

Wetter und Lokalpolitik

Wandernde Stadträte und Hochdruckgebiete. Das Azorenhoch macht einen kleinen Schritt nach Osten, schwächt so seinen Einfluss auf unsere Breiten leicht ab. Wahrscheinlich dabei ist, dass es nun ein, zwei Tage wieder wärmer wird, besonders in den höheren Schichten gelangt die Luft erneut über den afrikanischen Kontinent zu uns, wie bereits Anfang dieses Monats. Kein Calima, kein Regen, aber der Wind wird noch ein paar Tage bleiben, das Azorenhoch strotzt vor Kraft und will das in jedem Moment zeigen. Der Winter hat also noch nicht begonnen, auch wenn meine Erkältung etwas anderes andeuten will.

Der "Stadtstreich" im Rathaus El Pasos war natürlich Stadt und Landgespräch und selbst eingefleischte Gegner der drei wackeren Rebellen mussten diesen ihren Respekt zollen für den mutigen Schritt. Einzig die eigene Ex(Partei) ist natürlich wenig begeistert und fordert den sofortigen Rücktritt der Abtrünnigen, das allerdings verhallt an den Stadtgrenzen. Man hat die drei Räte aufgefordert, ihre Ernennungsurkunden und Vereidigungsakten an den lokalen Vorstand der Partido Popular zu übergeben. Da ist aber keiner mehr dem man etwas in die Hand drücken könnte, alle Mitglieder des lokalen Verbandes haben die Partei verlassen. Im Moment existiert die große spanische selbst ernannte Volkspartei nicht in El Paso, mangels Masse. An dem vereinbarten Wechsel im Bürgermeisteramt an Víctor Nazco von den kanarischen Sozialisten der PSC will man aber festhalten, im Dezember wechselt die knüppelharte Ehre Bürgermeister von El Paso zu sein, in die Hände der Sozialisten. - Da riecht man aber auch schon den nächsten Ärger, in der gesamten Provinz gibt es eine neue Allianz, PSC und Coalición Canaria schmusen ganz heftig miteinander. In El Paso waren die beiden Volksparteien ja eine ungewöhnliche Koalition eingegangen um der Coalición Canaria den Posten weg zu nehmen, jetzt flirten die Sozis mit den Regionalisten und stellen so die außergewöhnliche Koalition in El Paso erneut in Frage. - Neuester Witz in El Paso. Kommt ein Mann (kann natürlich auch eine Frau sein) ins Rathaus von El Paso und will den Bürgermeister sprechen. Am Schalter muss man diesen Wunsch leider abschlägig beantworten, das geht nicht, der Bürgermeister ist gerade austreten.



Dienstag 27.09.05 - 15:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 27 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 67 % Luftdruck 1017 hPa

Hausgemachtes Chaos am Flughafen

Wenn gebaut wird, dann ist das nie ein netter und angenehmer Zustand, da muss man schon mal auf gewohnten Komfort verzichten. Nun wird ja unser Flughafen für das nächste Jahrtausend ausgebaut und nur gut, dass dort wo gehobelt wird Späne fallen und keine Flugzeuge. Im Gebäude selbst ist man noch verschont von den Arbeiten, da spürt man noch ein bisschen was von der Atmosphäre eines kleinen und liebevollen Inselflughafens. Draußen herrschen aber schon die großen Dampframmen und Bagger und jede Woche sieht es dort ganz anders aus. Die Einfahrt wird verlegt, der Eingang, die Zufahrt und plötzlich sind scheinbar die Parkplätze weg. Fünf Jahre soll das noch so gehen, da kann ich nur auf baldige Gewöhnung hoffen und Routine.

Für an und abreisende Gäste wird der Weg zu ihrem Auto deutlich weiter, viele finden den neuen Parkplatz überhaupt nicht und drehen mit ihrem Mietwagen verzweifelte Runden zwischen Baumaschinen und anderen Hilfe suchenden Autofahrern. Immerhin hat man aber für die ankommenden Gäste einen farbig markierten Weg auf den Boden gemalt, der zu dem neuen Parkplatz führt, welcher in südlicher Richtung am Kopf der Landebahn entstanden ist. Bislang hat aber jeder seinen Mietwagen bekommen und ist bei der Abreise diesen auch wieder los geworden, es dauert halt alles nur etwas länger und man sollte ein bisschen Phantasie für Verkehrsplaner entwickeln. Ich glaube auch nicht mal, dass es schlecht geplant ist, Bauvorhaben dieser Größe gehen nie ohne kollaterale Nervenschäden seitens der Benutzer ab. Wir wollen so einen riesigen Flughafen haben, dann müssen wir da auch durch. Habe ich gesagt, wir wollen?



Dienstag 27.09.05 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 67 % Luftdruck 1016 hPa

Jesús randaliert im Tempel

Jesús Manuel Rodríguez, Bürgermeister unserer kleinen Stadt tritt zusammen mit den beiden Räten, die ebenfalls bis gestern der Partido Popular angehörten, aus dieser Partei aus. Allerdings werden die drei Lokalpolitiker nicht aus der Politik verschwinden und schon gar nicht aus dem Rathaus von El Paso. Sie verbleiben als parteilose Räte und Bürgermeister in ihren Ämtern welche sie seit dem Mai 2003 inne haben, als Angehörige einer "grupo mixto". Was war passiert? In El Paso regiert im Rathaus eine Zweckgemeinschaft aus Sozialisten und den drei Räten der Partido Popular, eine Koalition die eigentlich in Spanien unvorstellbar scheint, PSOE und PP, das geht hier nicht zusammen, besonders wenn die eigenen Parteiorgane dieses verhindern wollen. Da gerät die Partido Popular stark in die Kritik seit dem es klar war, dass es diese revolutionäre Verbindung in El Paso gibt, verging kein Tag an dem Jesús nicht dem Druck und dem Mobbing aus seiner eigenen Partei ausgesetzt war.

Unvorstellbare Putschversuche hinter dem Rücken unseres Bürgermeisters, tausche El Paso gegen Regierungsbeteiligung in der Hauptstadt, sind nur die Spitzen eines parteipolitischen Geschacher, welches jeder demokratischen Partei unwürdig erscheint. Es ist ein mutiger, aber auch verzweifelter Versuch, sich als Mensch und Politiker dem Parteisystem zu entziehen. Bislang ging so etwas auf die Dauer immer schief, unsere satten Demokratien werden von Parteien regiert, darin sitzen Politiker und spinnen Fäden, in denen sich jegliche Vernunft und jedes Engagement verfängt. (Übereinstimmungen mit der momentanen Situation in Deutschland sind normal) Jesús randaliert im Tempel und schmeißt den (Partei)Bonzen das Tafelsilber und seine politische Karriere vor die Füße. Ich finde die Idee reizvoll, einen Menschen als Bürgermeister zu haben und kein Parteivolk. Parteilose Kandidaten haben eigentlich immer ein kurzes politisches Leben, aber in El Paso ist alles möglich und das ist gut so. Chapeau Jesús, Obdulia und Pedro!



Montag 26.09.05 - 18:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 27 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 67 % Luftdruck 1016 hPa

Lanzarote will die Notbremse ziehen

Der touristische Sektor Lanzarotes gerät immer weiter in Schieflage, das krasse Überangebot an Hotelbetten und eine stagnierende Nachfragesituation hat zu heftigen Verdiensteinbrüchen bei Hoteliers und dem gesamten Bereich des Tourismus geführt. Miguel Ángel Leal, Tourismusrat auf der Insel will nun den weiteren Ausbau der Bettenanzahl auf der Insel stoppen, um nicht noch tiefer in diese Abhängigkeitsfalle zu geraten. Überangebot bedeutet immer einen Preisverfall, daraus resultierende Kostenprobleme bei den Hotelbetreibern und damit sinkt auch das Einkommen der Mitarbeiter oder diese verlieren gar ihren Job. Letztendlich führt das auch zu einem zwingenden Qualitätsverlust in der Branche und genau da wollte man nicht hin. Lanzarote ist zum größten Teil vom Tourismus abhängig, es hat kaum andere Einkommensquellen welche die Einbußen ausgleichen könnten.

Auf La Palma sind wir lange nicht so weit die Notbremse ziehen zu müssen, aber vielleicht sollte man sich darum bemühen, das nie tun zu müssen. Bei uns ist der Tourismus noch in der Werdephase und wird sicherlich einen größeren Teil zur lokalen Volkswirtschaft beitragen müssen, aber das Wie ließe sich noch steuern. Nun können wir erneut von anderen Inseln und Regionen lernen, die bereits am Ende der Fahnenstange angekommen sind. Wer sich marktwirtschaftlich in Abhängigkeiten begibt, der kommt nach ein paar fetten Jahren sicher darin um. Hier sagt man dazu "Pan para hoy, hambre para mañana" (Brot für heute und Hunger für morgen). Patentrezepte gibt es da nicht, aber ein genaues Analysieren, was La Palma seinen Besuchern zu bieten hat und was wir davon haben ist absolut notwendig. Ein bizarr stures Hinwenden auf ein touristisches Modell, welches nur die Verkäufer, Mittler und Hotelbetreiber füttert, ist sträflicher Leichtsinn gegen unsere lokale Wirtschaft. Manchmal sind wir aber wie die kleinen Kinder, denen kann man auch hundert Mal sagen, fass da nicht hin, du verbrennst dir die Pfoten.



Montag 26.09.05 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 69 % Luftdruck 1018 hPa

Wir sind Weltmeister

Vorsicht auf den Straßen in den nächsten Wochen, Spanien ist kollektiver Formel Eins Weltmeister und man darf damit rechnen, dass nun auch dementsprechend selbstbewusst gefahren wird. Fernando Alonso "Nano" genannt, hat es geschafft und Spanien aus der ewigen zweiten Reihe an die Spitze katapultiert. Der gut aussehende Bengel aus Oviedo hat es geschafft und wie immer bei großen sportlichen Erfolgen sind wir plötzlich wieder eine Nation. Fernando Alonso weiß wohlmöglich gar nicht, dass es diese kleine Kanareninsel gibt, aber das ist egal, Gewinner sind immer auch Palmeros wenn es sportliche Erfolge zu feiern gibt.

Volkshelden sind eben Autonomie übergreifende Charaktere und ich frage mich schon, ob wir denn einen Formel Eins Weltmeister so einfach auch an die gesamte Nation ausleihen würden, käme er von den kanarischen Inseln. Man muss sich das so vorstellen, wir haben hier eine regionale Partei die sich "Nationalisten" nennt, obwohl wir gar keine Nation sind, sondern eine Region, aber "Regionalisten" klingt wohl zu klein, da spielt man lieber mit Begrifflichkeiten. An Werktagen ist das Festland immer für die negativen Aspekte schlecht (gut kann man da doch eigentlich nicht sagen), aber das ist kein Werktag, Nano ist Weltmeister und wir feiern einfach mit. Was wir da feiern, das ist nicht so wichtig, wir sind Weltmeister, das reicht.



Sonntag 25.09.05 - 20:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 25 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 73 % Luftdruck 1017 hPa

Wissenschaftliche Schelte

Ganz heftige Worte findet Juan Carlos Carracedo zum Abschluss der Konferenz zu Risiken von Naturkatastrophen auf La Palma. Carracedo ist Mitglied des "Consejo Superior de Investigaciones Científicas" und Direktor des "Instituto de Vulcanología de Canarias". Er gilt als einer der größten Vulkanologen, so ein Wissenschaftler halt den man zu allem befragt und dem man immer zuhört. Unsere Anlagen zur Überwachung der Vulkane auf La Palma sind unzureichend und schlecht und eigentlich gar nicht geeignet zur Forschung und Überwachung von aktiven Vulkanen. - Donner, Blitz und Erdbeben, was ist jetzt los, sicher kann man jegliche Überwachungsmethode verbessern, aber diese harschen Sätze zerreißen die Bemühungen der Provinz und Inselregierungen in der Luft. Noch vor ein paar Monaten ließ uns Carracedo wissen, dass auf La Palma absolut nichts los sei und sich nur die Presse um den Vulkan Cumbre Vieja kümmert, aus Sensationslust.

Es gibt da auch noch einen ganz pikanten Punkt, der immer wieder in Sachen Geologie und natürlich bei uns besonders die Vulkanologie schwer greifbar für zumindest interessierte Laien macht. Die einzelnen Institute und vor allem die Geologen sind sich weder einig in der Bewertung der Geschehnisse, viel schlimmer, man greift sich sogar gegenseitig an und hinterlässt ein staunendes Publikum mit noch weniger Ahnung als vorher. Da gibt es einen Konflikt zwischen der beauftragten Regierungsstelle und das ist die ITER (Instituto Tecnológico y de Energías Renovables de Canarias) mit ihrem Alphavulkanologen Dr. Nemesio Pérez Rodríguez und den nicht direkt für die Provinzregierung arbeitenden Geologen wie zum Beispiel Juan Carlos Carracedo. Während der "vulkanologischen Krise" auf Tenerife, die vor über einem Jahr mit der starken Häufung von Erdbeben begann, war man sich niemals einig was eigentlich vor sich geht und sagte der eine so, dann kam ein Dementi sofort von der anderen Seite. Die Überwachungsanlagen hier auf La Palma werden von der "ITER" aufgestellt und betreut und sind so fast automatisch falsch aus dem Blickwinkel des Juan Carlos Carracedo. Damit machen die Wissenschaftler für uns Laien die Sache nur noch schwieriger und schicken die Wissenschaft dahin zurück, wo sie uns eigentlich rausholen sollte, aus der Ecke des Glaubens, Vermutens und Rätselratens. Da bleibt nur noch die Hoffnung auf die echte Hilfe seitens einer neuen Glaubensrichtung und angenehmer Weltreligion. Ich setze voll und ganz auf die "Flying Spaghetti Monster", die haben einen Bier-Vulkan in ihrem Himmel und da kann ich ganz wissenschaftlich mitreden, davon hab ich Ahnung. Waren Sie noch nie auf der Vulkanroute? Vom "Mahou negra" steigt man auf zum Dorada I und II, dann vorbei am San Miguel und Abstieg über den San Reina, bis hinab nach Fuentropical. Warum nicht, das Papst-Bier war doch auch in aller Munde.



Sonntag 25.09.05 - 12:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 24 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 67 % Luftdruck 1019 hPa

Phantasie ist keine Privatangelegenheit

Die Umweltbehörde der kanarischen Provinzregierung ist immer für eine Überraschung gut, man muss sich auch einiges einfallen lassen, wenn man an die komplizierten Töpfe der "Interreg III B" Fördermittel heran will, einfach Hand ausstrecken reicht da nicht mehr. Der Plan hat fast etwas von einer konkreten Weiterführung des "kollektiven Freizeitparks", welcher in Deutschland wegen dringenderer Maßnahmen dann doch verschoben wurde. "PAISAGEM" lautet das Zauberwirt und soll auf den Azoren, Madeira und die Kanaren zur nachhaltigen Nutzung der Landschaft dienen. Das lassen wir uns nicht zweimal sagen, Landschaft, Nutzung und Nachhaltigkeit, das sind doch Vokabeln, die fast schon endemisch sind auf La Palma.

Die vielen Wassertanks auf der Insel sollen für Freizeitaktivitäten aufgerüstet werden und ein Vorschlag für das Aridantetal sieht einen Freizeitpark vor, der von Triana (südlicher Ortsrand Rand von Los Llanos) bis zur Montaña Cogote (beim Friedhof von Las Manchas) reicht. Zentrum wäre das enorme Speicherbecken von "Dos Pinos" auf dem es dann kleine Segelschiffe geben soll um Jungpiraten an die Nautik zu führen, ebenso wie Wasserski und Tauchschulen. Der alte Camino Real von Los Llanos nach Las Manchas, heute Camino Campitos soll als Leitfaden dienen und die vielen Einrichtungen verbinden welche alle ein gemeinsames Thema haben, das Wasser. Der geneigte Wanderer könnte so einen wunderbaren Spaziergang bis zur Montaña Cogote unternehmen und dabei ein Wassermuseum besuchen, baden, sich an Kiosken und in Restaurants laben und dabei immer an den Lebensadern unserer Insel wandern, an den Kanälen welche das kostbare Nass transportieren. Der revolutionäre Gedanke dabei wäre, keine neue Infrastruktur mit probater shareholder Knetmasse (Stahlbeton) wäre nötig, man nutzt die vorhandenen Einrichtung und ergänzt diese, um sie für Menschen nutzbar zu machen. Chapeau Umweltamt! Ich melde mich jetzt schon zum Wassertreten an und kann nur hoffen, dass es in den "Themenrestaurants" nicht nur Wasser zu trinken geben wird.



Samstag 24.09.05 - 18:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 28 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 69 % Luftdruck 1017 hPa

Parkplätze in der Unvollendeten

In Puerto de Tazacorte geht man ein Jahrzehnte altes Problem an, was geschieht mit dem geplanten, mehrfach fast fertig gebautem und doch nie vollendeten Meerwasserschwimmbecken direkt an der Strandlinie. Die Geschichte dieser Filmkulissen ähnlichen Baustelle ist sehr lang, immer wieder hat der Atlantik den Schöpfern des Bauwerks gezeigt wo das Wasser hängt. Dazu kamen noch Querelen politischer Natur und Geld war eigentlich von Anfang an nicht da für einen abschließenden Bau. Zuletzt wartete man auf private Investoren welche den Bau vollenden sollten, dafür sollten diese den Betrieb des Spaßbades und Gastronomie erhalten, es läuft aber nicht jeden Tag ein Depp über den Marienplatz oder trinkt seinen Kaffee auf der Plaza von Los Llanos.

Ein unterirdischer Parkplatz, ein Auditorium für Vorstellungen und doch ein Bad, aber viel kleiner, sollen nun dort entstehen. Dazu ist ein Architekturbüro angerückt und die Küstenbehörde, die hat da inzwischen ein waches Auge darauf, soll sich bereits positiv über die Pläne geäußert haben, aber dieser Hinweis kommt von der Gemeinde und nicht von der Behörde selbst, also Vorsicht. Privat soll das Ganze investiert werden und da fällt mir der Großinvestor wieder ein, der den halben Ort für 300 Millionen Euro kaufen will und ein Dubai ähnliches Stück Phantasiewelt aus der kleinem Hafenstadt machen will. Diesem Mammuthprojekt, bejubelt von der Gemeinde Tazacorte, hat das Umweltamt und die Küstenbehörde bereits höchste Aufmerksamkeit angekündigt und große Bedenken dazu geäußert. Vielleicht hat dieser höfliche Hinweis seitens der Behörden die Investoren dazu verleitet jetzt eine Art Salami-Taktik anzuwenden, vielleicht ist es aber auch ein ganz anderer Geldgeber, mit uns redet man nicht so häufig über unsere Zukunft. Ganz gespannt bin ich darauf, wie die neuen Bauherren ein ganz altes Problem lösen wollen. Jeden Winter hat bislang der Atlantik bei den Nordwest Stürmen das Meerwasserbecken überspült und das würde den dort geparkten Fahrzeugen nicht nachhaltig gut tun und bislang hat Poseidon sich gegenüber Menschen als unbestechlich erwiesen.



Samstag 24.09.05 - 09:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 71 % Luftdruck 1020 hPa

Was erlauben Herbst?

Die dritte Nacht in Serie mit Temperaturen von unter 20 Grad und der Horizont wirkt seit kurzem wieder so winterlich klar. Die ersten Tausendfüßer kommen aus der Erde gekrochen und tun so, als hätte es geregnet und man braucht keinen Propheten um auch hier auf La Palma den Sommer für vorübergehend als beendet zu erklären. Ich liebe den brausenden Passat mit seiner frischen atlantischen Luft, das ist unser Wind und unser Wetter, aber wer sagt, dass Temperaturen unter 20 Grad noch der Genfer Konvention entsprechen? Das geht auch anders und nennt sich Sommer und ich plädiere für eine große Koalition, dauerhaft Nordostpassat und Sommer. Dabei ist es mir völlig egal, wer vor dem Komma steht, hinten müssen aber mindestens 20 Grad rauskommen, auch nachts, sonst bin ich für Neuwahlen.

Es kann sich keiner vorstellen welche Qualen man mit diesen abrupten Temperaturschwankungen ausstehen muss. Unser strategischer Notfallplan greift jetzt und in einer konzertierten Aktion wird die Winterhilfscheckliste Stück für Stück abgearbeitet. Pulswärmer für den Kater sind ein neuer Punkt auf der Liste, die Strickliesel bietet dazu reichlich ergonomische Schnittmuster aus Reinschurwolle für den perfekten Sitz an den Problemzonen des Newage Tomcat-Typs. Die letzte Farb- und Stilberatung für das Katzenvieh verlief nicht ganz nach seinen Vorstellungen, seit dem verlegen wir unser Hauptaugenmerk zur Stützung seiner Selbstreifefindung ganz auf das Katering. Der Rest der Familie prüft die Funktionalität der Wärmflaschen und Heizlüfter, Probefüllungen und Dauerbelastungstests bereichern unseren ohnehin schon bedrohlichen Alltag. Die medizinischen Vorräte werden ergänzt, Paracetamol in diversen Darreichungsformen verdecken fast den Blick auf die Berge von Globoli und der einzigen für Männer adaptiven Droge, Aspirin. Wir scheinen gewappnet zu sein, der winterlichen globalen Erkältung zu trotzen, aber keine Angst, die Palma-Grippe ist nicht viral-virulent, sondern eher virtuell-variant. Ich weiß nicht, wie man Temperaturen um den Gefrierpunkt auch nur annähernd überleben kann, es soll Landstriche in Mitteleuropa geben, da ändert sich im Winter der Aggregatzustand von Wasser. - Fast hätte ich es vergessen zu erwähnen, die Unaussprechlichen liegen auch schon schön auf Falte gebügelt bereit, sie wissen schon, Schiesser Tausendsassa lang und grau...



Freitag 23.09.05 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 26 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 71 % Luftdruck 1022 hPa

Rebhuhnauge

Tenerife ist uns mal wieder einen Schritt voraus, das sage ich gar nicht gerne, aber es könnte auch ein schönes Beispiel für La Palma werden. Man hat alte Kartoffelsorten neu entdeckt und diese jetzt auch als zertifiziertes Saatgut an interessierte Landwirte abgegeben. Die Firma "Cultesa" hat das in Zusammenhang mit der makaronesischen Samenbank geschafft, das ist das erste Mal in Spanien, dass man alte, fast schon ausgestorbene Sorten wieder als Saatgut zu kaufen bekommt. Was ist daran so interessant? Neben jeder Billigwelle an undefinierbarer Massenware, Sie erinnern sich vielleicht an die Kartoffeln aus Israel, die so groß, billig und schlecht waren, dass nicht mal Pommes frites daraus gemacht werden konnten, gibt es auch die Gegenbewegung. Es gibt immer mehr Verbraucher, die gerne wüssten was sie essen und die Kartoffel nicht als billige Sättigungsbeilage betrachten, sondern auch als vorzügliche Delikatesse.

In dem Moment treten die Erzeuger aus der Preisfalle heraus, da sie ein Produkt anbieten, welches unvergleichbar ist und sich auch preislich nicht an der Massenware messen muss. Das kann man im ganz regionalen Rahmen hinbekommen, gut sortierte Markstände und Restaurants, die sich Gedanken darüber machen was sie ihren Gästen auf den Teller packen. Dazu passen die, zum Teil sehr lustig aussehenden bunten Kartoffelsorten sehr gut und plötzlich ist es nicht mehr schlimm, wenn die Kartoffeln ein paar Cent mehr kosten. Sicher werden nie alle Verbraucher so interessiert sich dem zuwenden, was sie sich in den Mund schieben, aber es wäre doch eine absolute Bereicherung, wählen zu können. Dieser Versuch wäre ohne Abstriche auch auf La Palma zu übertragen, dann kann man die Massenproduktion getrost anderen Ländern überlassen und der gewiefte Landmann baut "schwarzes Gold" an. So heißt eine der vier jetzt wieder zu habenden Sorten: "Negra Oro". Die anderen drei Sorten habe ähnlich lockende Namen: "Negra Yema de Huevo" - Schwarz-Eigelb, "Bonita Ojo de Perdiz" - die Schöne-Rebhuhnauge und "Colorada de Baga" - Bunter Flachs. Und das ist erst der Anfang, sieben weitere alte und regionale Sorten sollen folgen und in meinen kühnsten Träumen stelle ich mir gerade vor, wie Feinschmeckerrestaurants aus aller Welt am Telefon winseln, um per Luftfracht noch ein Körbchen "Goldene Natternnase" aus La Palma zu erhalten. Plumps - jetzt bin ich wieder gelandet...



Freitag 23.09.05 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 70 % Luftdruck 1022 hPa

Vulkanologe fordert mehr Geld für die Forschung

Juan Carlos Carracedo, einer der bekanntesten spanischen Geologen mit Ausrichtung Vulkanologie, fordert deutlich mehr Geld für weitere Forschung auf diesem Gebiet. Er weilt gerade auf La Palma und nimmt an einer Konferenz teil, welche sich um die Auswirkungen von Naturkatastrophen beschäftigt. Dabei soll eine Risiko-Karte der Insel erarbeitet werden, im Vordergrund steht dabei aber nicht die Gefahr eines Vulkanausbruchs, sondern mögliche Überschwemmungen und Erdrutsche, die von heftigen Niederschlägen ausgelöst werden. La Palma ist an den meisten Stellen derart steil, dass Regenwasser aus starken Schauern die Berghänge herunter läuft, noch bevor die Erde das Wasser aufnehmen kann. Alle unsere furchigen "Barrancos" sind auf diese Weise entstanden und Carracedo rät einfach, dort weder zu bauen, noch sich bei starkem Regen aufzuhalten.

Das ist überhaupt der einstimmige Widerhall dieser Konferenz, es gibt keine Naturkatastrophen heißt es da, die Natur geht immer ihren gewohnten Weg. Nur wenn dann Menschen dort siedeln, dann kann es eine Katastrophe geben, aber nicht für die Natur, sondern für die Menschen. Das geht jetzt einerseits in Richtung Grundsatzdiskussion, andere werfen Carracedo sicherlich wieder Zynismus vor, aber das hat er oft genug erlebt und reitet das locker ab. Der Angriff auf die Politiker kommt auch noch in der Pressemitteilung, seitens der Behörden benutze man die möglichen Gefahren als Druckmittel gegenüber der Bevölkerung. Statt fundierter Aufklärung, was denn wirklich im Inneren unserer Vulkaninseln geschieht und was damit in Zukunft passieren kann, wird je nach Interessenlage aufgewiegelt oder beruhigt. In diesem Zusammenhang wirft er auch den Insel und Provinzregierungen vor, viel zu wenig Mittel der Wissenschaft zur Verfügung zu stellen, um mögliche Risiken festzustellen und zu erforschen.



Donnerstag 22.09.05 - 17:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 24 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 71 % Luftdruck 1021 hPa

57 Millionen Euro gegen Waldbrände

Einen sehr ambitiösen Plan gegen zukünftige Waldbrände hat unser Inselpräsident, José Luis Perestelo, gestern auf einem Treffen dem Oberhaupt aller Kanaren, Adán Martín übergeben. Der Plan war bereits lange vor dem Waldbrand ausgearbeitet worden, der nun das Thema wieder so aktuell macht. Auf dem Treffen waren auch die Bürgermeister der betroffenen Gemeinden im Norden La Palmas dabei, man wollte die Gelegenheit wahrnehmen und durch geballtes Auftreten politischer Alphamännchen dem gewaltigen Plan Nachdruck verleihen. Dabei erfahren wir noch ein ganz interessantes Zahlenspiel, der Wert eines Hektar Waldes auf La Palma wird mit 6.300 Euro angegeben. Das ist natürlich eine fiktive Zahl, nicht das jetzt einer kommt und meint, er könne den Quadratmeter La Palma für 63 Cent haben, aber was so ein fragwürdiger Wert soll und wie der ermittelt wird, das würde mich schon interessieren. - Wie viel kostet eigentlich ein Hektar Schwarzwald?

Nun zum Plan, welcher unseren Wald endgültig schützen soll. Man will die gefährdeten Bereiche, also fast den gesamte Höhenbereich im Norden der Insel mit Druckwasserleitungen versehen, die aus einem Speicherbecken auf dem Roque de Los Muchachos gespeist werden. Die Brandschneisen werden zum Mittelpunkt der Brandbekämpfung, von dort aus will man dann mit dem Wasser aus den Hochdruckleitungen mögliche Feuer effektiv und massiv bekämpfen. Zusätzlich sollen noch mehr dieser, bei Naturschützern nicht gern gesehenen gerodeten Flächen entstehen und dazu Forstwege auf welchen die Einsatzkräfte schnell zum Brandgeschehen kommen. Spötter sagen nun, unser Wald soll eine Sprinkleranlage erhalten, ganz so drastisch ist das natürlich nicht, aber der Einwand der Naturschützer, man macht mit dem Schutz vor Bränden mehr kaputt als die Brände selber zerstören, muss mindestens gehört werden. Der Präsident der kanarischen Regierung nahm den Plan lächelnd mit in seiner Aktentasche, wenn er mal wieder in Madrid ist, dann wird er den Plan wieder auspacken. Dort wartet er dann bis einer nach Brüssel fährt und den Vorschlag dort unterbreitet. Wenn der Plan dann nach reiflicher Überlegungsfrist wieder bei uns landet, ohne zufällig anhaftende 57 Millionen Euro, dann liegt die Schuld bei einem Waldbrand nicht mehr bei uns. Wir haben es ja besser gewusst und immer schon gesagt. So etwas nennt man vorsorgliche Schuldverhütung.



Donnerstag 22.09.05 - 08:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 70 % Luftdruck 1019 hPa

Kunstvolle Kartoffeln

Der einhundertneunundachzigste Plan zur Entwicklung der ländlichen Gebiete wird nun aufgelegt, bis nach Madrid hat man inzwischen unsere Strukturprobleme verbal getragen. Das ist gut so, können wir doch dieses Mal mit guten Worten und Papieren rechnen, die wir nicht mal bezahlen müssen. Da wird wieder drin stehen, wie wichtig der Erhalt der ländlichen Strukturen ist, dass man versuchen muss die Bevölkerung nicht zur Abwanderung in die Städte zu zwingen und das auf dem Land sowieso alles besser ist. Dann gibt es wieder punktuelle Subventionen, da freut sich der schreib und antragsgewandte Landmann und geht dann zum weiteren Geld verdienen in die Stadt.

Auch in dem Wort Landwirtschaft steckt diese Vokabel Wirtschaft und das bedeutet, das hehre Streben des Landwirtes auch belohnt werden muss, sonst lohnt sich das Buckel krumm machen nicht. Alleine durch den friedvollen und nachhaltigen Anbau von Kartoffeln lassen sich ländliche Strukturen nicht erhalten, erst wenn die Knollen ertragreich verkauft sind, dann wird ein Gummistiefel daraus. Um den Bauern an und für sich muss sich niemand kümmern, der baut Broccoli in der Arktis an, wenn ihm das jemand abkauft. Beim Geld verdienen muss man genau anders herum denken, erst verkaufen, dann ernten und dann lohnt sich das Säen plötzlich wieder. Von all dem Geld für Strukturverbesserung in den ländlichen Gebieten und den vielen planwirtschaftlichen Studien könnte man viel besser einen Topverkäufer anstellen, der durch Mitteleuropa tingelt und unsere Produkte dem Verbraucher überhaupt erst Mal zugänglich macht. Was danach kommt, da mache ich mir keine Sorgen, karierte Maiglöckchen, kein Problem, gestreifte Honigerbsen die kichern, bitte recht sehr. Der Betrachter macht das Kunstwerk erst zur Kunst und der Käufer die Kartoffel zum marktwirtschaftlichen Produkt. Gewagter Vergleich, sicherlich, aber man will uns doch gerade wieder einmal einreden, dass die nicht verkaufte Kartoffel alleine schon ein ländliches Gesamtkunstwerk darstellt. Dabei wollen wir die Kartoffel oder meinetwegen die Banane doch einfach nur verkaufen, dazu brauchen wir keinen Plan, kein Mitleid, sondern Käufer. Die kommen aber nicht zu uns, also müssen wir zu Ihnen. Haltet euch fest, mitteleuropäische Landwirte, zwei Tretboote mit integriertem Gemüsekörbchen haben wir schon bereit liegen, wir kommen - irgendwann



Mittwoch 21.09.05 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 71 % Luftdruck 1017 hPa

Danke und bitte weitermachen

Endlich habe ich die Spenderliste in der Hand und kann nun die berechtigten Fragen derer, ob denn ihr Geld eingegangen sei, beantworten. Es tut mir absolut Leid, dass das so lange gedauert hat, aber an dieses Konto heran zu kommen ist nicht so einfach. Erst waren Ferien, dann Roberto, der Direktor krank und dann stellte sich auch noch heraus, dass es von diesem Schulkonto eigentlich überhaupt keine "normalen" Kontoauszüge gibt. Das Konto wird von der Bank "Caja Canarias" verwaltet, Inhaber ist aber die Provinzregierung und die gleicht das Konto wenn nötig aus. Es ist aber geschafft, man hat unser "Anliegen" dort jetzt verstanden und alle eingegangenen Spenden seit dem 11. Juli aufgelistet. Ich habe keine große Erfahrung mit Spendenaktionen und schon gar keine vom Bankwesen und überhaupt keine, wie öffentliche Verwaltungen damit wieder umgehen. Wir hätten vielleicht ein ganz normales Konto aufmachen sollen, aber das haben wir aus dem Grund der "Transparenz" nicht gemacht, wir wollten Spekulationen keinen Vorschub leisten, das Geld käme nicht an die richtige Stelle.

2.523,50 Euro ist nicht ganz das, was andere und ich erhofft hatten, unser ganz großer Dank gilt aber all jenen, die dafür gespendet haben, dass palmerische Kinder mal nach Berlin kommen können. Wir, also Roberto und ich werden peinlich genau darauf achten, dass die Spenden für Kinder verwendet werden, deren Eltern es sich nicht leisten können. Wir sind eine so kleine und abgeschlossene Gesellschaft hier, dass wir das wohl wissen, wer seinem Kind das bezahlen kann und wer nicht. In den nächsten Tagen kommt eine Gruppe Schüler aus Berlin nach La Palma, da soll ich an manchen Tagen als Übersetzer mit und freu mich darauf schon richtig. Vielleicht kann ich dabei noch ein paar neue Kontakte knüpfen und mit denen weitere Gedanken spinnen, wie man denn solch eine Aufgabe bewältigen kann. Danach werden wir Eltern und die Schule noch mal eingehend diskutieren, welches Ziel angepeilt werden soll, ob man die Anzahl der Kinder verringert oder den Zeitraum verlängert für wann gespart und gesammelt wird. Dann werden auch die hiesigen Aktionen beginnen. - Dazu hatte ich halt so gehofft, denen hier eine ordentliche Zahl vor den Latz knallen zu können mit dem Hinweis: Guckt mal was die Gäste und Freunde dieser Insel zusammenbekommen haben. Nun kann ich nicht so richtig knallen, sondern ganz zart die Hand ausstrecken. Die Spendenaktion geht aber unerschütterlich weiter, ich weiß, Sie haben jetzt Dinge wie Schwampel und Jamaica im Kopf, aber mit Ihrer Spende können Sie dafür sorgen, dass palmerische Kinder sich nächstes Jahr davon überzeugen können, das derdie Richtige im Kanzleramt seinen aufopferungsvollen Dienst versieht. HIER geht es zur Spendenliste. Wer den großen Link auf den Spendenaufruf vermisst, oben in der Linkzeile ist der nun gelandet. Vielen Dank im Voraus für Ihre weiteren Spenden!



Mittwoch 21.09.05 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 70 % Luftdruck 1020 hPa

Sechs Festnahmen wegen des Waldbrandes

Alles deutet darauf hin, dass beim Auswechseln der Überlandleitungen ein folgenschwerer Unfall passierte, welcher den schlimmen Waldbrand auslöste, der 2.300 Hektar Fläche im Norden der Insel verbrannt hat. Unser Stromversorger UNELCO gab an, einen Subunternehmer den Auftrag alte Niedervoltleitungen ohne Isolierung, gegen neue Kabelverbindungen mit dem Schutz der Isolation auszutauschen. Diese präventive Maßnahme scheint mächtig nach hinten losgegangen zu sein, die ungeübten Leute hätten Strom führende Leitungen über den Boden gezogen, dabei mehrere Kurzschlüsse in der Gegend verursacht und wegen des dabei entstandenen Funkenfluges auch den Waldbrand ausgelöst.

Da ist noch reichlich Konjunktiv in den Vermutungen, aber man will Schuldige, das ist immer ein probates Mittel kleine bis mittlere Katastrophen schnell abhaken zu können. Die sechs Arbeiter der Firma, drei Palmeros und drei Leute aus Tenerife, müssen nun vor dem Richter in Los Llanos aussagen und werden danach wieder unter Auflagen entlassen. Pikant an der Situation, die sechs Arbeiter haben bislang als, wiederum Subunternehmer, für eine Elektrofirma aus Breña Alta Pfosten gesetzt, aber nie an den Kabeln selbst gearbeitet. - Da bleiben mehrere Fragen offen, die erste muss lauten, haben die Kurzschlüsse tatsächlich den Brand ausgelöst, oder ist das nur eine praktische Variante, die Untersuchungen abzuschließen. Gehen wir mal davon aus, dass die Brandursache wirklich von der Arbeitern ausging, wie verteilt man dann Sub-Sub-Schuld. Die UNELCO hat ihre Mitarbeiter längst entlassen, welche diese Tätigkeiten bislang ausgeführt haben, die waren zu teuer. Man hat nun einen Subunternehmer mit den Aufgaben betreuet, der war billiger. Um diese Aufgaben billiger anbieten zu können, hat der Subunternehmer seine ausgebildeten Leute entlassen und eine weitere Firma als Subsubunternehmen beauftragt. Da haben wir nun den Subsalat und nur um bessere Bilanzen der UNELCO-ENDESA an der Börse zu präsentieren, müssen hier auf La Palma 2.300 Hektar Wald abbrennen. So kann es gewesen sein, sicher werden wir das aber wohl nie wissen.



Dienstag 20.09.05 - 17:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 24 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 70 % Luftdruck 1020 hPa

Wie gleich sind alle Menschen?

Die Bürgerlichen der "Partido Popular" kurz "PP" genannt zweifeln mal wieder an diesem Grundsatz, der auch in der spanischen Verfassung verankert ist. Hintergrund ist das, seit dem 30 Juni verabschiedete Gesetz zur Ehe von gleichgeschlechtlichen Menschen, die dürfen hier in Spanien seit dem heiraten, ohne irgendeinen Unterschied zu der Ehe zwischen Frau und Mann. Das hat natürlich die Kirche aufgebracht und auch die Konservativen. (Bei der katholischen Kirche kann ich das noch verstehen, da darf ja nicht mal das Bodenpersonal heiraten.) Die Konservativen sehen dadurch einen ethischen und moralischen Wert der Gesellschaft verletzt, sind aber eigentlich eher dagegen, weil die Sozialisten das Gesetz so einfach durchgebracht haben. (187 Ja gegen 147 Nein-Stimmen)

Nun läuft die Einspruchsfrist langsam ab, bis zum 3. Oktober hat man noch Zeit, vor dem Verfassungsgericht eine Klage gegen das Gesetz einzureichen. Die Kirche und besorgte Moralapostel haben nun schon nachgefragt, warum das denn bislang noch nicht geschehen sei. Der Generalsekretär der Bürgerlichen, Ángel Acebes beruhigt nun die Schar der Gleichergestellten, die Klageschrift wird rechtzeitig fertig werden, die Anwälte arbeiten daran. Scheint nicht ganz so einfach zu sein, in der Verfassung einen Hinweis zu finden, der gleichgeschlechtliche Ehen nicht zulässt. Gesetz ist Gesetz und nur wenn es der Verfassung widerspricht, dann können die Konservativen der PP ihr Vorhaben durchsetzen. Ich verstehe die ganze Aufregung nicht, vielen Konservativen geht es auch nur um die Nutzung des Wortes Ehe, also "Matrimonio" für den gleichgestellten Verbund gleichgeschlechtlicher Partner. Da sind nun Anwälte, Linguisten und Theologen am Werk um das verfassungsmäßige Recht des Wortes zu finden und für was es stehen darf. Das interessiert eigentlich niemanden wirklich und es geht nur um Rechthaberei. Ist doch aber vielleicht tröstlich für die Deutschen, dass es nicht nur dort Politiker gibt, die sich viel zu wichtig nehmen.



Dienstag 20.09.05 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 70 % Luftdruck 1023 hPa

Inselregierung garantiert Hilfe bei Problemen mit Drogen

Die "asociación para la prevención y tratamiento de toxicomanías" gibt es seit etwas mehr als 20 Jahren und kümmert sich primär um gesundheitliche und soziale Belange von Drogenabhängigen der Insel La Palma. So etwas kostet Geld und das kam bislang immer von der Inselregierung und die will das auch weiter so halten. Das hat sicher nichts damit zu tun, dass der Inselpräsident auch der Vorstand der Vereinigung ist, welcher sich um die Drogenabhängigen kümmert. Unser Inselpräsident hat eine derart große Zahl von ehrenamtlichen Präsidentschaften, das ist halt ein begehrter Mann wenn es darum geht eine Lobby zu schaffen.

Die Vereinigung betreut momentan 450 Drogenabhängige und berät dabei an die 200 Familien. Die große Mehrzahl sind Rauschgiftabhängige, aber auch Alkoholkranke und Medikamentensüchtige sind darunter. Nun kann man aber nicht davon ausgehen, dass es lediglich 450 Drogenabhängige auf La Palma gibt, niemand kann und wird gezwungen sich die Hilfe der Organisation gefallen zu lassen, ertappte "drogaditos" werden lediglich darauf hingewiesen, dass es sinnvoll wäre sich von der Vereinigung helfen zu lassen. In drei Zentren der Insel gibt es Anlaufstellen, Los Llanos, Santa Cruz und Los Sauces, für eine weitere örtliche Aufteilung reicht das Geld nicht. Die Organisation bietet kostenlose ärztliche Betreuung und psychologische Beratung, knüpft aber auch Kontakte zur Justiz und zum Arbeitsamt, um den meist jungen Menschen, Bahnen offen zu halten. Als weitere, präventive Maßnahme organisiert der Verein Vorträge an Schulen, die über Drogen und deren Auswirkungen berichten. 400.000 Euro gibt es dafür von der Inselregierung, dazu kommen private Spenden und der Erlös diverser Tombolas die auf wohltätigen Veranstaltungen organisiert werden.



Montag 19.09.05 - 16:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 27 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 69 % Luftdruck 1022 hPa

Wir sind KanzlerIn

Gibt es keine Gewinner, fragt man, wer am meisten verloren hat und das waren in diesem Fall die Demoskopen und eine mittelgroße Schar Journalisten, die ihre "dritte Macht" dazu nutzten, selbst Politik zu machen und den Wechsel vorwegnehmen wollten. Gewonnen hat die Demokratie, die Leute sind nicht so dumm um nicht unkritisch, nicht nur mit Politikern, sondern auch mit Berichterstattern oder Meinungsmachern umzugehen. - Das macht die Politik selber aber auch noch nicht schuldlos. Aus lockeren 10% mehr für eine Kanzlerin ist ein Ergebnis von unter einem Prozent geworden und dennoch fordern beide Verlierer, (CDU minus 3,3% und SPD minus 4,2%) die Kanzlerschaft. Peinliche Siegesfeiern eines eigentlich entthronten Kanzlers, ein ewig an Wahlabenden sich bis auf die Unterhose blamierender Stoiber und eine angetretene Kanzlerin, deren Gesichtszüge zu einem reinen Piktogramm eingefroren waren. - Fragt mich doch glatt gestern Abend ein Freund, ob die Witzfiguren da im Fernsehen tatsächlich das mächtigste europäische Land regieren wollen. Ich hab ihm den Arm um die Schultern gelegt und ihm gesagt, nun weißt du endlich warum ich hier bin und dort nicht mehr wählen will. "Die Frau da, ist das eure Merkel?" Ja musste ich ihm antworten. "Und warum geht der "Escroder", wie der Kanzler hier genannt wird, nicht zur ZäDäU und dann sind alle Deutschen glücklich?" - Was soll man auf solch pragmatische Vorschläge hin noch sagen.

Bleibt nur noch die Frage offen, wer fällt zuerst um, Westerwelle, einer der beiden Gewinner, oder Fischer. Deutsch deutsche Farbenlehre vom Feinsten. Büchsenspanner sind gefragt, da hat eigentlich die FDP die größere Erfahrung, aber wer kann die Machtgier eines Joschka Fischer wirklich einschätzen? Minderheitenregierungen, wie es diese in vielen anderen Ländern gibt, trauen sich deutsche Politiker meist nicht zu, feste Mehrheiten sind halt bequemer, das gilt aber für uns hier auch. Wie froh kann ich sein, dass kaum jemand hier Deutsch kann und nur blanke Zahlen sieht, das was noch am Wahlabend aus den Mündern der Machtseilschaften gesagt oder angedeutet wurde, ist eher einem Karibik-Staat gemäß und daher kommt wohl auch der Ausdruck "Jamaica-Koalition". Meine Freunde haben mich meist davon verschont alles übersetzen zu müssen, bei mehr als drei Parteien blicken wir hier auch schnell nicht mehr durch.

Am einfachsten hat es noch die neue Linke in Deutschland, der eigentliche Sieger der Wahl, mit denen will keiner reden, also können die auch nichts falsch machen. Die haben aber plötzlich 54 Sitze im Parlament und es wird bei allen möglichen Konstellationen schwer sein, an diesen Abgeordneten vorbei das Land zu regieren. Ein, möglicherweise sträflicher Leichtsinn der großen Parteien fast 9% der Bevölkerung zu ignorieren. Deutschland kann jetzt nur regiert werden, wenn mindestens ein Spitzenkandidat sein Wort bricht, welches er vor der Wahl gegeben hat. Das sollte eigentlich keine große Hürde für Berufspolitiker sein. Aber man darf nicht so negativ die Dinge sehen und davon ausgehen, dass die Politiker grundsätzlich doof seien. Der zusammen gebastelte Sieger dieser Wahlen, welche Gruppierung es auch immer sei, wird fast ganz sicher der Verlierer der nächsten Wahlen sein. Dazu seht viel zu viel zu tun an und das werden auch wenig populäre Schritte sein die da gemacht werden müssen. Der Witz an der Sache ist, die Deutschen wissen das längst und sind seit vielen Jahren dazu bereit, es hat sich aber noch keine Partei oder Politiker gefunden, die da mitmachen wollen.

In Deutschland wird ja schon lange nicht mehr gewählt, sondern nur noch abgewählt. Das ist dieses Mal trefflich gelungen, zwei auf einen Streich. Schröder wurde erfolgreich abgewählt und Frau Merkel auch, praktischer Weise noch bevor sie überhaupt ihr bereits versprochenes Spielzeug in die Hand bekommen hat. Der Wählerauftrag ist eine ganz perfide Vokabel, besonders wenn man den Auftrag bereits bei 35% der Stimmen vermutet. Da bleiben rechnerisch immer noch 65% übrig, denn es gibt zwar Überhangmandate aber keine Überhangsbevölkerung. (Stoiber vermutet die ja im Osten der Republik) Die FDP und die Linke haben zugelegt, mehr haben Schröder und Merkel zusammen nicht geschafft, aber Schröder kann viel schöner verlieren als Merkel und das wird langsam zu einer deutschen Tugend.

Es gibt aber auch was Gutes an dem Wahlausgang, keine rechtsradikale Partei hat auch nur annähernd einen Fuß ins Parlament bekommen und das ist gut so. Bravo Deutschland, das sieht in vielen anderen europäischen Ländern leider ganz anders aus!



Montag 19.09.05 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 69 % Luftdruck 1021 hPa

Sinkende Schülerzahlen

11.479 Schülerinnen und Schüler besuchen auf La Palma eine der diversen edukativen Einrichtungen, das sind gegen alle Erwartungen nur 103 weniger als noch letztes Jahr. Man hatte Schlimmeres befürchtet, die Bevölkerungszahl sinkt seit ein paar Jahren und nun sucht man die "Schuldigen" für diesen befriedigenden sachten Rückgang der Schülerzahlen. Die Immigranten könnten es sein, die unsere Schulen mit neuen Hoffnungsträgern besetzen und in der Tat, ganz subjektiv sieht man deutlich mehr südamerikanische Gesichter an unseren Schulen als noch vor ein paar Jahren.

Es gibt aber noch eine andere Vermutung, es kann sich bei vielen Schülern auch um potemkinsche Pennäler handeln, die auf mehreren Schulen gleichzeitig angemeldet sind. Besonders die Vorschulen und ersten vier Jahrgangsstufen erleben seit Jahren nun einen drastischen Rückgang der Schülerzahlen und viele kleine Zwergschulen müssen mit der Schließung rechnen wenn das Erziehungsministerium erst mal mitbekommt, dass auf manchen Schulen nur noch zehn bis zwanzig Kinder Unterricht haben. So die Schule meiner kleinen Tochter, siebzehn Kinder teilen sich zwei ganze Lehrerinnen und dazu kommen noch die Reisenden der lehrenden Branche, welche dann Sport, Englisch und Religion den Kindern näher bringen sollen. Das sind paradiesische Zustände für die Schüler, Lehrer und Eltern, viele kleine "Unitarias" wie die Zwergschulen hier heißen, haben ähnlich wenige Schüler. Drei Vorschulklassen und dann vier Jahrgangsstufen, bis zur vierten Klasse und nur siebzehn Schüler, sagen Sie es bitte nicht weiter, sonst wird die Schule gleich dicht gemacht.



Sonntag 18.09.05 - 17:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 27 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 69 % Luftdruck 1019 hPa

Unser täglich Wasser gib uns heute

Das Thema Wasser ist auf La Palma immer etwas ganz besonderes und wohl dem, der davon ausreichend hat. Eigentlich ist genügend Wasser da, die Insel ist voll davon, aber man muss das Wasser ja auch zu den Leuten bringen und da kann man dran verdienen. Mit was für Problemen so etwas verknüpft ist, das wird nicht jedem gleich klar, besonders wenn es sich um europäische Standards und Gesetze handelt. Die Gemeinden haben, manche früher, manche später, ein öffentliches Verteilernetz aufgebaut und müssen nun kräftig investieren um dieses auf den neuesten Stand zu bringen. Früher, das heißt etwa vor 20 Jahren, gab es kaum öffentliches Wasser, jeder hatte seine Aktie gekauft oder geliehen und fing das private Wasser in den vielen tausend Behältern auf, die heute noch jedes zweite palmerischen Dach schmücken. Damals hat man sich nur darum gekümmert, ob die Menge stimmte, in wie weit das Wasser den sanitären Vorstellungen einer modernen Zeit entspricht, das hat niemand hinterfragt.

Europa vergisst aber keinen Winkel seiner Gemarkungen und nun stehen die Gemeinden vor einem kaum zu bewältigenden Problem. Von der Quelle bis zum Wasserhahn muss das kostbare Nass ständig kontrolliert werden, gefiltert, gechlort und von drei unterschiedlichen Organen täglich bakteriologisch untersucht werden. Darüber hinaus müssen viele Leitungen erneuert werden, alles in allem sprechen die 14 Bürgermeister der Insel von 30 Millionen Euro die man dafür aufbringen müsste und nun dürfen Sie zwei Mal raten, ob die das Geld dafür haben. Die Federación Canaria de Municipios (Fecam), das ist die Vereinigung der kanarischen Gemeinden, fordert nun einen zeitlichen Aufschub um dem Gesetz genüge zu tun und natürlich die Finanzierung des Vorhabens von der Behörde, die nicht als erste auf den Bäumen ist. Gleichzeit regt man auch an, die Wasserversorgung aller Gemeinden gemeinsam zu organisieren, dann müsste nicht täglich 14 x 3 Mal gemessen werden, sondern nur einmal in drei Durchgängen. Wenn ich die Summe von 30 Millionen Euro höre und die Überlegung, dass unsere Gemeinden etwas zusammen unternehmen wollen, dann muss der zeitliche Aufschub des Gesetzes einen ganz langen Arm haben. El Paso hat bereits im Vorfeld versucht aus diesem Wassersystem auszusteigen und hat die städtische Versorgung einfach an ein privates Unternehmen vergeben. Frei nach dem Motto, das geht uns nichts an, sprecht mit "Canaragua", so heißt die Firma welche unser Wasser in letzter Zeit chlort. Ob dieser gemeindliche Geniestreich auch aufgeht, muss aber nun bezweifelt werden, das Gesetz sieht die Verantwortung weiter in den Händen der öffentlichen Institutionen. Eins ist sicher, das Wasser wird billiger...



Sonntag 18.09.05 - 09:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 68 % Luftdruck 1020 hPa

Großreinemachen

Die Tauchclubs putzen unsere Insel in freiwilliger Arbeit von unten und die Gemeinde Los Llanos bläst zur erneuten Aktion Schrottautos aus dem Stadt und Landbild entfernen zu lassen. - Ich habe mein Auto vorsichtshalber um die Ecke geparkt, nicht das ein übereifriger Kranfahrer mein Vehikel auch aussortieren will. - An die 350 Schrottkisten will man ab Dienstag in die ewigen Recyclinggründe schicken, dazu ruft der Bürgermeister die Bevölkerung zur Mithilfe auf, man möchte doch bitte den lokalen Autoritäten Standpunkte von ganz offensichtlich nicht mehr benötigten Automobilen melden. So manch ein lustiger Bürger wird sich da eingeladen fühlen, seinem Nachbarn einen nachhaltigen Streich zu spielen, auch eine Möglichkeit um die knappen und begehrten Parkplätze zu buhlen.

Die Fahrzeuge werden dann zum "Punto limpio" in den "Callejon de la Gata" gebracht und dort von einer finalen Presse in transportfähige Quader gepresst. Weiter geht es dann nach Santa Cruz und mit dem Schiff irgendwann nach Bilbao um dann der metallurgischen Reinkarnation zugeführt zu werden. Alle paar Jahre wird diese Aktion wiederholt, man geht damit den einfacheren Weg, anstatt alle Halter zu ermitteln um dann in unendlich langen Dienstwegen das Schrottauto von der Straße zu klagen. An der Presse (Modell Zyklon GTI) steht noch ein mehrsprachiges Schild: Alle Insassen sind vor dem Pressvorgang umweltverträglich zu entfernen, Eltern haften für ihre Kinder und Bürger für ihre Politiker.



Samstag 17.09.05 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 24 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 69 % Luftdruck 1019 hPa

Los Llanos wird Großstadt

Mehr als 20.000 Einwohner, der wirtschaftliche Motor der Insel, Kino, Tiefgarage, Umgehungsstraße, Verkehrsstau. Parkplatznot, das alles ist doch schon ein deutliches Zeichen für den Charakter einer Großstadt. Diesen zukunftsweisenden Trends passt sich nun die Post an und verlängert ihre bislang sehr knappen Öffnungszeiten. In Zukunft kann man von 08:30 bis 20:30 Uhr an Wochentagen und von 09:30 bis 13:00 Uhr an Samstagen Briefmarken kaufen, Päckchen verschicken oder was man sonst noch so alles in einem Postamt machen kann. Bislang was 14:30 Uhr Schluss und an manchen Tagen gab es vormittags unangenehme Schlangen an den Abfertigungsschaltern.

Jetzt können die Geschäftsleute sich aussuchen, wann sie ihre Pakete zur Post bringen und dafür, den sicherlich ruhigeren Nachmittag wählen. Die Post hat damit (endlich) auf das große Wachstum der Stadt reagiert und erhält auch den nötigen Beifall aus allen Richtungen. Die Post selber hat kein großes Aufsehen um diese mächtige Aufstockung der Öffnungszeiten gemacht, hätte das Rathaus keine Pressemeldung mit einem Dankesschreiben rausgeschickt, den meisten wäre es wohl verborgen geblieben, dass die Post noch offen hat. Für uns aus El Paso bringt das natürlich nichts, für unsere 5 Meter Monsterautos gibt es dort keine Parkplätze und den Stadtpolizisten aus Los Llanos macht es besondere Freude uns "Vorwärtsfahrer" aus El Paso mit schrillen Trillerpfeifen zu verscheuchen. Für die Leute aus Los Llanos aber sicherlich ein großer Zugewinn, ein Postamt welches den ganzen Tag offen hat, das riecht doch arg nach Großstadt.


Correos

Die spanische Post gibt Sondermarken heraus für die besten Wahlplakate




Samstag 17.09.05 - 08:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 65 % Luftdruck 1020 hPa

Ganz schön Schaf

Die Mähnenschafe beschäftigen uns erneut, Tiere die in den siebziger Jahren auf die Insel gebracht wurden um den Jägern die Freude zu bereiten auch mal auf was größeres schießen zu können, als auf ein Kaninchen. Das Mähnenschaf fühlte sich in der Caldera aber derart wohl, dass es sich bestens vermehrte und heute zu einem ewigen Zankapfel zwischen Umweltschützern und Nationalparkverwaltung geworden ist. Eines ist sicher, das Mähnenschaf soll wieder weg, nicht auf dem Weg wie es gekommen ist per Schiff, sondern gleich in die ewigen Jagdgründe eingehen. Das ist seit Jahren beschlossene Sache aber irgendwie gelingt es nicht, das listige Tier ganz zu eliminieren. Die Umweltschützer klagen nun die Nationalparkverwaltung an, das Tier überhaupt nicht ausrotten zu wollen, sondern an Privilegierte Jagdlizenzen zu verteilen.

Das lässt die Parkverwaltung nicht auf sich sitzen, das sei nie geschehen. Man könne aber keine öffentliche Jagd im Nationalpark veranstalten, sondern nur geschultes Personal darf dort dem "Arrui", wie es hier heißt, nachstellen. Außerdem hätte man die Population im Nationalpark selbst im Griff, die Tiere würden aber immer bei organisierten Jagden nach Norden flüchten und sich damit außerhalb des Nationalparks bewegen. Dort aber dürfen die Angestellten der Parkverwaltung nicht mehr jagen, das ist dann wieder Sache der Inselregierung. Dem doofen Schaf gelingt es so andauernd mehrere Administrationen an der langen Nase herumzuführen. Die Umweltschützer, welche so vehement die Ausrottung des Mähnenschafes auf La Palma fordern, müssen sich aber auch fragen lassen, wer denn bestimmt, was auf dieser Insel leben darf und was nicht. Unzweifelhaft ist das Mähnenschaf nicht von hier und hat in der heimischen Flora zu großen Verbissschäden geführt. Die Ziegen, Hunde, Katzen, Bananen und Menschen sind aber auch nicht von hier und nun beginnt ein Auswahlverfahren, an dem ich mich nicht beteiligen könnte. Vielleicht gibt es ja für das Mähnenschaf noch eine Chance, wenn die Administrationen weiterhin so überaus erfolgreich das Überleben der "Arruis" bekämpfen, dann ist in 50 Jahren das Mähnenschaf "endemisiert", bekommt einen Stempel zwischen die lustig gedrehten Hörner, (endemismo de La Palma) und darf weiterhin in der Caldera verstreute Wanderer erschrecken.



Freitag 16.09.05 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 27 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 67 % Luftdruck 1020 hPa

Bürgermeister auf der Anklagebank

Man spricht auf La Palma immer auch vom wilden Norden der Insel, meist allerdings im Zusammenhang mit der rauen und ursprünglichen Landschaft dort. In Garafía geht es aber seit November letzten Jahres auch politisch ganz schön zur Sache und gipfelte jetzt mit einer Anklage gegen den Bürgermeister des Ortes, Vicente Peñate von den bürgerlichen der Partido Popular. Die Gewerkschaft Comisiones Obreras (CC.OO.) wirft dem Bürgermeister Amtsmissbrauch vor und einen Verstoß gegen die Rechte von Arbeitnehmern. Peñate hatte im November 2004 einen Lokalpolizisten fristlos entlassen und ihm sowohl das Gehalt, wie auch die Beiträge zur Sozialversicherung streichen lassen. Zuvor war es zu zwei Disziplinarverfahren gegen den Polizisten gekommen, die aber nicht entschieden wurden.

Die fristlose Entlassung des Polizisten war also nicht rechtens und inzwischen versieht der Beamte auch wieder seinen Dienst bei der Lokalpolizei. Allerdings war er mehrere Monate krank geschrieben, wegen Depressionen. Warum dieser Streit so eskaliert und nun vor Gericht die Gewerkschaft sogar Gefängnisstrafe gegen den Bürgermeister fordert, liegt an der Unversöhnlichkeit beider Parteien. Der Bürgermeister will nicht einsehen, dass man ohne bewiesenen Grund nicht einfach einen Arbeiter entlassen kann und die Gewerkschaft gibt sich nicht damit zufrieden, dass der Polizist jetzt wieder den Knüppel am Koppel trägt. Der Polizist ist nämlich selbst Funktionär der Gewerkschaft CC.OO. und zieht so natürlich alle möglichen Register um dem Bürgermeister mehrere auszuwischen. Gestern war die erste Anhörung vor Gericht, der Bürgermeister spricht von politischer Verfolgung und die Gewerkschaft von den Rechten der Arbeitnehmer. Die manchmal fragwürdigen Entlassungen öffentlicher Arbeitnehmer seitens der Gemeinderegierung sind auf La Palma immer ein heißes Thema gewesen. So manch neuer Bürgermeister will sich schnellst möglich ungeliebter Mitarbeiter entledigen und schießt dabei schon mal über die Gewerkschaft hinaus. Bislang wurden alle solche Entlassungen wieder rückgängig gemacht und dann war Ruhe. Nicht so in Garafía, da wollen es Zwei wissen und wir werden noch viel politisches Theater aus dem hohen Norden betrachten dürfen.



Freitag 16.09.05 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 66 % Luftdruck 1022 hPa

Naturkatastrophen

Die meisten, so genannten Naturkatastrophen sind gar keine, es sind eher Katastrophen welche die Menschheit bedrohen, ganz einfach, weil wir doch nicht alles im festen Griff unserer vermeintlichen Kontrolle haben. Bei uns auf La Palma ist das ein ganz interessanter Faktor, uns bedroht unsere eigene Wiege und Herkunft. Vulkane und solche die es mal werden wollen, haben diese Insel und auch die anderen Kanaren entstehen lassen und wir haben einen kleinen geologischen Abschnitt Zeit, auf diesem geliehenen Stück Atlantik zu leben. Wer unter Null Meter wohnt oder auf dem Vulkan, der ist den normalen, aber unvorhersehbaren Abläufen der Erdgeschichte nun mal ganz nah. La Palma rutscht ins Meer, La Palma verbrennt, was wären N-24 oder Focus ohne die menschlichen Tragödien, die dann unter dem Namen Naturkatastrophen in Schleife als Erklärung für das Erhöhen der Versicherungsprämien dienen. - Ich will keinen Vergleich anstellen zwischen New Orleans und dem Irak, aber die Summe der Toten war in den Tagen etwa die Gleiche. Interessant dabei, die Sendezeiten und Berichterstattung über beide Vorgänge war sehr eindeutig. Das eine kann man Naturkatastrophe nennen, das andere darf keinen Namen haben.

Schnell zurück nach La Palma. Wir wollen uns auch auf kommende Naturkatastrophen vorbereiten und haben dafür das Projekt "IMPLER" ins Leben gerufen. Keine Ahnung für was diese Abkürzung steht, aber unter diesem Namen werden vom 20. bis 22. September, organisiert vom Umweltrat der Insel Tagungen stattfinden, in denen man mögliche Naturkatastrophen und deren Auswirkungen auf La Palma bespricht. Da sind illustre Persönlichkeiten dabei, unter vielen anderen, Juan Carlos Carracedo, erster und bekanntester Vulkanologe der Kanaren. Es geht um Überschwemmungen, Waldbrände, Vulkanausbrüche und wie man sich gegen diese Bedrohungen wehren kann. Das mit den Überschwemmungen ist für La Palma kein Witz, es sind hier viel mehr Menschen durch massive Regenfälle zu Schaden gekommen als durch Vulkanausbrüche. Eventuelle Ergebnisse der Tagungen werden irgendwann auch veröffentlicht. Während dessen war die Inselregierung nicht untätig und hat als erste Sofortmaßnahme zwei Tretboote in Puerto de Tazacorte stationiert um eine schnelle Evakuierung der Insel zu ermöglichen, falls die Cumbre Vieja doch noch in unserem Jahrtausend auswandern will.



Donnerstag 15.09.05 - 17:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 28 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 67 % Luftdruck 1021 hPa

Hirnstürming

"Tormenta cerebral" müsste das endemisiert heißen, aber meine offenkundige Abneigung gegen Anglizismen soll hier nicht das Thema sein. Es geht um La Palma und um die Zukunft dieser kleinen und so verletzbaren Insel und ich will jetzt, dass wir den Spieß mal umdrehen und Sie mir was über das Morgen La Palmas erzählen. - Das kostet nichts und Sie müssen auch keine Auslandsüberweisung machen...

Da Sie ja offenkundig an La Palma und damit auch an der Zukunft dieser Insel interessiert sind, wäre es sehr interessant auch Ihre Meinung zu ganz spezifischen Themen zu hören. Dabei gibt es aber ein paar kleine Dinge zu beachten: Eine Insel mit gerade mal 84.000 Einwohnern hat stark limitierte Ressourcen, sowohl finanziell als auch strukturell und sollte in sich eine geschlossene Volkswirtschaft ergeben.

Die kulturelle und soziale Struktur der Bevölkerung muss gewahrt bleiben, es geht nicht darum, uns an die Globalisierung anzupassen, sondern die Auswirkungen der Globalisierung an unsere Bedürfnisse anzupassen.

Hintergrund meiner Frage ist die fragwürdige Zukunft unserer Haupteinnahmequelle Nummer eins, die Bananen und von was und wie können unsere Kinder auf dieser Insel zukünftig Aus und Einkommen finden.

Als Einsatz kann La Palma bieten: Eine noch sehr gesunde und komplexe Gesellschaft mit funktionierenden Sozialstrukturen. Ein Landschaftsbild welches unverwechselbar und einzigartig ist. Landwirtschaftliche Anbauflächen und Wasser in großem Umfang. Noch kaum genutztes touristisches Potential, welches sich hervorragend für alternative Projekte anbietet.

Unser Hemmschuhe sind: Keine Kenntnis in langfristigen Planungen und marktwirtschaftlichem Denken welches an Nachhaltigkeit gekoppelt ist. Doppelte Insellage ( Fracht und Warenaustausch geht fast immer noch über eine andere Insel, was Industrieansiedlung auf La Palma fast unmöglich macht) Undurchsichtige und bürokratische Entscheidungsstrukturen. Selbstgefällige Betriebsblindheit.

So, jetzt sind Sie dran, was fällt Ihnen zu unserer Zukunft ein? Ich bitte um Vorschläge, neue Ideen, lassen Sie auch Ihrer Phantasie freien Lauf. Keine Diplomarbeit und Bananenspaltereien, sondern frische Gedanken.

Sie können mir eine E-Mail schicken mit dem Hinweis, ob ich Ihren Vorschlag anonym behandeln soll oder mit Ihrem Namen versehen darf.



Donnerstag 15.09.05 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 69 % Luftdruck 1022 hPa

Biowarenfachverkäuferin

Der lange und beschwerliche Weg vom Samenkörnchen zur Bio-Rübe bedeutet nur die Hälfte des Weges zum erfolgreichen Betrieb. Ist die Bio-Rübe erst mal da, muss diese auch noch verkauft werden, sonst war der ganze Aufwand zwar lobenswert, aber eigentlich für die Rübe. Die ökologische Landwirtschaft tut sich immer noch schwer auf La Palma, das liegt einmal an den vielen Pflanzenschädlingen die bei unserem Weicheierklima hervorragende Bedingungen finden, mehr aber noch an der mangelnden Kommerzialisierung der Produkte. Die Nachfrage ist wohl da, die Produzenten wollen oder können aber nicht aus ihrer Nische heraustreten, die Angst vor dem möglichen Erfolg scheint umzugehen.

Gegen die verständlichen Berührungsängste der Bio-Produzenten versucht die "Ecopalma" vorzugehen und ökologische Landwirte in einen Verbund zu bewegen, der die Vermarktung der Waren vereinfachen soll. Allerdings ist jeder Bauer an sich schon ein Einzelkämpfer und lässt sich ungern Vorschläge unterbreiten, die Vorsilbe Bio scheint diesen Faktor noch zu verstärken. Neben der "Ecopalma" bemüht sich seit längerem auch die "Asociación para el Desarrollo Rural de la Isla de La Palma" (ADER) um einen besseren und stärkeren Auftritt des grünen Marktes auf der grünen Insel. Die "ADER" vermittelt nun Kurse auf denen sich Interessierte vom kompletten Weg der Bio-Landwirtschaft überzeugen können, also nicht nur vom Samen zur Rübe, sondern auch noch von der Rübe in den Jutesack des Konsumenten. Mühsam ernährt sich und andere der Bio-Bauer.



Mittwoch 14.09.05 - 18:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 27 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 65 % Luftdruck 1020 hPa

Fliegende Studenten

Unsere Regionalfluggesellschaft "Binter Canarias" macht sich bei den Studenten und deren Finanzierungsausschuss, also meist den Eltern beliebt. Für alle Studierenden der beiden Universitäten auf Tenerife und Gran Canaria gilt nun ein Sondertarif, der für jede Strecke innerhalb der kanarischen Inseln einen Einheitspreis von Euro 20,- vorsieht. "Tarifa Campus" ist der phantasievolle Name dieses Sonderangebotes und gilt vorerst für ein Jahr. Das wirklich Schöne an diesem neuen Tarif ist aber die Tatsache, dass es an keine weiteren Bedingungen geknüpft ist, alleine der Stundentenausweis reicht aus. Dabei geht es nicht nur um Heimflüge auf die Herkunftsinsel oder zurück zum Studieren, man kann immer wenn man will und auf jede Insel der Kanaren zu diesem Tarif reisen. Damit wird dieser Tarif auch erst zum richtigen Sonderangebot, von La Palma nach Tenerife Nord zum Beispiel sparen die Studenten gerade mal 2,50 Euro, bei einem Flug hach Lanzarote allerdings, halbiert sich nun der Preis. Schade, dass es auf Lanzarote keine Universität gibt die man besuchen kann, aber zu Studienzwecken kann man eben auch verreisen.



Mittwoch 14.09.05 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 67 % Luftdruck 1020 hPa

Jägerlatein

Die Jäger sind am Ende, es gibt kaum noch Kaninchen und damit beklagt die grüne Zunft ihren baldigen Untergang. Eine Blutkrankheit, ausgelöst durch Viren und ein bakterieller Durchfall haben die Population an Kaninchen so weit reduziert, dass die Jäger nichts mehr haben, auf was sie schießen könnten. Mein Mitleid für die Jäger hält sich in Grenzen, besonders wenn man weiß, dass kein Flintenmann von seiner Tätigkeit die Familie nährt, sondern es sich bei den Jagdausflügen in unserem Jahrtausend um pure Unterhaltung handelt. Es ist das zweite Jahr hintereinander, dass unsere stolzen Jäger sich die Kaninchen tiefgefroren im Supermarkt kaufen müssen, um ein zünftiges Abendmahl servieren zu können.

Nun fürchtet man seitens des Jagdverbandes das Aussterben einer Rasse und meint damit sich selbst und nicht das Kaninchen. Bevor wir jetzt Jäger in das Washingtoner Artenschutzgesetz aufnehmen und Brutkästen für frustrierte Büchsenspanner aufstellen, zeigt diese groteske Situation doch wieder mal die finale Macht des Opfers. Diese perfiden kleinen Löffler, sie wollen einfach nicht mehr in ausreichender Menge leben, um sich dann bequem totschießen zu lassen. Wie grausam und unmenschlich ist doch das Tierreich.



Dienstag 13.09.05 - 18:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 27 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 67 % Luftdruck 1018 hPa

Brandschutz gegen Umweltschutz

Aus natürlich ganz aktuellem Anlass gehen jetzt die Diskussionen wieder los, was man falsch gemacht hat und wie man in Zukunft einen solch großen Brand verhindern kann. Die Schuldfrage ist bei weitem noch nicht geklärt, da wird noch untersucht und eine vorschnelle Verurteilung ist immer kontraproduktiv. Natürlich muss man bei Brandschutz immer erst mal davon ausgehen, gar kein Feuer entstehen zu lassen. Da wir keine Gewitter im Sommer haben, scheidet dieser nicht zu beeinflussende Grund aus, übrig bleiben also nur noch beeinflussbare Umstände, oder Brandstiftung. Von allen möglichen Fahrlässigkeiten kann man da ausgehen im Umgang mit offenem Feuer, die zerbrochene Glasflasche kann man ansprechen, die dort wo es brennen kann auch nichts verloren hat. Bleibt noch Funkenflug aus schlecht gewarteten Überlandleitungen, da vermutet man die Ursache dieses Mal, da hilft nur besser warten, oder gleich ab unter die Erde damit. Diese ganzen Fahrlässigkeiten zu beenden bräuchte große Vernunft und Disziplin, die Oberlandleitungen einzubuddeln unheimlich viel Geld. Mal sehen von was wir mehr besitzen.

Wenn es dann doch brennt, kommt der Plan B in Aktion, Brandbekämpfung. Dabei spielen allerdings zwei endemische Faktoren eine ganz große Rolle, das Wetter und die Geländebeschaffenheit. Zuallererst muss man aber schnell reagieren, das ist geschehen und man hat so eine deutlich schlimmere Katastrophe verhindert. Nicht auszudenken was passiert wäre, wenn die Feuerfronten welche Kurs auf den Roque nahmen und die westliche Linie nach Garafía nicht schnell gelöscht worden wären. Warum es doch noch 5 Tage dauerte bis das Feuer wirklich unter Kontrolle war, das haben Wetter und die unzugängliche Landschaft möglich gemacht. Löschmittel, Einsatzkräfte, Hubschrauber und Flugzeuge, alles war schnell und ausreichend vorhanden, man konnte aber nicht effektiv löschen. Von der Luft aus machten die Wolken und der Qualm die Brandbekämpfung unmöglich und vom Boden aus gelangte man einfach nicht an die Brandstellen und musste sich darauf beschränken, eine weitere Ausdehnung des Feuers zu behindern. Da ist niemandem ein Vorwurf zu machen, alle haben versucht und geackert was sie konnten und wir müssen nun einsehen, dass viele Einsatzkräfte und viele Hubschrauber auch nicht immer und überall in der Lage sind, ein Großfeuer schnell und effizient zu bekämpfen.

Am sinnvollsten in den Tagen an denen man hilflos ohne Sicht versuchte sich gegen die Flammen zu wehren waren Gegenfeuer und die ungeliebten Brandschneisen. Die Gegenfeuer sind natürlich ein sehr heikles Thema und nur von absoluten Fachleuten und Kennern der Umgebung einzusetzen. Bleiben noch die Brandschneisen, die sich auch bei diesem Großfeuer als wertvollstes Hilfsmittel erwiesen haben, nachdem die Hubschrauber und Bodenkräfte aus den vorher genannten Ursachen kaum aktiv löschen konnten. Da gibt es aber einen großen Interessenkonflikt mit dem Naturschutz, eine Brandschneise ist ein brutaler Eingriff in die Landschaft und bedeutet zunächst nichts anderes, als das Raupenschlepper eine wortwörtliche Schneise der Zerstörung durch den Wald pflügen. Nichts anderes ist eine Brandschneise und funktioniert genau deshalb so erfolgreich, weil da nichts mehr ist was brennen kann. Das beste Gegenargument ist natürlich, welche Natur wollt ihr den schützen, wenn sie einfach abbrennen kann, dann doch lieber auf ein paar Hektar Wald verzichten und damit tausende von Hektar retten. Nun setzt euch mal schön an einen Tisch, Naturschützer und Brandbekämpfer und sucht einen netten Kompromiss, am besten noch vor dem Vulkanausbruch...

Für reichlich Polemik hat hier noch ein anderer Umstand gesorgt, den ich mal ganz einfach unter "Murphysches Gesetz" einordne. Gleich nach der ersten Sichtung des Brandes wurde die lokale Feuerwehr natürlich angerufen, deren Wasserwagen war aber just zu dieser Uhrzeit und genau an diesem Tag beim TÜV, hier "ITV". Hier muss man sich einen Termin holen für die Untersuchung des Vehikels und wehe dem, der diesen versäumt, dann heißt es nachsitzen. Nun wird bemängelt, dass der zuständige Fuhrparkleiter doch wegen der Hitze und der daraus entstehenden Waldbrandgefahr den Termin hätte verschieben sollen. Was wäre aber gewesen, er hätte so viel Eigenverantwortung gezeigt, den Wagen nicht zur "ITV" gefahren und nichts wäre passiert. Dann hätte man dem guten und nun ganz verwirrten Mann noch Nachlässigkeit in seiner Diensteinstellung nachgesagt und eine heftige Rüge seines Vorgesetzten hätte ihn getroffen. - Lassen wir es jetzt gut sein mit dem Konjunktiv, für den nächsten Brand müssen wir noch besser werden, der kommt leider so sicher wie das Bier bei Carlos.



Dienstag 13.09.05 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 69 % Luftdruck 1019 hPa

Keine Fähre mehr in Tazacorte ?

Schon wieder vorbei der erhoffte wöchentliche Besuch eines Fährschiffes in Puerto de Tazacorte, war das wieder nur eine Blase mit der man einen, eigentlich unnötigen Fracht und Passagierhafen aufwerten wollte? Laut Reederei Armas wird das Schiff wieder kommen, so bald es repariert ist, maximal drei Wochen soll das noch dauern. Anfang Juni dieses Jahres begann für die Westseite ein absolutes Novum, wir hatten eine eigene Fährverbindung mit der "Volcán de Tauce" nach Tenerife. Samstag erreichte uns das Schiff in den Mittagstunden um dann am Sonntag wieder über Santa Cruz de La Palma weiter nach Santa Cruz de Tenerife zu fahren.

Von den Fahrzeiten her macht diese Verbindung überhaupt keinen Sinn, es gibt deutlich schnellere und häufigere Verbindungen mit Tenerife. Was aber ein ganz schönes touristisches Angebot dabei war, für kleines Geld (7 Euro) konnte man am Samstag mit dem Schiff aus unserer Hauptstadt den südlichen Teil der Insel umrunden um dann in Tazacorte wieder auszusteigen. Sonntag, nach dem das Schiff im Hafen auf der Westseite die Nacht verbracht hat, konnte man die Minikreuzfahrt auch anders herum machen, von Tazacorte nach Santa Cruz de La Palma. Nun schickt man aber kein 120 Meter langes modernes Schiff, welches zum schnellen Be und Entladen von LKW gebaut ist, auf kleine Inselkreuzfahrten und so wurde sofort wieder gemunkelt, das kann nicht gut gehen. Seit Ende Juli fährt die "Volcán de Tauce" nicht mehr auf unserer Strecke, wie gesagt, laut Reederei ist ein Motor des Schiffes havariert. Ein Ersatzschiff hat man nicht auf unsere Route beordert, so lohnend kann das also nicht gewesen sein. Wir sind so geduldig geworden mit dem Hafen von Tazacorte, dass die sich ruhig Zeit lassen können mit der Reparatur des Schiffes, wir wollen nur, dass es wirklich wieder kommt.



Montag 12.09.05 - 18:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 25 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 69 % Luftdruck 1019 hPa

La Gomera bleibt die teuerste Insel

Statistiken haben mich immer fasziniert. Heute - 50 Grad, morgen + 50 Grad gibt eine durchschnittliche Temperatur von Null Grad. Ähnlich wissenschaftlich geht es bei der Ermittlung des berühmten Warenkorbes zu, der immer herangezogen wird, wenn es darum geht Preisentwicklungen zu bestimmen und Vergleiche anzustellen. Das, was da in dem Warenkorb liegt, habe ich so noch nie gekauft, niemand hat das wohl jemals getan, aber dennoch kommt jeden Monat der gleiche Vergleich dabei heraus, La Gomera ist die teuerste Insel wenn es um Lebensmittel geht. Die billigste Insel, welch grausames Wort, ist laut der Statistik Gran Canaria, gefolgt von Tenerife und dann kommt schon La Palma. Das sind die drei Inseln, die unter dem kanarischen Mittel Wurst, Käse und Kaffeesurrogatextrakt an den Verbraucher abgeben.

Die anderen vier Inseln liegen über dem Schnitt, ganz oben thront La Gomera und macht sich nicht mal was daraus. Subjektiv ist doch immer allen alles zu teuer, lediglich die Vegetarier beklagen sich selten über die hohen Schweinefleischpreise. Da tappen wir doch bereits wieder in die Randgruppenfalle und nicht böse werden liebe Vegetarier, wir gehören alle einer Randgruppe an, manche dieser Gruppen überschneiden sich und die meisten Menschen gehören sogar mehreren Zirkeln an. Was meinen Sie denn, wie mein Warenkorb aussieht, auf den keine Erhebung Rücksicht nimmt: Kiste Bier, Speck, Zigaretten und Katerfutter. Wenn es jetzt hieße, genau dein Kram den du immer kaufst ist auf Lanzaventura, 2,268% billiger als auf La Palma, ich würde da trotzdem nicht hinfahren. Ich finde Statistiken oft sehr liebenswert, bieten sie doch dem Durchschnittsbürger die Möglichkeit an 1,342 Kinder in die Welt zu setzen, schwupps bin ich mit meinen 2,0 Kindern schon wieder in einer Randgruppe. Mir gefällt es da in den verschiedensten Randgruppen am allerbesten, sind die doch wenigstens nicht durchschnittlich.


Paule, der Randgruppenkater
Paul, der Randgruppenkater



Montag 12.09.05 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 66 % Luftdruck 1018 hPa

Wochenende - Weinlese

Jetzt wird es höchste Zeit den Wein im Aridanetal zu ernten, das warme Wetter lässt keinen Aufschub mehr zu. Die Hänge von Tacande, Las Manchas bis hinab nach Fuencaliente, waren gestern wieder mal voller Menschen, die in gebückter Haltung insgesamt fast 1,5 Millionen Kilo Trauben ernten wollen. Viele der Weintrauben gehen an Keltereien in Fuencaliente, die Hälfte der Trauben etwa wird aber gleicht vor Ort in privaten Bodegas in die Presse geworfen um dort zu Wein verarbeitet zu werden. Da der Weinbau ganz selten Haupteinnahmequelle der vielen tausend Kleinwinzer ist, sucht oder muss man sich ein Wochenende für diese Tätigkeit suchen.

"Vendimiar" heißt dieser Vorgang bei uns und weil man das alleine oder mit der Familie kaum schafft, werden Freunde angeheuert um die Aufgabe gemeinsam zu bewältigen. Oft handelt es sich aber auch um pure Zweckgemeinschaften, dieses Wochenende machen wir deinen Wein, nächsten Sonntag gehen wir dann zu mir. Die Trauben landen gleich am Abend noch im der Presse, werden getreten und liegen dann im Normalfall genau drei Tage in der Maische. Mittwoch also werden die Strünke aussortiert und anschließend die angegorenen Trauben richtig gepresst. Die alten hölzernen Pressen sind längst in Vorgärten und Museen gelandet, heute geschieht das in gekachelten Becken und ein Wagenheber vom Toyota ersetzt pure Manneskraft um dem Fruchtbrei die letzten Tropfen zu entlocken. Das geht jetzt, bis Anfang November jeden Sonntag so und wer früh geerntet hat, der kann am Martinstag bereits die ersten Freunde in seine Bodega einladen, um mit Kastanien und grässlichem Halbvergorenen die Mühen eines Jahres vergessen machen.



Sonntag 11.09.05 - 17:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 65 % Luftdruck 1020 hPa

Bencomia exstipulata

- Der Waldbrand wurde nun auch von der Feuerwehr als kontrolliert bezeichnet, wir können uns also wieder angenehmeren Themen zuwenden. - Bencomia exstipulata ist eine Pflanze, die seltener kaum sein kann, man schätzt die Zahl der erwachsenen Pflanzen auf nur noch etwas mehr als 300 - auf der ganzen Welt. Jungpflanzen gibt es mehrere tausend, die wenigsten davon jedoch überleben und kommen dazu, Samen zu erzeugen. Bekannte Standorte gibt es nur im Nationalpark "Teide" auf Tenerife und eben bei uns auf den Höhenzügen der Caldera de Taburiente, sowie am Zugang zur Cumbrecita und manch anderen Stellen wurden nun Jungpflanzen gesetzt. Die seltene Pflanze hat inzwischen aber auch einen deutschen Namen erhalten, "Kugelfrüchtige Bencomia" wird sie in der Fachpresse genannt. Beim katastrophalen Waldbrand im Sommer 2001 wurden an die 20 Mitarbeiter der Nationalparkverwaltung eigens dafür abgestellt, mit Wasser und Feuerpatsche bei den Pflänzchen zu bleiben, dass dieser floristischen Rarität kein Blatt gekrümmt wird.

Die Nachzucht und Vermehrung der Bencomia gestaltet sich schwierig, erste Versuche die Pflanze unter Glas zu ziehen haben sich als sehr schwierig erwiesen und man ist weiterhin auf Samen angewiesen, die von den wenigen Frucht tragenden Wildpflanzen stammen. Die Universität La Laguna will nun die Gentechnik zur Nachzucht bemühen und ist dabei auf bereits 13 verschiedene Genotypen gestoßen, was erklären könnte, warum nur so wenige erwachsene Pflanzen Samen produzieren können. Es ist halt ein geheimnisvolle Pflänzchen um welches sich nun so viele Wissenschaftler und Mitarbeiter des Nationalparks bemühen. Seit dem man sich aktiv um den Erhalt der wilden Population der Bencomia bemüht, ist die Zahl der Pflanzen leicht angestiegen, sollten die Nachzuchtversuche in La Laguna also nicht "fruchten", kann man dennoch auf ein Überleben dieser Pflanze setzen.



Photo von Prof. Dr. Schönfelder, Uni Regensburg.



Sonntag 11.09.05 - 10:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 65 % Luftdruck 1020 hPa

Waldbrand XX

Politisch ist der Brand unter Kontrolle, es fehlt noch die offizielle Stellungnahme des obersten technischen Brandbekämpfers der "Cecopin" (Centro de Coordinación de extinción de incendios del Cabildo Insular). Vielleicht wollte er seinem obersten Dienstherren, dem Inselpräsidenten die fröhliche Notiz verbreiten lassen, vielleicht trauen die Feuerwehrleute aber nach den vielen Tagen der Enttäuschungen dem Frieden noch nicht ganz. In der Tat deutet alles darauf hin, dass diese Nacht entscheidend war und nun keine Gefahr mehr besteht, dass die Brände sich weiter ausbreiten. Die Hubschrauber fliegen wieder, nach Aussage unseres Inselpräsidenten präventiv um das Gelände abzukühlen.

Die vom Wetter aufgezwungene Taktik, das Feuer einzukesseln und sich ganz darauf zu beschränken eine Ausbreitung zu verhindern, scheint aufgegangen zu sein. Brandschneisen, Gegenfeuer und der enorme Einsatz von bis zu 600 Helfern gleichzeitig haben das wohl geschafft. Insgesamt haben fast 1.200 Menschen aktiv gegen die Feuer gekämpft und wenn ich den Worten unserer Inselpräsidenten Glauben schenken will, gewonnen. Die Hubschrauber konnten nur die beiden ersten Tage effektiv arbeiten, aber dabei die beiden Fronten welche auf Garafía und den Gipfel des Roque de los Muchachos zogen, schnell loschen. Es blieb die östliche Front, zunächst im Barranco de los Hombres, später auch noch in den angrenzenden Tälern. Dann begann das große Wetter-Ratespiel, die reichlich vorhandenen Flugzeuge und Helikopter konnten wegen der fehlenden Sicht kaum noch effektiv eingesetzt werden. Die Taktik musste nun geändert werden und lautete, das Feuer dort zu halten wo es ist, dann entzieht sich der Brand im Laufe der Zeit selbst die Nahrung. Nach sechs langen Tagen des Bangens und Hoffens, gute Nachrichten aus La Palma.

Es war der größte Waldbrand der Kanaren in dieser Sommersaison und es ist gelungen, eine wirkliche Katastrophe wie die im Jahr 2001 zu verhindern. Wir dürfen nicht immer nur sagen, um Gottes Willen, es sind über 2.000 Hektar Kieferwald verbrannt und es hat sechs lange Tage gedauert, das Feuer zu kontrollieren. Viel wichtiger ist, dass es gelungen ist, eine Katastrophe wie vor vier Jahren zu verhindern, auf La Palma kämpfen die Feuerwehrleute mehr gegen das Wetter und das Gelände als gegen die, meist nicht erreichbaren Flammen selbst. - Bleibt es bei dem jetzigen Stand der Dinge, "praktisch unter Kontrolle", dann war das ein großer Erfolg unserer Brandschutzmaßnahmen und der vielen Helfer und Einsatzkräfte von vier Inseln. Es hat funktioniert, trotz der langen Zeit, des Wetters und aller anderen widrigen Umständen. Niemand ist verletzt worden, es ist kein Schaden an Gebäuden entstanden und unsere Vegetation ist in der Lage sich wenigen Jahren zu erholen. Vielen Dank an die vielen professionellen und freiwilligen Helfer, an die Besatzungen der Hubschrauber die sechs Tage lang unter schwierigsten Umständen gegen das Feuer gekämpft haben und, das fällt mir ein bisschen schwer, vielen Dank auch der Inselregierung, die gute und koordinierte Arbeit geleistet hat.



Samstag 10.09.05 - 23:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 24 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 65 % Luftdruck 1022 hPa

Waldbrand IXX

Enttäuschung über das Wetter und die daraus entstehende Unfähigkeit, aktiv und direkt das Feuer bekämpfen zu können. Die Meteorologen behielten nur bis zum frühen Mittag recht, dann zogen wieder dichte Wolkenbänke über die Zone der Waldbrände und zwangen die Hubschrauber und Flugzeuge erneut auf den Boden. Gegen Abend hoffte man erneut fliegen zu können, das Wetter ließ aber nur noch sporadische Einsätze zu. Heute hat sich fast zur Kopie des gestrigen Tages entwickelt, nach den massiven Einsätzen in den frühen Morgenstunden gab es keine Chance mehr für effektive Brandbekämpfung aus der Luft. Der frustrierte Pilot eines "Long Ranger" der GIE war vor der Presse sichtlich angefressen und beschrieb seine Situation. "Ich kann überhaupt nichts sehen, die Wolken mischen sich mit dem Qualm der Brände und ich muss mir überlegen, ob ich jetzt das Wasser abwerfe, obwohl ich überhaupt nicht weiß, ob es unter mir brennt. Vom Boden funkt man mir zu: Wo bist du, wir hören dich, können dich aber nicht sehen, das hat keinen Sinn, so können wir nichts machen.

Morgen beginnt der sechste Tag des Brandes, der anfänglich so wunderbar koordiniert und schnell bekämpft werden konnte. Jetzt macht sich Endtäuschung breit, die Mehrzahl der Helfer arbeiten in kompletten 24 Stunden Schichten und erleben den dritten ohnmächtigen Tag. Keine Chance vom Boden aus in die Schluchten zu gelangen und die Brandschneisen hat man nun zum zwanzigsten Mal neu umgegraben und nichts geht voran. Zwischen den Meteorologen und den Feuerwehren herrscht auch kein sehr guter Ton mehr, für gestern und heute war wolkenfreier Himmel angesagt, der zögerliche Nordostpassat hat etwas Anderes daraus gemacht. Für morgen Mittag sind Wolken angesagt, sollte man dann den Umkehrschluss mal anwenden können? Die gute Nachricht, die Brände, von drei, aber sehr nahe zusammen liegenden Fronten sprechen wir, haben sich nicht weiter ausbreiten können. Es ist nicht besser geworden, aber auch nicht schlechter.



Samstag 10.09.05 - 17:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 27 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 61 % Luftdruck 1021 hPa

Wohnmobile als sommerliche Landplage

Auf La Palma gibt es offiziell einen Campingplatz der auch für Wohnmobile zugelassen ist, der neben der "La Laguna de Barlovento" liegt. Die meisten Wohnmobilisten tummeln sich aber am Meer und finden dort keine Einrichtungen die ihren Bedürfnissen gerecht werden. Viele Anwohner der Küstenorte haben sich nun bereits beklagt, die Leute aus den Wohnmobilen die dann "wild" an den Buchten campen verschmutzen mit ihren Abfällen und natürlich auch Abwässern die Umgebung. Irgend wie muss man den Campern aber auch die Möglichkeit geben ihre körperlich bedingten Altlasten ordentlich zu entsorgen. In den letzten Jahren hat sich die Zahl der Leute welche uns per Wohnmobil besuchen deutlich erhöht, meist sind es Festlandspanier und Leute von den anderen Inseln, die ihr Ferienhaus auf Rädern gleich mitbringen.

Seitens der INPA-PNC, einer politischen Kleinpartei mit lediglich Vertretern in zwei Gemeinden der Insel kommt nun der Ruf nach mindestens zwei weiteren Campingplätzen für Wohnmobile in unserer Küstenzone. Da mag die Partei auch noch so klein und unbedeutend sein, so falsch ist dieser Vorschlag nicht, wenn die Leute schon zu uns wollen, dann sollten wir Voraussetzungen schaffen um es allen möglichst angenehm zu machen. Allerdings herrscht nicht so richtig Druck auf das politische Lager der etablierten Parteien, die Wohnmobile sind zwei bis drei Monate im Sommer in auffälliger Anzahl vorhanden und dann verschwinden diese wieder auf die Heimatinseln oder aufs Festland. Es wäre also wohl auch kein durchgehendes Geschäft zu machen mit den Campern, was wieder an der ökonomischen Rentabilität einer solchen Einrichtung zweifeln lässt. Die Invasion der Wohnmobile bleibt so ein temporäres und sommerliches Problem, also unterhalb der dringenden Wahrnehmungsgrenze von Politikern.



Samstag 10.09.05 - 10:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 61 % Luftdruck 1022 hPa

Waldbrand XIII

Optimismus herrscht vor, wie schon öfter, aber die Brandschneisen haben gehalten und die Gegenfeuer dafür gesorgt, dass sich der Brand nicht weiter ausbreiten konnte. Was noch wichtiger ist, das Wetter spielt jetzt mit, es sind keine Wolken mehr da und eine ganz leichte Brise weht den Rauch so weit weg, dass die 8 Hubschrauber und die beiden "Air Tractor" Flugzeuge mit aller Effizienz arbeiten können. Plötzlich sehen die Piloten, wohin sie das Wasser werfen müssen und nun können die einzelnen Brandherde wirklich bekämpft werden. Das war den ganzen Tag gestern das große Problem, man konnte einfach nicht erkennen, wo es brennt und wo nur Qualm ist, die Piloten hatten keine Sicht und somit keine Möglichkeit das Feuer wirklich zu bekämpfen. Unser Inselpräsident ist sogar davon überzeugt, dass wir heute Abend das Wort "kontrolliert" gebrauchen können, er ist halt ein unverbesserlicher Optimist und wir haben uns längst an sein Stahlbetonlächeln gewöhnt, der ist bei Helmut Kohl in die Schule gegangen. Recht soll er behalten, es sieht, wieder mal gut aus. Wenn das Wetter so anhält, dann geht die Rechnung auf und vielleicht kann dann der Teufel heute Abend in Tijarafe doch noch tanzen.


Waldbrand La Palma, Löscharbeiten mit dem großen Kamov, 10.09.05



Freitag 09.09.05 - 19:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 28 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 56 % Luftdruck 1020 hPa

Waldbrand XII

Keine guten und abschließenden Nachrichten, man ist vorsichtiger geworden mut Hurra-Rufen. Jetzt brennt es auch im Barranco de la Graja, dort hatte man das Feuer bereits als gelöscht gemeldet, gestern Nacht flammte es aber wieder auf. Man hofft, die Brandschneise auf dem Höhenzug des Lomo de Gallegos hält, sonst ist der nächste Barranco dran. Neun Hubschrauber und die zwei Wasserflugzeuge haben es auch heute nicht geschafft, den Brand zu kontrollieren, geschweige denn endgültig zu löschen. Können die das nicht? Die Antwort liegt in den zwei entscheidenden Faktoren, Wetter und Gelände. Unser Gelände, speziell die tiefen Schluchten dort im hohen Norden sind nahezu nicht von Menschen zu betreten, auf keinen Fall aber mit Löschfahrzeugen, um gezielt große Wassermassen auf die Feuerstellen zu bringen. An zugänglichen Stellen fliegt der Hubschrauber hin, wirft sein Wasser ab und dann folgen später "Bodentruppen" welche die übrig gebliebenen Brandherde ersticken. Im Barranco de los Hombres und Graja, können aber keine Feuerwehrleute mit Wasser diese perfiden Brandnester löschen, man kommt da einfach nicht hin.

Nun hat man heute versucht, mit großen Mengen an Wasser, auf die klotzige Tour, das Feuer zu ersticken. Dazu muss aber das Wetter mitspielen und den Hubschraubern die Sicht auf die Brandherde freigeben. Bei Nebel, aber auch wenn Qualm die ganze Sicht auf den Boden verbietet, müssen die Piloten "blind" ihre Fracht ablassen und können sich nur daran orientieren, wo der Qualm am dichtesten scheint. Mit den Wasser tragenden Flugzeugen, um nicht mehr das Missverständnis "Wasserflugzeug" zu provozieren, ist das noch komplizierter. Die müssen, ganz einfach weil sie in der Luft nicht stehen bleiben können (das hätten Sie jetzt nicht gewusst...) einen genauen Anflug und was für den Piloten nicht ganz ohne Belang ist, auch einen Abflug planen. Da ist bei wenig Sicht und einem Berg vor der Nase nicht ganz so einfach. Werfen die Flugzeuge nun das Wasser aus zu großer Höhe, weil sie einfach aus Sicherheitsgründen nicht tiefer gehen können, dann verpufft das abgeworfenen Wasser fast wirkungslos. Die beiden Flugzeuge sind öfter gestartet heute, mussten dann aber wieder umkehren, weil einfach die fehlende Sicht einen erfolgreichen Wasserabwurf verhinderte. Die verbrannte Fläche wird inzwischen mit 2.000 Hektar angegeben. Die gute Nachricht ist, es gibt immer noch keinen Verletzten und auch keine Sachschäden an Gebäuden zu vermelden, dort wo es brennt, da ist nur Wald.



Freitag 09.09.05 - 18:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 29 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 56 % Luftdruck 1020 hPa

David gegen Goliath

Vom Brandgeschehen gibt es unterschiedliche Aussagen, ich warte bis unser "Chef", der Inselpräsident wieder vor die Presse tritt. - Orlando Cabrera, Präsident der Confederación de Pymes del Comercio (Confeco), etwa Verband der mittelständischen Handelsunternehmen, will gegen die Globalisierung auf die Straße gehen. Auf einer Pressekonferenz beklagt man sich darüber, dass in den letzten zehn Jahren 27.000 kleine Handelsunternehmen, meist Läden zu machen mussten. Da von betroffen waren 100.000 Arbeitsplätze, der Schuldige ist auch da, die großen Supermärkte und internationalen Handelsketten. Diese Entwicklung ist ja nicht unbedingt etwas Neues und kennt man in allen Teilen der Welt, Orlando Cabrera möchte aber dagegen angehen und gibt sich ausgesprochen kämpferisch.

Wie will man denn aber nun verhindern, dass sich weitere große Jobkiller ansiedeln, die freie Niederlassungswahl gilt auch für die Kanaren. Man möchte nun ein Gesetz, welches seit dem Jahr 2000 auf den Regierungstischen hin und her geschoben wird und immer wieder wie ein schwarzer Peter von Ministerium zu Ministerium gereicht wird endlich umgesetzt sehen. In diesem Gesetz würde die Zuständigkeit und Lizenzvergabe für Firmen die sich ansiedeln wollen ganz auf die Kanaren übertragen. Dann könnte man den Zuzug den harten Discountern schon bremsen und so weitere Übersättigung im Sektor Handel verhindern. Daraus kann aber nichts werden, das lässt Europa nicht zu, der Discounter der Lieferanten und kleine Lebensmittelhändler in Deutschland kaputt gemacht hat, muss natürlich die gleichen Rechte haben, das auch auf den Kanaren zu tun. Wir haben von Anfang an die EU falsch interpretiert und eher in Richtung gemeinsamer Markt geschielt, ihr kauft unsere Bananen und wir euere Industrieprodukte, aber das hat ja nicht so geklappt wie wir Naivlinge uns das vorgestellt haben. Anstatt dessen bezahlt man uns Geld dafür, dass die Mitteleuropäer billigere Bananen aus Amerika essen können und wirft uns die Ausgleichszahlungen sogar noch als Vorwurf auf den Gabentisch. David gegen Goliath und mich beschleicht das Gefühl, dass in der modernen, marktwirtschaftlichen Version dieser kleinen Geschichte ein deutlich anderes Ende auf uns wartet, als im alten Testament. In nomini Aldi, Lidl et TUI, ihr werdet keine anderen Götter neben uns haben.



Freitag 09.09.05 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 54 % Luftdruck 1020 hPa

Waldbrand XI

Der Optimismus ist da, das Feuer aber noch nicht gelöscht. Immerhin kann man sagen, dass es gelungen ist, eine weitere Ausbreitung zu verhindern, die feuchte Brise von gestern Abend hat aber nicht ausgereicht das Feuer zu löschen. Die Temperaturen sind so weit gesunken, dass man davon ausgeht, das Feuer heute im Lauf des Tages völlig zu kontrollieren. Die meteorologischen Bedingungen sind im Moment wieder nicht einzuschätzen, es herrscht Windstille und erst morgen erwarten wir echten Nordostpassat, der sich nicht mehr von jedem Hektopascal beeindrucken lässt. Die feuchte Luft ist nicht nur Segen, die Sicht ist durch den Nebel wieder sehr eingeschränkt und behindert den effektiven Einsatz der Löschhubschrauber erneut.

Nach aller Erfahrung löst die erste Morgensonne den Nebel aber auf und dann will man mit massivem Einsatz von dann 9 Hubschraubern und den, endlich eingetroffenen Flugzeugen, dem Brand kräftig Wasser auf die Mütze kippen. Die beiden Flugzeuge vom Typ "Air Tractor" stehen seit gestern Abend auf dem Flughafen und haben für reichlich Polemik gesorgt. Eigentlich hatte man mit "Canadair" Wasserflugzeugen gerechnet, der Ausdruck "hidroaviones", also Wasserflugzeuge, bezieht sich in diesem Fall auf die Fähigkeit Wasser zu transportieren und nicht auf dem Wasser landen zu können. (Eigentlich logisch, wenn man mal den Vergleich Passagierflugzeug heranzieht...) Neben den beiden "Air Tractor" ist auch noch ein Monster-Helikopter eingetroffen, ein "Kamov" mit einer Tragfähigkeit von 4.500 Liter auf einmal. Die beiden Flugzeuge und der neue Hubschrauber können also mehr Wasser tragen als alle bislang beteiligten 8 Helikopter zusammen. Nun muss man nur noch sehen können, wohin man das Wasser werfen soll, dann wird der Barranco de los Hombres nachhaltig unter Wasser gesetzt.



Donnerstag 08.09.05 - 23:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 52 % Luftdruck 1018 hPa

Waldbrand X

Ganz oft bin ich froh, kein Meteorologe zu sein. Heute Morgen sollte das Wetter kommen welches jetzt gekommen ist. Kleinigkeiten, nur in Hektopascal zu messen, bestimmen unsere Zukunft. Saftiger und feuchter Nordostpassat hat zögerlich seinen Platz wieder eingenommen. Unser Inselpräsident verwendet nicht mehr die Worte "kontrolliert" oder "gelöscht", jetzt heißt es "eingekesselt". Er hat sogar wirklich den Punkt getroffen, ohne sich weh tun zu müssen, bei den jetzt herrschenden meteorologischen Bedingungen hat der Waldbrand kaum noch eine Chance. Die Aufarbeitung erfolgt an einem anderen Tag, aber jetzt können wir das unstimmige Horn der Entwarnung blasen. Wir haben Glück, viele Hubschrauber und ganz viele Menschen gehabt, die gegen eine mögliche Katastrophe gekämpft haben. Danke!



Donnerstag 08.09.05 - 17:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 28 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 50 % Luftdruck 1017 hPa

Der Teufel, erstes Brandopfer

Gestern Nacht, besser gesagt heute ganz früh gegen 02:30 Uhr sollte wie jedes Jahr der Teufel in Tijarafe losgelassen werden. Der Teufel wurde aber festgehalten, so lange es auf La Palma brennt, wird nicht gefeiert. Nun hat man das Spektakel erst mal auf Samstag vertagt, bis dahin soll der Waldbrand dann wohl Geschichte sein. Mich freut so viel Optimismus immer und ich hoffe sehr, dass dann Samstag der Teufel tanzen kann. Ein anderes Beispiel für grenzenlosen Optimismus war erst kürzlich aus den Reihen unserer Tourismusbehörde zu hören, da sagte man, diesen Winter wird man mehr Deutsche nach La Palma locken, die deutsche Wirtschaft nimmt wieder gewaltig an Fahrt auf. Vielleicht wissen die auch ein Geheimnis welches man uns bislang vorenthält, aber auch in diesem Fall des wunderbaren Optimismus schließe ich mich hoffnungsvoll an.

Zurück zum Teufel, der nun noch ein bisschen warten muss. Man spricht immer wieder vom Teufelsfest in Tijarafe, das ist aber nicht ganz richtig, es ist eigentlich die Fiesta de La Virgen de Candalaria in der auch der Teufel seinen Part spielt. Ein Teufelsfest an sich würde ja bedeuten, dass man den Satan, den Antichrist feiert und passt immer noch nicht in unsere doch eher katholisch geprägte Kulturlandschaft. Passt aber doch, weil die Geschichte des wohl wildesten Spektakels der Insel ein religiöses Happy-End hat, der Teufel geht unter den strengen Augen der Virgen de Candelaria in Flammen auf und schon ist alles wunderbar. Dass die meisten Besucher dieses Festes aber nur kommen um den Teufel zu sehen und der eine viel größere Anziehungskraft besitzt als die Patronin de Ortes, kann nur als menschlich angesehen werden und siehe da, auch strenge Katholiken menscheln ab und zu, sonst würde sich das mit der Beichte doch auch gar nicht lohnen.

Vom Brandgeschehen selbst geht es wieder in die positive Richtung, der Rauch zog teilweise ab und ermöglichte in den letzten Stunden den Helikoptern direkt die Brandherde im Inneren des Barranco de los Hombres zu bekämpfen. Noch will man aber nicht davon sprechen, dass man das Feuer bis heute Abend sicher kontrollieren kann, in den letzten drei Tagen wurden wir zu oft wieder von neuem Aufflammen der Brände überrascht. Unser Inselpräsident war aber sehr optimistisch auf der Pressekonferenz, dass wir die angekündigten Wasserflugzeuge gleich wieder zurückschicken können. Die Größe der verbrannten Fläche, meist Kiefernwald, wird jetzt mit 1.500 Hektar angegeben. Es sieht gut aus - im Moment...

In eigener Sache, es gibt neue Bilder in unserer Galerie - HIER



Donnerstag 08.09.05 - 13:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 26 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 48 % Luftdruck 1017 hPa

Waldbrand IX

Die Stimmung geht rauf und runter, heute Morgen war man noch sehr zuversichtlich, aber das Wetter spielt nun nicht mehr mit. Der erwartete frische Passat ist wieder abgezogen und über die Insel hat sich erneut trockene und warme Luft geschoben. Das verhindert nun das Abziehen des Qualmes nach oben und die Sicht ist über der Region des Feuers gleich null. Dieser Gewächshauseffekt erhöht die Temperatur der Luft im Brandgebiet und schränkt die Sicht enorm ein. Die, jetzt 8 Hubschrauber können nur am Randgebiet der Schlucht arbeiten und damit eine Ausbreitung verhindern, nicht aber aktiv in der Schlucht selbst löschen. Gegenfeuer verbieten sich jetzt auch, die Windrichtung ist nicht mehr voraus zu bestimmen. Ausserhalb der Schlucht bleibt momentan nichts anderes zu tun als die vorhandenen Brandschneisen zu vergrößern, man will unter allen Umständen verhindern, dass das Feuer aus dem Barranco de los Hombres entweichen kann.

Die angekündigten Wasserflugzeuge kommen, inzwischen spricht man von drei Maschinen mit einer Kapazität von jeweils 3.100 Liter Fassungsvermögen. Es gibt aber unterschiedliche Aussagen, wann die Wasserbomber kommen, die einen sagen heute Nachmittag, andere Quellen sprechen von morgen früh. Wie die großen Flugzeuge aktiv eingreifen können ist auch noch nicht klar, man spricht nun von einer strategischen Reserve. In unserem schwierigen und extrem steilen Gelände ist es fast unmöglich Löschflugzeuge effektiv einzusetzen. Bei aller Beunruhigung, bislang hat es weder Verletzte gegeben, noch Gebäudeschäden, das ist aber auch das einzig Positive was man im Moment verlauten kann.





Aus der besten Wetterseite überhaupt: www.wetterzentrale.de



Donnerstag 08.09.05 - 08:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 48 % Luftdruck 1017 hPa

Sichere Wanderwege

Beschilderungen aufstellen ist eine Sache um wanderlustiges Publikum einzuladen, unsere Insel zu Fuß kennen zu lernen. Viele unserer, weit über 1.100 Kilometer Wanderwege sind einfach zu begehen und fordern, außer gutem Schuhwerk und ein bisschen Kondition, kein alpines Vermögen. Daneben gibt es aber auch Wege, welche nicht für alle Flachländer geeignet sind, rechts der Fels, links 400 Meter Abgrund ist nicht jederfraus Sache. Abgesehen davon, dass es gefährlich ist, sollte ein Wanderweg nicht aus Mutproben bestehen, sondern den Wanderern unsere Landschaft aus der Nähe eröffnen.

Der Weg von Los Brecitos zum Campingplatz in der Caldera, eigentlich nicht die schwerste und gefährlichste Tour der Insel, soll jetzt neu gestaltet und ganz sicher gemacht werden. Die palmerische Firma Agrovial Consultores S.L. hat nun von der Inselregierung den Auftrag erhalten, innerhalb von vier Monaten ein Projekt zu erstellen, wie der zukünftige Wanderweg denn aussehen soll. Dabei soll prinzipiell zuerst auf die Sicherheit geachtet werden, aber unter rigorosen Auflagen, welche immer das Landschaftsbild zu respektieren haben und nur unter Verwendung von Materialien dir vor Ort verfügbar sind. Man will also keine Wanderer-Autobahn durch den Nationalpark ziehen, sondern einen interessanten Wanderweg so weit sicher machen, dass die "Senderistas", wie sie bei uns heißen, den Blick öfter mal vom Boden heben können. Handläufe, kleine Umwege, Brücken oder einfach nur den Weg ein bisschen breiter machen, so kann das dann aussehen. Alpine Puristen werden jetzt schaudern: Wenn da jeder lang laufen kann, dann ist das nichts mehr für mich! Es gibt aber weiterhin genügend Wege auf denen Mann sich beweisen kann und wer noch mehr Adrenalin will, der soll sich einfach um 11:00 Uhr vormittags auf die Plaza von Los Llanos stellen und genüsslich Bananen aus Südamerika verzehren. Intensiver Kontakt mit der einheimischen Bevölkerung ist nicht ausgeschlossen.



Mittwoch 07.09.05 - 22:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 25 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 46 % Luftdruck 1016 hPa

Waldbrand VIII

Die Nacht kommt mit feuchten Winden, endlich muss man sagen. Wir sind fast schon zum normalen Nordostpassat zurückgekehrt. Das kann den vielen Brandbekämpfern nur helfen und die meteorologischen Bedingungen gehen in unsere Richtung. Der Barranco de los Hombres brennt immer noch, Hauptaufgabe ist nun, das Feuer nicht über die Gipfel der Schlucht kommen zu lassen. Wie bereits gesagt, der Provinzpräsident war bei uns und verspricht uns für morgen mindestens zwei Wasserflugzeuge. Wie die ihre wertvolle Fracht in die unzugängliche Schlucht werfen sollen, das sagt er nicht. Ich bin kein Pilot, aber ein Anflug gegen einen Berg und in einer Schlucht erscheint mir für Flächenflugzeuge doch eher problematisch. Die Fläche verbrannten Kiefernwaldes wird jetzt wieder erhöht, bei 1.200 Hektar ist man nun angelangt.



Mittwoch 07.09.05 - 17:00 El Paso - Dos Palmas
Temperatur 31 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 42 % Luftdruck 1016 hPa

Waldbrand VII

Die Situation bleibt unbefriedigend, man richtet sich auf morgen ein, die bleibenden zwei Stunden werden wohl nicht reichen mit den Hubschraubern das Feuer zu löschen. Die Lage in Kurzbeschreibung. Das Feuer wütet im "Barranco de los Hombres" eine völlig unzugängliche Schlucht, die Hubschrauber sind die einzigen die dort Wasser ausbringen können. Die Helikopter alleine können aber schlecht ein Feuer auch komplett beenden, dazu brächte man Leute am Boden, welche die kleinen restlichen Feuerstellen eliminieren. Auf der Ostseite des Barrancos hat man ein Gegenfeuer gezündet, um zu verhindern dass die Flammen aus dem Barranco in die nächste Schlucht gelangen. Das Wetter bleibt gut für die Brandbekämpfung, allerdings wünschte man sich ein schnelleres Absinken der Temperaturen. Gute Nachricht, es ist der einzige Focus der bleibt, zwei kleinere Brände in Puntagorda konnten schnell von der lokalen Feuerwehr gelöscht werden. Bei diesen beiden Feuern vermutet man Brandstiftung, so was habe ich nie verstanden, aber ich wundere mich oft über manche Menschen. Der Präsident der kanarischen Provinzregierung ist gekommen um sich ein Bild der Lage zu machen und in die Presse zu kommen, Sie wissen schon, so was darf man nicht auslassen... Allerdings hat er uns alle mögliche Hilfe seitens der Provinzregierung zugesichert. Wichtiger ist allerdings, dass jetzt auf den anderen Inseln kein Feuer ausbricht und man uns die Hubschrauber abzieht.


Waldbrand auf La Palma 6.9.05

Waldbrand auf La Palma 6.9.05
Photos von Rolf Reckort, vielen Dank!



Mittwoch 07.09.05 - 12:00 El Paso - Dos Palmas
Temperatur 27 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 42 % Luftdruck 1017 hPa

Waldbrand VI

Die gute Nachricht ist, die Feuer oberhalb von Garafía und die Front welche auf den Roque de los Muchachos zog sind gelöscht. Nordwestlich von Barlovento, oberhalb von El Tablado brennt es aber weiter, die Terminologie der Feuerwehr, was ist "unter Kontrolle" und was ist gelöscht, ist für uns nicht immer so einfach zu verstehen. Die Hubschrauber fliegen weiter, im Moment sollen es fünf sein. Einer, der aus E Hierro musste abgezogen werden, dort gibt es auch, aber wohl einen ungefährlicheren Brand zu löschen. Einen Kilometer oberhalb des "Casa Forestal" bei Roque Faro hat man nun ein Gegenfeuer entzündet, der ganz leichte Nordostwind soll das künstlich entzündete Feuer gegen den tatsächlichen Brand schicken. Aus dem Hauptquartier der "Cecopin" (Centro de Coordinación de extinción de incendios del Cabildo Insular) kommen inzwischen wieder weniger beruhigende Töne, man ist doch überrascht, wie hartnäckig sich der eine Focus zeigt. Der fast völlig fehlende Wind verlangsamt zwar die weitere Ausbreitung des Feuers, erschwert aber wegen der lokalen Rauchentwicklung das exakte Anfliegen der Helikopter. Die nächsten Stunden werden als entscheidend bezeichnet. Die bereits verbrannte Fläche wird weiter nach unten korrigiert, nun spricht man nur noch von bis zu 1.000 Hektar. Das angekündigte Wasserflugzeug kommt doch nicht, es mache keinen Sinn das Flugzeug dort einzusetzen.

Von unserem Standpunkt aus ist kaum Rauch zu sehen, das ist aber kein Wunder, das Massiv des Roque de los Muchachos verhindert jeden Blick Richtung Roque Faro. Vielleicht kann ja jemand der näher am Geschehen ist mal Photos schicken und berichten. Nun ist man bereits dabei die Brandursachen zu diskutieren, man vermutet Funkenflug von einem Strommast einer unserer vielen Oberlandleitungen. Damit wäre auch ganz voreilig ein Schuldiger gefunden, die Techniker der UNELCO stehen damit am Pranger, nicht ordentlich gearbeitet zu haben. Das geht alles ein bisschen schnell und vielleicht sollte man lieber alle Kraft ins Löschen stecken, anstatt nun bereits Schuldige zu suchen. In der Tat haben aber schlecht isolierte oder gewartete Niedervoltleitungen bereits mehrmals für Feuer gesorgt, es muss aber nicht sein, dass es in diesem Fall auch so war. Die allermeisten Ursachen für Waldbrände werden eh nie befriedigend geklärt. Will man elektrischen Funkenflug als Brandursachen im Wald zukünftig ganz ausschließen, dann müsste man alle Leitungen unter die Erde legen.



Mittwoch 07.09.05 - 08:00 El Paso - Dos Palmas
Temperatur 27 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 40 % Luftdruck 1017 hPa

Madrid bezahlt die Reparaturen am größten Speicherbecken der Insel

An die 3,5 Millionen Euro stellt das "Ministerio de Medio Ambiente" zur Verfügung und erklärt gleichzeitig die Sanierung der "La Laguna de Barlovento" zur Notfallmaßnahme. Das heißt, dass kein aufwendiges Projektierungsverfahren eingeleitet werden muss, keine Einspruchfristen bestehen und die öffentliche Ausschreibung in einem verkürzten Zeitraum stattfindet. Man könnte also bereits im Oktober mit den Bauarbeiten beginnen und vielleicht Mitte nächsten Jahres fertig sein. Die unverständliche Passivität der Inselregierung gegenüber diesem konkreten Problem, das größte Speicherbecken der Insel ist leer und kaputt, erfährt jetzt Auflösung. Seitens der Autoritäten der Insel hatte man nie vor selbst Hand anzulegen, das Pokerspiel hat funktioniert und Madrid bezahlt und die Provinzregierung plant und führt aus. Das hat viele Vorteile für uns, alles was jetzt falsch gemacht wird, sind wir wieder nicht Schuld und wenn alles gut geht und wir Ende des nächsten Jahres wieder ein wunderschönes und volles Speicherbecken haben, dann haben wir das der weisen Planung und Umsicht unserer Inselregierung zu verdanken.

Der Waldbrand scheint nun unter Kontrolle. Es gibt so früh noch keine neuen Nachrichten im Radio. Es ist kaum noch Rauch zu sehen, lediglich weit im Osten steigt noch etwas weißer Qualm auf. Die Front Richtung Barlovento war nach den letzten Nachrichten die Gefährlichste und scheint immer noch die Aufmerksamkeit der Feuerwehr zu benötigen. Es sind nun sieben Helikopter im Einsatz und vom Festland ist ein Wasserflugzeug unterwegs, Feuerwehrleute aus Tenerife sind noch mit der Fähre nachts eingetroffen. Es herrscht kein Wind, die Temperaturen sinken und seitens der "Cecopin" ist man sehr optimistisch, heute endgültig alle Brände nicht nur zu "kontrollieren" sondern endgültig zu löschen. Unterschiedliche Angaben gibt es über die Fläche auf denen die Brände wüteten, es wird von 1.000 bis 4.000 Hektar gesprochen, wobei mir die zweite Zahl sehr hoch gegriffen erscheint.



Dienstag 06.09.05 - 20:30 El Paso - Dos Palmas
Temperatur 33 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 42 % Luftdruck 1017 hPa

Waldbrand im Norden IV

Halb bis dreiviertel Entwarnung. Der Brand öffnete sich in zwei Richtungen, der eine Focus, direkt nach Norden und damit Richtung Roque de Los Muchachos konnte bald kontrolliert werden. Die zweite Front, östlich davon und damit nach Barlovento ziehend, war und ist deutlich schwieriger zu bekämpfen. Alle Einrichtungen des astrophysikalischen Institutes waren seit diesem Mittag bereits evakuiert. 6 Hubschrauber, schnelles Eingreifen und bislang, denn es ist noch nicht ganz vorbei, unendliches Glück mit dem Wind. Seit vier Tagen kommt jeden Abend scharfer Wind aus Nordost auf, genau die Richtung des Brandes auf den "Roque" zu. Heute kam der Wind bislang noch nicht auf und der permanente Einsatz der Löschhubschrauber hat seine Aufgabe bislang erfüllt. Mehrere hundert Helfer sind an dem Einsatz immer noch beteiligt und werden sich die Nacht um die Ohren schlagen, damit sich ein August 2001 nicht wiederholt. Die Hubschrauber müssen jetzt ihre Einsätze beenden, die Sonne geht nun unter. Es steigt fast nur noch weißer Rauch auf, nicht nur für den Vatikan ein gutes Zeichen. Dennoch, sollte der Wind diese Nacht erneut auffrischen, dann müssen morgen Früh alle wieder schnell da sein, dann kann man gemeinsam mögliche Katastrophen bereits im Keim ersticken. Man darf nicht immer nur fragen, was passiert ist, sondern muss auch mal die Frage stellen was passiert wäre, wenn man hier seit Jahren nicht konsequent an der Brandvorsorge gearbeitet hätte. Innerhalb von ein paar Stunden mehrere Helikopter aus vielen hundert Kilometern zusammen zu ziehen, viele und genügend Helfer an schwer zugängliche Stellen zu schaffen und dann Hilfsmittel wie vorbereitete Brandschneisen und strategisch angelegte Wasserreservoirs, nur so kann es gehen. This is not Amerika und ich ziehe meinen Hut, vielleicht voreilig, vor der von mir in anderen Themen so oft gescholtenen Inselregierung.


Waldbrand im Norden La Palmas 20:00 Uhr



Dienstag 06.09.05 - 17:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 34 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 38 % Luftdruck 1017 hPa

Waldbrand im Norden III

Der Brand hat sich weiter in Richtung "Galeria de Minaderos" bewegt, von unserem Standpunkt aus können wir etwas mehr Rauch feststellen als noch vor 2 Stunden. Die Front mit dem Qualm hat sich von uns aus weiter nach Osten bewegt. Die Inselregierung ruft nun alle Freiwilligen auf, die in irgendeiner früheren Tätigkeit Kenntnis von Waldbrandbekämpfung erhalten haben. Da wären zum Beispiel die Jäger und Ex-Mitarbeiter der Umweltschutzbehörde und Nationalparkverwaltung. Man glaubt seitens der "Cecopin" (Centro de Coordinación de extinción de incendios del Cabildo Insular) nicht, diesen Brand noch bei Tageslicht erfolgreich bekämpfen zu können, deshalb braucht man weitere Kräfte für die Nacht, damit sich die seit dem Vormittag im Einsatz befindlichen Leute ausruhen können. Ein weiterer Aufruf herrscht für die Zonen Tijarafe, Puntagorda und Barlovento, die Handys nur für wirkliche wichtige Gespräche zu benutzen, die Knoten in diesen Regionen sind bereits überlastet und die Hilfskräfte können sich nur schlecht verständigen.

Aus Gran Canaria kommt ein sechster Hubschrauber, ein großer Puma, der auch noch Feuerwehrleute mitbringt. Ob ein weiterer Helikopter aus Tenerife kommt, ist noch nicht klar. Bislang ist noch kein Wind aufgekommen, der meldet sich bei uns auch erst meist später gegen Abend. Die Hubschrauber können nur bei Tageslicht fliegen und die größte Befürchtung besteht, dass genau wenn es dunkel wird der Wind auffrischt. Hier haben immer alle Angst, dass solch ein Brand im Norden ähnlich schlimme Auswirkungen haben könnte, wie das verheerende Feuer im August 2001. Damals brach das Feuer an ähnlicher Stelle aus und wir benötigten fast eine Woche um das riesige Feuer zu löschen welches bereits bis an den Rand des Nationalparks vorgedrungen war. So weit ist es noch nicht und muss auch nicht kommen, die Hubschrauber fliegen seit 12:30 ohne Unterlass. Von zwei Webcams das astrophysikalischen Institutes kann man etwas von der Rauchentwicklung erkennen. HIER und HIER.


Waldbrand im Norden La Palmas 17:00 Uhr



Dienstag 06.09.05 - 15:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 35 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 38 % Luftdruck 1017 hPa

Waldbrand im Norden II

Der Brand ist gegen 11:30 oberhalb der Zonen von La Mata und El Castillo ausgebrochen. Inzwischen sind 5 Löschhubschrauber mit den Arbeiten beschäftigt. Manche der Helikopter fliegen über Puntallana zum Flughafen um Wasser aufzunehmen, die anderen versorgen sich aus Löschwassertanks im Norden. Die Straßen zum Roque und alle Straßen nach El Castillo sind geschlossen, nach Garafía kann man momentan nur den unteren Weg über Las Tricias nehmen. Es wird aber empfohlen, den Norden nicht zu besuchen im Moment, um die Straßen für die Feuerwehren freizuhalten. Noch herrscht kein Wind und die Feuerwehrleute haben daher mehrere Gegenbrände gelegt. Allerdings fürchtet man diesen Abend das Aufkommen von Wind aus Nordost.



Dienstag 06.09.05 - 14:00 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 35 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 38 % Luftdruck 1017 hPa

Waldbrand im Norden

Gegen 12:00 Uhr flog der Hubschrauber der "GIE" vom Flughafen nach Los Llanos um den Löschsack zu holen, zu dem Zeitpunkt war es bereits klar, dass im Norden der Insel ein Feuer ausgebrochen ist. Allerdings war um diese Uhrzeit noch keine Rauchentwicklung zu beobachten. Ab 13:00 tauchten die Rauchwolken auch im Aridanetal auf, die Richtung aus welcher der dunkle Rauch kommt deutet auf die Höhenzüge Garafias hin. Es weht kaum Wind, ist aber immer noch sehr heiß. Von unserem Standpunkt aus ist momentan nur der Rauch zu sehen. Zwei Hubschrauber hat La Palma selber, ob weitere Kräfte von den anderen Inseln noch kommen werden weiß ich noch nicht. Wir dachten eigentlich schon, wir kommen ohne weitere Brände davon.

Waldbrand 6.9.05 auf La Palma 14:00 Uhr



Dienstag 06.09.05 - 08:30 Uhr - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 32 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 36 % Luftdruck 1017 hPa

Kleiner Schönheitsfehler

Große Worte werden wieder bei der Inselregierung gesprochen, zusammen mit dem Instituto de Turismo Responsable (ITR), was so viel heißt wie Institut für verantwortungsvollen Tourismus und den nationalen Vertretern der UNESCO, will man alle geplanten Aktionen unter dem Deckmantel der Nachhaltigkeit zementieren. Das Thema heißt offiziell, Konservierung, Stärkung und Optimierung der natürlichen Ressourcen, immer unter den Richtlinien der Weltbiosphärenreservates, das macht sich gut, da ist die Nachhaltigkeit bereits als Gratiszugabe drin enthalten. Die Inselregierung hat sich große Mühe gegeben einen Plan zu erarbeiten, in welchem die maximale Anzahl an Gästebetten einen Deckel aufgesetzt bekommen hat. Was allerdings unter diesem Deckel vor sich geht, das ist noch wichtiger, da leben wir nämlich und nicht nur das, wir müssen auch davon leben.

Das "ITR" will Analysen anstellen in denen man aus verschiedenen Winkeln die Möglichkeiten dieser Insel betrachtet, natürlich immer unter dem Wechselbalg der Nachhaltigkeit. Drei Blickwinkel werden genannt, Umwelt, Kultur und natürlich Tourismus. Da taucht der kleine Schönheitsfehler auf, der Blickwinkel der Bevölkerung scheint nicht zu interessieren, vielleicht sind wir nicht nachhaltig genug um in die Pläne zu passen. Dann würde es auch wieder Sinn machen, die begrenzte Bettenzahl an internationale Konzerne zu vergeben und palmerischen Klein und Kleinstunternehmern zu bedeuten, dass aus Gründen der Nachhaltigkeit ihre vier Gästebetten nicht mehr in den Plan passen. Punta Larga, La Bombilla, Teile El Remos, La Zamora und viele kleine weiteren Siedlungen sollen weg, wir stören in diesem nachhaltigen System von internationalem Geld und politischer Kurzsichtigkeit. - Einen Satz werde ich nie vergessen, da wurde behauptet, wir seien nicht in der Lage uns den Anforderungen des internationalen Tourismus zu stellen, wir sind zu wenig ausgebildet und zu unflexibel. Bei diesem Ausspruch ging es darum, warum so wenige Palmeros eine Anstellung in den großen Hotelanlagen gefunden haben. Deutlicher kann die Arroganz des Geldes kaum auftreten, auch Menschen gehören in dieses System und denen muss man mindestens genau so gerecht werden. Die Frage darf nie lauten, ob wir für die taugen sondern ob dieses oder jenes Hotel oder Projekt uns etwas bringt. Ein touristisches Modell, in dem die Palmeros so gut wie keine Rolle spielen hat mehr als nur einen Schönheitsfehler.



Montag 05.09.05 - 18:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 40 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 40 % Luftdruck 1016 hPa

Schweißtreibende Tätigkeit

Heute Nachmittag kletterte das Thermometer bei uns, auf etwa 500 Meter Höhe, das erste Mal in diesem Jahr über die 40 Grad Marke. Stehen geblieben ist der Höchststandmelder bei 41,5 Grad. Von solch wirklich hohen Temperaturen geben sich nun auch die Meteorologen überrascht, ging man doch vor zwei Tagen noch von Höchstwerten von maximal 35 Grad aus. Die Krankenhäuser wurden nun in Voralarm versetzt, man will vorbereitet sein, sollten wegen der Hitze deutlich mehr Menschen die Kliniken in Anspruch nehmen. Auch wenn jedes Jahr uns zwei bis viermal eine Hitzewelle erwischt, sind wir nicht so daran gewöhnt wie die Leute auf dem spanischen Festland, die oft wochenlang mit solchen Temperaturen leben müssen.

Morgen erwarten wir noch mal einen ebenso heftigen Tag wie heute, dann ab Mittwoch wird es langsam kühler. Es wird keinen plötzlichen Wetterwechsel geben, die Großwetterlage bleibt weiter bestehen, nur wird der Wind welcher uns erreicht, bald wieder über den Atlantik zu uns gelangen und nicht mehr auf seinem Weg zu uns den ungewöhnlichen Weg über Nordwest-Afrika nehmen. Es ist wirklich heftig gewesen heute, auf Tenerife hat es zwei kleinere Brände gegeben und auf Gran Canaria einen größeren Flächenbrand, aber alle konnten gelöscht werden. Bei uns mussten die Löschhubschrauber nicht fliegen und mit reichlich Vorsicht und einem kleinen Stückchen Glück, überstehen wir diese heiße Phase auch ganz ohne Feuer. Mir selber macht die Hitze wenig aus, ich schwitze deutlich lieber als ich friere, meine anderen Familienmitglieder stöhnen schon gewaltig, der Kater kann dieses Wetter überhaupt nicht ausstehen und schläft fast die ganze Zeit. Bei allem Stöhnen, auch die paar Tage Hitze gehören zu unserem normalen Wetterverlauf im Jahr, nur weil etwas sehr selten auftritt ist es noch lange nicht ungewöhnlich oder gar anormal.


Penner Paule



Montag 05.09.05 - 09:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 33 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 44 % Luftdruck 1017 hPa

Erhöhte Bischofsdichte

Wer immer glaubte, wir können nur Bananen exportieren, der wird spätestens ab gestern bekehrt werden. La Palma exportiert auch Geistliche und manche davon kommen sogar als Bischöfe zurück. Es gibt zwei palmerische Bischöfe in Spanien und wenn man mal von der Einwohnerzahl unserer kleinen Insel das auf nationale Verhältnisse hochrechnet, dann müsste es im ganzen Land 1.125 Bischöfe geben, wenn alle Regionen genau solche bischöflichen Ertragsraten aufweisen könnten. Das ist natürlich ein wenig sinnvolles Zahlenspiel, wer braucht schon so viele Bischöfe, aber es ist doch bemerkenswert, dass zwei Geistliche aus La Palma amtierende Bischöfe sind. Da ist einmal Elías Yanes, Erzbischof von Zaragoza und nun auch noch Bernardo Álvarez Afonso.

Monseñor Bernardo ist auch tatsächlich zurückgekommen, er ist nun Bischof von Tenerife, der "Diócesis Nivariense" und damit auch unser Bischof, La Palma gehört zur Diözese Tenerife. Ganz schön geschwitzt unter seinem großen Hut muss Monseñor Bernardo gestern bei seiner Amteinführung haben, bereits vormittags herrschten Temperaturen von fast 35 Grad in der Kirche San Cristóbal de La Laguna. So was macht gestandenen Klerikern natürlich nichts aus, wer das Fegefeuer nicht scheut, dem können 35 Grad doch auch nichts anhaben. Jetzt haben wir endlich einen palmerischen Bischof, kaufen können wir uns davon zwar nichts, es bestätigt eher die traurige Tatsache, dass die meisten Palmeros nicht auf der eigenen Insel Karriere machen.



Sonntag 04.09.05 - 18:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 39,5 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 50 % Luftdruck 1016 hPa

Kommt die Jungfrau nicht ins Dorf, geht das Dorf zur Jungfrau

Unsere Vorliebe für Jungfrauen muss man einzig im religiösen Sinn verstehen, sonst kann man da auf die schrägsten Geschichten kommen. Jeder Ort hat eine eigene Schutzpatronin, natürlich auch noch mal die ganze Insel, für diverse Feiertage werden wiederum andere Jungfrauen genommen und eigentlich könnte man auch noch an die Jahreszeiten eine "Virgen" vergeben, das würde kaum noch auffallen. Unsere Jungfrau aus El Paso ist die "Virgen del Pino", aufbewahrt in der gleichnamigen Kapelle mit der mächtigen Kiefer vor der "Eremita" am Aufgang zum "Reventón" Pass. Früher war dieser Pass der schnellste Weg auf die andere Inselseite, zu Fuß, mit dem Esel oder Muli und jeder der nach Osten wollte oder von dort kam, der musste auch an der Kapelle vorbei und an der so viele hundert Jahre alten Kiefer.

Traditionell machen unsere Jungfrauen auch einen Ausflug in den Ort, das nennt man dann Bajada. Manche Schutzpatroninnen werden jährlich der Volkesmenge gezeigt, das sind meist die städtischen Angehörigen ihrer Zunft, also jene die sowieso in dem Ort aufbewahrt sind, dessen Schutz sie garantieren sollen. Andere kommen nur alle paar Jahre in den Ort, meist wenn die "Eremita" also das natürliche Habitiat einer Jungfrau weit vom Ort entfernt ist. Das ist bei der "Virgen de Las Nieves" von Santa Cruz so aber auch bei unserer "Virgen del Pino". Die aus Santa Cruz wird nur alle fünf Jahre in den Ort geholt, unsere aus El Paso immerhin alle drei Jahre. Nächstes Jahr ist es wieder so weit, das sind immerhin 10 Kilometer in den Ortskern und so lang ist dann auch etwa der Umzug mit Karren, Kutschen und Phantasiegefährten mit der man die Patronin in den Ort begleitet. Alles nicht so pompös und international wie das Fest in Santa Cruz, aber ehrlicher, zum Anfassen da muss niemand für irgendwas bezahlen, im Gegenteil, von den Prunkwagen herunter werden Speisen und Wein in Fülle gereicht.

Zwischen den Jahren einer Bajada wollen wir unsere Jungfrau aber auch sehen und nun tritt die Überschrift in Kraft. Heute, am ersten Sonntag des Monats wird ein richtiges Fest dort oben im Kiefernwald abgehalten. Fast das ganze Dorf ist gekommen, mit allem was dazugehört. Autoschlangen, Parkplatzchaos, Essen und Trinken in Massen und nicht in Maßen. Der religiöse Akt ist innerhalb einer guten Stunde erledigt, eine Messe vor der Kapelle wird gehalten und dann die Jungfrau in einer Prozession durch den Wald getragen an der vielen wartenden Menschen vorbei. Danach geht es weit weniger religiös zu, Essen und Trinken ist angesagt, der Wald nimmt langsam einen ganz eigenen Geruch ein, trockene Kiefernadeln, Rotwein und Paella ergeben das typische Parfum dieses Festes. Allerdings ist wegen der Waldbrandgefahr in diesem Jahr offenes Feuer strikt verboten und man glaubt es kaum, die Leute haben sich daran gehalten. Bis tief in die Nacht wird das gehen und wenn das Grauen des nächsten Morgens beginnt, dann gibt es viel Kopfweh, viel aufzuräumen und in El Paso wahrscheinlich ein paar Jungfrauen weniger.


Fiesta Virgen del Pino El Paso

Fiesta Virgen del Pino El Paso




Sonntag 04.09.05 - 09:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 31 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 55 % Luftdruck 1017 hPa

Linda, Best in Show

Der Schäferhund aus Garafía, hier "Pastor Garafiano" genannt ist erst seit knappen zwei Jahren eine anerkannte Hunderasse mit Brief und Siegel. Vorher gab es diese wunderschönen Tiere natürlich auch schon, aber wir wissen ja inzwischen, dass nicht Kleider Leute machen, sondern Papiere und warum sollte das bei Hunden anders sein. Nun, wo man auch eine reine Rasse ausmachen kann ist das Interesse an diesem extrem haarigen Vierbeiner immer größer geworden. Der Hund selbst hinterfragt ja nicht seine eigene Rasse und wenn er dürfte wie er wollte, dann würde er in nur einer einzigen Generation damit Schluss machen.

Darf er aber nicht und nun gab es die erste Garafiano-Show der Insel am "Cruz de Canales" oberhalb El Pasos. Eingerahmt von autochthonen Ziegen und Schafen, die ihre Papiere schon etwas länger in Ordnung haben, stellten sich etwas mehr als 30 Garafianos den beiden ängstlichen Rasserichtern. Der Schäferhund aus Garafía ist ein extrem friedliches Tier, welches seinen Rang alleine durch Größe und Präsenz dokumentieren kann, die beiden Preisrichter überlebten, obwohl es bei Hundeshows wohl unabdingbar sein muss, jedem Vierbeiner bis tief in den Rachen zu blicken. Vier Kategorien waren zu bewerten, männliche Jungtiere, da gewann "Hantano" weiblich Jungtiere, da hieß die Siegerin "Sedna" aus Puntallana. Bei den erwachsenen Tieren gewannen "Yago" aus Breña Alta und "Linda". Diese Linda erhielt auch noch den Preis "BIS" - Best in Show und es ist fast müßig zu erwähnen, dass die erlauchte Hundedame aus El Paso stammt. - Den Preis, peinlichster Trottel der Welt, erhielt erneut "George", ein reinrassiger Texaner-Rüde.


Schäferhund aus Garafía



Samstag 03.09.05 - 17:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 36 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 58 % Luftdruck 1015 hPa

Viel weniger Bananen verkauft, aber zu besseren Preisen

Auf den ersten Blick liest sich das wie ein mittlere wirtschaftliche Katastrophe, die Kanaren haben von Januar bis August 22% weniger Bananen auf das spanische Festland exportiert. Im Falle La Palmas für sich, waren es sogar 25% Minus. Die Zahlen stammen von der "Asprocan", das ist die Vereinigung der kanarischen Bananenproduzenten, die müssten das eigentlich wissen. Dass unsere Bananenbauern nun noch nicht als suizidgefährdet zum Psychoanalytiker rennen hat einen ganz einfachen Hintergrund, die Preise für die wenigeren Bananen waren deutlich höher als im vergangenen Jahr. Natürlich hätte man gerne mehr und auch zu hohen Preisen verkauft, aber das gibt der Markt einfach nicht her.

Nach dem katastrophalen Peiseinbruch im Sommer letzten und des vorletzten Jahres hat man seitens der Asprocan Maßnahmen ergriffen, die Mengen welche auf das Festland gehen zu regulieren. Die Großhändler konnten nun nicht die Preise wie sonst nach Gutdünken drücken, sondern sahen sich gedrängt, die geforderten Preise zahlen, es drückten keine Übermengen auf den Markt die unter allen Umständen verkauft werden mussten. Auf die Dauer wird dieser Trick, den wir uns bei den Ölscheichs abgeguckt haben natürlich nicht funktionieren, sollte es keine Einigung mit den mittelamerikanischen Produzenten geben, dann ist alle Taktik und Strategie genau so krumm wie unsere gelben kleinen Dinger. Interessante Zahlen noch zum Schluss: Tenerife entsandte 41,32 %; La Palma 38,26 %; Gran Canaria 17,35 %; La Gomera 2,23 % und last and least El Hierro mit 0,83 % der gesamten kanarischen Produktion. Vor zwei Jahren war La Palma schon gleichauf mit Tenerife was den Export anging, nun hat man uns wieder dorthin gestellt wo man uns immer gerne hat, in die zweite Reihe. - Da klingt er wieder durch, dieser ewige, nicht kapitaline Minderwertigkeitskomplex, auch Palmismus genannt.

In eigener Sache: Das Kalenderblatt für den August 2005 ist im Schweiße meiner Tastatur fertig geworden und kann HIER aufgeschlagen werden.



Samstag 03.09.05 - 09:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 26 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 66 % Luftdruck 1017 hPa

Ein paar Tage schwitzen

Was der gesamte August nicht gebracht hat, will der September jetzt nachholen. Temperaturen von über dreißig Grad und ein Absinken der Luftfeuchte auf Werte deutlich unter 70 % kommen im Sommer immer mal wieder vor, können aber unterschiedliche Ursachen haben. Es ist kein, so genannter "Calima", der uns einheizt. Die "Großwetterlage" zeigt eigentlich keine Veränderung, das Azorenhoch dreht weiter seine Kreisel über dem Atlantik. Die Wind weht auch jetzt aus Nordost, aber der Einfluss des alles bestimmenden Hochdruckgebietes ist im Moment so enorm groß, dass der Wind nicht nur gekühlt vom Atlantik zu uns weht, sondern auch über die kontinentale Landmasse Nordwestafrikas.

Dabei erwärmt sich die Luft natürlich und kann dann auf dem nur noch kurzen Weg zu den Kanaren kaum noch abkühlen und erneut Feuchtigkeit aufnehmen. Der Wind wird in den kommenden Tagen zunehmen, das Thermometer wohl Spitzenwerte von bis zu 38 Grad erreichen, aber Mitte nächster Woche ist das dann alles wieder Passat von gestern. Im Gegensatz zu dem berühmten "Calima", heißer und staubiger Wind aus Südost, besteht bei dieser Wetterkonstellation nicht die Gefahr, dass Wüstenheuschrecken auf die Kanaren gelangen. Es wird trotzdem ein paar Tage lang unangenehm warm und trocken und gerade die nächste Zeit muss wieder extrem vorsichtig mit offenem Feuer umgegangen werden. Hitze, zusammen mit dem noch erwarteten Wind sind allerbeste Brandbeschleuniger, der Sommer ist halt noch nicht vorbei.



Freitag 02.09.05 - 18:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 31 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 70 % Luftdruck 1015 hPa

Kinder als Archäologen

Alba, Miguel y Aitor sind so was wie kleine archäologische Helden geworden, haben die drei Kinder bei einem Spielausflug doch eine prähispanische Lagerstätte gefunden. Lobend hervorzuheben ist es, dass die Kinder überhaupt erkannt haben, was sie da Wichtiges entdeckt haben und sofort zum Bürgermeister von Mazo gelaufen sind. Der wiederum hat gleich unseren obersten Inselarchäologen Jorge Pais verständigt und man hat die bislang unbekannte Fundstätte gemeinsam unter die Lupe genommen. Das Auffälligste waren Knochenreste und Keramik mit wunderschönen Ornamenten versehen, Jorge Pais deutet das Alter der Fundstätte vorsichtig auf etwa 600 Jahre.

Wo sich die Guanchenreste befinden, das wollen Bürgermeister und der Inselarchäologe nicht verraten, man fürchtet Souvenirsammler könnten wichtige Stücke entfernen, die für weitere Untersuchungen interessant sind. Jorge Pais will umfangreiche Grabungen anstellen lassen und hofft auf ein Puzzleteilchen mehr in dem noch ziemlich lückenhaften Bild der Gesellschaft, die vor den Spaniern diese Inseln besiedelten. Selten werden Wohnstätten der Benahoaritas noch intakt gefunden, viele sind von Hobbyarchäologen bereits besucht worden, oder aus Unkenntnis eingeebnet. Manchmal wird sogar aus Sorge vor öffentlichem Interesse so eine Fundstätte gezielt beseitigt, wer bei Grabungsarbeiten für sein Haus auf alte Fundstücke stößt, der fürchtet schnell man würde ihm die Baustelle schließen oder zumindest für Untersuchungen zeitweise aufhalten. Gut gemacht Jungs und ich bin mir sicher, dass keiner von den Dreien nicht eine kleine Keramikscherbe irgendwo in seiner Hosentasche übersehen hat.



Freitag 02.09.05 - 09:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 71 % Luftdruck 1017 hPa

Landwirtschaft und Marktwirtschaft

Die absolute Katastrophe bricht über die Winzer und Kellereien dieser Insel zusammen. Es gab kein Unwetter, keine Plage und keine Hitze mit der man klagend Ernteeinbrüche melden konnte und nun hat man so viel Wein wie noch nie. Erste Freudensbekundungen über die bevorstehende Rekordernte bleiben nur zwei Wochen bestehen, dann begreift man allmählich was das bedeutet, zu viel Wein zu haben. Viele Winzer werden ihre Trauben einfach nicht los, der Markt ist gesättigt und manch hart arbeitender Landmann versteht die Welt nicht mehr. Die Katastrophe die entsteht, wenn es kein Unwetter gibt welches für Mangel an einem Produkt sorgt, kann schlimmer sein als das Unwetter selbst. Es wird Zeit für eine neue Versicherungsform, die "Kein Unwetter Versicherung". Landwirtschaft und Marktwirtschaft haben nur das Wort Wirtschaft gemein und das kann für den gemeinen Landmann oft ziemlich gemein ausgehen.

Ganz böse Zungen aus der Tetra Pak-Cuvée Fraktion behaupten nun, es wird der erste Jahrgang palmerischen Weines sein, der nicht mit Billigtrauben oder Most vom spanischen Festland gestreckt ist. Dieser Vorwurf entbehrt natürlich jeglicher Grundlage, unsere Winzer sind die einzig ehrlichen auf der ganzen Welt. Das gilt übrigens auch für unsere Gastwirte. Neulich konnte ich ein lustiges Schauspiel beobachten, Festlandsspanier reklamierten einen offenen Landwein als korkig und ungenießbar. Die Wirte diskutierten nun im stillen Kämmerchen was zu tun sein, der Wein konnte nicht korkig sein, der kam frisch aus dem Tetra Pak. Der erboste Wirt war schon fast so weit den Tetra Pak auf den Tisch zu knallen um damit die nicht gerechtfertigte Reklamation zu reklamieren. Seine weise Frau gewann jedoch und ging mit einem neuen Krug Personalwein an den Tisch und entschuldigte sich bei dem Pärchen aus Madrid mit den Worten: Es tut uns leid, wir haben da was verwechselt und Ihnen anstatt unseres Hausweines eine Flasche Rioja geöffnet, da weiß man halt nie so genau was drin ist. Man darf nur so weit nicht sinken, den Rioja, durch den man einen zieht auch noch zu trinken.



Donnerstag 01.09.05 - 16:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 30 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 69 % Luftdruck 1015 hPa

Reunión auf Réunion

Reunión bedeutet im Spanischen Versammlung oder Treffen und unser oberster Kanarenhirte und Präsident der Provinzregierung Adán Martín wird ein solches Treffen haben, auf Réunion. Diese Insel im indischen Ozean in der Nähe von Madagaskar, gehört genau so wie die Kanaren, Azoren, Madeira, Guyana, Guadeloupe und Martinique zu den ultraperipheren Zonen der EU. Das ist nicht nur ein lustiges Wort, sondern so viel wert wie bare Münze, die EU sponsert unsere "ultra" Lage mit leckeren Euro-Häppchen. Diese Hilfen sind nicht unumstritten, Subventionen und Sonderprogramme haben angesichts leerer EU Kassen keinen besonders guten Ruf mehr und stehen bereits auf der Liste der bedrohten Hilfsarten. Begründet werden diese Zahlungen mit der misslichen Situation, diese Gebiete sind so weit weg von ihren Mutterländern, dass dadurch eine deutlich schwierigere wirtschaftliche Situation entsteht. (Gut, dass die in Brüssel nicht wissen, dass wir froh sind so weit weg zu sein.)

Frankreich, Portugal und Spanien sind die drei Länder zu denen diese Regiones Ultraperiféricas oder kurz RUP, wie man sie hier nennt gehören. Alle drei Länder gehen aus strategischen Gründen immer gemeinsam in die Verhandlungen, dadurch besitzt man mehr Macht und Einfluss gegenüber dem Europarat. Um diese Gemeinschaft nicht zu verletzen oder zu gefährden, setzen die "ultra" Betroffenen sich jedes Mal vor den entscheidenden Abstimmungen zusammen und verkünden anschließend die ewige Treue und Solidarität. Die ist aber nur oberflächlich vorhanden, jedes Land für sich versucht immer den Verteilungsschlüssel der EU Gelder aus diesem Topf zu ändern, damit die eigene Region mehr Geld erhält. Bislang errechnete sich der Satz den man aus dem Fonds erhält aus dem Bruttosozialprodukt der Region, je geringer dieses war, um so mehr Geld gab es, nun geht es nach Einwohnerzahl. Das bringt die Kanaren nach vorne, immerhin stellen wir 44% der Einwohnerzahl der betroffenen Gebiete, bekamen früher aber nur knappe 40% von dem Kuchen ab. Unser Adán Martín kann also fröhlich zu der Reunión nach Réunion reisen.



Donnerstag 01.09.05 - 09:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 24 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 71 % Luftdruck 1015 hPa

Neue Wege im Pflanzenschutz

Ganz ohne den Aktienkurs von Bayer, BASF und Monsanto zu drücken, ist es dem Landwirtschaftsrat La Palmas geglückt, einen der härtesten Pflanzenschädlinge völlig ohne Chemie zu bekämpfen. Der Pflanzenschädling ist die Mittelmeerfruchtfliege, (Ceratitis capitata) und das Wundermittel heißt Bentonit. Dieses harmlose Tonmineral verhindert jegliche Attacke der Fruchtfliege, ein großflächiger Versuch auf einer Pfirsichplantage nahe Los Llanos hat das bewiesen. Wie man das Bentonit auch auf anderen Kulturen anwenden kann, das muss man noch weiter ausprobieren, die haarige Haut der Pfirsiche eignet sich hervorragend dazu, das feine Tonpulver fest zu halten.

Das Bentonit wird als Pulver versprüht wenn die Früchte noch unreif sind und die Fruchtfliege noch keine Möglichkeit hatte ihre Eier in der Frucht zu platzieren. Wenn es nicht regnet ist keine zweite Behandlung notwendig, nach der Ernte kann man das Bentonit dann durch Waschen der Früchte entfernen. Wir müssen jetzt nicht gleich den Nobelpreis erwarten, aber es ist ein großer Erfolg für unsere Landwirtschaft und den dahinter steckenden Administrationen, die den Auftrag erteilt haben alternative Pflanzenschutzmittel zu suchen.





Familie Ellen & Simon Märkle

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