La Palma Aktuell
Täglich frische Nachrichten von einer kleinen grünen Insel im Atlantik



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Nachrichtenarchiv November 2004


Dienstag 30.11.04 - 18:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag:1 mm, Luftfeuchte 72% Luftdruck 1009 hPa

Jagdsaison beendet

Bereits seit einer Woche darf auf La Palma nicht mehr gejagt werden, für dieses Jahr ist Schluss, die Kaninchen können nun wieder ihre Löffel höher stellen. Grund für dieses sehr verfrühte Ende der Jagdsaison war aber nur teilweise auf dem Boden der Vernunft entstanden, es gab eh zu wenig Kaninchen, um dem Jagdtrieb der bewaffneten Horden richtig Freude zu bereiten. Das Amt für Umweltschutz hat nun kurzerhand das Ende der Saison erklärt, ganz einfach zum Schutz der endemischen Löffler. Die sind sonst eine wahre Plage und fressen sich durch Gärten, Landschaften und den Nationalpark. Der heftige Calima im Sommer und eine Viruskrankheit haben den Bestand aber so stark dezimiert, dass man nun temporär Schutzmaßnahmen ergreift.

Gejagt wird hier immer Donnerstag und Sonntag und traditionell mit Hunden. Podenco heißt die dafür genutzte Hunderasse und hat irgendwie etwas mit dem Vorstehhund zu tun. Die Podencos sehen selbst bei guter Pflege immer so aus, als würden sie gleich verhungern, sind aber sehr noble Tiere und bewegen sich außergewöhnlich geschickt in den rauen Gebieten. Ein Jäger der was auf sich hält, der jagt mit 10 bis 15 Hunden und da geht so mancher auch mal stiften und fristet dann als Streuner ein wenig beneidenswertes Dasein. Allerdings hält auch nicht jeder Jäger was auf sich und leider werden immer noch viele Tiere unter sehr zweifelhaften Bedingungen gehalten. Insgesamt nimmt die Begeisterung für die Jagd aber immer mehr ab. Die jüngeren Leute haben wenig Interesse stundenlang hinter Hunden mit dem Schießprügel in der Hand durch die Gegend zu laufen, langfristig kann man den Löfflern eine ruhigere Zukunft prognostizieren. Ein bisschen mehr über den Podenco und Tierschutz gibt es unter www.tierschutz-lapalma.de nachzulesen.



Dienstag 30.11.04 - 08:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 16 Grad, Niederschlag:16 mm, Luftfeuchte 70% Luftdruck 1010 hPa

Auch morgen ist in Spanien wieder Agfacolor-Wetter

Dieser Spruch wird mir nie wieder aus dem Sinn gehen. Vor etwa 20 Jahren gab es eine deutschsprachige Radiostation auf Tenerife, die neben Peter Alexander auch noch Hinweise brachte, dass man im Cafe Columbus Filterkaffee von teutonischer Qualität bekommt. Unterbrochen von Werbehinweisen der endgültigen Art, wie die Überschrift schon titelt. Dieser Spruch fällt mir immer ein, wenn ich die fast drohenden Fragen vieler Leute beantworten muss: Wann wird denn das Wetter wieder besser? Dass Wetter nicht schlecht sein kann, ist die dümmste Antwort die man geben kann. Besser schon: Freuen wir uns mit dem Landwirt, hält aber meist auch nicht lange vor. Dickfelligere Berufskollegen haben die Sprüche österreichischer Hüttenwirte übernommen: Wiad scho wida, damit kann ich aber keinem Hanseaten die Regentropfen von der Stirn zaubern. Eine Zeit lang bin ich mit Ausdrucken der Wetterkarten in der Tasche herumgelaufen, hat teilweise geholfen, man stand mir zu, nicht ich habe das Tiefdruckgebiet dort untergebracht, sondern mein Drucker.

Meine neueste und praktikabelste Lösung besteht aus einer Mischung von Selbstmitleid und progressiver Manipulation meines Gegenüber. Wichtig dabei ist, vorher abzuschätzen, ob die auf einen zutretende Person tatsächlich übers Wetter reden will, oder den Weg zum Seidenmuseum erklärt haben will. Mit ein bisschen Übung ist das ganz einfach und dann schimpfe ich und leide grausam unter diesem schrecklichen Wetter, habe eine dreiflüglige Lungenentzündung und kann eigentlich schon gar nicht mehr laufen, wegen meiner Erfrierungen an den Zehen. Sie werden sehen, das klappt, die Leute trösten einen dann vor lauter Mitleid, die Insel braucht doch das Wasser und in Mitteleuropa sind es doch 20 Grad weniger. Eigentlich verrät man keine Berufsgeheimnisse, aber ich bin ja schließlich kein Zauberer. - Heute kann es noch mal zu Niederschlägen kommen, dann dreht der Wind weiter auf Nord. Es wird ein bisschen kälter werden und vielleicht liegt bald schon der erste Schnee auf dem Roque. Der kommt in Agfacolor immer besonders gut.



Montag 29.11.04 - 17:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag:3 mm, Luftfeuchte 66% Luftdruck 1007 hPa

Selbstbefruchtung

Keine Angst, auch Katholiken können weiterlesen. - Man hat den deutschen Tourismus wiederentdeckt und will diesen nun weiter fördern und hat dazu 220 Reisebüroleute ins Hotel Princess nach Fuencaliente eingeladen. Diese Maßnahme geht von der Hotelkette Princess aus, man hat wohl kapiert, dass man auf La Palma nicht mit Italienern und Engländern sein Geld verdienen kann und dass es da noch so ein kleines Land gibt in Mitteleuropa, welches bislang bereits schon fast 80% des internationalen Tourismus auf La Palma ausmacht. Die Deutschen sollen also das Hotel retten, mal sehen ob die Lust dazu haben. Man sollte den Reisebüroleuten unbedingt abends die Aloha-Show präsentieren, damit erhalten sie einen guten Eindruck von der kulturellen Leistungsfähigkeit unserer touristischen Fronteinheit. Ich zitiere aus meinem Kalenderblatt des vergangenen Monats: Fünf Philippinos streiften sich aus Pappmaschee gefertigte Kostüme über und vollführten zu amerikanischen Schlagern hawaiianische Volkstänze. Als Krönung zog man dann ein paar dickbäuchige und angetrunkene Männer auf die Bühne um ihnen unter dem Gelächter des Publikums Büstenhalter aus Kokosnüssen umzuschnallen. Dazu mussten sie hawaiianisch klingende Gutturallaute von sich geben und die Zunge rausstrecken.

Natürlich ist es eine gute Idee, denjenigen, die das Hotel "verkaufen" sollen, auch das Hotel zu zeigen. Das wird lustig werden für die paar noch zahlenden Gäste, 250 Mitarbeiter, 220 Reiseagenten und vielleicht 150 Urlauber. Ich kann nur hoffen, dass den Verkäufern von Sehnsucht, Träumen und Paradiesen auch die Gelegenheit geboten wird, den "Rest" der Insel zu sehen. Das Hotel selber, dass könnten die sich auch woanders angucken, dafür brauchen die nicht 4,5 Stunden fliegen und wirklichen Gästen die Plätze in den Charterfliegern wegnehmen. So ein Hotel steht inzwischen überall auf der Welt rum, so eine Insel wie La Palma aber nicht. Ich bin mal gespannt, wie viele der Reiseagenten nach dem Aufenthalt zurück an ihrem Arbeitsplatz etwas für diese Insel tun. Auch gespannt bin ich darauf, wie viele dieser Leute dann sagen werden: Schön war es auf Las Palmas!



Montag 29.11.04 - 08:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 17 Grad, Niederschlag: 1 mm, Luftfeuchte 66% Luftdruck 1009 hPa

Wind aus Südwest bläst die Heuschrecken zurück aufs Meer

Glück gehabt sagt man sich auf Lanzarote und Fuerteventura, der Wetterwechsel kam gerade noch rechtzeitig, um eine weitere massive Invasion von Wüstenheuschrecken auf die beiden Inseln zu stoppen. Man hatte bereits begonnen gegen die Plagegeister chemisch vorzugehen, aber gestern drehte auch bei den, der afrikanischen Küste näher liegenden Inseln der Wind auf Südwest. Nun können keine Heuschrecken mehr zu uns gelangen und die vielen Millionen Exemplare die bereits auf dem Weg aus Mauretanien und Marokko zu den Kanaren waren, landen jetzt als Fischfutter im Atlantik.

In der Landwirtschaft halten sich die Schäden in Grenzen, man war vorbereitet auf den Besuch der Heuschrecken. Lanzarote war noch deutlich heftiger betroffen als Fuerteventura, aber außer einem ästhetischen Problem, wird nichts bleiben. Die Kadaver der Millionen Heuschrecken landen jetzt an den Stränden auf der Ostseite der beiden Inseln und es wird noch Tage dauern, bis Ameisen und andere natürliche Ordnungshüter auch das optische Überbleibsel diese Bedrohung beseitigen. Über eines ist man sich aber wieder mal ganz klar geworden, die Sahara ist näher als man glaubt und hundert Kilometer Entfernung für Heuschrecken kein Problem. Nur einen Tag länger Wind aus Südost hätte die Plage in eine Katastrophe verwandeln können. Wir haben Glück gehabt, auf dem afrikanischen Kontinent hat man dieses Glück nicht, dort fressen sich die Heuschrecken weiter durchs Land und denen hilft auch kein Wind aus welcher Richtung er auch immer bläst.



Sonntag 28.11.04 - 17:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 2 mm, Luftfeuchte 65% Luftdruck 1007 hPa

Waldfrevlerin ertappt

Jetzt wissen wir endlich, wer der große Powerseller bei Ebay ist, der den Wald ausräumt und Weltbiosphärenreservatszapfen in die ganze Welt verschickt. Die Suche nach dem großen Unbekannten kann eingestellt werden, wir haben die endemische Göre auf frischer Tat ertappt und sofort zum Arbeitsdienst verdonnert. Die UNESCO hat eine Auslieferung nach Guantanamo verlangt, Verhandlungen auf trilateraler Ebene laufen bereits und auf Solidaritätsschreiben aus der inneren Mongolei geht hervor, dass man dort bereits Zapfen sammelt, um den Waldboden La Palmas wieder mit Kiefern-Samenspendern zu füllen. Wir sind sehr stolz darauf, dass es uns in einer konzertierten Aktion mit dem LPKA, den US-Marines und der Vereinigung der Hosenbacker Kulturfreunde gelungen ist, diesen unendlichen Frevel zu stoppen. Noch ein paar Tage weiter, und unsere gesamte Biosphäre, samt Reservat, wäre in die Welt verkauft worden. Tief erfüllt vom Stolz über unser hehres Tun, können wir nun in Frieden vor unserem Adventsgesteck sitzen, singen endemische Lieder und allen das wünschen, was wir heute hatten, einen wunderschönen ersten Advent!


endemischer Zapfendieb



Sonntag 28.11.04 - 09:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 57% Luftdruck 1011 hPa

La Palma ist kein Altersheim

Der Gerontologenkongress in Puerto de Naos sorgt nicht nur für herrliche Steilvorlagen in Sachen Zynismus, wir erfahren dabei auch ein paar wirklich interessante Zahlen zur demographischen Entwicklung dieser Insel. Die befürchtete Vergreisung der Insel findet nun doch nicht statt, es kommt nur darauf an, in welchen Vergleich wir unsere Zahlen bringen. 22.4% der Bevölkerung La Palmas sind über 60 Jahre alt und damit liegen wir gut im europäischen Schnitt. Vergleicht man unsere Zahlen jedoch mit anderen Kanareninseln, dann kommt schnell ein anderes Ergebnis in dem La Palma ziemlich alt aussieht. La Palma hat prozentual die meisten älteren Menschen. Ein Beispiel, während auf Fuerteventura nur 5,9 der Bevölkerung älter als 65 Jahre ist, sind es auf La Palma 17,8%. Lediglich La Gomera und El Hierro haben eine ähnlich erfahrene Bevölkerung wie La Palma.

Erklärungsversuche. Das Bevölkerungswachstum hinkt auf den kleinen Inseln dem der großen Inseln weit hinterher. Nimmt man den Vergleich von 1900 bis heute, dann kann man folgende interessanten Zahlen lesen: Die Kanaren gesamt hatten 1900 eine Bevölkerung von 358.500 Menschen, im Jahr 2003 aber 1.859.000, die Bevölkerung hat sich also verfünffacht. Auf La Palma hat sich die Anzahl der auf der Insel lebenden Menschen im gleichen Zeitraum lediglich verdoppelt. Im Jahr 1900 zählte man hier 42.000 Einwohner, im vergangenen Jahr ergab die Zählung 85.600 "Palmeros". Das Hauptprobleme auf den kleinen Inseln sind neben der extrem geringen Geburtenrate auch der Abwanderungstrend der Jugendlichen auf die großen Inseln oder aufs Festland. Eine Lösung, diese schiefe Wachstumspyramide wieder ins Gleichgewicht zu bringen, brachte der Gerontologenkongress bislang noch nicht. Vielleicht liegt das auch daran, dass fast 50% der Teilnehmer des Kongresses nicht mehr im zeugungsfähigen Alter war.

Und weil heute Sonntag ist, darf ich auch meinen neuen Lieblingswitz loswerden: George Bush hat Bruno Ganz zur Wiederwahl gratuliert.



Samstag 27.11.04 - 18:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 26 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 61% Luftdruck 1013 hPa

Heuschreckenplage in Lanzarote und Fuerteventura

Die kanarische Provinzregierung hat inzwischen Alarmzustand ausgerufen, in den südlichen Regionen der beiden Inseln hat man mit bis zu 50 Tieren pro Quadratmeter bereits die Anzahl überschritten, ab wann man von einer Plage spricht. Die prognostizierte Wetteränderung auf Wind aus Südwest hat sich verzögert und so können weiter Wüstenheuschrecken mit Winden aus Südost ohne Probleme auf die nahe der afrikanischen Küste liegenden Inseln gelangen. Man hofft nun auf eine baldige Änderung der Windrichtung, über Mauretanien befinden sich Schwärme, die nicht mehr als Plage zu bezeichnen sind, sondern einfach nur noch als Katastrophe.

Auf Lanzarote und Fuerteventura hat man nun mit dem Einsatz chemischer Mittel begonnen, man verwendet "clorpirifos" dazu, welches extra für diesen Fall eingelagert ist. Bislang verzichtet man auf den Einsatz von Sprühhelikoptern und geht gegen die Tiere vom Boden aus vor. Damit kann man sehr viel zielgerichteter arbeiten und verhindert, dass der Wind das Gift überall verteilt, auch dahin wo es nicht hin soll. Sollten aber noch mehr Wüstenheuschrecken auf die beiden Inseln gelangen, dann kann man die Bekämpfung nur noch aus der Luft erfolgreich durchführen. Zumindest hier auf La Palma hat es den Anschein, dass der Wind schon auf Südwest gedreht hat, das ist bereits ein Hoffungsschimmer und vielleicht lässt sich der immer brutale Einsatz von Sprühmaßnahmen aus der Luft ja noch verhindern. Auf La Palma sind jetzt auch die ersten Exemplare der Schistozerca gregaria aufgetaucht, bei uns muss aber nicht mit Schäden in der Landwirtschaft gerechnet werden, den weiten Weg vom afrikanischen Kontinent zu uns haben nur ganz wenige Wüstenheuschrecken geschafft.



Samstag 27.11.04 - 09:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 58% Luftdruck 1015 hPa

Nachhaltige Bevölkerung

"Sostenible" ist unser Zauberwort, nachhaltig bedeutet das und dieses kleine Wort belagert die Insel und tritt häufiger auf, als die gefürchteten Wüstenheuschrecken. Unsere Politiker, Verbandssprecher, schlicht jeder, der sich verbal zu der Zukunft dieser Insel äußert, muss zwangsläufig dieses schöne und unschuldige Adjektiv benutzen. Alles ist inzwischen nachhaltig, oder soll es werden. Es macht sich aber keiner Gedanken darüber, was dieses Wort eigentlich bedeutet, es steht für etwas Positives und hat einen ähnlichen Stellenwert wie Barmherzigkeit, Habseligkeit oder Rotwein. Manchmal habe ich das Gefühl, wenn ein Politiker sich hier die Rede schreiben lässt, dann stellt der Redakteur irgendwo auf das grausam weiße Blatt Papier das Wort nachhaltig und schreibt die Sättigungsgedanken darum herum.

Wir haben inzwischen nachhaltige Wasserwirtschaft, die Feuerwehr bekämpft nicht vorhandene Waldbrände nachhaltig und Tiefdruckgebiete aus Südwest bringen nachhaltige Niederschläge. Das ist alles noch gerade nachzuvollziehen, aber spätestens bei nachhaltigen Hotelbauten und Großprojekten die der Sicherung der nachhaltigen Entwicklung des Tourismus dienen, entlarvt man die Benutzer dieses Wortes als nachhaltige Dummschwätzer. Die Krönung der Nachhaltigkeit erklang nun auf dem ersten Gerontologie-Kongress dieser Insel, der momentan im Hotel Sol in Puerto de Naos stattfindet.- Gerontologie ist Altersforschung, ich will es jedem einfach ersparen, so wie ich im Duden dieses Wort zu suchen, oder sich im Forum mit dieser Frage nachhaltig zu blamieren. - Auf diesem Kongress wird nun eine nachhaltige Bevölkerung gefordert, anders kann man die zukünftige Vergreisung der Gesellschaft nicht verhindern. Wenn man um die Ecke denkt, dann kann man schon kapieren, was damit gemeint ist. Jedes Paar muss mindestens zwei Nachkommen produzieren, sonst ist da nichts mit Nachhaltigkeit und wenn man demographische Störfaktoren wie katholische Geistliche, Schwule und Lesben mit einrechnet, dann muss selbst unsere Familienplanung noch mal nachhaltig überdacht werden. Mich persönlich schreckt die langsame Vergreisung der Gesellschaft nicht, ich greise ja mit - und das unwiderruflich nachhaltig.



Freitag 26.11.04 - 17:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 31 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 61% Luftdruck 1012 hPa

Märchenstunde

Laut den Zahlen unseres Tourismusamtes hatten wir im Oktober 33.792 Gäste auf der Insel, davon wiederum sollen 80% spanischer Nationalität gewesen sein. Rein technisch kann man sich doch mit einem Anstieg von 16,5% gegenüber dem Vorjahr sehen lassen, besonders wenn man in Betracht zieht, dass La Palma damit die einzige Kanareninsel wäre, die ein Plus im Tourismus aufweist. Der Trick ist immer der gleiche. Man geht davon aus, dass in jedem interinsularen Flieger und auch aus Madrid, 30% der Passagiere Touristen sind, die auf unserer bezaubernden Insel Urlaub machen wollen. Das gleiche macht man auch mit der Fähre und da erreichen wir dann sogar einen Zuwachs von Comecon-artigen Ausmaßen. 125% wird dort als Zuwachs betitelt, wir sind mal wieder Weltmeister.

Die Kehrseite der Medaille, es handelt sich bei den vielen nationalen Gästen um den eher unsichtbaren Typ, der weder in Restaurants konsumiert und komischerweise auch nicht in irgendwelchen Etablissements absteigt. Die Zahl der Übernachtungen ist nämlich zurückgegangen. Also, keiner weiß, wo diese vielen Leute waren, macht auch nichts, ich bin inzwischen wohl eh der einzige, der diese Berichte noch liest. Los Cancajos fast leer, Puerto de Naos gruselig leer, Hotel Princess göttlich leer. Wenn man mal annimmt, dass jeder dieser Gäste auch nur eine Woche bleibt, dann müssten wir im Oktober permanent 8.450 Touristen auf der Insel gehabt haben, das müsste eine Auslastung von an die 70% bedeuten. Es geht aber nicht um tatsächliche Auslastung, sondern lediglich darum, eventuelle Investoren mit positiven Zahlen bei der Stange halten zu wollen. Wir haben doch noch so viel vor, Waterworld in Puerto de Naos, Golfplätze, viele, viele neue Hotels und wenn wir den Investoren erzählen würden, wie es wirklich aussieht, dann haben wir keinen mehr, der uns den ganzen Spaß bezahlt. Manchmal glaube ich ja doch, dass wir recht hatten mit der Geschichte mit dem Scheich aus Quatar, (siehe Nachrichtenarchiv Juni 2004 22.6. und 24.6.) der auf den stolzen Namen Hamad bin khalifa al Thani hört und eigentlich ein Emir ist. Wer außer den Ölprinzen hat denn heute noch so viel Geld, sich eine ganze Insel als Spielplatz zurecht zu zimmern. Aber das sind alles nur Vermutungen, La Palma geht es gut, der Tourismus boomt und bald sind wir alle so rund und reich, wie der nette Scheich.



Freitag 26.11.04 - 08:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 65% Luftdruck 1014 hPa

Alle Wetter

Viel länger als prognostiziert hält Wind aus südlichen Richtungen die Temperatur weit über dem Normalzustand für Ende November. Seit einer Woche nun weht der Wind aus Südost, allerdings nur in den unteren Luftschichten, das hat auch bislang verhindert, dass die gefürchteten Wüstenheuschrecken den Weg in großen Schwärmen vom afrikanischen Kontinent auf die Kanaren finden. Das Landwirtschaftsministerium bleibt weiter in Bereitschaft und lässt die afrikanische Küste mit Helikoptern überwachen, ob dort Schwärme in unsere Richtung ziehen. Auf Lanzarote und Fuerteventura sind bislang einige tausend Exemplare aufgetaucht und man hat vorsichtshalber einen Sprühhubschrauber dorthin beordert. Es ist unwahrscheinlich, dass auch auf La Palma Gefahr besteht, wir sind zu weit weg.

Spätestens am Wochenende ist diese Gefahr allerdings vorüber, der Wind dreht weiter auf Südwest und es kann auf der Westseite zu Niederschlägen kommen. Im Winter wartet eigentlich fast immer ein Tiefdruckgebiet auf dem Nordatlantik und falls das Azorenhoch eine westliche Windrichtung auf unseren Breiten zulässt, dann erwischt uns dieses Tief auch und lässt willkommenen Regen auf der Westseite. Man nimmt aber an, dass sich das Azorenhoch schnell wieder auf seine alten Stärken besinnt und an seinem angestammten Platz wieder für Hochdruck sorgen wird. Vereinfacht, am Wochenende kann es regnen, ab Montag oder Dienstag erwarten wir dann wieder unseren vertrauen Nordostpassat. Auch wenn nicht viel los ist auf La Palma, das Wetter lässt nie Langeweile aufkommen.



Donnerstag 25.11.04 - 16:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 24 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 65% Luftdruck 1013 hPa

La Palma hebt ab

Großes hat unsere Inselregierung mal wieder vor, 24 Millionen Euro sollen in den nächsten vier Jahren die Wirtschaft dieser Insel so richtig auf Trab bringen. Der kanarische Wirtschaftsminister José Carlos Mauricio kam mit diesem hübschen Sümmchen auf unsere Insel und verkündet erneut Wohlstand für alle. Da bin ich gerne dabei und mit einem vernünftigen Plan kann so eine Summe der Insel nur gut tun. Die Wortwahl mit der dieses Füllhorn angekündigt wird, hat mich dann wieder mal köstlich amüsiert. "La Palma steht vor einem historischen Aufschwung und diese Investition dient dazu, genügend Geschwindigkeit aufzunehmen um später abzuheben". Nicht schlecht, besonders wenn man die Länge unserer Startbahn beachtet. Aber ich bin ja nur ein nörgelnder und jammernder Resident und habe von Flugeigenschaften einer Insel keine Ahnung.

Undurchsichtig sind die weiteren Ausführungen. José Carlos Mauricio spricht von privaten Investoren, die zig Millionen von Euros in den nächsten Jahren auf La Palma ausgeben wollen und diese Investitionen müssen von der Inselregierung kontrolliert werden. - Die Gedanken sind frei. - Des weiteren spricht der Mann sehr vernünftig wieder mal von nachhaltiger Entwicklung und einer Neuausrichtung des Tourismusgedanken, wenig Dichte, hohe Qualität. Auch verspricht er, Fehler die auf anderen Inseln begangen wurden, wolle man nicht wiederholen. Die Nachricht hört ich wohl und eigentlich müsste man den Mann küssen vor so viel Weisheit und Fürsorge. Ich weiß aber genau wen er mit den privaten Investoren meint, für die wird ja gerade Platz gemacht in La Bombilla und der Playa Nueva. Hotels sollen gebaut werden, die jetzt schon keiner braucht. Um die Dichte braucht sich dann der Minister keine Sorgen zu machen, die wird nicht kommen. (In der gleichen Zeitung wird auch von einem Rückgang des internationalen Tourismus auf La Palma von 10,8% im laufenden Jahr gesprochen.) La Palma hebt ab, nachhaltig und gleichzeitig mit beiden Beinen fest am Boden. Ich lasse mich gerne von einer goldenen touristischen Zukunft überzeugen, bislang hat es aber noch keiner geschafft.



Donnerstag 25.11.04 - 08:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 68% Luftdruck 1013 hPa

Stringtanga aus Naturseide

La Palma Stammgäste haben eine sehr innige und direkte Ansicht "ihrer" Insel und es ist ein absolutes Erlebnis mit diesen Leuten über die Zukunft dieser Insel zu sprechen. Im Gegensatz zu den, fast immer nörgelnden und besserwissenden Residenten, sehen viele unserer Gäste ganz klar die Möglichkeiten und auch die Zukunft La Palmas. Anstatt Kniffel spielend den Abend zu verbringen, sitzen die in der Wirtschaft und machen sich um die Wirtschaft Gedanken. Da muss man auch nicht groß anschieben, Ideen und Vorschläge sprudeln gefällig aus La Palma verliebten Köpfen.

Es ist erstaunlich wie gut die überwiegende Zahl unserer Gäste über La Palma informiert ist, kommt aber nicht von ungefähr, die meisten Gäste die nach La Palma reisen, sind ein ganz anderes Völkchen als der gemeine Homus turisticus ballermanniensis. Es gibt halt nicht nur Qualitätstourismus, sondern auch Qualitätstouristen. - Eine Handelsmarke La Palma, Güter aus dem Weltbiosphärenreservat einer vorhandenen Interessentenschar in Mitteleuropa näher bringen. Dazu bräuchte man einen potenten Namen, man dachte da so an Kamps, Fielmann aber auch Karl Lagerfeld, sollten sich dieser Sache annehmen. Käse, Wein, Avocados, Bananen, Proteen, Zigarren, Salz, Mojo, Kräuter, und so weiter. Kleine und feine Industrie könnte hier angesiedelt werden, oder Trainingslager für mitteleuropäische Denkfabriken. Das war einer meiner Lieblingsvorschläge, verbissene Hochleistungsmanager werden hier zwei Wochen in Menschlichkeit und Improvisation geschult. Dazu braucht es nicht mal Psychologen oder Tschaka-Gurus, 14 Tage mitten unter Pameros reichen dazu hervorragend aus. Mein anderer Lieblingsvorschlag war eine innovative Ausweitung der Produktpalette bei unseren Seidenartikeln. Wir sollten doch nicht immer nur Krawatten und Tücher spinnen, wie wäre es denn mal mit einem Stringtanga aus Seide! Frische Köpfe und Gedanken und wenn wir nur ein ganz kleines Bisschen von dem, was sich andere über uns vorstellen können auch hinbekämen, dann bräuchten wir uns über die Zukunft dieser Insel keine Sorgen mehr zu machen.



Mittwoch 24.11.04 - 17:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 70% Luftdruck 1014 hPa

Banane gut, alles gut

Auch wenn das Jahr noch nicht zu Ende ist, Enrique Sanfiel, Manager der Vereinigung der kanarischen Bananenexporteure, spricht von einem guten Jahr und dass nicht gejammert wird, das ist selten in der Branche. La Palma wird bis zum Jahresende fast 150 Millionen Kilo Bananen erportiert haben und damit 7,5 Millionen Kilo mehr, als noch im vergangenen Jahr. Auf keiner anderen Kanareninsel werden mehr Bananen angebaut und exportiert als auf La Palma. Die Bedeutung dieser Frucht für unsere Insel ist enorm und wenn es nach den Bananenbauern und Exporteuren ginge, dann könnte das ewig so weitergehen. Von mir aus übrigens auch.

Es wird aber so nicht weitergehen, schon im Januar 2006 wird es einen Einheitspreis für Bananen geben und der Hauptabnahmemarkt unserer "Platanos" das spanische Festland, muss sich auch dem Import von Dollarbananen öffnen. Der noch zu bestimmende Einheitspreis soll als Bremse gegen die billigen Dollarbananen helfen, ob das klappt, das wird sich erst zeigen wenn man diesen Preis festgelegt hat. Die europäischen Bananenproduzenten, Portugal mit Madeira, Frankreich mit seinen Überseeregionen, Griechenland und natürlich Spanien mit den Kanaren, streben einen Einheitspreis von 300 Dollar pro Tonne an. Länder aus Mittel und Südamerika wollen einen Preis von 75 Dollar pro Tonne, damit würden sie sämtliche europäischen Produzenten augenblicklich vom Markt fegen. Die Spanne zwischen 75 und 300 Dollar ist eigentlich nicht verhandelbar. Selbst Annäherungen sind nur kosmetische möglich, unter 270 Dollar pro Tonne kann man Bananen in Europa nicht mehr kostendeckend produzieren. Was hier ein Stundenlohn ist, das ist in Ecuador und Panama ein Tageslohn, da können wir nicht mithalten. Im Moment wird fleißig verhandelt und ich hoffe man verhandelt gut. Hört sich fast ein bisschen dramatisch an, aber es geht um die Zukunft dieser Insel.



Mittwoch 24.11.04 - 09:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 67% Luftdruck 1017 hPa

Nicht kleckern, sondern klotzen

Gestern noch beklage ich die Zurückhaltung in den Investitionen, die das Rathaus von Los Llanos gegenüber seinem Ortsteil Puerto de Naos walten lässt, heute ist alles anders. Wahrscheinlich kann ich heute meine Kinder nicht rechtzeitig zur Schule bringen, ich komme aus dem Staunen und Wundern nicht mehr heraus und versuche immer noch mir ein Bild von den Zukunftsplänen für Puerto de Naos zu machen. Während Jaime Sicilia mit bescheidenen 300.000 Euro den Badeort Los Cancajos attraktiver machen will, geht sein Kollege von der Westseite, Juan Ramón Hernández, aufs Ganze und will 47,3 Millionen von Euro buchstäblich in den Atlantik setzen.

Es gab ja mal eine Zeit auf La Palma, da gehörte Bescheidenheit zu den großen Tugenden dieser Gesellschaft, "poco a poco" vernahm man aller Orten und gemeint war damit, ein Schritt nach dem anderen. Das gilt nicht mehr, zumindest nicht für eine Gruppe an Visionären, die längst den Bezug zu den Möglichkeiten, Fähigkeiten und Bedürfnissen dieser Insel verloren haben. Fortschritt ist absolut notwendig, aber bitte in einer Geschwindigkeit, in der wir alle noch mitkommen können. In Puerto de Naos und Umgebung soll ein riesiger maritimer Park entstehen, ein Deich und dazwischen eine Disney-ähnliche Kunstlandschaft auf Schwimmpontons mit themenbezogenen Bereichen, die alle nur erdenklichen touristischen Wünsche abdecken. Auf knapp 60.000qm wird ins Meer hinein gebaut, von der Nordecke Puerto Naos beginnend bis hin nach La Bombilla. Immerhin wissen wir jetzt auch, warum die Buden in La Bombilla stören und deshalb weg müssen.

So kleine Detailfragen wie, was macht man mit den bis zu 10 Meter hohen Wellen die der Atlantik aus Nordost zu uns schickt, spielen keine Rolle bei Leuten, die erst ruhen, wenn sie sich baudiktatorisch ein Denkmal gesetzt haben. Zwischen Visionen und Realität hat sich aber nun mal die Marktwirtschaft geschoben und von irgendwo her muss das Geld ja kommen. Bisher hat diese störrische Insel ja alle Großprojekte in kürzester Zeit wieder auf den Boden der Vernunft geplättet und auch das Mammuthotel im Süden der Insel eiert schon gewaltig in diese Richtung. Die Gesetze der Marktwirtschaft lehren uns ja auch, dass alles was man produziert, auch an irgendjemanden verkaufen muss. Die Frage an wen, die bleibt weiter unbeantwortet. Bis in Puerto de Naos eine filmreife Waterworld entsteht, bleibt noch viel Zeit zum Nachdenken. Bis dahin könnte man ja in Puerto de Naos einfach mal die Müllabfuhr häufiger schicken, die Blumenkästen öfter gießen und einen bescheidenen Plan "a la Sicilia" wie in Los Cancajos ausführen. Vielleicht kann man ja so den Gästen, die wir überhaupt noch in Puerto de Naos haben, den Aufenthalt etwas angenehmer gestalten. Aber nur reaktionäre Griesgrame wie ich, machen sich Gedanken um Gäste die bereits diese Insel entdeckt haben, dynamische Visionäre denken nur an zukünftige Zielgruppen und Wachstum der an jeder Ecke lauert.



Dienstag 23.11.04 - 18:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 67% Luftdruck 1016 hPa

Los Cancajos soll hübscher werden

Gute Idee, da steht ein bisschen viel Beton herum und der Plan, einen Park mit Grünflächen zu schaffen ist sicherlich lobenswert. Gegenüber dem Hotel "Taburiente" soll auf 2.500qm Fläche eine Grünzone entstehen, mit Sportmöglichkeiten und auch einer Cafeteria. Ein Kinderspielplatz kommt hinzu, eine Kletterwand und auch ein Mini-Golfplatz. Alles hübsch mit viel Vegetation versehen, ein kleines Schmuckstück welches Los Cancajos sicher nötig hat. Die dazu benötigten 300.000 Euro kommen zu gleichen Teilen von der Provinzregierung und der zuständigen Gemeinde Breña Baja.

Da muss man unseren so oft gescholtenen Tourismusrat Jaime Sicilia mal ausdrücklich loben, er ist ja auch noch gleichzeitig Bürgermeister von Breña Baja und hat sich sehr für dieses Projekt eingesetzt. Los Cancajos hat eine ähnliche Vergangenheit wie Puerto de Naos, immer nur dazu gebaut und rundherum sieht alles trostlos aus und ein Strand alleine ist längst nicht mehr ausreichend, als touristischer Lockstoff herzuhalten. Wobei man den Strand von Los Cancajos durchaus empfehlen kann, es ist einer der ungefährlichsten dieser Insel und auch einer der saubersten. Am Eingang zum Strand stehen Aschenbecher zur Verfügung, die man sich mit zu seinem Liegeplatz nehmen kann und wenn man dann genug hat von Strandleben, dann lehrt man diesen Kippenbehälter in den großen Eimer und stellt den Aschenbecher wieder an seinen Platz. Kleine einfache Dinge, mit großer Wirkung. Vielleicht sollte sich der Bürgermeister von Los Llanos auch mal Gedanken machen, ähnliche Gaben an den Badeort Puerto de Naos zu vergeben. Da täte eine Grünfläche und ein solches Sportangebot ebenso Not, wie in Los Cancajos.



Dienstag 23.11.04 - 08:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 62% Luftdruck 1017 hPa

Hallo, hier sind wir!

Sus Altezas Reales, also Felipe und Letizia waren für zwei Tage auf den Kanaren und haben auf Tenerife auch die Einrichtungen des kanarischen astrophysikalischen Institutes besucht. Dabei wurde natürlich auch La Palma erwähnt, inzwischen sind mehr und leistungsfähigere Observatorien auf La Palma als auf Tenerife, aber besucht hat man uns deshalb trotzdem nicht. Das lässt der königliche Terminkalender sicher nicht zu, aber es ist ja schon was Tolles, dass man in Madrid überhaupt weiß, dass es uns gibt. Wir lieben Letizia und Felipe trotzdem, es sind die nettesten Mitglieder der Königsfamilie, die uns jemals ignoriert haben.

Da bricht er wieder durch, der Minderwertigkeitskomplex der kleinen Inseln. Vielleicht sollten wir daraus eine Tugend machen, Demut pur gegenüber der Mutter aller Inseln - Tenerife und den weisen Entscheidungen der Provinzregierung, die unsere Zweitrangigkeit zementieren. Genau in diesem Leben neben dem roten Teppich liegt aber auch unsere Chance klein und fein zu bleiben, wir müssen niemandem etwas vormachen, außer uns selbst. Darin sind wir bereits sehr erprobt und wenn wir endlich aufhören eine kleine Kopie Tenerifes sein zu wollen, dann hat diese Insel eine große Zukunft vor sich. Das Leben am Rande der Aufmerksamkeit hat große Vorteile und macht vieles möglich, was anderswo am öffentlichen Interesse scheitern würde. Gut, dass uns Letizia und Felipe nicht besucht haben, wir hätten wieder für ein paar Tage den angenehmen Schwebezustand der Unwichtigkeit verloren und das hat uns noch nie gut getan. Psst - wir sind gar nicht da!



Montag 22.11.04 - 17:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 28 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 65% Luftdruck 1016 hPa

Schuld war natürlich die Linienrichterin

Ein furchtbar nettes Völkchen, die Leute aus El Paso, friedliebend, gemütlich, tolerant, aber nur wenn es nicht um Fußball geht. Spiel der Liga "Preferente", etwa der deutschen Verbandsliga entsprechend, zwischen Atletico El Paso und Real Union Tenerife. Herrlicher Sonnenschein, ein paar hundert Zuschauer und es hätte ein so schöner Fußballnachmittag werden können, hätte man nicht eine Linienrichterin für dieses Spiel engagiert. Nun ist aber bekannt, dass die Clubs der kleinen Inseln nicht so gerne in den provinziellen Ligen gesehen werden, die Fliegerei nach La Palma, La Gomera oder El Hierro geht ins Geld und auf den Geist. Natürlich sind das Verschwörungstheorien, aber diese haben nach dem denkwürdigen Spiel gestern wieder reichlich Nahrung erhalten.

Bereits in der ersten Hälfte gelangte Real Union Tenerife durch ein ganz klares Handspiel zum 0:1. Linienrichterin und Schiedsrichter standen so nah, dass es eigentlich unmöglich war, dieses Handspiel zu übersehen, es sei denn, man kommt aus Tenerife... Herzerreißendes Aufbäumen von Atletico El Paso, alles nach vorne und so kassierte man auch gleich noch das 0:2, durch einen Konter, dieses Mal regelgerecht. Die Stimmung war bereits am Siedepunkt, reihenweise wurden Fouls der gegnerischen Mannschaft übersehen, jede kleine Remplerei El Pasos aber sofort bestraft. El Paso gibt sich aber nicht auf und schafft das 1:2 und ist klar überlegen. Kurz vor Schluss wird ein Stürmer El Pasos im Strafraum heftig zu Fall gebracht, aber der Elfmeterpfiff bleibt aus, die Volksseele kocht und als dann in der stärksten Phase von El Paso nur eine Minute Nachspielzeit gegeben wurde, war es um die Friedfertigkeit vorbei.

Schiedsrichter und die beiden anderen schwarz Gekleideten mussten nun vor der aufgebrachten Meute in die Kabine flüchten und zwei furchtbar verängstigte Polizisten der Guardia Civil mussten sich mutig gegen die anstürmende Menge werfen. Im Gerangel wurde auch noch einer der Polizisten leicht verletzt, der kann aber doch gar nichts dafür, sondern wäre doch am liebsten auch dem Schiedsrichter an den Kragen gegangen. Das ist nun mal das bittere Brot der Polizei. Verstärkung rückte an, ganz, ganz langsam und irgendwann gelang es auch wieder die Menge zu beruhigen, hatte man doch einen Schreck vor sich selber bekommen, wegen der Verletzung des eigenen, palmerischen Guardia Civil. Die Schieds und Linienrichter konnten unbeschadet diese Insel wieder verlassen und werden nun sicher allen Kollegen erzählen: "Fahrt bloß nicht nach La Palma, die fressen dort Menschen". Unser Fazit nach Abklingen des Testosteron und Adrenalinspiegels: Die Linienrichterin hatte Schuld. Nichts gegen die Gleichberechtigung, auch Frauen sollen schwer arbeiten dürfen, aber eine Frau als Linienrichterin, das taugt vielleicht für Tenerife, aber niemals für El Paso.



Montag 22.11.04 - 08:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 17 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 65% Luftdruck 1018 hPa

Stadtwasser auch bald in Las Manchas

Für Mitteleuropäer schlecht vorstellbar, auf La Palma aber ein noch sehr junger Plan, die gesamte Insel mit einem Netz an die öffentliche Wasserversorgung anzuschließen. In den Städten war das kein Problem, nun sind die ländlichen Gebiete dran, die Haushalte mit Trinkwasser aus öffentlichen Leitungen zu versorgen. Das heißt nicht, dass man in Las Manchas bislang kein Wasser hatte, aber eben nur die private Wasserversorgung die in einem Wirrwarr an Leitungen und Verteilern aus den Bergen in die Häuser gelangt. Das öffentliche Wasser macht Haushalte unabhängig vom Kauf oder der Miete so genannter Wasseraktien, die in einem nicht nachzuvollziehenden Verteilersystem dann in den privaten Haushalten landen, oder auch nicht.

In Zukunft können nun auch die Einwohner von Las Manchas den Hahn aufdrehen und das öffentliche Wasser rauscht durch einen Zähler in die Badewanne. Bei diesem Wasser handelt es sich ausschließlich um Trinkwasser für die Haushalte und soll nicht zum Bewässern der Gärten verwendet werden. Das ist natürlich nicht zu kontrollieren, deshalb hat man sich ein Preissystem ausgedacht, welches die Verschwendung von Wasser deutlich bestraft. Wer bis acht Kubikmeter Wasser in zwei Monaten verbraucht, der bezahlt 75 Cent pro Kubikmeter, der Preis steigert sich dann über 90 Cent bis hin zu 1,47 Euro pro Kubikmeter, wenn mehr als 35 Kubikmeter Wasser in zwei Monaten verbraucht werden. Wer da seinen Garten über den Sommer bekommen will, der muss tief in die Tasche greifen. So bleiben beide Wassersysteme in Betrieb, die traditionelle Versorgung über die tausenden von Leitungen, die sich wie Lebensadern über die Insel ziehen und dazu noch das Stadtwasser, als Alternative. Das Stadtwasser ist allerdings gechlort und wird von vielen Palmeros daher als minderwertig betrachtet und lediglich zum Abspülen oder für die Dusche benutzt. Der Kaffee wird dann wieder mit dem privaten Wasser gekocht, so einfach kann das sein mit dem Wasser auf unserer Insel.



Sonntag 21.11.04 - 18:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 26 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 68% Luftdruck 1016 hPa

Kaiserwetter und Bauernschmaus

Der leichte Wind aus Südost ließ heute den ganzen Tag nicht ein Wölkchen am Himmel über La Palma zu. Ein perfekter Tag, gute Sicht, die nahen Berge rufen und wen es heute nicht gejuckt hat in dieses frische Grün der Insel auszuschwärmen, dem ist nicht mehr zu helfen. Es war einer der wenigen Tage, an dem man vom Roque de los Muchachos aus die gesamte Insel, ohne Wolken oder Dunst überblicken kann. Eigentlich ist ja La Palma für seine gewaltigen Wolkenkunststücke berühmt, bei dieser seltenen Wetterlage allerdings gab es nur grün und blau und das unendlich weit.

Ich war mit einem Freund in den Pilzen und habe an die 2 Kilo Pfifferlinge und einen kapitalen Steinpilz als Beute mit nach Hause gebracht. Es war ein Leichtes diese Pilze zu finden, der reichliche Niederschlag vor gut einer Woche und die kräftige Sonne seit ein paar Tagen bestätigen dieses abgedroschene Sprichwort: Wie Pilze aus dem Boden. Es gab so viele Pilze und wenn ich mich besser auskennen würde, dann landeten nicht immer nur Pfifferlinge in meinem Schuhkarton, aber ich mag halt diesen gelben Pilz auch ganz besonders. Wir bürsten die "Cantarellas", wie sie auf spanisch heißen mit einem Küchenpinsel ab, das ist zwar arbeitsintensiv, aber es lohnt sich. Die großen Pfifferlinge landen geschnitten in Rührei mit kleinen Zwiebeln und ein ganz bisschen Speck, das ist die Vorspeise. Danach gibt es die kleinen ausgesuchten Pilze im ganzen, nach einem Rezept welches mir die Natur selbst geschenkt hat. Dort wo ich immer Pfiffis suche, dort wächst auch Oregano und so entstand mein Favorit unter den Zubereitungsmöglichkeiten für Pfifferlinge. Nur Olivenöl in der Pfanne heiß machen, die Pilze zugeben, etwas Salz und Pfeffer und kurz bevor die kleinen Pilze fertig sind, die frischen Oreganoblätter darüber geben und ein paar Spritzer Zitronensaft. Der Oregano darf nicht verbrennen, sonst wird er bitter und schmeckt so wie auf der Pizza, also ganz vorsichtig, dann schmeckt das herrlich. Als Sättigungsbeilage empfehle ich dazu einen leicht gekühlten "Vega Norte" weiß und wenn es sein muss auch ein Stück Weißbrot. Bauernwetter und Kaiserschmaus, auch so rum wenn man will.


Pfifferlinge auf La Palma




Sonntag 21.11.04 - 09:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 17 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 62% Luftdruck 1019 hPa

Inselregierung will Landflucht bekämpfen

Ein wirklich großes Problem dieser Insel ist die stetige Landflucht, weg aus den ländlichen Regionen in die beiden Städte. Dort winkt Arbeit, Fortschritt und man ahnt den Puls der weiten Welt. Der Norden La Palmas ist besonders betroffen, Gemeinden wie Garafía, Puntagorda und Barlovento kennen seit langem kein Wachstum mehr und vergreisen zusehends. Hauptursache ist der Preisverfall der landwirtschaftlichen Produkte. Es lohnt sich einfach nicht mehr, die eigene Scholle mühevoll zu bearbeiten, wenn das Ernteergebnis sich dann mit Preisen billiger Importware messen muss. Gutgemeinte Projekte wie der Bauernmarkt in Puntagorda sind ein Anfang im Kampf gegen die Landflucht, aber reichen bei weitem nicht aus, den Drang der jungen Leute aus dem Norden Richtung Aridanetal und Hauptstadt zu bremsen.

Mit "Experimentalfincas", weiß der Geier was das sein soll, will nun die Inselregierung die jungen Leute im Norden der Insel halten. Sicher gut gemeint und es wäre schön, wenn im Norden der Insel wieder Landwirtschaft im selben Stil betrieben wie früher. Gute Worte und Experimente können aber das Problem nicht lösen und das liegt einzig und allein daran, dass sich Landwirtschaft auf La Palma einfach nicht mehr lohnt. Aus purer Nostalgie wird man niemanden begeistern können, die Hacke wieder in die Hand zu nehmen, auch der profane Salatkopf unterliegt letztendlich den harten Gesetzen der Marktwirtschaft. Marktabschottungen gegenüber Billigimporten sind nicht machbar und Subventionen haben in der EU keinen langen Atem mehr. Nun sind wir selber gefragt, Konsumenten, Händler und Produzenten, zu entscheiden wie es weitergehen soll in der Landwirtschaft unserer Region. Wir müssen bereit sein, für einen "endemischen" (Hallo Helge) Kohlkopf etwas mehr zu bezahlen und auch darauf bestehen, dass die Ware von hier ist. Der Händler muss sich trauen dazu zu stehen, dass er etwas teurere Ware feilbietet und der Landwirt in Vorleistung treten und diese Ware auch wieder anbieten. - Kleine naive Träumerei, ich geh mir jetzt meine heile Welt basteln und bin erst abends wieder zurück...



Samstag 20.11.04 - 16:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 26 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 65% Luftdruck 1017 hPa

Endlich Strom genug für die Insel

Unser Energieversorger, UNELCO, hat uns die letzten Jahre sehr stiefmütterlich behandelt und uns mehrmals völlig im Dunkeln sitzen lassen. Ein ums andere Mal wurden wir vertröstet und irgendwie wollten wir alle schon nicht mehr glauben, dass irgendwann auf dieser Insel Strom in ausreichender Menge angeboten wird. Im Mai dieses Jahres verschickte man auch noch unsere Ersatzturbine nach Fuerteventura und seit dem hing die Stromerzeugung in Los Guinchos bei Santa Cruz, zwar nicht am seidenen Faden, aber am Zufall, dass ja keine Turbine ausfällt und diese Insel in die Steinzeit zurückschickt.

Mit einer Antonov AN-124 wurde eine neue Turbine aus den USA zuerst nach Tenerife geflogen um dann per Schiff weiter nach La Palma gebracht zu werden. Die Antonov hat etwas andere Vorstellungen über die Länge von Landebahnen und wäre beim Versuch auf La Palma zu landen wohl erst direkt beim Kraftwerk zum Stehen gekommen. Vom Hafen aus brachten zwei Zugmaschinen den Turbinenkoloss dann an seinen nahen Bestimmungsort und bis Weihnachten hat man uns versprochen, läuft dieses Monstrum mit 80 Tonnen Lebendgewicht dann auch. Wie die anderen Turbinen in unserem Kraftwerk, wird auch unsere neueste Errungenschaft mit Diesel betrieben. Ab Ende dieses Jahres stehen La Palma dann 80 Megawatt an elektrischer Leistung zu Verfügung, bis dahin sollten wir noch ein bisschen vorsichtig sein und Waschmaschine und Trockner bloß nicht gleichzeitig anschalten.



Samstag 20.11.04 - 08:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 65% Luftdruck 1018 hPa

Wüstenheuschrecken mit Kurs auf die kanarischen Inseln

Der Wind aus Südost und Ost bringt ab und zu Schwärme der berüchtigten Wüstenheuschrecke (Schistozerca gregaria) bis auf die kanarischen Inseln. Ein paar dieser hungrigen Immigranten kommen jedes Jahr zu uns, meist auf die dem afrikanischen Kontinent näher liegenden Inseln, Lanzarote, Fuerteventura und Gran Canaria. Allerdings kann man auch auf La Palma nach Calima immer wieder ein paar dieser großen Insekten finden, aber nicht in Mengen die beunruhigend werden können. Die letzte wirkliche Heuschreckenplage liegt lange zurück, 1960 gab es zuletzt eine massive Invasion dieser Tiere auf den Kanaren und hinterließ in der Landwirtschaft enorme Verluste. Damals war man nicht vorbereitet und man führte mit untauglichen Mitteln einen vergeblichen Kampf gegen diese Plage.

Das soll nicht wieder vorkommen und seitens des Landwirtschaftministeriums zeigt man sich zuversichtlich. 10.000 Liter "Clorpirifos" hat man auf Lager, extra für den Fall, eine massive Attacke aus der Wüste bekämpfen zu können. In den letzten 44 Jahren konnte man aber immer auf den Einsatz von Chemie verzichten und alle drei Jahre schenkte man diesen Vorrat an Insektizid an Länder wie Mauretanien oder Mali, um dann frische Ware zu ordern. Das führte bereits zu heftigen Diskussionen, das Gift ist nicht ganz billig und 44 Jahre hatte man die Chemikalie gekauft, um sie später zu verschenken. Die Diskussion ist jetzt verstummt und man ist froh, genügend Giftbrühe zu haben um im schlimmsten Fall eingreifen zu können. Dieses Jahr hat die Verbreitung der Wüstenheuschrecken in Westafrika enorm zugenommen und riesige Schwärme wurden über Mauretanien und dem Senegal gesichtet. Mauretanien ist bedrohlich nah und bei den jetzt herrschenden Windverhältnissen wäre es ein Leichtes für die Insekten Distanzen von mehreren hundert Kilometern, im wahrsten Sinne des Wortes, zu überwinden. Das Landwirtschaftsministerium lässt nun per Hubschrauber die afrikanische Küste überwachen, ob sich Schwärme der Heuschrecken in Richtung Kanaren aufmachen. Diese riesigen Schwärme sind aus der Luft leicht zu entdecken und für den Fall, dass sich so ein Schwarm in unsere Richtung aufmacht, will man die Bekämpfung der Insekten noch in der Luft beginnen. Ob die Heuschrecken zu uns kommen, das weiß ganz allein der Wind. Bis Dienstag wird die brisante Wetterlage wohl noch anhalten, danach erwarten wir erneuten Nordostpassat und gegen den kann kein, noch so großer Hupfer, anfliegen.



Freitag 19.11.04 - 17:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 25 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 70% Luftdruck 1016 hPa

Und weiter droht die Abrissbirne

Die Uhr tickt für die unerwünschten Siedlungen an La Palmas Küsten. Für die "Playa Nueva" und die nahe Siedlung "La Bombilla" scheint es nur noch um das Wann zu gehen, trotz Einspruch und Protest, weicht die Küstenbehörde nicht von ihrem Plan ab. Nach Aussage dieser Behörde geht es darum, unrecht besetztes öffentliches Land, wieder in den Urzustand zu versetzen. Man braucht nicht darüber zu diskutieren, dass diese Siedlungen im Sinne des Gesetzes illegal sind. Bislang gab es für solche Probleme immer einen "palmerischen Königsweg" und irgendwie einigte man sich und fand eine, für alle tragbare und vernünftige Lösung. Die Küstenbehörde ist aber nicht endemisch palmerisch und hat von solchen bürgernahen Entscheidungen keine Ahnung. Ein Ausweg scheint diesmal nicht in Sicht und so wird ein kleines Stückchen Charakter dieser Insel verschwinden.

In La Bombilla kann das aber noch deutlich länger dauern, dort haben nachweislich 25 Familie ihren Erstwohnsitz und die müssen erst Mal umgesiedelt werden, bevor der Raupenschlepper kommen kann. Die Gemeinde Tazacorte hat sich verpflichtet für diese 25 Familien Ersatzunterkünfte zur Verfügung zu stellen, allerdings spricht man davon, erst Mal den Platz zu suchen, wo man die 25 Wohnungen bauen will. Das hört sich nach viel, viel Zeit an, aber ist es fraglich, ob den 25 Familien noch viel Wohnwert in La Bombilla erhalten bleibt, wenn um sie herum bereits alles "renaturiert" ist. Wie schnell die Küstenbehörde sein kann, das hat man gerade erst gespürt. Da zog eine Familie fort von La Bombilla nach Puerto de Tazacorte und am nächsten Tag war das Haus bereits abgerissen.



Freitag 19.11.04 - 08:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 69% Luftdruck 1018 hPa

Wir sind schuld am schlechten Wetter in Deutschland

Damit können wir ganz gut leben, ein schlechtes Gewissen will sich einfach nicht einstellen. Das gewaltige Azorenhoch sollte nun eigentlich in Kanarenhoch umbenannt werden, nach der selten stattfindenden Vereinigung von Azorenhoch und dem Hochdruckgebiet über Nordafrika, sind die kanarischen Inseln jetzt mitten drin. Für uns bedeutet das eine Pause im Nordostpassat und momentan gelangt mildere Luft aus Südost zu uns. Von einem "Calima" kann man allerdings nicht sprechen, das ist ein ganz anderes Wetterphänomen und man muss auch bedenken, dass die Luft über der Sahara im Winter und im Hochdruck nicht viel wärmer ist als über dem Atlantik.

Wind aus Südost ist sehr selten auf den Kanaren und diese Wetterlage wird sich auch nicht lange halten. Allerdings sorgt dieses riesige Doppelhoch dafür, dass der nächste erwartete Tiefausläufer so weit nach Norden gedrückt wird, dass es bei uns nicht regnen wird, sondern Mitteleuropa die ganze Freude an diesem Tief alleine für sich beanspruchen darf. Nach den reichlichen Niederschlägen der letzten Woche sind wir aber gar nicht so furchtbar neidisch und können gerne mal eine Runde aussetzen. Das nächste Tief bildet sich gerade schon wieder vor der nordamerikanischen Küste und dann ist vielleicht auch wieder was für uns dabei.


Kanarenhoch



Donnerstag 18.11.04 - 18:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 24 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 75% Luftdruck 1017 hPa

Ufos bald in Stereo

Die Woche der Wissenschaft auf La Palma ist erfolgreich zu Ende gegangen und alle rühmen und preisen unsere hochspeziellen Einrichtungen auf dem Roque de los Muchachos. Dort stehen einige der modernsten Observatorien der Welt und während der Woche der Wissenschaft ging es hauptsächlich darum, ob wir die Einzigen im Universum sind. Auf der Suche nach Ufos bietet das Teleskop "Magic" (Major Atmospheric Gamma-Ray Imaging Cherenkov Telescope) besonders wertvolle Dienste. Mit seinem 17 Meter Durchmesser ist es das größte "Cherenkov-Teleskop" der Welt und fängt Gamma-Strahlen aus der Tiefen des Universums auf. Sollte irgendwann mal ein Außerirdischer eine Gamma-Taschenlampe in der Milchstraße anknipsen, Magic würde das mitbekommen.

Damit aber nicht genug, nächstes Jahr will man mit dem Bau eines Magic-Klons beginnen. 90 Meter vom Standpunkt des jetzigen Teleskops entsteht ein baugleicher Zwilling, damit wird La Palma auf lange Zeit hinaus zum Mittelpunkt der Forschung auf diesem Gebiet. Es wäre also nicht verwunderlich, wenn der magische Ruf "First Contact" hier vielleicht "primer contacto", vom höchsten Berg unserer Insel erschallt. Mit den beiden Teleskopen nebeneinander können wir die Ufos dann sogar in Stereo betrachten. Allerdings konnte auch in der Woche der Wissenschaft nicht endgültig beschlossen werden, ob es außerhalb der Erde überhaupt intelligentes Leben gibt. Genauso wenig konnte man sich darauf einigen, ob es denn auf unserer Erde überall intelligentes Leben gibt. Aber das muss jeder für sich selbst entscheiden, da hilft kein "Cherenkov-Teleskop".

Ein besonders gelungener Beweis für intelligente Übersetzungssoftware ist hier im nachfolgenden Photo zu sehen. "Hay vino de pasas" heißt eigentlich, hier gibt es Trockenbeerenauslese. Das Übersetzungsprogramm macht aus "pasas" (Rosinen), das Verb "geschehen" auf englisch halt "happen". Dazu fällt mir nur ein: Wine happens!




Wine happens...




Donnerstag 18.11.04 - 08:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 17 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 73 % Luftdruck 1019 hPa

Spätschicht

Einen ganz besonderen Fall von palmerischem Einsatzwillen und dem möglich machen von schier Unmöglichem, durfte ich gestern Abend bei Carlos in der Kneipe erleben. - Nein, ich sitze nicht jeden Abend in der Kneipe, auch wenn sich das manchmal so anhört, aber da erlebt man immer die besten Geschichten und nur so kann man Zeuge der kleinen und großen Geschehen dieser Insel werden. - Gegen 20:00 Uhr wollte eine Frau das Lokal verlassen, bemerkte aber nicht, dass die große gläserne Eingangstür verschlossen war. Entweder hat man die Scheibe zu gut geputzt, oder ein Optiker wäre gefordert. Der Frau ist nichts passiert, die Glasscheibe der Tür allerdings barst und hing nun gefährlich wackelnd in der Türfassung. Das Lokal war voll, wie immer, aber keiner der Gäste war irgendwie beeindruckt, ein Leben in unvollkommenen Zuständen ist für uns keine Herausforderung.

Eine halbe Stunde später betritt Miguel Ángel die Kneipe, auf dem Weg zu seinem verdienten Feierabendbier. Er ist der Chef einer kleinen Baufirma und hat seinerzeit das Gebäude gebaut, in dem sich die Tasca Barbanera befindet. Noch die kaputte Tür in der Hand und den Blick auf den ersehnten Tresen gerichtet, entschied sich Miguel Ángel anders. Er holte sein Maßband aus der Tasche, errechnete die Größe der benötigten Scheibe, setzte sich in sein Auto und verschwand. Eine Stunde später, kein Witz, es gibt dafür über 50 Zeugen, kommt Miguel Ángel zurück, mit einem befreundeten Glaser, den er aus einer anderen Kneipe von seinem Feierabendbier gezerrt hat. Die bereits mitgebrachte Scheibe, immerhin ein Trumm von etwa 2,50 x 1 Meter, passt haargenau und nach nicht mal zwei Stunden seit dem Fehltritt der unglücklichen Frau, hat die Kneipe wieder eine neue Glastür. Die wahre Größe einer Gesellschaft zeigt sich oft in den kleinen Dingen, die den Alltag einfacher machen. Auf La Palma klappt immer alles, manchmal schneller, manchmal langsamer. Das hängt ganz davon ab welche Freunde man hat und wie perfekt man sich diese Welt vorstellt.



Mittwoch 17.11.04 - 18:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 75 % Luftdruck 1019 hPa

Kanarische Nationalparks unterstehen jetzt der autonomen Regierung

Auf den Kanaren gibt es vier Nationalparks, "El Teide" auf Tenerife, "Timanfaya" auf Lanzarote, "Garajonay" auf La Gomera und den schönsten von allen, "Caldera de Taburiente" auf unserer Insel... Diese wurden bislang sowohl von der nationalen Parkverwaltung in Madrid, wie auch von der Abteilung Umwelt in der autonomen Provinzregierung der Kanaren verwaltet. Das hat nun nach einem Verwaltungsgerichtsentscheid ein Ende, die Nationalparks werden jetzt in ganz Spanien von den betreffenden Provinzregierungen alleine verwaltet. Es gibt weiterhin einen festen Satz Geld aus Madrid und dann müssen wir sehen, wie wir klar kommen.

Man könnte ja erst mal meinen, dass wäre toll, endlich sagen wir, wie es langgeht in unserem Nationalpark, aber alles hat seine mindestens zwei Seiten und nicht nur die Umweltschützer kritisieren diese Entscheidung. Man befürchtet auch, dass die Geldquellen für die Erhaltung der Nationalparks umgeleitet werden könnten und die "Spezelwirtschaft" nun auch in den Nationalpark an Einfluss gewinnt. Bislang herrschte dort der strenge Wind aus Madrid, nun könnten sehr pragmatische Regionalpolitiker ihre Interessen dort suchen, man denke an die Vergabe von den hohen Ämtern des Nationalparks und an Aufträge für Fremdfirmen die im Nationalpark tätig werden. Auf der anderen Seite bieten sich aber auch Chancen, man könnte die Belange unseres Nationalparks eher auf das spezielle Umfeld dieser Insel abstimmen, der Nationalpark ist und bleibt unsere erste touristische Attraktion, da muss besonnen gehandelt werden. Wir werden die Entwicklung sehr genau im Auge behalten, der Direktor unseres Nationalparks trinkt sein Feierabendbier auch immer bei Carlos und so sind wir bestens informiert. Dem gefällt es übrigens überhaupt nicht, dass sein Chef in Zukunft nicht mehr in Madrid sitzt, sondern auf den Kanaren.



Mittwoch 17.11.04 - 08:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 70 % Luftdruck 1020 hPa

Politische Telenovela in der Hauptstadt kurz vor dem Happy End

So wie es jetzt aussieht, machen zukünftig die Sozialisten gemeinsame Sache mit den selbsternannten Nationalisten der Coalición Canaria. Seit Monaten nun gibt es keine regierungsfähige Mehrheit mehr im Stadtrat, die Coalición Canaria hatte das eheähnliche Verhältnis mit dem Dritten im Bunde, der Partido Popular, aufgekündigt. Noch bei den Kommunalwahlen im Mai 2003 schwor man sich ewige Treue, aber wir wissen ja, schwören hilft nur bei Barbara Salesch. Spätestens seit den Europawahlen ist der Haussegen zwischen der Coalición Canaria und der Partido Popular eh gestört, beide Parteien koalieren auch auf Provinzebene und mussten bei den Europawahlen Verluste zu Gunsten der Sozialisten hinnehmen.

In der Hauptstadt Santa Cruz haben nun die Sozialisten ein leckeres Angebot für die Coalición Canaria geschnürt, welches diese regionale Partei schlecht ablehnen kann. Noch zieren sich die Nationalisten, aber das großzügige Angebot den Bürgermeisterstuhl zu bekommen, das zieht immer. So schlagen die Sozialisten vor, ab jetzt bis Februar 2006 wird Juan Ramón Felipe von der Coalición Canaria ehrenwerter Bürgermeister der Hauptstadt und übergibt dann an Anselmo Pestana von den Sozialisten, der dann den Rest der Legislaturperiode bis Mai 2007 die Fäden in der Hand hält. Dass die Hauptstadt noch einen Bürgermeister hat, Carlos Cabrera von der Partido Popular und der erst mal weg muss, das wird großzügig übersehen. "Nicht mal ignorieren" nennt man die schlimmste Form der Missachtung auf der politischen Bühne und das haben die wirklich gut drauf, jahrzehntelang erprobt am eigenen Wählervolk.



Dienstag 16.11.04 - 18:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 72 % Luftdruck 1018 hPa

Probleme gibt es, die gibt es nur auf La Palma

Die Versorgung mit Wasser auf dieser Insel ist ein derart umfangreiches Gebiet, mit skurrilen und teilweise vorsintflutlich anmutenden Regeln, dass wir dieses Thema noch mal ganz ausführlich an anderer Stelle ausbreiten. Nun führt aber auch auf La Palma wenig am Vorwärtskommen (um nicht Fortschritt sagen zu müssen) vorbei. In groß angelegten Projekten zentralisiert man seit an etwa 15 Jahren die Wasserversorgung für die reichlich vorhandenen Bananenplantagen. Ein gewaltiges Vorhaben und zum größten Teil nun bereits umgesetzt. Die einzelnen Plantagen können nun auf Knopfdruck beregnet werden und wenige, riesige Wasserbecken ersetzen die vielen tausend kleineren Tanks. Früher hatte jeder Bananenbauer seinen eigenen Tank, aus dem er bei Bedarf seine Scholle wässerte.

Die vielen Tanks sind immer noch da, aber jedes Mal weniger in Benutzung, es steht ja Wasser auf Bestellung zur Verfügung. Jetzt hat man mal ausgerechnet, wie viel Wasser man in diesen privaten Tanks speichern könnte und ist auf die gewaltige Summe von 11,4 Kubikhektometer gekommen. Wenn ich richtig umgerechnet habe, dann sind das sage und schreibe 11.400.000.000 Liter, die jetzt als Wasserreserve fehlen, da diese Tanks nicht mehr befüllt werden. Das macht fast 20% des gesamten Wasserbedarfes der Insel im Jahr aus und anstatt nun nach dem Bau der großen Wasserspeicher viel mehr des benötigten Lebensspenders in Reserve zu haben, ergibt sich sogar ein Minus an Wasserreserven für die Insel. Riesiger Plan, viele Leute haben viele Jahre daran getüftelt und nun dabei diesen beachtenswerten Punkt einfach übersehen. Das soll keine Häme sein, man wusste beim Aushecken dieses Planes noch nicht, wie viel Kapazität in den privaten Speichern schlummert und dass kein Landwirt diese nunmehr befüllt. Nun muss man noch mal neu anfangen zu denken, wie man diese Speicherkapazität nutzen kann und überschüssiges Wasser aus den Regenzeiten, von den großen Speichern in die kleineren privaten verschiebt. So einfach geht das aber gar nicht, nur Leitungen legen klärt nicht die Eigentumsfrage des Wassers und schließlich wird ja Geld daran verdient. Es gibt Probleme, die gibt es nur auf La Palma, endemische Probleme sozusagen.



Dienstag 16.11.04 - 07:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 16 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 70 % Luftdruck 1020 hPa

Playa Nueva weiter zwischen Bangen und Hoffen

Ginge es nach dem Willen der Küstenbehörde, dann wäre die kleine Siedlung an der Playa Nueva bereits weg und man könnte diesen kleinen Strand einer gewinnbringenderen Nutzung zuführen. Zur Erinnerung, auf La Palma, wie auch auf den anderen Kanareninseln, gibt es eine ganze Reihe von kleinen Siedlungen in den Küstenregionen, die laut Gesetz überhaupt nicht dort sein dürften. Jahrzehntelang haben die Behörden und Gemeinden das geduldet oder einfach weggesehen, nun aber soll es den Siedlungen an den Kragen gehen. Es liegt eine Vermutung nahe, die kleinen und wilden Siedlungen könnten Investoren abhalten, an diesen Stellen Hotels errichten zu wollen und deshalb müssen diese weg.

Im konkreten Fall von La Bombilla und Playa Nueva, der hier übrigens "Playa de los Guirres" (Geierstrand), genannt wird, scheint das Schicksal bereits endgültig zu sein, die ersten Häuser hat man bereits abgerissen. Noch kämpfen einige Anwohner mit gerichtlichen Schritten gegen die vollständige Demolierung, das hat bislang auch immer wieder aufschiebende Wirkung gehabt, aber nicht mehr. Die Küstenbehörde ist allerdings auch nicht von der schnellen Sorte und hat den Großauftrag für den Abriss noch nicht einmal öffentlich ausgeschrieben. Es kann also noch mal ruhig geschlafen werden an der Playa Nueva, wie lange noch, das werden wir sehen.

Hier noch ein paar Kommata zum nachträglichen Einfügen: ,,,,,,,,



Montag 15.11.04 - 17:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 71 % Luftdruck 1018 hPa

Mehr Schutz für endemische Pflanzen im Norden der Insel

Der palmerische Rat für Umwelt, Gerardo Hernández, legt nun einen Plan vor, wie man die endemische Flora der Gipfelzonen im Norden der Insel besser schützen kann. Kaninchen, Mähnenschafe und Ziegen leisten dort ganze Kauarbeit und haben sicherlich schon das eine oder andere endemische Kräutlein ganz und gar vertilgt. Bislang waren diese Schutzzonen auf den Nationalpark beschränkt und das sorgte immer für großen Ärger bei der Nationalparkverwaltung. Da der Park nicht mit einem Zaun versehen ist, Gott sei Dank, wandern immer wieder vierbeinige Vegetarier von außen in die Schutzzone der Caldera de Taburiente und richten kräftige Verbissschäden an.

Die Nationalparkverwaltung kritisiert das seit langem und nun endlich liegt das Papier vor, allerdings sucht man noch das Geld, um diesen Plan auch umzusetzen. Business as usual, auch gute Pläne müssen finanziert werden und ich leiste eh schon enormen Einsatz im Kampf gegen die Fressfeinde endemischer Pflanzen und esse sicherlich einmal die Woche Kaninchen in der Abuela. Der Plan ist aber etwas ausgereifter als das simple Abschießen dieser vom Menschen dort hingebrachten Tiere, gleichzeitig will man eine Gendatenbank aufbauen, um zu verhindern, dass weitere Arten aussterben. Vielleicht sollte man sich ein bisschen beeilen, sonst entdeckt ein anderer Biologe, dass unser heimisches Kaninchen auch bereits endemisch geworden ist und dann muss man das wieder vor dem Aussterben bewahren. Artenschutz ist eine komplizierte Sache und spätestens wenn finanzielle Interessen dabei eine Rolle spielen, dann wird man pragmatisch. Niemand wird auf die Idee kommen, die Schafe aus Neuseeland vertreiben zu wollen, die Kartoffeln aus Deutschland und schon gar nicht die Bananen aus La Palma.



Montag 15.11.04 - 08:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 16 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 71 % Luftdruck 1019 hPa

Es gibt eine Suchmaschine die La Palma kennt

Information ist alles im Internet und wenn man irgendetwas wissen will, dann geht man auf die Suche und bislang war Google das Synonym für Suche. Nun ist Suchen alleine eine interessante Tätigkeit, aber nach dem Suchen sollte alsbald das Finden kommen und da hat Google keine Müh, der Suchende aber schon. Bis man bei Google relevante Seiten findet zu einem Suchthema, muss man entweder den feinen Riecher für Spam haben, oder man formuliert seine Anfrage derart kompliziert, dass selbst 8 Milliarden Webseiten nicht ausreichen, eine Antwort zu finden. Die Krönung bei Google ist ja, La Palma existiert gar nicht, La wird großzügig ignoriert und wir werden umfangreich über Brian de Palma und Palma de Mallorca informiert.

Diese Ignoranz unseres Daseins hat mich immer schon gestört, aber es gibt anscheinend keinen Ausweg. Jede Woche verspricht eine neue Suchmaschine, phonetisch, didaktisch oder programmatisch dieses Dilemma zu lösen, in Wirklichkeit aber nutzt man die Google-Technik unter einer anderen Maske. Nun geschieht etwas wirklich Bemerkenswertes, Microsoft bläst zum Kampf gegen Google. Da wäre man früher sofort auf Seiten des "David" Google gewesen, aber der ist längst kein David mehr, sondern eine Aktiengesellschaft mit ganz einfachen Interessen, je mehr man bezahlt, umso weiter vorne erscheint eine Seite. Da drehen sich Regeln plötzlich um und nun erscheint Microsoft als David, allerdings mit etwas Masse hinter seinen revolutionären Ideen. Zunächst nur als Testversion läuft seit ein paar Tagen die Suchmaschine und bereits beim ersten Versuch ist mir das Ding sympathisch. Die kennen doch tatsächlich La Palma und zwingen mich nicht, dieser Insel Schreibweisen wie La+Palma, lapalma, LaPalma oder "La Palma" aufzudrücken. Ich darf ja ehrlich sein, es gibt noch einen anderen Grund, warum mir diese Suchmaschine, trotz des fragwürdigen Elternhauses, sympathisch ist. Geben Sie doch einfach mal den Suchbegriff La Palma ein und Sie wissen was ich meine. HIER werden Sie gefunden.



Sonntag 14.11.04 - 17:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 27 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 71 % Luftdruck 1018 hPa

Nordost-Passat in Reinkultur

Tradewinds sagen die Engländer dazu, alisios nennt man hier diesen Wind und alle meinen wir das Gleiche, den Nordost-Passat. Der Ausdruck tradewinds weist auf die Zeit der großen Segelschiffe zurück, die diesen sehr stabilen Wind dazu nutzten, südlich der Kanaren in die neue Welt zu reisen und weiter im Norden wieder zurück. Der Nordost-Passat ist ein Kind des Azorenhochs, welches für den ganzen Nordatlantik das Wetter bestimmt. Hochdruckgebiete drehen sich auf der Nordhalbkugel im Uhrzeigersinn und auf Grund der Lage der kanarischen Inseln ergibt das für uns stetigen Wind aus Nordosten. Im Kern hat das Azorenhoch oftmals bis über 1040 Hektopascal, bei uns erreicht das Barometer aber meist nur noch Werte an die 1020 hPa. Das reicht aber meistens aus, um uns Tiefdruckgebiete aus West oder Nordwest vom Leibe zu halten. Wandert das Azorenhoch aber zu weit nach Norden, dann können uns atlantische Tiefdruckgebiete aus West, Südwest erreichen, so wie das Anfang dieser Woche der Fall war.

Jetzt lässt das Azorenhoch keine Frage aufkommen, wer das Wetter auf den Kanaren bestimmt. Dabei türmen sich feuchte Wolkenwände auf der Ostseite der Insel auf, stauen sich dort und regnen in Höhen über 900 Meter ab. Von der Stärke des Windes hängt es ab, ob Wolken auch bis auf die Westseite ins Aridanetal getragen werden. Dabei entstehen, bedingt durch die Topographie der Insel im Aridanetal Fallwinde, die in tückischen Böen ins Tal sausen. Diese Fallwinde nennen wir hier verniedlichend "Brisa". Ist der Wind sehr schwach, dann reichen die grell-weißen Passatwolken gerade mal an die Gipfel der Cumbre Nueva heran und es entsteht der berühmte Wolkenwasserfall, die "Cascada" über dem Grat. Jetzt aber bläst der Passat kräftig und wenn man genau beobachtet, dann kann man an der Höhe der Wolkenobergrenzen abschätzen, wie stark der Wind weht. Heute stehen die Wolken noch oberhalb der "Punta de los Roques" (2085 Meter) und sorgen für kräftigen Wind und Sonne auf der Westseite der Insel. Nachts kühlt es allerdings bei Nordost-Passat kräftig ab, heute Nacht waren es nur 16 Grad bei uns, die Sonne schafft aber dann tagsüber wieder angenehme Werte von 27 Grad. Wind, Sonne und Wolken, ein täglich erneut faszinierendes Schauspiel, zu dem diese kleine Insel immer wieder einlädt.


Passatwolken über der Punta de los Roques



Sonntag 14.11.04 - 09:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur, unerträglich 17 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 75 % Luftdruck 1018 hPa

Der Himmel muss warten

Alles was gut werden soll, dauert ein bisschen länger. Das "Grantecan" (Gran Telescopio Canarias) sollte dieses Jahr bereits in Betrieb gehen und uns ferne Welten näher bringen, aber wer hat schon Eile, wenn es um die Unendlichkeit geht. Mit dem Teleskop Grantecan, einer fast rein spanischen Investition (die Mexikaner sind auch irgendwie daran beteiligt) will sich unser Land endlich in die Weltspitze der Astrophysik vorwagen. Mit einem Primärspiegel von 11,31 Meter Durchmesser wird es das größte optische Teleskop der Welt sein und mit den Kosten von 130 Millionen auch eines der Teuersten.

Der wissenschaftliche Direktor des Projektes, José Miguel Rodríguez Espinosa, nennt jetzt einen neuen Termin, Ende 2006, erst dann soll das Observatorium mit voller Leistung fremde Welten studieren. Die Verzögerung hat viele Hintergründe, der aus 36 sechseckigen Körpern bestehende Primärspiegel ist zwar von der Firma Schott rechtzeitig fertig geworden, aber das Polieren der Einzelteile dauerte viel, viel länger als erwartet. Durch diese Verzögerung von guten zwei Jahren muss nun auch die gesamte Computertechnik neu überdacht werden, was man vor zwei Jahren noch als hypermodern bezeichnete, das ist heute schon fragwürdig und Ende 2006 sicherlich ein alter Hut. Es soll halt ganz was Feines werden auf unserem höchsten Berg und da darf man nicht hudeln oder schnell schnell machen. Vorfreude ist bekanntlich die schönste Gaudi und diesen Zustand bis ins Unendliche zu dehnen, darin macht uns keiner was vor.



Samstag 13.11.04 - 19:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 78 % Luftdruck 1016 hPa

Handys für Liliputaner

Es ist mal wieder nichts passiert auf La Palma, da darf ich mich doch mal mit einem ganz persönlichem Problem an Sie wenden. Ein Negativum meines Berufes ist, dass ich eigentlich immer erreichbar sein muss, dazu legt man sich eines dieser ungeheuerlich modernen mobilen Telefone zu und wenn man auf La Palma nicht gerade in La Laguna, auf dem Berg oder bei mir zuhause ist, dann ist man auch erreichbar. Diese quälenden Geräte haben eine mittlere Lebensdauer von 2 Jahren, geteilt durch die Häufigkeit der Benutzung durch meine Töchter als Wurfgeschoss. Ich habe jetzt inzwischen das siebte oder achte Mobiltelefon gekauft, jede Marke durchprobiert, alle waren Mist oder unseren Anforderungen nicht gewachsen. Ich weiß, dass Handys nicht dafür gebaut werden Bierflaschen öffnen zu können, aber irgendetwas sinnvolles muss so ein Stück Technik auch beherrschen.

Es war wieder soweit, Handy tot und schnell muss ein Neues her, ich kann doch meinen Gästen nicht sagen, diese Woche gibt es keine Betreuung. Da ich mich nie vor dem Kauf irgendeines Gerätes bei der Stiftung Warentest informiere, oder gar Preise vergleiche, bin ich gefundenes Kanonenfutter eines ständig wechselnden Angebotes. Das Schlimmste ist aber, dass diese Dinger immer kleiner werden und nur noch ganz wenig Modelle überhaupt telefonieren können. Farbmonitor, Klingeltöne, Photoapparat, Freisprechanlage, Satellitenortungssystem, Selbstzerstörungsmodus, da muss man sich durchbeißen durch das Angebot und dem Verkäufer klar machen, dass man ein Telefon braucht, mit dem man telefonieren kann und ab und zu mal eine Flasche Bier köpfen will. Ich lande dann immer bei irgendeinem Auslaufmodell, für welches der Verkäufer endlich einen Trottel gefunden hat. Mein neues Handy trägt in mikroskopisch kleiner Schrift den Warnhinweis, nicht an Kleinkinder unter drei Jahren abgeben, das Telefon könnte verschluckt werden. Es ist so klein, dass ich die Tasten nur noch bedienen kann, wenn ich beide Hände zu Hilfe nehme und eine Lupe zur Hand habe, eine echte Innovation und ergonomische Glanzleistung fernöstlicher Ingenieure.

Dabei könnte ich mir durchaus vorstellen, dass es eine wachsende Gruppe an Menschen gibt, die ein Mobiltelefon besitzen wollen, mit dem man ausschließlich telefonieren kann und groß genug ist, um in der Manteltasche wieder gefunden zu werden. Ich dachte da auch an ein Handy mit Wählscheibe, meine Kinder wissen gar nicht was das ist, eine Wählscheibe. Vielleicht mit einem Dynamo bestückt, rührt man an der Wählscheibe, wird der Akku, der auf dem Rücken getragen wird, gleich wieder aufgeladen. Für gewisse Gruppen alternder Männer baut man ja auch wieder Autos, die immer größer werden um fehlende körperliche Substanz mit Blech, Kohlefaser und Pferdestärken zu ersetzen. Die Handyhersteller müssten sich doch dem wachsenden demographischen Druck auch bewusst sein, wenn das so weiter geht, dann kann die überwiegende Mehrheit diese kleinen Dinger überhaupt nicht mehr sehen. Ich fordere die Wiedereinführung des bekannten Motorola-Knochens, da hat man was in der Hand, Korkenzieher und Flaschenöffner kann man auch noch integrieren und ein Sondermodell ist mit einem per Handkurbel ausfahrbaren Golfschläger versehen. Für La Palma sicher ein zukunftsträchtiges Projekt.



Samstag 13.11.04 - 09:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 17 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 75 % Luftdruck 1016 hPa

Mogelpackung "ZEC" in El Paso

Die Schaffung von Sonderhandelszonen in bestimmten Regionen der Kanaren unter dem Namen "Zona Especial Canarias", sollte Firmen auf die kanarischen Insel locken. Man bietet Steuervorteile, fordert aber dafür Investitionen und Arbeitsplätze. Eine gut gemeinte Idee, die teilweise sogar funktioniert, oft aber an den lokalen Umständen scheitert. Die räumliche Begrenzung dieser Zone auf ganz bestimmte Gebiete, macht eine flächendeckende Umsetzung dieser Idee fast unmöglich. In El Paso gibt es eine "Zona Zec", klein, fein und scheinbar unerreichbar für wirkliche Investoren.

Die ehemalige Zigarettenfabrik der "JTI", vormals Reynolds, ist das Kernstück der Sonderhandelszone und sollte mehr als 400 Arbeitsplätze nach El Paso bringen. Ein eigens gegründetes Konsortium sollte die Vergabe an interessierte Firmen regeln, eine öffentliche Ausschreibung konnte so verhindert werden, das Konsortium brachte dort ihre, nur für diesen Zweck gegründeten Firmen unter. "Sotexcan" und "Mora World Water" sind die beiden Firmen, die außer Kosten nichts als Nachrichten und heiße Luft produzieren und dafür sorgen, dass keine wirklich interessierte Firma sich dort ansiedeln kann. Allerdings stehen die beiden Firmen unter dem Schutz der alles beherrschenden politischen Gilde der Coalición Canaria, die in absoluter Mehrheit diese Insel regiert. So ist es nicht verwunderlich, dass auf der Gehaltsliste dieser Geisterfirmen sich illustre Persönlichkeiten aus dem politischen Umfeld dieser Partei tummeln. Der anders denkende Bürgermeister aus El Paso, Jesús Manuel Rodriguez wird nicht müde, immer und immer wieder auf diese Umstände hinzuweisen, aber es hört ihm keiner zu, dieses Thema ist nicht willkommen.

Dabei ist die Idee einer kanarischen Sonderhandelszone höchst interessant und wäre wohl in der Lage auch für internationale Investoren hervorragende Grundlagen zu bieten. Da denkt man an kleine Unternehmen, die in einem angenehmen Umfeld hoch spezialisierte Technik produzieren und auf die europäische Karte setzen, anstatt nach Asien oder Afrika auszuweichen. Die steuerlichen Möglichkeiten sind klar umrissen und bieten eine wirkliche Alternative, alles scheitert bislang nur an den zweifelhaften Vergabemethoden. Mehr Informationen über das mögliche Steuerparadies kanarische Inseln, kann man bei einer bayrisch-kanarischen Steuerkanzlei nachlesen. "Avanzzada" heißt diese Firma, die neuen Schwung in die "Zona-Zec" bringen will. Politische Vorbildung müsste ausreichend vorhanden sein, die Machtverhältnisse sind in Bayern ähnlich "demokratisch" gestaltet wie auf La Palma. Saludos Amigos!



Freitag 12.11.04 - 18:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 81 % Luftdruck 1015 hPa

Endemische Rebsorte

Endemisch, nachhaltig und authentisch, das sind beliebte Schlüsselwörter hier auf La Palma, wenn es darum geht, unsere Einzigartigkeit zu loben. In der Tat gibt es eine ganze Reihe an Tieren, Pflanzen und menschlichen Eigenschaften, die es nur hier auf La Palma gibt und wir werden nicht müde, diese zu preisen. Jetzt haben wir auch endlich unsere endemische Rebsorte, den "Sabro". Zwar wird auch auf den anderen Kanaren und in Andalusien eine Rebsore angebaut, die auf den Namen "Sabro" hört, aber da stimmen nur die Namen überein, die Trauben selber sind nicht miteinander verwandt. Jorge Zerolo, Agraringenieur mit Spezialgebiet Rebsorten, hat das nun untersucht und gentechnisch verbrieft, der "Sabro" aus La Palma ist einzigartig und den gibt es nur hier. Diese Sorte wird auf La Palma fast ausschließlich im Osten der Insel angebaut und liefert einen leichten und frischen Weißwein.

Wo diese Rebsorte letztendlich herkommt, Wein haben erst die Portugiesen und Spanier auf die Kanaren gebracht, das weiß man noch nicht. Zerolo hält es für unwahrscheinlich, aber nicht für unmöglich, dass unser "Sabro" eine auf La Palma entstandene Kreuzung anderer Sorten ist. Eher glaubt der Wissenschaftler, dass irgendwann mal, aus irgendeinem Fleckchen dieser Welt, wo auch Wein angebaut wird, ein paar Reben dieser Sorte nach La Palma gebracht wurden und hier dann weiterkultiviert wurden. Es gibt noch keine weltumspannende Gendatenbank für die vielen tausend Rebsorten und so wird die Suche nach dem Ursprung unseres "Sabro" ein langwieriges Geschäft. Bis dahin bleibt unser "Sabro" einzig auf der Welt und es ist doch schön, wenn es auf dieser, scheinbar bis ins Letzte erforschten Welt, noch so ein paar weiße Pünktchen auf der Landkarte des Wissens gibt. Jetzt geht gerade die Sonne agfacolorgerecht im Atlantik unter und irgendwo habe ich doch noch so eine Flasche palmerischen Urtrunk. Das ist doch was, ein bisschen Romantik, ein bisschen Kitsch und dazu eine Flasche endemisch, authentischer Philosophiebeschleuniger. Jetzt fehlt in dieser Lobhudelei nur noch das Wort "nachhaltig", das gilt für die Kopfschmerzen morgen in der Früh. Zum Wohl!



Freitag 12.11.04 - 07:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 17 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 82 % Luftdruck 1014 hPa

Schwerstarbeit für das Azorenhoch

Der angekündigte Wetterwechsel, Azorenhoch ersetzt Tiefdruckgebiet aus Südwest, hat gestern zu drastischen Situationen auf der Ostseite der Insel geführt. Bereits in den frühen Morgenstunden drehte der Wind auf Nordost und drückte die noch vorhandenen Reste des Tiefausläufers gegen die steilen Hänge der Ostseite und sorgte damit für gewaltige Niederschläge. Die Westseite bekam nur noch ein wenig Nieselregen ab, den ganzen Nachmittag schien die Sonne und man konnte von hier aus nur ahnen, was auf der anderen Seite der Insel passiert. Um die Mittagsstunden war auch der Flugverkehr davon betroffen und mehrere Charter mussten einen Zwischenstopp in Tenerife-Süd machen. Gegen 16:00 Uhr beruhigte sich die Situation und alle angekündigten Flieger konnten dann auf La Palma landen.

Auf der gesamten Ostseite La Palmas maß man gestern zwischen 40 und 100 Liter Regen pro Quadratmeter, die in wenigen Stunden fielen und manche Straßen zeitweise blockierten. Die Gemeinden sind aber gut gerüstet für solche Vorfälle und fast alle Wege konnten in kürzester Zeit wieder frei geräumt werden. Auch die Hauptstraße, die LP2, Nabelschnur der Insel die Ost und Westseite miteinander verbindet, musste kurz gesperrt werden um Felsbrocken die auf die Fahrbahn gefallen waren zu entfernen. Die Regenfälle auf der Ostseite lassen jetzt nach und kräftiger Nordostpassat sorgt dafür, dass wir zu unserer gewohnten Wettersituation zurückgefunden haben. Echte Niederschlagsrekorde meldet unsere kleine Nachbarinsel El Hierro, dort sollen innerhalb von 10 Stunden in einigen Regionen 300 Liter Regen gefallen sein. Ich kann das nicht nachprüfen, allerdings weiß ich nicht, ob alle Leute wissen, dass man einen Regenmesser nach dem Ablesen entleeren muss. - Eine kleine Randnotiz noch aus dem kanarischen Presseregenwald. Unsere regierungstreue Zeitung, "Diario de Avisos" berichtet natürlich auch über den Regen und die Verzögerungen im Flugverkehr. Dabei zeigt sich ein Berichterstatter so überzeugt von der Idee, La Palma habe eine touristische Zukunft mit Golfplätzen vor sich, dass er die ehrwürdige Fluggesellschaft "Hapag Lloyd" gleich in "Happagolf Lloyd" umbenannt hat. Nomen est Omen, der Mann hat ein Handicap und es wird Zeit, dass er endlich Golfspielen kann und sein Handicap nicht mehr in Zeitungen ausdrücken muss.



Donnerstag 11.11.04 - 19:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 2 mm, Luftfeuchte 86 % Luftdruck 1014 hPa

Zufahrt zum Nationalpark wieder offen

Viel, viel schneller als erhofft haben die Bauarbeiter es geschafft, die einzige Zufahrt in den Nationalpark Caldera de Taburiente fertig zu stellen. Nun kann man auf einer schmalen Teerstraße von Los Llanos aus über den Bergrücken "Lomo de los Caballos" wieder auf den Parkplatz in der Caldera fahren. Damit ist der erste Bauabschnitt beendet, später soll noch die Straße auf der gegenüberliegenden Seite bis Los Brecitos ebenso eine Teerdecke erhalten. Die Mietwagenverleiher auf der Insel schicken Stoßgebete der Erleichterung in Richtung Nationalparkverwaltung, der alte Feldweg hinab ins Tal der Caldera war eine echte Probe für jedes Fahrzeug. Nun kann auch wieder der Taxidienst nach Los Brecitos aufgenommen werden, vom Parkplatz im Nationalpark lässt man sich zu dem bekannten Ausgangspunkt für eine der schönsten Wanderungen der Insel bringen und läuft dann in etwa 7 Stunden durch die Caldera wieder zurück zum eigenen Wagen. Allerdings ist nach den schweren Regenfällen immer noch sehr viel Wasser im Flussbett und man sollte im Moment bei dieser Wanderung immer zwei Paar Schuhe mit sich führen. Nur ganz geübte Klettermaxen und Steinspringer schaffen es, ganz ohne nasse Füße zu bekommen, durch das Flussbett zu wandern.



Donnerstag 11.11.04 - 08:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 83 % Luftdruck 1014 hPa

Kastanien, Wein und Aspirin

San Martín, damit ist nicht der große Supermarkt in El Paso gemeint, sondern der in Frankreich und Spanien sehr verehrte Heilige, der seinerzeit sehr medienwirksam seinen Mantel mit einem vermeintlichen Bettler geteilt hat. Hier nimmt man diesen Tag zum Anlass, Wein und Kastanien zu teilen und das macht man am besten in den autonomen Rückzugsgebieten der Männer, auf La Palma unter dem Sammelbegriff "Bodega" bekannt. Eine "Bodega" hat eigentlich jeder auf La Palma, oder zumindest kennt man jemanden, der eine hat und da der heilige Martin uns auffordert zu teilen, ist es erste Bürgerpflicht an diesem Tag, jeder Einladung zu Wein und Kastanien zu folgen.

Zuerst muss natürlich der neue Wein gekostet werden, ein noch gärendes und stinkendes Etwas. Dennoch loben mehr als 20 Önologen unisono die hervorragende Zukunft dieses verdorbenen Traubensaftes, nur um schnell an die Weinvorräte des Gastgebers aus dem letzten Jahr zu gelangen. Dazu werden, in riesigen Pfannen über offenem Feuer geröstete Kastanien gereicht, die gekonnte Balance zwischen Kohlehydraten und Alkohol ist ausschlaggebend für ein weiteres Gelingen dieses Abends. Um die Last, oder die Freude des Teilens nicht einseitig zu genießen, ist es Brauch, von Bodega zu Bodega zu ziehen und bald hat man sich sogar an verdorbenen Traubensaft gewöhnt. Irgendwann ist es egal was man trinkt, es geht um das Teilen und wer ohne Glas in der Hand erwischt wird, der muss wieder neuen Wein kosten... Irgendwann räche ich mich und baue mir auch eine Bodega und dann habe ICH die Flasche in der Hand und gieße jedem der es nicht will, das Glas wieder bis zum Anschlag voll. Herrlich ist das Leben auf La Palma, manchmal schmerzhaft, aber seit dem der liebe Gott das Aspirin erfunden hat, gibt es auch noch ein Leben nach San Martín.



Mittwoch 10.11.04 - 17:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 27 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 81 % Luftdruck 1011 hPa

ADSL für alle Gemeinden der Insel

Nur zögerlich will man die guten Nachrichten der Telefonica glauben, alle Gemeinden dieser Insel können jetzt auch per ADSL ins Internet und damit wird wohl das Zeitalter der surrenden Modems auf La Palma langsam enden. Nachdem die Telefonica, ohne jeglichen Aufpreis die Übertragungsgeschwindigkeiten verdoppelt hat, (stimmt wirklich!) glaubt man ja wieder an die Dienstleistungen unseres Festnetzversorgers. Das hängt sicherlich auch mit der Inbetriebnahme des neuen optischen Glasfaserkabels "Telapa" zusammen, welches uns nun direkt mit Tenerife und damit der großen weiten Welt verbindet. Vier Millionen Euro hat sich die Telefonica diese Investition kosten lassen und setzt dabei auf einen Wachstumsmarkt auf der Insel. Allein zwischen Dezember 2003 und August 2004 ist die Zahl der ADSL Anschlüsse auf La Palma um 45% angestiegen.

Allerdings steht dieses fortschrittliche Bemühen im krassen Gegensatz zu einem weiterhin ungelösten Problem. In einigen ländlichen Gebieten erhält man einfach keinen Festnetzanschluss, da zeigt sich die Telefonica wieder unverständlich zugeknöpft. In vielen Regionen des telefonischen Kernschattens spricht man jetzt von Wireless-Lan als Möglichkeit auch ohne Festnetz ins Reich der wilden Datenströme zu gelangen. Das ist sicher lustig zum daddeln und wem es nichts ausmacht, dass dann Emails eher einem öffentlichen Rundbrief gleichen, der kann das machen. Als wirkliche Alternative kann das für Leute, die ihren Rechner auch beruflich nutzen, natürlich nicht gelten. Früher hieß es in den Immobilienanzeigen immer: Haus mit Wasser und Strom, inzwischen heißt es: Festnetzanschluss mit Wasser, Strom und Wohnhaus zu verkaufen. Bei den Kontaktanzeigen hat sich auch einiges getan, da steht dann schon mal geschrieben: Liebevolle und kommunikative Mittzwanzigerin, sucht Ihn, ab 78 Jahre mit Festnetzanschluss. Bitte nur ernst gemeinte Zuschriften und unbedingt Kopie der letzten Telefonrechnung beifügen.



Mittwoch 10.11.04 - 08:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 3 mm, Luftfeuchte 80 % Luftdruck 1011 hPa

Das Tief ist (fast) durch

Noch will sich der deftige atlantische Tiefausläufer der die letzten drei Tage unser Wetter bestimmte nicht gänzlich verabschieden, aber es sind aussichtslose Rückzugsgefechte gegen das erneut heranstürmende Azorenhoch. Heute wird der Wind bereits auf Süd -Südost drehen um dann am Donnerstag endgültig wieder aus der richtigen Richtung zu wehen, Nordost. Das Tief brachte auf der Westseite La Palmas insgesamt an die 100 mm Niederschlag in zwei Tagen. Das ist viel Wasser und die Landwirtschaft dankt genauso, wie die Landschaft. Kaum Wind und gut verteilte Niederschläge sind die durchweg positive Bilanz, der Regen fiel langsam genug, um dem Boden die Möglichkeit zu geben, das begehrte Nass aufzunehmen. La Palma präsentiert sich nun in einem frischen Grün, welches fast aufdringlich wirkt. Woher unser Beiname "Grüne Insel" kommt, ist in diesen Tagen keine Frage mehr.

Solche Wetterlagen bringen natürlich auch immer Unannehmlichkeiten für die Gäste der Insel. Der abendliche Tropfen Rotwein muss von der Terrasse in das Ferienhaus verlegt werden und wer die letzten beiden Tage dann tagsüber auf der Suche nach Sonne war, der wurde bis auf wenige Augenblicke im Westen und Nordwesten der Insel enttäuscht. Bei so wenig Wind verwischen die topographischen Unterschiede beider Inselseiten, auf der Ostseite regnete es zwar weniger, dafür hingen dicke Nebelbänke über der Landschaft. Ich bin sonst nicht verlegen, Gästen Inselregionen zu nennen wo man Sonne findet, aber gestern und vorgestern sind mir einfach die Himmelsrichtungen ausgegangen.

Die Probleme mit den Flugverbindungen hielten sich in Grenzen, lediglich 2 Charter mussten kurzfristig nach Tenerife-Süd umgeleitet werden, bis sich das Wetter auf La Palma wieder aufklarte. Pech hatten nur die interinsularen Verbindungen zwischen Tenerife-Nord und La Palma. Erst war bei uns zu viel Nebel, später als es auf La Palma wieder klar wurde, wurde der Nordflughafen Tenerifes gesperrt, aus dem gleichen Grund. Die Passagiere mussten nun mit Bussen zum Südflughafen gebracht werden und gegen 22.30 landete die letzte Maschine auf La Palma. Noch vor Mitternacht waren dann alle Gäste in ihren Ferienhäusern, für alle ein langer Tag, mit einem guten Ende. Ein ganz besonderer Dank geht dabei an José von der Autovermietung Yanes. Der harrt geduldig und ohne jegliches Murren auch bis Mitternacht am Flughafen aus. Das Ausharren ist sein Beruf, dass er dabei aber nicht jammert, meckert und seinem verdorbenen Feierabend nachtrauert, ist sein Vermögen von dem wir lernen können.



Dienstag 09.11.04 - 19:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 80 % Luftdruck 1010 hPa

Druck gegen weiteres Hotel in Fuencaliente wächst

Der Bürgermeister der südlichsten Gemeinde hatte vor Wochen lapidar mitgeteilt, dass er sich mit den Promotoren bereits einig ist, ein weiteres Hotel im Ortsteil Los Quemados errichten zu lassen. Es sei alles besprochen, das Gelände ausgesucht, nun will man die bürokratischen Erfordernisse angehen. Dabei hat Pedro Nolasco Pérez weder die Bürger der Gemeinde gefragt und auch nicht die Geschäftsleute. Darüber hinaus liegt das Gebiet in dem das neue Hotel hin soll auch noch in einem Naturschutzgebiet. Argumente für mindestens ein weiteres Hotel in Fuencaliente sind seitens des Bürgermeister immer die gleichen. Arbeitsplätze und Wohlstand für die Gemeinde. Dass es überhaupt keinen Bedarf gibt für ein weiteres Hotel, Gäste kann man nun mal nicht klonen, wird ignoriert.

Nun wird es aber langsam einsam um den wackeren Fortschrittsdenker. Erst brachten Bürger von Fuencaliente deutlich zum Ausdruck, dass sie kein weiteres Hotel haben wollen und schon gar nicht im Naturschutzgebiet. Danach schlossen sich die bürgerlichen Räte der Partido Popular diesem Protest an und nun meckert auch die Coalición Canaria gegen die ehrgeizigen Pläne. Gustavo Pestana Pérez, Sprecher für Tourismus und Umweltfragen der Coalición Canaria in Fuencaliente stellt sich nun auch öffentlich gegen diese Pläne. Arbeitsplätze sei nur ein Vorwand, das Megahotel Princess beschäftigt lediglich 20 Leute aus dem Ort, er vermutet andere Interessen seitens des Bürgermeisters an der Idee, weitere Hotels in der Gemeinde zu errichten. Darüber brauchen wir jetzt nicht zu spekulieren, aber immerhin, die ersten Politiker auf dieser Insel haben die Augen aufgemacht und vielleicht ist so viel Vernunft ja ansteckend und man kommt irgendwann auf die Idee, wieder Brötchen zu backen die klein genug sind für unsere Bedürfnisse.



Dienstag 09.11.04 - 08:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 44 mm, Luftfeuchte 79 % Luftdruck 1010 hPa

First Contact

Seit gestern ist La Palma auf der Suche nach außerirdischem Leben und das höchst professionell und international anerkannt. Wir begehen die Woche der Wissenschaft und Technologie.Das kanarische astrophysikalische Institut und weitere Institutionen bereichern uns mit einer Woche voller Programm, alles dreht sich um ein Thema : Sind wir alleine im Universum? Seit gestern, bis zum Sonntag dem 14. November, finden mehrere Vorträge, Diskussionsveranstaltungen, aber auch jede Menge Kino zu diesem Thema statt. Die Bevölkerung ist herzlich aufgerufen, sich an der Suche nach außerirdischem Leben zu machen. Ein "UFO" heißt hier übrigens "OVNI" (objeto volante no identificado) und wer dieser Tage eines findet, möchte es bitte im "Convento San Francisco" in der Hauptstadt abgeben. Dort finden die meisten Veranstaltungen im Rahmen der Wissenschaftswoche statt.

Das Programm ist aber nicht nur höchst wissenschaftlich gehalten, sondern bunt gestaltet um für alle interessant zu sein. Es werden viele Filme dieses Genre gezeigt und man bietet philosophische Diskussionsrunden an, langweilig wird es sicherlich nicht werden. Die Theatertruppe "Tal Cual Troupe" tingelt auch mit diesem Thema über die Insel und will die Menschen auf ihre Art auffordern, sich Gedanken über die Grenzen des Horizontes hinaus zu machen. Es sind derart viele Veranstaltungen, dass ich diese hier nicht alle aufführen kann. Das "IAC" (Instituto de Astrofísica de Canarias) stellt aber im Netz eine PDF-Datei zur Verfügung mit allen Programmpunkten. Für Palmeros ist die Frage, ob es Leben außerhalb IHRES Universums gibt, übrigens längst beantwortet. Wir wissen, dass die anderen Kanareninseln auch bevölkert sind und wer im Winter kurze Hosen trägt, der kann von dieser Welt nicht sein.



Montag 08.11.04 - 16:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 38 mm, Luftfeuchte 76 % Luftdruck 1009 hPa

Lebensfeindliche Umstände

Welche Dramen sich im Moment auf La Palma abspielen, davon kann sich niemand ein Bild machen, der nicht hier vor Ort die klirrende Kälte von 19 (in Worten neunzehn!) Grad ertragen muss. Steigen tagsüber die Temperaturen nicht über die 20 Grad Marke und es regnet, dann sind alle Palmeros auf einen Schlag krank und jeder hustet und schnupft derart, dass alleine davon die Luftfeuchtigkeit weiter ansteigt. Wir leiden auch nie an Erkältung, wir haben immer sofort die Grippe, mit profanen Erkältungskrankheiten geben wir uns nicht ab. Man sieht jetzt vermummte Gestalten durch den Ort laufen, die nur zwei Ziele kennen, Gesundheitszentrum und ordentlich Paracetamol abholen, dann nach Hause und sofort ins Bett.

Im Gesundheitszentrum versucht man den Ansturm der geplagten Bevölkerung nur noch anfangs zu kanalisieren, inzwischen liegen Blanko-Rezeptformulare aus und jeder schwerkranke Bürger kann sich unbürokratisch selbst helfen. Die beiden Ärzte, die an normalen Tagen in El Paso Dienst tun, haben schwere Grippe und sind kaum noch ansprechbar. Vor der Elektroabteilung des Supermarktes spielen sich dramatische Szenen ab. Mehrere hundert Bürger bewerfen sich mit prall gefüllten Tempotaschentüchern und versuchen so an die beiden letzten auf der Insel noch frei verkäuflichen Heizlüfter zu kommen. Rufe nach dem Bürgermeister und der Nationalgarde werden laut, einen Bürgermeister haben wir, das mit der Nationalgarde war wohl eine Verwechslung, aber das kann im Fieberkoma schon mal passieren. Der Bürgermeister kommt und spaltet die Massen, kann vor Grippe kaum noch sprechen, es gelingt ihm aber doch noch den Notstand auszurufen, bevor er von einem Fieberanfall geschwächt in die nahe Cafeteria flüchten muss.

Vollends aus den Fugen gerät die Situation, als aus dem Bus der aus der Hauptstadt kommt ein Touristenpärchen tritt, mit kurzen Hosen und Sandalen bekleidet, ohne irgendwelche Anzeichen von Erfrierungen an den entblößten Extremitäten. Diese teuflische Missachtung unseres kulturellen und historischen Erbes kann nicht hingenommen werden und der schnell einberufene Rat zur Wahrung des kollektiven Leidens hat die sofortige Ausweisung der beiden Exhibitionisten gefordert. Die Einwände einiger besonnener Bürger, bei denen das Paracetamol schon wirkt, die Gäste kämen aus einem Land in dem sich im Winter der Aggregatszustand von Wasser ändert und die bei 19 Grad immer Striptease machen, verhallen ungehört. Wir haben Grippe, leiden unendlich, was interessieren uns da die Riten und Brauchtümer unzivilisierter Nordmenschen die Frostschutzmittel in ihren Venen haben müssen.

Langsam setzt sich die dumpfe Glocke des Paracetamol über den Volkszorn und die beiden bemitleidenswerten Gäste dürfen, nachdem sie sich ordentlich bekleidet haben und auf meinen Ratschlag hin angefangen haben zu hüsteln, doch noch ihren Weg fortsetzen. Wir neigen ja nicht prinzipiell zur Gewalt, aber bei Temperaturen tagsüber unter 20 Grad, ist die Hemmschwelle doch schon sehr viel geringer. Eine weitere Tatsache ist mir noch aufgefallen, Männer trifft diese inselweite Krankheit deutlich heftiger als Frauen. Als wir endlich wieder zuhause sind und mein Stöhnen beim Öffnen des nächsten Beutels Paracetamol etwas lauter wurde, da fauchten mich meine drei Frauen an: Reiß dich zusammen, wir sind auch erkältet und jammern nicht so wie du! Wenn die wüssten, wie wir Männer leiden können und von wegen Erkältung, wir Männer können keine Erkältung haben, wir haben immer Grippe.

So viel mangelnde Solidarität innerhalb der Familie treibt mich schmollend ins Büro. Berge von Taschentüchern versperren inzwischen den Blick auf den Monitor, der Heizlüfter steht auf Stufe "Finnische Sauna" und ich verfluche die mangelnde Versorgungslage auf La Palma mit langen Unterhosen. Sie wissen schon, Schiesser Feinripp lang und grau. Es gibt halt doch noch nicht alles auf La Palma. Allen diese Woche anreisenden Gästen sei noch geraten, bloß keine kurzen Hosen bei der Ankunft zu tragen, es könnte zu Missverständnissen kommen. Ein bisschen Mitleid für uns wäre auch nicht schlecht. Ganz beliebt können Sie sich jedoch machen, wenn Sie aus reiner Solidarität gleich einen Schnupfen, (bei Männern Grippe) mitbringen. Ab Donnerstag, vielleicht schon Mittwoch, soll ja dann wieder die Sonne all unsere Leiden vergessen machen



Montag 08.11.04 - 08:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 74 % Luftdruck 1008 hPa

Weltbiosphärenreservatsverkaufsgespräche

Es geht mal wieder um den kleinen Aufkleber und den daraus erhofften Segen für eine florierende Exportwirtschaft endemischer Produkte. Man tut sich immer noch schwer, welche unserer traditionell hergestellten Köstlichkeiten, denn nun das begehrte Siegel tragen dürfen und wer draußen bleiben muss. Ich erinnere nur an den, immer noch stattfindenden Ziegenkäsestreit der reinen Rasse. Da wollen einige Puristen aus dem Lager der Käseproduzenten erreichen, dass nur Käse dieses Siegel tragen darf, wenn die dafür verwendete Milch ausschließlich von Ziegen stammt, die der heimischen Rasse "raza palmera" angehört. Das würde aber 75% der Produzenten ohne Siegel dastehen lassen, weil auf La Palma schon seit Jahrzehnten auch Ziegen anderer Rassen ihre Milch für unseren Käse spenden.

Einig ist man sich nun bei Zigarren, Honig und Gofio. Letzteres Grundnahrungsmittel unserer Ureinwohner, geröstetes Getreide, geht nun in den Export nach Miami. (Spötter behaupten, das Gofio wird in die vielen Altersheime dort gekarrt und als kaufreies Brot angeboten). Zigarren und der Honig aus La Palma werden nach Aussagen der Lord Siegelbewahrer nach Bulgarien verkauft. Das hat mich auch gewundert, dass gerade Bulgarien unsere "Puros" ordert und sich unseren Honig aus dem Stoffwechselendprodukt endemischer Bienen aufs Brot schmiert. Natürlich soll uns jeder Kunde recht sein, es müsste doch aber einfach und billig sein, einen mitteleuropäischen Importeur unserer Waren zu finden, der auch den deutschen Markt öffnet. Insgesamt will man 15 - 20 Produkte mit dem Siegel des UNESCO -Weltbiosphärenreservat schmücken, Salz und das Wasser der Insel werden sicher noch dazukommen, ob die Bananen auch dabei sein werden, darüber wird noch diskutiert.


Weltbiosphärenreservat La Palma



Sonntag 07.11.04 - 17:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 75 % Luftdruck 1009 hPa

Da braut sich was zusammen

Das große Tiefdruckgebiet auf dem Nordatlantik hat sich zwar abgeschwächt, wird uns aber dennoch erreichen. Ein starkes Hoch über der iberischen Halbinsel sorgt dafür, dass dieses Tiefdruckgebiet nicht nach Norden ausweichen kann. Noch ist der Wind sehr südlich, wird aber wohl weiter auf West drehen und dann kommt der ersehnte Regen auch zu uns auf die Westseite. Es ist nicht abzusehen, wie heftig es regnen wird, das hängt von vielen lokalen Faktoren ab. Allerdings sind die Wolkenbänke auf dem Satellitenbild schon hübsch-hässlich dicht. Da keine heftigen Winde gemeldet werden, brauchen wir aber kein Unwetter befürchten, wie das schon mehrmals der Fall war, wenn uns atlantische Tiefdruckgebiete aus Südwest erreichen. Im Laufe des Montags erwarten wir die ersten Niederschläge.

Diese Wetterlage hat nichts mit den enormen Regenmengen zu tun, die vor drei Tagen den Nordosten der Insel zeitweise fast ertränkt haben. Diese ganz schweren Regenfälle treten bei dem Phänomen Kaltlufttropfen auf und ganz lokal können dann sintflutartige Niederschläge auftreten. Das kommt daher, solch ein Kaltlufttropfen bewegt sich kaum, sondern lässt den Schauer stationär über Stunden auf die gleiche Region abregnen. Ein "richtiges Tiefdruckgebiet" aber bewegt sich und sorgt dafür, dass die Niederschlagsmengen besser verteilt werden. Da kann zwar dann auch mal ein heftiger Schauer kommen, aber diese sind meist nur von kurzer Dauer und schaffen es nicht solche Wassermassen auf ein und dieselbe Stelle abregnen zu lassen, wie es ein Kaltlufttropfen schafft. Um jetzt allen in dieser Woche anreisenden Gästen keine schlechte Laune zu erlauben sei gesagt, man erwartet ab Donnerstag der kommenden Woche dann wieder die Rückkehr zu unserem normalen Wetter, Hochdruck und Nordostpassat.



Sonntag 07.11.04 - 09:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 72 % Luftdruck 1009 hPa

Bärenkrebs und Kugelfisch

Die marine Schutzzone vor der Westseite der Insel meldet spürbare Erfolge und macht das an zwei, in unseren Gewässern selten gewordenen Spezies fest. Die "langosta canaria" (Scyllarides latus), auf deutsch der große Bärenkrebs und ein mit dem Kugelfisch verwandter Meeresbewohner den man hier "tamboril espinoso" (Chilomycterus reticulatus) nennt, tauchen in dieser seit 2001 bestehenden Schutzzone wieder häufiger auf (und unter). Die Anzahl dieser skurrilen Meeresbewohner hat sich in dieser relativ kurzen Zeit mehr als verdoppelt, berichten die begeisterten Wissenschaftler. Auch wenn die marine Schutzzone eigentlich zum Schutz der Fischer gedacht ist, - man soll später mal wieder mehr fangen können, - tummeln sich inzwischen die Meeresbiologen an unserer Westseite um diese einmalige Gelegenheit auszunutzen.

Federführend bei der Beobachtung dieser Schutzzone ist die Universität Las Palmas de Gran Canaria, die auch die notwendige Technik stellt. An der Südspitze unserer Insel hat man den gerade in Restaurierung befindlichen alten Leuchtturm dafür auserkoren, irgendwann mal die Forschungsergebnisse auch dem öffentlichen Publikum zugängig zu machen. Ob man dann im nahen Restaurant Bärenkrebssuppe und Kugelfischgallenblasen serviert bekommt, das ist noch nicht raus. Die marine Schutzzone ist 3.700 Hektar groß und reicht von "Charco Verde" bei Puerto de Naos bis nach "Punta Gruesa", etwa einen Kilometer vor der Südspitze La Palmas.



Samstag 06.11.04 - 17:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 75 % Luftdruck 1008 hPa

Raubkopierer in Los Llanos festgenommen

Ein 29 jährigere Llanense (so nennt man die Bürger der Westseitenmetropole) betrieb einen florierenden Handel mit Raubkopien auf CD und DVD aller nur erdenklicher Programme. Der Mann war ohne großes Schuldbewusstsein und vertrieb seine heiße Ware so öffentlich, dass die Polizei nicht mehr vorbeisehen konnte. Bei der anschließenden Hausdurchsuchung fand man 1.800 Datenträger, fertig zum Verkauf und alle hübsch beschriftet. Das ist ein bisschen happig, die Polizei gibt den möglichen Schaden mit 180.000 Euro an, da müsste man aber dann wohl den Preis von Originalprogrammen zu Grunde legen, eine Summe die der unvorsichtige Dauerbrenner wohl nie dafür erhalten hätte.

Einen sehr interessanten Artikel zum Thema Spanien und Europa haben ich heute in der Onlineausgabe des Spiegel gefunden. HIER können Sie lesen, dass Zapatero zum flotten Dreier mit Frankreich und Deutschland bereit ist. (Der Link gilt wohl nur kurz, der Spiegel verschiebt seine Dateien sehr häufig.) Ich freue mich, dass der Spiegel die neue Rolle Spaniens für Europa treffend beschreibt. Die war auch nötig, wir hatten viel Nachholbedarf nach acht Jahren Buhlerei mit den USA. Unser ewig lächelnder Zapatero hat immer noch nichts an Geschwindigkeit verloren, mit der er durch das Land reformiert, aber manchen geht das Tempo fast zu schnell. In der "La Vanguardia" habe ich einen schönen Satz zu unserem, manchmal mit naiver Freude regierenden Zapatero, gefunden. Ein Journalist, dessen Namen ich nicht mehr weiß sagte über unseren Ministerpräsidenten: "Zapatero ist der einzige Politiker auf der Welt, der das was er sagt, selber auch glaubt."



Samstag 06.11.04 - 08:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 74 % Luftdruck 1010 hPa

Zufahrt in die Caldera noch bis Ende November limitiert

Momentan findet der erste Bauabschnitt zur Asphaltierung des Weges vom Lomo de los Caballos (die Einfahrt zur Caldera oberhalb von Los Llanos) nach Los Brecitos statt. Zunächst wird nur das Stück bis zum Parkplatz in der Caldera selbst befestigt, der zweite Abschnitt vom Parkplatz nach Los Brecitos wird wohl erst in den kommenden Jahren ausgeführt. Auf jeden Fall bis Ende November ist nun wochentags der Weg nur noch zu Fuß machbar. Am Wochenende darf man auch wieder mit dem Auto runter zum Parkplatz kutschieren. Die Shuttle-Taxis die dort unten im Flussbett warten und Wanderer bis nach Los Brecitos bringen, können im Moment also auch nur am Wochenende ihre Dienste anbieten.

Spätestens wenn der gesamte Weg nach Los Brecitos geteert ist, wird der Zugang per Fahrzeug in die Caldera streng limitiert werden. In einem Gespräch mit dem Direktor des Nationalparks erklärte er mir, dass man sich wohl bewusst ist, wenn man die Straße asphaltiert, jede Menge an motorisiertem Tourismus in die Kernzone des Schutzgebietes holt. Dazu hat man vor, den Zugang für private Fahrzeuge gänzlich zu sperren und einen Busdienst einzurichten, der von einem neu zu schaffenden Parkplatz dann die Wanderer und Naturliebhaber in den Nationalpark fährt. Wann das geschieht und wie das organisiert wird, das ist noch nicht raus. Die Befürchtungen, dass die Caldera zur öffentlichen Vergnügungspiste für Autofanatiker wird, ist aber nun vom Tisch. Auf meine Frage, warum man dann nicht einfach alles so lässt wie es ist, konnte er mir auch keine Antwort geben.



Freitag 05.11.04 - 16:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 24 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 75 % Luftdruck 1011 hPa

Die Brücke hält

Gestern fand die Belastungsprobe für die neue Riesenbrücke bei Los Sauces statt. Man brauchte dazu 30 LKW, die alle 26 Tonnen Gewicht haben und das soll gar nicht so einfach gewesen sein, diese Fahrzeuge auf La Palma zusammen zu trommeln. Es hat aber geklappt und nun ist die technische Belastungsprobe erfolgreich verlaufen. Die Schwierigkeit war, LKW zu finden, die wirklich alle gleich schwer sind, sonst hätte die Prüfung keine Wertigkeit. Man behalf sich nun mit Fahrmischern und bei denen, die zuwenig wogen, füllte man die Trommel so lange mit Wasser, bis das Gewicht wieder stimmte. Die LKW standen aber nicht nur auf der Brücke herum, sondern es mussten auch Tests bestanden werden, bei denen sich die Last mit verschiedenen Geschwindigkeiten bewegt.

Die Brücke ist 357 Meter lang und erhebt sich 150 Meter über den Grund des Barranco de Agua. Es soll damit die längste Einbogenbrücke Europas sein, das versichern unsere stolzen Ingenieure und Politiker. Eine Aussage die ich nicht nachprüfen kann, aber Rekorde glaube ich immer gern. Nach der bestandenen Probe bleiben aber noch genug weitere kleine Arbeiten, die eine Eröffnung für das Publikum noch bis Jahresende hinauszögern. Die Brücke von Los Tilos schließt die Erneuerung der Trasse Santa Cruz - Barlovento ab. An dieser neuen Trasse arbeitet man seit 14 Jahren und endlich stehen wir kurz vor der Vollendung. Auch wenn die Brücke selbst, lediglich einen Zeitgewinn von wenigen Minuten verspricht, die Gesamtfahrzeit von Santa Cruz nach Barlovento verkürzt sich durch die Verbesserungen an der Straße um eine gute halbe Stunde.

In eigener Sache. Das Kalenderblatt für den Oktober ist nach langer Verspätung fertig. Das lag an mir und meiner fehlenden Zeit, da wir jetzt in der Saison stecken und ich ab und zu auch noch Geld verdienen muss. HIER können Sie das Kalenderblatt aufschlagen.


Brücke von Los Tilos im Norden von La Palma




Freitag 05.11.04 -07:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 76 % Luftdruck 1013 hPa

110 Millimeter Niederschlag in einer Stunde

Dramatischer können die Unterschiede zwischen den klimatologischen Bedingungen der Ost und Westseite der Insel nicht gezeigt werden. Der gestern bereits erwähnte Kaltlufttropfen hinterließ in den nordöstlichen Gemeinden der Insel bis zu 110 Millimeter Niederschlag in nur einer Stunde. Das sind gewaltige Mengen und es ist verwunderlich, dass alles ganz glimpflich ablief. Auf der Westseite dagegen fiel überhaupt kein Regen. Es gab einige Erdrutsche aber mit geringem Ausmaß, die in kürzester Zeit von Radladern wieder von der Straße geräumt werden konnten. In der Hauptstadt kam der Verkehr kurz zum Erliegen, viele Autofahrer wagten es nicht, durch die riesigen Pfützen zu fahren, man kann ja nicht wissen, wie tief diese sind. Da die Insel so steil ist, läuft das Wasser aber auch in Rekordgeschwindigkeit wieder ab. Das ist praktisch um den Normalzustand wieder herzustellen, sorgt aber auch für enorme Erosion. Die mächtigen Schluchten (Barrancos) der Insel sind ein eindeutiges Zeichen für dieses gravierende Problem La Palmas. Heute kann es noch mal zu Niederschlägen im Nordosten der Insel kommen und jeder Ausflügler ist gut beraten, diese schöne Zone der Insel lieber einen anderen Tag zu besuchen.



Donnerstag 04.11.04 -18:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 24 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 80 % Luftdruck 1014 hPa

Weinlese auf La Palma abgeschlossen

Jedes Jahr in der ersten Novemberwoche geht traditionell die Weinlese zu Ende. Die Winzer der hohen Lagen aus Tijarafe und Puntagorda sind immer die letzten, welche die Früchte ihrer Arbeit in die Pressen schicken. Nach dem verheerenden Calima dieses Sommers war es klar, dass die Ernte geringer ausfallen würde als noch im vergangenen Jahr. 1.150.000 Kilo Trauben konnte man dieses Jahr auf der Insel ernten, 30% weniger als noch im vergangenen Jahr. Dabei hat sich die Weinanbaufläche sogar noch erhöht und man rechnete, vor dem Calima, sogar mit einer Menge von 1.700.000 Kilo.

Die Schäden in den Weinanbaugebieten waren sehr unterschiedlich. Die höheren Zonen von Mazo, Fuencaliente und Las Manchas waren am heftigsten betroffen, dort gab es Ausfälle die über die 50% Marke reichen. Der berühmte Malvasia ist fast völlig zerstört und für die paar Flaschen, die es aus dem Jahrgang 2004 geben wird, kann man sich heute schon anstellen. Dagegen ist der Norden der Insel fast völlig verschont geblieben von etwaigen Schäden und man meldet von dort auch höchste Qualität der geernteten Trauben, so dass wir uns doch wieder auf nächstes Jahr freuen können und die phantastischen Weißweine aus Tijarafe und Puntagorda. Die Preise werden wohl leicht anziehen, Angebot und Nachfrage regeln auch auf La Palma den Preis beim Wein. Sorge macht nun wieder die Angst vor Panschereien, nicht nur einmal haben manche, meist kleinere Betriebe, billigen Süßmost aus Italien geordert und hier in teuren palmerischen Wein verwandelt. Die großen Produzenten die das hehre "DOC" auf ihren Flaschen präsentieren haben das natürlich noch nie gemacht, sagen sie. Manchmal wundert mich allerdings schon, wie viel Wein es von einer ganz bestimmten Sorte gibt, wenn man etwa weiß, wie viel Anbaufläche zur Verfügung steht. Das muss so sein, wie mit dem Büffelmozzarella aus Italien. Da muss jede Kuh ein Büffel sein, um so viel original Mozzarella herzustellen. Gemerkt hat es eh noch niemand am Geschmack und da mir nur die Rückverwandlung von Wein in Wasser gelingt, kann ich dazu keine Expertenmeinung abgeben.

Heute gab es mal wieder ein sehr anschauliches Beispiel, wie unterschiedlich das Wetter bei uns auf den beiden Inselseiten sein kann. Ein Kaltlufttropfen sorgte dafür, dass im Norden der Insel Sturzbäche an Wasser vom Himmel fielen und hier auf der Westseite, keine 15 Kilometer entfernt, scheint die Sonne. Das kann sich aber schon ab Sonntag/Montag drehen, da kann uns auf der Westseite ein großes Tief erreichen, welches gerade den Nordatlantik zu überqueren beginnt.



Donnerstag 04.11.04 - 08:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 78 % Luftdruck 1017 hPa

Mein Heiliger ist besser als deiner

Im Kleinen sind wir groß und es ist herrlich mit anzusehen, wenn Don Camillo und Peppone auch heute noch auf dieser Welt ihre Runden drehen. Protagonisten sind, die Inselregierung, die mit Ihrer Heiligen Jungfrau vom Schnee (Virgen de las Nieves) auf der einen Seite und der Bürgermeister von Tazacorte mit seinem Heiligen Michael (San Miguel Arcángel) auf der anderen Seite. Es geht um einen weiteren inselweiten Feiertag, die Inselregierung hat den fünften August, eben den Tag der Virgen de las Nieves dazu ausersehen. Das ist schön, wer mag keine Feiertage und die besagte Jungfrau ist sicherlich die bekannteste und berühmteste Figur aus der Astralwelt unserer Insel.

Das sieht Ángel Pablo Rodríguez Martín, bekanntermaßen streitbarer Bürgermeister von Tazacorte, ganz anders. Der wichtigste Heilige ist San Miguel Arcángel, der ist ja immerhin auch Namensgeber dieser Insel, die offiziell San Miguel de La Palma heißt. Der 29. September, der Tag des heiligen Michel ist bislang auch kein inselweiter Feiertag, sondern wird nur in Tazacorte gefeiert und alle Versuche, diesen Tag für die gesamte Insel frei zu schaufeln sind bislang gescheitert. In diesem Hickhack kommt auch wieder die ewige Rivalität von Ost und Westseite dazu und jeder pocht auf seine Rekorde, Heilige und Traditionen. In den Geschichten von Don Camillo und Peppone gab es ja auch immer ein Happy End und mir fällt da eine ganz pragmatische Lösung ein. Feiertage kann man doch nie genug haben...



Mittwoch 03.11.04 - 16:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 79 % Luftdruck 1015 hPa

Die Caldera-Briefmarke ist da

Lange war das gute Stück angekündigt, jetzt ist sie endlich da, die Briefmarke als Geburtstagsaufmerksamkeit für 50 Jahre Nationalpark Caldera de Taburiente. Bei der ersten Lieferung ging allerdings noch etwas schief, die sind alle ein bisschen feucht geworden und kleben nicht mehr so richtig, aber auf der Post hat man uns versprochen, bald kommt die neue Lieferung. Die spanische Post hat sich dabei auch noch einen kleinen marktwirtschaftlichen Gag einfallen lassen, der Wert von 77 Cent übersteigt die Kosten eines normalen Briefes, oder Postkarte um 25 Cent. Macht nichts, das soll uns diese Pretiose wert sein, es kommt nicht alle Tage vor, dass es eine Briefmarke aus La Palma gibt.

Die Feierlichkeiten zum 50. Geburtstag gehen noch weiter mit einer sehr interessanten Vortragsreihe. Alle 13 Direktoren der spanischen Nationalparks sind auf der Insel und halten einen Vortrag zu einem bestimmten Thema in Sachen Nationalpark. Am heutigen Mittwoch um 17:00, 18:30 und 20:00, sowie Donnerstag, Freitag und dann noch mal kommenden Dienstag wieder, immer zu den gleichen Zeiten. Das Ganze findet im Kulturhaus von El Paso statt, schräg gegenüber dem Rathaus. Der interessanteste Vortrag wird sicherlich am nächsten Dienstag vom Direktor unseres Nationalparks selber sein. Àngel Palomares Martinez wird uns über die endemische Flora und deren Bedrohung durch jegliche Veränderung ihres Lebensraums berichten. Dieser Vortrag beginnt bereits um 17:00 Uhr. Da zur gleichen Zeit auch der Nationalpark Teide auf Tenerife seinen Geburtstag mit der gleichen Vortragsserie feiert, müssen die Direktoren fleißig fliegen die nächsten Tage.


Briefmarke, 50 Jahre Nationalpark Caldera de Taburiente



Mittwoch 03.11.04 - 08:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 17 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 76 % Luftdruck 1016 hPa

Weinstraße für La Palma

Eine wirklich gute Idee steht nun kurz vor der Vollendung. Auf dem Wanderwegenetz der Insel soll zusätzlich eine Weinroute entstehen und den Weg zur nächsten Bodega zeigen. Zusätzlich werden Informationstafeln aufgestellt mit Erklärungen über die Charakteristika der Weine der betreffenden Region. Alle Gemeinden der Insel in denen Wein angebaut wird nehmen daran teil und man erhofft sich einen weiteren Anstieg des Bekanntheitsgrades unserer Weine. Allerdings sollten die Wanderer beachten, dass man tunlichst am Ende der geplanten Tour dem Lockruf einer Bodega folgt, sonst wird die Route zwar lustig, aber ziemlich kurz.

La Palma ist ein sehr interessantes Weinanbaugebiet, von Höhen ab 100 Meter bis hinauf auf 1.400 Meter werden hier Trauben angebaut und man kann, je nach Lage und Rebsorte, ganz unterschiedliche Geschmacksrichtungen antreffen. Vor Jahren hat man auch ein "DOC" eingeführt, "Denominación de Origen de Vinos de La Palma" und ist sehr erfolgreich dabei. Der Absatz von Markenwein steigt jedes Jahr an und immer mehr Winzer schließen sich den großen Bodegas an, um dort ihre Trauben abzuliefern. Mit in Flaschen abgefülltem Wein kann man einfach mehr Ertrag erzielen und immer mehr Verbraucher greifen zu den namhaften Marken dieser Insel, ganz einfach um sicher zu sein, den nächsten Tag ohne ein häufig verkauftes Bayer-Produkt zu überstehen. 18 große Bodegas gibt es inzwischen auf La Palma, die Wein etikettiert in Flaschen füllen und dem geneigten Verbraucher anbieten. Für die kommende Urlaubsplanung sollte das auch ein Thema sein, 18 Bodegas in nur 14 Tagen zu besuchen ist ein sehr strammes Wanderprogramm und sollte gut geplant werden. An fehlenden Hinweisschildern soll es dann nicht mehr liegen und manch ein müder Wandersmann wird froh sein, eine gelungene Wandertour mit ein bisschen Weinkultur zu beschließen.



Dienstag 02.11.04 - 19:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 76 % Luftdruck 1014 hPa

Wieder einer der uns Reichtum und Fortschritt verspricht

Es gibt seit mehreren Jahrzehnten den Wunsch einiger Leute, eine Fährverbindung vom Norden Tenerifes aus nach La Palma einzurichten. Da kämen als Ausgangshafen Puerto de la Cruz und Garachico in Frage, als Gegenpol zur Hauptstadt Santa Cruz de Tenerife und dem am häufigsten genutzten Fährhafen nach La Palma, Los Cristianos im Süden der Tenerifes, welches gleichzeitig die kürzeste Verbindung darstellt. Eine Studie, ob so eine weitere Fährverbindung wirtschaftlich sein könnte, existiert nicht. Allerdings werden die Verfechter dieser Idee nicht müde, diese Verbindung mit dem Norden Tenerifes als Grundlage für einen enormen wirtschaftlichen Aufschwung anzupreisen.

Eine Interessengemeinschaft, die sich "Plataforma Portuense-Palmera por un Muelle Sostenible" (etwa: Plattform für eine nachhaltige Hafenanlage) nennt, meint La Palma bräuchte eine frische Brise und diese neue Fährlinie könnte Reichtum und Fortschritt für alle Palmeros bringen. Dass die Insel Schwierigkeiten hat, die einzige tägliche Fährverbindung mit Tenerife aufrecht zu erhalten, ist dabei kein Thema. Es ist langsam nervig, wie viele Institutionen, Politiker, schlaue Köpfe und weitere Fachleute uns mit Hau-Ruck Methoden die Zukunft glatt bügeln und dabei überhaupt nicht nachdenken, von was wir eigentlich reden. Da wird uns erzählt, nur mit 25.500 Gästebetten können wir überleben, gleichzeitig dümpeln die paar Hotels die wir bereits haben, mit grotesk schlechten Auslastungszahlen herum. Vier Golfplätze sollen die große Wende bringen und steinreiches Publikum auf die Insel bringen. Die Engländer und Italiener werden hintereinander als Retter dieser Insel gefeiert, bis sie drei Monate später wieder weg sind und nun soll eine neue Fährverbindung das auch noch alles können. Von La Palma, seinen Möglichkeiten und eventuellem Bedarf, redet von diesen Leuten niemand.

Um das noch mal zu verdeutlichen, ich habe nichts gegen ein paar Hotels auf der Insel, auch nicht gegen einen Golfplatz und schon gar nichts gegen eine neue Fährverbindung. Nur gibt es für diese ganzen Projekte keinen Bedarf, kein Publikum und auch keine Wachstumsaussichten, das ist reine Augenwischerei und soll von den eigentlichen Problemen dieser Insel ablenken. Bananen rausreißen und Apartments pflanzen, kann kein ernst gemeinter Vorschlag sein. Über eine notwendige Umstrukturierung der Landwirtschaft wird nicht diskutiert. Es werden keine neuen Absatzmärkte ernsthaft beworben, obwohl man weiß, dass die Hilfen für den Bananenanbau nur noch eine Frage von 15 - 20 Jahren sind. Es gibt keine öffentlichen Überlegungen, welche Alternativen es für die Zukunft gäbe, die Frage wird polarisiert, auf Banane oder Tourismus. Man könnte fast glauben, wir seien in den USA, die können ja auch nur zwischen Kerry und Bush wählen (zumindest sagt man denen das). Ich wünschte mir mehr für La Palma, man sollte die Fühler in alle Richtungen ausstrecken und neben schwarz-weiß, auch noch bunt zulassen. Ja, Sie haben recht, ich hatte einen schlechten Tag und Sie als Leser müssen das jetzt ausbaden. Ich höre ja schon auf, ich brauche jetzt dringend ein paar vernünftige Leute um mich, bei Carlos sitzen immer genug Bauarbeiter, Bananenbauern und ganz normale Menschen rum, die wissen wenigstens um was es geht. Tschuldigung!



Dienstag 02.11.04 - 07:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 75 % Luftdruck 1016 hPa

Schwerer Verkehrsunfall kostet zwei jungen Mädchen das Leben

Es ist lange her, dass auf La Palma Tote im Straßenverkehr zu beklagen waren. Nun kommt es ganz heftig und trifft zwei junge Mädchen im Alter von 16 und 17 Jahren, die am frühen Morgen des Allerheiligentages ihr Leben verlieren. Ein weiteres Mädchen, mit auch nur 15 Jahren, liegt noch mit schweren Verletzungen im Krankenhaus. Der 18 jährige Fahrer und der Beifahrer mit 17 Jahren kommen glimpflicher davon und, liegen auch im Krankenhaus, allerdings nur mit leichten Verletzungen.

Der Unfall fand gestern um 04:30 Uhr auf der Straße vom Flughafen in die Hauptstadt statt und nach Angaben der Polizei war kein weiteres Fahrzeug darin verwickelt. Die fünf jungen Leute waren von einer Feier in San Pedro zurück auf dem Weg in die Hauptstadt, man vermutet dass stark überhöhte Geschwindigkeit die eigentliche Unfallursache war. Das Fahrzeug, ein Peugeot 106 kam nach links von der Fahrbahn ab, stieß gegen eine Palme und ein Verkehrschild, überschlug sich mehrfach und landete schließlich auf einem flachen Stück auf der Gegenseite der Fahrbahn. Die Feuerwehr konnte eine der Toten nur mit schwerem Gerät aus dem völlig zerstörten Fahrzeug bergen. Der sonst so friedliche Allerheiligentag wurde überschattet von dieser grausamen Tragödie. Der Fahrer des Fahrzeuges wird sich viele Fragen gefallen lassen müssen, ob die Antworten das Leid der betroffenen Familien jemals lindern können, ist stark zu bezweifeln.



Montag 01.11.04 - 16:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 78 % Luftdruck 1017 hPa

El Paso auf Betriebsausflug

So ein verlängertes Wochenende heißt hier "puente", also Brücke (wir sind ja in einem katholischen Land, also ist Allerheiligen ein Feiertag) und früher nutzte man solche schier undenkbar langen Wochenenden, um sich mit Freunden in der Bodega zu verkriechen und dem noch gärenden jungen Wein in den Fässern zu lauschen. Mancher schmiss auch seinen Zementmischer an (neben jedem ehrenwerten Haus von El Paso steht so ein Fortschrittmixer), um endlich die ewig verschobenen Ausbesserungsarbeiten am eigenen Heim zu beenden. Häuser in El Paso werden aber nie fertig, die werden vielleicht bewohnbar, aber nie richtig fertig. Besucht man irgend jemanden hier, dann erklärt er sofort, was er alles noch an seinem Haus in Zukunft manchen will. Ob das nun verstecktes schlechtes Gewissen ist, weil der Prado in Madrid doch imposanter ist als das eigene Heim, keine Ahnung, aber wer uns besucht, der kann sich auch auf längere Erklärungen einstellen, was wir alles noch vorhaben. Wir haben aber so selten Zeit, weil wir immer in der Bodega hocken müssen, oder unserem allerneuesten und schicksten Hobby frönen, wir verreisen.

Was macht man, wenn man mal aus dem Alltag heraus will, runter von der Insel, aber eigentlich überhaupt keinen Bock hat in ein Flugzeug zu steigen und uns auf anderen Inseln das Geld aus der Nase ziehen zu lassen? Ganz einfach, wir fahren ins neue Hotel im Süden der Insel und zeigen den drögen Katalanen mal, wie Leute aus El Paso Schwung in den Vier Sterne Ablauf bringen. Es scheint, als hätte ich auch mal eine Bluttransfusion erhalten, in der hauptsächlich Spenderblut aus El Paso enthalten war. Wir waren auch dort, konnten aber als Grund den Geburtstag unserer Tochter vorschieben, eigentlich hatte jeder einen Grund anzugeben, um von seinem eigentlichen Anliegen abzulenken: Wir gönnen uns jetzt mal was, auch wenn es richtig brennt in der Geldbörse, das weiße Hemd wird rausgekramt und wir verbringen ein Wochenende schlendernd und tun so, als hätten wir das ganze Leben nichts anderes gemacht.

Im Hotel waren das Wochenende über vielleicht 300 Gäste, davon sicher die Hälfte aus La Palma und davon die Hälfte aus El Paso. Der Rest waren ein paar Festlandsspanier (das sind die mit den Sonnenbrillen selbst in der Abenddämmerung), ein paar "Alemanes" (das sind die großen Hellhäutigen, die ihre Kinder nicht vom Rand in den Pool springen lassen), ein paar Italiener (das sind die, wo die Frauen Sonnenbrillen tragen und lauter sind als die Männer) und ein paar Freunde und Bekannte der Hotelleitung (das sind die, die mit niemandem geredet haben, außer mit ihresgleichen). Eine bunte Truppe, angeführt von fröhlich palmerischen Singsang und hocherfreutem Personal, welches endlich mal wieder genauso viele Gäste bedienen durfte, als Mitarbeiter vorhanden sind.

Das Hotel hat wohl zwei schwere Monate hinter sich, mit Belegungszahlen, die man lieber verheimlicht, aber ich bekomme jeden Barkeeper zum Sprechen. Das klappt wohl außerhalb der 7 Sommerwochen nicht mit dem internationalen Tourismus im Hotel und so war man hocherfreut, die Leute als Gäste begrüßen zu dürfen, die man die ersten Monate mit Wachpersonal vom Eingang verscheucht hat. Es gibt inzwischen sogar Führungen, da werden dann Busladungen aus Altersheimen angekarrt und von einem netten Rezeptionisten durch die Anlage geführt. Trotz der demographischen Gefahr hin, wenig Rücklauf von dieser Zielgruppe erwarten zu können, ist die neue Demut des Hotels doch auffällig. Ob wir auf die Dauer die ausbleibenden internationalen Gäste ersetzen können, das wage ich zu bezweifeln, da müssen wir wieder lange arbeiten, um uns ein erneutes Wochenende am Nabel des Luxus leisten zu können. Außerdem sollen wir doch jetzt alle einen Golfkurs an der nicht vorhandenen Volkshochschule bekommen, wenn die anderen schon nicht kommen, dann müssen wir halt selbst unsere besten Kunden sein. Kein Thema, Artile, Pedro, Ricardo und ich auf dem Golfplatz, den Golfwagen vollgefüllt mit Schinken, Käse und Rotwein, wo ist das Problem? Aber 18 Löcher mindestens!



Familie Ellen & Simon Märkle

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