La Palma Aktuell
Täglich frische Nachrichten von einer kleinen grünen Insel im Atlantik



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Nachrichtenarchiv Oktober 2004


Samstag 30.10.04 - 09:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 3 mm, Luftfeuchte 77 % Luftdruck 1013 hPa

Bebo Valdés am Sonntag in Los Llanos

Der kubanische Pianist muss wohl kaum noch vorgestellt werden, nach Jahrzehnten im Musikgeschäft kennt man den Jazzer ja auch in Deutschland, kubanische Musik hat sich ja in den letzten Jahren zum zweiten Exportschlager dieses Landes, nach den Zigarren entwickelt. entwickelt. Seine CD, "Lagrimas Negras" (schwarze Tränen), die er mit einer weiteren Jazzlegende Diego "El Cigala" aufgenommen hat war wieder ein Welterfolg und zum Ende seiner Konzerttour macht nun Bebo Valdés Station auf La Palma. In Los Llanos wird er aber Kostproben seiner neuesten CD geben, "Bebo de Cuba". Das einzige Konzert Bebos auf La Palma findet am Sonntag den 31.10. um 21:00 Uhr im "Pabellón deportivo Camilo León" statt. Das ist der große Bau gegenüber dem Kino "Millenium". Im Übrigen ist Montag der 1.11. hier Feiertag, "Todos Santos" also Allerheiligen.

In eigener Sache: Wir verreisen für zwei Tage, am Montag wird unsere große Tochter 10 Jahre alt und dafür suchen wir uns ein kuscheliges Plätzchen, um diesen Tag angemessen zu feiern. Darüber hinaus ist es das erste Mal, auch seit 10 Jahren, dass meine Frau und ich gemeinsam in Urlaub gehen (wenn man zwei Nächte Urlaub nennen kann). Bislang haben wir uns nie getraut, unsere Firma gänzlich zu schließen. Jetzt bleiben wir aber mal hart. Zwei Tage keine Nachrichten, keine Webcam und auch keine E-Mails. Am Montagmittag sind wir dann wieder da und alles geht seinen gewohnten Gang. Für die Nachrichten können Sie ja die zwei Tage selber sorgen, das FORUM gibt Ihnen ja dazu die Möglichkeit. Bis dann: Mathias Siebold



Freitag 29.10.04 - 18:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 24 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 76 % Luftdruck 1012 hPa

Moderne Ablasszahlungen an die katholische Kirche

Beim Gottesdienst steht es ja jedem frei, seinen klingenden Obolus ins Körbchen zu legen und damit den Klerus mit weltlichen Mitteln gnädig zu stimmen. Aus Gründen der Effizienz hat man hier übrigens den Klingelbeutel gegen ein Klingelkörbchen ausgetauscht, da fällt es viel schwerer, mit vielen kleinen Münzen große Geräusche zu verursachen. Der nächste reuige Sünder in der Reihe würde das auch mitbekommen, wenn da plötzlich viel Kupfer in dem Körbchen liegt. Endlich kann man auch mit Scheinen Aufmerksamkeit erregen, früher beim Klingelbeutel musste man ja umständlich damit umherwedeln, dass auch ja jeder mitbekommt, wie groß der Spendeneifer ist.

Unsere Regierung braucht sich über Aufmerksamkeit beim Spenden keine Sorgen zu machen, die Tagespresse rühmt den selbstlosen Einsatz unserer weltlichen Führer im kollegialen Ablass und für die nächsten 4 Jahre wandern jährlich 300.000 Euro aus der Inselkasse in das Klingelkörbchen. Allerdings ist der Verwendungszweck vorgegeben, die Kirchen sollen damit baulich saniert werden um das historische und kulturelle Erbe der katholischen Kirche auf La Palma zu bewahren. Der bischöfliche Vikar auf La Palma, Aurelio Feliciano, ist hoch zufrieden und wird unsere humilde Geste dem Bischof auf Tenerife melden. Der kann uns dann mit in sein Nachtgebet einschließen und irgendwie habe ich das Gefühl, heute Nacht besonders gut und behütet zu schlafen.



Freitag 29.10.04 - 08:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 75 % Luftdruck 1013 hPa

Flughafenumbau wird teuerste Baustelle La Palmas

Die nächsten fünf Jahre will die nationale spanische Flughafengesellschaft "Aeropuertos Españoles y Navegación Aérea" (AENA), Betreiber aller spanischen Verkehrsflughäfen, an die 115 Millionen Euro ausgeben. Dafür bekommen wir ein neues Flughafen-Terminal, einen neuen Kontrollturm, eine größere Plattform zum Abstellen der Fluggeräte und eine Rollbahn, damit die Flugzeuge nicht mehr auf der Startbahn zu ihrer Position rollen müssen. Jeder fragt sich jetzt natürlich sofort, ist das denn überhaupt nötig, der Flughafen ist doch ganz hübsch und lediglich wenn sich zwei oder drei Chartermaschinen gleichzeitig in Abfertigung befinden, war so etwas wie Enge zu spüren.

Da ist sehr weit in die Zukunft geplant worden und wenn die AENA uns mit so einem riesigen und modernen Verkehrsflughafen bestücken will, dann sollten wir nicht meckern. Das Geld stammt auch nicht aus EU-Töpfen, sondern ganz alleine aus Mitteln der Flughafengesellschaft. Der Betreiber nennt uns Zahlen, die wir nicht überprüfen können und wie immer bei solch wagemutigen Blicken in die Zukunft eher an Spekulation, als an Fakten erinnern. Im Moment liegt das Passagieraufkommen des Flughafen La Palmas bei 890.000 Menschen pro Jahr. Für die kommenden 15 Jahren hat man dann einen Anstieg des Verkehrsaufkommens errechnet, der dann von 1,5 Millionen Passagiere im Jahr 2020 ausgeht. Wenn sich da einer mal nicht heftig verrechnet hat, auf La Palma leben 82.000 Menschen und da sollten wir jetzt schon anfangen die Tickets zu ordern um den Planern Recht zu geben. Entschuldigung, ich habe da was vergessen, es sind die vielen hunderttausend Golfer die auf unsere Insel strömen, für die man sich am Flughafen rüsten will. Wenn diese Insel erst mal San Migolf de La Palma heißt, dann werden sich alle anderen noch wundern...


neuer Flughafen La Palma

Auf Zuwachs geplant



Donnerstag 28.10.04 - 18:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 28 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 76 % Luftdruck 1010 hPa

Touristenfreundliches Wetter

Die gegensätzlichen Ansichten der Gäste und Landwirte dieser Insel, was denn nun gutes Wetter bedeutet braucht man nicht weiter erklären. Da kommt man sich nicht wirklich näher und nur ganz selten gelingt es der Wettersituation, beiden Lagern zu gefallen. Gestern Nacht und heute waren aber alle zufrieden, Regen nachts und dann morgens gleich wieder die Sonne, so könnte man durchaus weiter machen. 9 Millimeter sind zwar noch kein richtiger Labsal, aber wir sind zufrieden, dieses Mal alle.

Ganz gebannt ist die Regengefahr für die nächsten beiden Tage aber noch nicht. Der Wind kommt weiter aus westlichen Richtungen und da ist immer wieder mit möglichen Regenfällen auf der Westseite zu rechnen. Für das Wochenende erwarten wir dann aber erneut Nordostpassat, unsere normale Wetterlage, die uns auf der Westseite keinen Regen gönnt. Es ist aber wunderschön anzusehen, wie jetzt nach den beiden Regenpassagen die Natur einen tiefen Atemzug macht und an jeder Ecke mit Macht das Grün über die Insel zaubert. Als altem Gärtner fällt mir zwar auch auf, dass Unkraut immer schneller wächst als Kraut, aber da muss man pragmatisch sein und das "Drüberblicken" neu lernen.

Verheimlicht habe ich Ihnen die Mondfinsternis, allerdings nicht absichtlich, ich hatte zwar davon irgendwann mal gehört, aber wenn es regnet, oder ich mich über Politiker ärgern will, neige ich dazu alles andere zu vergessen. Allerdings hat Berni Patten ganz genau aufgepasst und sogar ihre Kamera bereitgehalten um uns doch noch an der Mondfinsternis teilhaben zu lassen. Vielen Dank! HIER, oder auf das Photo klicken, dann geht es weiter zu Frau Luna.


La Palma Mondfinsternis



Donnerstag 28.10.04 - 08:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 9 mm, Luftfeuchte 76 % Luftdruck 1012 hPa

Santa Cruz bleibt weiter unregierbar

Seit etwa einem Monat kabbeln sich die politischen Würdenträger der Hauptstadt. Ein Streit zwischen den bislang regierenden Gruppierungen der Partido Popular und den Regionalisten der Coalición Canaria macht die Hauptstadt im Moment unregierbar. Die 5 Stadträte der CC (Coalición Canaria) haben dem bisherigen Koalitionspartnern der PP (Partido Popular) die Eheringe vor die Füße geschmissen und sofort versucht eine neue Liebschaft mit den Sozialisten zu bilden, die bislang das traurige Brot der Oppositionsbänke knabbern mussten. Die Sozis waren auch nicht abgeneigt, aber man forderte als Preis für diese neue Vernunftehe auch den Bürgermeistersessel, schließlich stellen sie ja mit 6 Stadträten auch einen mehr, als die CC.

Das hat unseren Inselpräsidenten nicht schlafen lassen, einen Sozi als Bürgermeister wollte man in der Hauptstadt dann doch nicht. Kurzes Machtwort und die Verhandlungen über eine mögliche Koalition mit den Sozialisten waren zu Ende. Nun steht man wieder da, wo man noch vor einem Monat stand und versucht die alte Liebschaft mit den Bürgerlichen wieder herzustellen. Reue ist aber keine Charaktereigenschaft der Coalicón Canaria und den ehemals verschmähten Partner um Verzeihung zu bitten, das kommt nicht in Frage. Nun geht man einen Schritt nach vorne und fordert gleich den Bürgermeistersessel, auch wenn man eigentlich der Juniorpartner einer neuen möglichen Koalition ist. Juan Ramón Felipe heißt der Kronprinz der Regionalisten, bislang Sprecher der Gruppierung. Da fragt man sich, warum die beiden großen Parteien, PP und PSOE nicht einfach die Notbremse ziehen und nach dem Vorbild El Paso die Regionalisten dorthin schicken, wo sie laut Wählerstimmen hingehören, auf die hinteren Oppositionsbänke. Aber eine Koalition aus Bürgerlichen und Sozialisten, das traut sich in ganz Spanien nur ein einziger Ort, eben dieses störrische und unverbesserliche El Paso, für alle anderen scheint Vernunft nicht zum Vokabular zu gehören.



Mittwoch 27.10.04 - 18:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 27 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 70 % Luftdruck 1010 hPa

Unser bestes Stück wird 50 Jahre alt

Unser bestes Stück ist der Nationalpark "Caldera de Taburiente" und genau am 30.10.1954 wurde dieses Naturspektakel von Krater zu einem Nationalpark erklärt. Die Insel la Palma zu besuchen, ohne zumindest einen Blick in den bis zu 2.000 Meter tiefen Krater zu werfen, ist kaum vorstellbar. Die Caldera ist bei weitem unsere Hauptattraktion und formt den Charakter dieser Insel entscheidend. Auch für die Forschung ist der Nationalpark ein beliebtes Gelände, Geologen, Biologen und andere Naturwissenschaftler sind begeistert von Möglichkeiten zur Forschung. Der Durchmesser der Caldera misst 8 Kilometer, die Fläche beträgt 4.700 Hektar.

So ein honoriger Geburtstag will natürlich standesgemäß gefeiert werden und so dürfen wir am 30.10. mit hohem Besuch rechnen, Die Umweltministerin (pragmatischerweise gibt es hier kein Umweltschutzministerium) Cristina Narbona kommt um mit uns zu feiern und auch der Präsident der autonomen kanarischen Regierung, Adán Martin. Es wird in zwei Akten bestaunt und Schulter geklopft, einmal auf dem Aussichtspunkt "La Cumbrecita", damit die Ministerin auch weiß um was es geht und danach im Kulturhaus von El Paso. Dort wird die Frau Ministerin noch viele Hände schütteln und man lässt den Nationalpark hoch leben. Zudem will man die lange erwartete Briefmarke mit dem Calderamotiv vorstellen, die von der spanischen Post extra zu diesem Anlass ausgegeben wird. Die Feiern finden alle in El Paso statt, da der Nationalpark zu 100% in dessen Gemeindegebiet liegt.



Mittwoch 27.10.04 - 08:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 67 % Luftdruck 1013 hPa

Gut geplant ist fast schon gebaut

Die Umgehungsstraße von Los Llanos nimmt immer genauere Konturen an. Zwischen Triana und Argual soll eine neue Trasse entstehen, die den Durchgangsverkehr in Richtung Tazacorte und den Nordwesten der Insel aufnehmen soll. Man erhofft sich eine deutliche Entlastung für die Innenstadt, Los Llanos steht an manchen Tagen kurz vor einem Verkehrskollaps. Die Planungen für diesen verkehrstechnischen Befreiungsschlag gehen nun ins zehnte Jahr und nun hofft man, noch diesen Winter mit dem ersten Bauabschnitt beginnen zu können.

Etwas mehr als einhundert Enteignungen sind nun über die Bühne gegangen, um die notwendige Fläche für die Straße zu erhalten. Meist handelt es sich dabei um Bananenplantagen, aber auch Gärten und so manches Wasserreservoir wechselte nun zwangsweise den Eigentümer. Die Entschädigungen sollen großzügig ausgefallen sein, bis auf einen einzigen Fall hat man sich mit den Eigentümern bereits geeinigt. Schwierigkeiten bereitet nun noch unser kompliziertes Wasserverteilungssystem. Einige Speicherbecken müssen der neuen Straße weichen und man muss nun Ersatz schaffen um die Versorgung mit dem Lebenssaft der Bananen zu gewährleisten. Jedes Mal, wenn die Ingenieure und Architekten von Schwierigkeiten sprechen, heißt das zunächst, die Straße wird teurer als geplant und der Baubeginn schiebt sich weiter in die Zukunft. Im November soll begonnen werden, der November ist aber bereits bedrohlich nah.

Kleiner Nachtrag

Vielleicht wird es heute noch mal was mit ein bisschen Regen, das Hochdruckgebiet scheint es nicht ganz geschafft zu haben das atlantische Tief so weit in den Norden zu schieben, dass wir überhaupt nicht berührt werden. Ein ganz deutliches Signal für Wasser auf der Westseite sind die Linsenwolken (Altocumulus lenticularis). Auf dem Weg zur Schule haben wir sie reichlich über der Cumbre Nueva stehen sehen, als Warnung, doch keine Waschmaschine mehr voll zu stopfen. Mir soll es recht sein, vielleicht wachsen dann meine Haare auch wieder schneller, Regen soll ja gut sein für kräftigen Haarwuchs...


Linsen über der Cumbre Nueva




Dienstag 26.10.04 - 17:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 31 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 64 % Luftdruck 1014 hPa

Geh nie zum Friseur, wenn der keine gute Laune hat

Seit ich auf La Palma lebe, gehe ich immer zum gleichen Friseur, tanke immer an der selben Tankstelle und selbst meine Schuhe kaufe ich nur in einem einzigen Laden, natürlich bei Rafaél, er ist der einzige der Mitleid mit mir hat und die hier ungewöhnliche Schuhgröße von 47 für mich bestellt. Ich bin halt dass, was man einen treuen Kunden nennt und selbst wenn einer meiner Lebenshandelspartner mal ein bisschen daneben liegt, ändert das nichts an meiner Treue.

Roberto hat allerdings heute einen furchtbar schlechten Tag gehabt. Roberto ist mein Friseur, kommt eigentlich aus Tenerife, hat sich aber der Liebe wegen vor Urzeiten nach La Palma aufgemacht, um der Männerwelt von Los Llanos einen ordentlichen Haarschnitt zu verpassen. Nomen est Omen, sein Laden heißt "El Campesino", das bedeutet Landmann und derart nützliche und konservative Haarschnitte gefallen mir, trotz sicherlich anderer Gesinnung. Roberto ist klasse, lässt sich nie aus der Ruhe bringen und vor allen Dingen redet der Mann so gut wie kein Wort und das alleine macht mich schon abhängig von seiner Dienstleistung. Quatschende Friseure entfachen bei mir Haarwurzelkatarrh und deshalb bezahle ich gern diesen Euro mehr, denn er ist etwas teurer als seine quasselnde Kollegenschar in El Paso, aber dieses Schweigegeld gebe ich gerne aus. Wenn man reinkommt zu Roberto, dann grunzt man nur einen unverständlichen Laut und erhält als Antwort eine Zahl zurückgeworfen, die aussagt wie viele Köpfe noch vor einem ihr Haupthaar verlieren. Ist man dann an der Reihe, dann nickt er einem kurz zu und man setzt sich auf den Präsentierteller und kann ganz in Ruhe auf eine belebte Kreuzung in Los Llanos gucken.

Heute war etwas anders, ich war die Nummer vier und Roberto hatte ausgemacht schlechte Laune, er redete sogar mit seinen haarigen Opfern und schimpfte über die Politiker überall auf der Welt. Mir war nicht ganz wohl, dennoch wollte ich meinem ersten Fluchinstinkt nicht folgen, sondern blieb standhaft sitzen. Ich hatte ja auch einen nahen Parkplatz gefunden und das bedeutet einen derart großen Glücksfall für Los Llanos, dass man da nicht einfach wieder weg fahren kann. Das Nicken kam und ich nahm Platz. Es ist bei Roberto nicht üblich zu sagen, wie man denn die Haare geschnitten haben will, das hat er mit allen großen Friseuren dieser Welt gemein, der Meister geht sofort ans Werk. Mir ist während der Behandlung nichts ungewöhnliches aufgefallen, es gibt auch keinen frontalen Spiegel in dem man seine Arbeit überwachen kann. Das Ergebnis ist heftig und selbst ich als Anhänger eines einfachen und pflegeleichten Haarschnittes, musste heftig schlucken, als ich mich betrachten durfte. Der Haarschnitt hätte selbst den "Marines" imponiert und ich möchte gleich dazusagen, dass meine Glatze kein Ausdruck meiner Gesinnung ist, sondern das Ergebnis der schlechten Laune meines Friseurs. Ich werde trotzdem wieder hingehen, Roberto hat nur alle 20 Jahre schlechte Laune und dann brauche ich eh keinen Friseur mehr. Sauer bin ich nur auf meine kleine Tochter, die hat mir gleich nachdem sie mich gesehen hat, einen Kamm in die Hand gedrückt.


Roberto, Roberto




Dienstag 26.10.04 - 08:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 70 % Luftdruck 1016 hPa

Eiertanz

Auf La Palma gibt es eine Bio-Finca, die von mehreren Institutionen ins Leben gerufen wurde und als Grundsatz die Beschäftigung von Langzeitarbeitslosen hat. Das ist eine hervorragende Idee und soweit man das abschätzen kann, produziert die "Granja Tierra Fuente" in Puntallana erfolgreich Bio-Obst und Gemüse, sowie Eier von absolut depressionsfreien Hühnern. Nun will man, auf einer in diesen Tagen stattfindenden Gründermesse auf Gran Canaria, mal sehen, ob die Bio-Eier nicht auch dort vermarktet werden könnten. Die "Granja Tierra Fuente" verkauft ihre Bio-Eier nach Gran Canaria und wir importieren unsere Bio-Eier aus Tenerife.

Da liegt irgendwo ein deutlicher Widerspruch und vielleicht sollte man sich auf der Gründermesse mal nach einem Bio-Transporteur umsehen, der per Segelschiff oder Ruderboot makrobiotische Kost linksgerudert, innerhalb des Archipels verteilt. Bevor ich mich in gnadelose Polemik verliere, wir stehen hier ganz am Anfang im Anbau und Vertrieb von alternativen Produkten und da reichen Ideen schon mal über die Vernunft hinaus. Die Bio-Schiene auf La Palma steckt in den Kinderschuhen und nach wie vor gibt es wochenlang derben Mangel an ganz bestimmten Produkten. Da kommt es schon mal vor, dass man richtig flirten muss, bis die Dame hinterm Tresen sich bückt und doch noch ein paar Eier aus dem streng reglementierten Kontingent herausrückt. Flirten macht natürlich Spaß und irgendwie hat es ja etwas nostalgisches, wenn es plötzlich in all dem Überangebot wieder so etwas Begehrenswertes wie "Bückware" gibt. (Wenn Sie nicht wissen, was Bückware ist, dann fragen sie mal eine Generation über Ihnen.) Vielleicht sollte man einen ökologisch sinnvollen Reimport der Puntallana Eier aus Gran Canaria nachdenken. Verkehrsgünstig über Tenerife abgewickelt, oder gleich als "Flugeier" mit der Binter Canarias zurück nach La Palma. Wahrscheinlich hatte man früher schon solche Gedanken, das Ei des Kolumbus ist ja auch weit gereist. Wo ist eigentlich das andere geblieben?



Montag 25.10.04 - 17:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 30 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 71 % Luftdruck 1014 hPa

Anwohner empört über erneute Hotelpläne in Fuencaliente

Da sind die Diskussionen über Sinn und Nutzen des neuen großen Hotels in Fuencaliente noch nicht verstummt, da überrascht uns der Bürgermeister mit seinem neusten Kabinettstückchen. Ein weiteres Hotel muss her und diesmal in Los Quemados, welches auf der Westseite der Gemeinde liegt. Mit den Investoren sei bereits alles besprochen und nun gehe man an die Planung. Der gute Mann hat mit dem ersten Hotelprojekt ja bereits einige Instanzen überfahren und der Hotelbau lag gerichtlich gestoppt danieder. Wie es dann die Pro-Hotel-Lobby dennoch geschafft hat, dass dieses Monstrum gebaut werden durfte, darüber sollte man nur munkeln und nicht mehr.

Für das neue Projekt, wird dem Bürgermeister aber ein heftigerer Wind ins Gesicht wehen, der vorgesehene Standort liegt in einem Landschaftsschutzgebiet und die Anwohner haben bereits angekündigt, sie werden es nicht dulden, dass dort ein weiteres Hotel gebaut wird. Abgesehen davon, dass kein Mensch ein weiteres Hotel im Süden der Insel braucht, ist es eine grandiose Frechheit, ein Landschaftsschutzgebiet gewerblich zu verplanen. Da ist allerdings der Bürgermeister von Fuencaliente nicht alleine, die Gemeinde Los Llanos hat ihren geplanten Golfplatz auch in ein Landschaftsschutzgebiet gelegt, dort wo man mal Golfspielen will, liegt die "Zona protegida Tamanca". Der neue Hotelplan von Fuencaliente ist nur ein weiterer Beweis dafür, wie weit die politische Garde inzwischen von den tatsächlichen Bedürfnissen der Insel und ihrer Bevölkerung entfernt ist. Schuld sind wir aber selber, einmal haben wir diese Leute gewählt und unsere bereits sprichwörtliche Toleranz führt dazu, dass wir alles mit uns machen lassen. Das muss sich ändern.



Montag 25.10.04 - 07:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 74 % Luftdruck 1016 hPa

Frischzellenkur für den Bauernmarkt von Mazo

Insgesamt wird man an die 50.000 Euro für diverse Maßnahmen ausgeben, um den Bauernmarkt von Mazo wieder für das Publikum, aber auch Anbieter interessanter zu gestalten. Die Gemeinde von Mazo hat die Pläne jetzt verabschiedet, das fiel auch gar nicht so schwer, erhält man doch immerhin 60% des benötigten Geldes aus europäischen Fonds. Der Markt von Mazo war der erste Bauernmarkt der Insel und lockte reichlich Gäste an, konnte aber seine Attraktivität über die Jahre nicht ganz halten. Weitere Märkte auf der Insel sorgten für Konkurrenz und erst blieben viele Gäste weg, dann auch noch die Anbieter.

Das soll jetzt wieder anders werden, dafür will man im Inneren der Markthalle mit baulichen Maßnahmen sorgen und die Gemeinde plant darüber hinaus eine große Anzahl von Aktivitäten, die mehr Publikum zu den Marktzeiten in den Ort locken soll. Ausstellungen, Arbeitsläden (Workshops), Kindertheater, Sportveranstaltungen und jede Menge Ringelpiez soll die Attraktivität des Markttreibens wieder herstellen. Der Markt hat jeden Samstagnachmittag und Sonntagvormittag geöffnet, aber auch ohne den Markt ist Mazo immer einen Ausflug wert. Der Ort hat einen ganz eigenen Charakter und einen sehr gut erhaltenen Ortskern mit vielen alten Gebäuden und steilen Gässchen, einfach schön und auch ein bisschen pittoresk, eben so, wie man uns gerne sehen will.



Sonntag 24.10.04 - 17:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 29 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 74 % Luftdruck 1014 hPa

Jugendliche weg von der Straße

In der Hauptstadt hat eine Kampagne gegen den öffentlichen Konsum von alkoholischen Getränken bei Jugendlichen wohl zu sichtbarem Erfolg geführt. Die Stadtpolizei klopft sich auf die Schultern, ist man doch gezielt auf Gruppen von Jugendlichen zugegangen und hat diesen "erklärt" wie gefährlich der Genuss von Alkohol sein kann. Kritische Stimmen behaupten aber, man habe die jungen Leute einfach der Straße verwiesen und diese sitzen nun bei Kumpels auf der Bude und trinken dort ihr Bierchen oder Schnäpschen.

Da Kneipen und Restaurantbesitzer Jugendlichen auf keinen Fall geistige Getränke ausschenken dürfen, verlagerte sich mit der Zeit das Gelage auf die Straße und es entstand das, was man hier als "botellón" bezeichnet. Das ist schwer zu übersetzen, botella heißt Flasche, gemeint ist aber das lautstarke und heftige Nutzen dieser Glashohlkörper. Einer der Jungs hat meist seinen tiefer gelegten Saxo dabei und aus irgendeinem Grund lässt sich die Stereoanlage nicht mehr ausschalten. An solchen wilden Zusammenrottungen stört sich natürlich der gesunde Bürgersinn und gebietet es der staatlichen Allmacht einzuschreiten. Es kann nicht angehen, dass Jugendliche an anderen Dingen Freude haben als wir. Die Evolution ist manchmal sehr langsam und dreht sich oft in der Warteschleife. Gerade mal 20 Jahre nachdem wir selbst noch dort unten standen und Krach gemacht haben, machen wir uns jetzt über unsere nachfolgenden Generationen Gedanken. Vielleicht haben wir auch nur Angst, die könnten so werden wie wir.



Sonntag 24.10.04 - 09:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 75 % Luftdruck 1016 hPa

Venezolaner fordern Anerkennung ihres Führerscheins

Bislang gilt der venezolanische Führerschein lediglich für die ersten 6 Monate, so lange wie das auch bei Touristen, die nicht aus EU Ländern stammen ist. Die Vereinigung der Venezolaner auf La Palma beklagt sich darüber, dass sie als Rückkehrer auf eine Stufe mit Touristen gestellt werden. Immerhin hätten sie in den schweren Zeiten La Palmas, reichlich Devisen auf die Insel gebracht und dafür gesorgt, dass La Palma eine bessere Zukunft hat. Das ist zum Teil richtig, die Selbstverständlichkeit in der viele Venezolaner ihre Rechte einfordern, stößt aber in der Mehrheit bei den Palmeros unangenehm auf.

Nun ist es sicherlich nur ein bürokratisches Problem mit dem Führerschein, welches man pragmatischerweise doch regeln sollte, wenn jetzt alle sechs bis siebentausend Venezolaner die auf La Palma ihren Führerschein neu machen sollten, dann ist das alleine technisch schon nicht machbar. EU Ausländer können seit kurzem mit dem nationalen Führerschein ihres Herkunftslandes ohne Einschränkungen in Spanien fahren. Jahrelang musste man den Führerschein bei der Verkehrsbehörde registrieren lassen und wer noch länger da ist, der hat, so wie ich, seine nationale Pappe abgeben müssen und einen spanischen Führerschein erhalten.



Samstag 23.10.04 - 16:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 24 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 77 % Luftdruck 1015 hPa

Auf La Palma gibt es einfach alles

Wer schon länger auf dieser Insel lebt, der kennt diese Geschichten doch auch noch, von stunden bis tagelangem Suchen um irgendein Produkt, oder Ersatzteil zu finden. Das müssen wir erst in Tenerife bestellen, war dann oft die ernüchternde Auskunft und jeder wusste sofort, das kann Monate dauern, bis die Ersatzdichtung für die Waschmaschine eintrifft. Wenn dieses je geschah, war entweder die Ehe bereits zerrüttet, oder der Partner hatte eben aus dem Grund dieses zu verhindern, längst eine neue Waschmaschine gekauft. Bei Lebensmitteln sah es nicht anders aus, hat irgendjemand in irgendeinem Laden mal so seltene und begehrte Dinge wie Schattenmorellen, oder Grieß entdeckt, dann wurde sofort die gesamte Lieferung gekauft um zu verhindern, dass andere Deutsch-Residenten mit ähnlich skrupelloser Hamstertaktik einem den Grießbrei verwässern.

Die Zeiten der Jäger und Sammler sind vorbei, vor lauter Überfluss essen wir längst keine so profanen Gerichte mehr wie Grießbrei, sondern wählen nun, ob wir weißen, roten oder einfach nur teuren Balsamessig für unseren Salat wollen. Früher konnte man aus jedem nur erdenklichen Grund nach Tenerife fliegen, jeder hatte immer etwas zu besorgen, was es auf La Palma nicht gibt. Das ist vorbei, auf La Palma gibt es außer Aldi und McDonalds inzwischen fast alles und was doch noch an lokalen Spezialitäten, wie Schiesser Feinripp lang und grau, oder Hallorenkugeln wirklich noch nicht den Weg in palmerische Läden gefunden hat, das bringen fleißige Gäste mit.

Immer gefällt mir aber diese Komplettversorgung nicht so ganz, die hervorragende Versorgung mit Ersatzteilen verhindert zu weilen eine Erneuerung des heimischen Geräteparks. Ich wollte so gerne einen neuen und schicken Rasierapparat haben, einen in dem man dann so aussieht wie in der Werbung. Endlich, nach genau 29 Jahren löste sich das Scherblatt meines Braun Sixtant 2002, den ich selbstverständlich zur Firmung bekommen habe, in Brösel auf und ich stand kurz vor dem Erwerb eines modernen Rasierapparates. Es ist doch sicher unmöglich, für einen fast 30 Jahre alten Rasierer ein Ersatzscherblatt zu bekommen, noch dazu von einem ausländischen Hersteller. In Deutschland und Tenerife wäre das sicher kein Problem, aber hier auf La Palma kann man das doch nicht erwarten. Sie ahnen es, in einem kleinen Krauterladen mitten in Los Llanos liegen unendliche Vorräte von Scherblättern für nur jedes erdenkliche Braun-Fabrikat seit der Völkerschlacht von Leipzig bereit. Der Verkäufer hatte aber auch keine Freude daran, genauso wenig wie ich. Er verkauft so alle dreißig Jahre eines dieser Scherblätter und ich kann es wohl vergessen, jemals so auszusehen wie die Rasierapparat-Schönlinge in der Werbung.



Samstag 23.10.04 - 09:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 75 % Luftdruck 1015 hPa

Zahlenspiele und Höhlenmenschen

Glaubt man den Zahlen, die uns der Tourismusrat Jaime Sicilia nennt, dann läuft im Tourismus auf La Palma alles zum Besten, lediglich der Strom der internationalen Besucher schwächelt ein wenig. 23.790 Gäste sollen uns den vergangenen Monat besucht haben, 6.663 Ausländer, 5.042 vom spanischen Festland und 12.264 Menschen von andern kanarischen Inseln. Das ergibt in Summe einen Anstieg von 19,5% gegenüber dem September des letzten Jahres. Böller werden vor Jubel in den Himmel geschossen, die Gastronomie boomt, die Arbeitslosenzahl im Servicebereich ist drastisch gesunken und die Hotel und Apartmentanlagen melden rekordverdächtige Belegungszahlen. Nur stimmt da etwas nicht, kein Mensch hat diese große Anzahl von Touristen gesehen, ihnen eine Mahlzeit serviert, oder sie gar in seinem Etablissement übernachten lassen.

Es kann aber nicht gut angehen, dass man 18.000 Menschen übersieht, oder sich diese vor uns in Höhlen verstecken und von Flechten und Moosen ernähren um dann ein paar Tage später wieder abzufliegen. Die Frage ist, wen zählt man als Touristen und wen nicht. Die Tourismusbehörde macht es sich da einfach und erklärt einen ganz bestimmten Prozentsatz von Menschen die unseren Flughafen benutzen zum Touristen. Durch diesen zweifelhaften Kunstgriff sinkt die durchschnittliche Aufenthaltsdauer eines Gastes auf 5,9 Tage, obwohl im internationalen Geschäft 14 Tage das Minimum sind, so haben wir z.B. mehr Gäste die drei Wochen auf unserer Insel bleiben als nur eine Woche. Da werden Geschäftsreisende die ein Produkt anbieten wollen genauso als Touristen gewertet wie Transporteure die eine Nacht auf La Palma verbringen um am nächsten Tag wieder abzureisen. Familienbesuche von den anderen Inseln sind plötzlich Gruppenreisen erholungssüchtiger Touristen und Studenten die das Wochenende zuhause auf La Palma verbringen wollen, geraten ebenso in diese Statistik.

Warum man uns diese sehr fragwürdigen Zahlen serviert, das ist ganz einfach. Man will seine großen Hotelpläne weiter bekommen und braucht daher natürlich Wachstum, ohne dieses Hormon der Marktwirtschaft kann man keine Investoren auf diese Insel locken. Ganz klasse ist auch eine in den Raum geworfene Rekordzahl von einem sagenhaften Anstieg der Besucher aus England. 41,48% mehr Engländer sollen uns im September dieses Jahr besucht haben, als im vergangenen Jahr. Wie viele das sind, das wird uns nicht verraten. Dass wir überhaupt keinen Flieger haben, der aus England nach La Palma fliegt, das spielt dabei keine Rolle. Also mal ganz im Ernst, wer hat die drei Briten bei sich zuhause versteckt?



Freitag 22.10.04 - 18:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 27 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 76 % Luftdruck 1015 hPa

Zwerge gesucht

Ab kommender Woche, genau ab dem 25.10., kann man sich um einen attraktiven Arbeitsplatz bei den Festlichkeiten zu Ehren der Virgen de las Nieves bemühen. Es gibt allerdings nur was zu essen, und außer Ruhm und Ehre keinen weiteren Verdienst. Es werden die Protagonisten für die Höhepunkte der Festlichkeiten gesucht, den Tanz der Zwerge und das "Minué". Der Tanz der Zwerge ist vielleicht das bekannteste Spektakel und lockt alle 5 Jahre, öfter findet die "Bajada de la Virgen de las Nieves" nicht statt, jede Menge Zuschauer. Erwachsene Menschen zwängen sich in Rokoko-Kostüme und einen überdimensionalen Napoleon-Hut und tanzen Polka.

Die Bewerber müssen gesund sein, tanzen können, sollten auch ein wenig singen können und zwischen 18 und 50 Jahren alt sein. Für das feierliche Menuett sind die Altersvorgaben noch etwas strenger, Frauen sollen nur zwischen 14 und 22 Jahre alt sein und bei den Männern akzeptiert man auch noch 30 jährige. Das "Minué" wird auch Festival des 18. Jahrhunderts genannt, dort werden Paartänze in neoklassizistischen Gewändern aufgeführt. Des weiteren sucht man noch Artisten aller Art, die tauchten früher auch immer im Rahmenprogramm der "Bajada" statt, seit geraumer Zeit hat man das aber aus Mangel an Akrobaten nicht mehr stattfinden lassen. Nun ruft das Organisationskomitee der "Bajada" alle palmerischen Akrobaten dazu auf, sich bei ihnen zu melden, denn eines ist in allen Fällen gleich, die Teilnehmer an den Veranstaltungen müssen aus La Palma sein. Noch ein bisschen mehr über die "Bajada de la Virgen de las Nieves" können Sie HIER (Link entfernt, da nicht mehr aktuell) nachlesen.



Freitag 22.10.04 - 08:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 78 % Luftdruck 1016 hPa

Wo bleiben die kleinen Engländerinnen?

Das wird keine ewige Freundschaft, La Palma und die Engländer. Groß angekündigt gibt es nun jede Wintersaison einen Charterflieger aus Manchester, der über London auch unsere Insel anfliegt. Für diese Wintersaison hatten die Prediger der Tourismusbehörde sogar zwei Flieger aus England pro Woche angekündigt und zusammen mit der TUI-UK-Thomson einen Plan ausgeheckt, der mehr als 6.000 Briten im Winter zu uns bringen sollte. Die Kampagne "Thomson Winter, La Palma 2004/05" bleibt allerdings bereits knapp unter Wünscheldrüse (Organ, zuständig für Wünsche aller Art) stecken, bislang hat man nur 1.000 bleiche Engländer dafür begeistern können, ein Ticket nach La Palma zu kaufen.

Nun fordert uns die TUI-UK, begleitet von unserem Tourismusrat Jaime Sicilia auf, Überlegungen anzustellen, wie man da noch etwas retten könnte. Außer klammheimlicher Freude fällt mir dazu wenig ein, La Palma bleibt halt wohl doch eine Insel und will sich so gar nicht zum touristischen Produkt mausern. So werden die Briten bei uns im Winter wieder ihre angestammte Rolle einnehmen, Exoten pur. Die Palmeros haben ein gutes Auge dafür, welche ausländischen Touristen uns besuchen, den Unterschied zwischen Niederländern und Deutschen können wir ja selbst nicht erkennen, aber einen echten Briten erkennt man bereits um die Ecke. Die paar Engländer können sich unserer Aufmerksamkeit sicher sein und die werden sich wundern, dass jeder sich nach ihnen umdreht, so was muss man halt gesehen haben. Tausend Engländer für La Palma, es gibt größere Aufgaben.



Donnerstag 21.10.04 - 17:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 25 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 78 % Luftdruck 1015 hPa

Falscher Alarm auf Tenerife

Einen gehörigen Schreck hat der Teide, mit 3.717 Metern Höhe der höchste Berg Spaniens den Einwohner der Insel Tenerife gestern bereitet. Seit Mai diesen Jahres spekuliert man mit einer eventuellen Eruption im näheren Umfeld des Teide und nicht wenige Einwohner unserer großen Nachbarinsel sind sehr beunruhigt. Nun hat der Teide gestern ein derbes Späßchen mit seinen Leuten gemacht und um die Mittagszeit sich ein Hütchen aus Wolken aufgesetzt, die haargenau wie eine Eruptionsfahne ausgesehen haben. Das macht der Schlingel öfter, aber im Moment liegen die Nerven bei einigen Leuten auf Tenerife etwas blank und so gab es hunderte von Anrufen bei den Polizeistationen, dem Rettungsdienst und der vulkanologischen Überwachungsdienste.

Die Behörden hatten alle Münder voll zu tun, die beunruhigten Geister wieder zu beruhigen und darauf hinzuweisen, dass es sich um eine ganz normale Wolke handelt. Man entsandte dennoch ein Team von Technikern um Gasmessungen vorzunehmen, aber eine Wolke hat einfach nichts mit geochemischer Aktivität zu tun und man konnte logischerweise nichts ungewöhnliches messen. Gerade bei den jüngsten Wetterbedingungen, abziehendes Tief aus Südwest, treten immer wieder spektakuläre Wolkenformationen auf, die nicht dem normalen und gewohnten Wolkenbild des üblichen Nordostpassats entsprechen. Aber mal Hand aufs Herz, ein bisschen bedrohlich sieht das schon aus und macht die Aufregung auf Tenerife wieder verständlich.


Teide

Das Bild stammt aus der Zeitung "La Opinion", eine der wenigen ernst zu nehmenden Blätter des kanarischen Archipels.



Donnerstag 21.10.04 - 12:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 78 % Luftdruck 1016 hPa

La Palma Forum

Um Gottes Willen, schon wieder ein neues La Palma Forum, mag es da manchem Leser durch den Kopf gehen. Die vielen Zugriffe auf unsere Seite zeigen uns aber, wie groß das Interesse an einer aktuellen Berichterstattung über La Palma ist. Es erreichen uns auch viele Zuschriften, die uns glauben lassen, La Palma ist für viele Leute wohl ein Thema, über welches man sich Gedanken macht. Da gibt es viele Menschen, die was dazu zu sagen haben und das Internet stellt uns ja die Möglichkeit zur Verfügung, unkompliziert Meinungen und Gedanken auszutauschen. Wir wagen es also, noch ein La Palma Forum anzubieten in der Hoffnung, dass Sie dort auch Ihre Fragen, Meinungen aber auch Kritiken zu dieser Insel äußern. Das Forum kann auch anonym genutzt werden und bedarf keiner Anmeldung, oder Registrierung. Es ist doch langweilig, wenn in dieser Seite immer nur meine Meinung zu den Dingen steht, ich bin sehr gespannt auf Ihre. HIER kommen Sie in das Forum.



Donnerstag 21.10.04 - 08:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 78 % Luftdruck 1015 hPa

Vernunftstreifen am Horizont

Das Dauerthema auf der Insel, der neue touristische Nutzungsplan, hat bislang Politik und Vernunft auf weite Distanz voneinander gehalten. Da plant eine kleine Riege von Krawattenträgern eine Ansammlung von Hotelkomplexen auf dieser kleinen Insel, für die es weder Bedarf gibt und schon gar keinen Nutzen für La Palma bringt. Die vier angedachten Golfplätze sind eigentlich nur noch die Belegkirsche auf einem Plan, der weder die Belange der einheimischen Bevölkerung in seine Überlegungen mit einbezieht, noch die einfachsten Regeln der Marktwirtschaft und schon gar nicht den Wunsch unserer Gäste. Diesen Plan will niemand, außer der erwähnten Bruderschaft, und Organisationen und Verbände werden nicht müde vor den möglichen Folgen dieses Planes zu warnen.

Nun endlich gibt es die erste zarte Kritik aus dem politischen Lager. Vorerst nur lokal in Fuencaliente, aber immerhin, ein Anfang ist gemacht. Die in der Opposition befindliche Partido Popular aus der südlichsten Gemeinde stellt nun einige unbequeme Fragen und äußert ihr Unbehagen über die massiven Hotelpläne an der Südspitze der Insel. Zu dem bereits fertig gestellten Mega-Hotel "Princess" mit seinen nicht ausgelasteten 1.250 Betten, sollen sich nach dem neuen Plan noch weitere Anlagen dazu gesellen. Ein Golfhotel mit 400 Betten, ein weiteres Hotel in "Las Times" mit 200 Plätzen, ein Badehotel mit 300 Betten, in "Herrera" 200 Plätze und weitere 300 für den geplanten Sporthafen. Mit zusammen 500 weiteren Betten im Ortsbereich und den bereits vorhandenen Übernachtungsmöglichkeiten kommt man auf die Summe von 4.000 Hotelbetten für eine Gemeinde die nicht mal 2.000 Einwohner hat. Dagegen steht die traurige Zahl von 136 erlaubten Gästebetten im Bereich des ländlichen Tourismus.

Die Partido Popular aus Fuencaliente weist mit Recht auf dieses krasse Missverhältnis hin und erinnert mit klaren Worten an das Scheitern des ersten großen Hotelkomplexes. Gegen alle Erwartungen ist die Zahl der Arbeitslosen in der Gemeinde angestiegen und das neue große Hotel hat nicht den erhofften Aufschwung für den Ort gebracht. Darüber hinaus ist die Auslastung des Hotels so schlecht, dass inselweit überhaupt kein weiterer Bedarf für Hotelplätze besteht, und schon gar nicht für so eine kleine Gemeinde wie Fuencaliente. Die trotzige Schar der aufmüpfigen Politiker schlägt dagegen vor, nur noch kleine Hotels mit maximal 40 Betten bauen zu lassen und viel mehr Wert auf den ruralen Tourismus zu legen, das ist der einzige Sektor, der der Bevölkerung direkten Nutzen bringt. Die Kritik an den "terroristischen" Nutzungsplänen war bislang nur außerhalb der politischen Garde möglich, nun wagt sich eine kleine Gruppe von vernünftigen Leuten aus den eigenen Reihen den Mund aufzumachen. Ich kann nur hoffen, dass damit endlich dieser Plan wieder zurück in die Diskussionsebene gelangt und noch mal völlig neu darüber geredet wird, was wir uns eigentlich mit den Plänen für Massentourismus antun können.



Mittwoch 20.10.04 - 18:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 28 Grad, Niederschlag: 12 mm, Luftfeuchte 82 % Luftdruck 1014 hPa

Eitel Sonnenschein

Pünktlich, wie vorausgesagt, hat die Sonne La Palma wieder entdeckt. Das Tief ist "durch" und die Gäste, welche am Montag und Dienstag angereist waren, konnten nun das erste Mal das Meer sehen und wie schön diese Insel wirklich ist. Heute Vormittag gab es noch einmal einen richtig heftigen Schauer, 10 mm Niederschlag in nur 10 Minuten sorgten für Sturzbäche auf der Straße und reichlich Wasser in einigen Geschäften. So musste der Spar-Markt in El Paso den Laden schließen, es drang mehr Wasser ein, als Mopp bewaffnete Frauen in Eimer kübeln konnten.

Jedes Jahr das gleiche Spiel, der erste Regen zeigt wieder mal unsere ganzen Bausünden und man hat es nach 5 Jahren immer noch nicht geschafft, das neue Inselkrankenhaus wasserdicht zu bekommen. Man hatte zwar für mehrere Millionen Euro letztes Jahr das Dach repariert, dieses Jahr kam das Wasser dann aber an anderen Stellen ins Haus. Die Insel aber sagt herzlich Danke für das willkommene Nass, wir können uns auf heftigstes Blühen in den nächsten Wochen freuen und auf endlich gut gelaunte Landwirte. Nun geht auch die Pilzsaison wieder los und alles ist so wie es sein soll, grün und einfach nur schön.



Mittwoch 20.10.04 - 08:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 4 mm, Luftfeuchte 85 % Luftdruck 1014 hPa

Gewichtige Akten

Im Gerichtsgebäude von Los Llanos haben sich derart viele Akten im Archiv angesammelt, dass ein Architekt nun warnt, das Gebäude könnte zusammenbrechen und man sollte das Archiv so schnell wie möglich an anderer Stelle unterbringen. Die vielen schweren Akten lagern in einem Raum im ersten Stock, der nicht dafür vorgesehen war solche Lasten zu tragen. Dabei verwundert es schon ein wenig, dass ein öffentliches Gebäude nicht in der Lage sein soll, seine eigenen schweren Entscheidungen in Papierform zu tragen. Wie dem auch sei, der Architekt schlägt nun vor, die Akten in einen Raum ins Erdgeschoss zu verlagern, da kann dann nichts mehr passieren.

Keiner weiß nun so recht, wie dringend der Fall ist und die Mitarbeiter des Gerichtes sind verständlicherweise beunruhigt. Das Gerichtsgebäude liegt mitten in der Stadt und ist ein typischer Zweckbau im 60er Jahre Stil. Auf dünnen Stahlbetonstelzen ragt ein potthässlicher Aufbau zwei Stockwerke hoch und wird zur Straßenseite hin wenigstens von ein paar Bäumen abgeschirmt. Nun kann man ja geteilter Meinung sein, ob ein Gerichtsgebäude auch ästhetischen Anforderungen gewachsen sein soll, aber das Gewicht der eigenen Entscheidungen sollte es schon tragen können.



Dienstag 19.10.04 - 18:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 83 % Luftdruck 1013 hPa

Falangisten auf dem Vormarsch

Keine Angst, es handelt sich dabei nicht um zweibeinige Dumpfköpfe sondern um ein kleines possierliches Tierchen mit ziemlich genau 200 Beinchen. Gemeint ist der schwarze portugiesische Tausendfüßer, den man hier "Bicho negro" (schwarzer Wurm) oder eben auch "Falangista" nennt. Das kommt daher, weil er mit seinem menschlichen Namensvetter solche Eigenschaften wie schwarz, störend, sowie unnütz teilt und wenn überhaupt immer in Massen auftritt. In Deutschland kennt man das Tier ebenso, wie fast auf der ganzen Welt. Sein wissenschaftlicher Namen ist genau so geheimnisvoll (diplopoda julidae ommatoiulus moreleti), wie die Zyklen der kleinen Schnurfüßer, keiner weiß so genau, wann sie wo und in welchen Massen auftauchen. Auf jeden Fall kommen die schwarzen Gesellen immer aus der Erde wenn es geregnet hat und warm ist, dann gehen die munteren Wanderer auf Nahrungssuche und ob man sich nicht eben auch mal vermehren könnte. Wo sie aber auftauchen und in welchen Jahren, das bleibt ein Geheimnis. Es erinnert ein bisschen an das plötzliche und unvorhersehbare Auftauchen der Maikäfer.

Die Tierchen sind zwar absolut harmlos, das ist so ziemlich das einzige was sie nicht mit den zweibeinigen Namensvettern verbindet, sind aber nicht jedermanns Liebling. Da die Tiere lichtscheu sind und immer auf der Suche nach dunklen Stellen, kommen die Tausendfüßer tagsüber auch schon mal zu Besuch ins Haus und versuchen sich dort zu verstecken. Der Mensch an sich liebt ja die Natur und gönnt jedem Geschöpf Gottes ein langes und sorgenfreies Leben, aber bitte nicht so nah! Die Rezepte, wie man sich gegen die schwarzen Krabbler am besten zur Wehr setzt sind so zahlreich wie Hausmittel gegen Warzen. Die einen schwören auf DDT mit Zucker vermischt, andere gießen Tabaksud rund ums Haus und ich habe eine chemie, atomar und massenvernichtungswaffenfreie Kampftaktik entwickelt, welche immer erfolgreich ist. Der Besen ist und bleibt die beste Verteidigungswaffe gegen den Besuch von Falangisten und in ein paar Tagen sind die eh wieder verschwunden. Wenn das bei den Zweibeinigen auch so einfach wäre...


Falangista

In Wirklichkeit ist das Tier nur 3 Zentimeter lang, ich habe das hier vergrößert, damit Sie die Beine nachzählen können.



Dienstag 19.10.04 - 08:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 6 mm, Luftfeuchte 81 % Luftdruck 1013 hPa

Blindflug

Bis auf wenige Augenblicke war die Westseite der Insel gestern derart in Wolken gehüllt, dass Autofahren zur reinen Glückssache wurde. Die Sichtweite betrug teilweise nur 10 Meter und wer den Weg nicht kannte, war hoffnungslos verloren oder klammerte sich an zwei trübe Rücklichter eines vorausfahrenden Fahrzeuges. Lediglich während der kurzen Schauer lichtete sich kurz die Wolke und man konnte beruhigt erkennen, dass das Nachbarhaus noch dort war, wo es hingehört. Ankommende Gäste fühlten sich wohl eher auf die Azoren versetzt und erst nach mehrmaligem Beteuern, das ist La Palma und morgen können Sie auch wieder etwas davon sehen, ließen sich die erstaunten Gäste im Blindflug in ihre Unterkünfte bringen.

Die dichten Wolken sind eigentlich nichts ungewöhnliches für den Besuch eines Tiefausläufers aus Südwest. Normalerweise sorgt der heftige Wind dafür, dass sich die Wolkenbänke schnell zerstreuen und immer wieder den Blick in die Umgebung freigeben. Der Wind kam allerdings nur ganz sporadisch und so legten sich die extrem feuchten und warmen Luftmassen wie zäher Brei auf die Insel. Die Wetterlage bleibt uns noch bis Mittwoch erhalten, allerdings erreichen uns nur noch schwächere Ausläufer des Tiefdruckgebietes, welches bereits das spanische Festland erreicht hat. Das Barometer ist bereits wieder leicht gestiegen und mit ein bisschen gutem Willen kann man bereits den Horizont wieder erkennen. Mit den Niederschlägen können wir zufrieden sein, es fielen zwar lediglich 22 mm in den letzten 24 Stunden, aber diese waren gut verteilt und ließen der ausgetrockneten Erde Zeit, sich mit dem kostbaren Nass voll zu saugen.



Montag 18.10.04 - 17:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 24 Grad, Niederschlag: 10 mm, Luftfeuchte 77 % Luftdruck 1011 hPa

Imkereimuseum für Barlovento

Die Inselregierung hat grünes Licht erteilt für den Bau eines Imkereimuseums in Barlovento im Nordosten der Insel. Das Museum wird Teil des "Centro de Interpretación del Mundo Rural de Barlovento" (Zentrum für die Darstellung des ländlichen Lebens in Barlovento). 216.000 Euro lässt sich die Insel dieses Museum kosten und will damit einem auf La Palma seit Jahrhunderten betriebenen Erwerbszweig, verdiente Aufmerksamkeit schenken. Die Imkerei auf La Palma erlebt in den letzten Jahren eine erfreuliche Renaissance und Jahr für Jahr wird wieder mehr Honig produziert und auch verkauft.

Die hiesigen Imker haben einen großen Schritt nach vorne getan und inzwischen findet man Honig aus La Palma auch wieder in jedem Supermarkt. Es gab eine Zeit, da hatte billiger Importhonig mit glänzenden Etiketten die etwas "ländlich" gestalteten Verkaufseinheiten unseres Honigs fast aus den Regalen verdrängt. Aber auch wir sind lernfähig und inzwischen wird die gute Qualität auch ansprechend verpackt und schon ist der Verbraucher auch bereit etwas mehr auszugeben. Seit dem letzten Jahr gibt es in Tijarafe die "Casa de la Miel" (das Honighaus), dort können auch diejenigen Imker ihren Honig analysieren, schleudern und abpacken, für die sich die Anschaffung dieser Geräte nicht lohnt. Die Inselregierung verteilte Königinnen der hiesigen Rasse (die schwarze kanarische Honigbiene) und hat auch dazu beigetragen, dass die Imkerei auf La Palma wieder nach vorne zeigt.

Kleine Schritte, gut überlegt und gut gemacht, so kann eine diversifizierte Zukunft dieser Insel auch aussehen. Alte, traditionelle Erwerbszweige mit in die heutige Zeit nehmen, Anstöße und Hilfen geben, damit Produkte die von echter Authentizität und von dieser Insel sind, wieder auf den Markt gelangen können. Es gibt noch so viele andere kleine und interessante Dinge die diese Insel einem kleinen, aber erlesenen Publikum vorstellen kann. Das sind alles nur Nischen und nie wird ein Produkt alleine die Insel ernähren können, aber so kann das auch laufen und dann brauchen wir keine Bettenburgen und Golfplätze, die uns nur eine scheinbare Zukunft vorgaukeln können



Montag 18.10.04 - 07:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 8 mm, Luftfeuchte 76 % Luftdruck 1009 hPa

Feuchte Grüße aus Südwest

Mit ein paar Stunden Verspätung erreichte uns endlich das angekündigte Tief aus Südwest und hat unsere Insel völlig in Wolken gehüllt. Ab 01:00 Uhr regnete es erst zaghaft und bis jetzt waren es lediglich 8mm Niederschlag, eine Zahl die sicher noch ausbaufähig ist. Der Wind ist bislang noch sehr zögerlich, das kann er von uns aus auch bleiben, neigen doch Tiefs aus Südwest manchmal dazu, den Regen geradezu waagrecht gegen die Häuser klatschen zu lassen. Bis Mittwoch haben wir noch Zeit das kostbare Nass in unseren Tanks zu sammeln, länger wird sich wohl das atlantische Tief nicht in unseren Breiten halten können.

Ganz typisch für diese Wetterlage ist die milde Temperatur, bei Südwest sinkt diese auch nachts nicht unter 20 Grad, allerdings wird es dann tagsüber auch kaum wärmer, die Sonne hat keine Chance durch die Wolken zu uns zu gelangen. Da sind wir bereits beim nächsten Phänomen, auf ihrem Weg über den Atlantik sinken die Wolken wegen der fehlenden Thermik ganz tief und erreichen La Palma so unvermittelt, dass bis in die unteren Zonen der Insel alles in der Wolke steckt. Da entstehen schon mal Sichtweiten von unter 30 Meter und geben einem das Gefühl, völlig alleine zu sein, auf einem kleinen Floß mitten im Atlantik. Jeder der nur ein Zipfelchen Garten hat oder gar ein Landwirt ist, der freut sich ungemein über dieses Geschenk. Die Gäste dieser Insel sehen das sicher anders und so heißt es die nächsten Tage für den Herrn Reiseleiter, Parka entsichern und vier Mal so viel reden als bei Sonnenschein. Vor drei Jahren hatten wir mal fast 5 Wochen mit "schlechtem" Wetter und langsam sind mir die Sprüche ausgegangen, man weiß ja bald nicht mehr, wem man gestern was erzählt hat. Ich habe dann angefangen die Satellitenbilder auszudrucken und diese an die Gäste verteilt, um einen Beweis zu haben, dass nicht ich schuldig bin.



Sonntag 17.10.04 - 18:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 24 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 73 % Luftdruck 1011 hPa

Kein Sparstrumpf

Wenn man den Statistiken des Instituto Nacional de Estadística (INE) trauen kann, dann sind wir auf den Kanaren wahrlich arme Schweine. Die Zahlen für das erste Halbjahr 2004 sind jetzt da und was Einkommen und Spareinlagen betrifft, so sind die kanarischen Inseln das Armenhaus Spaniens. Lediglich Ceuta, Melilla und Extremadura machen uns diesen traurigen Rekord bei manchen Zahlen streitig. Die absoluten Musterländle Spaniens, auch was das Einkommen angeht, bleiben weiterhin La Rioja und das Baskenland. Manchmal zweifle ich allerdings an diesen Zahlen, wenn ich die vielen neuen Autos sehe und die vielen schicken Häuser. Vielleicht sind wir auch einfach nur besser im Jammern als die anderen Provinzen, das beherrschen wir in vortrefflichster Manier und würde jedem niederbayrischen Viehhändler zur Ehre gereichen.

Die Zahlen: 85% aller kanarischen Haushalte geben an, kein Geld übrig zu haben um einen Sparstrumpf damit zu füttern. 15% können also etwas zur Seite legen, dagegen steht der nationale Schnitt von 37,4%. Bei den Basken können sogar 52% und bei den Riojanos 45% der Haushalte Geld sparen. Auch bei der Höhe der Ausgaben pro Person stehen die Kanaren ganz hinten auf der Liste. Im letzten Trimester hat statistisch jeder Canario 1.599 Euro ausgegeben, gegenüber einem nationalen Schnitt von Euro 1.905. In dieser Sparte liegen die Balearen mit 2.377 Euro und die Basken mit 2.286 Euro ganz vorne. Allerdings gibt es wenigstens in dieser Statistik noch spanische Landstriche die noch weniger Geld zum Ausgeben haben, Ceuta und Melilla mit 1.544 und Extremadura mit 1.512 Euro. Ich mach jetzt noch was um die Statistik ein bisschen zu schönen und gebe unseren Kindern heute mal das Taschengeld pünktlich.



Sonntag 17.10.04 - 09:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 70 % Luftdruck 1013 hPa

Marine Forschungsstation in Fuencaliente macht Fortschritte

Der alte Leuchtturm an der Südspitze der Insel hat eine interessante Zukunft vor sich. Nach jahrelangen Restaurierungsarbeiten an dem historischen Gebäude wird nun eine kleine Forschungsstation dort eingerichtet, die sich um die marine Schutzzone vor der Westküste von Fuencaliente kümmert. Seit dem Jahr 2001 besteht diese geschützte Zone, die von der Südspitze La Palmas bis nach El Remo reicht und insgesamt 3.700 Hektar umfasst. Dort darf nicht gefischt werden, keine Abwässer ins Meer geleitet werden und theoretisch darf dort nicht mal ein Ruderboot fahren. Auch wenn das nicht so richtig heftig beachtet wird, gibt es dennoch bereits messbare Erfolge dieser Maßnahme. Fischer aus Fuencaliente berichten von besseren Fängen rund um die Zone und beteuern dabei auffällig häufig, dass sie nicht mal in die Nähe der Schutzzone gekommen sind.

Nun will man diesem wunderbaren Zustand auf den Grund gehen und dazu erhält La Palma einen Tauchroboter, der bis in Tiefen von 70 Meter den Meeresgrund überwachen kann. Dieser wird von dem Forschungsschiff "Ignacio Aldecoa" aus eingesetzt werden, welches alle drei marinen Schutzzonen des kanarischen Archipels betreut. Die Ergebnisse dieser Arbeiten sollen dann im alten Leuchtturm von Fuencaliente ausgewertet und auch dem interessierten Publikum zugängig gemacht werden. Eine gute halbe Million Euro soll das Ganze kosten und man rechnet damit, dass wir in einem Jahr die ersten Erfolge bestaunen können.


alter Leuchtturm von Fuencaliente




Samstag 16.10.04 - 18:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 24 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 72 % Luftdruck 1014 hPa

La Palma Digital, ein Projekt auf der Suche nach seinem Sinn

"La Palma Digital", ein ambitiöses Vorhaben will La Palma ans Netz bringen und die modernen Methoden des Datenaustausches den Gewerbetreibenden und auch der Bevölkerung der Insel näher bringen. Keine Frage, ein hehres Vorhaben und eine konkrete Vorstellung gibt es seitens der Redakteure des Projektes bereits. Man hat vor, in allen Gemeinden öffentliche Rechner aufzustellen, an denen Pepe und Luisa im Netz surfen können und ihre E-Mails abfragen. Das gibt es allerdings heute schon und nennt sich Internetcafe. Was man sonst noch machen will, das weiß man noch nicht, man muss erst den Bedarf analysieren.

Dabei gibt es ganz einfache Dinge mit denen man den Menschen die tatsächlich mit diesem Medium arbeiten eine Freude bereiten könnte. Wie wäre es mit Telefonleitungen für alle die eine haben wollen und die dazu gehörenden Breitbandverbindungen? Der Rest kommt ganz von alleine und muss nicht behördlich vorgedacht und analysiert werden. Aber mit der Telefonica kann auch eine Inselregierung nicht, oder sie hat es noch nicht beharrlich genug versucht solch banale Grundvoraussetzungen wie Telefonanschlüsse für alle durchzusetzen. Man beklagt sich darüber, dass die Gewerbetriebe La Palmas zu wenig mit den neuen Medien arbeiten und übersieht dabei, dass die meisten Betriebe auf dieser Insel nicht mit der weiten Welt Handel treiben, sondern gleich um die Ecke liegen. Ich verlange vom Metzger unseres Vertrauens keine schicke Webseite, die mir Flash-animierte Koteletts auf den Monitor zaubert und schon gar keine Live-Webcam im Schlachthof. Die jenen, die diese, inzwischen selbstverständliche Technik brauchen, nutzen sie längst seit Jahren und wundern sich nicht schlecht, dass jetzt die Behörden darüber anfangen nachzudenken, was man aus dieser Technik machen kann. Ein Projekt muss her, ein guter Name und ein Budget, schon kann die Sinnfindung beginnen und irgendwann entdecken dann die Projektleiter unter öffentlichem Beifall das Internet, eine eigentlich schon olle Kamelle aus dem letzten Jahrtausend.



Samstag 16.10.04 - 09:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 70 % Luftdruck 1017 hPa

263 Flüchtlinge in wenigen Stunden

87 Menschen wollten in zwei offenen Booten an der Küste Fuerteventuras landen, wurden aber von den Sicherheitskräften gestoppt und in das dafür vorgesehene Auffanglager gebracht. Die anderen 176 Boat-People wurden spektakulärer eine Meile vor der Küste Gran Canarias aufgebracht, auf der Höhe von Taliarte. Die 176 Flüchtlinge aus Guinea-Bissau, Senegal und Ghana reisten relativ bequem auf einem fast 50 Meter langen Schiff mit dem Namen MV Polar. Allerdings hatten die Unglücklichen seit drei Tagen nichts mehr zu essen und mussten ärztlich versorgt werden, aber niemand musste stationär im Krankenhaus behandelt werden. Mit der Ankunft der MV Polar beginnt eine neue Ära der Schlepperei, aus Informantenkreisen weiß man, dass viele größere Schiffe an den Küsten Senegals und Guineas für eine Reise zu den Kanaren ausgerüstet werden.

Wer die Reise der MV Polar organisiert hat weiß man noch nicht, vier Leute, wahrscheinlich die Besatzung, machte sich mit einem Schlauboot auf und davon, als man merkte das die Küstenwache das Schiff entdeckt hatte. Man nimmt an, dass die Leute an der nahen Küste an Land gegangen sind und sucht nun nach ihnen. Es ist sehr wichtig, die Schlepper selbst zu stellen, hofft man doch so an die Hintermänner dieses lukrativen Menschenhandels zu kommen. Von den Flüchtlingen selbst, wird keiner das ersehnte europäische Festland zu sehen bekommen, aus Gran Canaria geht es nach den bürokratischen Maßnahmen zurück in die Ursprungsländer. Insgesamt ist aber dieses Jahr die Anzahl der Flüchtlinge welche über die Kanaren den Weg nach Europa suchen zurück gegangen. Waren es im Zeitraum von Januar bis heute im Jahr 2003 noch 7.460 Menschen, so sind es dieses Jahr bislang nur 5.500. Die Behörden weisen aber darauf hin, dass dieser Umstand nicht heißt, die Flüchtlingswellen werden abreißen. Marokko hat mit schärferen Kontrollen dafür gesorgt, dass weniger Menschen aus den Zonen südlich der Sahara ins Land gelangen. Nun organisieren die Schlepper neue Routen und eine Option dabei ist, mit größeren Schiffen und mehr Leuten auf einmal, direkt aus den Ursprungsländern zu starten.



Freitag 15.10.04 - 19:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 25 Grad, Niederschlag: 3 mm, Luftfeuchte 73 % Luftdruck 1016 hPa

Jetzt kann man den Winter nicht mehr leugnen

Trotz leichtem Nordostpassat hat es heute bis weit ins Aridanetal geregnet und uns klar gemacht, dass nun auch bei uns nun langsam wieder nach dem Regenschirm gesucht werden muss. Eigentlich ist Regen auf der Westseite bei Nordostpassat eine krasse Ausnahme und wenn man ehrlich ist, dann sind 3 mm Niederschlag auch nur als Betriebsunfall zu deklarieren. Ab Sonntag soll aber Südwestwind aufkommen und uns an einem atlantischen Tiefausläufer teilhaben lassen. Dabei könnten die ersten nennenswerten Niederschläge für die Westseite auftreten, die Tiefs aus Südwest sind bekannt für stramme Winde und reichlich Wasser. Es ist noch nicht abzusehen, ob uns dieses Tief nur streifen wird, oder aber ganz erreicht. Der Landmann freut sich und der Gast der wendet sich mit Grausen. Wir haben unseren ersten satten Regen aber dringend nötig, nach diesem heißen und langen Sommer täte uns ein neuer Grünanstrich ganz gut.

Um einen regenreichen Winter zu prognostizieren kommt nach den hiesigen Bauernregeln der erste Regen allerdings zu spät. Gestern war ja der erste Oktobermond und laut einem Spruch aus der phantastischen Welt der Bauernregeln, wird an dem Tag das Wetter für die nächsten 7 Mondphasen bestimmt. "Luna de Octubre, siete lunas cubre" heißt es da und ist ähnlich wissenschaftlich anerkannt wie der berühmte Siebenschläfer. Würde diese Regel zutreffen, dann hätten wir die nächsten Monate durchgehend Nordostpassat, das wird sich aber bereits am Sonntag erledigt haben. Bauernregeln haben sich immer als unzuverlässig herausgestellt, ganz im Gegensatz zu den Regeln der Bäuerinnen.



Freitag 15.10.04 - 08:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 69 % Luftdruck 1017 hPa

Bildungssüchtig

Wir brauchen nicht über die absolute Wichtigkeit guter schulischer Bildung zu sprechen, das ist Grundvoraussetzung für die Entwicklung kommender Generationen. Ob immer mehr auch immer besser ist, das erscheint mir aber fragwürdig. Für den Mittwoch hatte die inselweite Dachorganisation der Eltern zu einem Streik aufgerufen, um für die Einführung von Französisch ab der dritten Klasse zu kämpfen. Dazu muss man wissen, das bereits die Erstklässler Englisch lernen und bislang ab der fünften Klasse eine zweite Fremdsprache hinzukam, in der Regel Französisch. Sicherlich ist er richtig, dass jüngere Menschen einfacher Fremdsprachen lernen, aber ich bezweifle, dass es sinnvoll ist, 7-8 jährige Kinder bereits mit 2 Fremdsprachen zu quälen.

So denken auch viele andere und dementsprechend wurde der Streikaufruf von fast allen ignoriert. Dennoch denkt die Bildungsbehörde darüber nach, nun 2 Französischlehrer einzustellen, die dann von Schule zu Schule tingeln sollen um bonjour zu sagen. Was man später auf La Palma mal mit Französisch anfangen soll, das hat mir noch keiner erklären können. Ich werde mich fein zurückhalten mit meinem Vorschlag, die am häufigsten gesprochene Fremdsprache auf La Palma, nämlich Deutsch, als Unterrichtsfach zu wählen. So weit geht dann die Bildungssucht der Palmeros nicht, Deutsch ist eine derart geheimnisvolle Sprache, da befürchtet man bleibende Schäden (Genitivismus) bei den Heranwachsenden. Ich muss jetzt aufhören, meine 8 jährige Tochter schreibt heute eine Arbeit in Quantenphysik und irgendwie hat sie noch nicht alle Quanten zusammen.



Donnerstag 14.10.04 - 16:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 26 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 69 % Luftdruck 1016 hPa

Landwirtschaftliche Beratung per Telefon

Hut ab vor einer neuen Idee der Inselregierung, man hat jetzt eine Hotline eingerichtet, bei der sich Landwirte bei allen möglichen Fragen fachkundigen Rat holen können. Es geht vorwiegend um Pflanzenschutzmaßnahmen, die Bauern können sich nun am Telefon beraten lassen, welche Mittel man gegen welchen Schädling anwenden kann. Darüber hinaus werden auch Tipps gegeben, wie man Wasser sparen kann und welche Alternativkulturen es gibt um die Böden nicht immer mit den gleichen Pflanzen zu belasten. Dritter Schwerpunkt ist die Subventionsberatung, ein interessanter und sicher gern gesehener Dienst.

Warum nun am Telefon und nicht in den bereits vorhandenen Beratungsstellen, das ist ganz einfach. Auch wenn hier jedes Nest seine Außenstelle des Landwirtschaftsamtes hat, sind diese jedoch seltenst mit wirklich fachkundigem Personal ausgestattet und welcher Bauer fährt schon viele, viele Kilometer, weil er eben mal eine Frage hat. Ich bin richtig froh, die Inselregierung und unseren Präsidenten mal so richtig loben zu können, die Idee stammt nämlich direkt aus dem weisen Haupt unseres großen Vorsitzenden, José Luis Perestelo. Dieser Telefondienst soll 365 Tage im Jahr zur Verfügung stehen und auch noch 24 Stunden, also Tag und Nacht besetzt sein. Ob das nötig ist, weiß ich nicht, ob der Landmann nachts um drei was über die Blattlaus wissen will, das erscheint mir fraglich. Aber bevor der fleißige Bauer in nächtlicher Stunde zu einer anderen Hotline greift, kann man doch locker die ganze Nacht über Phytophtera und Nematoden philosophieren, billiger als die andere Hotline ist das allemal.

In eigener Sache. Unsere La Palma Fotogalerie hat wieder Zuwachs erhalten. Klicken Sie auf das nachfolgende Bild und tauchen Sie in die wilde Brandung des Atlantiks ein. Die Fotos entstanden im Norden der Insel und hat uns Steffen Obijon zur Verfügung gestellt.

La Palma Atlantik




Donnerstag 14.10.04 - 08:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 67 % Luftdruck 1017 hPa

Aus Sommertheater wird Herbstgewitter

Seit Wochen nun ist unsere Hauptstadt ohne echte Regierung, die Regionalisten der Coalición Canaria hatten keine Lust mehr ihren, mit den bürgerlichen der Partido Popular geschlossenen Pakt zu erfüllen. Alles sah ganz einfach aus, die Sozialisten sollten neuer Partner werden und sogar den Bürgermeister stellen, Hauptsache man kann weiter mitregieren. Die Sozialisten zeigen sich pragmatisch wie immer und wären durchaus geneigt, die traurige Rolle der schnöden Opposition mit den weichen Sesseln der Macht zu tauschen. Die Coalición Canaria wollte aber nicht nur die Führung in der Hauptstadt übernehmen, sondern gleichzeitig, sozusagen als Brautgeschenk, auch noch den Bürgermeisterstuhl von EL Paso.

Wie hängt das zusammen? In El Paso gibt es einen revolutionären Pakt zwischen den Sozialisten und den Bürgerlichen, ein Ding welches eigentlich nicht sein kann, ist man doch auf nationaler Ebene natürlicher Fressfeind. Nun wollen die Regionalisten nur mit den Sozialisten in der Hauptstadt gemeinsame Sache machen, wenn man diesen historischen Pakt von El Paso aufdröselt und die Coalición Canaria dort aus der Opposition befreit. Das aber wollen die Sozialisten nicht und zeigen sich als fester Partner, der Pakt von El Paso funktioniert hervorragend und wer weiß denn, was bei den nächsten Kommunalwahlen herauskommt. Eine seltene Ehre für das oft belächelte El Paso, wir bestimmen sozusagen die politische Zukunft der Hauptstadt, reizender Gedanke, aber die Hauptstadt muss ihren politischen Kleinkrieg selbst ausfechten und nicht auf dem Rücken einer anderen Gemeinde, die eine funktionierende Stadtverwaltung hat. Der einzige der etwas von dieser Schlammschlacht hat, ist der jetzige Bürgermeister von Santa Cruz, der sitzt da und kann wunderbar in Minderheit weitermachen, solange die anderen sich nicht einigen können.



Mittwoch 13.10.04 - 17:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 31 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 65 % Luftdruck 1014 hPa

90 Euro für Falschparken

Für deutsche Autofahrer ist das schier unglaublich, aber wahr, die Mindeststrafe für Ordnungswidrigkeiten und Verkehrsvergehen aller Art sind 90 Euro in Spanien. Wer sofort bezahlt, erhält allerdings einen Rabatt von 30%, es bleiben aber dann immer noch 63 Euro zu berappen und das immer häufiger. Man kann jetzt darüber spekulieren, ob unsere Polizei härter durchgreift, oder finanzschwache Bürgermeister plötzlich diese wunderbare neue Geldquelle entdeckt haben, die Zeiten in denen man ungehindert sein Auto dort abstellen konnte wo man will, sind allemal vorbei. Inzwischen gibt es auch so viel Stadtpolizei, dass es unmöglich ist, mit allen verwandt zu sein, ein Umstand der sonst vor Knöllchen hervorragend schützte. Am meisten haben die Autofahrer unserer beiden "Metropolen" Santa Cruz und Los Llanos darunter zu leiden, wer da unter Zeitdruck steht oder es gewohnt ist, mit dem Auto bis in die Geschäftsauslage zu fahren, der sollte 63 Euro immer dabei haben.

Indirekt tun sich die Gemeinden damit aber keinen Gefallen, immer mehr leidgeprüfte Autofahrer meiden jetzt einfach die beiden großen Städte und kaufen ihre Ware, so weit es geht, außerhalb der Metropolen. Darüber jammern nun wieder die Geschäftsleute, viel Kundschaft geht da verloren, weil wir manisch, autoabhängige Konsumenten nun nicht mehr die Innenstädte anfahren. Bei uns gilt jeder Fußweg der länger als 2 Minuten dauert als Zumutung und ab 4 Minuten sprechen wir von einer anstrengenden Wanderung, die unmöglich mit Einkaufstüten bewältigt werden kann. Nun fordert man von den Städten den zügigen Ausbau von Parkhäusern, damit uns solche Strapazen erspart bleiben und die Geschäfte in den Innenstädten wieder unser Geld bekommen können. Man sollte da mal ganz progressiv rangehen und ein neues Finanzierungssystem für die Parkhäuser schaffen. Ab dem 10. Knöllchen erhält man einen Anteilschein für einen Quadratmeter Parkhausfläche und dann kann sich jeder ganz schnell ausrechnen, wie oft man noch falsch parken muss, bis man die Meter zusammen hat, auf die das Auto später mal passt. Mal nachrechnen, mein Auto ist 5,1 Meter lang und fast zwei Meter breit, also 5,1 mal 2 gibt 10,2 so müsste ich über einhundert mal falsch parken, um einen Parkplatz zu haben. Bei einem durchschnittlichen Knöllchenkonsum von 3 pro Jahr, hätte ich in 34 Jahren meinen Parkplatz. Blöde Idee, vergessen Sie es, ich fahre zum Einkaufen jetzt nur noch nach El Paso.



Mittwoch 13.10.04 - 08:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 67 % Luftdruck 1016 hPa

350 Tonnen Zuckerrohr

Das ist die Ausbeute der gesamten Produktion an Zuckerrohr im vergangenen Jahr auf dieser Insel. Nicht gerade viel, La Palma lebte zeitweise von dieser Feldfrucht, aber bereits wieder siebenmal so viel wie noch vor zwei Jahren. Es war weniger das gute Zureden, oder ein nostalgischer Gedanke, der 28 Landwirte dazu brachte, auf gerade 4 Hektar dieses süße Rohr wieder anzubauen. Es gibt Subventionen, bis zu 300 Euro pro "Celemin", ein altes aber sehr gebräuchliches Flächenmaß, etwa 20 "celemines" sind 1 Hektar. Nun kann man ja locker sagen, das ist Blödsinn, die Subventionen alleine übersteigen den Weltmarktpreis von Zuckerrohr.

So ganz einfach ist das aber nicht, es geht um die einzige Rumfabrik dieser Insel, "Ron Aldea" in Los Sauces. Dort stellt man Rum nicht aus billiger Melasse her, sondern aus frisch gepresstem Zuckerrohr, welches schwer zu beschaffen ist und teuer, da es sich nicht wie Melasse lagern lässt. Der Preis für frisches und noch nicht gepresstes Zuckerrohr ist um ein Vielfaches höher als der Preis für Melasse, aus der so bekannte Marken wie "Bacardi" hergestellt werden. Nun kann die Insel selbst wieder das begehrte Rohr liefern, welches dann in der Rumfabrik frisch gepresst weiterverarbeitet wird. Mit den 350 Tonnen kann man aber den Bedarf von "Ron Aldea" noch nicht decken und fordert weitere Landwirte auf, noch mehr Zuckerrohr anzubauen.



Dienstag 12.10.04 - 17:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 26 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 69 % Luftdruck 1014 hPa

Kanarisches Parlament spricht Machtwort

Es geht wieder mal um die scheinbar unendliche Geschichte der Müllverwertungsanlage in Mazo. Diese ist seit langem geplant, soll den gesamten Müll der Insel sammeln, verwerten, zum Teil kompostieren, Wertstoffe zur Verschickung sammeln und nur noch den wirklichen Restmüll umweltschonend verbrennen. Das klingt alles ganz vernünftig und würde ein baldiges Ende unserer alten Müllentsorgung versprechen, die schon länger nicht mehr den europäischen Vorschriften entspricht. Allerdings hatte man bei der Planung nicht bedacht, dass Teile der Zufahrt zu diesem Komplex durch ein Naturschutzgebiet gehen. Auch viele Bürger aus Mazo wollten nicht, dass man den gesamten Müll der Insel in ihrer Nähe sammelt.

Nun musste ein neues Projekt erstellt werden, mit einer neuen Zufahrt, deren Gelände aber nicht im Besitz der Gemeinde ist und erst erworben werden muss. Da gab es Schwierigkeiten und blockieren nun seit geraumer Zeit den Beginn der Bauarbeiten. Nun hat das kanarische Parlament die Zwangsenteignung angeordnet und begründet das mit der dringenden Notwendigkeit mit dem sofortigen Baubeginn dieser Anlage. Solche Maßnahmen sind nie populär, aber diese Anlage ist dringend notwendig für die Insel, seit Jahren regnet es blaue Briefe aus Brüssel wegen unserer altersschwachen Verbrennungsanlagen. Manche Bürger aus Mazo werden das anders sehen, das ginge uns genauso, wenn diese Müllverwertungsanlage in El Paso entstehen würde. Allerdings ist der Ort Mazo selbst nicht betroffen, die Anlage weit weg und irgendwo muss der Müll von 83.000 Menschen schließlich auch ordentlich entsorgt werden.

Noch ein Nachtrag zu dem tragischen Geschehen in Breña Alta vor zwei Tagen. In einer Spezialklinik für Brandopfer in Getafe ist jetzt Miguel Ángel an den Folgen seiner schweren Verbrennungen gestorben. Über die Umstände die zu dieser grausamen Tragödie führten, herrscht nach wie vor Unklarheit.



Dienstag 12.10.04 - 09:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 67 % Luftdruck 1015 hPa

Zonen zum Schutz der Vögel werden ausgeweitet

Um insgesamt 38 Hektar werden die beiden bislang vorhandenen Schutzzonen für Vögel auf der Insel ausgeweitet. Bislang waren lediglich die Caldera de Taburiente und die "Monteverde de La Palma" als solche Zonen ausgewiesen, nun kommen die nördlichen und östlichen Grenzzonen des Nationalparks hinzu, sowie die Gebiete "Roques de Garafía" und "Roque Negro". Seit langem fordert die "Sociedad Española de Ornitología" einen besseren Schutz der fliegenden Population dieser Insel. Neben einiger endemischer Arten sind die Kanaren "Auftankstation" vieler Seevögel, die zwar nicht hier nisten, aber einen großen Teil ihres Lebens rund um die Kanaren verbringen.

Hauptsächlich geht es um folgende Vogelarten, die besonderen Schutz benötigen und zum größten Teil auf der Liste der gefährdeten Arten stehen: Die beiden endemischen Lorbeertauben: (columba bollii y columba junoniar); Das mit dem Rebhuhn verwandte Felsenhuhn (alectoris barbara); Der Weichnasen oder Bulwer-Sturmvogel (bulweria bulwerii); Der sehr seltene Triel (burhinus oedicnemus); Der Gelbschnabel-Sturmtaucher (calonectris diomedea); Der Wüstenfalke, auch Schahinfalke genannt (falco pelegrinoides); Der kleine Sturmtaucher (puffinus assimilis); Die Alpenkrähe, hier oft fälschlicherweise als "Graja" bezeichnet (pyrrhocorax pyrrhocorax) und die Flussseeschwalbe (sterna hirundo).

Noch mal zurück zur "Graja". Dieser Vogel ist eigentlich die Saatkrähe (corvus frugilegus) und heißt überall in Spanien so, nur bei uns auf den Kanaren haben wir uns erlaubt, diesen Namen einem anderen Vogel zu geben. Nur ein kleiner Tipp am Rande, versuchen Sie nie, dieses geheime Wissen über die "Graja" einem Palmero zu übermitteln. Ich habe das auf der Ausstellung für Umweltschutz in El Paso mal mitbekommen, wie eine engagierte Ornithologin aus Tenerife versucht hat, eine Woche lang uns zu überzeugen, dass wir uns bei dem Namen getäuscht haben. Man munkelt, dass die Gute heute noch unter Schlafstörungen leidet, längst den Beruf gewechselt hat und nie wieder in ihrem Leben diese unverbesserliche Insel besuchen wird. Die Graja ist die Graja und wird immer die Graja bleiben, auch wenn sie es gar nicht ist. Kapiert?!



Montag 11.10.04 - 18:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 26 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 70 % Luftdruck 1013 hPa

Ein Problem und zwei Ursachen

Die unkontrollierte Einfuhr von Obst, Gemüse und Zierpflanzen aus anderen Ländern auf diese kleine Insel, hat enorme negative Einflüsse auf die Landwirtschaft und Umwelt La Palmas. Mehr als die Hälfte aller Pflanzenschädlinge sind in den letzten 15 Jahren auf diese Insel importiert worden und oft gelingt es nur mit hohem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln diese Plagen zu bekämpfen. In vielen Fällen gelingt das aber überhaupt nicht. Das nahe Beispiel der neuen Kartoffelschädlinge, Braunfäule und Motte aus Guatemala (Tecia solanivora) haben nicht nur große Ernteverluste erzeugt, sondern darüber hinaus auch noch dazu geführt, dass wir jetzt Kartoffeln aus Quarantänegründen nicht mehr exportieren dürfen.

Da ist einmal die Schuld in mangelnden phytosanitären Kontrollen zu suchen, das wird seit Jahren schon bemängelt, aber Politik, Hafen, Zoll und alle die ihre Finger in diesem Geschäft haben, weisen sich gegenseitig die Schuld zu und nichts verbessert sich. Immer noch gelangen große Mengen völlig unkontrollierte, oder schlimmer noch absichtlich falsch dokumentierte Ware zu uns. Der größte Teil der Obst und Gemüseeinfuhren gelangt über Tenerife zu uns und wird nicht erneut kontrolliert, das sollte ja alles bereits dort geschehen sein, nur ein kleinerer Teil gelangt über die Fähre vom spanischen Festland zu uns. Um zu kontrollieren braucht man aber auch die entsprechenden Einrichtungen und Handhaben. Das wiederum könnte nur eine eigene Zollstation am Hafen garantieren und die kann uns nur die Provinzregierung zukommen lassen. Davon will aber die Provinzregierung und auch die Hafenbehörde von Tenerife nichts wissen, denn fürchtet man dort um Obrigkeitsverlust, wenn wir unsere Arbeit hier vor Ort selber machen. Weiß man dazu noch, dass La Palma eigentlich überhaupt keinen eigenen Hafen hat, sondern den "Häfen von Tenerife" (Puertos de Tenerife) untersteht, dann kann man ahnen, dass dieses Problem etwas längerfristig bestehen könnte.

Bei so viel Schuldzuweisung muss natürlich auch vor der eigenen Haustür das Unkraut gerupft werden. Man sollte mal die Frage stellen, warum importieren wir denn so viel Obst und Gemüse, wo wir doch den buchstäblichen Besenstiel in unseren Breiten zum Blühen bringen. Da haben wir alle daran Schuld, die ganze Kette, vom Produzenten, über den Verteiler zum Verkäufer und schließlich zu uns, dem Konsumenten. Es ist gleichgültig, wo wir diese Kette aufdröseln, immer geht es letztendlich darum, dass längst nicht mehr der Wert des Produktes den Preis bestimmt, sondern nur noch ein Preis genannt wird, für den dieses Produkt dann hergestellt werden muss. Die Argumente eines jeden in der Kette sind verständlich. Der Landwirt sagt, es lohnt sich nicht für dieses wenige Geld überhaupt etwas anzubauen. Der Verkäufer sagt, für diesen Preis kann ich diese Ware nicht verkaufen, der Kunde sagt, warum soll ich denn so viel bezahlen, wo es doch woanders für weniger zu haben ist. Alle in dieser Kette müssen da mitmachen, auch die Politik kann Einfluss auf Fördemaßnahmen für alternative Produkte in der Landwirtschaft auflegen. Die Verkäufer und die Supermärkte könnten mehr Wert auf heimisches Obst und Gemüse legen (da bildet übrigens die SPAR auf der Insel eine positive Ausnahme) und wir sollten mal beim Einkaufen daran denken, ob es denn wirklich immer nötig ist, nur auf den Preis zu achten. Diese Insel sollte uns mehr wert sein und nicht nur billig.



Montag 11.10.04 - 08:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 67 % Luftdruck 1015 hPa

Schaurige Familientragödie in Breña Alta

Bereits am Samstagabend kam es in der Gemeinde Breña Alta, auf der Ostseite der Insel, zu einem tödlichen Streit zwischen zwei Brüdern. Dabei versetzte Miguel Ángel, 50 Jahre, seinem 3 Jahre älteren Bruder Mauro, zwei Messerstiche die zur Bewusstlosigkeit des Opfers führten. Der andere Bruder übergoss sich anschließend mit einer brennbaren Flüssigkeit, lief aus dem Haus in den Garten und zündete sich schließlich an. Jugendliche entdeckten den brennenden Miguel Àngel, riefen die Rettungskräfte und versuchten mit ihren Jacken die Flammen zu löschen. Die eintreffenden Sanitäter brachten beide Brüder in die nahe Klinik von Las Nieves, in welcher Mauro, der mit den Messerverletzungen noch in der selben Nacht verstarb. Der andere Bruder wurde mit schweren Brandverletzungen nach Tenerife geflogen und wird vermutlich von dort weiter in eine Spezialklinik nach Sevilla geflogen werden.

Die beiden Brüder, Miguel Àngel und Mauro, wohnten bei ihrer Mutter in einem Haus bei Buenavista in der Gemeinde Breña Alta. Beide waren nicht verheiratet und Angestellte der Gemeinde, Miguel Àngel bei der Außenstelle der Landwirtschaftskammer, Mauro bei der Lokalpolizei. Es gibt noch keine endgültigen Aussagen, was zu dem tödlichen Streit geführt hat, man vermutet aber Grenzstreitigkeiten über Grundstücke der beiden. Das Ableben Mauros, ist der zweite gewaltsame Tod eines Menschen auf La Palma in diesem Jahr. Im Sommer war Kiko aus Los Llanos, unter immer noch nicht ganz klaren Umständen, von zwei Jugendlichen erschlagen worden. Auch wenn beide Fälle überhaupt nicht zu vergleichen sind, eine neue und traurige Rekordmarke setzt das für unsere, sonst so friedliche Insel allemal..

Ein Hinweis noch, trotz des morgigen Nationalfeiertages haben viele Geschäfte geöffnet. In El Paso ist der Spar bis Mittag offen und der San Martín sogar bis 21:00 Uhr.



Sonntag 10.10.04 - 18:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 26 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 70 % Luftdruck 1015 hPa

Expo Feria La Palma 2004

Vom 14. bis zum 17. Oktober dieses Jahres findet das erste Mal auf La Palma eine Messe dieser Art statt. Inselorganisationen, Dienstleister, Hersteller und Handwerker der Insel zeigen gemeinsam ihre Produkte oder Servicetätigkeiten unter einem Dach. Das Dach besteht aus einem 10 x 30 Meter großen Zelt und wird gerade auf dem Parkplatz neben der Hafeneinfahrt unserer Hauptstadt Santa Cruz aufgebaut. Die Messe ist täglich ab 10:00 Uhr geöffnet und schließt abends ihre Türen um 21:00 Uhr. Da es das erste Mal ist, dass eine derartige Ausstellung auf La Palma stattfindet, hat man noch keine Erfahrung, wie erfolgreich die Präsentation für die Aussteller sein wird. Interessant wird es auf jeden Fall, dafür spricht alleine schon die Vielfalt der Exponenten.

Vom Bio-Laden bis zum Schädlingsbekämpfer, ob Honig, Zigarren, Wein oder Möbel, Modegeschäfte, Gofiomühlen, Marmorheizungen, selbst die große Supermarktkette San Martín wird sich dort präsentieren. Es ist ein wirklich buntes Bild an Geschäftsfeldern die dort ausstellen, man wollte bewusst keine Grenzen aufbauen und nur bestimmte Sektoren einladen, sondern die gesamte Palette inselweiter Tätigkeiten zeigen. Die Messe will, hoffentlich reichlich herbeieilenden Besuchern, direkt in Kontakt mit dem Hersteller bringen und den Ausstellern die Möglichkeit geben ihre Produkte oder Dienstleistungen zu erklären. Das Zelt teilen sich insgesamt 49 Anbieter, darunter sind aber auch Gemeinden und Organisationen wie die Handelskammer und auch die Inselregierung selbst ist auf 2 Ständen vertreten. Uns Besuchern wird allerdings auch ein Obolus abverlangt, man will 2 Euro Eintritt. Vielleicht gibt es ja für das Eintrittsgeld kleine Probehäppchen vom Mojo, vom Wein und anderen kulinarischen Verlockungen, auf die Kostprobe vom Schädlingsbekämpfer verzichte ich allerdings gerne. Die Expo Feria La Palma hat auch eine eigene Webseite, diese können Sie HIER (Link entfernt, da nicht mehr aktuell) aufschlagen.



Sonntag 10.10.04 - 09:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 67 % Luftdruck 1018 hPa

Winter "light"

Seit nunmehr 3 Tagen haben wir eigentlich richtiges Winterwetter und der Wind kam auch schön aus Nordwesten, aber außer 2 Millimeter Niederschlag hat das noch nichts gebracht. Immerhin, wir haben wieder begriffen, dass Wasser auch vom Himmel fallen kann und nicht nur aus Kanälen und Schläuchen kommt. Darüber hinaus hat dieses bisschen Regen auch für andere Luft gesorgt und den Staub des Sommers von der Landschaft gespült und ich kann endlich wieder mehr durch meine Windschutzscheibe erkennen, als schemenhafte Umrisse anderer Fahrzeuge. Der Luftdruck ist aber schon wieder weit oben und die Aussichten sind eher sommerlich, als der Jahreszeit entsprechend. Das erste Anklopfen des Winters war noch nicht so richtig überzeugend und die bereitliegenden Wollsocken werden noch ignoriert. Schöner Sonntag auf La Palma, an dem das Aufregendste KEIN Wetter ist. Bis heute Abend sollte noch was passieren, sonst muss ich mir wieder mal eine Geschichte ausdenken und das lieben meine Nachbarn gar nicht...



Samstag 09.10.04 - 17:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 28 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 67 % Luftdruck 1016 hPa

Drogenfiffi für La Palma

Nicht, dass wir uns falsch verstehen, der Hund nimmt keine Drogen, er soll diese nur aufspüren. Zwei Beamte der Stadtpolizei Santa Cruz sind nun auf die iberische Halbinsel geflogen, um das Tier kennen zu lernen und den Umgang mit der Supernase zu erlernen. Die Inselregierung will dem Drogenkonsum auf der Insel, insbesondere bei Jugendlichen, einen harten Kampf ansagen. Die letzte Kriminalstatistik hat einen besorgniserregenden Anstieg des Drogenkonsums bei jungen Menschen ergeben. Auch wenn es sich dabei meist um weiche Drogen wie Haschisch und Aufputschmittel handelt, möchte man verhindern, dass die jungen Leute so leicht und einfach an diese Drogen herankommen.

Mit dem Hund hat man da plötzlich eine ganz andere Handhabe (Pfotenhabe) und erhofft sich, alleine durch die Präsenz bereits Abschreckung. Das glaube ich zwar weniger, dann wird halt verborgener gedealt, als auf offener Straße. Aber natürlich ist ein solches Tier sinnvoll wenn man bedenkt, dass alle Drogen auf La Palma über die paar Fährschiffe oder den Flughafen einreisen. Eigentlich ist es verwunderlich, dass man jetzt erst darauf kommt, einen solchen Hund anzuschaffen. Wir haben auf dem Flughafen nur 2 Gepäckbänder und es müsste ein Leichtes sein, die paar Koffer beschnüffeln zu lassen. Manchmal dauert bei uns einiges etwas länger, dafür haben wir es gut bedacht und ohne Herzinfarkt geschafft. Welchen Namen der Hund hat, das wissen wir noch nicht, auch nicht welcher Rasse dieser Drogenspürhund ist. Ich habe irgendwas gehört, es soll ein schwarzer Afghane sein.



Samstag 09.10.04 - 09:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 67 % Luftdruck 1017 hPa

Hält die Brücke?

Langsam wird es Ernst mit der längsten Einbogenbrücke Europas, die kurz vor Los Sauces den "Barranco del Agua" überwindet. In ein bis zwei Wochen sollen die Belastungsproben stattfinden, um die technische Bauabnahme zu erreichen. Mit etwa 20 schweren LKW wird die Brücke an allen Stellen einer Belastung von 500 Tonnen ausgesetzt, eine Last die später im alltäglichen Dienst nie wieder erreicht werden wird. Der Katalane Manuel Juliá, Planer dieses prestigeträchtigen Bauwerkes wird bei den Proben anwesend sein. Ob er dabei auf der Brücke steht, oder an einem der beiden Enden, sollten wir genau beobachten.

Beim Bau der Brücke wurde erstmalig in Spanien eine Betonmischung verwendet, die eine Last von 1.000 Kilo pro Quadratzentimeter trägt. Für Wohngebäude ist eine Mischung Vorschrift, die einer Belastung von 250 Kilo besteht, da ist also durchaus Spielraum vorhanden. Die Brücke von Los Tilos schließt die nun ein Jahrzehnt andauernden Arbeiten an der Verbindung Santa Cruz - Barlovento ab. Auch wenn man durch die Brücke nur ein paar Minuten Zeit gewinnt, der gesamte Ausbau der Strecke mit Tunnels und neuen und breiteren Straßen, bringt fast eine halbe Stunde Zeitgewinn auf der gesamten Strecke. Da kann man dann genüsslich einen Cortado in Barlovento trinken und die so gewonnene Zeit bei einem Schwätzchen über die glorreiche Technik bestens umsetzen.


Brücke von Los Tilos



Hat ncigts it La Plama zu tun, aebr mit Rcehtsrcehiubng und wruam wir den Dduen egingltech nciht baruhcen:

Gmäeß eneir Sutide eneir elgnihcesn Uvinisterät, ist es nchit witihcg in wlecehr Rneflogheie die Bstachuebn in eneim Wrot snid, das ezniige was wcthiig ist, ist daß der estre und der leztte Bstabchue an der ritihcegn Pstoiion snid. Der Rset knan ein ttoaelr Bsinöldn sien, tedztorm knan man ihn onhe Pemoblre lseen. Das ist so, wiel wir nciht jeedn Bstachuebn enzelin leesn, snderon das Wrot als gseatems.

Ehct ksras! Das ghet wicklirh!



Freitag 08.10.04 - 19:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 29 Grad, Niederschlag: 2 mm, Luftfeuchte 69 % Luftdruck 1013 hPa

Gäste gibt´s

Wir machen ja unseren Job nicht erst seit gestern und haben über die Jahre der Vermietung von Ferienhäusern wirklich viele Leute kennen gelernt. Sicher, da waren auch mal Gäste dabei, die vielleicht besser woanders aufgehoben gewesen wären, aber der ganz große überwiegende Teil der Leute ist unheimlich nett. Die meisten Menschen, die La Palma als Urlaubsziel auswählen, sind halt einfach schon mal etwas anderer Natur. Wer dann noch den individuellen Weg über das Internet sucht und sich auf Vermieter einlässt, die weder Anzahlung fordern noch einen Vertrag unterschrieben haben wollen, die können so verkehrt gar nicht sein. Auf jeden Fall verbindet uns mit unseren Gästen die grenzenlose Begeisterung für diese Insel und ihre Menschen (ob Politiker eingeschlossen sind, das bleibt offen) dann kann doch schon nichts mehr schief gehen.

Dann gibt es dann noch die paar Hardcore-Gäste, die einem glatt die Schuhe ausziehen mit ihrer Freundschaft und ihrem Verhalten. Da kommen Päckchen mit Lübecker Marzipan, Büchersendungen für meine Buchstaben fressende Frau. Tee von den Azoren!! und 5 Liter selbst gebrannter Schnaps im Kanister. Musik CDs, weil man mal irgendeine Gruppe erwähnt hat, die man hier nicht bekommt, Scoubidou-Bändchen für die Kinder, Care-Pakete mit so unverzichtbaren Dingen wie Senf von der Luise Händlmaier, Pfälzer Dornfelder, hessische Wurst in Dosen, Gummibärchen und alles was man nicht auf dieser Insel vermutet. Stammgäste haben häufig das frische Bäckerbrot schon unterm Arm wenn ich sie in der Autovermietung abhole, oder den neuen Renner, Halloren-Kugeln und nicht zu vergessen, das jährliche Fässchen Reissdorf Kölsch. Neulich brachte mich eine Familie aus Regensburg völlig aus dem Konzept, die haben doch tatsächlich 10 Flaschen Kneitinger (DAS Bier) dabei gehabt, jede wie ein Gefahrengut heftigst einzeln verpackt, das war ein Fest! Jetzt hat Halle (an der Saale natürlich) noch mal zugeschlagen und einen La Palma Bildschirmschoner gebastelt, mit ein bisschen Werbung für uns. Wer also ein bisschen La Palma auf seinem Bildschirm haben will und dabei seinen Monitor schonen will, der kann sich die Zip Datei HIER runterladen. Es sind 3,9MB, kann also ein bisschen dauern, aber einen Bildschirmschoner von La Palma, den hat immerhin nicht jeder.



Freitag 08.10.04 - 08:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 66 % Luftdruck 1013 hPa

Boomtown Los Llanos

Mit stolz geschwellter Brust verkündet der Bürgermeister von Los Llanos, Juan Ramón Rodríguez, wie steil es bergauf geht mit der größten Stadt der Insel. Die Einwohnerzahl liegt bei deutlich über 22.000, das Wirtschaftswachstum bei über 3% und es gibt inzwischen 1.860 Gewerbebetriebe die in den Listen der Gemeinde aufgeführt sind. Am allermeisten mag jedoch Juan Ramón Rodríguez eine Zahl, hart wie Beton: 70% des importierten Zements auf der Insel rollen in das Gemeindegebiet von Los Llanos. Da tut es auch keinen Abbruch, dass die beiden Verteilerstationen für Zement im Aridanetal eher zufällig im Gemeindegebiet von Los Llanos liegen und auch die Einwohner aus Tazacorte und El Paso dort ihr Aufschwungpulver ordern.

Es ist wirklich bemerkenswert, wie schnell und scheinbar grenzenlos dieser Ort wächst. Los Llanos saugt mit seiner Dynamik alles an, was nicht irgendwo bereits fest verwurzelt ist. Firmen verlegen ihren Hauptsitz von Santa Cruz nach Los Llanos, Banken schließen in der offiziellen Hauptstadt um in der Hauptstadt des Aridanetals zu eröffnen. Die Zahl der Zuwanderer aus dem Norden der Insel und in letzter Zeit auch die der vielen Rückkehrer aus Venezuela ist enorm und sorgt für steigende Umsätze im Einzelhandel. Eigentumswohnungen werden im Akkord gebaut und finden immer einen Käufer und sorgen dafür, dass diese Wachstumsmaschine nicht zum Stillstand kommt. Bei so viel Wachstum wird einem immer schwindelig und hofft, dass da niemand über das eigene Tempo stolpert. El Paso profitiert auch vom Boom in der großen Nachbarstadt, gehören wir doch ganz klar zum "Speckgürtel" der Metropole und dürfen viele Großstädter am Wochenende bei uns begrüßen, wenn diese ihren Einkauf in Ruhe erledigen wollen.



Donnerstag 07.10.04 - 19:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 29 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 67 % Luftdruck 1011 hPa

Die rote Woche auf La Palma

Es gibt kaum etwas unbekannteres, selbst für viele Palmeros, als die "Semana Roja", eben die in der Überschrift genannt rote Woche. Als rote Woche auf La Palma bezeichnet man die Tage vom 18. - 25. Juli 1936 in der La Palma als einzige der Kanaren sich noch gegen die Franco-Diktatur zur Wehr setzte und weiter republikanisch regiert wurde. Eine Koalition aus Sozialisten und Kommunisten ignorierte die Befehle aus Tenerife und Gran Canaria und La Palma blieb zumindest eine Woche lang Franco noch ein Dorn im Auge. In dieser Woche kam es auch nicht zu Kämpfen zwischen den Republikanern und Anhängern der Rechten. La Palma blieb friedlich links, bis die Franco-Regierung das Kanonenboot "Canalejas" aus Gran Canaria schickte und Santa Cruz beschießen ließ.

Eine historische Aufzeichnung dieser roten Woche hat jetzt der Historiker Salvador González Vázquez aus Tazacorte veröffentlicht. Gesponsert von der Inselregierung und dreier Gemeinden versucht Salvador González einen fast unbekannten Zeitraum der neueren Geschichte dieser Insel aufzuarbeiten. Noch gibt es ja Zeitzeugen, die von diesem rebellischen Umstand berichten können und auch, was die Monate nach der gewaltsamen Herstellung der Franco-Diktatur auf La Palma geschah. Die Republikaner verteidigten angesichts der Aussichtslosigkeit die Insel nicht gegen das Kanonenboot, sondern die meisten flüchteten, andere ergaben sich den Faschisten in der Hoffnung auf Menschlichkeit. Da Menschlichkeit und Faschismus irgendwie überhaupt nicht kompatibel sind, gab es eine Woche nach dem eigentlichen Franco-Putsch auf La Palma auch die ersten Toten des spanischen Bürgerkrieges. Man weiß nicht genau, wie viele Menschen durch die Hand der Franquisten umgekommen sind, es kam ja dann auch eine Zeit, in der man es nicht wissen wollte und durfte. Es gab aber keine Massaker, sondern hier und da verschwand plötzlich jemand und die Zeit der Denunzianten hatte begonnen.

Es ist erstaunlich, wie wenig wir über die ersten Jahre unter Franco auf La Palma wissen, diejenigen die als Republikaner verfolgt wurden, sind immer noch traumatisiert und können nur ihre eigene Geschichte erzählen, die meist im Gefängnis oder im Versteck spielte. Die anderen wollen nicht berichten, gilt es doch heutzutage nicht mehr als schick, Franquist gewesen zu sein. Es ist überhaupt kein angenehmes Gesprächsfeld für Palmeros und wo keine Leichenberge nach Aufklärung schreien, da überlässt man solche unangenehmen Zeiten lieber dem steten Zahn der Zeit. Pragmatisch gehen wir damit um und wir haben kein Problem, dass immer noch bewährte Franco-Generäle Namenspatrone vieler Straßen sind. Für deutsche Aufklärungsfanatiker ist das sicherlich unverständlich, aber der Übergang von der Franco-Diktatur in die Demokratie war ja auch ein leiser und langsamer Paukenschlag und man musste vor niemandem kapitulieren als vor sich selbst. Wenn dabei als Endergebnis die wohl einzige "republikanische Monarchie" der Welt herauskommt, dann scheint es doch auch einen spanischen Weg der Geschichtsbewältigung zu geben.



Donnerstag 07.10.04 - 08:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 67 % Luftdruck 1013 hPa

Kommt nun der Winter oder nicht?

So langsam wäre es an der Zeit diesen Sommer mal zu beenden, nach nun 5 Monaten ohne Regen, kämen uns auf der Westseite so ein paar nette Schauer gerade recht. Die Chancen stehen gar nicht so schlecht und vielleicht regnet es am Wochenende tatsächlich, wir hätten erst mal nichts dagegen. Da Bauernregeln und die Kriegsnarben alter Männer schon lange nicht mehr dazu in der Lage sind eine langfristige Wettervorhersage zu starten, übt man sich im Studium der Wetterkarten. Da begibt man sich aber ins Reich der Naturwissenschaften und wer es tatsächlich wagt, eine Prognose zu stellen die über einen längeren Zeitraum als 3 Tage halten soll, der gibt bereits als Prophet.

Früher war das alles anders, da gab es alte Männer, um die man sich ab September versammelte, um eine zutreffende Wettervorhersage für das nächste halbe Jahr zu erhaschen. Dementsprechend wurde die Fruchtfolge auf den Äckern festgelegt und wenn Paco sagte, diesen Winter gibt es wenig Regen, dann verzichtete der halbe Ort auf den Anbau von Kartoffeln. (Dass die andere Hälfe des Ortes sich eine goldene Knolle mit den paar Kartoffeln verdient hat, spielt dabei keine Rolle). Inzwischen weigern sich die alten Männer über das Wetter zu sprechen und ich stehe völlig alleine da mit Klimatabellen, Hektopascalen, Höhentiefs und Kaltlufttropfen. Da ich aus Gründen der Gnade der späten Geburt, selbst keine Kriegsverletzung habe, bleibt nur noch stetes Beobachten und permanentes Überwachen des Horizontes. Da kommt es mir gerade recht, wenn mich dann Gäste fragen, wie denn das Wetter im Januar auf La Palma ist. Ich gebe den Leuten dann als Trost die Lottozahlen von nächster Woche und empfehle Ihnen mich im Februar erneut zu fragen.



Mittwoch 06.10.04 - 18:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 24 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 69 % Luftdruck 1014 hPa

Ausbaufähig

Die Bauarbeiten am Friedhof von Las Manchas gehen weiter, insgesamt baut man 480 neue "nichos", so heißen bei uns die letzten Eigenheime unseres Daseins. Seit mehreren Jahren baut man bereits an diesem Friedhof, der auch die Verstorbenen der Stadt Los Llanos aufnehmen soll, deren Friedhof hat in der Innenstadt keinen Raum mehr zum Wachsen. Erstaunlich ist die lange Zeit die es braucht, um diesen Friedhof zu vergrößern und die Anwohner sind wenig beglückt darüber, seit 4 Jahren neben einer Baustelle zu wohnen. Die Gemeinde Los Llanos wollte aber nicht das gesamte Geld auf einmal rausrücken und so wurde der Friedhof in Raten gebaut, eben immer dann wenn wieder ein Batzen aus dem Gemeindehaushalt losgeeist wurde.

Das erste und einzige Inselkrematorium steht auch dort und ist bereits fertig, es fehlen aber noch die notwendigen Papiere zum Betrieb. Seitens der Gemeinde hofft man, im Dezember das erste Feuerchen im Krematorium schüren zu können. Die viel kleineren "nichos" für Urnenbestattungen sind bereits fertig und wirken in unseren Augen sehr ungewöhnlich. Auf La Palma ist Einäscherung ein absolutes Novum und wer bisher auf eine Feuerbestattung bestand, der musste diesen Dienst auf Tenerife suchen. Ganz anders als in Deutschland, bestattet man hier die Verstorbenen bereits einen Tag nach dem Ableben. Das mag früher mit mangelnden Kühlhäusern zu tun gehabt haben, aber diese Tradition hat sich bis heute gehalten. Um nun den Bekannten der Verstorbenen auch die Möglichkeit zu geben an der Beerdigung teilzunehmen, werden in Windeseile überall Todesanzeigen ausgelegt. Diese werden, mit Steinen gegen das Wegfliegen beschwert, auf Mäuerchen und Wegbegrenzungen gelegt und wir können uns so über die demographischen Veränderungen informieren.


Friedhof auf La Palma



Mittwoch 06.10.04 - 08:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 65 % Luftdruck 1015 hPa

Licht und Schatten auf dem Arbeitsmarkt

Es erinnert ein bisschen an Sachsen, dort feiert die CDU ein Minus von 15% als Sieg und wir freuen uns über einen Rückgang der Arbeitslosigkeit um 2%. Das ist eine positive Schlagzeile wert, es geht voran und kein Mensch fragt danach, auf welchen Zeitraum sich dieser Prozentsatz bezieht. Es ist erfreulich und richtig, gegenüber dem August dieses Jahres ist die Zahl der Arbeitlosen auf den Kanaren um 2.418 gesunken. Gegen den nationalen Trend, in gesamt Spanien wuchs die Zahl der Arbeitslosen um 1,25% und das ist die wirklich erfreuliche Nachricht, dass die Kanaren mal besser dastehen als das Mutterland. Ein Missverhältnis bleibt aber, die Quote der Arbeitslosen auf den Kanaren liegt bei 11.9% gegenüber einer nationalen Quote von 8,4%

Vergleicht man die Zahl der Arbeitslosen auf den Kanaren aber mit dem gleichen Monat des Vorjahres, dann wird aus dem bisschen Licht gleich sehr viel Schatten. Gegenüber dem September 2003 ist die Zahl der Arbeitslosen um 9,3% gestiegen und da bleibt wenig Spielraum für eine positive Berichterstattung. Aber immerhin, neben den normalen saisonalen Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt, haben wir erstmalig seit 2 Jahren eine kleine positive Tendenz erkennen können. An solche Tendenzen klammert man sich gerne, das haben wir von Deutschland gelernt. Die reinen Zahlen für La Palma sind noch nicht da, die Inselregierung arbeitet noch daran, wie man eine Quote von über 20% als erfreulich verkaufen kann.



Dienstag 05.10.04 - 17:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 27 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 64 % Luftdruck 1014 hPa

Vorbereitungen für das größte Fest der Insel laufen auf Hochtouren

Alle 5 Jahre findet in der Hauptstadt Santa Cruz, die weit über La Palma hinaus bekannte "Bajada de la Virgen" statt. Man muss gar nicht hinzufügen, dass man damit die "Virgen de las Nieves" meint, dieses Fest ist so wichtig im Kalender der Insel, dass die meisten Leute einfach nur von der "Bajada" sprechen und damit natürlich dieses Fest meinen. Die heiße Phase ist eigentlich erst der Zeitraum vom 13. Juli bis 18. Juli nächsten Jahres, aber dennoch ist man bereits mitten in den Vorbereitungen. Eine der Hauptattraktionen ist der berühmte Tanz der Zwerge "Danza de los Enanos", der findet am 14. Juli statt, die eigentliche "Bajada", also der Tag an dem die Jungfrau den Ort besucht, ist der 16. Juli.

Um die hohen Kosten der Feierlichkeiten zu bestreiten, sucht die Gemeinde erstmalig auch private Sponsoren, die sich finanziell daran beteiligen sollen und dafür Werbung betreiben können. Das Komitee zur Ausrichtung der Festivität, will aber darauf achten, dass die Reklame der Sponsoren auch der Würde der Veranstaltung Rechnung trägt. Es wird also unwahrscheinlich, dass man der Jungfrau beim Abstieg nach Santa Cruz eine Dose dieser süßen amerikanischen Brause in die Hand drückt. Man will damit Peinlichkeiten verhindern, die man jedes Jahr beim Carneval mit dem Sponsoring erleben kann. Zu jeder "Bajada" reist auch wieder halb Venezuela an und bereits heute sind alle Hotelzimmer in der näheren Umgebung von Santa Cruz restlos ausgebucht für diesen Zeitraum. Die "Bajada" begeistert inselweit, allerdings Richtung Westen deutlich abnehmend. Auch wenn wir mit unserer El Paso endemischen "Virgen del Pino" der anderen Zunftkollegin natürlich nicht das Weihwasser reichen können, haben wir strengen Lokalpatrioten doch unsere ganz eigene Meinung dazu. Unsere Jungfrau arbeitet deutlich häufiger als die andere, unsere muss alle drei Jahre den weiten Weg nach El Paso antreten und nicht alle fünf Jahre. Blasphemisch gesagt, unsere Jungfrau kommt viel häufiger als die von der Ostseite, vielleicht hat ja deswegen die "Virgen del Pino" auch so ein kleines Lächeln um die Mundwinkel.



Dienstag 05.10.04 - 08:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 64 % Luftdruck 1014 hPa

Elf Festnahmen wegen Rauschgifthandels

Eine lang vorbereitete Operation der Guardia Civil führte gestern zur Festnahme von 11 Personen die einen gut organisierten Verteilerring für Haschisch und Kokain auf La Palma betrieben haben. Seit dem Frühjahr wurden einige der Personen überwacht, man wollte mit dem Zugriff abwarten, bis man alle Mitglieder des florierenden Geschäftes ausmachen konnte. In mehreren Wohnungen und Apartments in Santa Cruz und Los Cancajos fand die Polizei nach der Festnahme insgesamt 11 Kilogramm Haschisch, ein Kilo Kokain, mehrere Präzisionswaagen, an die 20.000 Euro Bargeld und eine Pistole. Die Gruppe der Festgenommenen bestand aus Leuten zwischen 20 und 49 Jahren, 6 Palmeros und 5 Kolumbianer.

Es hat schon öfter verwundert, dass manche Leute relativ offen mit Drogen handeln, die Polizei aber scheinbar nichts unternimmt, obwohl die ganze Insel weiß, da ist was faul. Hintergrund dieser oberflächlichen Zurückhaltung seitens der Guardia Civil ist reine Taktik, man will an die Hinterleute des Handels und nicht nur die paar armen Kreaturen, die auf der Straße oder in einschlägigen Lokalen ein paar Gramm Haschisch verkaufen. So gelingen der Guardia Civil immer wieder spektakuläre Festnahmen, aber den Rauschgifthandel gänzlich zu unterdrücken, gelingt natürlich nicht. Bei allen verbotenen Geschichten ist viel zu viel Geld zu verdienen, als dass sich nicht auch auf La Palma immer wieder neue Leute dafür finden lassen.

In eigener Sache: Heute wird vormittags der Strom in unserer Gegend abgestellt, die Webcam ist dann nicht erreichbar. Gegen 12:00 Uhr mittags wird die Energieversorgung, laut UNELCO, wieder hergestellt.

Noch was in eigener Sache, gerade erhalte ich eine absolut lesenswerte Geschichte über das Thema 18 Behinderte von gestern Abend. Nehmen Sie sich 10 Minuten Zeit es zu lesen, es lohnt sich!



Montag 04.10.04 - 19:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 28 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 60 % Luftdruck 1013 hPa

Ohrfeige für die Binter-Canarias

Der Vorfall liegt zwar schon über 2 Wochen zurück, kommt jetzt aber erst an die Öffentlichkeit und ist schon ein starkes Stück. Eine Gruppierung aus Los Llanos die Tagesbetreuung für behinderte Kinder organisiert, wollte mit einer Gruppe leicht geistig Behinderter einen Ausflug nach Tenerife unternehmen. 18 Kinder und 6 Betreuer, also für je 3 Kinder einen Tutor. Die Reise war gebucht, doch Tage vor dem Abflug ließ die Binter über das Reisebüro die Reisewilligen wissen, dass sie nicht alle zusammen in einem Flugzeug fliegen können. Lediglich 6 Behinderte dürfen in einer Gruppe fliegen, das sei wegen der Sicherheitsbestimmungen so und man sollte die Gruppe in drei Maschinen aufteilen, oder mit dem Schiff fahren. Eine Aufteilung der Gruppe kommt natürlich nicht in Frage, man hatte monatelang gespart und organisiert, um gemeinsam einen Ausflug zu machen. Mit den Sicherheitsbestimmungen stimmt so auch nicht, die Zahl der behinderten Fluggäste, soll 25% der Passagiere nicht überschreiten. In die ATR 72 passen 72 Gäste rein, davon sind 25% genau 18, wo ist das Problem.

Der wahre Hintergrund ist natürlich ein anderer, man befürchtet, dass andere Passagiere gestört werden könnten und will deshalb immer nur wenige Behinderte an Bord haben. Mónica Gòmez, Organisatorin dieses Ausfluges hat dafür überhaupt kein Verständnis, das Verhältnis von Betreuern zu Betreuten hatte man extra so gewählt, um jegliche Störung für Dritte ausschließen zu können. "Überhaupt, wir sprechen von leicht geistig behinderten Kindern und nicht von Tieren", war der Schlusskommentar von Mónica Gómez zu dieser unverständlichen Haltung seitens der Fluggesellschaft Binter. Der Ausflug konnte dennoch stattfinden, die andere Fluggesellschaft "Islas Airways" hatte kein Problem damit diese Gruppe 30 Minuten von einer Insel zur anderen Insel zu fliegen. Ganz im Gegenteil, man wurde sogar bevorzugt behandelt, durfte als erste das Flugzeug besteigen und auch wieder verlassen, die Flugbegleiter kümmerten sich liebevoll um die Kinder und alle hatten einen wunderbaren Flug und einen wunderschönen Tag auf Tenerife. Wer Behinderte zum Problem redet, der hat selber eins. Die Binter wird sich fragen müssen, ob sie sich selbst damit einen Gefallen getan hat, es gibt ja eine Alternative, um auf die anderen Inseln zu kommen.



Montag 04.10.04 - 08:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 59 % Luftdruck 1013 hPa

Universität La(s) Palma(s)

Das wäre der große Traum für unsere kleine Insel, unsere Jugendlichen müssten nicht mehr auf die großen Kanaren oder gar aufs Festland ausweichen um studieren zu können. Wie viel von diesem Zukunftstraum erfüllbar sein wird, das hängt von den beiden Universitäten in La Laguna auf Tenerife und Las Palmas in Gran Canaria ab. Eine wirklich eigene Hochschule ist wohl Illusion und sollte man irgendwann auf La Palma studieren können, dann wird das unter der Schirmherrschaft einer der beiden kanarischen Universitäten sein. Noch sind die Verhandlungen darüber sehr einseitiger Natur, hier auf La Palma ist man begeistert von der Idee, aber besonders auf Tenerife wird dieser Gedanke zwar durchaus als Möglichkeit angesehen, aber mehr um uns zu beruhigen, als wirklich darüber nachzudenken.

Die Universität Las Palmas de Gran Canaria scheint etwas offener zu sein, auf Lanzarote will man eine Außenstelle errichten und man kann sich gut vorstellen das Gleiche auch auf La Palma zu machen. Warum man sich denn so ziert, auf La Palma eine Zweigstelle der Universität einzurichten, liegt in erster Stelle an den enormen Kosten. Daneben gibt es aber immer wieder auch einen eher lokalpatriotischen Einwand, man will als, so genannte "kapitale" Insel überhaupt nicht, dass die "nichtkapitalen" Inseln mehr Unabhängigkeit vom breiten Busen des Teide erlangen. - Kein internationaler Hafen für La Palma, keine eigene Handelskammer, man tut sich schwer auf Tenerife mit den kleinen Inseln, die gleichberechtigt mit am Tisch sitzen wollen.



Sonntag 03.10.04 - 18:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 29 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 54 % Luftdruck 1013 hPa

Die neue Kabelverbindung mit Tenerife steht

Schneller als geplant haben es die Techniker der Telefonica geschafft, das neue Glasfaserkabel, liebevoll "Telapa" genannt, in Betrieb zu nehmen. Ursprünglich war das erst für Mitte des Monates vorgesehen, aber durch den Totalausfall des bisherigen Kabels welches unsere Insel über La Gomera mit Tenerife verband, hat man sich entschlossen das neue Kabel sofort zu nutzen. Das alte Kabel konnte nicht so schnell repariert werden, man muss dieses erst mal aus 2.100 Metern Tiefe mit einem Spezialschiff bergen und dann vor Ort reparieren. Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen wie das eigentlich gehen soll, ein Glasfaserkabel zu reparieren, aber irgendwie muss das ja gehen, es ist ja schließlich nicht das erste Mal, dass so ein Kabel kaputt geht.

Frühestens nächsten Mittwoch kann man beginnen, das havarierte Kabel vor der Küste La Gomeras zu heben, vorher trifft das Spezialschiff welches aus Frankreich kommt nicht bei uns ein. Die letzten Tage seit Mittwochnachmittag, wurden alle Telefonate und Datenleitungen über mobile Satellitenanlagen, mehr schlecht als recht, geführt. Jetzt ist alles wieder im grünen Bereich und wenn das alte Kabel erst mal repariert ist, dann kann es auch nicht mehr vorkommen, dass wir auf einmal völlig vom Rest der Welt abgeschnitten sind. Fällt dann ein Kabel aus, dann hat man ja immer noch das andere. Vielleicht klappt es ja dann auch mit der versprochenen Verdopplung der Übertragungsgeschwindigkeiten von ADSL. So sind wir, undankbar und unersättlich, kaum können wir wieder telefonieren und im Netz Informationen fischen, gleich wollen wir wieder mehr.



Sonntag 03.10.04 - 10:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 25 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 53 % Luftdruck 1015 hPa

Mut zur Farbe

César Manrique würde sich im Grabe umdrehen, wenn er wüsste, wie es auf La Palma inzwischen aussieht, so viel Farbe an den Häusern würde diesen Puristen sonst sicher farbenblind machen. Lanzarote ist halt kein Vorbild für uns und kein Palmero würde sich von einem sicherlich verdienten und anerkannten Künstler vorschreiben lassen, wie er sein Haus anzumalen hätte. Ich darf erinnern, auf Lanzarote dürfen die Häuser nur weiß sein und bei den Türen und Fenstern darf man zwischen grün und braun (oder blau?) wählen. Das ist nichts für uns und seit dem unsere Stadtbauarchitekten entdeckt haben, dass es im Baumarkt bunten Fassadenputz gibt, überzieht eine wahre Farbenorgie unseren Gebäudepark.

Das begann schleichend, irgendwann muss wohl die weiße Farbe knapp gewesen sein und die ersten Häuser wurden in einem ins Ocker gehenden Gelb gestrichen. "Amarilla Real" heißt diese Farbe hier und war der Startschuss in eine bunte Welt. Inzwischen gibt es keine Grenzen der Farbwahl und wer immer noch ein weißes Haus hat, der muss sich langsam Gedanken machen, ob seine reaktionäre Haltung noch in unser buntes Weltbild passt. Natürlich schlagen wir auch mal über die Stränge, einer unserer Nachbarn hatte sein Haus links rosa und recht hellblau bemalt und ich glaube ein anderer Nachbar hat ihm dann um seine Sehnerven zu beruhigen einen großen Eimer hellblau Farbe geschenkt und den rosa Teil übermalt. Auf dem Weg von El Paso nach Tacande hat ein weiterer Farbstilist sein Haus in einem tief-dunklen Lila gestrichen und diese Wegstrecke hat sich nun als Unfallschwerpunkt herausgestellt, weil keiner mehr auf die Straße guckt, sondern nur noch auf diese Aubergine im Kleid eines Hauses. Aber das sind nur kleine Ausrutscher in einer immer bunter werdenden Insel. Wer durch die Altstadt von Los Llanos läuft, oder durch Puerto de Tazacorte, der erlebt ein wunderbar frohes Farbenspiel und wenn ich mich mit meiner Frau auf eine bestimmte Farbe einigen könnte, dann wäre unser Haus auch längst nicht mehr so peinlich weiß.


Los Llanos La Palma



Samstag 02.10.04 - 17:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 35 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 48 % Luftdruck 1010 hPa

Familie Müller und Meier, herzlich willkommen auf La Palma

Beide Familien sind mit je 2 Kindern angereist und stellen auch schon den gesamten Anstieg des internationalen Tourismus auf La Palma dar. Genau 8 Gäste mehr als im letzten Jahr kamen im August auf unsere schöne Insel. Leider ist der Inselpräsident nicht ausgerückt um die einzig positive Entwicklung im Tourismus eigenhändig zu begrüßen. Die Familien Meier und Müller haben es auch nicht geschafft, unser aufgelaufenes Gesamtminus dieses Jahr etwas zu schönen. Aber immerhin, wäre auch nur ein Familienmitglied der Meiers, oder Müllers zuhause geblieben, dann hätten wir von Januar bis August über 8.000 internationale Gäste weniger. So bleibt das Minus bei weniger beunruhigenden 7.999. Kein Witz, das ist die offizielle Zahl.

Gleichzeitig hat sich aber die Zahl der Gästebetten auf dieser Insel in diesem Jahr um 2.000 erhöht. Noble Herbergen von internationalem Bali-Charme und Kunststoff Jet-Set wie das Hotel Princess und die Anlage "Las Olas" in Los Cancajos bieten ihre Betten an und erhöhen den Druck auf die bisher vorhandenen Hotels. Warum wir 2.000 neue Übernachtungsmöglichkeiten brauchen, das kann ich Ihnen nicht erklären. Unsere Tourismusbeauftragten sprechen davon, dass wir uns hübsch rausputzen müssen und erst eine komplette touristische Mogelpackung auf die Insel stellen müssen, die Touristen kommen dann von ganz alleine. 4 Golfplätze und 25.500 Betten bis 2020, sonst geht es mit dieser Insel bergab. Vielleicht gelingt uns aber auch ein ökostrategischer Geniestreich, abgekupfert bei den Bananen. Wenn wir die 25.500 Betten, die keiner braucht erst mal haben, dann kann man ja vielleicht irgendeinen EU-Topf finden, in dem Prämien für das "Nichtanbieten" von ungenützter Bettenkapazität liegen. Das wäre doch topp, man muss die Betten nicht mal beziehen, kein immer mehr Geld haben wollendes Personal beschäftigen und sich schon gar nicht mit Gästen rumärgern, die eigentlich einen Strandurlaub verbringen wollten.

Um das noch mal klar zu stellen, ich würde mich über eine touristische Zukunft auf dieser Insel freuen. Ich habe bereits große Pläne für den Fall der Fälle. Erstens eine Firma gründen, welche die vom Passatwind verstreuten Golfbälle wieder einsammelt. Eine Importfirma für meterlange Strohhalme und bunte Plastikeimer gründen. Große Videoleinwände anschaffen auf denen man den Erholung suchenden Gästen wenigstens die Illusion von kilometerlangen weißen Sandstränden geben kann. Große Sammellager errichten, in denen die einheimische Bevölkerung, die keine Fremdsprache spricht, kaserniert werden kann. Seitens der Inselregierung schämt man sich doch und weist immer wieder darauf hin, dass wir keine professionellen Touristenbetreuer in den eigenen Reihen hätten. Wenn ich dann ganz, ganz viel Geld verdient habe, dann kaufe ich die ganzen Hotels und ein bisschen Dynamit und wir fangen wieder ganz von vorne an. Machen Sie mit? - Keine Angst liebe Gäste, das wird alles nicht passieren. Die großen Investoren werden sich die Zahlen schon ganz genau ansehen und sicher nicht dort investieren, wo es nichts zu holen gibt. Politische Träume brauchen irgendwann einen finanziellen Unterbau, die Inselregierung baut die Hotels und die Golfplätze nicht und man muss erst mal Investoren finden, die schlecht rechnen können. Aber andererseits, jeden Tag läuft mindestens ein Depp über die Plaza von Los Llanos.



Samstag 02.10.04 - 09:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 25 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 58 % Luftdruck 1013 hPa

Der Sommer geht weiter

Anstatt des ersten Regens haben wir nun den 5. Calima dieses Sommers und die Temperaturen haben so gar nichts herbstliches an sich. Das Azorenhoch, sonst Garant unseres Nordost-Passats, hat sich ganz klein gemacht und lässt das thermische Tief des afrikanischen Kontinentes bis zu den Kanaren reichen. Während im Norden des Azorenhochs die Ex-Hurrikane weiter ihren feuchten Weg nach Mitteleuropa finden, gelangt trockene, kontinentale Luft aus Afrika zu uns. Der noch heftige Wind erinnert an den Jahrhundert-Calima von Ende Juli, aber die Temperaturen werden auf keinen Fall wieder die 40 Grad Marke erreichen und bereits ab morgen soll der Wind nachlassen. Der Einfluss kontinentaler Luft wird aber ein paar Tage länger anhalten und noch werden Wetten angenommen, wann denn nun das erste atlantische Tief aus Westen den ersehnten Regen für die Westseite bringt.

Die Telefonverbindungen sind fast alle wieder hergestellt, auch ADSL funktioniert wieder reibungslos, allerdings weiterhin mit schwankenden Geschwindigkeiten. Noch wird die gesamte Kommunikation über die mobilen Satellitenanlagen erbracht, aber seitens der Telefonica gibt man sich zuversichtlich, das neue Glasfaserkabel "Telapa" bereits am morgigen Sonntag in Betrieb nehmen zu können. Wenn das funktioniert, dann sollte man weniger über die Fähigkeiten des Techniker meckern, sondern auch mal darüber nachdenken in welch kurzer Zeit es gelungen ist, fast 40.000 Telefon und Datenleitungen von null auf 100% zu bringen.



Freitag 01.10.04 - 18:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 31 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 70 % Luftdruck 1012 hPa

Mit 75 Stundenkilometer durch den Atlantik

"Milenium Dos" heißt der neue Stolz der kanarischen Fährschiffer und fährt ab heute unter der Flagge der Reederei "Trasmediterránea" im Liniendienst zwischen Gran Canaria und Tenerife. Ab Gran Canaria gibt es drei Abfahrten täglich (07:00 - 12:00 - 17:00 Uhr) in Richtung Tenerife und dabei können 900 Passagiere befördert werden und zusätzlich 265 PKW. Der Katamaran "Milenium Dos" ist das modernste Fährschiff welches momentan zwischen den Kanaren Dienst tut und ersetzt bei der Reederei "Trasmediterránea" eines der beiden Tragflächenboote die wegen ihres hohen Treibstoffverbrauches unwirtschaftlich geworden sind.

Noch bevor das futuristisch anmutende Schiff seinen Liniendienst angetreten hat, gab es gleich einen neuen Geschwindigkeitsrekord. Um die mobilen Anlagen für die Satellitenkommunikation nach La Palma zu bringen, wir waren ja wie bekannt ohne Telefon, gab der Kapitän richtig Gas und pflügte mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 41 Knoten durch den Atlantik. So schnell hat bislang noch kein Fährschiff die Strecke von Tenerife nach La Palma geschafft. Allerdings war das Meer auch ruhig genug, um diese enorme Geschwindigkeit beizubehalten. Unbestätigt sind die Aussagen, dass der Kapitän einen roten Renn-Overall trug und ein markantes Kinn hatte.

In eigener Sache: Pünktlich zum 1. Oktober ist unter aufopferungsvoller Mithilfe weiterer Schreiber, Photographen, Blumenkinder und Restaurantkritiker das Kalenderblatt für den September fertig geworden.


Milenium Dos



Freitag 01.10.04 - 08:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 24 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 70 % Luftdruck 1015 hPa

Wir sind wieder da

So ganz darf man dem Frieden noch nicht trauen, die Telefonica selbst warnt vor weiteren Problemen bei der Datenübertragung und verspricht erst bis zum Wochenende wieder 100% der Verbindungen realisieren zu können. Dabei setzt man nicht mehr auf die Reparatur des beschädigten Kabels "Tegopa", sondern auf die neue direkte Verbindung nach Tenerife mittels des Glasfaserkabels "Telapa". Bislang werden alle Telefon und Datenverbindungen über mobile Sende und Empfangsstationen realisiert, die über Satellit gehen. Die Reparatur des alten Kabels dauert viel zu lang, entgegen ersten Aussagen der Telefonica, man sei dabei das Kabel aus dem Meer zu fischen heißt es jetzt, das Spezialschiff sei erst auf dem Weg aus Frankreich zu uns und vor Mittwoch nächster Woche könne man nicht mit dem Bergen des Kabels beginnen.

Auf La Palma herrschte zeitweise Chaos, die Banken konnten nicht arbeiten weil die Verbindungen zu den zentralen Rechnern nicht funktionierten. Geldautomaten blieben stumm und auch das Bezahlung mit Kreditkarten war nicht möglich. Die Reisebüros konnten keine Reservierungen tätigen und zeitweise funktionierte auch die Notrufnummer 112 nicht. Da half aber ganz schnell ein für diese Fälle vorgesehenes Funknetz und es nichts bekannt, dass irgendwo ein Hilferuf nicht beantwortet wurde. Bei dem ganzen Chaos muss man aber auch die andere Seite sehen, wie schnell Alternativen geschaffen wurden. Der Bruch unseres einzigen Kabels bedeutet ja einen Ausfall von 100% und noch am gleichen Abend bringt man 2 mobile Funkstationen aus Tenerife zu uns und wickelt alles über Satellit ab. Ich stelle mir dabei eine andere Frage, warum stehen diese Funkanlagen auf der "Mutter aller Inseln" (Tenerife) einfach so rum und sind so schnell auf einem Schiff, welches zufällig Zeit hat nach La Palma zu fahren? Solche glücklichen Fügungen lassen meine Konspirationsdrüsen wieder jede Menge Phantasitin ausschütten. Das hat aber was mit der langen Zeit auf La Palma zu tun, Dinge die einfach so funktionieren, wecken halt immer noch unser Misstrauen. .





Familie Ellen & Simon Märkle

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