La Palma Aktuell
Täglich frische Nachrichten von einer kleinen grünen Insel im Atlantik



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Nachrichtenarchiv März 2005


Donnerstag 31.03.05 - 17:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 24 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 68 % Luftdruck 1016 hPa

Hilfe für strukturschwache Gebiete

Seit langem ist es nicht nur auf La Palma ein Problem, wie man strukturschwachen Regionen bei fortschreitender Industrialisierung unter die bäuerlichen Arme greifen kann. Der negative Kreislauf, der letztendlich zu massiver Landflucht führt, ist sehr komplex und wer diesen Prozess stoppen will, der steht vor einer ganzen Reihe an Problemen. Der Niedergang der landwirtschaftlichen Produktion ist wohl der größte Faktor. Sinkende Verbraucherpreise und vermehrte Importe aus Billiglohnländern machen es den Landwirten schwer, wenn nicht sogar unmöglich, ihre Scholle weiter zu bearbeiten.

Die nachwachsenden Generationen finden kein Auskommen in der Landwirtschaft und wandern in die Zentren ab. Damit verschwindet auch ein großer Teil der Kaufkraft aus der Region, die Folge ist, dass immer weniger Geschäfte und Dienstleister sich halten können. Damit wird die Region unattraktiv für Zuwanderer, wer zieht als junge Familie in einen Ort der keine Schule hat und kaum Arbeitsplätze. Auf La Palma leidet besonders der Norden unter diesem Phänomen, die beiden Wirtschaftszentren, Aridanetal und die Gegend um Santa Cruz, saugen den Norden regelrecht leer und sorgen somit für eine völlig einseitige Entwicklung. Lázaro Brito, Bürgermeister von Barlovento hat jetzt das europäische Programm "Nesos" vorgestellt, in dem die Kanaren, gemeinsam mit Madeira und den Azoren dieses Problem angehen wollen. In dem Projekt "Nesos" geht es hauptsächlich darum, regionale Produkte marktfähig zu machen, Strategien für eine Vermarktung zu erstellen um die produktiven Standorte der Region tragfähig zu halten. Hauptproblem wird immer wieder sein, wie erkläre ich dem Händler und Verbraucher, dass es gut ist für ihn, auf regionale Produkte zurückzugreifen, auch wenn diese teurer sind als Importware. Das ist ein langer und schwieriger Prozess und besonders in Zeiten der dünnen Geldbörsen fast schon eine Glaubensfrage, aber wir befinden uns nicht in der Kirche, sondern in der Marktwirtschaft.



Donnerstag 31.03.05 - 08:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 16 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 69 % Luftdruck 1014 hPa

Stabile Instabilität

Wo ist der Nordostpassat hin? Den gesamten Monat März erreicht uns der Wind aus westlichen Richtungen, mal südwestlich mit trockener, mal nordwestlich mit schwerer, feuchter Luft. Angenehme Temperaturen bringt diese westliche Lage mit sich, niemand stört sich daran, dass das eigentlich gar nicht unser Wetter ist. So lange die Regen bringenden Tiefs so weit nördlich liegen, dass diese uns nicht erwischen, nimmt kaum jemand wahr, dass wir seit mehr als einen Monat einer lieblichen Mogelpackung aufsitzen.

Im Nordatlantik herrschen keine klaren Verhältnisse, das sonst dominierende Hoch über den Azoren findet sich als schwacher Abklatsch über der iberischen Halbinsel wieder und ein ebenso antriebsloses Tief liegt untätig dort, wo eigentlich dieses Hoch seine Passatwinde bewegen sollte. Meteorologische Instabilität heißt das bei uns, alles was nicht Passat ist, fällt unter diesen dehnbaren Begriff. Diese Instabilität ist für alles gut, Regen, Hitze und Sturm und manchmal ist die Instabilität so stabil, dass wir seit nunmehr 3 Wochen ununterbrochen gutes Wetter haben. Die nächsten Tage wird es einen erneuten Versuch des Hochdruckgebietes geben, die Vormachtstellung auf dem Atlantik wieder zu erlangen. Allerdings ist das Hoch nicht besonders kräftig gebaut und man kann vermuten, dass wir anstatt einer stabilen Wetterlage eine instabile Instabilität erwarten dürfen. In romanischen Sprachen gilt eine doppelte Verneinung noch keineswegs als ein "Sí", in der Meteorologie auch nicht.



Mittwoch 30.03.05 - 18:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 27 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 68 % Luftdruck 1016 hPa

Aus der Traum

Der Karneval der Kulturen im Mai dieses Jahres in Berlin muss ohne La Palma auskommen. Die Organisatoren haben heute beschlossen, nicht mehr weiter zu warten, die Finanzierung ist gescheitert und das Reisebüro wollte bis heute eine Abschlagszahlung haben, sonst hätte man die 100 Flüge nicht weiter reservieren können. Das Hoffen hat ein Ende, enttäuscht und desillusioniert machen sich 80 Kinder an ein ganz normales Schuljahr, welches eigentlich ein absoluter Höhepunkt in ihrem jungen Leben werden sollte. Was jetzt noch als bitterer Beigeschmack für die Organisatoren kommt, jetzt muss man in Berlin auch noch darum betteln, die Stornokosten für bereits bestellte Leistungen nicht zu hoch werden zu lassen.

Das Scheitern der Finanzierung geht klar auf Kosten der Politik, das lassen wir mal pauschal so stehen, ohne Namen und Schuldzuweisungen. In der, nicht gerade fröhlichen Versammlung, hat man aber beschlossen, jetzt aus eigener Kraft für nächstes Jahr den Ausflug selbst in die Hand zu nehmen, die traurigen Augen der vielen Kinder waren für alle Anwesenden Ansporn, sich dieses Versprechen zu geben. Jetzt geht das inselweite Betteln los und nun haben wir auch Zeit, das Projekt so zu schnüren, dass auch Sponsoren aus Deutschland interessiert werden können, den kulturellen Betriebsausflug nach Berlin zu unterstützen. Nun ist auch wieder Platz für die vielen Vorschläge die uns erreicht haben nach meinem Bettelbrief, da steckte manch gute Idee dahinter, vielen Dank noch mal für die vielen Zuschriften. Sie werden weiter auf dem Laufenden gehalten, wie es um die Reisekasse für den Karneval der Kulturen steht, eben halt für 2006.



Mittwoch 30.03.05 - 08:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 17 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 71 % Luftdruck 1018 hPa

La Laguna de Barlovento ist nicht ganz dicht

Das weitaus größte Speicherbecken der Insel trägt den Namen La Laguna de Barlovento und hat nach den ergiebigen Niederschlägen des Februars so viel Wasser in seinem folienbedeckten Inneren gespeichert wie noch nie. Etwas mehr als 4 Millionen "Pipas" führt das Staubecken momentan, 480 Liter sind eine "Pipa", ein altes Raummaß mit dem man heute noch das Wasser auf dieser kleinen Insel misst. Allerdings trübt sich die große Freude der Landwirte auf einen sorglosen Sommer mit dieser gewaltigen Wassermenge im Rücken, denn das Wasser wird ständig weniger. Zieht man die Verdunstungsmenge ab, dann verschwinden stündlich immer noch an die 200.000 Liter Wasser.

Seit einer Woche geht das nun so und keiner weiß wohin dieses Wasser fließt. Irgendwo sind ein oder mehrere Lecks in dem riesigen Staubecken und man befürchtet nun, dass dieser stete Strom des "flüchtenden" Wassers immer weiter zunimmt, Leckagen haben die unangenehme Tendenz eigentlich immer größer zu werden. Nun hat man Techniker der Firma auf die Insel geflogen welche das Staubecken gebaut hat und die suchen nun eifrigst nach der undichten Stelle. Man vermutet den Schwachpunkt natürlich an der Folie welche das Staubecken auskleidet und an der Tatsache, dass das Becken noch nie so viel Wasser getragen hat. Dort wo die Folie immer der Sonneneinstrahlung ausgesetzt war, wird diese mit der Zeit mürbe und will einfach nicht mehr ihren Dienst verrichten. Es ist zu hoffen, dass die Techniker bald eine Lösung für dieses feuchte Problem finden, wir würden dieses Wasser gerne im Sommer auf die Bananen schütten und nicht ungenutzt dem Atlantik schenken.



Dienstag 29.03.05 - 17:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 24 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 74 % Luftdruck 1021 hPa

Krankenhausarbeiter drohen Streik an

Sehr unzufrieden mit der finanziellen Situation sind die gewerblichen Arbeitnehmer des kanarischen Gesundheitsdienstes auf La Palma. Während sich die Gewerkschaften immer gerne um die Erhöhung für die oberen Lohngruppen im Gesundheitswesen einsetzen, damit sind Ärzte, Krankenschwestern und medizinisch-technisches Personal gemeint, gehen die unteren Lohngruppen immer leer aus. So zumindest sieht es die Vereinigung der gewerblichen Arbeitnehmer im Gesundheitswesen, "Asamblea 7 Islas". Die Gruppe umfasst die Arbeitnehmer, welche in den Küchen, in der Wäscherei und in der Verwaltung usw. arbeiten.

Sollten sich nicht schleunigst die Gewerkschaften mit dem kanarischen Gesundheitsdienst um eine Erhöhung der Löhne in diesen Sektoren bemühen, dann will man bereits am kommenden Montag einen Tag lang in den Ausstand treten. "Asamblea 7 Islas" weist auch noch darauf hin, dass es sogar Unterschiede in der Bezahlung bei den gleichen Berufsgruppen zwischen den einzelnen Kanaren gibt und La Palma dort eine ganz traurige Figur abgibt. Betroffen wären von dieser Maßnahme alle Gesundheitszentren der Insel und das Krankenhaus, 400 Arbeiter drohen mit Streik und ohne diese Leute ist ein ordentlicher Betrieb der Gesundheitszentren nicht möglich, auch wenn diese nur im Hintergrund arbeiten. Ob es zu dem angekündigten Ausstand am Montag kommt, hängt nun davon ab, ob sich die Gewerkschaften wenigstens etwas bewegen.



Dienstag 29.03.05 - 08:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 17 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 76 % Luftdruck 1022 hPa

Boomtown Los Llanos

Keine Wirtschaftskrise zu sehen, Los Llanos wächst und wächst und hat Santa Cruz schon längst als größte Stadt der Insel abgelöst. Nicht nur von der Zahl der Einwohner ist das so, auch wirtschaftlich wird in der Metropole der Westseite La Palmas mehr Geld bewegt als irgendwo anders auf der Insel. Vorsichtige Schätzungen gehen davon aus, dass Los Llanos innerhalb der letzten 10 Jahre seinen Bestand an Wohnungen nahezu verdoppelt hat. Von etwa 4.500 Wohneinheiten welche im Jahr 1995 gemeldet wurden, stieg die Zahl bis auf fast 9.000 Wohnungen heute an.

Es sind aber nicht nur die vielen Zuwanderer aus den ländlichen Gebieten der Insel welche sich das große Angebot im Wohnungsmarkt zunutze machen, viele Leute aus Los Llanos haben die günstigen Hypothekenzinsen der letzten Jahre dazu genutzt, ihr eigene Wohnsituation zu verbessern. Los Llanos, als wirtschaftlicher Motor der Westseite zieht immer mehr Firmen an, diese wiederum brauchen neue Arbeitskräfte, die dann auch mehr Geld wieder ausgeben können. Davon profitiert nicht nur Los Llanos alleine, auch die beiden Gemeinden im Speckgürtel des Fortschritts Tazacorte und El Paso, bekommen ihr "Fett" ab. Allerdings saugt diese autarke Zelle der florierenden Marktwirtschaft, die anderen Regionen der Insel nahezu aus. Besonders die ländlichen Gemeinden im Norden der Insel leiden unter bedrohlicher Landflucht. Da die Gesamtbewohnerzahl der Insel nicht mehr ansteigt, geht der andauernde Zuzug nach Los Llanos voll und ganz auf Kosten der ohnehin schon strukturschwachen Gemeinden im Norden La Palmas.



Montag 28.03.05 - 18:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 80 % Luftdruck 1024 hPa

Gefährlicher Atlantik

Gestern bereits habe ich von der hohen Grundsee gesprochen und die Situation hat sich erneut zugespitzt. Auf El Hierro riss eine Welle einen 10 jährigen Jungen von den Felsen ins Wasser und er ertrank. Auf Gran Canaria passierte das gleiche und auf ganz tragische Weise, als man die Asche eines Verstorbenen ins Meer streuen wollte, wurden drei der Trauergesellschaft von einer hohen Welle ins Meer gespült. Nur eine Frau konnte gerettet werden, die beiden Männer, Verwandte des Verstorbenen ließen ihr Leben dort, wo sie einem Angehörigen des letzte Geleit geben wollten.

Auf La Palma sind wir bislang mit einem blauen Auge davon gekommen, Schäden werden von der Südspitze der Insel gemeldet, dort drangen die Wellen beim Leuchtturm bis in das kleine Restaurant vor und verwüsteten dieses. Die Situation wird sich erst bessern, wenn wieder Wind aus nordöstlichen Richtungen weht. Seit Anfang des Monats haben wir Westwind und dieser schiebt die enorme Grundsee noch heftiger an die West und Nordseiten der Inseln. Es ist aber noch kein Nordostpassat in Aussicht, der dieser Grundsee aus dem Westen seine permanente Kraft entgegenstemmen könnte, bis wieder Normalität an unserer Westküste herrscht, kann noch eine ganze Weile vergehen. Bis dahin, mit Respekt und besonders mit Abstand das Tosen des Atlantiks beobachten und wer unbedingt baden will, der muss nach Los Cancajos auf die Ostseite fahren.



Montag 28.03.05 - 08:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 14 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 75 % Luftdruck 1024 hPa

Wanderwege für Rollstuhlfahrer

Das hört sich erst mal nach einem Widerspruch an, ist aber ein ernst gemeintes Vorhaben der Inselregierung in Zusammenarbeit mit der Stiftung "ONCE". Die meisten unserer Wanderwege sind dafür sicherlich ungeeignet, einfach weil das Gelände viel zu steil ist, aber wir haben in unserem über 1.000 Kilometer langen Wandernetz auch ein paar Wege, auf denen es nur minimale Steigungen gibt. Auf der Suche nach solchen Wegen ist man auch schon fündig geworden, der Weg um die Laguna von Barlovento und der Forstpfad von der "Pared Vieja" sollen mit geringem Aufwand so hergestellt werden, dass Rollstuhlfahrer diese ohne fremde Hilfe bewältigen können.

Es werden noch weitere Wege gesucht, die auch genauso flach sind, ich fürchte es werden aber nicht sehr viele mehr werden. Insgesamt wird La Palma, gerade wegen seiner abrupten Orographie nie das was man "Rollstuhlgerecht" nennt werden. In den Orten hat man bereits damit angefangen, wenigstens Bordsteinkanten abzusenken und bei allen öffentlichen Neubauten ist eine Rampe neben der Treppe bereits Pflicht. Es tut sich also was in Richtung Sensibilisierung, dass es nicht nur Fußgänger gibt, in kleinen Schritten zwar nur, aber schneller geht das hier einfach nicht. Die Forderung nach mitteleuropäischen Standards überrollt uns manchmal und wir bitten gerne um ein bisschen Geduld. Allerdings kommen ja die Leute genau aus diesem Grund zu uns, weil wir etwas anders sind.



Sonntag 27.03.05 - 18:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 78 % Luftdruck 1024 hPa

Frohe Ostern

Wir dürfen ja morgen bereits wieder den Alltag einläuten, Ostermontag ist kein Feiertag bei uns, den brauchen wir auch nicht mehr. Wenn Jesus nach all den Prozessionen und Tam Tam immer noch nicht auferstanden ist, dann kann es an uns nicht gelegen haben. Ich kann es eigentlich schon gar nicht mehr zählen, wie oft die Karren mit seinem Symbol um die Kirche und den Ort geschoben wurden, aber das ist ja das praktische an unserem Glauben - glauben alleine reicht.

Nur mit dem neuen Pfarrer müssen wir noch mal sprechen, so kann das nicht weitergehen. Nun ist grundsätzlich jeder neue Pfarrer erst mal suspekt und muss sich an seinem Vorgänger messen lassen. Der war zwar auch irgendwann ein neuer Pfarrer, besaß aber bereits die Gnade der langsamen Gewöhnung; an uns. Der neue Pfarrer heißt Domingo, also Sonntag, mit erstem Nachnamen Guerra = Krieg, das sollten wir nicht als Omen sehen. Wir schätzen es nicht so sehr, wenn Gottesdienste mehr als 2 Stunden dauern, das kann man deutlich schneller und komprimierter durchziehen. Damit gerät ja auch das komplette Familienleben der Dorfbewohner durcheinander, wie soll man rechtzeitig die Kartoffeln aufs Feuer setzen, wenn der Pfarrer einfach nicht fertig wird.

Schwamm drüber, es ist alle fertig prozessiert, den neuen Pfarrer machen wir noch ein bisschen schneller und dann läuft das schon. Davor, dazwischen und immer mittendrin lebt dieses liebenswerte Volk sein Leben und weiß jeden Moment, den Besten daraus zu machen. Nimmt man es mal ganz genau unter die Lupe, dann ist für uns die Kirche weder Muss noch Leidenschaft, sondern ganz einfach ein gutes Mittel, sich mal wieder intensiv um die Gemeinschaft zu kümmern. Leben und erleben lassen, auch eine gute Möglichkeit anderen nahe zu sein. Das findet sicherlich nicht nur in El Paso statt, aber darüber müssen andere schreiben, ich kann nur über mein persönliches Glück berichten, hier leben zu dürfen.


Tasca Barbanera, El Paso, La Palma



Sonntag 27.03.05 - 09:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 15 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 75 % Luftdruck 1023 hPa

Mar de fondo

Grundsee heißt das auf Deutsch und das muss man auf der Westseite La Palmas nach drei Wochen Westwind ganz groß schreiben. Ungebremst branden diese gewaltigen Wellen aus Nordwest an die Küste unserer Insel und machen das Baden im Atlantik in diesen Tagen an der Westküste unmöglich. Rote Fahne an allen Stränden und wer die Brecher sieht, der respektiert ausnahmsweise das Badeverbot auch mal. Majestätisch zeigt der Nordatlantik seine Kraft, Wellen die mehrere tausend Kilometer "alt" sind, branden ungehindert an unserer Westküste. An manchen Küstenabschnitten ist man gut beraten, dem Meer nicht mal nahe zu kommen. In der Vergangenheit ist es bereits häufiger vorgekommen, dass Spaziergänger oder Angler, von scheinbar sicherer Küste aus, von einem plötzlichen Brecher in den Atlantik gezogen wurden. Das Tückische an diesen Wellen ist die Unregelmäßigkeit mit der diese auf das Land treffen. Nach ein paar Minuten trügerischer Ruhe, welche die Menschen wieder ans Wasser lockt, schlägt der Atlantik erneut zu und macht alle Unvorsichtigen nachhaltig nass. Die Planer des 10 Kilometer langen Küstenwegs der die Südspitze unserer Insel touristisch erschließen will, sollten in diesen Tagen mal einen kleinen, aber vorsichtigen Spaziergang dort machen, wo man zukünftig Touristen in Sandalen an unsere Küste schicken will, dann brauchen wir eigentlich gar nicht mehr darüber reden.



Samstag 26.03.05 - 17:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 20 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 75 % Luftdruck 1021 hPa

Ufos über La Palma

Vielleicht sind es die Schwingungen, vielleicht ist es aber auch nur der viele Rotwein, in den letzten Jahren häufen sich die Ufo-Sichtungen auf La Palma. Allerdings berichten die Zeugen meist anonym, schreiben ihre Geschichte auf und senden diese an die Zeitungen oder rufen an. Jedenfalls trauen sich die wenigsten mit ihrer Sichtung namentlich an die Öffentlichkeit, aus Angst ausgelacht oder gehänselt zu werden. Das spricht schon fast wieder für die Rotweintheorie. Allerdings gibt es auch ein paar Aufrechte, die La Palma, seine Schwingungen und energetischen Kräfte für so stark halten, dass Ufos geradezu magisch angezogen werden von dieser kleinen und friedlichen Insel im Atlantik.

Die Sichtungen der "ovnis" (objetos voladores no identificados), wie man sie in Spanisch nennt, treten am häufigsten in der nordwestlichen Region der Insel auf, beginnend von Tazacorte über Tijarafe und Puntagorda bis nach Garafía. Das alleine ist für uns aus El Paso schon wieder genügend Grund auf die Rotweintheorie zurückzukommen, was eine bäuerliche Region wie El Paso über noch bäuerlichere Regionen wie den Nordwesten der Insel denkt, das lasse ich mal ganz nüchtern in der Flasche stecken. Was aber fast allen Sichtungen gleich ist, La Palma schein Nachtfluggebiet für Ufos zu sein, alle Berichte über Begegnungen der nicht endemischen Art stammen aus nächtlichen Stunden. Da greift erneut das Vorurteil der Bewohner des Aridanetals mit dem der Nordwesten der Insel leben muss, wer den ganzen Tag in der Kneipe sitzt, der kann die Ufos nur nachts sehen, logisch!



Samstag 26.03.05 - 09:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 17 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 73 % Luftdruck 1020 hPa

Weltbiosphärenreservatskartoffeln

Was macht man mit der großen Auszeichnung der UNESCO, welche die gesamte Insel La Palma zum Weltbiosphärenreservat erklärt hat. - Erst mal abwarten und dann versuchen ein bisschen Geld damit zu verdienen. Ein Konsortium wurde gegründet, welches darüber wachen soll, dass niemand Schindluder mit dem Reservat und der Bezeichnung treibt. Dazu wurde ein Siegel erfunden welches dazu dienen soll, Produkte zu identifizieren, die nicht nur aus dem Weltbiosphärenreservat La Palma stammen, sondern auch noch weitere, eigentlich sehr strikte Kriterien erfüllen müssen. In einem allerersten Schritt muss sich aber das Konsortium überlegen, welche Produkte dieser Insel überhaupt für eine solche Auszeichnung in Frage kommen.

Wasser, Honig, Käse, sind die Kandidaten mit den besten Aussichten, nun kommt auch noch der Tabak hinzu und unterirdische Knollen wie Kartoffeln, Süßkartoffeln und die Yam-Wurzel, die bei uns "ñame" heißt. Nun exportiert La Palma aber längst keinen Tabak mehr und die Kartoffeln dürfen wegen einer auferlegten Quarantäne die Insel erst gar nicht verlassen. Das bringt also nichts, lediglich bei den Süßkartoffeln und den "ñames" könnte solch ein Siegel vielleicht einen Käufer auf einer anderen Kanareninsel dazu bewegen, unseren Knollen den Vorzug zu geben. Es ist schwer, überhaupt Produkte zu finden, welche den hehren Bestimmungen des Weltbiosphärenreservatskonsortium entsprechen, die auch exportiert werden. Unser absoluter Exportschlager, die Banane, hat mit "Biosphäre" überhaupt nichts zu tun, auch wenn es Überlegungen gibt, da die Regeln ein bisschen zu lockern. Wir tun uns wieder mal schwer mit unseren Vorzügen, nun hat uns die UNESCO diese große Ehrung erteilt und wir wissen noch nichts damit anzufangen. Das ist eine endemisch palmerische und damit weltbiosphärisch verdächtige Eigenschaft, vielleicht hat die UNESCO ja genau das erkannt und uns deshalb in ein Reservat gesteckt.



Freitag 25.03.05 - 10:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 16 Grad, Niederschlag: 3 mm, Luftfeuchte 75 % Luftdruck 1016 hPa

Unser Jesus hat ein Lenkrad

In der Karwoche macht uns die Kirche mal wieder Beine, kein Tag vergeht ohne eine Prozession und auch die Messen werden so häufig gelesen, dass man Angst um die Stimme unseres Pfarrers bekommen muss. Nun ist Ostern aber das größte Fest des Christentums und rückt die Kirche für fast eine Woche wieder in den Mittelpunkt des Ortes. In allen Gemeinden wird die Karwoche unterschiedlich begangen, nicht dass bei uns in El Paso der Karfreitag auf den Samstag gelegt würde, aber Uhrzeiten, Abläufe und auch Fluchtwege für übermüdete Pilger, sind in jeder Gemeinde völlig anders.

Die erste Prozession, heute Morgen um 6:00 Uhr, war die härtere Wahl und so kamen auch nur vielleicht hundert ganz fromme Christen, der harte Kern also, um die 14 Kreuzstationen des Ortes abzuschreiten. Es war lausig kalt, der Bauknecht hatte gestern Abend Ausgang und ich war fast geneigt, die Unaussprechlichen, Sie wissen schon, die langen grauen Beinkleider wieder anzulegen. Hätte ich es mal gemacht, die Prozession dauerte über 2 Stunden und erst als wir auf dem Rückweg waren, kamen die ersten Sonnenstrahlen über die Cumbre Nueva. Macht nichts, die anderen haben auch alle gefroren und wenn man das gemeinsam macht, dann wird einem wenigstens ums Herz rum warm.

Punkt sechs Uhr wird der Ort geweckt, dazu muss man wissen, dass in El Paso jedem kirchlichen Ausflug durch den Ort eine Kapelle vorausgeht, mit Kornetthörnern und reichlich Trommeln. Die Karawane zieht dann, von stillen Flüchen aller Weichei-Frommen, die noch in ihren Betten liegen, durch den Ort. Dabei wird an jeder Kreuzstation Halt gemacht, gebetet, gesungen und gefroren. Die Hauptperson, Jesus am Kreuz, ist natürlich auch mit von der Partie, in El Paso zeigt sich dabei aber wieder der wunderbare Pragmatismus, welcher dieser Gemeinde seinen permanenten Stempel aufdrückt. In vielen anderen Kirchengemeinden wird die Jesusfigur von starken Armen getragen und unsere Kreuze sind nicht aus Leichtmetall. In El Paso hat Jesus ein kleines Auto, zwar ohne Motor, aber mit Lenkrad. Eine ganz simple Geschichte, zwei Achsen, eine Bremse und einen Aufbau der die gesamte Mechanik und den Fahrer verbirgt und darauf das Plateau mit den Blumen, Kerzen und dem großen Kreuz.

Wo andere Gemeinden sich noch Bandscheibenvorfälle vor lauter Frömmigkeit zuziehen, müssen wir lediglich schieben und in den engen und steilen Gassen der Altstadt aufpassen, dass Jesus mit seinem Gefährt nicht die fromme Pilgerschar vor ihm überrollt. Da sind aber immer genügend breite Schultern in der Nähe die korrigierend eingreifen, wenn Jesus seinen Jüngern enteilen will. Schlimm bei diesen frühen Prozessionen ist, dass noch kein Cafe offen hat, in dem man sich unterwegs kurz erholen kann. Lediglich die 24 Stunden-Tankstelle ist um diese Uhrzeit offen, aber die ist viel zu weit weg und das würde jeder bemerken wenn man so lange fort ist. Das ist abends deutlich einfacher, wer da geschickt vorgeht, der ist am Anfang, in der Mitte und am Ende der Prozession immer sichtbar, hangelt sich aber in Wirklichkeit von einer Bar zur nächsten.

Warum ich Ihnen aber nun diese Geschichte überhaupt erzähle, das hat was damit zu tun, dass selbst die katholische Kirche noch in der Lage ist, mich zu überraschen. Das hat weniger mit der Liturgie und dem Vatikan zu tun, als mit den Leuten, die das veranstalten und sich um 6:00 Uhr morgens durch die Kälte zittern. Wie gesagt, bei jedem Kreuz wird angehalten, der Pfarrer erklärt um welche Station es sich handelt und wie es dort um Jesus stand und dann liest ein Gemeindemitglied noch selbst verfasste Zeilen vor, die zu diesem Thema passen. Was ich da zu hören bekam, hat mich sehr überrascht und klammheimlich mit dem Proletariat der Kirche versöhnt. Da wurde um Verständnis gebeten für Drogensüchtige und dass diese eine Hand brauchen und keine Strafe, da betete man für jugendliche Prostituierte, die keine andere Chance haben als diesen grausamen Weg sich und ihre Familien zu ernähren und selbst die Globalisierung bekam ihr Fett weg. So muss das ja alles mal gemeint gewesen sein, bevor die Kirche aus einer eigentlich hervorragenden Idee, ein Machtinstrument geschaffen hat und die Sünde erfand. Mein Gott, hast du einen langen Atem.


El Paso, mit Trompeten, Trommeln und Kreuz



Donnerstag 24.03.05 - 12:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 74 % Luftdruck 1018 hPa

Zwischenbericht zum Bettelbrief

Ich war erstaunt und gerührt, wie viele Leute sich gemeldet haben und viele davon auch mit der Zusage ihren Teil beitragen zu wollen. Allen, die sich Gedanken darüber gemacht haben und auch noch machen, vielen Dank! Das Hauptproblem, das kam vielleicht im ersten Bettelbrief nicht so richtig rüber, ist die Zeitfrage. Bis kommenden Dienstagabend, muss das Geld oder die definitive Zusage auf dem Tisch liegen. Es ist nicht mehr möglich, durch private Aktionen diese Summe, wir sprechen immer noch von 40.000 Euro, zusammen zu kratzen. Ich will auch gerne noch mal die Organisatoren in Schutz nehmen, die wussten bis letzten Freitagabend nichts davon, dass von dem zugesagten Geld nur ein Bruchteil fließen wird.

Mittendrin gab es mal große Hoffnung, ein potenter Name tauchte da auf, mit internen Antreibern für unsere Sache, aber auch dort scheitert es an dem Problem der fehlenden Zeit. - Wer 40.000 Euro ausgeben will, der möchte natürlich auch mal nachfragen und überlegen und das braucht Zeit, da mache ich mir keine Illusionen. Leider bleibt mir keine weitere Möglichkeit, als meine unverschämte Bitte zu wiederholen, wir brauchen 40.000 Euro und die bis Dienstagabend. Wer jetzt nicht weiß um was es geht, der muss in den Nachrichten zurück zum 19.3. scrollen. Ja ich weiß, jetzt sind auch noch Feiertage und alles macht Urlaub und eigentlich ist mein Ansinnen nicht ganz von dieser Welt. Dennoch: Firmen dieser Welt, schaut auf diese Insel!



Donnerstag 24.03.05 - 09:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 16 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 73 % Luftdruck 1019 hPa

Und Jesús grinst sich eins

Lokalpolitik ist zeitweise spannender und interessanter als die großen Elefantenrunden in Madrid oder Berlin. Da werden in den Gemeinden Koalitionen geschlossen, wieder "entschlossen", lose Pakte geknüpft und wieder aufgetrennt, auf jeden Fall wird viel mehr gestritten als regiert, aber das macht die Beteiligten wenigstens wieder menschlich. Wie bereits verkündet, seit gestern hat unsere Hauptstadt einen neuen Bürgermeister. Carlos Cabrera von der Partido Popular (PP) muss nach 14 Jahren sein Amt räumen, als Nachfolger steht Juan Ramón Felipe bereit, von den Regionalisten der Coalición Canaria (CC). Möglich gemacht haben diesen Stadtstreich die Sozialisten (PSOE) und erhalten dafür auch ein Jahr den Bürgermeistersessel, aber erst später. Politische Hackordnung muss sein und wie diese aussieht, dass bestimmt auf La Palma die Coalición Canaria.

Alle Gemeinden auf La Palma erleben das gleiche Drama, keine Partei kann regieren ohne die Hilfe der Coalición Canaria. Da wird fleißig hin und her paktiert und kein Wähler weiß, ob er nicht mit seiner Stimme letztendlich die Coalición Canaria mitwählt. Das ist ein bisschen so, wie es früher mit der FDP war, die hat ja auch aus jedem Schüsselchen gegessen. Nun ist die Coalición Canaria ja eine Partei ohne politische Himmelsrichtung und steht sowohl Linken wie auch Rechten offen, eigentlich ein feiner Zug, aber wohin dieser fahren soll ist völlig ungewiss. In diesem ganzen lustigen Treiben blicken alle immer wieder auf El Paso, dem Waterloo der Coalición Canaria. In diesem rebellischen Ort hat man nämlich die natürliche Abfolge von wechselnden Koalitionen mit der Coalición Canaria aufgekündigt und die Regionalisten auf einer Bank geparkt, die ihnen gar nicht schmeckt, die der Opposition.

In El Paso haben sich die natürlichen politischen Feinde der Partido Popular und der PSOE auf einen Pakt geeinigt, der absolut neu ist für alle. Das brachte und bringt heute noch wildes Wehgeschrei mit sich und immer wenn irgendwo auf der Insel ein Pakt nicht hält, gibt man El Paso die Schuld. Vor den Wahlen im Mai 2003 hatten sich eigentlich die Partido Popular und die Coalición Canaria auf Inselebene geeinigt, das ist alles unseres und wir teilen uns die Insel prächtig auf. Dem hat man in El Paso eine Absage erteilt und seit diesem Tag gibt man Jesús, unserem Bürgermeister die Schuld an jeglichem Koalitionsproblem in anderen Gemeinden. Der ist über so viel Aufmerksamkeit zwar nicht richtig froh, aber immer wenn man ihm die Macht nachsagt, in anderen Gemeinden Bürgermeister zu stürzen, dann grinst er sich eins.



Mittwoch 23.03.05 - 17:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 75 % Luftdruck 1017 hPa

Neun Festnahmen wegen Rauschgifthandels

Die Guardia Civil hat mal wieder kräftig zugeschlagen und gleich neun Leute auf einen Schlag aus dem Verkehr gezogen. 57 Kilo Haschisch und etwas Kokain fielen bei diversen Hausdurchsuchungen in die Hände der Polizei, alles in der Umgebung von Santa Cruz - Los Cancajos und Breña Baja. Die Guardia Civil ging dabei erneut mit der bereits erprobten Masche ans Werk, nicht gleich jeden kleinen Dealer verhaften, sondern beobachten und dann den Hinterleuten das Handwerk nehmen. Auch wenn man sich sicher sein kann, dass die ganz Großen der Branche nicht auf dieser Insel zu finden sind, "mittelschwere" Jungs sind immer noch besser als kleine Fische. Man wusste bereits von den Kollegen aus Tenerife, dass eine größere Menge an Haschisch nach La Palma unterwegs ist und wartete nun ab, bis man alle die an diesem berauschenden Handel beteiligt waren, mit Handschellenschlag begrüßen durfte.



Mittwoch 23.03.05 - 08:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 15 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 75 % Luftdruck 1019 hPa

Salz, La Palma, gut

Die Inkompatibilität der deutschen zur spanischen Sprache wird jedem bewusst, der sich eingehender mit diesen beiden verbalen Versuchen der Kommunikation beschäftigt. Im Alltag und mit einem Gesicht gegenüber, hat man immer noch die Chance die restlichen 90% des Körpers auch in die Diskussion zu werfen, heftigstes Gestikulieren kann vor Missverständnissen schützen. Allein auf das geschriebene Wort angewiesen hilft das natürlich nichts: Die bei uns Deutschen so beliebten Wortspiele, Zynismus und die Poesie des Verzweifelten, der Sarkasmus, sind nicht ins Spanische zu übersetzen. Die Krönung der Inkompatibilität wird aber erreicht, wenn man palmerische Handwerkskunst in den Rahmen der deutschen Lebensmittelverkehrsordnung - oder so ähnlich, bringen will.

Endlich scheint es gelungen, einen patenten Importeur für palmerische Produkte nach Deutschland zu finden. Alles noch im Anfangsstadium, aber mit guten Aussichten für den deutschen Verbraucher, Mojo und Konsorten bald nicht mehr per Luftfracht oder bei Ebay kaufen zu müssen. Dazu gehört natürlich auch unser Meersalz aus der Saline von Fuencaliente. Gerne bin ich bei den Gesprächen als Dolmetscher dabei und erkläre mich auch bereit, die Etiketten auf den Salzpackungen zu übersetzen. Blumenreich beschreibt Andrés, das ist der Chef der Saline von Fuencaliente sein Produkt und die Blumen übersetze ich gerne ins Deutsche, soweit dort die Blumen reichen. Der Text kam prompt aus Deutschland zurück, man möge um Gottes Willen nichts von Diät oder gar gesundheitsförderlich schreiben, das geht nicht. Nächster Versuch, alles weg was so ähnlich klingen könnte wie gesund, übrig bleibt: MEERSALZ TENEGUÍA ist ein Produkt aus dem Weltbiosphärenreservat La Palma, handwerklich hergestellt und 100% ökologisch. Es ist reich an Kalium, Magnesium, Calcium und Jod, aber mit geringem Gehalt an Natrium.

Um eines anderen Gottes Willen, wie könnt ihr ein Produkt, welches fast ausschließlich aus Natrium besteht, als natriumarm betiteln, auch wenn das Meersalz aus La Palma weniger Natrium enthält als vergleichbare Produkte. Außerdem ist die Schriftgröße reglementiert, ein Haltbarkeitsdatum muss drauf (bei Salz!) und eine Chargennummer. Das wäre alles nicht so schlimm, müsste ich das nicht immer Andrés erklären, der mich jedes Mal mit mehr Befremdung betrachtet. Der war noch nie in Deutschland und ich glaube nun auch nicht, dass ihn das noch besonders reizen könnte. Wir kriegen das aber hin und ich bin fester Hoffnung, dass es in nächster Zeit, das Meersalz aus La Palma in Deutschland zu kaufen gibt. Wundern sie sich dann aber nicht über den knappen Text auf deutsch: Salz -La Palma - gut. Vielleicht streichen wir aber das gut auch noch weg, dann ist mehr Platz für das Haltbarkeitsdatum, die Chargennummer und den Warnhinweis, dass Salz Kleinteile enthält, die verschluckt werden können.



Dienstag 22.03.05 - 18:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 1 mm, Luftfeuchte 76 % Luftdruck 1016 hPa

Zwergenaufstand

Im Juli dieses Jahres feiern wir die Bajada de la Virgen de las Nieves. Es ist das absolut größte Inselfest, weit über die kanarischen Grenzen hinaus bekannt und findet nur alle 5 Jahre statt. Einer der Protagonisten dabei ist der Zwerg, der hier enano heißt. Viele dieser Zwerge führen dann den berühmten "danza de enanos" auf, den Tanz der Zwerge. Dabei zwängen sich erwachsene Menschen in Kostüme, bei denen übergroße Napoleonhüte vorgaukeln, unter dem Hut säße ein Zwerg. Da die Bewegungsfreiheit in dem Kostüm sehr eingeschränkt ist, hat sich daraus ein ganz eigener Tanzstiel entwickelt. Rock and Roll wäre mit diesen Kostümen nicht möglich und auch sicher nicht im Sinne des Erfinders. Die Figur des Zwerges gilt auch als Emblem dieser Insel und liegt in jedem Souvenirladen der Insel zum Verkauf aus.

Genau darüber will man nun aber wachen und hat jetzt ein Copyright auf den Zwerg erlangt, industrielles und geistiges Eigentum liegt bei der Gemeinde von Santa Cruz de La Palma. Natürlich kann nicht jedes Bild eines Zwergen dieser Welt geschützt werden, die Pygmäen hätten da sicher was dagegen, aber es geht um den Zwerg mit dem großen Napoleonhut. Man hat bereits angekündigt, nach der "Bajada" mal durch die Geschäfte zu ziehen und besonders schlimme Abbilder des emblematischen Zwerges zu entfernen, natürlich nur zum Schutz und Ansehen der Insel. Böse, der einen finanziellen Hintergrund dabei vermutet, es ist sicher auch nur Zufall, dass es dieses Jahr zum allerersten Mal einen offiziellen Souvenirshop gibt, natürlich mit dem Zwerg der reinen Rasse. Hauptsächlich geht es den Gemeindeherren aber darum zu verhindern, dass mit dem Abbild des Zwergen an falscher Stelle geworben wird oder ein falsches Bild entsteht, vom Zwerg und der Geschichte die hinter dem kleinen Mann lauert.


Der offizielle Zwerg La Palmas



Dienstag 22.03.05 - 08:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 75 % Luftdruck 1017 hPa

Business as usual

Chaos auf den Flughäfen der kanarischen Inseln, 19 Flüge wurden abgesagt und weitere 170 erlitten zum Teil erhebliche Verspätungen. Um alle anreisenden Gäste zu beruhigen, der internationale Charterflugbetrieb ist kaum davon betroffen, es handelt sich um eine hausgemachte Auseinandersetzung zwischen der "Binter Canarias" und der "Iberia". Was ist passiert: Die "Binter Canarias", fast marktbeherrschend im interinsularen Flugverkehr, lässt das gesamte "Handling" auf dem Boden von der Iberia ausüben. Als Ex-Tochter der Iberia (IBinter), war das bislang überhaupt kein Thema und an die 700 - 800 Angestellte verdanken ihren Arbeitsplatz auf den kanarischen Flughäfen dieser Verbindung.

Die Binter Canarias blättert für diese Dienste 18 Millionen Euro im Jahr auf den Tisch und hat nun plötzlich nachgerechnet, dass man das selber billiger machen könnte. Hintergrund ist eine angekündigte Erhöhung der Handling Kosten seitens der Iberia und die prompte Antwort der Binter, wenn ihr die Kosten erhöht, dann tragen wir die Koffer in Zukunft selber. Ausgetragen werden in Zeiten der Globalisierung solche Machtspiele immer auf dem Rücken und den Geldbörsen der Angestellten und diese reagieren sofort mit Protesten und Bummelstreiks. Dass beide Gesellschaften nur mit den Zähnen fletschen, um bessere Positionen in der anstehenden Verhandlung um die Erneuerung des Vertrages zu haben, geht dabei unter. Die Binter kann es unmöglich schaffen, bis Juli des gesamte Handling selbst zu organisieren, dazu gehört mehr als Flugzeuge zu beladen und Bordkarten zu verteilen. Immer wenn so laut geklappert wird, dann geht der globale Geist der Einsparungen wieder um, 20% der Angestellten verlieren ihren Arbeitsplatz und die anderen müssen noch mehr Koffer tragen. Geiz ist geil kann man auch übersetzen mit: Mach dich billiger, sonst braucht dich keiner mehr. Business as usual eben.



Montag 21.03.05 - 16:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 74 % Luftdruck 1019 hPa

Sozialwohnungen für Fische

Die marine Schutzzone zwischen der Südspitze der Insel und El Remo zeigt beste Resultate, noch schneller als erhofft hat sich dort der Fischbestand erhöht. Was auf der einen Seite der Insel funktioniert hat, wird es so auf der Ostseite nicht geben, aber Fernando Sanfiel, vom Tauchclub "Club Almirante Díaz Pimienta" hat eine andere Idee, die Fischbestände an Teilen der Ostküste zu schonen. Geht es nach ihm, dann bieten alte und unbrauchbar gewordene Schiffe den Fischen als neue Heimstatt. Das wird in anderen Teilen der Welt auch schon mit Erfolg praktiziert, also sollten wir darüber auch mal nachdenken.

Es sind eh nur wenige Stellen an der Küste La Palmas, wo es so etwas wie ein kleines vor gelagertes Schelf gibt. An den Stellen, wo die Insel gleich steil in den Atlantik stürzt, hat solch eine Aktion keinen Sinn. Aber nahe der Hauptsstadt und auch kurz vor Los Cancajos gibt es in etwa 20 Meter Tiefe sandige Flächen, die nach der Aussage von Tauchern inzwischen fast "fischfrei" sind. Dort gibt es keinerlei Rückzugsmöglichkeiten für die Fische und diese sind den Netzen der Fischer schutzlos ausgeliefert. Fernando Sanfiel will nun, zusammen mit dem Umweltministerium, dort eine künstliche Wohnstatt für Fische schaffen und dazu die alten Kähne verwenden. Alte Kähne gibt es genug, Tenerife hat einiges an marinen Altlasten herumliegen und wenn man alle gefährlichen Stoffe ordentlich entfernt, dann kann das ja was werden mit der neuen Fisch-Heimat. Die Fischer selbst sollten eigentlich auch an dieser Geschichte interessiert sein, irgendwie machen Fischer nur einen Sinn, wenn es auch Fische gibt.



Montag 21.03.05 - 08:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 17 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 72 % Luftdruck 1018 hPa

Bio ist kein Schimpfwort mehr

Vorbei die Zeiten, als Bio-Bauern hier als Weicheier betitelt wurden, inzwischen hat selbst die Inselregierung diese Nische der landwirtschaftlichen Produktion wahrgenommen. "Ecologistas", so nennt man hier die Anhänger der grünen Szene, hatten keinen leichten Stand in unserer Gesellschaft und wurden häufig von den giftelnden Kollegen der Branche verspottet. Das war aber vor 20 Jahren in Mitteleuropa auch nicht anders, bis man merkte, dass Birkenstocksandalen alleine noch keinen wirtschaftlichen Erfolg verhindern können.

Inzwischen schießen auf La Palma die Bio-Läden wie Bio-Pilze aus dem Boden und man darf bloß nicht meinen, dass sei alleine auf Verlangen der reichlich vorhandenen mitteleuropäischen Residenten geschehen. Die Versorgungslage mit eigenen Produkten der grünen Fraktion ist auf La Palma noch in den Babyschuhen, bislang können die paar Bio-Bauern nicht annähernd den Bedarf decken. Nun ist auch die Inselregierung wach geworden und kann stolz verkünden auch auf diesen Zug aufgesprungen zu sein. Inzwischen werden Pflanzenschutzmittel und Dünger, welche von den Ökologen als unbedenklich eingestuft werden, subventioniert. Damit wird La Palma morgen noch keine Bio-Insel, die Monokulturen der Bananen sind, wenn überhaupt, nur mit allergrößten Einschnitten auf ökologische Produktion umzustellen. Aber es tut sich was, wenn auch nur in ganz kleinen Schritten. Es gibt Kurse, in denen sich Interessierte über die ökologische Produktion informieren können und eigentlich sollten gerade die Bauern mit den größten Kartoffeln hellhörig werden, wenn es irgendwo noch einen Wachstumsmarkt gibt. Vielleicht kann man dann ja in Zukunft solche Szenen vermeiden: Straßenschlacht um einen Radieschenkopf großen Sellerie, als Wurfgeschosse dienen Grünkern und Dinkelderivate, and the Winner is: The Bio-Bauer.



Sonntag 20.03.05 - 18:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 25 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 73 % Luftdruck 1018 hPa

Leucospermum und Leucadendron

Das sind keine medizinischen Fachausdrücke sondern die richtigen Bezeichnungen für Blumen, welche wir alle unter dem Namen Protea kennen. Proteen gibt es auch, aber die meisten Blumen die unter diesem Namen auf den Markt kommen, sind keine, sondern eigentlich Leucospermum. Nun ist es aber nicht angebracht, der Schwiegermutter einen Strauß Leucospermum zu überreichen, vielleicht kommt es daher, dass wir zu allen diesen Blumen Protea sagen. Auf jeden Fall ist diese Blume, wenn auch unter falschem Namen, ein richtiger Glücksgriff für La Palma geworden, Jahr für Jahr lässt sich die Produktion steigern und Gott sei Dank auch verkaufen.

Jetzt läuft die Haupterntezeit und man hofft seitens der Kooperative welche den Anbau und Export verwaltet, erstmals über eine Million dieser Blumen in diesem Jahr exportieren zu können. Eigentlich wollte man noch mehr dieser haltbaren Modeblume verschicken, aber auch die Proteas haben diesen abnormen Winter nicht unbeschadet überstanden. Hagelschäden werden besonders aus der Zone von Garafía berichtet und die viele Nässe hat zum Teil große Schäden durch das Auftreten von Pilzkrankheiten verursacht. Eigentlich scheint die Protea ideal für La Palma zu sein, das Klima unserer mittleren Höhenlagen liegt ihr sehr und sie ist nicht windanfällig, bei uns eine sehr vorteilhafte Charaktereigenschaft. Die Kooperative hat auch eine ausführliche Webseite und sogar auf deutsch. Unter www.proteaslapalma.com kann man sich einen guten Eindruck von der Arbeit der Kooperative machen und es wird auch der kleine Unterschied zwischen ..spermum und ..dendron erklärt.



Sonntag 20.03.05 - 09:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 17 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 72 % Luftdruck 1018 hPa

Azorentief

Ich weiß nicht, was Kachelmann dazu sagt, aber ich vermisse seit geraumer Zeit unsere Wettermaschine, das Azorenhoch. Da, wo sonst dieses wetterbestimmende Hochdruckgebiet liegt, hat ein gewaltiges Tief nun diesen Platz eingenommen, welches sich aber nicht vom Fleck rührt. Anstatt Wind aus Nordost, haben wir nun seit 2 Wochen Wind aus westlichen Richtungen. Studiert man die Wetterprognosen, dann geht das auch noch die ganze nächste Woche so weiter. Eitel Sonnenschein und Temperaturen die einem deutschen Sommer zu allen Ehren gereichen, wer hätte das noch vor drei Wochen geglaubt.

Das fette Tief liegt zu weit nördlich um Regen bis in unsere Breiten zu senden und ein kontinentales Hoch über Nordafrika bildet eine weitere Sperre, welches das Vordringen dieses Tiefs verhindert. Bei aller Freude über diesen überdimensionalen "Bauknecht", es ist alles eine Mogelpackung und ganz und gar nicht unser Wetter. Diese Wettersituation ist genau so ungewöhnlich, wie die polare Kälte im Januar und die immensen Niederschläge welche im Februar diese Insel geschüttelt haben. Jetzt im März, kommt die Instabilität aber als Schmusepackung verkleidet daher, normal ist das nicht, aber wunderbar. Ich freue mich über jeden Tag an dem die positive Seite des Ungewöhnlichen uns angenehmes Wetter beschert, von mir aus kann das bis in den Mai so weitergehen. Fernando Bullón, ein namhafter Meteorologe, hat uns gerade noch vor ein paar Tagen erklärt, diese Ansammlung von ungewöhnlichen Wetterphänomenen hat nichts mit dem so oft verkündeten Klimawandel zu tun. Der muss es besser wissen und sicher gibt es eine Möglichkeit, diesen irren Winter in statistische Normalität zu pressen. Wie sagte Fernando auf seinem Vortrag noch so schön: Auch Klimawandel sind normal. Ich kann mich an vieles gewöhnen, vielleicht sogar an die CDU, aber das Wort Azorentief möchte ich nicht in meinen Wortschatz aufnehmen müssen.



Samstag 19.03.05 - 12:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 72 % Luftdruck 1018 hPa

Öffentlicher Bettelbrief

Wir schaffen wieder mal etwas nicht aus eigener Kraft und ich bitte Sie nun, einfach mal darüber nachzudenken, ob Ihnen etwas dazu einfällt. Mag sein, dass ich mich mit dieser Bitte zum Affen mache, aber das habe ich schon für viel unehrenhaftere Dinge gemacht, fragen kostet doch höchstens Mut. - Um was geht es. Seit etwa einem Jahr arbeitet man daran, 80 Schüler und 20 Betreuer von der Insel zum Karneval der Kulturen in Berlin zu schicken. Viele Leute planten, die Kinder üben seit einem Jahr Theaterstücke und Musikaufführungen ein, die Kontakte sind alle da und ein Ehrenplatz im Karneval der Kulturen wäre für die Gruppe aus La Palma auch da. Sie wissen was jetzt kommt, es fehlt das Geld.

Die Inselregierung war ursprünglich bereit das zu finanzieren, doch irgendwie hat man sich keine richtigen Vorstellungen über die Kosten gemacht. (Wir sind so) Nun, keine zwei Monate vor dem Start, fällt die gesamte Finanzierung in sich zusammen und alle Beteiligten stehen vor einem Scherbenhaufen an unsinnig gewordener Arbeit und zerstörten Illusionen von 80 Kindern. Alle Hinweise an die Inselregierung, dass es keine bessere Werbung für diese Insel geben kann, als dieser pressewirksame Besuch in Berlin, bleiben ungehört. Selbst bei billigster Unterkunft in Berlin und Abstrichen an allen nur erdenklichen Stellen, bleibt der Hauptposten, der Flug nach Berlin und zurück, nicht finanzierbar. Wir reden hier von etwa 40.000 Euro die noch fehlen. Natürlich ziehen wir uns den Schuh an, blauäugig und träumerisch dieses gewaltige Vorhaben angegangen zu sein und uns auf Zusagen verlassen haben, die nicht eingehalten werden konnten.

Nun könnte man sagen, fahrt doch nur mit 20 Leuten, aber dazu sind wir zu solidarisch, wer würde es wagen, die Auswahl zu treffen? Also entweder alle 100 oder keiner. Um das klar zu stellen, weder meine Kinder, noch ich sind bei dem Ausflug dabei, meine Kinder waren schon in Berlin, ich bettle hier für Andere und das gerne. Es geht um die anderen achtzig Kinder, von denen die meisten vielleicht nie wieder in ihrem Leben eine solche Chance erhalten werden. Haben Sie eine Idee, wie man diese einmalige Gelegenheit doch noch zu einem glücklichen Geschehen führen kann? Welcher Sponsor wäre bereit, eine solche Summe zu investieren, um den palmerischen Kulturbetriebsausflug doch noch zu retten? Es versteht sich von selbst, dass dieser Sponsor in der Presse als absoluter Retter auftreten könnte. Solche Geschichten sind nicht nur in unserer lokalen Presse beliebt, da macht man auch in Deutschland was draus. Ich hab mir sagen lassen, für viele Unternehmen sind solche Summen "Peanuts", für unsere Verhältnisse ist diese Summe der Himalaja. Leider kenne ich keine Firma, die einen solchen Werbeetat hat, aber vielleicht Sie? - Weitersagen, bitte, bitte!



Samstag 19.03.05 - 09:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 72 % Luftdruck 1017 hPa

Datentankstellen

Immer, wenn hoher Besuch von der Provinzregierung auf unserer Insel weilt, dann erhält La Palma einen gewaltigen Schub und wir werden ein ums andere Mal ins 22. Jahrhundert katapultiert. Es geht mal wieder um das ambitiöse Projekt, "La Palma Digital". Aus dieser Insel soll mit reichlich Geld eine digitale Hochkultur entstehen, Internet für jeden und in allen Gemeinden öffentliche Datentankstellen. Bis Ende dieses Jahres sollen 30 Lokale auf der Insel bereitstehen, in denen alle Interessierten sich unentgeltlich direkt ins dobleuwe, dobleuwe, dobleuwe (so spricht man www auf spanisch aus) einklinken können. Luis Soria, Rat für Industrie, Handel und neue Technologien in der kanarischen Provinzregierung verkündet das, wir freuen uns darauf und werden nicht so hinterhältig sein und bis Ende dieses Jahres nachzählen.

Auf dem Weg ins 22. Jahrhundert gibt es allerdings noch viel weltliches zu erledigen, wie Festnetzanschlüsse, damit die Daten auch irgendwie in die schicken Rechner kommen und so etwas wie ein Dach über dem Kopf. Nur damit wir uns nicht missverstehen, ich finde diese Idee wunderbar, aber hier auf La Palma kämpfen wir noch im 21. Jahrhundert mit so profanen Problemen, dass in vielen Regionen dieser Insel kein Telefonanschluss zu bekommen ist, von Breitband ganz zu schweigen. Das andere Problem wird sein, die Gemeinden sollen die Räumlichkeiten für die Datentankstellen zur Verfügung stellen und auch betreiben, viel Spaß beim Verhandeln.

Ich sehe die Pressemeldung schon vor mir: "La Palma Digital" übergibt die ersten Rechner und Monitore an die Gemeinde von "El Llanografíarafe" (oder so ähnlich), der BürgermeisterInnen erschrickt im Blitzlichtgewitter des Lokalreporters und stellt den Rechner erst mal auf die lange Bank. Dann wird in mehreren Gemeinderatssitzungen diskutiert, wo denn der Nabelapparat in die große Welt aufgestellt werden soll. Schließlich einigt man sich auf die Aula des Altersheimes, welches nächstes Jahr projektiert werden soll. Das Altersheim wird dann im Jahr 2012 fertig , aber erst 2019 eingeweiht, weil gerade keine SeniorInnen vorhanden sind. Aus Verzweiflung importiert man Rentner aus Deutschland auf ein Euro Basis und dann kann man ja einen Telefonanschluss beantragen. Nun haben wir auch wieder den Zeitraum bis ins 22. Jahrhundert abgedeckt. - Verzeihung, so spotten kann nur einer, der die Gnade der schnellen Leitung hat und ich kann Ihnen versichern, dass nichts von dem, was ich im letzten Kapitel geschrieben habe, auch nur annähernd unserer virtuellen Realität entspricht. Es ist ganz einfach Wochenende und die Sonne scheint.



Freitag 18.03.05 - 11:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 74 % Luftdruck 1017 hPa

El Paso trauert um Doña Teresa

Wenn Kinder in Tränen ausbrechen und ein ganzer Ort die Luft anhält, dann ist etwas Einschneidendes passiert. Gestern Abend verlor Doña Teresa ihr Leben, als sie die Hauptstraße im Ort überqueren wollte. Doña Teresa war bis letztes Jahr noch Lehrerin und Direktorin der Grundschule von Tajuya, "Colegio Tanausú" und hat während fast 40 Jahren Schuldienst ganze Generationen von Menschen an die kleinen und großen Geheimnisse des Erwachsen werden herangeführt. Doña Teresa war nicht nur eine Lehrerin, sie war eine Institution, von den Kindern geliebt und den Eltern hoch geschätzt, die selbst schon bei ihr auf der Schulbank saßen. Nach nicht mal einem Jahr in verdienter Pension, einem harten, aber erfolgreichen Kampf gegen den Krebs, stehen wir fassungslos vor dieser fragwürdigen Richtungsänderung des Schicksals. Noch tragischer wird der Unfall, wenn man weiß, dass die Unglückfahrerin aus dem nahen Bekanntenkreis Doña Teresas stammt. Die Beerdigung findet heute Abend statt. Die Messe wird um 19:00 Uhr in der Kirche von El Paso gelesen. Man müsste sehr, sehr gläubig sein, um die Frage nicht zu stellen: Lieber Gott, was hast du dir dabei gedacht?



Freitag 18.03.05 - 08:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 15 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 73 % Luftdruck 1017 hPa

Hoffnung im Gepäck

Noch mal Tourismus und noch mal positiv. Für dieses Jahr erwartet unsere Tourismusbehörde einen vorsichtigen Anstieg der Gästezahlen aus Alemania. Zwischen 3 und 5 Prozent mehr Deutsche erhofft man sich als Urlauber auf La Palma begrüßen zu dürfen, das kann hinkommen und ist in der Bescheidenheit der Erwartungen reell. Man ist sich der problematischen Situation in welcher Deutschland gerade steckt wohl bewusst, weiß aber auch, dass für die Deutschen der Auslandsurlaub eine ganz wichtige Sache ist. Sollte unser Tourismusrat Jaime Sicilia mit der Prognose recht haben, dann darf sich La Palma kräftig auf die Schultern klopfen. Ansteigende Zahlen in touristischen Regionen welche nicht in Billiglohnländern liegen, sind eine absolute Seltenheit.

Abzuwarten bleibt natürlich, ob man sich dieses Plus mit Sonderangeboten erkämpfen will, oder mit dem einmaligen Reiz dieser Insel. Die eingesessenen Hoteliers dieser Insel hatten unlängst schon einen Preisverfall beklagt und wenn La Palma mehr Gäste bekommt, diese aber weniger Geld auf der Insel lassen, dann hat nur die Statistik etwas davon. Wichtig ist aber, dass die Flugverbindungen mit Deutschland auch den Sommer über stabil bleiben, das war in anderen Jahren nicht immer der Fall. - Deutsch ist eine furchtbar schwere Sprache und auch phonetisch nicht kompatibel mit dem Spanischen. "Diario de Avisos" das auf La Palma meist gelesene Blatt, sprach von den großen vier Reiseveranstalter, welche Gäste auf die Insel bringen, diese heißen Nekerman, TUI, Althus und Shawrisland. Macht aber nichts, das ist nicht wichtig, Hauptsache die schicken Gäste und die kommen dann mit Flugzeugen der Condom, Äh Bärlin, Happack Loid und ElleTäU. Wenn das mal gut geht.



Donnerstag 17.03.05 - 17:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 78 % Luftdruck 1019 hPa

Die Rechnung ohne den Gast gemacht

Die Zahlen des Tourismus für den Februar sind da und verbreiten auf den Kanaren Ratlosigkeit und Beklemmung, was machen wir falsch, dass immer weniger Gäste kommen? Die Antwort ist eine ganz einfache, im Massentourismus ist die Luft raus und da geht fast alles nur noch über den Preis, nach unten natürlich und da können wir gegen Billiglohnländer nicht mithalten. Tenerife erhält die zweite dicke touristische Ohrfeige und hat nachdem bereits schwachen Januar erneut viele Gäste verloren. 28.285 Gäste weniger besuchten unsere große und wunderschöne Nachbarinsel als noch im gleichen Monat des Vorjahres, das ist ein Minus von fast neun Prozent.

Fast alle anderen Kanareninseln hatten im Februar dieses Jahres auch ein Minus, Fuerteventura verlor an die 10.000 Gäste, Gran Canaria und Lanzarote geben sich mit verträglicheren 3.000 Gästen bescheidener in der unangenehmen Statistik. Fast alle Kanareninseln haben ein Minus zu verzeichnen habe ich gesagt und da fehlt doch noch was. Ja, La Palma durchbricht die Tendenz der anderen Inseln und hat als einzige ein Plus vor seinem Kästchen stehen und zwar ein Plus von 2,1%. Würde man nun nicht noch anfügen, dass das in Zahlen ausgedrückt lediglich 286 Gäste mehr sind, dann könnten wir uns rundherum freuen, so bleibt die kleine und bescheidene Freude auf dieser Insel. Manchmal ist es nicht nur eine Tugend bescheiden zu sein, sondern auch ganz praktisch. Nicht jeder kann aus 286 Gästen ein Plus von 2,1% zaubern, aber La Palma war immer schon eine ganz besondere Insel für ganz besondere Menschen.


Es blüht in grellen Farben auf La Palma

Der Tourismus blüht in den grellsten Farben auf La Palma



Donnerstag 17.03.05 - 08:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 15 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 75 % Luftdruck 1023 hPa

Bananen und globale Verdauung

Die Bananen sind uns heilig und bislang kann kein anderer Sektor unseren Motor der palmerischen Wirtschaft auch nur annähernd an Leistung erreichen. Diese Abhängigkeit macht natürlich verwundbar und besonders vor den großen Wechseln die es am dem nächsten Jahr geben kann, muss man sehr aufmerksam sein. Wie genau die Situation aussehen wird, wenn auch Bananen aus Südamerika im kommenden Jahr auf dem bislang abgeschotteten spanischen Markt drängen, das lässt sich nur ahnen. Eigentlich hat man hier keine Angst und rechnet mit der Treue der Verbraucher. Diese Treue könnte aber von einem zu großen Preisunterschied auf eine harte Probe gestellt werden.

Bislang regeln Angebot und Nachfrage den Preis und reguliert damit für die Erzeuger die schwankenden Erntemengen. Gibt es weniger Bananen, dann steigt der Preis und die Bauern kommen auf das gleiche Einkommensergebnis. Bei Totalausfall springt die Versicherung in die Bresche, insgesamt ein verlässliches System, welches kalkulierbares Einkommen generiert. Nimmt man diesen, sicher außergewöhnlichen Winter, dann werden die 30% weniger Produktion wegen des miserablen Wetters bislang durch eine Preiserhöhung aufgefangen. Wird aber der Preisunterschied zu den mittelamerikanischen Bananen zu groß, dann wird so manch ein Verbraucher auf der iberischen Halbinsel sein Treuegelöbnis an die kanarische Banane an den marktwirtschaftlichen Haken hängen. Große Zeiten kommen auf uns zu, viel zu groß für uns, zwischen den Interessen von United Brands und Daimler spielen wir nur die Rolle des letzten Furzes im Universum. Hallo Brüssel, wir haben ein Problem, klein gelb und krumm - hört uns keiner oder riecht uns niemand?



Mittwoch 16.03.05 - 17:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 76 % Luftdruck 1022 hPa

Markthändler in Santa Cruz können bald aufatmen

Nach nunmehr vier Jahren soll die historische Markthalle in Santa Cruz im Mai wieder geöffnet werden, so zumindest wenn man den Aussagen aus dem Rathaus der Hauptstadt Glauben schenken kann. Das fällt inzwischen schwer, sprach man doch erst von 14 Monaten und später von 18 Monaten Bauzeit, daraus wurden schließlich vier lange Jahre. Auch mit den Kosten sieht es ähnlich aus, von den ursprünglich 600.000 geplanten Euros stiegen die tatsächlichen Baukosten auf 1,7 Millionen. Allerdings muss man die Planer in Schutz nehmen, erst während des Umbaus stellte sich heraus, dass die historische Halle, die aus dem späten 19. Jahrhundert stammt, viel zu baufällig war. Aus einer Sanierung wurde eine komplette Restaurierung mit vielen Ruhepausen in denen man die benötigten Geldtöpfe erst wieder aufbohren musste und neu planen.

Die Markthändler sind mit dieser Erklärung nicht einverstanden und sehen als Grund der überlangen Verzögerung die schleppenden Baumaßnahmen und den Planungswirrwarr. Crisanto Matos, Präsident der Vereinigung der Markthändler der Hauptstadt, rechnet vor, dass man in diesen 4 langen Jahren fast 75% der Kundschaft verloren hätte, eine Zahl die sich nicht nachprüfen lässt, aber der Ausweichplatz war wirklich nicht halbwegs so interessant und geschichtsträchtig, wie es die Markthalle nun mal war und ist. Freuen wir auf eine schneidige Wiedereröffnung des "Mercado Municipal" in Santa Cruz und möge dann die Kundschaft den Händlern wieder in Heerscharen die Waren aus den Händen reißen; und natürlich auch bezahlen.



Mittwoch 16.03.05 - 08:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 14 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 75 % Luftdruck 1023 hPa

Achtung, Radlader von oben

Einen gewaltigen Schreck gab es gestern Vormittag in unserer Hauptstadt in der Gegend von Quinta Verde, dem oberen Teil der Avenida del Puente. Ein Radlader flog von einer über der Straße gelegenen Baustelle aus vier Meter Höhe auf eine Anzahl von parkenden Autos. Zum Glück waren diese Autos leer und auch Passanten wurden nicht verletzt. Der Fahrer des Radladers brach sich einen Arm, angesichts des spektakulären Unfalls eher eine leichte Verletzung.

Auf der Suche nach den Ursachen dieses, auch in unseren Breiten seltenen Phänomens der fliegenden Radlader, sind sich alle Beteiligten einig. Die massiven Niederschläge der vergangenen Wochen (was, es hat geregnet auf La Palma?) sind Schuld daran, das Gelände war durch den Regen so aufgeweicht, dass es unter dem Gewicht der Maschine abrutschte. In der Tat ist Bodenerosion auf unserer steilen Insel ein großes Problem und führt immer wieder zu Murenabgängen und Steinschlag und das immer vermehrt nach großen Niederschlägen. Man sollte die Hinweisschilder auf Steinschlag ruhig ernst nehmen und damit rechnen, dass plötzlich etwas auf der Straße liegt. Seit gestern wissen wir ja nun, dass es sich dabei nicht ausschließlich um Gesteinsbrocken handeln muss, es kann auch schon mal ein Radlader sein.



Dienstag 15.03.05 - 17:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 76 % Luftdruck 1020 hPa

Nebenverdienst

Dass die Fischer der kanarischen Inseln nicht unbedingt zur einkommensstärksten Berufsgruppe gehören, ist Tatsache und so manch einer der Petri AG muss nebenher noch Geld verdienen gehen. Ganz besonders findig war der Kapitän eines Fischtrawlers aus Gran Canaria, der besserte sein Einkommen damit auf, dass er nicht nur Fische vor der mauretanischen Küste fing, sondern dort auch Flüchtlinge aufnahm und diese zurück auf die Kanaren brachte. Pro Person brachte ihm das 3.000 Euro ein, zwei Menschen nahm er jedes Mal mit und der Fischer galt als fleißig in seinem Job.

Aufgefallen ist diese Masche nur, weil der Kapitän die Flüchtlinge als seine Besatzungsmitglieder einschrieb, damit wollte er im Falle einer Kontrolle aus dem Schneider sein. Genau das aber brachte den Kapitän ins Visier der Fahnder, so viel und so häufig wechselnde Besatzung hatte nicht mal Kapitän Ahab. Wie viele Menschen er auf diese Weise auf die Kanaren gebracht hat, das lässt man nicht durchsickern, daraus könnte man schließen, dass es wohl sehr viele waren. Nun wird weiter ermittelt, man befürchtet natürlich, dass auch andere Fischer mit der selben Idee ihr Einkommen aufbessern. Eines hat der Kapitän auf jeden Fall erreicht, bislang lastete man den gesamten Menschenschmuggel Fischern aus Marokko an, das hat nun ein Ende und wir müssen auch bei uns mal klar Schiff machen.



Dienstag 15.03.05 - 08:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 14 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 72 % Luftdruck 1019 hPa

wwww

Wir wollen wärmeres Wetter lautete mal die Überschrift einer Nachricht, welche mir ein besorgter Leser zukommen ließ. Das war noch in den Zeiten langer Unterhosen, als wir uns die Erderwärmung gerne herbei gesehnt haben. Das grausame Wetter dieses Winters scheint fast schon vergessen und Temperaturen von tagsüber 22-24 Grad gaukeln uns einen ewigen Frühling vor. Bei genauem Hinsehen, hat aber der wirkliche Wetterwechsel noch gar nicht stattgefunden, es ist nicht der Nordostpassat welcher uns mit gutem Wetter schmeichelt, sondern ständiger Westwind.

10 Tage Westwind liegen bereits hinter uns und vertraut man den Vorhersagen, dann geht das mindestens noch mal eine Woche so weiter. Dabei wird es nicht regnen, das Tief welches fast den gesamten Nordatlantik belegt, kann sich nicht entscheiden, wohin denn die Reise geht. Das Azorenhoch, eigentlich der Garant unseres Wetters, ist nicht auf seinem Platz, wird aber durch ein großes Hoch ersetzt, welches den gesamten nordafrikanischen Kontinent und weite Teile Europas belegt. Wir haben im Moment, genauso ungewöhnliches Wetter wie den gesamten Winter schon, aber eben unspektakulär, es schneit nicht, stürmt nicht, es ist angenehm warm, nur der Wind weht aus der falschen Richtung. Da kommt es gerade Recht, dass heute Abend im Kulturhaus von Los Llanos Fernando Bullón einen Vortrag über den befürchteten Klimawandel hält. Fernando Bullón ist die palmerische Antwort auf Kachelmann und arbeitet als Meteorologe des nationalen meteorologischen Institutes auf dem Flughafen von La Palma. Heute Abend, 19:00 Uhr, Casa de la Cultura von Los Llanos, alle Wetter!



Montag 14.03.05 - 18:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 24 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 72 % Luftdruck 1017 hPa

Einmal nach El Aiún und schon gibt's Ärger

Passt hervorragend zu der Nachricht von gestern, Binter fliegt jetzt nach El Aiún. Das konnte nicht ohne außenpolitische Folgen bleiben und schon erhebt der Präsident der Demokratisch-arabische Republik Sahara (DARS), Mohamed Abdelaziz, schwere Vorwürfe gegen Marokko, aber auch gegen die Fluggesellschaft Binter. Die gestern bereits genannten Befürchtungen, geschäftliche Verbindungen der kanarischen Inseln über den Flughafen von El Aiún sind ein Schlag ins Gesicht für die Unabhängigkeitsbestrebungen der Saharauis, sind heute bereits Tatsache und nun kann sich die Politik nicht mehr heraushalten und hinter normalen Geschäftsbeziehungen verstecken.

Mohamed Abdelaziz fürchtet mit der Präsenz kanarischer Geschäftsleute in El Aiún würde man den Besitzanspruch Marokkos auf die Westsahara schleichend bestätigen. Er bezeichnet es als völkerrechtlich illegal, Geschäftsbeziehungen mit Marokko dort zu beginnen, wo diese als Besatzer auftreten. "Wartet ab, bis das Problem gelöst ist und kommt dann wieder" ruft er der Fluggesellschaft zu und meint damit natürlich, wenn El Aiún eines Tages wieder die Hauptstadt der "DARS" ist. Weiter wirft er den Marokkanern vor, die illegale Einwanderung nach Europa zu schüren, um als Gegenleistung von der EU Geld zu erhalten, diese Flüchtlingsströme zu stoppen. 180.000 Saharauis sitzen in Flüchtlingslagern in der algerischen Wüste bei Tinduf und schaffen es nicht bis in die Westsahara, die Flüchtlinge aus anderen Ländern aber könnten fast ungehindert nach Marokko gelangen. Wenn die Marokkaner es ernst meinten, den Durchzug der Flüchtlinge durch ihr Land zu stoppen, dann müssten die 150.000 Soldaten die in der Westsahara stehen, das doch locker bewerkstelligen können. - Ohne als Prophet dastehen zu wollen, aber vielleicht hätte die Binter doch besser einen anderen Flughafen Marokkos anfliegen sollen, wenn man schon Geschäfte mit Marokko machen will. Ich bin gespannt auf die Reaktion unserer Politiker, wie man sich da aus dem Schlamassel ziehen will.



Montag 14.03.05 - 08:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 15 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 78 % Luftdruck 1018 hPa

Parasiten gegen Parasiten

Namen machen oftmals Eindruck und je länger und gewichtiger sich eine Institution vorstellt, um so eher ist man geneigt, Vertrauen in das Wissen und die Fähigkeiten der Organe zu stecken. "Fundación para el Desarrollo e Impulso de las Ciencias Agrarias en Canarias" ist also über jeden Zweifel erhaben, nur die Abkürzung, "Fundación Fimdasimca" knabbert wieder ein bisschen an den Vorschusslorbeeren. Die Stiftung für die Entwicklung und Verbreitung für Agrarwissenschaften auf den Kanaren, gehört zur Universität La Laguna auf Tenerife und hat nun einem der schlimmsten Pflanzenschädlingen der Kanaren den Kampf angesagt, der "mosca blanca", auf Deutsch weiße Fliege, Aleurothrixus floccosus.

Die mosca blanca treibt auf den Kanaren in vielen Bereichen ihr Unwesen, Bananen, Zitrus, aber auch Zierpflanzen werden von diesem Schädling heftig belegt und bislang sind chemische Keulen der einzige Ausweg. Allein auf den Kanaren haben die Wissenschaftler über zwanzig verschiedene Arten der "weißen Fliege" entdeckt, einige endemisch, die meisten jedoch eingeschleppt. Irgendeine Art der weißen Fliege findet sich an so gut wie jeder Nutzpflanze und hier haben besonders die Bananen und Zitrusplantagen heftig mit dem kleinen Insekt zu kämpfen. Die weiße Fliege schädigt die Pflanze nicht nur direkt in dem die Larven den Blättern den Saft absaugen, sondern ist auch noch Überträger einiger Viruskrankheiten. Wenn die Fliege selbst die Pflanze nicht zur Strecke bringt, dann besorgt das später der Virus. Das nennt sich diabolische Arbeitsteilung. Das will man nun ändern und über einen Zeitraum von zwei Jahren einen geeigneten Gegner dieses Insektes finden, der die Plage auf natürlichem Weg eliminiert. Schlupfwespen sind als Alternativen in manchen Regionen dieser Welt bereits erfolgreich am Werk, aber die Forscher aus Tenerife wollen noch effektivere Killer der weißen Fliege finden. Zwei Jahre Zeit haben sie dazu und wer sich dann später um die Ausrottung des Fliegenkillers bemüht, das wird eine andere Stiftung mit noch viel längerem Namen klären.



Sonntag 13.03.05 - 19:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 77 % Luftdruck 1017 hPa

Landen auf schwierigem Terrain

Seit gestern verbindet ein wöchentlicher Flug der Binter Canarias jeden Samstag die kanarischen Insel mit dem afrikanischen Kontinent, genauer gesagt mit El Aiún, Die Verbindung war bereits öfter angedacht und besonders von Geschäftsleuten gefordert, die aus einem stagnierenden kanarischen Markt, ihr "Treiben" über das Stückchen Ozean nach Osten ausdehnen wollen. Der Flug von Gran Canaria dauert 35 Minuten, wird von den normalen Flugzeugen der Binter Flotte, den ATR 72 durchgeführt und kostet für Hin und Rückflug um die 200 Euro. Mit großem Bahnhof, oder sollte man hier sagen mit großem Flughafen, wurde die erste Maschine von den marokkanischen Regionalbehörden begrüßt und Worte wie historisch und neues Zeitalter hingen in der Luft und in den Lobesreden.

Von kanarischer Seite aus, hatte man ganz bewusst nur Geschäftsleute in die Maschine gepackt und keine Politiker. Das Pflaster Al Aiún ist nämlich keineswegs ohne Historie für Spanien, war man doch vor drei Jahrzehnten dort selbst noch Herr im Haus. Spanisch-Sahara hieß der Landstrich seinerzeit und bis in den Februar 1976 war El Aiún Garnisonsstadt der spanischen Fremdenlegion. Als man, höflich gebeten, diesen unwirklichen Landstrich schließlich aufgab, kam es zu heftigsten Auseinandersetzungen zwischen den ehemaligen Freunden, Marokko und der Polisario, die zuvor beide immer den Spaniern das Leben schwer gemacht haben. Der Streit um die Westsahara hält bis heute an, die Polisario, welche sich als Vertreter des Volkes der "Saharaui" bezeichnet, kämpft für die Unabhängigkeit der Westsahara unter dem Namen Demokratisch-arabische Republik Sahara (DARS) mit der Hauptstadt Laayoune = El Aiún.

Marokko im Norden und Mauretanien im Süden wollen aber die Westsahara unter sich aufteilen und Marokko hält die größten Teile dieses Landstrichs mit seinen Truppen besetzt. Spanien hielt sich offiziell seit dem Abzug aus der Sahara neutral, moralisch und wahrscheinlich auch mit Geldmitteln, unterstützte man aber die Polisario. - Wo Geschäfte gemacht werden sollen, da spielt Historie und das Geschwätz von gestern aber keine Rolle, "Don Dinero" will investieren und verkaufen. Verständnisvolle Politik oder schraubenzieherartige Windungen von höflicher Annäherung sind da fehl am Platz. Dreißig Jahre später kommt man wieder zurück, dieses Mal nicht mit dem Gewehr in der Hand, sondern mit Euros, die sind den Marokkanern auch viel lieber. Um die Unabhängigkeitsbestreben der Polisario nicht ganz vom Tisch zu fegen, gibt es von politischer Seite überhaupt keinen Kommentar zu der Annährung Kanaren- Marokko. Ob man dieses stille Anerkenntnis der Besetzung der Westsahara durch Marokko allerdings so einfach ausblenden kann, das wage ich zu bezweifeln.



Sonntag 13.03.05 - 09:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 17 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 72 % Luftdruck 1018 hPa

Umdenken VII

Es geht voran. Die Vereinigung mittelständischer und kleiner Unternehmen auf La Palma, "Confederación de Pequeños y Medianos Empresarios" (Cepyme-La Palma), hat jetzt eine Studie veröffentlicht, die der zukünftigen Entwicklung des Tourismus auf La Palma zu mehr Realitätsnähe mahnt. Sehr vorsichtig spricht man von bereits vorhandenen Überangeboten im Hotelsektor und den daraus möglichen deflationären Folgen. Als weiteres Beispiel geht es um die Vielzahl an geplanten Regionalmärkten, die alle auf das gleiche Publikum zurückgreifen müssen. Neben den bereits vorhandenen Märkten in Puntagorda und Mazo, entstehen momentan weitere "Bauernmärkte" in Puntallana, Barlovento und El Paso. Bei so viel Konkurrenz und gleich bleibender Käuferanzahl, kann keiner dieser Märkte profitabel wirtschaften und darum geht es ja letztendlich auch auf unserer kleinen Insel.

Es wird in der Studie, die auf Befragung von 1.200 Menschen basiert, angeraten die Gemeinden sollen ihr touristisches und kulturelles Angebot klar definieren. Die Gäste sollen damit bewogen werden, ganz gezielt nach ihren Wünschen und Interessen die Orte besuchen zu können und das "Thema" der Gemeinde muss einfach zugänglich und erkennbar sein. So könnte man mit den Namen der Orte auch Begriffe verbinden, die den Reiz und die Möglichkeit der einzelnen Gemeinden herausheben. Z.B. Fuencaliente Stände für Wein, Vulkane und Salz, El Paso für Seide, Zigarren und Wanderungen, Los Llanos für Geschichte, Shoppen und Bummeln, Tazacorte für Bananen, Fischerei und Strand. Letztendlich ermahnt uns diese Studie dazu, mit den Ressourcen die wir haben, umzugehen und diese gezielt einzusetzen. Zu den Golfplätzen steht da auch was Kluges, man sollte zukünftige Projekte an die tatsächlichen Bedürfnisse der Insel und seiner Möglichkeiten anpassen und dabei wird in Frage gestellt, ob 4 Golfplätze auf dieser Insel nicht ein exzessives Überangebot darstellen würden. Vernunft als Marktlücke, da geht doch was!



Samstag 12.03.05 - 17:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 23 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 71 % Luftdruck 1017 hPa

Wieder Hundeattacken auf Ziegenherden

In der Region von Mendo und damit in der Nähe der Müllverbrennungsanlage kommt es immer wieder zu Verlusten in den Ziegenherden durch verwilderte Hunde. Ein einziger Ziegenhirte verlor seit dem Jahr 2002 schon 150 Tiere an die in Rudeln lebenden Hunde, alleine 11 Tiere in der vergangenen Woche. Auch früher war es schon mal vorgekommen, dass streunende Hunde eine Ziege oder ein Schaf gerissen haben aber das waren Einzelfälle, eine solche Häufung von Übergriffen auf ganze Ziegenherden gibt es erst seit guten 3 Jahren.

Schuld daran sei die Müllverbrennungsanlage von Mendo, dort kann nicht alles an Müll sofort verbrannt werden und so lagert immer der neueste Müll und lockt damit die ausgesetzten und verwilderten Hunde an. Durch das reichliche Nahrungsangebot dort, überleben auch die meisten Tiere und haben nun bereits begonnen sich zu vermehren. Bislang weiß man nicht so recht was man dagegen tun kann, noch wird gestritten welche Behörde denn dafür zuständig sei. Die Ursache des Umstandes wird in ein paar Jahren verschwunden sein, wenn der Müllverwertungskomplex in Mazo seinen Betrieb aufnimmt, dann wird die Müllverbrennungsanlage von Mendo geschlossen. Was bis dahin geschieht, das weiß der Schäfer, der am meisten davon betroffen ist nicht. Er würde ja seine Herde bewachen, er ist aber kein Jäger und hat auch kein Schießgewehr, außerdem weiden seine Ziegen viel zu weit verstreut, um von einem Mann alleine bewacht zu werden.



Samstag 12.03.05 - 09:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 15 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 72 % Luftdruck 1020 hPa

Nationalsozialismus

Was ergibt ein Pakt von selbsternannten Nationalisten und Sozialisten, - natürlich nicht das was in der Überschrift steht, aber Wortspiele drücken die politische Realität in unserer Hauptstadt vielleicht am allerbesten aus. Nach 14 Jahren als Bürgermeister muss Carlos Cabrera von der Partido Popular nun doch seinen Hut nehmen. Sein Machterhaltungstrieb hatte ihn im Mai 2003 mit den selbsternannten Nationalisten der Coalición Canaria paktieren lassen, also eine Art Volksnationalismus. So etwas hält aber nicht lange und die Kameraden der Coalición Canaria verließen vor einem halben Jahr die politische Bühne der Hauptstadt mit Wehgeschrei, man wollte nicht mitregieren, sondern regieren. Die wahre Größe eines politischen Großkriminellen vom Format eines Franz Josef Strauss wird unerreichbar bleiben, nur dem war es egal, wer unter ihm Bundeskanzler der BRD, Verzeihung, Bundesrepublik Deutschland war.

Nach reichlich einem halben Jahr kokettieren, haben sich nun die Coalición Canaria und die selbsternannten Sozialisten der PSOE zur gemeinsamen Machtübernahme des Rathauses von Santa Cruz geeinigt. Am 23. März geht nun der Stadtschlüssel in die Hände von Juan Felipe von den selbsternannten Nationalisten über, aber nur bis Mai 2006, dann muss er an Anselmo Pestana von der PSOE übergeben werden, bei uns darf jeder mal ran. Ein historischer Pakt wird vor der Presse verlautet und alles zum Besten von Urbi et Orbi. Die Bajada de la Virgen de Las Nieves im Juli diesen Jahres wird also nicht führerlos (fast hätte ich Führer los geschrieben) stattfinden müssen. Was gut für unsere Parteien ist, kann nur gut fürs Volk sein. Nun schließt sich der hehre Reigen von Volk, Nationalisten und Sozialisten, rein linguistisch ergäbe das einen völkischen Nationalsozialismus. Weil aber das Volk hier aus 85.000 Individualisten besteht, unsere Nationalisten gerade Mal Regionalisten sind und unsere Sozialisten glauben, Karl Marx sei eine, vorwiegend linksdrehende Kartoffelsorte, brauchen wir keine Angst vor großen Worten oder Taten haben. Individueller Regionalzug heißt die häufigste Regierungsform auf dieser Insel, das kommt an, verbraucht keine natürlichen Ressourcen, Politiker sind nachwachsende Rohstoffe und tauschen sich selbst regelmäßig aus. Nichts Neues im Osten und das ist gut so.



Freitag 11.03.05 - 17:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 22 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 73 % Luftdruck 1018 hPa

Umdenken VI

Drei Mal habe ich den Artikel gelesen, der heute in "EL DIA" erschienen ist. Es geht um das gestern von mir so beklagte Küstenprojekt an der marinen Schutzzone. Was mich dazu bewogen hat, diesen Artikel so oft zu lesen war, dass da ein Mensch die gleichen Gedanken dazu hat wie ich, oder besser gesagt, in aller Demut ich erlaube mir genau so darüber zu befinden wie er. Es geht dabei um den, von mir oft kritisierten, Präsidenten der Inselregierung, José Luis Perestelo. Ich bin hoch erfreut, derart vernünftig erscheinende Worte zu hören und muss ehrlich sagen, da geschieht wirklich etwas in Sachen Umdenken. Aufmerksame Leser haben es sicher entdeckt, das es in unregelmäßigen Abständen Artikelchen mit der Überschrift Umdenken gibt und nun sind wir schon bei VI angekommen. (Bei C gebe ich einen aus)

José Luis Perestelo will auf keinen Fall diesen Plan der Küstenbehörde so durchgeführt haben, wie man sich das seitens der Planer vorstellt. Sollten Vorschläge der Inselregierung nicht angenommen werden, welche den Eingriff in die marine Schutzzone auf ein absolutes Minimum reduzieren, dann will er lieber völlig auf irgendwelche Investitionen dort verzichten. Weiter erklärt er, immer interessiert daran zu sein, die Insel in Infrastruktur und Bequemlichkeit für Gäste voranzutreiben, aber niemals auf Kosten der Landschaft. Alle Maßnahmen müssen sich der palmerischen Realität anpassen und nicht umgekehrt. Nun ist das bei Politikern so eine Sache mit dem Reden und dem Tun, aber in dieser Deutlichkeit habe ich noch keinen wirklichen Entscheidungsträger bislang "menscheln" hören. Das Wetter ist gut, die Politiker werden wach, die Bohnen werden billiger, wie schön kann das Leben sein.



Freitag 11.03.05 - 08:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 16 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 72 % Luftdruck 1020 hPa

11M

Niemand kommt um dieses Datum herum. Genau vor einem Jahr starben in Madrid 191 Menschen und an die Tausend wurden verletzt, weil Terroristen in vier Vorortzügen Bomben gezündet haben. Gründe und Hintergründe, darüber brauchen wir hier nicht berichten, die gesamte Presse ist voll von Berichten darüber. In der Berichterstattung der meisten Medien hält sich aber hartnäckig ein Denkfehler, es wird fast ausnahmslos behauptet, der Anschlag vom 11. März hätte die Wahl am darauf folgenden 14. März entscheidend beeinflusst. Das ist nur oberflächlich richtig, aber es war nicht der Anschlag der Terroristen, welche die Wahl zugunsten Zapateros entschieden hat, sondern das Fehlverhalten der alten Regierung unter José María Aznar in den drei Tagen zwischen dem 11. März und dem 14. März.

In den ersten Stunden nach dem Anschlag war jeder in Spanien der Meinung, die ETA hätte diesen Anschlag verübt. Auch Aznar kann man es nicht übel nehmen, wenn er anfänglich die Schuld in Richtung ETA schob, Bombe = ETA, das war bis zum 11. März 2004 in Spanien ein ungeschriebenes Gesetz. Nur war diesmal alles anders und schon bald, nur Stunden nach dem Anschlag, war klar, dass dieses eine Mal, die ETA nicht für den Tod verantwortlich ist, sondern eine Gruppe islamistischer Extremisten. Die damalige Regierung rückte aber drei Tage lang nicht von der ETA-These ab und belog öffentlich und wiederholt das gesamte spanische Volk. Aus der gemeinsamen Trauer und Wut eines ganzen Volkes machte Aznar Wahlkampf, im Glauben, wenn es die ETA war, dann gewinne ich und wenn es Araber waren, dann wird es knapp. Wäre am 12. März Wahl gewesen, dann hätte die Partido Popular von Aznar gewonnen, allerdings hatte er zwei weitere Tage zur Verfügung, in denen er sich um Kopf und Kragen redete.

Der Mann hat "sein" Volk einfach für dumm gehalten und in mehreren unsäglich demagogisch geführten Interviews am 12. und 13. März seine Unfähigkeit bewiesen. Die Quittung kam am 14. März, ein völlig überraschender Wahlsieg der Sozialisten mit Zapatero, der einfach in diesen drei Tagen nach dem Anschlag Format bewiesen hat. Das ist ganz wichtig, nicht Terroristen haben die heutige Regierung Spaniens an die Macht gesetzt, sondern die alte Regierung hat in diesen drei Tagen ihre Unfähigkeit bewiesen und wurde darauf hin vom Volk abgewählt. Glauben Sie niemandem den Satz, Terroristen hätten einen Regierungswechsel in Spanien erzwungen. Das ist einfach falsch, die Bomben der Islamisten waren es nicht, es war Aznar selbst, der sich in diesen drei Tagen aus dem Amt geredet hat.



Donnerstag 10.03.05 - 19:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 28 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 74 % Luftdruck 1020 hPa

Marine Schutzzone unter Bedrohung

Die viel gelobte marine Schutzzone vor der Westküste La Palmas, die sich von der Südspitze der Insel bis fast nach Puerto de Naos erstreckt, läuft Gefahr, von der eigenen Behörde ad absurdum geführt zu werden. Gerade berichten die ersten Wissenschaftler von einer deutlichen Erholung vieler bedrohter Spezies in der Schutzzone, da stellt die Küstenbehörde ein Projekt vor, welches den gesamten bisherigen Erfolg zunichte machen würde. Zwischen dem Leuchtturm an der Südspitze und der Playa La Zamora, soll eine 10 Kilometer lange Promenade entstehen, damit dort Fußgänger gemütlich laufen können.

Das alleine wäre noch nicht schlimm, obwohl sogar der Fußweg nahe des Ufers noch in den schützenswerten Bereich herein ragt. Schlimmer ist die Idee, die drei Naturstrände dort, "La Zamora", El Faro" und "Puntalarga" zu befestigen. Man plant, 85.000 Kubikmeter Felsmaterial zu verwenden, um die drei Strände für Badende angenehmer zu machen. Das würde bedeuten, dass man an diesen Stellen unheimlich viel Material auf die gerade in der Rekonvaleszenz befindliche Schutzzone kippt und damit irreparablen Schaden an der Flora und Fauna der Region in Kauf nimmt. Badehäuschen sollen her, Toiletten und in der Nähe der "Fuente Santa" ein Geysir der auf Befehl Wasser spucken soll. Dabei ist die heilige Quelle noch gar nicht wieder ans Tageslicht gebuddelt worden und keiner weiß, ob man diese sagenumwobene heiße Quelle jemals findet.

Als Kompott will man auch alle kleinen Siedlungen dort abreißen, Regeneration des Küstenstreifens heißt das. Dabei besticht diese Landschaft gerade durch seine Eigentümlichkeit und einer bizarren Schroffheit, die einen ganz besonders Flair verteilt. Wilde Buden, scharfe Klippen, ungezähmte Naturgewalten. Nicht liebevoll und einschmeichelnd wie es der Norden der Insel sein kann, aber auch das ist das Gesicht der Insel und hat es mehr als verdient, in Ruhe gelassen zu werden. Eigentlich ist die Aktion der Küstenbehörde unverständlich, aber es liegt eine Vermutung nah. Man will die Ecke touristisch nutzbar machen, das neue Hotel dort braucht dringend ein Umfeld, wo sich die Gäste auch mal außerhalb des Komplexes aufhalten können. Dafür ist man wohl bereit, die marine Schutzzone aufs Spiel zu setzen und jegliche Glaubwürdigkeit, wir würden es mit dem Naturschutz und dem Weltbiosphärenreservat ernst nehmen. Wollen wir uns selbst wieder ein Stückchen unserer Identität nehmen, nur um gefälliger zu sein?



Donnerstag 10.03.05 - 08:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 16 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 74 % Luftdruck 1019 hPa

Erste Bauphase für den Flughafenausbau hat begonnen

Jetzt wird wieder in die Hände gespuckt, am Flughafen geht das große Buddeln los. Der erste Bauabschnitt soll mehr Platz schaffen und die Stellflächen für Flugzeuge erweitern. Bislang können nur drei Flugzeuge gleichzeitig eine Parkposition finden, in Zukunft sollen es zehn Maschinen sein, die auf La Palma festen Boden unter den Rädern spüren können. In zwei Jahren soll das neue Vorfeld stehen, der Kostenvoranschlag dafür beläuft sich auf etwas mehr als 28 Millionen Euro. Das neue Vorfeld ist aber nur der Anfang, danach wird ein neuer Terminal gebaut, man will gerüstet sein für die Anforderungen von morgen und übermorgen. Das neue Gebäude wird gigantisch und reicht bis über die Fläche der heutigen Parkplätze hinaus. 6 Stockwerke hoch oder tief wird gebaut, man will dann theoretisch bis zu drei Millionen Passagiere im Jahr abfertigen können. Eine sehr optimistische Einschätzung, aber für die Architekten muss es ein Heidenspaß gewesen sein, die teuerste Baustelle der Insel aller Zeiten zu planen. Der neue Terminal soll 87 Millionen Euro kosten, das entspricht etwa dem gesamten Haushalt der Inselregierung für ein Jahr. Aber was sollen wir uns da kleinlich zeigen, wir müssen den Flughafen ja schließlich nicht bezahlen, sondern nur benutzen. Ein bisschen mulmig wird mir bei dem Gedanken, mehrere Jahre die Gäste in einer enormen Baustelle empfangen zu müssen, aber was macht man nicht alles für die Zukunft, auch wenn diese drei Nummern zu groß erscheint.


Der neue Flughafen La Palma



Mittwoch 09.03.05 - 18:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 26 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 75 % Luftdruck 1020 hPa

Lichtschutzfaktor 40

Ein unverschämt schöner und sonniger Tag liegt hinter uns, das Thermometer macht Sprünge auf die 25 Grad Marke und fast, aber nur fast sind wir schon wieder geneigt, diesen garstigsten Winter seit wahrscheinlich 40 Jahren zu vergessen. Noch erinnern uns, nicht schließende Holztüren und Fenster an die die unwirkliche Vergangenheit, aber in drei Tagen haben wir das auch erledigt und dann verschwinden die Gedanken an Aluminiumtüren und Kunststofffenster schnell wieder aus unseren Gedanken. Vorbei ist die Zeit der griesgrämigen Gesichter und manche Gäste waren wirklich erstaunt, dass auf La Palma auch Sonnencreme wichtige Dienste leisten kann...

Gut sieht es aus für die nächsten Tage, erst ganz leichter Südwind und dann ab dem Wochenende ganz schwacher Wind aus nordwestlichen Richtungen. Mag sein, dass die Lufttemperaturen dann wieder ein bisschen absinken, das wird aber mit häufigerem Sonnenschein mehr als kompensiert. Für Sonntag steht noch eine kleine mögliche Instabilität im Raum, kann aber den großen Trend zum guten Wetter nicht mehr aufhalten. Natürlich können wir noch nicht von dauerhaftem guten Wetter sprechen, dazu ist das Jahr noch zu jung. Mit den nun vorhandenen Vorhersagen kommen wir aber schon bis Mitte März und dann ist es noch unwahrscheinlicher, dass uns ähnliche Wettersituationen wie vor ein paar Wochen noch mal überraschen. Einen ganzen Tag Sonne, schon werden wir wieder vorlaut und ich habe tatsächlich überlegt, ob ich nicht meinen "heißen Willi", so nenne ich inzwischen meinen Heizlüfter, nicht als Winterhilfe nach Mitteleuropa schicken soll.


Hurra, Hurr die Birne brennt

La Palma, 9.3.05 - 18:30



Mittwoch 09.03.05 - 08:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 12 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 79 % Luftdruck 1022 hPa

Die Steine des Anstoßes

Ein hervorragendes Beispiel für progressive Bürgerbeteiligung an der eigenen Stadtplanung erlebt unsere Hauptstadt Santa Cruz im Moment. Auf Grund der Unterschriften von 300 Bürgern wurden die Renovierungsarbeiten am "Barco de La Virgen" vorübergehend eingestellt. Der Nachbau einer Caravelle ist seit jeher eines der Wahrzeichen der Hauptstadt und zugleich Eingang zum Marinemuseum. Was ist geschehen? Der Architekt Alejandro Haddad, verantwortlich für das Bauprojekt, hat nach Meinung der 300 Bürger die falsche Außenhaut für den Sockel gewählt, auf dem das Schiff steht. Anstatt wie vorher, einen groben Putz über das Fundament zu geben, den man hier "tirolesa" nennt, hat der Heimatfrevler Haddad weiße Steine benutzt, die von er iberischen Halbinsel kommen, aber nicht von hier. Dass der Putz al la "tirolesa" eigentlich tirolerisch heißt und auch nicht die Prüfung der Endemie überstehen würde, spielt dabei keine Rolle.

Nun wird es eng mit den Renovierungsarbeiten. In 4 Monaten beginnt das größte Inselfest, die Bajada de la Virgen de Las Nieves. Dabei spielt der Nachbau des Schiffes eine zentrale Rolle und es wäre nicht auszudenken, wenn bis dahin nicht alles fertig ist. Die Stadtverwaltung gerät jetzt unter Druck, auf der einen Seite will man die Meinung der Bürger ernst nehmen, auf der anderen Seite steht der Architekt und der Zeitdruck. Der Planer des Projektes hat bereits angekündigt, dass er die Arbeit hinschmeißt, sollte man von ihm verlangen, den Sockel anders zu gestalten als er das vorgesehen hat. Die Politik versucht zu vermitteln und überlegt, ob es nicht Alternativen gäbe, die Renovierung mit Materialien durchzuführen, die sich dem Stadtbild am besten anpassen. Ein Possenspiel vom Feinsten, gespickt mit nachbarschaftlichem Gezänk und hilflosen Politikern, die es allen recht machen wollen. - Ganz böse Zungen behaupten nun, wenn man den Sockel wirklich so gestalten wollte, dass er dem Stadtbild entspricht, dann müsste man diesen mit Blech verkleiden, nicht a la tirolesa, sondern a la Toyota.



Dienstag 08.03.05 - 18:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 16 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 82 % Luftdruck 1021 hPa

Umgehungsstraße von Los Llanos lässt hoffen

Welche Baumaßnahme auf La Palma in den letzten Jahren sinnvoll oder gar notwendig war, das liegt oft im ganz persönlichen Geschmack des Nutzers. Wer mehrmals am Tag von der Ost auf die Westseite pendeln muss, der lobpreist den neuen Tunnel, wer diesen aber nur einmal im Monat durchfährt, der verplant die 30 Millionen ganz nach eigener Facon. Genauso geht es mit der Riesenbrücke von Los Sauces, die Leute dort denken anders über die Brücke als wir aus El Paso. Vom neuen Hafen in Tazacorte lohnt es sich in diesem Zusammenhang nicht zu reden, 2 Schiffe in 2 Jahren plus 2 Großsegler, lassen nicht von hektischem Betrieb berichten.

Da sind die 4 Millionen Euro für die Umgehungsstraße von Los Llanos ein unvergleichbares Schnäppchen und wenn die Rechnung der Verkehrszähler aufgeht, dann werden 15.000 Autos am Tag diese neue Verbindung nutzen. Ob diese Zahlen zutreffen ist mir nicht ganz klar, aber es ist ein Fakt, dass alle Leute die nach Tazacorte oder in den Nordwesten der Insel wollen, bislang mitten durch Los Llanos fahren müssen. Diese Durchgangsstraße ist tagsüber dem Verkehrsinfarkt nah und nur ganz hart gesottene Zeitgenossen empfinden diesen Stau als begleitende Meditationsmöglichkeit. Die Planer gehen davon aus, dass die Umgehungsstraße etwa die Hälfte des Verkehrs aus der Stadt leiten würde, das wäre eine echte und spürbare Entlastung.

Der Bau hat bereits begonnen, die Trasse der Straße beginnt gegenüber dem Holzhandel "La Rueda" bei Triana und zieht einen respektvollen Bogen um die Westseitenmetropole um bei Augual wieder auf die alte Straße zu gelangen. Die Straße wird 3,5 Kilometer Länge haben und zweispurig sein. Um den Verkehrsfluss auf der Umgehungsstraße zügig zu halten, wird es auf der gesamten Strecke nur einen Abzweig geben, mittels eines Kreisverkehrs auf der Höhe der Straße nach Puerto de Naos. Anfang und Ende der neuen Straße werden auch per Kreisverkehr an die vorhandenen Verbindungen gestaltet, das ist Mode bei uns. "Pulpo" (Octopus) nennen wir diese verwirrende Art im Kreis zu fahren, soll aber angeblich die sicherste Methode sein. Für die Bauzeit hat man 15 Monate vorgesehen, rückwirkend ab November 2004, aber da will ich nicht kleinlich sein, ohne Stau nach Los Llanos ist eine derart verzückende Idee, dass die Vorfreude ruhig lange andauern darf.


Um Los Llanos herum

Die rote Linie bedeutet die alte Trasse, die Blaue die Umgehungsstraße. Photo von "La Opinion"



Dienstag 08.03.05 - 08:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 11 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 80 % Luftdruck 1020 hPa

Nationalpark erhält 3 Millionen Euro

Der Nationalpark "Caldera de Taburiente" kann auch dieses Jahr wieder mit den gleichen Zuwendungen aus Madrid rechnen, wie schon die Jahre zuvor. Das war nicht immer sicher, ob denn von der Zentralregierung das Geld weiter fließen würde, die Verwaltung der Nationalparks geht dieses Jahr in die Hände der autonomen Provinzregierungen über und man fürchtete, dass Madrid sich beleidigt knauserig gibt. Dem ist also nicht so, man kann weiter planen und alle bereits begonnenen Vorhaben finden auch den benötigten finanziellen Hintergrund. Von den 3 Millionen Euro gehen 2,2 Millionen an die Seite der Investitionen und der Rest in Löhne und Gehälter der Angestellten.

Für La Palma ist der Nationalpark "Caldera de Taburiente" seit jeher touristisches Aushängeschild Nummer eins und wenn das Wetter es erlaubt, gehören die Wanderungen in diesem einzigartigen Naturspektakel zum absoluten Muss eines aktiven La Palma Urlaubes. Es bleibt zu hoffen, dass die zukünftigen Herren des Parks das feine Gespür besitzen, zwischen allen Interessengruppen den Überblick zu behalten. Da treffen touristische Vorhaben auf die Notwendigkeit, den Park als Refugium für eine unendlich groß erscheinende Vielfalt an Flora und Fauna zu bewahren. Durch den Wechsel der Verwaltung des Nationalparks ergeben sich viele neue Möglichkeiten, aber auch neue Gefahren. Nachhaltigkeit ist da gefragt, aber dieses Wort beinhaltet durch seine inflationäre Häufigkeit bereits eine gehörige Portion Hinterhältigkeit, also vielleicht einfach nur Vernunft.



Montag 07.03.05 - 18:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 16 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 82 % Luftdruck 1022 hPa

Kanarische Meister im Glas sammeln

Auch die kleinen Erfolge sind es wert beachtet zu werden, nicht jeden Tag kann man von Goldmedaillen berichten. Nun hat aber La Palma eben einen kanarischen Rekord aufgestellt, im Altglas sammeln. Pro Einwohner warfen die Palmeros und ihre Gäste fast doppelt so viel leere Flaschen und Marmeladengläser in die hübschen grünen Stadtmöbel, als der "Durchschnittscanario". Mit 19,1 Kilo pro Kopf und Jahr dürfen wir von weitem an der Umweltschutzmedaille schnuppern, insgesamt ergibt das die stolze Menge von 1.627 Tonnen. Diese Menge entspricht fast 10% der Summe des gesammelten Altglases auf dem gesamten kanarischen Archipel, wir stellen aber nur 5% der Einwohner.

Auf La Palma stehen 435 Altglascontainer in hellgrüner Farbe herum und warten auf die zerbrechlichen Gaben der Bevölkerung. Die Glassammelleistung der Gemeinden entspricht ziemlich genau der Einwohneranzahl, Los Llanos vor Santa Cruz, gefolgt von Breña Baja und El Paso. Schlusslichter sind die großen Flächengemeinden im Norden der Insel, dort ist die Dichte der aufgestellten Container, hier "Iglúes" genannt, auch deutlich dünner als im bevölkerungsreichen Osten und Westen La Palmas. Auf jeden Fall nimmt die Menge des gesammelten Glases auf La Palma jedes Jahr zu und so lange uns keiner zum Auswaschen von Joghurtbechern bewegen will sind auch wir bereit, natürlich mit gebührendem zeitlichen Abstand, mitteleuropäische Mülltrennungsriten auf der Insel zu praktizieren.



Montag 07.03.05 - 08:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 10 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 82 % Luftdruck 1023 hPa

Maschendrahtzaun

Eine Erfindung die erst spät auf unsere Insel gekommen ist, zunächst meist im Umfeld von ausländischen Besitztümern anzutreffen, nun aber auch bei den Palmeros gern gesehene Möglichkeit Grenzen zu ziehen. Die Zeiten sind längst vorbei in denen man wusste, das ist dein Land, das ist mein Land und ein hochkant gestellter Stein dies in alle Ewigkeit dokumentierte. Wird heute ein Grundstück verkauft, dann zieht man erst Mal einen Zaun und dann sehen wir weiter, was überhaupt mit diesem Stück Land passieren soll.

Oft finden bei der Landschaftsgestaltung mit metallischen Drahtgeflechten aber alte Durchgangsrechte keine Beachtung mehr und plötzlich wird aus einem uralten Königsweg eine Sackgasse an deren Ende ein Maschendrahtzaun steht. So geschehen auf dem alten Weg von Las Manchas nach El Remo. Als es noch keine Straße gab, die von Puerto de Naos nach El Remo und Charco Verde führte, gelangten die Anwohner von Las Manchas auf einem kleinen Eselpfad hinab bis an die Küste. Der Weg hieß "La Esperilla", wurde aber kaum noch genutzt und an der Steilstellen hinab nach El Remo kam es auch immer wieder zu Abrutschen des lockeren Gesteins. Nun aber hat die Gemeinde den Pfad wieder instand gesetzt und diesen in das Wandernetz der Insel aufgenommen. Pech nur, dass am Ende des wirklich schönen Wanderwegs ein Zaun zu überwinden ist, sonst kommt man keinen Schritt weiter und muss wieder umdrehen. Wo ein Wille ist, da ist auch eine Tür, sonst ist der Weg weg.



Sonntag 06.03.05 - 17:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 17 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 81 % Luftdruck 1024 hPa

World Cheese Award in Puntagorda eingetroffen

Gleich zwei Ziegenkäse aus La Palma heimsten Medaillen auf dem World Cheese Award ein, der November vergangenen Jahres in London stattfand. In der Rubrik, geräucherter Ziegenkäse, belegte Moisés Carmona mit seinem Käse "La Candilera" den ersten Platz und Gil Marino Lorenzo aus Garafía mit seiner Marke "El Juncal" erreichte die Bronzemedaille. Allerdings dauerte es nun 4 Monate, bis die beiden fleißigen Käser diese Würdigung ihrer Arbeit auch in den Händen halten konnten.

Macht nichts, es freut uns immer, wenn andere auch der Langsamkeit wieder eine Chance geben. Unser Rat für Landwirtschaft, Mariano Lorenzo, ließ es sich nicht nehmen, die Prämien eigenhändig zu übereichen, es ist schließlich keine Alltäglichkeit, eine derart wertvolle Auszeichnung zu erhalten. Moisé Carmona selbst macht kein großes Aufsehen um diese Auszeichnung, er weiß selber am besten, dass er guten Käse macht und eigentlich wäre es ihm lieber, die Engländer würden seinen Käse auch kaufen und ihn nicht nur mit Medaillen behängen. Ich kaufe meinen Ziegenkäse trotzdem weiterhin bei meinem Nachbarn, Sonntagvormittag räuchert er den Käse und am Mittag beiße ich bereits in den frischen Laib. Das Schöne daran ist, ich muss kein Etikett entfernen, keine Siegel brechen und keine Medaillen aus dem Weg räumen, einfach reinbeißen und gut ist.



Sonntag 06.03.05 - 10:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 14 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 79 % Luftdruck 1026 hPa

Linsen und Schäfchen

Altocumulus lenticularis und Cirrocumulus floccus kann man auch dazu sagen, es geht um die unendliche Welt der Wolkenformationen unserer Insel. Jedes Wetter und sogar jede Region dieser Insel hat ihre eigenen Wolken. Die Topographie der Insel beeinflusst dabei den "Himmel" genauso wie die Lage, am südöstlichen Rand des berühmten Azorenhochs. La Palma ragt wie ein steiler Zahn aus dem Ozean, bei nur 706 Quadratkilometer Oberfläche und der höchsten Erhebung von 2.426 Meter, kommt es immer zu spontanen Reaktionen mit dem "Wetter". Der Nordostpassat, häufigster Motor unseres Klimas, ist Wiege der Fruchtbarkeit dieser Insel. Ständig branden die feuchten Wolken an die Nordostseite der Insel und lassen dort ihre kostbare Fracht und zeigen dabei der nahen Wüste die trockene Schulter. Kein Tropfen fällt dort, nur die hohen Berge La Palmas und der Nachbarinseln sind in der Lage, den Passatwolken das Leben spendende Nass abzutrotzen.

Dabei entstehen die phantastischen "Wolkenmeere" auf der Ostseite der Inseln und der "Wolkenwasserfall" unterhalb der Cumbre Nueva. "La Casacada" nennt man das hier auf La Palma und ist wohl das am häufigsten photographierte Wetterphänomen dieser Insel. Lässt das Azorenhoch aber Platz für die berühmten meteorologischen Instabilitäten, dann verschwindet das Wolkenmeer und die Linsen und Schäfchen treten an dessen Stelle. Dann ist Vorsicht angesagt, nicht nur der Passat trifft ohne Vorbereitung auf diesen blanken Fels im Atlantik, auch die Stürme aus westlichen Richtungen hinterlassen auf dem ersten Vorposten im Ozean ihre ungebremste Kraft.

Weil dieser Cocktail noch nicht für ausreichend Verwirrung in unserem Wetter sorgt, kommt ab und zu die Sahara auf einen, meist kurzen Besuch. Besitzt das kontinentale Hoch über Nordafrika ausreichend Kraft, seinen atlantischen Bruder beiseite zu schieben, dann schickt der Wind aus südöstlichen Richtungen heiße, trockene und staubige Luft zu uns. Das ist der berühmte und gefürchtete "Calima", der alle Regeln der lokalen Meteorologie auf den Kopf stellt. Plötzlich ist es oben wärmer als unten, die Sichtweiten sinken auf unter einen Kilometer und der Wind weht aus Richtungen, die uns völlig unbekannt scheinen. Gipfel dieser klimatologischen Frechheit sind unberechenbare Fallwinde, die mit ernormen Geschwindigkeiten ganz lokal auftreten und für reichlich Aufregung sorgen können. Letzte Kaltluftreserven aus den höheren Luftschichten versuchen dem heißen Klima zu entkommen und sausen mit unvorstellbaren Geschwindigkeiten an den Bergrücken nach unten. Wer in diesen ausweglosen Fluchtversuch kühler Luft gerät, wird den hiesigen Namen dieses Phänomens verstehen: "Descuernacabras", auf Deutsch, Ziegenenthörner.

Ganz viele Photos und Erklärungen zu unseren Wolken und Wetter kann man unter http://www.inm.es/web/sup/ciencia/divulga/nubes/pdf/charlaweb.pdf nachsehen. Fernando Bullón Miró arbeitet als meteorologischer Berater auf dem Flughafen La Palmas und hat in dieser Webseite Wolken gesammelt und erklärt uns das Warum und Wieso die Linsen und Schäfchen da sind. Ganz besonders interessant ist auch die Erklärung, warum der Passat tausend Kilometer südlich von uns immer noch "Schluckauf" hat, nachdem er mit La Palma kollidiert ist.


Wolkenwasserfall über der Cumbre Nueva auf La Palma


Linsen künden Regen auf La Palma an



Samstag 05.03.05 - 17:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 16 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 84 % Luftdruck 1023 hPa

Diplomarbeit zu La Palma

Vor einem halben Jahr war ein Geographiestudent aus Kiel auf unserer Insel und hat Recherchen für seine Diplomarbeit ausgeführt. Der Titel "Tourismusentwicklung auf La Palma - Möglichkeiten einer Profilierung durch nachhaltigen Tourismus", ist natürlich auch mein Thema. Nun hat mir Lars Gerhardts, so heißt der angehende Geograph, seine Diplomarbeit geschickt. Ich habe mich begeistert durch 225 Seiten gelesen und in der Arbeit das, meiner Meinung nach, beste Papier und Analyse unserer verzwickten Lage im Tourismus entdeckt. Ich habe mich deshalb entschlossen, Stück für Stück seine gesamte Diplomarbeit in unserem Kalenderblatt zu veröffentlichen. Als Anfang gibt es die Kurzfassung, welche auch der Inselregierung vorliegt. In den weiteren Monaten gibt es dann auch die gesamte Arbeit zu lesen. Hier geht es zum Kalenderblatt für den Monat Februar.



Samstag 05.03.05 - 09:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 13 Grad, Niederschlag: 1 mm, Luftfeuchte 84 % Luftdruck 1024 hPa

Umsatzrekorde bei Winterbekleidung

Bei meinen, fast schon verzweifelten Versuchen, in dem miserablen Wetter der letzten Wochen etwas positives zu finden, bin ich nicht nur bei den nun reichlich vorhandenen Wasserreserven fündig geworden. Da gibt es eine perfide Gruppe von Geschäftsleuten, die sich an unserem Leid ergötzen und keinen Hehl daraus machen, dass nach ihren Wünschen dieses Wetter ruhig bis weit in den Mai hätte weiter gehen können. Wir sprechen von der Bekleidungsbranche, die nach schwachen Umsätzen in den vergangenen Jahren endlich mal wieder richtig Pullover und Jacken an die frierenden Leute bringen konnte.

Kein Wunder, geben doch unsere Kleiderschränke nicht so viel her, um dem mitteleuropäischen Wetter der letzten Wochen angemessen begegnen zu können. Gestern noch fragt mich eine stadtbekannte Größe der Damenbekleidung, ob das den wahr sei, dass das Wetter jetzt besser wird. Als ich das bejahte, entglitten der Dame fast die Gesichtszüge, hatte sie doch mutig warme Kleidung nachgeordert. Pech gehabt, auch an Katastrophen soll man sich nicht gewöhnen. Nicht richtig reagiert hat aber der Elektrofachhandel, vom doppelten Konjunktiv kann keine Ökonomie leben. Hätten wir Heizlüfter gehabt, hätten wir diese auch verkaufen können ist eine denkbar beschämende Aussage einer Branche die nicht kapiert hat, dass wir frieren und keinen zweiten DVD-Spieler brauchen. Da gibt es noch innovative Ideen, bislang können ja Mobiltelefone Photos machen, im Internet surfen, SMS verschicken, mit manchen Modellen kann man sogar noch telefonieren oder Bierflaschen aufmachen. Ein Handy mit integriertem Heizlüfter und in Stereo dazu "In the summertime" könnte mich wohl begeistern und mich vielleicht endlich unabhängig machen von der erschreckenden Unterversorgung an langer Unterwäsche auf dieser Insel.



Freitag 04.03.05 - 17:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 18 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 84 % Luftdruck 1018 hPa

Die guten Seiten des vielen Regens

Sieben der acht großen Staubecken La Palmas sind zu 100% voll, lediglich das Allergrößte der gesamten kanarischen Inseln, hat erst einen Wasserstand von 60%. La Laguna de Barlovento heißt dieser überdimensionierte Pool und ist derzeit mit etwa 2 Millionen Kubikmeter Wasser gefüllt. Das gesamte Fassungsvermögen der Laguna de Barlovento von 3,1 Millionen Kubikmeter übersteigt alleine, das aller anderen Staubecken der Insel. Allerdings war das Wasserreservoir noch nie zu 100% gefüllt, die 2 Millionen Kubikmeter von jetzt, sind schon Rekord. Eigentlich wünsche ich mir auch gar nicht, dass die Laguna von Barlovento dieses Jahr ganz voll wird, dazu müsste es gewaltig weiter regnen.

Mehr Wasser speichert die Insel aber in den vielen Kavernen und Galerien, welche La Palma im Inneren durchziehen. Aus diesen Galerien bezieht die Insel das meiste Wasser, in dem man den Berg anbohrt und damit über ein spinnenartiges Verteilersystem das, meist begehrte Nass, bis in die Haushalte und Gärten bringt. Nach dem katastrophal trockenen Winter des letzten Jahres, fürchtete man bereits das Versiegen vieler Wassergalerien und die tiefer gelegenen Brunnen waren bereits am absoluten Limit. Diese Befürchtungen hat das grausige Wetter der letzten Zeit wieder weit in die Zukunft geschoben. Der Barranco de las Angustias, auch Flussbecken genannt, trägt diesen Namen nur an wenigen Tagen des Jahres zurecht. Dieses Jahr fließt aber bereits seit mehr als 30 Tagen ununterbrochen Wasser aus der Caldera bei Puerto de Tazacorte in den Atlantik. Auch ein Rekord, allerdings mit der negativen Tatsache, dass die Caldera für Wanderer in diesem Zeitraum auch nicht zugängig war.



Freitag 04.03.05 - 08:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 13 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 85 % Luftdruck 1017 hPa

Der große Bauknecht

Kein Tief in Sicht und bereits gestern konnten wir für mehrere Stunden die Sonne sehen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten in den Mittagsstunden konnten alle Flugzeuge problemlos auf La Palma landen und schon werden wir wieder übermütig. Unvorstellbar die Blütenpracht die uns die nächsten Tage blühen wird, La Palma glänzt in einem Grün, welches eigentlich einen eigenen Namen verdient hätte. Teuer erkauft haben wir uns dieses Naturspektakel mit Niederschlägen, die weit entfernt von jeglicher beruhigenden Statistik sind. Aus dem Osten, genauer gesagt aus San Pedro in Breña Alta erhalte ich die Nachricht, dass dort seit dem 18.10.04 die ungeheure Menge von 1.514 mm Niederschlag gefallen ist. Der vergangene Februar bleibt in den Geschichtsbüchern und vielleicht werde ich ja alt genug, um irgendwann den Leuten erzählen zu können, ich habe das schon mal erlebt. Bald sind die Wäscheberge getrocknet, in ein paar Tagen lassen sich die gequollenen Holztüren auch wieder öffnen, nur für die Pharmaindustrie habe ich schlechte Nachrichten, der Umsatz an Antidepressiva wird schlagartig einbrechen. Wir sind wieder da!



Donnerstag 03.03.05 - 18:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 19 Grad, Niederschlag: 13 mm, Luftfeuchte 86 % Luftdruck 1010 hPa

Vorbild Deutsche Bank

Mehr Gewinn und um diesen erneut zu steigern, will man Mitarbeiter entlassen. Da habe ich allergrößtes Verständnis für, man kann doch die Vorstände und shareholder auf Dauer nicht immer nur mit peanuts abspeisen. Gut, dass ich von Banken keine Ahnung habe, mein Verhältnis zur Welt der Hochfinanz ist gar nicht zu beschreiben, weil es keines gibt. Nun aber geschieht ähnliches auf den Kanaren und nun kann ich doch mitreden, weil es um meine Lieblingsbrauerei geht. Die Compañía Cervecera de Canarias (CCC), verantwortlich für solch leckere Produkte wie "Dorada" und "Tropical", möchte 130 von ihren 600 Angestellten loswerden. Das natürlich ungern, aber man sieht sich dazu gezwungen. Vorruhestand, Aufhebungsverträge, in Mitteleuropa sind das ja wohl gängige Vokabeln, wir müssen uns erst noch daran gewöhnen. Das Wort "prejubilaciones" läuft uns noch nicht locker über die verwöhnte Zunge.

Die Rechnung der Firma sieht so aus. Nach einem Rekordjahr im Absatz und einem Reingewinn von 8,8 Millionen Euro in 2004 ist man nicht damit zufrieden und rechnet uns vor, dass der Gewinn um 27% höher hätte ausfallen können. Schuld sind die Mitarbeiter, die kosten zu viel und sind darüber hinaus im nationalen Vergleich die unproduktivsten was den Bierausstoß pro Mitarbeiter angeht. (Hat jemand mal den Mitarbeiterausstoß pro Vorstandsmitglied der Deutschen Bank errechnet?) - Ja, ich habe auch erst Mal geschluckt, kein Tropical, es ist ja noch nicht Feierabend. Weiter wird aufgeführt, es drängt immer mehr Billigbier auf den Markt und man müsse sich für das Morgen wappnen und daher in Zukunft kostengünstiger produzieren. Also auch Billigbier herstellen, weil die entlassenen Mitarbeiter sich dann die eigenen Prämienmarken nicht mehr leisten können. Wenn ich gedacht habe, in meinem endemischen Habitat bei Carlos am Tresen der Globalisierung zu entkommen, dann muss ich jetzt zugeben, mich bäuerlich geirrt zu haben. Dabei habe ich doch immer alles getan was ich konnte, die Umsätze der Brauerei zu stärken. Edel sei der Hopfen, hilfreich und gut.



Donnerstag 03.03.05 - 08:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 13 Grad, Niederschlag: 17 mm, Luftfeuchte 86 % Luftdruck 1009 hPa

Umdenken IV

Die Gesetze der Marktwirtschaft sind eigentlich gar nicht so schwer zu verstehen und wer etwas verkaufen will, der muss sich an Angebot und Nachfrage orientieren, oder ein Produkt anbieten, welches Mitbewerber nicht haben. La Palma hat aufgerüstet im Angebot der Hotelbetten, innerhalb eines Jahres kamen an die 2.000 neue Betten hinzu, gleichzeitig blieb die Nachfrage in dem Sektor aber ohne Bewegung. Mit den neuen Anlagen hat man sich in die Höhle des touristischen Preiskampfes begeben, da geht es nicht um das unvergleichbare La Palma, sondern um touristische Standards wie, Sternezahl, Sportangebot, Hochglanzphotos und natürlich Preis. Nun ist plötzlich die gesamte touristische Welt der Konkurrent und mit aller Demut wage ich zu bemerken, das haben viele schon vor mehr als 10 Jahren so gepredigt.

Nun trafen sich die "Goliaths" der Branche im Hotel "Parador" um die Situation zu beraten. Jaime Sicilia, Rat für Tourismus dieser Insel und Antonio Sosa, Chef des CIT (Centro de Iniciativas Turísticas) besprachen mit den Reiseveranstaltern und Hoteliers der Insel, die momentane touristische Situation der Insel. Die Hoteliers beklagten sich über das enorme Überangebot in diesem Sektor und dass man sich seit Jahren mit den Preisen nur noch nach unten orientiert hat und nun an die Grenze der Rentabilität stößt. Die Reiseveranstalter raten La Palma dringend, sich eine klare Position im touristischen Angebot zu schaffen, um nicht in einen ruinösen Preiskampf zu verfallen. Unsere beiden Tourismusbeauftragten sagten erst Mal gar nichts, das alleine ist schon ein Umdenken.



Mittwoch 02.03.05 - 19:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 15 Grad, Niederschlag: 19 mm, Luftfeuchte 84 % Luftdruck 1008 hPa

Nichts als Wetter

Das Abrutschen der Cumbre Vieja, die Sorge um die Bananen, politisches Gezänk, alles kein Thema in der letzten Zeit, jeder fragt nur noch, wann wird endlich dieses Wetter besser. Ganz einfach, übermorgen. Inzwischen haben nicht nur unsere Urlaubsgäste und alle Mitleidenden der Touristikbranche gestrichen die Nase voll, von diesem Winter, der sämtliche Rekorde bricht. Am meisten Regen, die tiefsten Temperaturen und drei Tiefausläufer hintereinander, die sonst in gebührenden Abständen von 14 Tagen für notwendigen Niederschlag auf La Palma sorgen. Selbst die Bananenbauern wollen nun keinen Regen mehr, auf Gran Canaria laufen die Talsperren über und selbst mein Zahnarzt, eigentlich Garant für Ausgeglichenheit und positive Dickfelligkeit, neigt inzwischen fast zu Depressionen. - Jetzt bloß kein Zahnweh bekommen.

Im diesem Februar habe ich 317 mm Niederschlag gemessen, im ganzen Winter 2003/2004 aber nur 286 mm. Allerdings steht unser Regenmesser auf halbe Höhe zwischen Los Llanos und El Paso, andere Quellen sprechen von über 500 mm Niederschlag im Februar. Um noch einen Vergleich zu geben, als Jahresmittel rechnet man für unsere Region 550 mm Niederschlag, verteilt auf die 6 Monate in denen wir mit "meteorologischer Instabilität" rechnen. Ich habe das Wort extra in Anführungsstriche gesetzt, weil man mir bereits Prügel angedroht hat, wenn ich dieses unmögliche Sauwetter noch mal so höflich betitele. - Der Flughafen war heute nur zeitweise nicht anzufliegen, der erste Charter kam pünktlich, die Maschine aus Friedrichshafen wurde nach Gran Canaria geleitet, konnte aber dann gegen 17:00 auf La Palma landen. Ganz unglücklich trifft es aber die Gäste aus Düsseldorf, die waren bereits auf dem Weg zu uns, mussten aber dann wegen eines technischen Defektes wieder umkehren. Nun erwarten wir die Gäste um 22:30 und genau in dieser Maschine haben wir Gäste mit 2 kleinen Kindern. Nachtschicht stört mich nicht und dieses Mal kann ja auch La Palma nichts für die Verspätung.



Mittwoch 02.03.05 - 08:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 14 Grad, Niederschlag: 14 mm, Luftfeuchte 83 % Luftdruck 1011 hPa

Drei Verletzte durch schwere Brandung in El Remo

Nach vielen Tagen des heftigen Westwindes mussten alle Strände an der Westseite vorsorglich gesperrt werden. In Puerto den Naos gelangte der Atlantik bis an die Mauer der Promenade, in Puerto de Tazacorte schwappte das Meer sogar auf die Uferbefestigungen. Schlimmer aber erwischte es ein Haus in El Remo, dort brach der Fußboden ein und von den vier Menschen die in dem Haus saßen, verletzten sich drei dabei. Allerdings musste niemand ins Krankenhaus gebracht werden, Helfer des Roten Kreuzes behandelten die beiden Frauen und den Mann noch vor Ort. Die ständig über das Haus brechende Gischt unterspülte den Sockel des Hauses und irgendwann gab der Fußboden nach. Die Gemeinde verfügte am folgenden Tag den Abriss des Gebäudes, man befürchtete den völligen Einsturz der nun wackeligen Konstruktion. Weitere Häuser wurden in El Remo aber nicht beschädigt, dieses eine Haus stand direkt auf der Klippe und war seit jeher den Naturgewalten ungeschützt ausgeliefert.

Nach nunmehr zwei Tagen "kleiner Bauknecht" hat uns soeben der nächste Tiefausläufer aus Südwest erreicht. So schlimm wie am vergangenen Wochenende soll es aber nicht mehr werden, der Wind wird bis zum Abend wieder abflauen. Für Donnerstagabend oder vielleicht erst Freitag erwarten wir dann den endgültigen Wetterwechsel und eine Rückkehr zum Nordostpassat.


schwere Brandung in Puerto de Naos



Dienstag 01.03.05 - 18:00 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 21 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 79 % Luftdruck 1013 hPa

Endlich erfreuliche Zahlen im Tourismus

Jetzt erst kommt man an richtige Zahlen ran, nachdem wir für den Januar bereits einen gefühlten Anstieg verkündet haben, wird dieser nun offiziell bestätigt. Die Deutschen kommen zurück, titelt eine Zeitung, nicht ganz richtig, die Deutschen waren immer da, aber die Zahlen meist rückläufig. Nun steht für den Januar ein dickes Plus vor der teutonischen Statistik, 15% mehr Deutsche kamen im Januar auf die Kanaren als noch im gleichen Monat des Vorjahres. Bleibt zu hoffen, dass dieser erste Anstieg seit geraumer Zeit nicht nur auf zunehmende Sonderangebote zurückzuführen ist, sondern die Kanaren bei den Deutschen wieder so angenommen werden wie früher.

Auf allen Kanareninseln gab es eine positive Entwicklung im Tourismus, außer auf Tenerife. Dort empfing man 2,5% weniger Ausländer, Tenerife bleibt aber mit 327.500 Gästen absolute Nummer eins der Kanaren. Insgesamt legte die gesamte Region kanarische Inseln um 2% zu. Jetzt die Zahlen von La Palma. Hier gab es sogar einen Anstieg von 24% bei der Besucherzahl aus Deutschland. Da muss man aber immer noch erwähnen, dass auch die Österreicher mit in die "Piefke" Statistik mit einfließen, der einzige Charter aus Wien nach La Palma fliegt über München und schon sind die Österreicher ihrer eigenen Tabellen beraubt. Mit den 24% mehr Deutschen kommt La Palma auf einen Gesamtanstieg von 11% gegenüber dem Januar 2004. Das entspricht einer Gesamtanzahl von 13.300 internationalen Gästen auf unserer Insel. Nicht so richtig ins Rennen kommt allerdings die Besucherzahl aus Italien. Der wöchentliche Mailand-Flieger kam zwar im Januar jeden Montag, aber mit insgesamt 250 Gästen aus Italien hat man zwar eine eigene Tabelle, die man sich aber eigentlich auch wieder sparen könnte.



Dienstag 01.03.05 - 08:30 - El Paso - Dos Palmas
Temperatur 12 Grad, Niederschlag: 0 mm, Luftfeuchte 82 % Luftdruck 1015 hPa

Nebenverdienst im Urlaub

Etwa tausend Euro am Tag hat sich ein deutsches Pärchen im Süden Tenerifes ergaunert, in dem sie Telefonzellen manipulierten. An das Geld von öffentlichen Telefonen haben sich schon viele Gauner heran gemacht, aber die Art und Weise wie das deutsche Pärchen vorgegangen ist, verdient zumindest vom technischen Verständnis her Aufmerksamkeit. Die beiden versteckten eine Feder im Inneren des Geldrückgabeschachtes und alle Münzen die diesen Weg nehmen sollten wurden durch die Feder aufgehalten. An der Feder war ein dünner Nylonfaden befestigt, zog man daran, dann fiel die Feder heraus und mit ihr das gesammelte Geld aus dem Rückgabeschacht.

Die Polizei richtete eine Sonderkommission ein, die unter dem Namen "Nylon" sich nun auf die Lauer nach den Freunden der gewinnbringenden Telefonie legte. Es dauerte einige Tage bis man das Pärchen schließlich auf frischer Tat ertappte. Das lag auch daran, dass die beiden mit ihrem Alter von 76 und 77 Jahren nie wirklich in den Verdacht der Ermittler fielen, man vermutete eher Jugendliche, die sich auf diese Weise Geld verdienen wollten. Keiner beobachtete das Rentnerpärchen, welches so friedlich von Telefon zu Telefon zog und dabei nicht die Familie in Alemania anrief, sondern am Faden zog und sich die Taschen voller Münzen steckte. Am 10. Januar war das Rentnerpärchen angereist und hatte bislang an die 40.000 Euro aus den Telefonen im Süden Tenerifes gezogen, fleißig, fleißig, aber irgendwie sollte das deutsche Rentenproblem anders gelöst werden.





Familie Ellen & Simon Märkle

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