La Palma Aktuell   Nachrichtenarchiv August 2016

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Mittwoch 31.08.2016 19:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 30 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 8 % - Luftdruck 1018 hPa
Höchsttemperatur heute 30,0 Grad - niedrigste Temperatur 26,0 Grad

Ein bisschen Wetter und politische Spielchen in Madrid
Mach´s bloß nicht noch einmal Mariano

Die Temperaturen sind bereits deutlich heruntergegangen und für die kommenden Tage bietet sich wunderbares Wetter an, ohne schwitzen zu müssen. - Über 35 Grad gestern nochmal, selbst auf unserer Höhe, eigentlich sollte die letzte Hitzewelle nicht mehr so heiß werden, aber das Wetter ist eben auch bei uns nicht wirklich komplett vorher zu bestimmen. - Die kommenden Tage wird es wunderbar, denken Sie aber trotzdem daran, besonders wenn Sie in den Bergen unterwegs sind, ganz viel Schmiere, ich meine Sonnenschutzcreme auftragen, ist der Wind frisch, und das erwarten wir eben für die nächsten Tage, dann spürt man das gar nicht so deutlich, wie man die eigene Haut in den Ofen steckt. - Ob das nun bereits das Ende des Sommers war, und keine neue Hitzewelle die Inseln erreicht, das wissen wir nicht so wirklich, es ist aber eher anzunehmen, dass diese im Juli und August erlebte Stabilität mit dem Azorenhoch auch noch so weitergehen kann. - Und immer wenn das Hoch dann nach Osten zieht, wird es warm, oder gar heiß bei uns, und dann ein paar Tage später in Mitteleuropa. - Jetzt bereits wissen wir, das war der wärmste Sommer seit dem Jahr 2012 und ob nun Bauernregeln zum tragen kommen, welche nach einem heißen Sommer, einen regenreichen Winter prophezeien, das müssen wir gemeinsam abwarten.

Dazu muss man sich halt daran erinnern, dass die beiden letzten Winter ziemlich enttäuschend waren, was die Regenmengen angeht, besonders diejenigen, welche auf der Westseite gefallen sind. - Für den Gesamthaushalt der Insel sind zwar Faktoren wie der Nordostpassat und die Schnee- und Eismengen auf den Caldera-Massiv entscheidender als die Regenfälle im Westen, aber hier im Tal leben die meisten Menschen und wird die intensivste Bananenproduktion betrieben, also fallen die fehlende Niederschläge der vergangenen Sommer sehr stark auf. - Und eben die Niederschläge in der Caldera de Taburiente selbst, welche auch eher durch die von Westen anbrausenden Tiefdruckgebiete gesteuert werden, als durch den, meist unspektakulären Auftritt des Nordostpassat. - Nur, Regen ist nicht immer gleich segensreicher Niederschlag an notwendigem Nass, sondern Regen in Form von massiven Niederschlägen kann mehr Schaden anrichten, als Nutzen bringen. - Noch drastischer gesagt, innerhalb von Millionen an Jahren wird die Erosion, hauptsächlich angetrieben durch kräftige Niederschläge, diese Insel im Atlantik verschwinden lassen. - Gut, vielleicht halten die Vulkane noch ein paar Millionen Jahre dagegen und bauen an, was anderswo die Erosion abgerissen hat, aber letztendlich wird die Erosion über die Bemühungen der Vulkane siegen, und die Insel verschwinden lassen. - Ist noch ein bisschen hin, eine Sanierung der sanitären Anlagen Ihres Hauses lohnt sich also noch und auch bin ich weiter dafür, die Fuente Santa als Thermalbad auch unseren Gästen zur Verfügung zu stellen, wir können eigentlich ganz normal weitermachen... - Ansonsten hoffen wir einfach auf einen regenreichen Winter, der aber bitte nicht mit den gefürchteten Starkregen daherkommt, sondern langsam und kultiviert genug, damit unsere so fragile Insel auch die Zeit bekommt, das ankommende Wasser ordentlich zu verstauen.

In Madrid versucht man heute wieder mal eine Regierung zu bilden, nachdem seit Dezember 2015 Mariano Rajoy von der Partido Popular nur noch amtierender Präsident ist. - Der erste Versuch einer Regierungsbildung im Frühjahr ging daneben, damals versuchte der Sozialist Pedro Sánchez zweimal eine Regierung zu bilden, blieb aber ohne die notwenige Unterstützung, unter anderem eben auch der linken Podemos. - Dabei muss sich Pablo Iglesias von der linken Alternative den Vorwurf seitdem gefallen lassen, eine historische Chance auf ein linkes Bündnis versäumt zu haben. - Nach den Neuwahlen im Juni dieses Jahres steht nun ein wiedererstarkter Mariano Rajoy vor den Abgeordneten und möchte heute bereits gewählter Präsident werden. - Er hat im Vorfeld ein Bündnis mit der Gruppe Ciudadanos ausgehandelt und somit 170 Stimmen von den notwendigen 176 zusammen, aber wie es nach langen zehn Stunden Debatte vor der Abstimmung scheint, will niemand sonst die Wahl Rajoys unterstützen, auch nicht die Nationalisten aus dem Baskenland und Katalonien, von denen man sich bis zuletzt zumindest eine Enthaltung hätte vorstellen können. - Bleibt vorerst auch noch zu vermerken, dass die einzige Abgeordnete der Coalción Canaria in Madrid, Ana Oramas, für eine weitere Präsidentschaft Rajoys stimmen will, aber deren Stimme ist bereits in der Zahl 170 eingerechnet.

Im Vorfeld zur heutigen Debatte stand auch wieder eine linke Koalition im Gespräch, also Podemos mit der PSOE, mit der Unterstützung, oder eben Enthaltung der regionalen Parteien der Basken und Katalanen. - Hier allerdings blockierte nun Pedro Sánchez von den Sozialisten, und wollte einfach nicht mehr mit Pablo Iglesias paktieren, wohl auch in dem Wissen, auf die Regionalisten im Baskenland und Katalonien angewiesen zu sein, würde eine sehr unruhige Regierungszeit mit sich bringen. - Die beste Chance, ein Dreiparteienpakt PSOE, Podemos und Ciudadanos wurde bereits von Pablo Iglesias im Juni abgelehnt, also führt zu einer neuen Regierungsbildung eigentlich nichts mehr an der Partido Popular von Mariano Rajoy vorbei, auch weil sie in den Wahlen im Juni wieder deutlich stärkste Partei geworden war. - Dank der sprudelnden Einnahmen aus dem Tourismus, der niedrigen Zinsen, der niedrigen Inflation und der niedrigen Energiepreise, geht es der spanischen Volkswirtschaft momentan gut, es läuft aber ein enormer Reformstau auf, welcher eigentlich schon lange drückt und nur kurzfristige Investitionen der Firmen, aber keine mittel- oder langfristigen Gedanken zulässt. - Auch braucht man endlich einen Haushalt und hat auch genügend Erklärungsbedarf gegenüber den Partnern in der Europäischen Union, da man die angestrebten Sparziele ja versäumt hat.

Am Freitag gibt es einen weiteren Wahlgang in dem mehr Ja- als Neinstimmen für Mariano Rajoy reichen würden, allerdings gilt selbst das als fragwürdig. - Dann müsste es die dritten Wahlen innerhalb eines Jahres geben und Spanien würde sich damit als ziemlich debiler Partner zeigen und das wolle man doch auf alle Fälle vermeiden. - So zumindest Mariano Rajoy, allerdings können sich eben die anderen Parteien nicht vorstellen, weiter mit dem Mann an der Spitze des Landes Politik zu betreiben. Über Rajoy und der ganzen Partido Popular schweben allergrößte Korruptionsvorwürfe, welche bislang überhaupt nicht aufgearbeitet worden sind und auch der Spitzenkandidat eben nicht dazu beigetragen hat, diese Korruptionsvorwürfe aufzuklären oder wenigstens zu entkräften. - Eine, allerdings nicht wirklich oft diskutierte Hoffnung gäbe es noch für neue Pakte, welche Spanien eine Regierung bringen könnten. - Dazu müssten PP, PSOE und Podemos neue Gesichter auf die erste Position stellen, denn in vielen Debatten scheint es bereits persönliche Affinitäten zu geben, welche albern, aber wirksam, die zukünftige Entwicklung Spaniens behindern können. - Eben ist die Abstimmung zu Ende gegangen mit dem erwarteten Ergebnis, für Mariano Rajoy, 170 Stimmen, gegen ihn 180 Stimmen, Enthaltungen keine und wenn das am kommenden Freitag auch so ausgeht, dann wird es wohl im Dezember wieder Wahlen geben.




Sind die Politiker jetzt weg? - Kann ich nun wieder raus?





Mittwoch 31.08.2016 08:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 26 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 5 % - Luftdruck 1019 hPa

Gastbeitrag von MariAnne Jaeger

Die schönste Stadt im Aridane Tal - Los Llanos


Ein Ort mit Herz und Königspalme

Zwischen modernen Bauwerken und antiken Häusern macht ein Stadtbummel richtig Spaß. Unter Jahrhunderte alten Lorbeerbäumen und riesigen Palmen einzukaufen, ist etwas besonderes.

Der Blick in die Caldera, mit der Königspalme im Vordergrund, war das Highlight des Tages. Wie versteckte Juwelen liegen die kleinen antiken Häuser zwischen den modernen Bauten.

Mit der Plaza de Espana oder der Plaza Chica, etwas unterhalb gelegen, verströmen sie ein südliches Ambiente.

Enge Gassen wechseln sich mit breiten Einkaufsstraßen ab.

Siesta in der City

Die Tasca el Patio war klein und unscheinbar. In dem tropisch gestalteten Innenhof, welcher mit kleinen Mosaik-Tischen und antiken Stühlen hübsch eingerichtet war, konnten wir das Essen in mediterraner Umgebung genießen.

Iglesia Remidios und die Künstler

Eingebettet zwischen großen Ficus-Bäumen liegt die dreischiffige Nuestra Senora de los Remidios aus dem 17.Jahrhundert, an der Plaza de Espana. Dennoch überragt sie jeden Baum und wirkt wie eine Kathedrale.

An modernen Gebäuden bewunderten wir schöne Malereien und fanden heraus, das sich namhafte Künstler in einem Bund vereint haben. Unter dem Motto: "Die Stadt als Museum"zeigt der Maler seine Kunst.

Diese wird auch an kleinen Infotafeln in den Gassen beschrieben, an denen sich der Gast über die Künstler informieren kann.

Skulpturen-Brunnen und Patio

Los Llanos hat viel zu bieten. Egal an welcher Ecke man gerade steht, es gibt immer eine Skulptur einen Brunnen oder einen Patio, welcher mit tropischen Pflanzen geschmückt ist, zu bestaunen.

Auf der Plaza Chica, der kleinen Schwester der Plaza de Espana, trinkt man unmittelbar unter einem Lorbeergiganten seinen Cafe con Leche. Als "Platz der Liebenden" bezeichnet, erfüllt er auf seine Weise die Wünsche der Verliebten.

Attraktive Tiendas - Compro, heißt das Zauberwort

Wer gern anspruchsvoll einkauft, darf eine Visite bei Nueva vida nicht versäumen. In der Calle Calvo Sotelo 4, Los Llanos de Aridane. Direkt gegenüber der Plaza de Espana.

Lieben Sie auch edle Steine? Dann statten Sie " Aguamarina" Design aus Edelstein, in der Calle Aridane 5 einen Besuch ab.

Passend zum jährlichen Dia de los Indianos, entdeckten wir ein weiß dekoriertes Schaufenster mit tollem Outfit für diesen Tag.

Die Glas-Zauberer aus Argual

El Llano de Argual - ein vergessener Schatz?

Argual war die erste Kolonialsiedlung auf La Palma. Die damals entstandenen Landgüter sind architektonische Glanzleistungen der Herrschaftshäuser im Aridane Tal.

Um sich von dem einfachen Volk abzugrenzen, pflanzten die Kolonialherren exotische Pflanzen und tropische Bäume.
Die riesige Anden-Tanne aus dem Jahr 1883 am Ende der großen Backsteinmauer, ist Zeugin dieser Zeit.

Genauso wie das stattliche Portal am Eingang der Plaza de Sotomayor. Um das Steintor herum findet jeden Sonntag ein Flohmarkt statt.

Die Kunst des Feuers beherrschen nicht nur Drachen

Farbenprächtige Objekte wachsen durch eine Glasmacherpfeife heran, wenn Wladyslaw Gozdz und Dominic Kessler ihre Finesse offenbaren.

Jeden Sonntag bestaunen viele Besucher ihr Können. In der kleinen Glashütte auf der Plaza de Sotomayor, werden bildschöne Objekte angeboten, handgearbeitet und signiert.

Ein Besuch ist sehr empfehlenswert.















Dienstag 30.08.2016 16:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 35 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 4 % - Luftdruck 1019 hPa
Höchsttemperatur heute 35,8 Grad - niedrigste Temperatur 28,3 Grad

Die "Brise" und immer Ärger mit der Wappenfrucht
Der große Laubbläser ist unterwegs

Der Wind macht einen ganz dusselig, heißt es immer wieder, und es mag wohl sein, dass uns Menschen böiger Wind das Gemüt zerzaust. - Die Katzen mögen den Wind irgendwie sogar noch weniger, nur geschickte Gärtner feiern klammheimlich den übergroßen Laubbläser "Brisa", denn klug ausgenutzt, bläst der Wind einem die ganzen Blätter in verschiedene Ecken, aus denen man die einfach nur noch rauszuholen hat. - Der Nordostpassat bastelt bei uns im Tal öfter Fallwinde, das ist auch jetzt wieder so, die Cumbre Nueva hinab schickt er heftige Böen und wenn dann der Wind auch noch in den hohen Lagen heiß und trocken daherkommt, dann ist das in der Tat nicht besonders lockend. - Aber wirklich heftig sind diese Böen im Moment nicht, da haben wir schon viel heftigere Dinge erleben, besonders eben im Winter und Frühling, aber wenn der Wind so trocken ist, dann nervt das schon, das gebe ich zu.

Hier im Tal, oder sagen wir mal in El Paso, nennt man diesen Wind verniedlichend "Brisa", also Brise, in Todoque und Los Llanos nennt man ihn, zumindest habe ich das mal so gehört, "Scheißwind" oder auch mit Hinweisen auf den lockeren Lebenswandel von Müttern in wenig jugendfreien Jargons. - Der Wind geht weiter, ein paar Tage noch, aber es wird ab morgen wieder frischer und auch weht der Wind nicht die ganze Zeit, also immer mal wieder zwischendurch können verzweifelte HausMännerInnen versuchen, den Innenhof von den Blättern zu befreien, aber ich verspreche Ihnen, eher bekommt man im Moment Blatter aus der Fifa als Blätter von der Terrasse, es sei denn, Sie sind ein pfiffiger Gärtner und kennen die konspirativen Wege der "Brisa" ganz genau. - Ganz ruhig bleiben, ich weiß, es kommt immer genau dann Besuch, wenn die Terrasse voller Laub liegt, und den NachbarInnen passiert das nie, aber glauben Sie es mir, es gibt Leute, die stimmen ihre Besuche genau auf solche Momente ab und kommen nie, wenn die ganze Wäsche von der Leine ist, die Katzen nicht gerade auf das Sofa gekotzt haben und der Mann Tee, anstatt Bier getrunken hat. - Und dann noch die "Brisa", aber es hätte doch noch viel schlimmer kommen können, wie gut, dass Sie gestern nicht beim Frisör waren…

Die Bananenpflanzer befinden sich seit, sicher Jahrzehnten bereits auf dem Protestfuß und hadern mit den Preisen, den Absatzmärkten, dem Wetter, dem Wasser und vielleicht auch mit dem, was man landwirtschaftlichen Grundnihilismus nennen könnte. - Ist das Wetter gut, dann gibt es zu viele Bananen, ist das Wetter schlecht, zu wenige, gibt es zu viele Bananen, sinken die Preise, gibt es zu wenige Bananen, kann man nicht genügend liefern und da ich aus der Landwirtschaft komme, kann ich Ihnen versprechen, ein Zuckerrübenbauer im Gäuboden, der Muskatpflanzer auf Grenada und der Bananenbauer auf La Palma, und selbst da, wo der Pfeffer wächst, alle sind sie (wir) gleich. - In der letzten Zeit richtet sich der Unmut der Bananenbauern hier immer öfter auf die Unterscheide zwischen Erzeuger- und Verkaufspreise im Supermarkt, und weil eben in der Wertschöpfungskette des Produktes Banane ziemlich viele Hände, Münder und Börsen mitverdienen wollen, ist eben der Endpreis an den Verbrauer deutlich höher als das, was der Pflanzer hier bezahlt bekommt. - Wenn andere am eigenen Schweiß mitverdienen, dann ist das immer irgendwie ärgerlich und es mag auch in der Kette der Fall sein, dass Zwischenhändler oder Versteigerer mehr am Kilo Bananen verdienen, als der Erzeugerpreis hergibt, aber das scheint nun mal in der konservativen Landwirtschaft so Usus zu sein.

Dabei sieht das für die Bananenpflanzer gar nicht so drastisch aus, für die beste Kategorie werden zwischen 30 und 40 Cent das Kilo bezahlt und die Dinger kosten dann auf dem Festland 1,99 bis 2,79 Euro. - Ein Kilo Äpfel Klasse Eins bringt dem Bodenseepflanzer auch nur etwa die gleiche Summe und der Verkaufspreis im Laden ist ähnlich. - Dabei müssen die Bananen noch vorbereitet werden, verpackt, mehrfach verladen, entladen in die Reiferei gebracht und schließlich in den Verkauf, und sind dann auch noch deutlich kürzer lagerfähig als Äpfel. - Also liegt die Spanne nicht wirklich im Bereich schändlicher Aufschläge oder globaler Verschwörungen, und darüber hinaus bekommt ja der hiesige Pflanzer auch noch eine Hilfe, die nicht so gerne als Subvention bezeichnet wird, welche 38 Cent pro Kilo beträgt. - Das sieht eigentlich gar nicht so schlecht aus, aber natürlich ändert sich der Markt, immer weniger kanarische Bananen werden auf dem Festland abgesetzt, und das bringt keine gute Stimmung in die Reihen der Pflanzer.

Und die Bananen sind so wichtig für La Palma, man will und darf sich das gar nicht vorstellen, was das bedeuten würde, ein Aus für die Bananenproduktion hier, aber vielleicht geht man bestimmte Dinge nicht so ganz richtig an, alleine die Forderung nach höheren Preisen, welche der jetzige Markt wohl nicht hergibt, ist einfach fruchtlos, oder man dreht noch weiter an der Subventionsschraube. - Dabei haben wir doch längst gelernt, das Problem liegt meist nicht an der Produktion, sondern fast immer nur an der Vermarktung, und hier scheint schon was krumm zu laufen, wenn man sich Jahrzehnte lang an einen einzigen Markt bindet, der genau in der größten Produktionszeit, eben bei hohen Temperaturen im Sommer, den geringsten Absatz abruft. - Man hat bereits viel unternommen hier die Bananen preisgünstiger zu ziehen, aber man produziert auch so viele Kilo und von bester Qualität wie noch nie zuvor, nur finden diese Früchte nicht genügend Absatz. - Es scheint also weniger am Preis zu liegen, sondern eben vielmehr an einem unflexiblen Marketing, und oft gelingt es dem Landmann auch nicht wirklich so gut einzusehen, dass vorne an der Landenfront im Verkauf der Früchte seines Schweißes ganz andere Fähigkeiten gefragt sind, als in der Finca selbst.

Für den kommenden Monat sind wieder mehrere Veranstaltungen und Demonstrationen geplant, auf denen die Landwirte mehr Geld für ihre Arbeit fordern, aber eigentlich eher nach Sicherheit rufen. - Dabei wird es aber wohl wichtiger sein, den eigenen Verbänden, und hier eben besonders der mächtigen Asprocan (Asociación de Organizaciones de Productores de Plátanos de Canarias) - (Verband der bananenproduzierenden Organisationen der Kanaren) Dampf zu machen, die eigenen Früchte smarter auf dem Markt zu platzieren und vielleicht dabei die Augen auch über den eigenen Festlandshorizont hinaus zu strecken. - Ganz selten nur findet man unsere leckeren "Plátanos" in Deutschland zu kaufen, und hier werden im Sommer Vernichtungsaktionen gefahren, die berüchtigte und so genannte "Pica" damit der Erzeugerpreis nicht in den Keller sinkt. - Und das Problem liegt nicht an den Pflanzern, die beherrschen ihre Aufgabe hervorragend, bis vielleicht sogar zu gut, beste Qualität in großen Mengen produzieren, nun müssen wir allerdings noch besser werden im Verkauf, und das scheint immer schon unser eigentliches Problem zu gewesen zu sein.




Nur mit diesen kleinen, schwarzen Flecken sagt uns die kanarische Banane, jetzt ist es so weit, jetzt kann man mich essen. - Mag das das Problem sein, warum die Deutschen irgendwie kaum unsere Früchte zu essen bekommen?





Dienstag 30.08.2016 08:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 28 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 5 % - Luftdruck 1018 hPa

Gastbeitrag von Rainer Fischer

Für die Katz







Montag 29.08.2016 16:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 30 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 38 % - Luftdruck 1018 hPa
Höchsttemperatur heute 31,4 Grad - niedrigste Temperatur 24,5 Grad

In einer Woche über 12.000 Euro
Dankbar für die große Anteilnahme

Es war uns schon klar, dass das Schicksal Frans Familie die Leser nicht einfach unberührt lässt. - Gerade nach dem großen medialen Eindruck, welchen dieser Brand hinterlassen hat, aber über 12.000 Euro in der ersten Woche, das ist bewundernswert und verdient ein mehrfaches Chapeau an die Spender. - Noch beeindruckender ist das Ergebnis dieser ersten Woche wenn man beachtet, dass unser Spendenaufruf so gut wie überhaupt kein Echo in anderen Medien gefunden hat. - Mir ist das ein bisschen unbegreiflich, warum man denn über das Feuer berichtet, und den Tod Franciscos, die anschließende Spendenaktion aber nicht erwähnt, aber das sind Fragen, die ich natürlich nicht beantworten kann und ich will diese Fragen auch gar nicht weiter stellen.

Also freuen wir uns überhaupt nicht klammheimlich, sondern die Leute haben kapiert, um was es geht, und genau das haben wir erhofft, und sind so gar nicht enttäuscht worden. - Natürlich geht die Aktion weiter, es geht um langfristige Entwicklungen dabei, auch wenn die Familie und die anderen Helfer in Sachen der Spenden an Fran geradezu überwältigt sind, wie schnell eine solche Summe zusammengekommen ist. - Aus Datenschutzgründen komme ich an die Absender der Spenden nicht heran, das ist auch in Ordnung so und auch haben wir uns entschlossen, in Verabredung mit SOS La Palma, welche ja das offizielle Spendenkonto unterhalten, dass auch keine Initialen von den Spendern veröffentlicht werden, um bloß niemandem auf die Füße oder Börse zu treten.

Was wir aber veröffentlichen können ist natürlich die Gesamtzahl an Spenden für Frans Familie, zum Stichtag 29.8. und das sind genau: 12.005,- Euro. - Die einzelnen Spendensummen gehen von Euro 10,- bis hin zu Einzelspenden von Euro 3.000,- und das allermeiste Geld stammt von Konten aus Deutschland. - Dabei sehen die Bevollmächtigten aber nicht, ob die Kontoinhaber auf La Palma sitzen oder in Deutschland wohnen, wobei das weniger wichtig, als einfach nur interessant ist. - Nur wenige machen davon Gebrauch anonym zu spenden, was über eine Einzahlung am Automaten der BBVA bis zu 999,- am Tag übrigens möglich ist. - Seitens SOS La Palma weist man aber erneut ausdrücklich darauf hin, dass es ganz wichtig ist, als Verwendungszweck "Fran" anzugeben, sonst müssen die fleißigen Hände hinter dem Konto erst herausbekommen, ist das ein Spender für die Alltagsgeschäfte der Organisation, also für Spenden an caritative Einrichtungen, oder soll das in den Ausbildungsfonds für Frans Kinder fließen.

Der nächste Schritt ist nun, wie geschieht die Übergabe des Geldes an die Familie und wie sieht es mit einer Steuerpflicht bei Spenden aus, das wird alles in dieser Woche geklärt werden und kommenden Montag werde ich darüber wieder berichten, um Sie auf dem Laufenden zu halten. - Bis dahin, spenden, geben Sie den Spendenaufruf weiter, wenn das kein guter Zweck ist, dann weiß ich nicht mehr weiter.

Das Konto lautet:
Asociación Solidaridad SOS La Palma
IBAN: ES16 0182 3441 2702 0160 6795
BIC/SWIFT:BBVAESMMXXX

Wichtig: Verwendungszweck (Concepto): Fran




Nicht auf dem Bild ist der älteste Sohn, Aythami, ansonsten zeigt das Bild eines der letzten Familienfotos mit Fran. - Die Familie bedankt sich herzlich und ausdrücklich für die bislang erreichten Spenden.





Montag 29.08.2016 08:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 27 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 5 % - Luftdruck 1020 hPa

Fulanito de tal dice hoy: Bien predica el ayunar quien acaba de almorzar

Einfach predigt der Fastende, der gerade zu Mittag gegessen hat. - Die Taten sollten irgendwas mit dem zu tun haben, was man predigt oder vorgibt. - Man sagt das aber auch wenn man ausdrücken will: Du hast ja gut reden…





In Puerto Naos Bild von Wolfgang Hempel





Sonntag 28.08.2016 17:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 29 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 34 % - Luftdruck 1019 hPa
Höchsttemperatur heute 30,2 Grad - niedrigste Temperatur 21,5 Grad

Planlos im Reservat
Das Goldene Kalb oder die Goldene Mitte?

Jahrelang, eigentlich bereits seit anderthalb Jahrzehnten jammert man uns die Hucke voll, La Palma müsste endlich mehr und bessere touristische Infrastrukturen vorhalten, sonst würde das mit dem touristischen Aufschwung niemals etwas werden. - Mit touristischer Infrastruktur meinte man damals mehr Hotelbetten, und das über einen Dreisternestandard hinaus, und gebar die Mähr von der "Kritischen Masse" die etwa so lautet: Erst wenn es ausreichend Hotelbetten gibt, damit die Reiseveranstalter ohne zu großes Risiko genügend Sitzplätze in den Chartermaschinen kaufen, dann fängt La Palma an, sich in den Kreis der lohnenden Ziele für den konservativen Pakettourismus einzureihen. - Aus Sicht der Reiseveranstalter und Fluggesellschaften stimmt das alles natürlich, fragt sich nur, ob eben die besuchte, oder ausgesuchte Destination damit am besten fährt, denn mit einer deutlichen Steigerung des Bettenangebotes, macht sich eine Destination auch noch deutlicher von den Reiseveranstaltern abhängig. - Ob das sinnvoll oder klug ist, oder einfach nur gefährlich, das haben wir nun fast zwei Jahrzehnte lang nicht wirklich und schon gar nicht endgültig beantworten können.

Die heutige Entwicklung bleckt der Geschichte mit der "Kritischen Masse" ja die eigenen Zähne, denn auch ohne größeren Ausbau in dem Sektor hängt man jetzt im Sommer das Schild ausgebucht vor die Hotels. - Allerdings auf Kosten der politischen Umstände in den Konkurrenzgebieten, und es wäre fatal bis moralisch fragwürdig, dieses Szenario als wünschenswert und nachhaltig beibehalten zu wollen. - Aber Leute, wir bewegen uns im Kapitalismus und selbst ich als gelernter Kommunist, aber Wessi, also von der Alm der Fassungslosen, weiß aus Erfahrung, dass geopolitische Veränderungen auf der Welt ein ganz normaler Entwicklungsfaktor sind, nie aber nachhaltig. - La Palma ist heute touristisch erfolgreich, nicht weil wir dem Ruf der Reiseveranstalter gefolgt sind, sondern weil der Arabische Frühling sich zum Kanarischen Sommer gemausert hat, und keiner weiß so richtig, wie lange das noch anhält.

Jetzt heißt es plötzlich, nun brauchen wir mehr touristische Infrastrukturen, Sie wissen schon, Hotels, weil wir sonst die Anfragen der Reiseveranstalter zukünftig nicht bedienen können und sicherlich hätten die sogar noch mehr Leute zu uns geschickt, wenn wir denn vor Jahren bereits so geschickt gewesen wären, mehr Hotels vorzuhalten. - Da steckt dann auch schon wieder der Stolperstein, hätten wir vorgehalten und ich erinnere mich daran, dass das größte Hotel im Aridanetal vor drei Jahren noch mehrere Monate im Frühjahr geschlossen hatte, weil eben die geringe Nachfrage eine Öffnung wirtschaftlich nicht ermöglichte. - Es liegt also nicht an uns, sondern an den Umständen, und wir müssen auch damit rechnen, dass La Palma, als Ausweichziel der zweiten Klasse schneller wieder vom Plan der Reiseveranstalter genommen wird als die großen Kanareninseln, sobald die ursprünglichen Konkurrenzdestinationen wieder auf den Markt drängen. - Wir haben ja bemerkt, zunächst boomten nur die großen Inseln wegen der Suche der Reiseveranstaltern nach Ausweichplätzen für Marokko, Ägypten, Tunesien und schließlich auch der Türkei, und erst seit etwa einem Jahr schickt man diese Gäste auch nach La Palma, weil die anderen Inseln keine Kapazitäten mehr frei haben.

Mehr Hotels brauchen neue Reglungen, Pläne und sogar Gesetze, denn alles, was wir in Sachen touristischer Raumordnungsplanung seit dem letzten Jahrtausend auf die Reihe bekommen haben, ist komplett durchgefallen. - Meist an der Sache vorbei, immer aber an der Rechtssicherheit, und so hat man fleißig und erfolgreich sogar die letzten aufrechten Investoren von der Insel gejagt, die selbst in der härtesten Krise noch auf der Insel etwas unternehmen wollte. - Nun will man keinen neuen Plan aufstellen, der sich dann als vor dem Gesetz als zahnlos erweist, nun hat man gleich eine neue Gesetzesreglung auf der Eben des Gobierno de Canarias aufgelegt, ein neues Bodengesetz, welches eben besonders auf den kleinen Inseln touristische Investitionen fahrbar machen soll, in dem man bisherige Auflagen zurücknimmt. - Das kann zum Teil gut und notwendig sein, allerdings ist man auch hier wieder nicht mit Augenmaß der eigenen Möglichkeiten vorgegangen, sondern verspricht den Investoren so ziemlich alles, was die einfach hören wollen. - In den Schlagzeilen schreibt man was von 33 Hotels und fünf Golfplätzen und liebe Leute, setzen Sie sich wieder hin, davon hat man bereits im vergangenen Jahrtausend geschrieben, und nichts ist gekommen.

Ob jetzt mehr kommt ist auch fragwürdig, wobei ja ein bisschen mehr gar nicht verkehrt wäre. - Aber nichts ist sicher, da dieses neue "Ley de Suelo" schon vor der Ratifizierung von vielen Kreisen abgelehnt, und sicherlich auch gleich nach der Unterschrift von mehreren Kollektiven vor die Gerichte gezerrt wird. - Natürlich wissen wir nicht, wie so etwas vor den Gerichten ausgeht, aber unsere Erfahrung in der Hinsicht geht eindeutig dahin, dass bislang die Gerichte solche regionalen Alleingänge immer kassiert haben, denn das Bodengesetz ist eigentlich auch eine nationale Angelegenheit. - Aber wieder werden wir vor die unfaire Frage gestellt, Steinzeit oder Wohlstand und ich weiß gar nicht mehr, über welchen Vorwurf welcher Seite ich mich denn mehr ärgern soll. - So ein bisschen mehr, ein Hotel in Puerto de Tazacorte, noch eines im Süden, eines mit der Heiligen Quelle im Verbund und ein paar Stadthotels in den Orten, und vielleicht, aber wirklich nur vielleicht sogar ein Golfplatz, aber so angelegt, dass man den, ohne weiteres, nach dem eventuellen Nachweis der Unwirtschaftlichkeit, in einen Kartoffelacker verwandeln kann. - Ein bisschen mehr, das wäre ohne Weiteres für die Insel tragbar, und wenn man die Leute hier, und dabei eben die Gemeinden und Orte mitnimmt, dann kann Tourismus was für alle sein, und nicht nur für die globalen Investoren, welche ihr hier verdientes Geld doch gerne auch wieder mitnehmen, dahin wo mehr wächst als Bananen und Pfeffer.

Zu dem Thema gibt es, der Izquierda Unida Canaria sei Dank, mehr Hintergründiges als meine Visionen, und so kommen am Dienstag den 30. August um 20:00 Uhr Federico Aguilera Klink und Faustino García Márquez nach Los Llanos und werden uns was über das neue Bodengesetz der Kanaren berichten. - In Saal der Casa de la Cultura wird das stattfinden und die beiden Namen tauchen öfter auf in Sachen ökonomischer und nachhaltiger Entwicklungen hier auf den Kanaren. - Erster ist streitbarer Wirtschaftsprofessor an der Universität La Laguna (Tenerife) und legt nicht zum ersten Mal Finger in planerische Wunden einer, meist interessengesteuerten Politik. - Zweiter, Faustino García Márquez ist Architekt und war zuletzt sogar der Direktor der kanarischen Agentur für nachhaltige Entwicklung, hat also direkte Erfahrung aus allererster Hand, wie Planungen hier auf den Kanaren zu nachhaltiger Entwicklung stehen. - Es ist anzunehmen, dass beide Akademiker dem neuen Gesetz eher kritisch gegenüber stehen, aber es ist doch hoch interessant, aus solch erfahrenen Köpfen zu hören, welche Gefahren und vor allem, welche Tricks hinter solchen Entwicklungen stecken können. - Ich hatte immer schon Angst vor Goldenen Kälbern, das geht nie gut, aber so ein klein bisschen mehr Tourismus auf der Insel, immer orientiert an unserem Möglichkeiten und natürlich auch limitierte Konturen, das muss doch möglich sein, ohne gleich Gesetze zu ändern und wieder juristische Aufstände zu provozieren.




Da kauft man neue Terrassenmöbel und farblich passende Sitzkissen und sofort pflanzen sich farblich abgestimmte Tiere ins Bild. - Wieder mal alles für die Katz





Sonntag 28.08.2016 09:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 22 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 48 % - Luftdruck 1018 hPa

Fulanito de tal dice hoy: Bien está San Pedro en Roma, aunque no coma

Gut geht es Petrus in Rom, auch wenn er nichts isst. - Ein Spruch der Konservatismus als positive Grundhaltung besetzt. - Alle Dinge haben ihren festen, guten Platz, und natürlich gehört der Petrus nach Rom und wenn der da ist, dann stimmt auch alles. - Selbst wenn es ihm nicht gut gehen sollte, dann ist er in Rom immer noch zuhause. - Jede Katze unterschreibt diesen Spruch sofort, jeder Mann über vierzig auch, und jede Frau mit Katzen und Männern unter vierzig.





In Puerto Naos
Bild von Richard Wurdel





Samstag 27.08.2016 17:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 27 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 35 % - Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute 27,6 Grad - niedrigste Temperatur 22,2 Grad

Aber Hallo, wir sind hier nicht auf Fuerte!
Berührungsängste mit "Erstgästen"

Früher, als alles anders war, und nur manches besser, da kannten sich auf den drei sommerlichen Chartern aus Deutschland nach La Palma eigentlich so ziemlich alle Fluggäste. - Die Hälfte bestand eh aus Residenten, die vom oder zum Zahnarzt flogen, die Mischpoke unter der Erde, oder das überirdische Bankkonto besuchen, die andere Hälfte waren die Urlauber von immer, diejenigen, die bereits vom La Palma-Virus derart infiziert sind, dass die alle auch nur erdenklichen Gemeinheiten des internationalen Flugverkehrs auf sich nahmen, bloß um ein paar Wochen auf La Palma verbringen zu dürfen. - Es gab Zeiten, da waren Flugtickets nach La Palma so was wie Bückware, da wurden Betriebswirte bei der Condor oder der Air Berlin entlassen, weil die aus Versehen einen Charter nach La Palma anstatt nach Palma oder Las Palmas eingetragen hatten und wahrscheinlich konnte man nur so in den Sommern 2009 bis 2014 nach La Palma gelangen. - Als Entlohnung warteten dann hier auf der Insel schlafende Taxifahrer am Flughafen, geschlossene Restaurants mit 2 Monaten Sommerurlaub, erschrockene Mamsells an der Frischetheke des Supermarkts und wenn dann tatsächlich mal eine körperbetonte Boutique vor 11:30 Uhr geöffnete hatte, dann hing da ein Schildchen, bin Kaffee trinken, komme in 10 Minuten wieder.

Natürlich ist das überspitzt geschrieben, aber ganz unten im Fond findet sich mehr als ein Stückchen Wahrheit darüber und man hätte wirklich monatelang die damalige Inseltourismuschefin bei jeder internationalen Ankunft zum Flughafen schicken können, um jeden Gast einzeln zu begrüßen. - Eigentlich schade, dass man auf meinen Vorschlag nie eingegangen ist, aber ab und zu hat man dann folklorisierte Mädchen zum Flughafen gefahren, welche dann Bananen an die Ankömmlinge verteilt haben, oder Nelken und miserable Zungen behaupten weiterhin, es wären immer Bananen und Nelken übrig geblieben. - Das sieht heute anders aus, und es wird wohl nicht so sein, dass Condor und Air Berlin und andere Charter nun globale Blackouts haben, und uns nur irrtümlich anfliegen, obwohl die Condor-Werbung immer noch andere Inseln zeigt, wenn man über uns spricht. - Nein, La Palma ist auch wieder in den Focus gerückt, wieder muss man sagen, denn um die Jahrtausendwende gab es bereits einen ähnlichen Andrang auf unsere kleine Insel, so wie wir das diesen Sommer erneut erleben. - Dennoch wirken wir dabei manchmal überfordert, ganz einfach, wer so lange kleine Brötchen gebacken hat, und das mit so kleinen Händen, der ist von Angelegenheiten "wie es früher war", ganz einfach überfordert.

Reiten wir jetzt mal nicht auf dem Umstand herum, dass der allergrößte Teil des touristischen Aufschwungs nicht Ergebnis unserer Arbeit, sondern bekannter geopolitischer Exzesse ist, sondern befassen wir uns kurz mit dem, zum Teil kuriosen touristischen Alltag auf der Insel, für "Erstgast" und "La Palma Inventar", wie man einen Großteil unseres extrem loyalen Stammpublikums sicher nennen kann. - Beide Gruppen sind voneinander durchaus irritiert, während die einen im, mühsam in der Volkshochschule trainierten, oder eben in bereits 15 Occasionen geübten wohl flüssigen Gesang eine komplette Menübestellung auf Spanisch hinbekommen, kennt die andere Gruppe weder Fremd- noch eigene Scham und bestellt zunächst mal "carta" auf Deutsch, Französisch oder Russisch. - Das ist auch nicht verkehrt, ganz und gar nicht, schließlich will man keine Rinderzungen anstatt Seezunge (lengua - lenguado) essen oder kein Eis anstatt Huhn (polo - pollo), aber wir schaffen es bislang eben lediglich die Karte auf Deutsch, oder was Google darunter zu verstehen glaubt, und maximal noch auf Englisch zu zeigen, allerdings muss man dann auch noch auf das Geschriebene zeigen, sonst geht das wieder schief. - Nun kann man, zum einhundertelften Male, unsere mangelnde touristische Professionalität bemängeln, und für den Einen ist das ein Problem, für den Anderen bedeutet das Authentizität und eben auch das Wohlgefühl, nicht nur konsumierender Durchreisender zu sein, sondern eben interessierter Besucher, welcher sich auch die Mühe macht, sein Reiseziel zu verstehen.

Da trifft man uns an einem wunden Punkt und unvorbereitet, auch ganz einfach deshalb, da wir nie mit einem solch schnellen Wachstum an Besuchern gerechnet haben. - Bis man da entsprechendes Personal vorhält, sich daran gewöhnt, dass schlicht und ergreifend deutlich mehr Menschen unterwegs sind als sonst, das gelingt nicht immer und manch ein Erstling wird seinen Teil über unsere Semiprofessionalität sicher auch später in bekannten Verwertungsportalen teilen, und oft ist es gut, dass wir selbst das dort kritisierte gar nicht verstehen. - Da haben wir fünfzehn Jahre versucht, wie die Großen zu werden, plötzlich ist dann die Prüfung da, und wir scheitern tapfer, oder sollten wir sagen, mit erhobenem Haupt, weil wir dafür eigentlich gar nicht gerüstet sind. - Das ist der Punkt, vor dem ich immer gewarnt haben, wenn Menschen auf uns zukommen, welche uns als weitere Kanarische Insel betrachten und uns auch diese Aufgaben stellen, uns aber wenig oder gar nicht als eigenständiges Konstrukt, mit all unseren Fähigkeiten aber auch Mängeln wahrnehmen.

Da gibt es Momente, da kämpfen wir in der falschen Gewichtsklasse, oder gar die falsche Sportart, und vielleicht sollten das unsere vielen Stammgäste berücksichtigen, wenn wir plötzlich ins Rennen, oder gar Taumeln kommen, weil mehr los ist, als wir eigentlich verkraften können. - Man muss auch nur den Strömen aus dem Weg gehen, unsere Stammgäste haben doch den großen Vorteil, auch abseits der ausgewiesenen Wege sich zu bewegen zu können und natürlich wird es im Hochsommer an den paar Stränden die wir haben eng, und die bunt beworbenen Ausflugsfahrten mit Bus oder Boot sind voll. - Aber unsere Reize liegen ja sowieso woanders, da führt kein Schild hin und fährt schon gar kein klimatisierter Bus, sondern La Palma war und wird immer dort am besten sein, wenn man sich den Weg dorthin auch erarbeiten muss und aktiv ist. - Und unseren Erstgästen ein Herzlich Willkommen, verzeihen Sie uns bitte unsere Unzulänglichkeiten, aber vielleicht reicht der erste Eindruck ja aus, um Ihnen Geschmack auf ein Urlaubserlebnis zu machen, welches es auch gibt, wenn man die Insel mit ganz wachen Augen und ganz gespitzten Sinnen auf "Abwegen" begreifen geht. - Dann steht sogar dem Prädikat Stammgast irgendwann nichts mehr im Weg und dann macht man auf La Palma Urlaub und was für einen, und nicht eben auf irgendeiner Kanareninsel.




Damit der Himmel ganz zart auf die Erde fällt





Samstag 27.08.2016 09:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 21 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 51 % - Luftdruck 1016 hPa

Fulanito de tal dice hoy: Bien compuesta no hay mujer fea

Gut zurecht gemacht gibt es keine hässliche Frau. - So manche Sprüche aus dem Buch lasse ich aus, manche sind verletzend, manche …istisch, (sex- oder rass -) und manche verstehe ich einfach nicht. - Hier nun ein Klassiker, kostet mindestens fünf Euro für die Chauvie-Kasse, aber leider gibt es ein gewaltiges Heer an Frauen, welche genau so etwas im Alltag unterstützen und viele Branchen leben sogar davon. - Bei uns hieß das früher immer, waschen reicht, aber täglich, und die Benutzung von Seife kann vorteilhaft sein, alles andere ist bereits Bourgeoisie...





In Puerto Naos
Bild von Wolfgang Hempel





Freitag 26.08.2016 18:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 27 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 23 % - Luftdruck 1014 hPa
Höchsttemperatur heute 28,2 Grad - niedrigste Temperatur 20,3 Grad

Wirres und zusammenhangloses Zeug
In vier Monaten ist Weihnachten, schon wieder vorbei

Kinder, wie die Zeit vergeht. - Hier feiert man ja keinen zweiten Weihnachtsfeiertag, vielleicht aus Barmherzigkeit, sonst bleibt die Verwandtschaft noch länger. - Aber noch habe ich keine Turrones oder gar Lebkuchen in den Läden gesehen, und auch hat mir bislang noch keiner ein Los der Weihnachtslotterie angeboten, obwohl diese Lose schon im Verkauf sein müssen. -In den letzten Jahren kam es wohl vor, dass der San Martín eher Lebkuchen und Stollen im Angebot hatte, als endemisches Weihnachtsgebäck, mal sehen ob der Laden unter der neuen Leitung ähnlich reagiert. - Allerdings besetzt ja der Lidl nun seit fast vier Jahren (Kinder, wie die Zeit schon wieder vergeht) den Sektor Teutonenfood ziemlich robust, und da wunderte es manchmal schon, wie andere Läden mit Bohneneintopf als Nassfertiggericht (so heißt das wirklich) und Stollen der Marke Industriestolz auf Residente, Brezeldiebe und Inselgäste zielen.

Wobei ja Lidl den Sinn des Wortes Brezeldieb abgeschafft hat, La Palma ist keine Diaspora mehr für Laugengebäck und wer in den richtigen Läden einkaufen geht, der findet bis zu sechs verschiedene Sorten Weizenbier, vielleicht sieht eine stille Übernahme an Leitkulturen auch so aus, ich weiß es nicht genau. - Früher, als alles anders war, und nur manches besser, da riefen sich konspirative Einkaufsklüngel gegenseitig an, um mitzuteilen, dieser oder jene Supermarkt hätte eine neue Lieferung Gries bekommen, Schattenmorellen oder Rollmöpse und man hätte die letzten drei Gläser rohen Sauerfisches hinter der gesalzenen Butter versteckt, damit andere Elemente mit Migrationshintergrund das nicht gleich im Vordergrund haben. - Natürlich kam der Anruf erst, als man selbst den Mops bereits im Trockenen hatte, aber immerhin, vielleicht reicht das ja beim jüngsten teutonischen Gericht für einen Persilschein in der Spruchkammer. - Wer nicht in den engen Kreis der Konspiration gehörte, aus welchem Grund auch immer, den beglückte man dann später auf der Straße mit dem Hinweis: Neulich gab es wieder Rollmops beim San Teutón, ich hätte dich ja angerufen, aber es war nur noch ein Glas da, und falls du wieder mal Schattenmorellen entdeckst, du hast ja meine Rufnummer. - Anrufe, die niemals kommen, und Rollmops schmeckt viel besser, wenn er selten kommt, konspirativ ist, und sonst keiner ein Glas abbekommen hat.

Vielleicht definiert sich ja deutsche Leitkultur auch ein bisschen über den Rollmops. - Wenn ich aber daran zurückdenke, wie unsolidarisch man mit diesem deutschesten Sushi aller Klassen umgegangen ist, dann glaube ich immer noch, hinter jeder Lieferung Glückmops steckte eine Studie der Vereinten Nationen, ob denn von den Deutschen erneut eine Gefahr ausgehen könnte, wenn man die beiden Deutschlands wieder gemeinsam Sauerfisch produzieren lassen würde. - So lange ist das her, länger als Weihnachten, und die UNO geht davon aus, keine Gefahr mehr durch ein gemeinsames Deutschland, danach hat man Gorbi losgelassen, und der Rest ist Geschichte. - Eine Geschichte könnte also erzählen, die deutsche Wiedervereinigung wurde anhand der Beobachtungen des Rollmopskonsums auf La Palma erst möglich und kratzen Sie sich ruhig am Kopf, jeden Tag stehen in der Zeitung reichlich Dinge, die viel abstruser sind, als meine wirren und zusammenhanglosen Geschichten. - Oder verstehen Sie noch, warum unsere Freunde auf diejenigen Bomben werfen, denen wir Waffen liefern? - Also dort, noch hinter Afrika, oder wie das früher hieß, gleich hinter Geiselhöring links.

Aber vielleicht hat mein beschränkter Horizont schon damit zu tun, dass mein Migrationshintergrund langsam verblasst und mich Dinge außerhalb des Wendekreis des Gofios kaum noch interessieren. - Neulich habe ich meine Brut zum Strand gefahren, ich selbst gehe da ja nicht hin. - Im Sand liegen ist mir unangenehm, der Atlantik sowieso gefährlich und darüber hinaus hat das ästhetische Gründe, und ich war eigentlich froh, als das mit dem Burkini aufkam. - Das wäre in den meisten Fällen eine deutliche optische Verbesserung, für die Kerle würde man oben das Kopftuch zur Schirmmütze umarbeiten, wahlweise vorwärts oder nach hinten gewandt zu tragen. - Aber ich hatte das falsch herum verstanden, die abendländische freiheitliche Grundordnung wird jetzt nicht mehr am Hindukusch, sondern am Strand verteidigt und manchmal muss man da einfach durch, oder eben zuhause bleiben. - OK, hat sicherlich auch Vorteile, muss man zukünftig nicht mehr so weit fahren.

Da wird der Fernseher immer größer, aber der kognitive Horizont wächst nicht kongruent mit, darum "Scripted reality" und man muss ganz genau hinsehen, ob das nur im Prekariatsfernsehen der Privatsender stattfindet, oder auch, wie gemein, bereits in den Öffentlich Geregelten Anstalten. - Da haben wir das hier deutlich einfacher, Wasserdurchlaufsrechte, Bananenpreise, die Lokalpolitik weiht ein Bushäuschen ein, wann und wo welche Fiesta, und wenn ich ganz aufmerksam abends gen Westen auf den Horizont achte, und meine Ohren spitze, dann höre ich manchmal den Orinoco in den Atlantik fließen. - Nein, ich habe weder was geraucht, noch getrunken, absolut keine Notwendigkeit dafür, meine Sinne sind so klar wie selten, sonst wäre es doch auch gar nicht möglich, dieses ganze wirre und zusammenhanglose Zeugs auch nur annähernd zu verbreiten.




Nein, es ist kein Tinnitus, es ist der Orinoco!





Freitag 26.08.2016 09:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 20 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 46 % - Luftdruck 1014 hPa

Fulanito de tal dice hoy: Bien está el pájaro en su nido

In seinem Nest ist der Vogel gut aufgehoben. Jeder hat seinen sicheren Raum, oder seine "Wohlfühlzone" und für einen Anhänger von Atlético Paso ist sicherlich der Fußballplatz von am Camino Cumplido nicht sein Nest.





Bild von Richard Wurdel





Donnerstag 25.08.2016 18:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 24 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 48 % - Luftdruck 1013 hPa
Höchsttemperatur heute 25,6 Grad - niedrigste Temperatur 20,5 Grad

Wetter und andere Freundlichkeiten
Nach dem Brand ist vor der großen Rechnung

Zunächst aber zum Wetter, denn der August will sich mit einer kleinen Hitzeperiode verabschieden. - Im Wochentakt gebiert unser Azorenhoch einen Ableger, den er nach Mitteleuropa zu schicken scheint, und dazu wandert unser Hoch weit in den Osten. - Immer dann schneidet man unser Archipel vom Zustrom frischer nordatlantischer Luft ab, und wir müssen für ein paar Tage den Mief aus Südeuropa und Afrika atmen. - Allein das reicht für Hitze bei uns, und dann eben traditionell zunächst oben in den Bergen, und langsam kriecht die trockene und heiße Luft dann auch runter in die mittleren Zone der Insel. - Bis ganz unten ans Meer schafft es diese Hitze selten, meist sorgt eben die feuchte Meeresluft dort noch für genügend Abkühlung. - Auch dieses Hitzewellchen, wenn man das eben mit denen Anfang des Monats vergleicht, wird sicher nicht bis ganz nach unten auf der Insel wirken, aber eben besonders in den Bergen. - Das heißt auch wieder, Vorsicht beim Wandern, ganz viel Wasser mitnehmen, in den oberen Zonen ist die Luft oft so trocken, dass man nicht mal mehr den Schweiß auf der Stirn abtrocknen muss, den nimmt gleich die Umgebungsluft gierig auf. - Auch steigt wieder die Waldbrandgefahr an, das kennen wir ja schon, also allerhöchste Aufmerksamkeit. - Am Sonntag wird es heiß, rund um die 30 Grad, je nach Standort, am Mittwoch dann schon wieder frischer Wind von Nordatlantik und in ein paar weiteren Tagen wird es dann in Mitteleuropa auch wieder wärmer.

Nach und nach kommen die Bürgermeister, der vom Feuer betroffenen Gemeinden aus dem Mustopf, und unterbreiten ihre Vorschläge in Sachen zukünftiger Schadensbegrenzung durch Waldbrände. - Unser schneller Sergio aus El Paso hat gleich nach dem Feuer einen Sicherheitskordon zwischen Kiefernwald und von Menschen erbauten Siedlungen gefordert und trifft dabei auf breite Zustimmung für diesen pragmatischen Vorschlag. - In der Tat liegen die Hauptprobleme in Sachen Brandbekämpfung an der Schnittstelle Kiefernwald/Mensch und nur ein einziges Mal dürfen Sie raten, wer sich denn aus der Schnittstelle zurückziehen soll. - Diese Entscheidung ist nur "menschlich" und wohl auch nachvollziehbar, wobei man eben mit dieser Maßnahme nicht das Feuer an sich bekämpft, sondern die Auswirkungen des Feuers auf menschliches Besitztum minimiert. - Damit stößt Sergio eine Diskussion an, welche bereits in den Jahren 2009 und 2012 geführt wurde, meist nur bis zu den ersten Regenfällen des Winters und es bleibt zu hoffen, dass man nach diesem Ereignis wirklich mal am Ball, oder besser wäre, am Feuer bleibt. - Vielleicht hilft ja die Tatsache, dass bei diesem Brand ein Mensch ums Leben gekommen ist, die Aufmerksamkeitsspanne für sommerliche Waldbrandprobleme auch mal bis in den Winter aufrecht zu erhalten.

Mazo ist die andere betroffene Gemeinde, auch das wiederholt sich seit ein paar Jahren und dort will man laut Bürgermeister José María Pestana die Brandbekämpfung vereinfachen. - Drei große Wasserreservoirs will man in den verdächtigen Zonen der Region aufstellen, alle drei so hoch wie möglich, knapp unter 1.000 Meter, damit zukünftig die Hubschrauber, aber auch Bodenkräfte viel schneller an Wasser kommen, als das noch heute der Fall ist. - In der Tat geht ja die meiste Flugzeit der Hubschrauber für den Anflug zu den Wasserreservoirs "verloren", und dann gibt es auf der Ostseite bei Mazo auch nicht so "bequeme" Anflugstationen, wie es eben die großen Becken bei "Quatro Caminos" oder "Dos Pinos" im Westen sind. - Aber auch hier haben wir das ja zur Genüge beobachten können, von der Wasseraufnahme bis zum Abwurfort mussten die Hubschrauber sich kräftig die Hügel hochkämpfen und verbrachten die meiste Zeit in der Luft im An- oder Abflug und man könnte eben die Abwurfsequenzen von Wasser weit erhöhen, wenn die Wasserreservoirs deutlich näher am Brand ständen.

Beide Bürgermeister haben sicherlich mit ihren Forderungen Recht, so wie es überhaupt sehr einfach ist im Moment Recht zu haben, denn es gibt unendlich viele Möglichkeiten, gegen Feuer und Brände etwas zu unternehmen. - Auffällig dabei ist aber auch, dass man immer gleich die Verantwortung, und damit natürlich auch die Kosten an andere Stellen weiterreichen will, so wie überhaupt sich nach solchen Feuern immer die einschlägigen Kandidaten melden, um finanzielle Hilfen zu fordern. - Nun sind bei diesem Brand keine Wohnhäuser betroffen, aber eben Schäden in der Landwirtschaft entstanden und schon früh nach dem Brand meldeten sich eifrige Winzer, und schätzten die Hektar an verlorenen Weinfeldern grob ein. - In der Tat, die oberen Zonen der Region Tamanca hat es heftig erwischt, bis runter nach Fuencaliente und natürlich ist es uns nicht möglich, die genannte Hektarzahl an verbrannten Weinfeldern auch nur annähernd zu verifizieren. - Aber auch die Inselregierung würde am liebsten viel mehr Hektar verbrannter Fläche angeben, wenn es darum geht, bei der Regionalregierung um Mittel zu bitten, die Flurschäden, aber eben auch die Maßnahmen bezahlt zu bekommen, die nun nötig sind, um Erosionsschäden vorzubeugen, welche nach den ersten Regenfällen zu befürchten sind. - Auf der anderen Seite möchte man aus touristischen Interessen die Hektarzahl klein halten, und es ist immer wieder mindestens bemerkenswert, wie viele Seelen in einer Politikerbrust Platz haben.

Neu ist in diesem Fall die Forderung nach Hilfen aus der Öffentlichen Hand eines weiteren Sektors, nämlich einiger Firmen, welche sich auf Freizeitgestaltung spezialisiert haben. - Da gibt es einen Verband, welcher ein paar Firmen vertritt, und die wenden sich nun an die Presse und man fordert: Auch diese Firmen sollten Hilfe erhalten, denn es sei bislang noch überhaupt nicht abzusehen, wie groß die Verluste für diese Firmen seien, da sie eben in den vom Feuer betroffenen Gebieten ihre Tätigkeit, meist Führungen und Freizeitangebote nicht ausüben können. - Sicherlich sind die auch vom Feuer betroffen, keine Frage, aber der gesamte touristische Sektor ist immer von solchen Bränden betroffen, hat aber, zumindest hier bei uns auf der Insel, bislang keine finanziellen Hilfen der Öffentlichen Hand gefordert. - Allerdings gibt es eben, gerade aus der Landwirtschaft, genügend Vorbilder dafür, und man hat sich längst daran gewöhnt, dass Landwirtschaft fast immer mit am Subventionstropf hängt. - Das aber ist eine Diskussion, die man abseits von Waldbränden führen müsste, ob denn Landwirtschaft in der globalisierten Welt in Hochlohnländern überhaupt noch ohne Hilfen stattfinden kann. - Ob diese Firmen Anrecht auf solche Hilfen haben, das müsste man Juristen beantworten lassen, allerdings haben da viele Angst vor Präzedenz und auch in den sozialen Netzwerken kommen diese Forderungen dieses Verbandes, dem übrigens bei weitem nicht alle Firmen der "Outdoor-Branche" angehören, gar nicht so gut an.




Die Agencia Estatal de Meteorolgía beitet diese Grafiken an und hier kann man gut erkennen, dass dieses ausgedehnte Hoch und die Tiefs nördlich davon, keinen Zugang für frische Atlantikluft ab Wochenende zu unserem Archipel zulassen.





Donnerstag 25.08.2016 09:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 21 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 60 % - Luftdruck 1014 hPa

Fulanito de tal dice hoy: Berros sin cocinar, seguro que te harán marear

Brunnenkresse ohne kochen, machten dich sicherlich schwindelig. - Es gibt auf La Palma Brunnenkresse, ganz berühmte kleinblättrige aus der Caldera. - Ob die wirklich roh Schwindel erzeugt, das scheint mir eher ein Schwindel zu sein. - Ist mir völlig unbekannt, dass man Brunnenkresse garen müsste, weil einem sonst schlecht der schwindelig wird.





Irgendwo im Norden, der berühmte palmerische Brunnenkressefresser...
Bild von Wolfgang Hempel





Mittwoch 24.08.2016 18:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 25 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 48 % - Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute 27,0 Grad - niedrigste Temperatur 22,6 Grad

Pressesplitter
Was drin steht, und ein bisschen was nicht

Erinnern Sie sich noch, erhöhte Cadmiumwerte im Wasser in Los Llanos? - Hinterher erwies sich das als Messfehler, sagt man uns zumindest, und die Gegenfrage könnte auch sein, woher bitte soll Cadmium im Quellwasser der Insel eigentlich kommen? - Aber ein paar Tage lang herrschte Aufregung und die Aufforderung, kein Wasser aus dem Leitungssystem der Gemeinde zu trinken und auch nicht zum Kochen zu verwenden. - Schließlich untersuchte man das erneut mit dem Ergebnis, kein erhöhter Cadmiumwert im Wasser, lasst die Hähne wieder laufen. - Aber ein Nachspiel hat die ganze Angelegenheit doch noch, denn nun poltert die Opposition in der Gemeinde los, man hätte dennoch nicht die für solche Fälle vorgeschriebenen Protokolle eingehalten und die Bevölkerung zu spät informiert. - Am 4. August bereits wusste man über die erhöhten Cadmiumwerte im Wasser, aber erst am 11. August verfasste die Gemeinde eine kurze Warnung und schränkte den Konsum des Gemeindewassers so weit ein, dass man dieses nicht mehr trinken und auch zum kochen nutzen sollte. - Darüber hinaus informierte das Schreiben auch nicht darüber, warum denn eigentlich diese Einschränkung gilt und was man für Gegenmaßnahmen einleiten würde. - Ein paar Tage später dann kam die Auflösung, Fehlalarm, aber dennoch bleiben eben die Fehler im Protokoll und wenn nun wirklich was im Wasser gewesen, und zwischen dem 4. und 11. August was passiert wäre? - Eine zahlenmäßig überlegene Opposition mitten im Sommer und es brennt nicht mehr, das kann giftiger sein als Cadmium in einem öffentlichen Brunnen, dessen Wasser eh nicht als Trinkwasser ausgewiesen ist. - So viel und Fragezeichen zum Fulanito von heute Morgen, so gesund und billig wie Wasser...

Mercadona kommt, das wissen wir schon eine Weile, aber eben nicht nach El Paso, sondern nur nach La Grama in Breña Alta, also in die unmittelbare Nähe des Lidl. - Dafür kommt Lidl auch nach Los Llanos, gegenüber dem Busbahnhof und immer noch nicht ganz zufrieden ist man mit dem Hiperdino in El Paso, den die Bevölkerung, ganz nach dem Motto des ökonomischen Ungehorsams, immer noch San Martín nennt. - Auf den Mercadona wartet man hier besonders gespannt, gilt doch dieser, im "Rest Spaniens" als sehr erfolgreicher Discounter und als die spanische Antwort auf Aldi und Lidl und soll, Millionen an spanischen Hausfrauen schwören das, der günstigste Supermarkt überhaupt sein. - Was zu beweisen wäre, aber meine Töchter als Bettelstudenten in Gran Canaria behaupten Ähnliches, also freut man sich hier und Spar, Hiperdino und auch der Lidl müssen sich also auf neue Konkurrenz einstellen. - Man glaubt es kaum, was denn solch ein kleiner Inselmarkt an Verbrauchern noch alles hergeben soll, Lidl, Mercadona, Spar, Dinosol, Hipertrébol kämpfen um die Gunst, unsere Speisekammern füllen zu dürfen, wo bleibt eigentlich Aldi... - Gut, dass es immer noch reichlich Bauernmärkte gibt, welche auch ein bisschen den lokalen Charakter in den Einkaufsbeutel zaubern, denn lokale Produkte, von unserer kleinen Insel, die passen meist nicht in die großen Regale dieser globalen Anbieter.

Die Inselregierung wehrt sich nun öffentlich gegen die "Pinillo-Lüge", denn immer wieder wird, meist eben nach Waldbränden behauptet, es sei verboten, die trockenen Kiefernnadeln aus dem Wald zu holen, oder es koste Geld. - Es ist nicht verboten, war es niemals, kostet auch kein Geld, allerdings muss man beim "Medio-Ambiente" eine Genehmigung einholen, bei der es mehr um den Transport des Grundstoffes für Naturdünger, "Estiercol" geht, als um das Produkt an sich. - Ausgenommen von der generellen Sammelerlaubnis sind die "Reserva Natural Integral de El Pinar de Garafía" und der Nationalpark "Caldera de Taburiente". - Auch geht immer wieder die Erzählung um, früher sei alles besser gewesen, die Wälder "sauber" und damit meinte man, dass es wohl keine, oder wenige trockene Kiefernnadeln im Wald gegeben haben soll. - Das stimmt so nicht, auch wenn es früher mehr Viehzucht gab, welche eben diese Kiefernnadeln als Einstreu anstatt Stroh für die Tiere, meiste eben Ziegen und Schafe, genutzt haben. - Es wurde immer nur an gut erreichbaren Stellen der "Pinocho", wie man auch sagt gesammelt, aber der ganz überwiegende Teil des Kiefernwaldes wurde niemals von fleißigen Händen "sauber" gemacht.

Was es wohl gab, das waren Aktionen zur Brandvermeidung, als man größere Flächen in den Wäldern angezündet hat, um eben diese gefährliche Decke an Kiefernnadeln zu vernichten. - Man nannte und nennt das "Fuego de superficie" also "Oberflächenfeuer" und man musste eben darauf achten, dass nur die Kiefernnadeln auf dem Boden Nahrung des Feuers wurden. - Diese Vorsorgemaßnahme ist verschwunden, und das aus mehreren Gründen. - Es gibt kaum noch Leute, die sich darauf verstehen, solche Feuer sicher zu veranstalten, manche solcher Maßnahmen gingen daneben und Bäume fingen Feuer, darüber hinaus sind heute solche vorsorglichen Feuer nicht mehr gut vermittelbar, genau so wenig wie das Brandschneisen sind. - Viel wichtiger, um große Brände zu vermeiden, welche auch die Bäume erreichen und damit zu den gefürchteten "Fuego de copas" wird, das Unterholz und die unteren, trockenen Äste der älteren Kiefern zu entfernen, so dass Oberflächenfeuer überhaupt nicht auf die oberen Teile der Bäume überschlagen kann. - Aber diese Aufgabe wäre genau so unendlich zu schaffen, wie alle trockenen Kiefernnadeln aus dem Wald zu entfernen, das werden wir wohl einfach anerkennen und hinnehmen müssen.

Damit kommen wir zur Abteilung, was nicht in der Presse steht und wir vermissen seit vielen Tagen Nachrichten über Scott. - Den unglücklichen Deutschen, der berühmt geworden ist, weil er wohl auf unorthodoxe wie fahrlässige Weise sein Klopapier entsorgt hat und somit den Ursprung für den gewaltigen Waldbrand gelegt hat. - Wir wissen nicht, wo er jetzt ist, wie es ihm geht, nachdem gute zwei Wochen lang der, als Hippie bezeichnete Jugendliche, von der Presse regelrecht verfolgt und zum Teil von den sozialen Netzwerken sogar einem ziemlich überzeichneten Shitstorm ausgesetzt war. - Auch schreibt, wenigsten im Moment niemand mehr davon, was denn in den entscheidenden Augenblicken dort vor Ort hinter Jedey knapp unterhalb der Hauptstraße geschah, und warum es unseren, gut ausgebildeten Leuten nicht gelang, den ursprünglichen Brandherd so schnell zu löschen, damit überhaupt kein Großfeuer entstehen konnte. - Da lauern immer noch viele Fragezeichen, allerdings ebenso viele Gerüchte und die können sogar, langfristig gefährlicher sein als Feuer. - Nur mal so dahingeschrieben, was nicht mehr in der Presse steht.




So sieht der Idealwald gegen Brände aus. - Kaum Kiefernnadeln auf dem Boden, die alten und trockenen Äste weggeschnitten und Druckwasserleitungen verlegt.





Mittwoch 24.08.2016 09:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 23 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 29 % - Luftdruck 1018 hPa

Fulanito de tal dice hoy: Bendita sea el agua, por sana y por barata

Gesegnet sei das Wasser, weil gesund und billig. - Viel trinken! - Diese Aufforderung kann in gewissen Kreisen missverstanden werden. - Aber Herr Doktor, Sie haben doch gesagt… Wasser ist sicherlich das wichtigste Lebensmittel überhaupt, und dafür ist es wirklich billig, auch wenn man bei der Abrechnung manchmal was anderes behaupten möchte.





Bild von Richard Wurdel





Dienstag 23.08.2016 17:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 30 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 29 % - Luftdruck 1018 hPa
Höchsttemperatur heute 30,1 Grad - niedrigste Temperatur 24,5 Grad

Der Fluch einer Weltsprache
Unzufrieden mit den Personalentscheidungen im Tourismus

Der Tourismus in Spanien und auch besonders hier auf den Kanaren boomt, noch niemals zuvor besuchten mehr internationale Gäste diese Inseln und das gilt wohl auch für La Palma, auch wenn wir natürlich noch keine Jahresendzahl haben. - Allerdings fällt uns auf, dass dieser touristische Aufschwung kein paralleles Bild beim Absinken der Arbeitslosenzahl spiegelt, man hatte sich eigentlich mehr versprochen. - Zwar sinkt die Zahl, der als ohne Arbeit gemeldeten Menschen auch hier auf den Kanaren spürbar, aber betrachtet man eben die kolossalen Zuwächse im Tourismus, dann fällt da wohl eine Schere auf, welche nach Erklärung sucht. - Politik und Presse fragen da nach, aber eben auch selbst ausgebildete Leute in Sachen Tourismus, denn immerhin gibt es in Spanien das Studienfach Tourismus, eine Art Betriebswirtschaft mit Schwerpunkt Tourismus, aber viele Abgänger klagen, sie würden, trotz der boomenden Lage in dem Sektor keine entsprechende Anstellung finden, sondern man würde es immer wieder erleben, dass Ausländer die leitenden Posten bekämen und nicht "Eigengewächse".

Das ist natürlich ärgerlich, warum tut man sich dann solch ein Studium mit mindestens vier Jahren an, wenn dann oft, auf dem Papier weniger gründlich ausgebildete Leute, den Arbeitsplatz bekommen. - Aus der Branche bekommt man eine deutliche Antwort und die lautet, Fremdsprachen sind wichtiger als Herkunft oder akademische Grade, und hier muss wohl vor der eigenen Tür gekehrt, oder die eigene Nase kräftig gerubbelt werden, denn genau hier liegt unser ganz eigenes Problem. - Natürlich nicht nur im Tourismus, aber eben auf dieser Ebene fällt das ganz besonders kräftig auf, Spanien und manche Kanareninseln noch deutlicher hängen stark vom internationalen Tourismus ab, und wer da nicht die Sprache des Gastes, also des Kunden spricht, der steht auf verlorenem Posten. - So weit ist uns das auch selber klar, seit dem Tourismus aus der Baedeker-Ära mit Knigge-Bügelfalten sich zum Industriezweig gemustert hat, erwartet keiner mehr, dass der wohltemperierte Besucher sich bitte der Landessprache bemühen sollte.

Den Luxus, der in vielen Momenten bei uns auf der kleinen Insel noch zu finden ist, dass sich bemühte Reisende versuchen mit Hand, Fuß, Langenscheidt und Übersetzung-App in Landessprache Speis, Trank und Informationen holen wollen, der nimmt deutlich ab. - Vielleicht sollte man davon schon mal Fotos machen, für das Archiv, aber so drastisch ist das sicherlich auch noch nicht, denn immer da, wo große Ströme fließen, da entstehen auch kleine Nischen, in denen sich Gegenbewegungen konsolidieren können. - So wie wir in zwischen Häuser ohne Fernseher oder WiFi-Anschluss angefragt bekommen. - Aber das sind Nischen, da wo Volkswirtschaft in großen LETTERN geschrieben wird, da sind sehr gute Sprachkenntnisse im Tourismus ein Muss, fast hätte in "must" geschrieben und hier hinken wir eben mit unserem schulischen, wie auch universitären Sprachunterricht deutlich hinterher. - Dabei müssen wir uns die Frage stellen, wie ist es denn möglich, dass jeder Schüler hier auf den Kanaren mindestens 12 Jahren Englischunterricht erhält, wenn er bis zum Abitur die Schulbank drückt, aber dann auf Engländer oder andere Internationale losgelassen, keine verständliche Konversation betreiben kann.

Darüber hinaus kann man hier Abitur mit einer einzigen Fremdsprache machen und der Deutschunterricht im Tourismusstudium ist, bei allem gebührenden Respekt, nicht wirklich zu gebrauchen. - Natürlich kann man hingehen und sagen, jeder muss selbst für seine Fremdsprachenausbildung sorgen, und viele machen das auch und besuchen Sprachschulen oder gar Privatunterricht neben der schulischen Ausbildung, aber wir müssen uns wirklich fragen, ob so etwas denn der Sinn der Sache sein kann. - Sicher liegt es mit daran, dass die allermeisten Sprachlehrer in der Schule keine Muttersprachler sind, und das alleine ist schon ein großes Problem, aber darüber hinaus gibt es auch noch ein gewaltiges Missverständnis über den Gebrauch von Sprache allgemein. - Es ist hier üblich, sogar gut gesehen, auch von den obersten kastilischen Sprachenwächtern durchgewunken, dass man Anglizismen, und überhaupt Wörter aus anderen Sprachen so ausspricht, als wären diese spanisch. - Ein Produkt aus dem Wissen, Spanisch ist eine Weltsprache und assimiliert sich gerne und schnell und das macht man am Besten, in dem man alles aufnimmt und spanischbügelt. - Ganz böse Zungen, meist spanische, die lange im Ausland gelebt haben, die sagen auch: Warum lernen Spanier in der Schule eigentlich Englisch? - Damit sich irgendwann zwei Spanier in einer Fremdsprache miteinander unterhalten können…

Auf der einen Seite verständlich und sicher auch das Anrecht einer Weltsprache, auf der anderen Seite macht solcher Umgang mit der eigenen und fremden Sprachen natürlich unsensibel für andere Töne und Feinheiten, und genau da wird wohl der Unterschied zu suchen sein. - Nun könnte man natürlich den Firmen, oder hier den Hotelgruppen den Vorwurf machen, warum nehmt ihr diese Leute nicht und gebt ihnen intensiven Sprachunterricht und schickt diese für eine gewisse Zeit ins Ausland, damit die "Weltsprachler" auch die Eigenheiten und Feinheiten anderer Sprachen aufnehmen können. - Die Hoteliers grinsen bei solchen Vorschlägen nur, warum sollen die denn einen von hier einstellen und ihm Russisch beibringen, wo es doch ganz viele Russen gibt, die Spanisch sprechen, und das lässt sich auch auf die allermeisten anderen Sprachen ausdehnen. - Das nenne ich eben den Fluch einer Weltsprache, dem übrigens die meisten englischsprachigen Länder der Welt genau so, wenn nicht sogar noch heftiger unterliegen. - Da man schulisch wohl nicht wirklich reagieren will, oder das aus welchen Gründen auch immer, gar nicht für notwendig oder angebracht hält, mindestens den Englischunterricht auf den Schulen zu verbessern, wird das Motto für alle jungen Leuten hier nach der Schule oder auch noch der Universität sein: Erst mal weg, den Mief abschütteln, neue Töne atmen, neue Stimmen aufnehmen, und irgendwann, dann kommt man zurück und hat den Fluch der Weltsprache abgeschüttelt und ist auch in der Lage, gegen internationale Konkurrenz locker zu bestehen. - Und wir beklagen uns darüber, dass die jungen Leute alle von der Insel verschwinden ihr Glück woanders zu suchen? - Wo war noch die eigene Nase, ja, da über dem Mund? - Ein bisschen ist es doch so, dass wir die jungen Leute nicht ausreichend mit Mitteln ausrüsten, sich in der Welt außerhalb unseres Bananengeltungsbereiches selbstverständlich bewegen und verständigen zu können.




Wine happens...





Dienstag 23.08.2016 08:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 24 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 8 % - Luftdruck 1020 hPa

Gastbeitrag von Claudia Merkel-Haist und Klaus Haist

Hilfe für die Familie von Francísco Santana



Liebe Freunde von La Palma!
Das Feuer ist gelöscht. Die tapferen Feuerwehrmänner erholen sich. Die betroffenen Anwohner versuchen wieder in den Alltag zu kommen. Das Leben geht weiter.
Doch nicht für Francisco José Santana, er ist in diesem Feuer umgekommen. Für seine Frau und seine 5 Kinder geht das Leben nicht mehr so weiter wie bisher, es gibt keinen Alltag mehr mit Fran.
Das ist ein unermesslicher und nicht nachvollziehbarer Verlust für seine Familie. Seine Freunde haben einen herzlichen, interessanten und unendlich sympathischen Menschen verloren. La Palma hat den Chef des Medio Ambiente für die Regionen; Tazacorte, Los Llanos, Fuencaliente und El Paso verloren. Fast 20 Jahre hat Fran gegen das Feuer gekämpft. Doch sein Aufgabengebiet war viel größer; er war mitverantwortlich für den Erhalt des ganzen Naturparadieses, angefangen von der Pflege der Wanderwege, bis zur Beobachtung der Fischschwärme...
In diesem Sinne haben wir alle Fran Santana verloren.
Für das, was wir an La Palma so lieben, war Fran unermüdlich im Einsatz. Ich weiß dies, weil er öfters bei gemeinsamen Treffen keine Zeit hatte seine Frau Nani zu begleiten, da er viel auf Weiterbildungen oder sonst wo gerade im Einsatz war. Nani hat das immer mitgetragen, hat auch selbst gearbeitet, damit es für eine 7köpfige Familie reicht. Nun sind noch 4 Kinder in der Ausbildung, 3 davon studieren außerhalb von La Palma. Dies ist mit einer Witwenrenten kaum zu schaffen.
Fran und Nani sind für mich ein Vorbild an Herzlichkeit, selbstverständlicher Hilfsbereitschaft und einer Freundschaft, die einen so nimmt wie man ist. Fran´s Familie ist gerade unglaublich tapfer, Nani sagte mir; weil Fran das so gewollt hätte...
Wir alle können ihnen nun dabei helfen, dies ohne finanzielle Not durchzustehen und seinen Kinder die Möglichkeit geben, ihre Ausbildungen zu beenden, was Fran ein großes Anliegen war.
So bitte ich Sie und alle die La Palma lieben um eine finanzielle Unterstützung für diese Familie.

Dies geht über das Hilfs-Konto der:
Asociación Solidaridad SOS-La Palma
IBAN: ES16 0182 3441 2702 0160 6795
BIC/SWIFT: BBVAES MMXXX
Wichtig:Verwendungszweck (span. Concepto): Fran

Es ist bei der BBVA , dort kann man auch in bar am Automaten einzahlen.



Montag 22.08.2016 17:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 30 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 34 % - Luftdruck 1018 hPa
Höchsttemperatur heute 30,4 Grad - niedrigste Temperatur 21,9 Grad

Spendenaufruf nach dem Unfalltod des Francisco Santana Álvarez

Die Ausbildung der Kinder sichern



Eigentlich sind wir daran bereits gewöhnt, alle paar Jahre ein großes Feuer und meist finden wir schnell danach in den Alltag zurück, nach den üblichen Schwüren, nun alles besser zu machen und mehr Vorsorge zu treffen. - Bis zum nächsten Feuer, und dieses Mal ist alles anders, denn einer kam nicht zurück aus den Bergen und ist beim Versuch, gegen dieses Feuer anzukämpfen, im Einsatz verstorben. - Francisco José Santana Álvarez war Regionalleiter der palmerischen Außenstelle des Umweltamtes aus Madrid. - Die vom "Medio Ambiente", wie man hier sagt, gehören allerdings im Fall eines Großbrandes zu den ersten, die an das Feuer beordert werden und sind dafür auch ausgebildet und ausgerüstet. - Fran, wie Francisco hier genannt wird, war mit seinen 54 Jahren auch einer der erfahrensten Männer im Kampf gegen solche Brände, aber gegen schnelle Wechsel der Windrichtungen half dieses Mal auch alle Erfahrung nicht.



Fran hinterlässt eine wunderbare Familie, Ehefrau und fünf Kinder und eigentlich möchte man doch meinen, für einen Beamten im Staatsdienst sorgt das Land und in der Tat wird Juana María, von allen nur Nani genannt, eine Witwenrente erhalten. - Auch gibt es eine Sterbeversicherung, welche etwas über 24.000 Euro ausschüttet und etwas verbittert hört man hier auch, das sei der Preis eines Lebens für den, der sich dem Feuer entgegenstellt. - Nani arbeitet stundenweise als Zahnarzthelferin und mit der Witwenrente und der Einmalzahlung kommt man sicher über die Runden. - Wir haben es hier also sicher nicht mit einem "Sozialfall" zu tun, dennoch entsteht ein beachtliches finanzielles Loch, denn vier der fünf Kinder sind gerade in der Ausbildung. - Und genau hier liegt der Grund, warum wir es wagen, mit einer Spendenaufruf an Sie heranzutreten. - Frans oberstes Anliegen in Sachen Familie war immer, zuerst die Ausbildung der Kinder, alles andere wurde untergeordnet und genau dieses Ziel kann jetzt aufgrund finanzieller Probleme gefährdet sein.

Dafür sind Witwenrenten und auch die Einmalzahlung weder gedacht, noch gemacht und wir glaube nun, es ist die Aufgabe von uns allen, als Nachbarn und-oder Mitbewohner der Insel oder ihrer Besucher, dafür zu sorgen, dass diese Kinder, auch ohne den Vater, nun doch ihre Chance erhalten müssen, diese Ausbildung mit geringstmöglichen Einschränkungen fortsetzen zu können.

Da ist Irga, der Jüngste mit 16 Jahren, der befindet sich gerade in der Abiturklasse in El Paso und wohnt bei seiner Mutter.

Nuga, die Zweitjüngste ist 19 Jahre alt, studiert bereits, Jura und Kriminalwissenschaften in Valencia.

Urma, die "Mittlere" ist bereits 22 Jahr, studiert auch in Valencia, und zwar eine Ausbildung zur Krankenschwester.

Iruya ist bereits 23 Jahre alt und studiert Psychologie in Madrid und

Aythami ist 27 Jahre, hat die Ausbildung bereits abgeschlossen und lebt auf Gran Canaria.

Die Namen sind alle kanarischen Ursprungs, um Ihre Neugier dahin zu befriedigen, und es wäre sehr traurig, wenn diese Kinder durch den tragischen Unfall ihres Vaters und den knappen staatlichen Hilfen ihre Ausbildungen nicht wie vorgesehen weitführen könnten. - Wir bitten Sie daher zu helfen, und einen, Ihnen angemessenen Betrag für die weitere Ausbildung dieser Jugendlichen zu geben.

Um die Angelegenheit transparent und offiziell zu machen hat sich dafür die Organisation SOS La Palma bereit erklärt, die Spendenaktion zu unterstützen und auch ihr Konto dafür nutzen zu können. - Es werden also keine Gelder auf irgendwelche privaten Konten fließen, sondern alles wird über das Spendenkonto von SOS La Palma abgewickelt. - Ganz wichtig dabei ist, geben Sie als "Concepto" oder eben Verwendungszweck "Fran" als Stichwort an, damit die wissen, wohin das Geld gehen soll.

Das Konto ist bei der BBVA und das hat den Vorteil, dass dort auch bar am Automaten eingezahlt werden kann. - Wer anonym einzahlen will, der kann das bis 999 Euro dort am Automaten machen, bei einer der Filialen der BBVA, allerdings gibt es dabei zu bedenken, dass diese Summe jeweils die tägliche Obergrenze ist, welche auf dieses Konto eingehen kann, ohne eine Steuernummer oder Absender zu nennen. - Wer also eine Fehlermeldung bei der anonymen Einzahlung am Automaten erhält, der kann an den Schalter gehen, oder kommt am nächsten Tag früh wieder vorbei, wenn eben das Tagesziel an Einzahlung noch nicht erreicht ist. - Wer überweist, für den gilt diese Grenze natürlich nicht, es geht um Auflagen zum Geldwäschegesetz, daher diese Einschränkungen bei Einzahlungen am Automaten.

Das Konto lautet:
Asociación Solidaridad SOS La Palma
IBAN: ES16 0182 3441 2702 0160 6795
BIC/SWIFT:BBVAESMMXXX

Wichtig: Verwendungszweck (Concepto): Fran

Nani und die Kinder bedanken sich jetzt bereits für die Anteilnahme, welche auch deutlich spürbar aus den Reihen der ausländischen Bevölkerung gekommen ist und wir hoffen natürlich, dass Ihr und unser Beitrag dafür sorgen kann, dass Frans Wunsch, nach guter Ausbildung seiner Kinder, damit die einen leichteren Start ins Berufsleben haben als er, weiter in Erfüllung gehen kann.

Auch bitte ich andere Medien, diesen Spendenaufruf zu übernehmen, um eine möglichst große Anzahl von Menschen zu erreichen, welche an dem Schicksal dieser Familie Interesse haben könnten. - Der Text kann gekürzt, ergänzt werden, verändert, auch ohne eine Quellenangabe nennen zu müssen, und wer als weiter verbreitendes Medium noch mehr Informationen haben will, der schreibt mir, oder ruft mich an. - Wer nicht selber schreiben will, der gibt diesen Link an: http://www.la-palma-aktuell.de/cc/fran.shtml



Montag 15.08.2016 06:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 22 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 34 % - Luftdruck 1018 hPa

Fulanito de tal dice hoy: Belleza sin talento, veleta sin viento

Schönheit ohne Talent, Fähnchen ohne Wind. - Schönheit alleine reicht eben nicht, wobei ich mal die Frage offen lasse, ob Talent ohne Schönheit eher erfolgreich ist. - Sanft-debile Weisheiten zum Wochenanfang, das kann doch nur besser werden…





Bild von Wolfgang Hempel





Sonntag 21.08.2016 17:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 28 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 36 % - Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute 28,1 Grad - niedrigste Temperatur 21,6 Grad

Die Heilige Quelle und die weltlichen Aufgüsse
Was kommt schneller, BER oder BFS

Schneller kommt ein kleines Hitzewellchen, nachdem wir eine wunderbare Woche allerfeinstes Wetter hatten. - Wetter, so wie wir das mal bestellt hatten, also nachts 20, tagsüber 26 - 28 Grad, mittlere Luftfeuchte und ein bisschen Wind. - Nach dem Mondwechsel ändert sich auch das Wetter, sagte der Frosch auf seiner linksgeklöppelten Leiter aus Hanfkeimfasern, es kann aber auch so bleiben, wie es ist. - Die Großwetterlage ändert sich nicht wirklich, aber die Lage des mächtigen Hochdruckgebietes auf dem Nordatlantik legt vor, von wo der Wind bei uns herkommt, und das bestimmt halt unsere Temperaturen. - Abgeschnitten von der Luftleitung direkt in den Nordatlantik wird es wieder wärmer bei uns, trockener und sommerlicher, aber überhaupt nicht mehr so heiß, wie noch im Juli und Anfang August. - Rund um die 30 Grad Montag bis Mittwoch, danach wieder Abkühlung ab Mitte der Woche, um dann am kommenden Wochenende wieder wärmer zu werden. - Nichts Gewaltiges mehr, die große Hitze scheint vorbei, allerdings kann auch der September noch Überraschungen bringen, vielleicht sogar den ersten Regen. - Die Waldbrandgefahr bliebt akut, auch wenn die letzten Tage sehr gut dazu beigetragen haben, die ganz große Gefahr zu lindern. - Also weiterhin größte Aufmerksamkeit mit Feuer, und wer brennende Kippen aus dem Autofenster wirft oder sonst was anzündet, der kommt in die Bild-Zeitung, aber nicht als Cover-Girl.

Nach dem Wetter zur Überschrift, was BER ist muss ich Ihnen nicht sagen, und wir nutzen diese Abkürzung immer gerne, wenn wir eigenes Planungsversagen relativieren wollen. - Das läuft etwa so, gute 50 Millionen für ein Hafenbecken, das keiner braucht, aber regt euch nicht auf, denkt an BER und alles ist vergeben, vergessen und versenkt. - Natürlich schaffen wir hier nicht annähernd die finanziellen Gewichtungen, vielleicht wenn man Milliarden mit Millionen tauscht, oder Mark wieder in Pesetas, aber von den Zeiträumen der Unzulänglichkeiten kann sich das BFS allmählich mit BER messen. - BFS bedeutet "Balneario de la Fuente Santa", also das Bad rund um die Heilige Quelle im Süden der Insel, und noch bevor überhaupt die erste Baumaßnahme rund um eine der interessantesten natürlichen Ressourcen der Insel überhaupt begonnen haben, schütten wir das Bade mit dem Kind fast täglich aus. - Eine Thermalquelle hier auf den Kanaren, das Wasser hilft angeblich gegen Schrunzen, Syphilis und weitere Zipperlein der nach oben offenen Kurkonzertskala, und natürlich weckt solch eine Entdeckung gewaltige Hoffnungen und Erwartungen.

Die Heilige Quelle, also hier bekannt als die "Fuente Santa" ist keine neuzeitliche Entdeckung oder gar Erfindung, in den gut anderthalb Jahrhunderten nach der Eroberung der Insel durch die Spanische Krone fuhren bereits betuchte aber erkrankte Bürger nach La Palma, um durch die kurativen Wasser der Fuente Santa Linderung für ihre Leiden zu finden. - Im Jahr 1677 allerdings brachte der Vulkan San Antonio ein Ende des florierenden Badebetriebs und begrub die Quelle mit seiner ins Meer strömenden Lava. - Es gab in den darauf folgenden Jahrhunderten mehrere, allerdings gänzlich frustrierte Versuche diese Quelle wieder zu öffnen, und erst im Jahr 2005 gelang es einem Team um den Ingenieur Carlos Soler, dieses Wasser wieder erreichbar zu machen. - Eine Statue hat Carlos Soler dafür bislang nicht erhalten, muss auch daran liegen, dass es seit der Wiederentdeckung dieser natürlichen Ressource erheblichen Streit um die Nutzung dieses Wassers gibt.

Zu viele Köche lassen selbst Wasser anbrennen, und die beiden Hauptakteure sind die Gemeinde Fuencaliente, in dessen Gebiet diese Quelle liegt, und die Inselregierung, welche den deutlichen Anspruch gestellt hat, die Führungsposition in Sachen Planung und Verwaltung inne zu haben, um alles, was die Zukunft dieser enormen natürlichen Ressource mit sich bringt, zu bestimmen. - Die Gemeinde hält dagegen, ganz egal welcher politischen Couleur, denn im Moment ist gerade ein Sozialist am Ruder in Fuencaliente und unser Inselpräsident kommt aus dem gleichen Lager, aber die Dissonanzen sind größer als jemals zuvor. - Der neue Bürgermeister karrt sogar juristische Erklärungen an, aus denen hervorgehen soll, dass man die Gemeinde übertölpeln will und dass selbstverständlich die Gemeinde das Recht hätte, über alle Zukunft und auch Ausbeutung dieser Quelle zu bestimmen. - Es ist eine weitere Runde in der Schlacht um Einfluss und letztendlich Geld, denn man erwartet deutliche weltliche Ergüsse aus der Heiligen Quelle und da will natürlich keiner ausgenommen sein.

Dabei steht noch nicht einmal fest, ob man dort überhaupt ein Thermalbad hinstellen kann, denn schließlich liegt das Gelände dort in einem Naturdenkmal, dem "Monumento Natural de los Volcanes de Teneguía" und die Küstenbehörde muss auch noch irgendwie zustimmen, aber die Inselregierung drückt inzwischen aufs Tempo, wenn man das nach 11 Jahren so nennen darf, und will bereits im kommenden Jahr mit dem Bau eines Thermalbades beginnen. - Das sehe ich so einfach noch nicht, denn zunächst müssen die Nutzungsbedingungen dieses Naturdenkmals geändert werde und eben auch die Küstenbehörde zustimmen und wenn heute die Gemeinde Fuencaliente bereits mit wehenden Advokaten ihren Anteil am Heiligen Kuchen einfordert, wie soll das denn weitergehen, wenn die ersten Steine dort bewegt werden. - Lokale Egoismen, das ist ein Problem hier auf dem Inselchen, allerdings stecken dahinter Interessengruppen, welche alles tun werden, dass sie nicht leer ausgehen in Sachen weltlicher Ergüsse rund um die Heilige Quelle. - Es hat ein bisschen was von "Dallas" oder "Denver-Clan" und keiner weiß so wirklich, wer ist denn hier der Schurke, und wer will eigentlich nur das Beste für das Allgemeinwohl. - Es werden Wetten angenommen, fliegt eher eine Maschine von BER nach SPC, oder badet eher ein VIP im BFS?




Hat nichts mit der Heiligen Quelle zu tun, aber mit einer anderen Institution am Wasser. - In El Remo entsteht der erste Kiosk der neuen Generation, nachdem man die Originale vom Strand verscheucht hat. - Container hinter Holzverschalung, also höchst diskreter Charme, aber man könnte eine Terrasse ahnen, im ersten Stock, von der aus man dann wieder über den Deich aufs Meer gucken kann. - Hoffnungsvoll interpretiert von mir, Bilder aus der schnellen Hüfte geschossen von Reimund und Trixi.




Reise nach Elremolem für Fortgeschrittene





Sonntag 21.08.2016 08:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 22 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 49 % - Luftdruck 1018 hPa

Gastbeitrag von Kai Stockrahm

Die "etwas anderen" La-Palma-Kalender



"Mach doch mal einen Kalender von deinen Nachtaufnahmen!", meinte Thomas von der Pizzeria 'Dulce y Salado' in El Paso, als wir abends in netter Runde bei ihm saßen. Das war irgendwann im Januar 2015, und es war die Geburtsstunde des ersten Kalenders mit Fotografien, die ich von meinen nächtlichen Streifzügen über die Insel mitgebracht hatte. Bewusst in schwarz gehalten sollte er sich von den anderen Foto-Kalendern absetzen und eine andere Seite La Palmas zeigen, die vielen Menschen sonst verborgen bleibt: Die Schönheit der Insel in der Dunkelheit.

Inzwischen sind viele neue Aufnahmen hinzugekommen und ich freue mich, eine neue Auflage für 2017 anbieten zu können. Über das ganze Jahr zeigt der Kalender das nächtliche La Palma. Aufnahmeorte waren der Roque de los Muchachos, ebenso wie die Steilküste bei Garafia oder der Pico Birigoyo. Sterne sind immer ein Thema in meinen Bildern, aber auch erleuchtete markante Bauwerke oder Landschaften bei Nacht. Aber da ist noch mehr…
Viele Besucher der Insel kennen die Observatorien auf La Palmas höchstem Punkt. Die Insel ist Sitz der europäischen Nordsternwarte und die Qualität des Himmels steht der auf Hawaii oder in La Silla in Chile in nichts nach. Mehr als 15 Observatorien sind es mittlerweile, und weitere sind in Planung oder bereits im Bau. Der Astrotourismus gewinnt mehr und mehr an Bedeutung und endlich bekommt der Roque de los Muchachos auch ein Besucherzentrum, das Einheimischen und Touristen die astronomische Forschung näher bringen soll. Deswegen habe ich einen zweiten Kalender aufgelegt, der sich nur den Observatorien der Insel widmet - und zwar nachts. Tagsüber 'schlafen' die Teleskope, erst mit einbrechender Dunkelheit werden Kuppel geöffnet und die Spiegel ausgerichtet um mit den Beobachtungen zu beginnen.

Die Aufnahmen des 'Observatories'-Kalender beginnen bei den beiden riesigen MAGIC-Teleskopen und enden am kleinen Jacobus-Kapteyn-Teleskop. Dazwischen zeigen sie alle größeren Observatorien in Aktion, aber auch das Himmelsphänomen Airglow (Nachthimmelleuchten) oder Sternspuren, die die Drehung der Erde unter dem Polarstern sichtbar machen. Als Bonus gibt es noch eine Indexseite mit den Namen der Observatorien, ihren Spiegeldurchmessern und den Homepages.

Beide Kalender kommen auf schwerem 170g-Papier im Format 30 mal 20 Zentimeter daher und können auf La Palma bei La Sorpresa in El Paso oder lapalmagalpa in Santa Cruz zum Preis von €15,- erworben werden. Die beiden Shops sind für Sie zu weit weg, weil Sie in Deutschland wohnen und der nächste Urlaub auf der Isla Bonita noch so weit hin ist? Kein Problem, senden Sie mir einfach eine email an kalender@stockrahm.de, und für €17,50 (inkl. Versand innerhalb Deutschlands auf Rechnung) schicke ich Ihnen den Kalender zu.

Kai Stockrahm
https://www.facebook.com/ravensisland















Samstag 20.08.2016 17:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 26 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 44 % - Luftdruck 1018 hPa
Höchsttemperatur heute 26,1 Grad - niedrigste Temperatur 20,1 Grad

Wo die Goldenen Kälber wachsen
Lernen von Till Eulenspiegel beim Aufstieg

Mit meinem Vater in den Dolomiten wandern, das war nicht einfach ihm zu folgen, und junge Leute haben eigentlich andere Interessen, als Gipfelkreuze zu polieren. - Immer, wenn wir dann jammerten beim nächsten Aufstieg erzählte unser Vater die Geschichte von Till Eulenspiegel, und der Umkehr der Last, und wie man selbst einem solchen Schalk noch einen gewaltigen Streich spielen könnte. - Man sagt dieser Figur nach, sie hätte auf Wanderungen bergab gejammert, aber bergauf sei sie fröhlich gewesen und auf die Frage warum, antwortete der Schalk sinngemäß: - Beim Abstieg denke er bereits wieder an den kommenden anstrengenden Aufstieg und beim bergauf gehen schon wieder an den darauf hin folgenden lockeren Abstieg. - Das hat ein gewisse Logik, nimmt aber das Jammern nicht komplett aus der Tour und so schlug mein Vater vor, doch nur geländebedingt Eulenspiegel zu zitieren, und eben immer nur bergauf. - Irgendwie ist das alles eben Manipulation und bis wir dahintergekommen sind, was unser Vater uns damit eigentlich wirklich sagen wollte, waren wir bereits wieder beim Abstieg nach Brixen und phantasierten nicht mehr über Eulenspiegeleien, sondern von Spiegeleiern, am besten mit viel Bratkartoffeln und Speck.

Nein, Sie sind nicht im falschem Film oder Buch, sondern es ist Wochenende, und da gönne ich mir noch mehr Abgleiten als sonst. - Man schafft übrigens auch den Bejenado mit Eulenspiegeleien einfacher, aber darum geht eigentlich nicht, sondern um unseren leichtfertigen Umgang mit den hervorragenden Zuwachszahlen in Sachen Tourismus und dass es vielleicht brauchbar sein könnte, bei jedem Schritt bereits darüber nachzudenken, welche Folgen dieser denn für den zukünftigen Weg haben könnte. - Aus der Inselregierung heißt es nun, die internationalen Verbindungen hätten sich in der kommenden Wintersaison gegenüber 2015/2016 verdoppelt, schnell überflogen kommt das fast hin, und wir erwarten sicherlich die beste Wintersaison seit der Jahrtausendwende, und könnten sogar die damaligen Rekorde endlich einstellen. - Das ist sehr erfreulich, unsere, chronisch-anämische Inselvolkswirtschaft lechzt nach diesem sauerstoffgetränktem, oder ehrlicher gesagt, geldgetränktem frischen Blut, und auch wenn die guten Zahlen sich nicht komplett gleichmäßig auf die persönlichen Haushalte niederschlägt, als nur einigermaßen aufmerksamer Beobachter spürt man schon ein deutlich anderes Tempo, als noch vor 2 Jahren.

Da ist zum Teil auch mehr Spannung und Erwartung unterwegs als wirklicher Zuwachs, aber das, was man als negative Spirale aus unschönen Zeiten der Krise kennt, das funktioniert auch anders herum, allerdings meist nicht in so schwindelerregenden Geschwindigkeiten, als auf dem Weg nach unten. - Auch hier wäre der partielle Einsatz von Eulenspiegeleien wieder hilfreich, aber erneut scheint kurzfristiger Mitnahmeeffekt stärker zu sein, als langfristige Planung. - Sicher brauchen wir mehr touristische Betten für die kommende Jahre, denn alleine mit den Bananen und Renten wird die Inselvolkswirtschaft austrocknen, aber den momentanen Ansturm als gottgegebenen Alltag zu werten, und die momentanen Zuwachszahlen als Todschlagargument gegenüber warnenden Stimmen zu gebrauchen, ist nicht nur kurzsichtig, sondern auch mittelfristig kurzsichtig und langfristig sogar gefährlich. - Wir verlieren dabei zu oft den Grund der Zuwachszahlen im Tourismus auf La Palma und auch den anderen Kanaren aus den Augen und dem Sinn, denn die sind nicht Frucht der eigenen Bemühungen oder natürlichen Ressourcen, sondern sind zum allergrößten Teil den geopolitischen Umständen geschuldet, und wir sollten hoffentlich davon ausgehen, dass die sich kurz- oder mittelfristig wieder stabilisieren.

Ich kann mich da allerdings auch irren, das kann ich nämlich besonders gut, aber eindringlicher hinterfragt sind selbst die beruflich Fortschrittsgläubigen skeptisch, (eigentlich sollte man sagen hoffnungsvoll) dass der ungebremst auf Spanien einschlagende Tourismusboom bereits mittelfristig endlich ist. - Also mitnehmen, so lange es Doppelrationen gibt, das scheint die Devise in der "Tourismusindustrie" zu sein, und genau hier müssen wir eben den kleinen, aber nachhaltigen Unterschied suchen, Tourismus auf La Palma darf nie ein "industrielles Produkt" werden, sondern muss unseren Möglichkeiten und Fähigkeiten angepasst bleiben. - Gedanklich unterstützen hierbei könnte uns der Umstand, dass La Palma erst gut anderthalb Jahre nach dem geopolitischen Zielwechsel vieler Pauschalurlauber auf die Kanaren auch vom "Arabischen Frühlingskuchen" abbekommen hat, nämlich erst dann, als die üblichen und konventionellen Ziele auf den großen Inseln hoffnungslos überfordert waren. - Im Umkehrschluss müssen wir zwingend annehmen, dass eine gegenläufige Entwicklung, also eine Entspannung in vielen, heute von Unruhen betroffenen touristischen Destinationen, zunächst natürlich die Reiseveranstalter dazu bewegen wird, die Ausweichquartiere wieder vom bevorzugten Markt zu nehmen. - Auch die Fluggesellschaften werden dann ihre Ressourcen wieder anders einteilen und La Palma als Ziel neu bewerten, und La Palma wohl wieder ins Lager der Fragezeichendestinationen zurückstufen.

Politisch entwickelt man gerade Pläne, welche den Ausbau touristischer Infrastrukturen auf der Insel deutlich vereinfachen soll und das ist zunächst nichts verwerfliches, da es bislang eigentlich so gut wie überhaupt keine Möglichkeiten gab, auf komplett legalem Weg und vor allem mit Rechtssicherheit auf La Palma touristisch zu investieren. - Die neuen Pläne scheinen überdimensioniert, eben in der Art, ohne über die übernächsten Schritte nachzudenken, aber es gibt ja auch immer noch die Vernunft des Marktes, und ob nun wirklich so viele Investoren von herrlichen Zuwachszahlen angelockt sich nach La Palma verirren, das wird die nächste Frage. - Meist allerdings wehen die globalen Entscheidungen fast ohne jeglichen Einfluss über uns hinweg, und dann können wir Ananasfarmen in Alaska gefahrlos zulassen, eine Eishockeyliga in Mauretanien einführen und uns dabei ganz sicher sein, dass Till Eulenspiegel seine wahre Freude an uns hätte. - Aber einfach mal darüber nachdenken, wie denn der Schritt nach dem Kommenden sein müsste, das wäre doch schon mal ein Anfang, auch ganz ohne Schalk und Schelm.




Was macht man in einem Hafen, in den sich kein Schiff verirrt? - Die erste Automobilmesse der Insel veranstalten. Pragmatismus für Fortgeschrittene. - Bild von Federico





Samstag 20.08.2016 08:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 20 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 58 % - Luftdruck 1017 hPa

Gastbeitrag von Antje Gieser

Flohmarkt Santa Cruz Sonntag, 21. August, 9 - 14 Uhr




Es war ziemlich turbulent in der ersten Augustwoche im Kreise der "Rastro-Familie" zu der wir von SOS La Palma inzwischen fest gehören. Die Apps gingen hin und her, die Smartphones liefen heiß. Empörung, vielleicht Ungeduld, ja sogar Wut waren spürbar. Für Roberto und Luis Miguel waren diese Tage vielleicht die erste Zerreißprobe in ihrer kurzen Zeit als Flohmarktorganisatoren. Und was war los? Der große Parkplatz vor der Marina war erst mal belegt von La Palmas erstem Festival für Schwule und Lesben. So weit, so gut. Hat uns, die Flohmarktbeschicker, ja auch noch nicht tangiert. Doch dann - so hieß es - sollte der Platz noch bis fast zum Ende des August für den Flohmarkt nicht verfügbar sein. Belegt von irgendwem mit irgendwas. Womit, warum und wie lange genau? Wir befanden uns in der für La Palma manchmal so wohlbekannten Phase "nadie no sabía nada". Niemand - auch nicht das Ayuntamiento - wusste irgendetwas oder auch viel zu viel und es war ein dummes Gefühl, so in der Luft zu hängen.
Dann kam der Brand, Schrecken breitete sich auf der Insel aus und alle hatten Verständnis, dass viele Fiestas und auch der Rastro am ersten Sonntag des Monats abgesagt wurden.

Inzwischen ist wieder so etwas wie Normalität auf der Insel eingekehrt. Luis Miguel und Roberto konnten die "familia" beruhigen und versichern, dass am

Sonntag, 21. August, 9 - 14 Uhr



in Santa Cruz, auf dem Parkplatz vor der Marina, wieder Flohmarkt ist und wir von "SOS - Hilfe für die Palmeros" sind auch dabei.




Luis Miguel und Roberto, die neuen Organisatoren des Rastro in Santa Cruz





Freitag 19.08.2016 16:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 25 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 50 % - Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute 25,8 Grad - niedrigste Temperatur 20,0 Grad

Die Nacht der langen Kettensägen
Steigen die ersten Herbstnebel im Tal auf…

Gruselfilme könnte man hier auch oft drehen, vielleicht ähnlich "Fog", aber im Wald. - Meist ist es ja auch kein Nebel, der sich durch die Landschaften hier zieht, sondern eine Wolke, welche die Aufdringlichkeit besaß, dermaßen tief über dem Atlantik auf diese Insel zu treffen, dass sich nun beide erschrecken. - Insel und die Wolke. - Ich erinnere mich an Ausflüge, oder gar halbe Tage, an denen wir mal ganz in der Wolke steckten und man nicht mal mehr das Nachbarhaus gesehen hat. - Auch scheint solch ein Wetter die Geräusche zu schlucken, ähnlich wie bei Schneefall in anderen Regionen unserer Welt und dann kommt man sich schon ziemlich ausgesetzt vor. - Das sind die Tage, an denen oftmals, und sicher dieses Jahr besonders häufig, gedämpfte Geräusche durch die dichten Schwaden dringen, die irgendwie an Kettensägen erinnern könnten.

Allerdings passieren da meist keine Kettensägen-Massaker im filmischen Sinn, sondern irgendwelche Nachbarn schaffen vollendete Tatsachen und scheiden zu dicht stehende Bäume rund um ihr Grundstück ab, weil sie die Nase voll davon haben, alle paar Jahre tage und nächtelang mit dem Schlauch und der Patsche vor dem Haus zu stehen, um dieses vor dem Feuer zu retten. - Wir sind natürlich wieder bei den Brandfolgen und Umstand, dass menschliche Besitztümer und der Kiefernwald nicht wirklich gute Nachbarn sind. - Aber gibt es nicht auch den Spruch, man solle sich, bevor man ein Haus kauft, oder eines baut, zunächst mal die Nachbarn ansehen? - Allerdings können Staatsdeppen auch noch nach dem Kauf in die Nähe ziehen, und ich hatte es vor ein paar Tagen auch schon mal erwähnt, dass die Kiefern sich in den letzten Jahrzehnten auf der Insel auch nach "unten", also in die bewohnten Gebiete, ausgebreitet haben. - Wird nun die Frage gestellt, Haus oder Kiefer, dann ist die Antwort menschlich, die Bäume werden nicht gefragt, und versetzt man sich auch nur wenige Momente mal in die Leute, die dort oben am Waldrand die Nächte in Angst und Panik verbracht haben, dann können wir das "oder" sicherlich streichen.

Diese Diskussion ist aber nicht neu, und nach jedem Feuer stiegt die Zahl der beantragten Baumfällungen genau so, wie der Umstand, dass plötzlich Kiefern verschwunden sind, man aber nichts gesehen hat, weil der Nebel so dicht war. - Nun setzt der Bürgermeister El Pasos einen drauf und beantragt eine dauerhafte Lösung für die Nachbarn Tacandes, San Nicolas´ und auch Jedeys, denn diese drei Siedlungen, die kleben förmlich am Kiefernwald. - Nun fordert man einen Sicherheitsabstand zwischen Häusern und Wald, und natürlich spricht niemand davon, die Häuser zu versetzen, nur mal so eingefügt, um ein klein bisschen die Vorstellung von Objektivität vorzugaukeln. - Allerdings stößt man gleich hinter den Siedlungen auf ein Landschaftsschutzgebiet, das der Cumbre Vieja, und da wird es noch schwieriger Bäume zu fällen, oder der Nebel muss noch dichter werden.

Genau aus dem Zwiespalt heraus holen will nun der Bürgermeister unserer Gemeinde diese Bürger, und damit erfüllt der eifrige Mann auch seine Pflicht, und nimmt man die Anzahl der Kiefern, welche in der Region fallen müssten, und vergleicht diese mit dem tatsächlichen Bestand an Kiefernwald auf der Insel, dann würden wir wohl wieder auf diese listige Umschreibung stoßen: Unterhalb der Nachweisgrenze. - Der rechte Wunsch der Bürger der betroffenen Gebiete und des Bürgermeisters, der muss nun von unten durch die Institutionen geprügelt werden, und unsere Inselregierung wird dabei nicht das Problem sein, aber die Rahmenbedingungen eines Landschaftsschutzgebietes zu ändern, das übersteigt die Kompetenz dieser Korporationen deutlich. - Es gibt aber auch noch ein weiteres Problem in Sachen Kiefern zu nahe an Wohngebieten, stehen diese Bäume auf privatem Land, dann können ohne das Einverständnis des Eigentümers auch keine Kiefern gefällt werden. - Da droht dann auch gleich wieder rechtliches Ungemach, denn des Nachbarn Bäume sind tabu, es sei denn, der Nebel ist ganz besonders dicht…






Pinus canariensis, was will man dagegen unternehmen? (Will man denn wirklich?)
Abgeschnitten, abgebrannt, treibt trotzdem wieder aus, deutlich ein Wunderbaum.





Freitag 19.08.2016 06:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 21 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 48 % - Luftdruck 1016 hPa

Gastbeitrag von La Palma WeinClub





Donnerstag 18.08.2016 17:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 25 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 51 % - Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute 26,1 Grad - niedrigste Temperatur 20,8 Grad

Nachrichtensplitter ohne Fe und Po
OK, ich meine ohne Feuer und Politik…

Wenn das so einfach wäre in diesen Tagen. - Das Wetter ist phantastisch im Moment, nächtliche Abkühlung mit feuchter Luft, und dann tagsüber Sonnenschein, aber die Temperaturen gehen auch nicht über die 28 Grad hinaus. - So könnte es einen ganzen Sommer lang laufen, von mir aus auch den Winter über, aber wollen wir nicht undankbar sein. - Es war bislang deutlich wärmer diesen Sommer als die drei vorhergegangenen Jahre, und das läuft parallel mit Nachrichten, dass der Juli dieses Jahres der wärmste überhaupt gewesen sei. - Eben nicht nur auf La Palma, sondern auf der ganzen Welt, wobei für uns Robustinsulaner der Unterschied eh kaum spürbar ist. - Leider kann ich das auf meiner eigenen Statistik nicht bezeugen, mit dem heißesten Juli überhaupt, aber das ist nicht der einzige Grund, der mich ärgert, einen Teil des Julis im Krankenhaus verbracht zu haben. - Aber immerhin, ich habe dort wieder viel gelernt, und sowieso, wie man sich früh morgens auf der Abteilung für Innere Medizin begrüßt, zumindest von Schwester zu Patient: Has hecho caca hoy? - Hast du heute schon geschissen? - Reine Routine, manche Schwester wollte dann auch noch Viskosität und Farbspiel wissen, ich ziehe meinen Hut vor so viel Professionalität und bin ehrlich, ich könnte das nicht. - Ich meine jeden Morgen Menschen mit solchen Fragen begrüßen.

Dabei fällt mir auch noch immer wieder auf, dass Wartesäle in Gesundheitszentren und Apotheken immer zur kollektiven Lüge einladen, denn wie antwortet man auf die auch dort immer zwingend gestellte Frage: ¿Cómo estás? - Natürlich antwortet man mit einem langgezogenen "Bieeeeeen", was zunächst "gut" heißt, aber in der Betonung die Hoffnung darauf liegt, der Fragende möchte doch bitte weiter bohren, dass man seine Krankengeschichte endlich erzählen könne, ohne aufdringlich zu wirken. - Ginge es mir so, wie ich sage, dann müsste ich eigentlich nicht dort nicht auf den Arzt wartend sitzen, oder am Apothekentresen stehen, aber die Negation des Offensichtlichen eröffnet ja durchaus Spielraum für weitere Möglichkeiten. - Überhaupt, Datenschutz, wie lächerlich, wie oft habe ich bereits plastische Laiendarstellungen über Koloskopien, oder den berühmten Prostatafinger beiwohnen dürfen, und überhaupt, was nutzt denn die beste Krankheit, wenn die anderen nicht wissen, was ich habe und mich nur deshalb mit Mitleid überschütten können. - Aber auch hier, international anerkanntes Zeichen für, ich will von deinem Elend nichts wissen, ist das vor das Gesicht gedrückte Smartphone und die hektische Wischerei, als können man alles Übel der Welt ganz einfach mit dem Zeigefinger aus der Welt vertreiben. - Da sind wir dann wieder bei der Negation des Offensichtlichen, und ich darf daran erinnern, dass andere Massenbewegungen so etwas Religion nennen, und nicht Pokémon Go.

Morgen kommt meine Frau schon wieder aus Deutschland zurück und ich muss dringend noch einkaufen gehen, denn dieser große, weiße Kasten, der innen so kalt ist, der kommt mir zu leer vor. - Ich muss einfach eine der Kassiererinnen fragen, was denn eigentlich meine Frau immer so kauft, ich meine außer Katzenfutter und Bier, und stellen Sie sich die Katastrophe vor, wenn nun diese Kassiererin sich auf den Datenschutz berufen würde und mir so nicht weiterhelfen könnte. - Stimmt, es ist ja noch ein Familienmitglied bei mir, die jüngere, also bei uns längere Tochter, aber die ist zerebral und praktisch ähnlich veranlagt wie ich und wie groß ist doch die Gnade der Gene, dass sie wenigstens nicht so aussieht wie ich. - Aber vielleicht sollten wir wenigstens die ungewaschene Wäsche irgendwo bis Sonntag im Garten verstecken, denn die Waschmaschine scheint kaputt zu sein. - So oft wir auch die Wäsche vor dieses moderne Wunder legen, nie hängt die anderthalb Stunden später an der Leine, so wie wir das kennen, wenn meine Frau zuhause ist. - Vielleicht können wir das auf die Katzen schieben, die hätten Jaques Cousteau gespielt, oder die ganze Zeit wäre Stromausfall gewesen und erst jetzt ist die Versorgung wieder hergestellt. - Auch hier käme allerdings das Offensichtliche einer Katastrophe gleich, wem bitte will man das also wirklich zumuten.

Es ist bald geschafft, eine Geschichte ohne Fe und Po, und ob ich Ihnen damit Zeit gestohlen habe, oder Sie mir, oder wir alle dabei sogar was gewonnen haben, ich weiß es nicht. - Unsere Katzen kommen sehr gut ohne meine Frau aus, die beherrschen das gegenseitige Ausspielen mehrerer Humanfaktoren hervorragend. - Ich weiß nie, ob und wann meine Tochter den Katzen schon was gegeben hat, und deshalb gebe ich ihnen sicherheitshalber auch was. - Allerdings denkt meine Tochter bekanntermaßen ähnlich wie ich, also setzt Leo endlich mal ein bisschen Gewicht an und Lufy ist bald wieder so dick, wie damals, als sie aus Gran Canaria fälschlicherweise als Seehundbaby deklariert zu uns kam. - Nur Paul, der ist viel zu sehr vermenschlicht, um noch felines Verhalten in Sachen Menschverarschung zu in den Napf zu legen, der rührt doppelt gemoppelte Mahlzeiten einfach nicht an. - Ob das jetzt dumm ist, oder gut, darüber will ich gar nicht nachdenken, Paul, die erste Katze in der atlantischen Liga für Gutmenschen, hat aber nicht lange gehalten, sind alle verhungert…




Paul ist grundsätzlich immer auf dem catwalk





Donnerstag 18.08.2016 06:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 21 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 72 % - Luftdruck 1017 hPa

Gastbeitrag von Rainer Olzem und Timm Reisinger

Die Arten der Lava Teil 2 von 2


A'a-Lava

A'a-Lava - wegen ihrer schlackenartigen, gezackten und rissigen Oberfläche auch Brocken- oder Blocklava genannt - hat die gleiche Zusammensetzung wie Pahoehoe-Lava, jedoch sind ihre physikalischen Eigenschaften sehr unterschiedlich. Aa-Lava ist eine zähflüssigere (hochviskose), gasreichere und kühlere Lava von 800 - 1.000°C, die sich langsamer, praktisch als zusammenhängender Körper in Schüben hangabwärts bewegt und an der Oberfläche zu rauen, scharfkantigen Brocken erstarrt. Ein A'a-Lavastrom bewegt sich normalerweise nicht so weit von seinem Förderschlot weg wie ein Pahoehoe-Lavastrom, weil durch das offene Porensystem der grobstückigen Lava die Hitze schneller an die Außenluft abgegeben wird und die Lava deshalb schneller abkühlt. Dadurch wird sie immer zäher und langsamer. Der Name A'a stammt aus dem Hawaiianischen und bedeutet brennend oder feurig. Nach einer anderen Deutung soll der Name A'a Schmerz ausdrücken, ähnlich dem deutschen Aua, weil man beim Barfußlaufen auf der rauen Oberfläche nur unter Schmerzen vorankommt.




Ein schmaler A'a-Lavazug des Duraznero, der kurz vor Erreichen des Meeres stoppte




Der Mechanismus zwischen Pahoehoe- und A'a-Lava ist äußerst kompliziert, er beruht auf einem empfindlichen Gleichgewicht, das jederzeit gestört werden kann mit der Folge, dass Pahoehoe-Lava dann als Aa-Lava weiterfließt. Ein Lavastrom kann in seinem oberen Teil aus Pahoehoe-Lava bestehen, während in seinem unteren Teil aufgrund der zunehmenden Viskosität durch Abkühlung und Ausgasung A'a-Lava dominiert. Im Lavafeld des San Juan ist dieser Wechsel von Pahoehoe zu A'a an vielen Stellen gut zu erkennen.




Typische bröckelige und scharfkantige A'a-Lava




Wechsel von Pahoehoe-Lava (links) und A'a-Lava (rechts) im San Juan-Lavazug




Pillow-Lava

Eine ganz andere Form von Lava ist die Kissen- oder Pillow-Lava. Pillowlava ist unter Wasser, also submarin, erstarrte Lava von kissenartiger Form. Durch den Kontakt mit dem kalten Meereswasser kühlt die Oberfläche der Lava rasch ab und bildet eine zähplastische Haut aus Gesteinsglas. Da Wasser ein Medium ist, das große Mengen Wärme aufnehmen kann, entzieht es der heißen Lava die Wärme sehr rasch. Wenn weitere Lava nachfließt, reißt durch den Druck der nachfließenden Schmelze die Hülle an einer Stelle auf und es entstehen weitere Pillows. Im Inneren des Kissens kühlt die Lava sehr viel langsamer ab, weshalb sich dort ein feinkristallines vulkanisches Gestein ausbildet. Schnelle Abkühlung von glutflüssigem Gestein führt meist zu Gesteinsglas, langsame Abkühlung zur Bildung von Kristallen. In den Zwickeln zwischen den Lavakissen setzen sich abgeplatzte kleine glasige Lavasplitter und Sedimente vom Meeresboden ab.

Pillows sind typisch für die submarin entstandenen Sockel der Kanarischen Inseln, sie gelten als sicheres Indiz für Unterwasser-Vulkanismus. Im Barranco de las Angustias bilden sie zusammen mit anderen Gesteinen, z.B. mit dem plutonischen Gestein Gabbro, das vor allem in der ozeanischen Kruste zu finden ist und sich meist in mehreren tausend Metern Tiefe bildet, den sogenannten Basalkomplex der Insel.

Vor mehr als 2 Millionen Jahren auf dem Meeresboden in etwa 4.000 m Tiefe entstanden, wurden die Kissenlaven im Laufe der geologischen Entwicklung der Insel bis auf etwa 1.000 m über den Meeresspiegel angehoben und sind damit Zeugen der submarinen Entstehung von La Palma. Typischerweise zeigen die Pillows Spuren ozeanischer Sedimente und Korallenreste, die aber nur mit geübtem Auge oder unter dem Mikroskop zu erkennen sind.








Pillow-Lava im Barranco de las Angustias




Vulkanische Bomben

Eine vulkanische Bombe ist ein bei einem Vulkanausbruch ballistisch ausgeworfenes festes oder noch halbflüssiges Gesteinsfragment mit einem Durchmesser von mehr als 64 mm bis zu einigen Metern.

Eine Bombe hat eine gerundete Form, ist meist spindel- oder eiförmig, oft auch geschwänzt, weil sie sich als noch formbares plastisches Gestein während des Flugs und der dadurch verursachten Abkühlung an der Luft um ihre eigene Achse dreht. Aufgrund ihres relativ hohen Gewichts fallen Bomben meist in geringer Entfernung, oft nur wenige 100 m, von der Eruptionsstelle zu Boden.

Vulkanische Bomben in allen Größen und Formen sind auf La Palma sehr oft zu finden.




Eine kleine geschwänzte Bombe auf den Roques




Eine größere Basaltbombe auf dem Weg zum El Charco




Wenn Sie also demnächst wieder durch das weite Lavafeld des San Juan unterhalb von San Nicolás, oder auch auf Ihren anderen Wanderungen durch Lava gehen, dann achten Sie einmal auf die vielen unterschiedlichen Formen.


Dieser Text ist ein Ausschnitt aus dem Buch "Geologischer Wanderführer La Palma" von Rainer Olzem und Timm Reisinger und gehört nach meiner Auffassung längst auch zum Handgepäck einer Vorbereitung für eine Reise nach La Palma. - Auch für geologische Laien verständlich erklärt, bereiten die Wandertouren auf der Insel noch viel mehr Spaß, man kann die vielen Dinge, denen man mit Staunen auf den Touren begegnet, dann nicht nur beim Namen nennen, sondern weiß auch noch warum das so ist. - Nicht als Ersatz für den Rother Wanderführer, immer noch das Meisterwerk für La Palma auf Schusters Rappen, aber als ideale Ergänzung für Menschen, welche zwischen Ausgangspunkt und Belohnungsbier der Wanderung die Augen auf der Vulkaninsel La Palma offen halten. - Auf La Palma gibt es dieses Buch bei Sorpresa in El Paso zu kaufen, manchmal auch nur als Vorbestellung, oder man geht auf das Bestellformular in der Webseite Rainer Olzem und Timm Reisinger zum Buch.






Mittwoch 17.08.2016 16:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 25 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 72 % - Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute 25,8 Grad - niedrigste Temperatur 21,02 Grad

Die Fragen wiederholen sich nach jedem Feuer
Wer hat mehr Rechte, der Wald, oder der Mensch?

Eigentlich könnte ich jetzt hier einen Text aus dem Jahr 2009 oder 2012 reinkopieren, und niemand würde es merken. - Mache ich natürlich nicht, aber es ist auffällig, wie deutlich sich die Fragen, aber auch der politische Aktionismus in Sachen "Post-Waldbrand" über die Jahre gleicht. - Auch gleicht sich, dass man so gar nicht wirklich die Ursache, also den Moment vom Brandherd zum Großbrand in den Vordergrund rückt, sondern die alten, aber immer noch wohlschmeckenden Kamellen von Vorsorge und möglicher Brandverhütung aus der Kiste kramt. - Man geht wohl pragmatisch davon aus, dass es niemals gelingen wird, alle kleinen Brandnester so schnell zu löschen, dass erst gar kein Großfeuer daraus wird, und aus aller Erfahrung müssen wir diesem Pragmatismus wohl oder übel auch zustimmen. - Lassen wir Ermittlungen über Schuld und Verantwortung heute mal stecken, da fischen, oder besser löschen wir eh nur im Trüben und es bringt einfach nichts, vielen haltlosen Gerüchten noch gehaltvollere nachzuschieben.

Eigentlich ist die Kiste auf La Palma in Sachen Waldbränden gar nicht so kompliziert. - Dort wo Kiefernwald ist, da brennt es alle paar Jahre, und dort wo Menschen ihre Häuser haben und Gärten und Landwirtschaft betreiben, da brennt es nicht. - Nun ist alleine auch das Feuer im Kiefernwald kein schönes Bild, denn Feuer an sich schürt Grundängste der Menschen aber wir dürfen in Sachen Kieferwald nicht vergessen, dass Feuer eine Erfolgsgeschichte der Kanarischen Kiefer darstellt und sich dieser Baum auf diese Art und Weise sogar weiter verbreitet. - Klingt zunächst widersprüchlich, ist aber so. - In den allermeisten Fällen überleben die Kiefern einen Waldbrand und sind dann schneller wieder am Licht als andere Pflanzen, wobei das dichte Bett an Kiefernnadeln da auch noch eine Rolle spielt. - Selbst ich kann schon erkennen, dass die Kiefern in den letzten Jahrzehnten näher an die Menschen herangerückt sind, und das aus zwei Gründen. - Einmal hat man Pinus Canariensis als Lebensspender entdeckt, die Kanarische Kiefer sorgt mit ihren extrem langen Nadeln in dichten Büscheln dafür, dass die feuchten Passatwinde "gemelkt" werden und sorgen so für deutlich mehr Wasser, als sie selbst zum Wuchs benötigen. - Also hat man die Kiefer unter Schutz gestellt und droht hohe Strafen an, falls sich jemand an diesem Baum zu schaffen macht.

Darüber hinaus hat sich die Landwirtschaft über die Jahrzehnte aus den oberen Lagen der "Medianías" stark zurückgezogen, außer Wein wird kaum noch was am Rande des Kiefernwaldes angebaut, und so haben die Landwirte auch die weitere Ausbreitung der Kiefern nicht verhindert. - Natürlich hackte man im Acker eine junge Kiefer früher weg, bloß keine Konkurrenz stehenlassen, auf den nicht mehr genutzten Flächen wachsen diese aber ungestört weiter. - Auf der anderen Seite ist aber auch der Mensch dem Wald immer näher gekommen, auf der Suche nach außergewöhnlichen Wohnlagen im "Ruhegürtel des Speckgürtels" haben viele Raumordnungspläne eher dem Wunsch von Bauherren entsprochen, als dem gesunden Kiefernverstand, und dann gibt es ja auch immer noch die wundersame Metamorphose von landwirtschaftlichen Schuppen in Paläste, in Regionen, in denen Wohnhäuser eigentlich gar nicht möglich wären, welche aber nach genügenden Jahren Geduld und Schweigen auch alle, oder fast alle, im friedlichen Katasterhafen anlanden werden.

Die Schnittstellen sind es nun, welche Ärger bereiten, da wenig Pufferzonen zwischen dem Wald und dem menschlichen Siedlungsdrang übrig geblieben ist. - Früher, als alles anders war, und nur manches besser, da löschte man solche Feuer mit einem, oder gar keinem Hubschrauber, und vielen Leuten am Boden, welche klug und überlegt Brandschneisen schlugen, und so das Feuer in einem abgegrenzten Raum hielten und mal ließ das Feuer sich dann im abgesteckten Perimeter austoben. - Heute gelten Brandschneisen als ökologisch mindestens zweifelhaft, und weil es bei jedem Feuer sofort um menschliches Eigentum oder landwirtschaftlichen oder gar touristischen Nutzen geht, läuft man dem Feuer immer hinterher, anstatt dieses an bekannten und günstigen Stellen zu erwarten. - Bitte das nicht als Kritik an der jetzigen Führung der Löscharbeiten zu verstehen, die haben keine Wahl, die müssen an jeder Ecke und hinter jeder Biegung das Feuer bekämpfen, da es eben an den Schnittstellen zwischen Wald und Menschen keine Barriere mehr gibt.

Dass unsere Löschmannschaften dabei geradezu extrem erfolgreich sind, das zeigt ja immer wieder der Vergleich zu anderen Regionen, in denen man deutlich weniger erfolgreich ist, das Feuer von menschlichen Siedlungen fern zu halten. - Die Anforderungen sind eben andere geworden über die Jahrzehnte, und in den jetzigen Gesprächen auf politischer Ebene klingt es wieder durch, als wolle man solchen, oft ungeliebten Maßnahmen wie Brandschneisen und vorsorglicher Rodung von Kieferbeständen in der Umgebung von Wohnhäusern wieder mehr Aufmerksamkeit schenken. - So gesagt im Jahr 2009, dann wieder 2012 und nun 2016 und ich bin ganz gespannt darauf, ob ich denn noch mal einen Raupenschlepper in den Kiefernwald fahren sehe, der eine breite Schneise schlägt, um das zu vollziehen, was die ersten frommen Wünsche im "Post-Alarmismus" nach jedem Feuer fordern. - Dabei fällt mir auf, nach der Druckwasserleitung, welche mal vom Refugio El Pilar die ganze Cumbre Vieja lang führen sollte, von der spricht seit Jahren niemand mehr. - Das wäre nämlich noch eine andere Möglichkeit anstatt Brandschneisen, Wassersperren im Wald verlegen und vielleicht ist es nur ein Zufall, dass in den letzten zehn Jahren alle großen Feuer im Süden und Westen der Insel wüteten, denn in vielen Teilen des Nordens liegen bereits solche Druckwasserleitungen in den Wäldern.




Druckwasserleitung in einem Waldstück bei Puntagorda





Mittwoch 17.08.2016 08:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 21 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 65 % - Luftdruck 1017 hPa

Gastbeitrag von Rainer Olzem und Timm Reisinger Teil 1 von 2

Die Arten der Lava


Wenn Sie quer durch das weite Lavafeld des San Juan unterhalb von San Nicolás gehen, dort, wo zur Zeit das neue Besucherzentrum für den Vulkantunnel von Todoque entsteht, dann suchen sich Ihre Füße wie von selbst den bequemen Weg über die feste Lava mit der glatten Oberfläche, und sie meiden die scharfkantige und lockere Lava. Wir sprechen meist einfach nur von Lava, doch es gibt eine Vielzahl ganz unterschiedlicher Arten von Lava.

Wie Lava entsteht

Schauen wir uns erst einmal an, wie Lava entsteht. Lava entsteht aus Magma. Wenn ein Gestein in großer Tiefe durch die dort herrschenden hohen Temperaturen aufschmilzt, dann entsteht Magma. Da ein Gestein ein Gemisch aus vielen unterschiedlichen Mineralen ist, schmilzt es deshalb bei einer bestimmten Temperatur nicht als Ganzes, sondern seine Bestandteile schmelzen nach und nach je nach der spezifischen Schmelztemperatur der verschiedenen Minerale. Zuerst schmelzen die Minerale mit einer niedrigen Schmelztemperatur, bei steigender Temperatur schmelzen weitere Minerale, bis bei der sogenannten Liquidustemperatur das Gestein vollständig aufgeschmolzen ist.




Der Schalenaufbau der Erde (Chris828, Wikipedia)




Die Temperaturen im Erdinneren nehmen mit der Tiefe stetig zu, in der Erdkruste alle 100 m etwa um 3°C, das ist die geothermische Tiefenstufe. Die Erde hat einen schalenförmigen Aufbau, unter der Erdkruste folgen der Erdmantel und schließlich der Erdkern. In der unteren Kruste herrschen Temperaturen bis max. 900°C, im Mantel zwischen rund 1.400 und 2.500°C und schließlich im Kern bis 6.000°C.

Neben der Temperatur ist auch der Druck im Erdinneren bei der Bildung von Gesteinsschmelzen von Bedeutung: Je höher der Druck, desto höher der Schmelzpunkt - trotz der extrem hohen Temperatur ist der Erdkern aufgrund des sehr hohen Drucks fest. Das heißt, dass das Gestein im Erdmantel nicht nur durch Erhöhung der Temperatur schmelzen kann, sondern auch durch Erniedrigung des Drucks. Wenn das teilweise aufgeschmolzene Gestein aufsteigt, kommt es zu einer Druckerniedrigung und das Gestein schmilzt vollständig auf. Die Bildung von Gesteinsschmelzen durch Druckerniedrigung ist der wichtigste Prozess bei der Bildung von glutflüssigem Magma im Erdmantel.

Magma und Lava

Durch die Aufheizung der Gesteine im Erdinneren und deren gleichzeitige Abkühlung an der Erdoberfläche unterliegen die Gesteine innerhalb der Erde einem thermischen Auftrieb. Heißes Material steigt auf, kühlt in Oberflächennähe ab und sinkt als kaltes Material wieder ab. Dieser Vorgang wird in der Geologie als thermische Konvektion bezeichnet und ist der Motor der Plattentektonik.

Wenn das heiße Material aufsteigt und dabei der Druck unter einen kritischen Punkt sinkt, schmilzt das feste Gestein spontan ohne weitere Zufuhr von Wärme. Dieser Vorgang des Schmelzens durch Druckentlastung, auch als Dekompressionsschmelzen bezeichnet, erzeugt die bis zu 1.300°C heißen Gesteinsschmelzen, das Magma.

Solange sich das flüssige Gestein unter der Erdoberfläche befindet, wird es Magma genannt, gelangt es durch einen Vulkanausbruch an die Erdoberfläche, so heißt es Lava. Magma und Lava bezeichnen somit die gleiche Sache an unterschiedlichen Orten.

Pahoehoe-Lava

Die Vulkanologen unterscheiden mehrere Typen von Lava, hauptsächlich Pahoehoe-Lava und A'a-Lava, daneben noch Kissen- oder Pillow-Lava, vulkanische Bomben und weitere selten vorkommende Formen. Pahoehoe-Lava bildet sich bei höheren Temperaturen von 1.000 - 1.200°C und relativ niedriger Viskosität. Die dünnflüssige und schnellfließende Lava schafft eine glatte oder gewellte Oberfläche. Fladen-, Strick- und Schollenlava sind andere Erscheinungsformen der Pahoehoe-Lava mit ihren typischen namensgebenden Oberflächenstrukturen. Der Name Pahoehoe soll ein Freudenschrei im Hawaiianischen über die gute Begehbarkeit der Oberfläche sein.




Glattflächige Pahoehoe-Lava




Pahoehoe-Lava als Stricklava




Morgen folgt der Teil 2


Dieser Text ist ein Ausschnitt aus dem Buch "Geologischer Wanderführer La Palma" von Rainer Olzem und Timm Reisinger und gehört nach meiner Auffassung längst auch zum Handgepäck einer Vorbereitung für eine Reise nach La Palma. - Auch für geologische Laien verständlich erklärt, bereiten die Wandertouren auf der Insel noch viel mehr Spaß, man kann die vielen Dinge, denen man mit Staunen auf den Touren begegnet, dann nicht nur beim Namen nennen, sondern weiß auch noch warum das so ist. - Nicht als Ersatz für den Rother Wanderführer, immer noch das Meisterwerk für La Palma auf Schusters Rappen, aber als ideale Ergänzung für Menschen, welche zwischen Ausgangspunkt und Belohnungsbier der Wanderung die Augen auf der Vulkaninsel La Palma offen halten. - Auf La Palma gibt es dieses Buch bei Sorpresa in El Paso zu kaufen, manchmal auch nur als Vorbestellung, oder man geht auf das Bestellformular in der Webseite Rainer Olzem und Timm Reisinger zum Buch.







Dienstag 16.08.2016 18:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 27 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 39 % - Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute 27,5 Grad - niedrigste Temperatur 21,2 Grad

Auf der verzweifelten Suche nach dem Dritten Bein
Bananen, Tourismus, und weiter?

Man wird es kaum glauben, aber es gibt Menschen, die machen sich um die Zukunft dieser Insel Gedanken. - OK, meist sind das Tresenkoryphäen, Taxifahrer oder knorrige Altlinke, die sich nicht mehr vom Elfenbeinturm herunterwagen, weil sie Angst haben, dann nie wieder hinauf zu gelangen. - Aber wir auf La Palma haben Glück, neben diesen bekannten Größen der stringenter Zukunftsplanung haben wir sogar einen Inselpräsidenten, dem das bisherige Modell, Subvention und Hoffnung, also Bananen und Tourismus, nicht ausreichend erscheint. - Anselmo Pestana heißt dieser Mann, und meine Begeisterung für ihn hat weniger mit seiner Parteizugehörigkeit zu tun, auch wenn es da gewissen ähnlichen Stallgeruch geben mag, es ist viel mehr sein unerschütterlicheR Glauben an unsere Möglichkeiten und Befähigungen. - Vielleicht liegt das auch daran, dass der Mann unsere Insel durchaus auch mit Überblick betrachten kann; also aus einer Perspektive, welche über dem endemischen Inselhorizont liegt, denn Anselmo Pestana war bereits Senator für La Palma in Madrid, und er wurde auch auf Tenerife geboren, also auf der Mutter aller Inseln. - Diesen Umstand allerdings kreidet man ansonsten Leuten hier an, wenn der "Benahoaritanachweis" (Benahoaritas nennt man die Ureinwohner der Insel La Palma) nicht lückenlos geführt werden kann, allerdings wissen wir ja aus lebendiger Erfahrung, dass Mischungen immer erfolgreicher sind als die reine Rasse und wer dann auch schon mal die Insel von außen gesehen hat, auch deutlich im Vorteil ist.

Nein, ich bin nicht im Wahlkampfmodus, es stehen keine Wahlen an, aber ich versuche ein heikles Thema für Anselmo federnd vorzubereiten, denn der gute Mann ist wieder mal über sein drittes Bein gestolpert. - Sie wissen doch nur zu gut, dass ich nicht auf glitschige Geschichten abfahre, das Dritte Bein steht hier für eine weitere Einkommensquelle, die dringend für die Insel gesucht wird, denn alleine mit Tourismus und der hoch subventionierten Landwirtschaft um die Bananen lässt es sich momentan zwar auskommen, aber wer eben ein bisschen mehr für seine Insel will, der sucht dieses Dritte Bein, dem gerne auch ein Viertes folgen mag. - Anselmos Idee für La Palma ist die Hochtechnologie, bis hier hin sind wir deutlich einer Meinung, als Produktionsstandort für Massenware oder Knotenpunkt für Warenumschlag taugen wir nicht, alles was in Containern verschickt wird ist nicht unser Fußabdruck, dazu sind wir zu klein, und auch zu weit ab. - Also müssen wir Dinge produzieren, die leicht sind, viel wertvoller als der Versand der Produkte selbst, und darüber hinaus sollten auch die gesellschaftlichen Eigenheiten der Insel nicht zu sehr unter neuen Einkommensbedingungen leiden. - Also Offshore-Geschäfte klingen zwar gut, aber die Folgen…

Silicon-Island, so könnte man das wohl sogar prekariatskompatibel umschreiben, in der Hochtechnologie stecken diese Möglichkeiten, und wir sind da ja bereits, wenn auch nicht erblich, aber eben vorbelastet. - Die größten und modernsten astrophysikalischen Observatorien der Nordhalbkugel arbeiten auf dieser Insel, und gerade läutet man mit den 22 Cherenkov-Teleskopen eine neue Runde ein, und wenn es uns nun gelänge, nicht nur als Beobachtungsplattform zu dienen, sondern auch die Forschung und die Weiterentwicklung dieses Bereiches auf die Insel zu holen, dann könnte das ein ziemlich mächtiges Drittes Bein werden.

Sonnenköpfchen Anselmo hat dafür ganz nah am Flughafen vor ein paar Jahren einen Technologiepark in die "Cloud" gezeichnet, mit ebenso fantasievollen wie gewagten Szenarien, und so ziemlich alles davon haut man ihm im Moment wieder reichlich fantasielos um die Ohren. - Es war halt wohl auch etwas voreilig, oder zu naiv, einfach eine Entwicklungsgesellschaft zu Gründen, welche dann Dicke Fische der Branche auf die Insel locken soll, um dann als Standort der Hochtechnologie dienen zu können. - Das ging dicke nach hinten los, die "Sociedad Promotora del Parque Científico y Tecnológico" musste nun wegen Erfolgslosigkeit abgewickelt werden und hinterlässt eine, wenig wohlriechende Spur von fünf Jahren kaum transparenter Tätigkeiten und etwa einer Million Euro auf dem Weg nach Silizien. - (Nein, nicht Sizilien, Silizien, von Silicium und nicht Silikon oder Heinz Erhardts Sizilium)

Eigentlich hat Anselmo ja Glück gehabt, das Feuer überlagerte das tägliche Pressegeschehen und überhaupt, solche Dinge geht man immer im "mes inhabil agosto" an, dem "untauglichen Monat August". - (Das stammt aus der Juristerei, im August sind alle im Urlaub oder besoffen, also zählt der Monat nicht) - In der Tat, es ist die Zeit im Jahr mit der geringsten Aufmerksamkeitsspanne, sowohl der Presse, als auch auch der Bevölkerung, aber immerhin, die Linken aus Los Llanos haben das mitbekommen und fordern nun politische Konsequenzen. - Nicht wirklich konkrete Konsequenzen, denn es scheint ja, Anselmo hätte auf dem richtigen Ziel lediglich nicht den richtigen Kurs eingeschlagen, dem Fahrer nicht genau die Richtung genannt, oder einfach auf das falsche Personal gesetzt.

Vielleicht muss solche Chefsachen der Chef dann doch selber machen, und so gibt sich Anselmo auch in keiner Weise geschlagen, er hält an der Idee Technologiepark natürlich fest. - Vielleicht sollte man aber auch moderne Ideen nach bekannten Regeln aufziehen, also das Pferd erst hinstellen, und dann den Sattel kaufen und vielleicht hat man ja bereits gewisse Kontakte zu Dickschiffen aus der Technologiebranche und sollte mal deren Ideen vernehmen, bevor man einfach einen Technologiepark hinstellt und dann Silicon-Kids und deren Portfolio-Träger zum Spielen einlädt. - Anselmo ist sicher auf der richtigen Spur, ich wüsste nun auch nicht den entsprechenden Köder für Technologie-Multis, und ob die überhaupt Interesse an einem neuen Standort haben. - Wie es geht, wissen wir nicht genau, aber die Richtung scheint zu stimmen, also schwimmen wir mal los, mitten in der Wüste, fahren den Wasserfall hinauf und stoßen uns mit unserem neuen Dritten Bein so heftig vom Ufer ab, dass sich die Insel gleich mal um sich selbst dreht. - Vielleicht guckt ja einer zu und hat Mitleid mit uns…




Genau das will Anselmo verhindern, dass La Palma, so wie auf dem Bild der frischen Milch, am Ar... ist.





Dienstag 16.08.2016 08:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 22 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 60 % - Luftdruck 1016 hPa

Fulanito de tal dice hoy: Barriguita llena, corazón contento, lo demás es un cuento

Ein volles Bäuchlein, ein zufriedenes Herz, alles andere ist nur eine Geschichte. - Ein Spruch aus der Zeit, in der man noch gegen einen leeren Magen an arbeitete. - Klingt heute für uns Erstweltler schon nostalgisch und auch liebenswert einfach.





In Puerto Naos
Bild von Richard Wurdel





Montag 15.08.2016 17:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 28 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 26 % - Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute 28,2 Grad - niedrigste Temperatur 21,1 Grad

Die Dinge wiederholen sind
Bloß nicht mehr über das Feuer reden

…Am einfachsten wäre, man würde einen Dorftrottel finden, der zugibt, gezündelt zu haben. - Dann wäre alles in Butter, und man müsste sich um weitere Verantwortungen nicht zu kümmern. - Mal sehen, ob man solch einen Trottel aus dem Hut zaubern kann, sonst kann es durchaus zu politischen Folgen auf der Insel wegen des Feuers kommen… - Das habe ich nach dem großen Feuer im Süden der Insel im August 2009 geschrieben und irgendwie wiederholt sich das alles. - Mache sprechen, hinter nur halb vorgehaltener Hand von einem Bauernopfer, welches dieser Scott darstellen soll, aber man kann ja seine Fahrlässigkeit auch nicht einfach wegpusten. - Die eigentliche Frage aber bleibt, was passierte in dem Zeitraum, nachdem der Verursacher den ersten Brandherd gemeldet hatte und dem Moment, als das Feuer auf die andere Straßenseite übersprang und sich die Hügel der Cumbre Vieja hinauf fraß und ab dann unbeherrschbar wurde. - Es ist gespenstig ruhig geworden um diesen Fall in der lokalen Presse, und vielen ist klar, wenn da was mit dem Protokoll nicht gestimmt, oder jemand deutlich zu spät reagiert hat, dann wird die einfache Geschichte mit dem "Dorftrottel" auf Dauer nicht funktionieren.

Ich war nicht dabei, also kann ich maximal Vermutungen erheben, mir nicht mal eine runde Meinung bilden, aber aus Erfahrung stellen sich ein paar letzte Nackenhaare hoch, denn niemals waren bislang die Dinge so einfach, wie man gerne versucht hat diese darzustellen. - Einer alleine die Schuld und die komplette Verantwortung, so hat man versucht viele Geschichtsbücher schnell zu füllen, und heute weiß man in den meisten Fällen, der Punkt nach der Schuld kommt meist viel zu schnell und oft auch von Interessen geführt. - Dabei wäre es doch so wichtig für uns zu wissen, was wir denn im Verlauf des Feuers alles falsch gemacht haben, einfach um für die nächste Aufgabe noch besser gewappnet zu sein, aber diese Fragen werden oft hinter der Schuldklappe auf still gestellt. - Wir hatten es schon öfter, wenn der Falsche das Richtige sagt, dann bringt das nichts, und so ist es ausgerechnet wieder der Inselrat der Gruppierung Podemos, Dailos Gonzáles, welcher in einer Pressemitteilung nicht nur Schuld, sondern eben auch Verantwortung abfragt, und bereits in der Überschrift behauptet, das Feuer sei zu vermeiden gewesen.

Gut, sogar jeder Unfall wäre zu vermeiden, aber Dailos Gonzáles spricht eben auch unsere Altschulden in Sachen aufgelaufener Sparmaßnahmen an, denn man hat die vergangenen Jahre, in denen es nicht gebrannt hat, schon einiges an Maßnahmen zurückgefahren. - Mir wäre es lieber gewesen, diese Aufrechnung hätte jemand von der Regierung gemacht, aber das Echo auf die Aussage des politischen Rebell im Cabildo Insular ist verdächtig klein. - Es ist im Moment auch weder gesellschaftlich, noch politisch korrekt, da Maßnahmen im Umgang mit der Brandbekämpfung zu kritisieren, wie passend kommt da gerade eine traurige Gestalt wie Scott daher, von der so gar keine Gefahr für Protokoll und Komfortzonen der Würdenbürger ausgeht. - Ich bin gespannt, ob wir auch dieses Mal alles in dem uns bequemen Ignoranzmodus abarbeiten lassen, oder besser aussitzen lassen, und mit Inbrunst die Arbeit derer loben, also der Brandbekämpfer, die ohne jeglichen Zweifel ihre Arbeit mehr als lobenswert gemacht haben, anstatt nach Lösungen zu suchen, welche diese ganze Arbeit vielleicht beim nächsten Brandnest unnötig machen würde. - Es ist uns ja bereits so oft gelungen, auch bei viel schlechteren meteorologischen Bedingungen, kleine Brandherde schnell und erfolgreich zu bekämpfen, eben bevor da ein katastrophales und kaum noch beherrschbares Ereignis draus wird.

Fast eine Randnotiz fällt mir da noch ein, das Kollektiv der Jäger war eines, welches sehr schnell reagiert hat. - Die forderten ihre Kollegen und andere Naturliebhaber auf, Wasser und Nahrungsmittel in die verbrannten Zonen zu bringen, damit dort die Kaninchenpopulation überleben kann. - Bevor Ihnen nun der Tierschutzorden am Laufenden Band noch aus der Hand fällt, auch da muss man weiterdenken, sollte es in den betroffenen Zonen keine, oder nur noch ganz wenige Kaninchen geben, dann gibt es auch keine Argumente mehr für Jäger auf etwas zu schießen, denn bislang sah man sich ja als Retter der Landwirtschaft, in dem man einzig in der Lage war, diese Plage zu kontrollieren. - Solch ein Feuer rüttelt an vielen und an vielem und hinterlässt meistens nicht nur einen unangenehmen Geruch, sondern auch noch einen faden Beigeschmack, und wir brauchen ganz dringend wieder eine funktionierende Fußballiga, sonst hören die Leute gar nicht mehr auf, nachzudenken.

Im Laufe des Vormittags musste heute nochmal der Hubschrauber des Gobierno de Canarias ran, weil bei uns auf der Westseite Rauch etwas nördlich vom "Campanarios" aufgestiegen war. - Ein Anflug mit dem Wassersack hat gereicht, eine Einsatzgruppe auf dem Boden hat dann den Rest erledigt, da waren Flammen vom doch robusten Wind wieder angefacht worden. - Das kann in den kommenden Wochen immer wieder passieren, allerdings ist die Gefahr, dass daraus mehr entsteht sehr gering, es arbeiten noch an die 50 Menschen in mehreren Gruppen daran versteckte Brandnester und kokelnde Wurzeln zu löschen, also sind die Einsatzkräfte sehr nah und aufmerksam. - Auch das Wetter hilft uns gut, der Wind soll nachlassen und nachts schlägt sich Feuchtigkeit auf die Wälder nieder, und in den kommenden Tagen ist auch nicht damit zu rechnen, eine weitere Hitzewelle abzubekommen.




Noch herrscht höchste Waldbrandstufe





Montag 15.08.2016 08:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 21 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 46 % - Luftdruck 1015 hPa

Gastbeitrag von Rose Marie Dähncke

Feines Gericht ohne Namen


Ich suche dringend ein Restaurant. Komme vom Essen, und habe mächtigen Hunger. Hört sich paradox an - ist es auch, aber wahr.
Schuld daran ist einer meiner Charakterfehler, meine ausgeprägte Neugier. Zu gerne wollte ich wissen, wie man da in dem Nobelrestaurant isst, das sich 'Cocina francesa' nennt, und dessen Kreationen wohl an die Französische Küche angelehnt waren.
Ich konnte mir unter allen Plätzen im Raum den besten aussuchen, denn ich war fast alleine da. Ein einzelner Herr an einem hinteren Tisch las Zeitung. Er aß nicht, oder er hatte schon gegessen, oder er wollte hier nie essen. Vielleicht war es der Besitzer.
Eine Bestellung brauchte ich nicht aufzugeben, das Lokal war dafür bekannt, dass es nur ein einziges Gericht anbot, jedoch jeden Tag ein anderes. Was es auch war, es hieß immer 'Exklusiv des Tages'. Der Kellner kam, er machte eine gute Figur und sah aus wie ein richtiger Kellner. Das ist bemerkenswert, da in den anderen Lokalen meistens irgendwelche Familienangehörige in ungelernter Weise bedienen. Er fragte: "dazu den passenden Wein?", und ich nickte gnädig, wie er es wohl auch nicht anders erwartete.
Dann kam das, worauf ich so neugierig war, perfekt serviert an: auf dem weißen Teller waren drei etwas größere Punkte verschiedener Farben und Konsistenz diagonal ausgerichtet, dazwischen ein senkrechter frisch-grüner Strich, der sich später als nicht essbarer Pflanzenstiel herausstellte. Um den Tellerrand herum zog sich eine Schlangenlinie aus mittel-flüssiger Dekorationssauce, hier und da einmal unterbrochen. Sofort dachte ich an den spanischen Expressionisten Miró, ich weiß auch nicht, warum. In der Mitte des Ganzen stand aufrecht ein kleines Scheibchen. Man konnte nur raten, was es war. Dieses Etwas war nichtssagend, von heller Farbe mit leichtem fleischfarbenem Schein, dabei angedeutet transparent. Zunächst erinnerte es an Fisch, halb roh vielleicht, oder an ein noch nicht voll entwickeltes Fleisch von ungeborenem Zicklein möglicherweise oder an etwas noch Ausgefalleneres, aber auch an ein vegetarisches Sojaprodukt, oder an pflanzlichen Biokäse? Es konnte auch das Teilchen einer seltenen, vom Aussterben bedrohten Art sein. Beim vielen Begucken wurde es langsam schlaff und schlaffer und legte sich schließlich sanft auf die benachbarten Punkte. Ich ging es vorsichtig an, nach drei Probehäppchen war es alle, und ich war nicht dahinter gekommen, was es sein könnte. Auch der Geschmack hatte nichts hergegeben, er verhielt sich völlig neutral. So wird dieses Exklusivgericht sein Geheimnis mit ins Grab nehmen, oder vielmehr den normalen Verdauungsweg gehen und dann mit runtergespült werden. Die drei Punkte waren so nebenbei mit weggegangen, einen konnte ich identifizieren, es war Kartoffelbrei. Blieb zum Schluss die braune Schlangenlinie, aber die war wohl nicht zum Essen gedacht, denn mit Messer und Gabel ging es nicht, und ein Spezialbesteck war nicht aufgedeckt. Die sollte wohl so zurückgehen, wie es hier überhaupt fein und üblich ist, kleine Reste auf dem Teller zu belassen, damit es nicht so aussieht, als wäre man verfressen und müsste alles vertilgen. Übrigens der Wein war hell, und ich trank drei Tropfen, denn von mehr bekomme ich Kopfschmerzen.
Ja, und nun suche ich ein Esslokal, wo man richtig isst, aber mit Schreck fällt mir ein, dass daraus ja nichts werden kann, denn ich habe nicht mehr genug Geld in der Tasche, meine Neugier war mir sehr teuer gekommen.




'Exklusiv des Tages' von morgen





Sonntag 14.08.2016 17:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 27 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 39 % - Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute 27,4 Grad - niedrigste Temperatur 20,9 Grad

Sommersonntagsbrückenangelegenheiten
Was für ein Glück, dass unsere Tochter nicht Beklemmung heißt

Lockerer Small-Talk heute. - Das Wetter ist herrlich, der Wetter-Bartel holt den Wind weit aus dem Norden, kühle und feuchte Luft scheucht die ganzen Waldbrandgeruch aus den Klamotten und Häusern. - Oben auf den Bergen ist es allerdings noch trocken, aber wir haben jetzt ein paar Tage Luft vor der nächsten Hitze, so dass die Feuchtigkeit wohl auch in den oberen Lagen ankommen kann. - Heute Nacht das erste Mal seit Wochen wieder an der Decke gezuckt, um diese dann irgendwann über die Füße und Beine zu werfen und auch ich muss zugeben, so sehr ich Wärme liebe, die forsche Abkühlung in der Nacht war sehr willkommen. - Das bleibt jetzt eine Woche so, Nordostpassat vom Feinsten, frisch und kühl und dann auch ruhig wieder mit ein bisschen Wind und "Brisa" im Tal, bevor es dann nächstes Wochenende wieder wärmer werden kann. - Wohl nicht mehr so warm wie die letzten Wochen immer mal wieder, ich denke mal, der schlimmste Sommerbrocken ist vorbei und dahinter verbirgt sich natürlich auch die deutliche Hoffnung, dass wir in ein paar Tagen die höchste Waldbrandgefährdungsstufe ein bisschen herunterfahren können. - Die Wanderwerge sind fast alle wieder offen, an der Vulkantour allerdings hat man noch zu tun, aber eben genau diese Woche wird uns das Wetter dabei beste Hilfe leisten.

Am Flughafen heute Morgen war einiges los. - Wer früher, als alles anders war, und nur manches besser, allein sein wollte auf La Palma, der ist Sonntagmorgen zum Flughafen gefahren. - In der Tat, ich erinnere mich da an gespenstische Situationen, das große, neue Terminal fast menschenleer und jeder Schritt auf dem Hallenboden schallte wieder und man erschreckte die Mitarbeiterin der Binter Canarias hinter dem einzig offenen Schalter mit seiner Anwesenheit. - Das war, und ist wohl schon seit geraumer Zeit anders, die Zahl der Fluggäste geht wieder deutlich nach oben, vielleicht erreichen wir in diesem Jahr sogar wieder Zahlen, welche wir noch vor der Krise hatten und eben auch der internationale Tourismus lässt uns im Sommer nicht mehr im Stich. - Eine Maschine aus Paris sollte schon früh landen und eben checkten auch französische Familien ein, welche den Urlaub bereits hinter sich hatten und es waren auffällig jüngere Leute, welche da zurück nach Paris aus La Palma geflogen wurden. - Meine Frau fragte mich, was suchen denn eigentlich die Franzosen im Sommer auf den Kanaren, wo die doch Küsten haben noch und nöcher, vielleicht kann es aber auch daran liegen, dass dort ein Familienurlaub für Normalos unbezahlbar ist, ebenso wie das an der deutschen Nord- und Ostseeküste im Sommer so zu sein scheint. - Was aber eben noch wahrscheinlicher ist, eigentlich wollten diese Leute ursprünglich mal nach Ägypten, Tunesien, Marokko oder die Türkei, und sind eben aus bekannten Gründen auf den Kanaren gelandet.

Ja, Minidrachenflugtag, meine Frau ist unterwegs nach Deutschland, aber nur für ein paar Tage, und ich kann Ihnen sagen, es gibt ganz viele angenehmere Gründe für Familienbesuche dort mitten in Europa. - Die ältere Tochter weilt ja noch bis gut in den Herbst hinein in Wien, hatte gestern frei und schickte und ein Bild aus Grinzing, mit Schweinebraten, Semmelknödel, Sauerkraut und einem Ottakringer Hellen, ich glaube, die hat die Geschichte gut verstanden. K.u.k., das hieß doch die Küche und Keller betreffend, wenn ich mich da mal vortrefflichen irren darf. - Die Jüngste, aber gleichzeitig die Größte, die bleibt bei mir den Sommer über und ich frage mich da schon, soll hier jemand auf den anderen aufpassen oder ist das schon beginnende Seniorenbetreuung? - Kann natürlich auch sein, dass es keine Ravioli mehr im Laden gab, wobei hier wieder ein bereits bekannter Umstand eintritt, mein Mittagessen findet meist früher statt als das Frühstück meiner Tochter. - Wegen der Wäsche kann das auch nicht sein, die werfe ich seit dem ich denken kann einfach vor die Waschmaschine und diese modernen Dinger sind wunderbar, spätestens am Nachmittag hängt dann die Wäsche fein sauber und säuberlich an der Leine… Irgendwie gelingt es uns immer seltener, auf eine Familiensollstärke von über 75% zu kommen, aber auf der anderen Seite wollten wir es doch auch so haben, dass die Brut flügge wird und sich am großen Kuchen der Weiten Welt bedient, und nicht nur am limitierten Buffet, welches wir hier auf unserem Inselchen anzubieten haben.

Dabei würde ja unsere jüngere Tochter fast Angustia heißen, was nicht, wie oft übersetzt Todesangst heißt, wegen des "Barrancos de Angustias", sondern Beklemmung. - Den Tag feiern wir morgen, "Dia de las Angustias" und stören uns wenig daran, dass der eigentliche Feiertag allen Marias gilt, also Mariä Himmelfahrt ist. - Hier auf La Palma kennt man den Tag als "Día de Angustia" und meint damit die Bürgermeisterin ehrenhalber, die "Virgen de las Angustias" in der gleichnamigen Kirche in der gleichnamigen Schlucht. - Die Kirche wie die Geschichte um die "Virgen de las Angustias", die gehören zu Los Llanos, auch wenn man wegen der Nähe zu Puerto de Tazacorte glauben könnte, das gehöre dorthin und man sollte auch nicht Schutzpatronin und "Alcaldesa Honoraria" verwechseln, da bekommt jede Marienfigur ihre klare Aufgabe zugeteilt, denn die Schutzpatronin Los Llanos´ ist die "Virgen de Los Remedios" und auch den Namen tragen viele Töchter zahlreicher gläubiger Brustklopfer.

Ich wage es nicht Historikern und Traditionalisten beizupflichten, die Schlucht hieße so, weil eben am unteren Eingang diese Statue steht, oder die Statue hieße so, weil eben die Jungs mit Migrationshintergrund um Fernando de Lugo in der Schlucht solche Beklemmungen bekommen haben, weil hinter jeder Biegung die Ureinwohner unter Tanausú den Knüppel sprechen ließen. - Theoretisch könnte man daraus sogar eine eigene Form von Schluchtenscheißern bilden, endemisch so zu sagen, ohne die alpinen Vorbilder belasten zu müssen. - Es ist Sonntag, da neige ich eh immer zum Gleiten, zum Abgleiten, und bevor ich mich nun der Blasphemie schuldig mache, dann schnell noch zum Thema. - Werden am 15. August auf La Palma Mädchen geboren, dann nennt man die Angustia, oder man machte das zumindest so lange, bis das Fernsehsignal auch bis ins Aridanetal reichte. - Ich wollte auf keinen Fall, dass meine Tochter Beklemmung heißt, und meine Frau machte prima mit, erst zusammenpressen, bis der 16. August angebrochen war, dann pressen und raus kommt ein Kind, ganz ohne Beklemmung. - Das hat gehalten bis heute…




Irgendwie sind wir keine guten Deutschen. - Bei uns kann man gefahrlos auf dem Grill schlafen, der wurde in diesem Jahrtausend noch gar nicht benutzt, die Katzen sind uns dankbar dafür.







Sonntag 14.08.2016 06:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 22 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 54 % - Luftdruck 1017 hPa

Fulanito de tal dice hoy: Belleza es riqueza o por ella empieza

Schönheit ist Reichtum, oder beginnt mit ihr. - Erinnert uns daran, dass schöne Menschen im Leben meist einfacher über die Runde kommen.





Bild von Wolfgang Hempel





Samstag 13.08.2016 16:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 25 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 44 % - Luftdruck 1019 hPa
Höchsttemperatur heute 26,8 Grad - niedrigste Temperatur 22,8 Grad

Du hast niemals eine zweite Chance für einen ersten Eindruck
Fünf Jahre neues Flughafenterminal auf La Palma

Um ganz genau zu sein, die Eröffnung war am 6. Juli 2011, aber das haben wir irgendwie verschlafen, oder wollte keiner so richtig diese wunderbare Infrastruktur feiern, welche uns doch in ein neues Zeitalter katapultieren sollte? - Wir haben uns an das Dinge gewöhnt, sagen wir das mal so, und man hat Platz, so viel Platz sogar, dass man inzwischen Teile des Terminals nicht mehr beleuchtet, weil da eh niemand rumläuft und so kann man Strom sparen. - Moderner Charme, gepaart mit einheimischem schwarzen Chic, man läuft auf geschnittenem Basalt und gerne vergessen wir inzwischen die wahnsinnigen Investitionen, welche diese Megalomanie gekostet hat, wir können uns doch nicht dauernd über die Vergangenheit aufregen, sonst fehlt uns doch jegliche Kraft, die Gegenwart abzuschreiten. - Von vier Parkplätzen stehen drei leer, natürlich auch der, welcher kostenlos war, aber so kleinlich wollen wir nicht sein, auch die Firma, welche den einzigen Parkplatz im Untergeschoss nun betreibt, auch die soll leben und deren Angestllten.

Aber da nähern wir uns auch bereits der Kritik an, denn die meisten lokalen Autovermieter, welche auf der Insel zum Teil seit Jahrzehnten im Dienst um die Mobilität stehen, die dürfen seit der Eröffnung des neuen Terminals ihre Gäste nicht mehr am Ausgang der Gepäckausgabe abholen, sondern diese Gäste, die müssen in den tiefen Schlund des Flughafens und auf dem Parkdeck zwischen pfeifend manövrierenden Fahrzeugen den ersten Kontakt zum Weltbiosphärenreservat La Palma herstellen. - OK, man wird nicht mehr nass, sollte es regnen, also die paar Tage im Jahr, ansonsten ist der "First Contact" zwischen Gast und Insel tiefergelegt, und anstatt erwarteter Palmen und subtropischen Gewächsen sieht der Gast exotische Automodelle in schillernden Farben. - Gut, man kann natürlich auch bei den internationalen Größen der Autoverleiher buchen, dann kann man zumindest oberirdisch seinen Vertrag bereits machen, danach geht es aber auch meist in die Katakomben, es sei denn, man bringt dem VIP-Gast sein Fahrzeug vor das Terminal.

Gegen diesen dunklen Empfang der Gäste rebelliert die Branche schon lange, und auch die Inselpolitik hat versucht, dagegen zu intervenieren, aber alles was dabei herausgekommen ist, die Autovermieter haben einen Pult bekommen, damit sie nicht mehr an den Rücken des Gastes gelehnt den Vertrag ausschreiben müssen und eine Anzeigetafel, damit man sehen kann, wann denn welcher Flug landet. - Aber die Jungs müssen immer noch für jedes Auto, welches den automobilen Hades dort verlässt den Parkschein bezahlen, und es ist in den fünf Jahren nicht gelungen, dort einen Automaten aufzustellen, wo denn die Autovermieter ihre Pulte haben. - Vielleicht ist es Arbeitsplatzbeschaffung, für jeden abfahrenden Gast heißt es nun, zum Ausgang zu jagen, den Parkschein bezahlen, und dann zurück zum Gast, um den Schein wieder zu übergeben. - Aber man hat sich daran gewöhnt, irgendwann sehen die Gäste dann die Inselsonne und den Atlantik zum ersten Mal, und alles wird gut.

Aus dem Parkhaus raus ist die Verkehrsführung etwas unübersichtlich, zumindest für die Gäste, welche das erste Mal unsere Palmeninsel besuchen. - Zweimal links vor rechts, noch im Parkhaus, dann kräftig um die Kurve und irgendwie an der Tankstelle vorbei auf den Kreisverkehr zu, welcher den Verkehr dann in Süden oder Norden trennt. - Es ist gut, dass der Fahrer abgelenkt ist, denn so sieht er nicht die erste Palme am Wegesrand, die leider seit fast fünf Jahren abgestorben ist. - Und nicht nur das, die steht da so seitdem das neue Terminal die guten Zeiten auf die Insel gebracht hat, und niemand kümmert sich um die, eigentlich aufwendig, und in Terrassen angelegte Gartenanlage zwischen Parkplatzausfahrt und Tankstelle. - Gut, dort durfte sich vielleicht an den Plänen ein Architekturpraktikant verewigen, zeichnete zwischen diese Verkehrswege noch terrassiertes Grün ein, weil das auf den Plänen immer so gut dem Gesamteindruck schmeichelt. - Aber es gibt keine Gärtner mehr am Flughafen, also kümmert sich auch niemand um die Grünanlagen am Parkhaus, genau so wenig, wie um das Innere der beiden Kreisverkehre, und um die Zufahrt zum Flughafen überhaupt.

Dabei hat die Inselregierung seit Jahren immer wieder gegenüber dem Flughafenbetreiber AENA interveniert und angeboten, man solle doch der Inselregierung die Pflege der, eh schon minimal vorhandenen Grünflächen übergeben, man würde das ohne Murren gerne machen. - So kommt nun Jorge Gonzales, unser oberster Straßenwächter der Insel, also Consejero de Infraestructuras nicht das erste Mal damit in die Presse, aber nur noch eines dieser medialen Organe druckt seine Pressemeldung überhaupt ab. - Ist wohl nicht wichtig genug, ich rege mich jedes Mal wieder erneut auf, wenn ich am Flughafen auf jemanden warten muss, und mich dabei natürlich bewege und spazieren gehe und eben dabei auch immer wieder auf die nicht gepflegten Gärten des Flughafens stoße. - Mag sein, das ist alles nicht wichtig, und die wenigsten Gäste bekommen es überhaupt mit, dass die erste Palme auf La Palma, im Weltbiosphärenreservat, welche ihnen nach dem Verlassen des Flughafens begegnet, ein totes Exemplar ist, welches nicht mal die Aufmerksamkeit erlangt hat, entfernt zu werden. - Und es liegt nicht an der Insel, sondern am Desinteresse des staatlichen Flughafenbetreibers, der eine Privatisierung seiner Infrastrukturen im Kopf hat und sich natürlich keine Gedanken darum macht, dass dieser Flughafen auch so was wie den ersten Eindruck unserer Gäste für die Insel modelliert.






Samstag 13.08.2016 08:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 23 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 8 % - Luftdruck 1019 hPa

Fulanito de tal dice hoy: Bebe el agua a chorro y el vino a sorbos

Trink Wasser aus vollem Strahl und den Wein in kleinen Schlückchen . - Mein Goll, warum sagt ihr mir das nicht früher!... Den richtigen Hebel anwenden, das richtige Werkzeug und vor allem das richtige Maß anwenden, das kann schon einen Kunst sein, ist aber extrem wichtig.





Alte Kirche in El Paso, gleich daneben die beliebte Kneipe "Tapas y Trekking"
Bild von Richard Wurdel





Freitag 12.08.2016 16:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 27 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 41 % - Luftdruck 1019 hPa
Höchsttemperatur heute 30,2 Grad - niedrigste Temperatur 24,0 Grad

Gemischte Früchte mit Brandgeruch
Barlovento bietet da ein politisch unkorrektes, aber blitzaktuelles Kontrastprogramm

Vielleicht fahren wir mal alle dieses Wochenende nach Barlovento, was meinen Sie, wie die gucken würden, wenn wir da alle auftauchen würden. - Ein wunderbarer kleiner Ort, allerdings eben meist nur als Ausgangspunkt für die Nordumfahrung besucht, oder wenn man zur La Laguna de Barlovento will, dem größten Wasserspeicherbecken der Kanaren, mit Campingplatz und Naherholungsanspruch. - Man kann sich dort oben auch ein bisschen von den Rauchwolken erholen, welchen wir in den vergangenen Tagen in großen Teilen der Insel ausgesetzt waren. - Dabei meine ich nicht nur Rauchwolken als Folge eines physisch vorhandenen Feuers, sondern solche Ereignisse hinterlassen bei den allermeisten Menschen, in deren Nähe das stattgefunden hat, länger anhaltende Eindrücke, bis hin zu Ängsten oder Wut. Aber zurück nach Barlovento, die feiern dieses Wochenende ihre Lokalpatronin, die "Virgen del Rosario" und alle paar Jahre spielt man dabei sogar die Seeschlacht von Lepanto nach und ihre Frage, was denn bitte dieses historische Ereignis mit Barlovento zu tun hat, einer Gemeinde ohne Hafen, die ist durchaus erlaubt. - Aber ich habe bereits die Verbindung genannt, die "Virgen del Rosario" war auch die Schutzpatronin der so genannten "Christlichen Liga", welche im Jahr 1571 unter der Führung des Juan de Austria den osmanischen Admiral Ali Pascha besiegt hat.

Das historische Gemetzel fand eigentlich im östlichen Mittelmeer statt, galt aber, wie so viele andere Ereignisse auch, als Rettung des Abendlandes vor der Islamisierung, und wie wir aus aktuellen Nachrichten wissen, war diese Aktion wohl nicht wirklich nachhaltig erfolgreich. - Irgendwelche aufgeregten Leute glauben weiterhin, das Abendland sei in Gefahr, die sollten mal nach Barlovento kommen, diesen Sonntagabend, dort wird gezeigt, wie einfach das geht, wenn alles vorher ins Regiebuch geschrieben wird. - Gar nicht auszudenken, würde man solch ein Spektakel, welches man hier unter dem Namen "Moros y Cristianos" gerne und aufwändig aufführt, mal mitten in Paris, Brüssel oder Istanbul aufführen, ich denke mal, das bekäme eine völlig neue Publikumswirkung. - Bei uns ist das ein regionales Spektakel, die einen verkleiden sich als "Moros", die anderen als "Cristianos", und nach den guten zweieinhalb Stunden wirklich beeindruckender Show, liegen sich alle in den Armen und feiern Weltfrieden, allerdings meist mit christlich-geistigem Gegorenen. - Na ja, es hat ja schließlich das Abendland gewonnen, also darf getrunken werden und wie einfach diese Welt zumindest für ein paar Stunden sein kann, vielleicht ist das das Erfolgsgeheimnis Barloventos. - Sagen Sie das aber bloß nicht ihrem lokalen Streetworker in Sachen Salafismus, oder dem humorlosen Mann vom Bosporus, und wieder mal bin ich froh, dass La Palma eine Schlagzeilenphobie hat, wir müssen schon die Berge anzünden um in die Presse zu kommen, und selbst das lagern wir nach neuesten Tendenzen auch mal gerne aus. - Sonntagabend, 18:30 in Barlovento, wirkliches Spektakel und Volksfest und auf dem Weg dorthin kommt man ja sowieso an Puntallana vorbei, und dort findet die inselweite Kunsthandwerksausstellung statt, und wer das korrekt plant, der rettet Abendland und ländliches Kunsthandwerk an einem Tag auf einem Weg.

Ansonsten bleiben unendliche Diskussionen um das Feuer, wie man es denn verhindern hätte können und es wird inzwischen so viel Verantwortung verteilt, so viel ist eigentlich gar nicht abgebrannt. Aber wir sind uns alle einig, und zwar in zwei Dingen: So etwas darf nicht wieder passieren, und gleichzeitig: So etwas wird wieder geschehen. - Dabei rückt die Diskussion um den Verursacher Scott ein wenig in den Hintergrund, und man konzentriert sich öfter auf die Frage, warum es uns bereits viele Male gelungen ist, auch unter viel schwierigeren Umständen, den fatalen Schritt vom lokalem Brandherd zum unbeherrschbaren Großfeuer zu verhindern, an diesem unglücklichen Mittwochnachmittag jedoch nicht. - Denn, immer wieder zur Gedankenstütze, an dem Tag lagen die Temperaturen nur nahe über 20 Grad, die Luftfeuchte war auch gut vorhanden und es war noch kein Wind, da viele es sehr schnell vergessen haben, dass die kritische Wettersituation erst am folgenden Donnerstag eingetreten ist. - Wobei Pressemeldungen aus Gran Canaria aus diesem Frühjahr ein weiteres Bild wohl über diesen Scott zu zeichnen versuchen, er hätte dort einen kleinen Hund gebissen und getreten, und mir fällt so gar nichts ein dazu, weil ich einfach nicht dabei war, um mir eine klare Meinung dazu zu bilden. - Es ist halt nicht alles richtig, was in Zeitungen steht, auch nicht, wenn es gleichlautend in vielen Blättern gebracht wird, aber einfach wegdrücken geht auch nicht, also bleiben da neue Fragezeichen kleben.

Wegdrücken kann man solch ein Feuer auch nicht vom Sofa aus bequem über WiFi, und so wunderbar einfach es scheint, über "change.org" die Welt ein bisschen besser zu machen, ohne den Hintern dann doch bereits sportverdächtig zu bewegen, auch hier blüht mehr Enttäuschung als Erfolg. - Seit Tagen ist eine Petition über diese Plattform nach einer Basis über Amphibienlöschflugzeuge auf den Kanaren im Netz unterwegs, um eben im Fall eines Feuers diese Löschflugzeugen schneller bei uns haben zu können. - Die Initiatoren dieser Petition rücken nun ein bisschen die Forderung zurecht, es ginge Ihnen nicht so sehr um die Frage, ob denn nun Löschflugzeuge oder Löschhubschrauber sinnvoller seien, sondern man fordere einfach mehr Einsatzmittel gegen solche Großfeuer auf den Kanaren. - In der Tat wären die Löschflugzeuge mit einer Basis hier auf den Inseln ein paar Stunden näher am Einsatzort, sollten diese Maschinen nicht gerade auf dem Festland gebraucht werden, so wie das jetzt im Moment der Fall ist. - Die müssten dann von den Kanaren aufs Festland zurückfliegen, denn die staatlichen Stellen, von denen man mehr Mittel fordert, die können diese Flugzeuge oder Hubschrauber nicht an einem Standort lassen, während es woanders brennt. - Darüber hinaus haben sich eben für die Kanaren die Hubschrauber deutlich besser bewährt, da unsere steile Inselorographie es für Flächenflugzeuge viel schwieriger macht, den Brandherd treffgenau anzufliegen. - Ist die Umgebung dann auch noch stark verraucht, dann sinkt die Trefferwahrscheinlichkeit solcher Flugzeuge auf ein sehr geringes Maß, die meisten Feuerwehrleute hier, die wünschen sich mehr Hubschrauber auf den Kanaren, und eben dabei besonders den "Dicken", den "Gordo" den Kamov K32, welcher fast so viel Wasser transportieren kann wie diese Flugzeuge, aber viel schneller und besonders viel treffsicherer operieren kann. - Sicher schadet es nichts, die Petition zu unterzeichnen, ich wurde nun so oft aufgefordert, dafür Werbung zu machen, dass ich mich dem nicht (mehr) entziehen will. - Allerdings warne ich vor zu großen Erwartungen, wir haben noch nicht mal eine funktionierende Regierung in Madrid, und uns täten ein paar Hubschrauber auf den Kanaren im Sommer sicher gut, aber die eigentlichen Probleme, die müssen wir wohl woanders suchen und die liegen nicht in der Luft und sich auch sicher nicht einfach weg zu klicken.




Immerhin, es gibt einen Leuchtturm in Barlovento.
- Ob der mal Juan de Austria heimleuchten könnte, ich bezweifle das. - Allerdings soll der Leuchturm bald in ein kleines Hotel umgebaut werden. - Das nenne ich mal "Blue Economy" und so etwas passt doch hervorragend in ein Weltbiosphärenreservat.
Bild von Wolfgang Hempel





Freitag 12.08.2016 08:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 24 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 22 % - Luftdruck 1017 hPa

Gastbeitrag von Claudia Gehrke

Titel? keine Ahnung, "wie es war"


Eine Bücherübergabe an Simone, dabei tranken wir etwas miteinander und unterhielten uns, nebenbei auch über die Trockenheit - kaum hatten wir ausgesprochen, dass es keine unvorsichtigen Menschen zu geben scheine, die leichtsinnig mit Feuer hantieren, und keinen Brand bisher, muss es losgegangen sein.
Als ich zuhause war, sah ich die kleine beunruhigend aussehende Wolke.
Der jüngste Sohn der großen Nachbarsfamilie, den ich von klein auf kenne, er ist jetzt um die 40, erzählte, dass früher die alten Männer von Las Manchas, sobald ein Feuer ausbrach, es mit Gegenfeuern bekämpft und beendet hätten. Diese Männer leben alle nicht mehr. Es sei längst verboten. 2012 sei per Natur etwas Ähnliches passiert: der Wind drehte und trieb das Feuer in die Gegenrichtung. So habe damals (ich war nicht da) das Feuer in der Nähe unserer Häusergruppe geendet. Der Seniornachbar, der dort in Tacande geboren ist, sagte, er habe in seinen 80 Jahren Leben viele Feuer erlebt, aber nur zwei kamen unserer Häusergruppe so nah, das von 2012 und jetzt. Den Ausbruch des San Juan hat er auch beschrieben, einer der großen Lavaströme floss in Sichtweite vorbei. Die Feuerfontänen, wenn ein Wassertank explodierte, sind ihm noch in Erinnerung, als wäre es gerade erst gewesen.
Man erinnert sich lange an Situationen, in denen etwas Schreckliches losgeht. Am 11.9. fuhr ich Auto, holte eine Performancekünstlerin ab, wir hatten in der Zeit eine "Love-Bites-Show". Ich dachte zuerst, ich höre eine Filmbesprechung. Dann dachten wir, ab jetzt haben wir einen Krieg. Was seitdem passierte, USA und Verbündete im Irak, in Afghanistan, immer wieder Terror, Tote, ohne Ende in Sicht. Es ist nicht vergleichbar.
Doch auch die Situation mit Simone werde ich lange in Erinnerung behalten.
Kurz darauf wuchsen die Rauchwolken, Sonne, die gerade noch durchdringt und eine Art Endzeitlicht macht, als wäre sie kurz vorm Verlöschen - "wenn die Sonne im fahlen Licht des Rauchs verschwindet, kommt eine ungute Stimmung auf", schrieb sie, ja, so war es, egal wie groß die reale Gefahr wirklich war.
In der ersten Nacht bin ich im Haus geblieben, nachts den Blick wie alle auf die Flammen hinter Las Manchas. Als ich Donnerstag aufwachte: Flammen in der Nähe des äußersten Nachbarhauses, Rauchgeruch. "Hay que irse!", riefen die Nachbarn, Panik stieg auf. Die älteren gingen. Der Sohn sagte, es sei an unserer Stelle noch nicht gefährlich, anders als 2012, nur der Rauch, man könne bleiben. Damals kamen die Flammen direkt auf die Gelände der Häuser, diesmal nur bis knapp davor. Auch anders als 2012: es gab keine oder nur wenige heranfliegenden brennende Teile. Er hat dann die Schläuche eingerichtet, alle wässerten. Den Donnerstag verbrachte ich mit ihm und seiner Frau auf dem Dach und sah die Brände näherkommen, sich wieder entfernen, Richtung El Paso wandern und nach oben. Die Helikopter. Die Warnsirene, wenn der Wassersack abgeworfen wird. Einmal, gegen Abend, kam ein Hubschrauber ins Trudeln im Wind im Rauch, er musste abdrehen, versuchte es wieder. Der ältere Sohn sagte, Kiefern seien wie eine Tankstelle im Gelände, trifft das Feuer sie, explodieren sie. Auf unserem Gelände stehen vier noch junge Kiefern, vor 10, 15 Jahren waren diese von Udo Rabsch angepflanzt worden. Die große Kiefer bei den hinteren Nachbarn ist nach dem letzten Brand zu einem kompakter runden kleinen sehr grünen Baum geschrumpft. Ich denke darüber nach, die Kiefern wegnehmen zu lassen. Als etwa Vierjährige stand ich einmal am Fenster und beobachtete fasziniert Blitze, als es bei uns einschlug, da kam die Angst. Das stand mir plötzlich wieder vor Augen. Die Sonne warf auch an diesem Tag ihr unheimliches Licht. In der kommenden Nacht schlief ich bei Simone, meine Angst war zu groß. Nachts zusammen noch ein Bier trinken, reden, das tat gut! Ich stank nach Rauch. Es ist bewundernswert, was Feuerwehrleute leisten, in diesem Horror, nachts und tags. Am Sonntag, als von der Ostseite noch die gewaltige immer weißer werdende Rauchwolke über die Cumbre hing, saß ich mit ihr in einem Lokal an der Ecke der großen Straße in El Paso. Wir redeten wieder. Da zu sitzen, das war ein Gefühl der Aufgehobenheit. Auch andere Freunde, die ich ebenso lange kenne wie Simone oder die Nachbarn, boten Unterkunft und Aufgehobenheit. Die weiße Wolke wurde immer weniger, war schließlich weg. Doch dann stieg eine kleine Rauchsäule irgendwo mitten im Wald auf.
Die Seniornachbarin, die "Mutter" der gesamten Häusergruppe, erklärte mir, dass das noch Monate lang so weitergehen könne. Nicht in erster Linie in den Nadeln, wie ich dachte, sondern manche Wurzeln unter der Erde glimmen vor sich hin, und wenn sie fertig sind, verpufft es nach oben, daher die spontanen Rauchsäulen - wie "kleine Vulkanausbrüche", sagte die Nachbarin. Sie hat mich - und sich - beruhigt, bevor sie mich zum Abschied vor meinem Wochen vor dem Feuer gebuchten Rückflug nach Deutschland umarmte. Diese Häusergruppe ist ihr einziger Lebensort. Ich als "Reisende" habe zwei Orte zum Leben, ein großer Luxus, auch wenn beide ohne Luxus sind. Ich wäre gerne dageblieben, wie immer, wenn ich abreise.


Claudia Gehrke








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Desaparecida Kawaii, gata amarilla, delgada, de 13 anos, entre San Nicolás y Montana Rajada durante el incendio.
Gracias por qualquiera informacion. Por favor llamar al Tel. 677 390 135 Recompensa !

Meine Kawaii, rote, kleinwüchsige Katze, 13 Jahre alt, ist seit Anfang des großen Feuers zwischen San Nicolás und Montana Rajada verschwunden.
Falls aufgelesen, gesehen, o.ä. .bitte anrufen Tel.677 390 135 Belohnung !





Donnerstag 11.08.2016 17:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 31 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 8 % - Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute 31,8 Grad - niedrigste Temperatur 25,5 Grad

Brandnotizen
So schnell kommen wir vom Feuer nicht weg

Inzwischen hat man die Unfallursache des Hubschrauberabsturzes geklärt, und wie es aussieht, war das wohl kein technischer Defekt, sondern die Maschine ist beim Fliegen ganz nah am Wald mit dem Heckrotor an Kiefern geraten. - Dabei muss sich der kleine hintere Rotor gelöst, oder wohl zerstückelt haben und selbst solch fliegerische Laien wie wir wissen doch, dass ein solcher Hubschrauber ohne den Heckrotor sofort in Probleme gerät. - Zwei Personen waren an Bord, nicht deren drei, wie das manche auch berichtet hatten, und Pilot und Kopilot konnten sich selbst aus der Maschine befreien, schienen zunächst unverletzt, wurden aber dann doch zur Beobachtung ins Krankenhaus gebracht, aber die Verletzungen sind wohl nicht als schwer zu bezeichnen. - Nun heißt es aber auch, für den "Rest" der kritischen Sommersaison Ersatz für die jetzt fehlende Maschine zu erhalten. - Ob das so einfach wird, das ist eine andere Frage, denn die Firma, welche die Hubschrauber für die BRIF bereit stellt, die wird wohl nicht unbedingt immer ein, zwei Ersatzhelikopter im Keller stehen haben, falls eben hier oder da mal eine Maschine ausfällt. - Aber Glück gehabt, dass das so ausgegangen ist, mehr Unfälle, gar auf Kosten von Menschenleben oder schweren Verletzungen, das braucht niemand, schon gar nicht diese Insel.

Heute hat die Hitze ein bisschen nachgelassen, und was noch wichtiger ist, der Wind ist auch seit ein paar Stunden weg, denn der hat schon kräftig genervt und auch die Löschmannschaften in den Wäldern immer wieder in Probleme gebracht. - Es bleibt aber mindestens sehr warm bis Sonntag, dann erst rechnen wir auch mit deutlich ansteigender Luftfeuchtigkeit, ein ganz wichtiges Mittel in Sachen Feuerkontrolle und um irgendwann den Zustand gelöscht ausrufen zu können. - Das kommt aber meist auch erst wirklich nach dem ersten Regen, denn das Feuer hält sich im Wurzelwerk mancher Bäume wochen- oder gar monatelang und hinterlässt eben lange Zeiträume nach dem eigentlichen Brand noch interessante Phänomene, die Claudia Gehrke uns morgen Früh in ihrer unverwechselbaren Art noch schildern wird.

Das große Thema nach dem Brand, lassen wir die Fragen nach Schuld, Verantwortung und nach allem, was wir zukünftig besser machen können, mal einen Tag außen vor. - Man wird, zumindest auf der Westseite der Cumbre Vieja noch vor dem Winter in manchen Bereichen Vorsorge treffen müssen, um ein ähnliches Szenario wie im Winter 2009/2010 zu verhindern, als es rund um Fuencaliente, als Folge des damaligen Feuers, bei heftigem Regen zu kräftigen Erdrutschen und Murenabgängen kam. - Die Folgen für den Ort damals, also Fuencaliente, die waren durch das Nachspiel mit den Erdrutschen viel schlimmer und nachhaltig verletzender als das Feuer im April 2009, denn es dauerte Wochen, bis man den Ort wieder dauerhaft über die Straße auf der Westseite erreichen konnte. - Auch das Straßennetz innerhalb der Gemeinde war stark betroffen und ist zum Teil bis jetzt noch nicht wieder hergestellt, die Erdrutsche nach dem Feuer machen mehr Sorgen als die zum Teil abgebrannten Kiefernwälder. - Gerade dort, wo keine Kiefern wuchsen, oft an Weinfeldern oder brachen Flächen, wo das Feuer wirklich die Pflanzen komplett zerstört hat, dort gibt es halt kein funktionierendes Wurzelwerk mehr, welches die Erde vom Wegrutschen abhält, wenn diese vom Wasser vollgesogen der Physik folgen will.

Es klingt, ein paar Tage nach den reißerischen Bildern des Feuers und angesichts der Tatsache, dass bei uns ein Mensch, auf Madeira sogar wohl deren vier gestorben sind fast ein bisschen aufmüpfig wenn man behauptet, die Erosion nach Waldbränden ist eigentlich schlimmer, als das Feuer selbst. - Es kommt natürlich auf den Blickwinkel an und ob man denn die reinen Kosten nennen will, und wie man denn den temporären Verlust von dichtem Kiefernwald berechnen will und zählt nun ein Landschaftsschutzgebiet doppelt, oder rechnen wir nur die Verluste an Material und landwirtschaftlichen Produkten, welche beim Brand verloren gegangen sind? - Da mag sich jeder seine eigenen Statistiken pfriemeln, man hat gerade seit dem Jahr 2009 viel Geld in den Straßenbau gesteckt, um die Südumfahrung, also die LP2 auch bis Tajuya auszubauen. - Augenscheinlich kann man, gerade in Richtung Südspitze einiges an Arbeiten erkennen, welche wohl mit Drainagen für Regenwasser zu tun haben, aber ob das ausreichen wird, diese neue Straße zu schützen, bevor sie denn überhaupt mal fertig wird, das ist eine andere Frage.

Ich hoffe mal, es geht niemand davon aus, dass nach zwei trockenen Winter konsequent ein dritter folgen muss, aber vor den ersten Regenfällen des Winters sollte man sicherlich an der Westflanke der Cumbre Vieja an Teilstücken Vorsorge treffen, für reichlich Platz damit Regenwasser abfließen kann und wo sich unter Umständen auch oberhalb der Straße bereits neue Abflussrinnen bilden könnten, welche dann zu Überschwemmungen führen könnten oder gar Erdrutschte auslösen würden. - Nach dem Winter 2009/2010 haben sich auch neue Ablaufrinnen für Wasser gebildet, meist im Süden der Insel, aber auch bei uns zum Beispiel am "Cabeza de Vaca". - Diese neuen Wasserabläufe werden nun bei erneuten, starken Regenfällen wieder genutzt und irgendwann entstehen daraus immer größere Rinnen und dann eines Tages eine Schlucht. - Natürlich passiert das nicht über Nacht, auch nicht über einen Winter, aber jetzt bereits fließt das Wasser, wenn es denn in Strömen die Hänge an manchen Stellen die Cumbre Vieja hinabläuft anders, als es noch vor dem Jahr 2009 so war. - Wir hatten nach diesen Vorfällen sogar Wissenschaftler auf der Insel, welche ganz interessiert an dieser negativen Stufe von "Terraforming" über Erosion waren, aber letztendlich sind das nur die Anfänge, welche irgendwann das Ende dieser Insel beschließen werden. - So, jetzt nicht gleich das Grundstück verkaufen, das sind noch ein paar Millionen Jahre hin, und bis dahin wird noch viel Wasser die Barrancos hinab in den Atlantik fließen.




Erosion am "Cabeza de Vaca" nach Brand und starkem Regen. - Die rote Farbe dort zaubern tausende von Pflanzen des Roten Klatschmohns





Donnerstag 11.08.2016 06:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 26 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 3 % - Luftdruck 1015 hPa

Fulanito de tal dice hoy: Bastante me ayuda quien no me estorba

Es hilft mir reichlich der, der mich nicht stört. - Der Alltag meiner Frau. - Auf die Frage, wie man ihr denn helfen könnte: "In dem ihr mir nicht im Weg steht". - Alltagserkenntnisse und in der Tat ist es oft viel schwieriger zu helfen, als man denkt. - Der Spruch steht natürlich auch für eine Bitte, welche man in unserer Zeit auch immer öfter hört: Lasst mich einfach nur alle in Ruhe. - Als ich noch Angestellter war, lange ist es her, da war mein Spruch meinem Chef gegenüber, wenn der wieder mal mit neuen Ideen alles umhergeworfen hat: Chef, lassen Sie mich doch einfach in Ruhe Ihr Geld verdienen…





In Puerto de Tazacorte Bild von Wolfgang Hempel





Mittwoch 10.08.2016 18:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 39 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 3 % - Luftdruck 1013 hPa
Höchsttemperatur heute 39,2 Grad - niedrigste Temperatur 28,6 Grad

Ein PZL W-3 der BRIF ist beim "Cabrito" abgestürzt
Pilot und Besatzung wohlauf

Es ist jetzt gut eine Woche her, seit dem die vielen Hubschrauber, und eben auch die beiden PZL W-3 "Sokol" der staatlichen BRIF hier tagsüber ununterbrochen gegen die Flammen anfliegen. - Ob nun diese Dauerbelastung, oder irgendeine andere Ursache für den Absturz des Hubschraubers verantwortlich ist, das wissen wir natürlich noch nicht, wohl aber dass Pilot, Copilot und ein weiteren Besatzungsmitglied ohne fremde Hilfe aus dem Helikopter klettern konnten, welcher auf der Seite liegend an einem Abhang zum stehen kam. - Irgendwie hatte man das immer befürchtet, bei so vielen Flugapparaten, dass da irgendeiner mal schlapp macht oder verunglückt. - Aber das Wichtigste, niemand der Besatzung ist zu Schaden gekommen, der Absturz hat kein Feuer entfacht und die kommenden Tage wird man sicherlich auch erfahren, warum denn nun der Falke seinen letzten Flug gemacht hat.




Der Pfeil zeigt auf die Absturzstelle des Sokol




Ein weiterer PZL W-3 des Gobierno de Canarias kommt der absgestürzten Besatzung zu Hilfe




Bilder von Wolfgang Klein





Mittwoch 10.08.2016 17:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 38 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 3 % - Luftdruck 1013 hPa
Höchsttemperatur heute 38,8 Grad - niedrigste Temperatur 28,6 Grad

Ziviler Ungehorsam rettet viele Anwesen vor dem Feuer
Die Lokalpolizei blinzelt, die Guardia Civil dreht sich, die Policía Canaria zückt die Handschellen

Nicht nur heiß, sondern auch noch unangenehm böiger Wind, aber bislang hat alles gehalten an den "Fronten" im Süden, bei uns in El Paso und auch in Mazo, wo immer noch Hubschrauber bereit stehen um wieder auflodernde Feuer zu bekämpfen. - Die Feuerwehrleute sind weiter im Wald um diesen "abzukühlen" und Brandnester zu löschen, und auch das ist eine mühsame Arbeit, weil man eben die ganzen Berge rauf und runter laufen muss, um jede kokelnde und noch schwelende Feuerstelle zu erwischen. - Mit Entsetzen sehen wir die Bilder aus Madeira und dem Norden Portugals, die stecken jetzt im gleichen Wetter und stehen noch am Anfang des Kampfes gegen die Flammen. - Viel Erfolg und so gute Leute wie hier wünschen wir den Inselkollegen und natürlich allen, welche sich gegen diese schlimmen Begleiterscheinungen des Sommers zur Wehr setzen müssen.

Die meisten anderen Medien bemühen sich das Thema Feuer abkühlen zu lassen, ich hatte gestern Abend noch ein Gespräch mit einem Freund aus San Nicolás de Arriba, also dem Teil, der zu El Paso gehört, und dort kämpften viele Anwohner am Donnerstag und Freitag heftig mit dem Feuer um ihren Besitz. - Es scheint in der Tat so zu sein, dass kein einziges Wohnhaus auf der Insel bei diesem Brand komplett zu Schaden gekommen ist und das hat man, neben dem hervorragenden Einsatz der Feuerwehren, auch den Eigentümern und Nachbarn zu verdanken, welche mit Feuerpatsche, Metalleimern und Wasserschläuchen das Feuer von ihren und den Nachbarhäusern abgewehrt haben. - Aber sie hätten es gar nicht tun dürfen, Tacande, San Nicolás de Arriba, Jedey und El Charco waren evakuiert, also eigentlich sollte sich dort niemand mehr aufhalten. - Aber das geht so einfach nicht, und auch wenn es natürlich keine belastbaren Zahlen darüber gibt, viele glauben, dass ohne Nachbarschaftshilfe in den genannten Gebieten viele Häuser nicht zu retten gewesen wären. - Wir müssen das also mit einem gewissen Unsicherheitsfaktor weitertragen, aber von einigen Fällen von denen ich weiß, haben letztendlich die Eigentümer ihre Häuser gerettet, weil sich zum Teil auch bereits die Einsatzkräfte zurückgezogen hatten. - Meist nicht wegen der Flammen, sondern wegen der starken Rauchbelastung und hier heißt es ja, dass mehr Menschen durch Rauchgasvergiftung sterben, als durch die Flammen an sich, und das macht einen dann doch wieder nachdenklich.

Feuer, Hitze, Alarm, Hektik, Qualm, Sirenen, fliehende Menschen und Tiere, keiner kann mehr klar denken und dann droht der Verlust des eigenen Hauses, bei vielen der einzige Besitze den sie haben, vielleicht sogar noch mit einer fetten Hypothek belastet, und deshalb war kein Geld mehr übrig für eine Brandversicherung. - So und so ähnlich reimen sich viele Schicksale dort zusammen und das erklärt zum Teil auch die Heftigkeit, mit der Anwohner sich gegen eine Evakuierung wehren, auch weil man eben aus früheren Bränden die Erfahrungen gemacht hat, dass der beste Verteidiger eines Hause der Eigentümer ist, der sich ein paar Stunden vorher auf die Flammen vorbereiten konnte. - Generator, Pumpe, Kettensäge, Feuerpatsche, Metalleimer um Glutreste zu entsorgen, so etwas steht bereits in vielen Garagen der angesprochenen Regionen, da man eben als "Waldrandschrat" nicht das erste Mal mit dem Feuer in Berührung kommt. - Den Befehl zur Evakuierung bekommt die Polizei von den obersten Verantwortliche für die Koordination, das war seit Donnerstag in diesem Fall die Rätin des Gobierno de Canarias für Raumordnung und Sicherheit. - Umsetzen müssen das in einem solchen Falle die Polizeikörper, welche im Einsatzgebiet sind und da wir in unserem Fall die Leitung der Koordination schnell an das Gobierno de Canarias abgegeben hatten, war auch die Policía Canaria mit im Einsatz.

Von dieser Truppe sind hier auf der Insel keine Agenten dauerhaft stationiert, die kommen nur zu uns auf Großveranstaltungen, und da wir uns neben jungfräulichen Niederkünften und Julio Igelsias Konzerten, (ja, er lebt noch) wenig Großveranstaltungen gönnen, sind diese Leute bei uns nicht sehr oft. - Diese gesamte Truppe war seit ihrer Einführung immer schon umstritten, da die Bürger mit Recht fragen, warum sollen vier 4 Polizeikörper bezahlen, wo wir doch bereits deren 3 funktionierende haben. - Jede autonome Region will eben auch noch eine eigene Polizei, und so schuf man dann eben diese Policía Autonómica, oder in dem Fall Policía Canaria, mehr um regionalpolitische Egoismen zu erfüllen, als damit dem Pudel den Kern wieder zu geben. - Und genau diese Polizeitruppe ist nun besonders in El Paso unangenehm aufgefallen, da diese eben mit wenig Einfühlungsvermögen die Evakuierungen in Tacande und San Nicolás nicht nur angedroht hatten, sondern wohl in einem Fall sogar mit Handschellen vollzogen hatten. - Mehrere Fälle von Beschimpfungen und Bedrohungen sind darüber hinaus dem Bürgermeister El Pasos zugetragen und der hat sich nun in der Presseöffentlichkeit deutlich über den übertrieben Einsatz der autonomen Polizisten geäußert. - Auch hatte er ein Treffen mit dem Verantwortlichen der Truppe gefordert, welches aber wohl nicht stattgefunden habe.

Sicher gibt es da auch für die Polizisten einen deutlichen Zwiespalt, besonders die Lokalpolizei weiß natürlich um den Umstand, dass viele ihre Besitztümer gegen das Feuer verteidigen wollen, oder aus Sicht der Betroffenen, das sogar müssen, weil ihnen sonst der komplette Verlust ihres Besitztums droht. - Auf der anderen Seite müssen natürlich Ordnungshüter die Ordnung hüten und wenn der Erlass oder gar der Befehl gekommen ist, diese oder jene Siedlung sei zu evakuieren, dann muss man dem wohl nachkommen. - Aber die Lokalpolizei findet irgendwie immer den Königsweg, die Guardia Civil schaut schon plötzlich mal in eine andere Richtung und so ist es irgendwie gelungen, dass die Anwohner ihre Häuser schützen konnten, die Polizei dennoch Befehle befolgt hat, aber natürlich niemals überall sein, und schon gar nicht alles sehen kann, nur die übereifrigen Jungs der Policía Autonómica haben nicht verstanden, wie die Dinge unter solch unangenehmen Umständen auch laufen können. - In Gran Canaria gab es nach einen großen Feuer mal den Vorschlag, man solle normale Bürger, Hauseigentümer halt, die Grundlagen der Brandbekämpfung beibringen und diese als Hilfsfeuerwehrleute in solchen Einsätzen dann ihr Haus und das des Nachbarn schützen lassen. - Allerdings ließ man die Angelegenheit kurz mal von Juristen abklopfen, und es dauerte nur Minuten bis es klar war, dass solche Ausnahmeregeln keine Rechtssicherheit finden und das Risiko für die Entscheider untragbar groß machen würden. - Also, Pumpe, Generator, mehrere Schläuche, Feuerpatsche und den Eimer aus Metall, und eben Polizisten mit rosarotem Star, oder beweglich genug um auch mal den Rücken zuzuwenden. - Und falls es immer noch Leute gibt die es nicht kapiert haben: Im Sommer hat Feuer nichts im Freien zu suchen!




Leute, bleibt im Schatten, schlägt Mia vor





Mittwoch 10.08.2016 09:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 30 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 6 % - Luftdruck 1014 hPa

Gastbeitrag von Petra Herrmann

Visuelle Highlights in der Casa Salazar: Kunstausstellung Helmut Kiesewetter


Am Donnerstag, den 11. August 2016 um 19:00 Uhr lädt das Cabildo de la Palma zur Vernissage der Ausstellung Helmut Kiesewetter
"Farbschmelze - lichtbewegt" - Malerei, Fotografie & Installation
in die Casa Salazar ein.

Der Künstler wird zur Eröffnung am 11. August um 19:00 anwesend sein. Dabei wird der bekannte Theaterregisseur und Künstler Roland Brus die Einführungsrede halten. Die Medienvertreter von Presse, Rundfunk, TV und den digitalen Medien sowie alle Interessierten sind herzlich willkommen!

Helmut Kiesewetter wird auf 2 Stockwerken abstrakte Malerei, teilweise mit Cochinilla, Schwarz-Weiss-Fotografien des palmerischen Nachthimmels und im Patio des Hauses eine Installation eines 2,20 m hohen Cochinilla Kegels zeigen.

Öffnungszeiten: 12. bis 30. August montags bis freitags 09:00 bis 14:00 Uhr und 16:00 bis 20:00 Uhr, samstags 09:00 bis 13:00 Uhr, sonntags geschlossen.

Ort: Casa Salazar, Calle O' Daly, 22, Santa Cruz de La Palma.

Helmut Kiesewetter ist deutscher Künstler, der zeitweise auch auf La Palma lebt. Er arbeitet als Maler, Fotograf, Objekt- und Installationskünstler, auch im performativen Bereich. Seine Arbeiten umfassen Eis- und Video-Installationen, Theaterprojekte, Aktionen, Zeichnungen, Übermalungen bis hin zur Malerei mit Öl, Essenzen und Cochinilla. Helmut Kiesewetter ist Meisterschüler der Kunstakademie Düsseldorf.

Prof. Dr. Anne-Marie Bonnet schreibt zu Kiesewetters spezifischer Maltechnik: "Das bewegte Relief der Bildoberflächen und das dichte Gewebe der Haut der Bilder erzählen von deren dynamischer Entstehung. Immer neue Schichten auf- und abtragend, entfacht der Künstler in der Mischung unterschiedlicher Materialien eine eigenwillige Malmaterie."






Dienstag 09.08.2016 17:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 28 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 39 % - Luftdruck 1013 hPa
Höchsttemperatur heute 28,5 Grad - niedrigste Temperatur 21,9 Grad

Nach dem Brand ist vor den Besserwissern
Wobei es sehr hilfreich wäre, es besser zu wissen

Gerade lässt sich die neue Hitzewelle ahnen und überlegen dabei, was denn alles falsch gelaufen ist. - Ganz vorneweg habe ich die ultimative generelle Lösung gegen sämtliche Waldbrände, man sollte ganz einfach die Bäume abschaffen. - Kein Baum kann nicht brennen, jetzt wissen Sie, was ich mit Besserwisserei auch meine. - Ich habe keine Lösungen, schon gar keine Allheilmittel, aber wir bewegen uns halt bei der Bewertung solcher Ereignisse immer auch ganz nah an Vermutungen und Viertelwissen, haben aber doch auch Anspruch unseren Wissensdurst nicht nur zu stillen, sondern auch zu teilen. - Was neu ist an diesem Feuer, der Verursacher war schneller in der Hand der Polizei, als die Hubschrauber in der Luft, so etwas haben wir bislang noch nicht erlebt. - Aus juristischer Sicht geht es wohl um den Umfang der Schuld, welche sich der junge Deutsche aus Fahrlässigkeit aufgeladen hat, aber für uns alle ist die Frage, waren wir da ganz am Anfang des Feuers viel zu langsam, oder gab es gar Ungereimtheiten im Ablauf des Protokolls bei einem solchen Alarm, auch für die Zukunft äußerst interessant.

Es gibt genügend Gerüchte, welche genau solche Fehler mindestens vermuten, aber Gerüchte sind so nützlich wie gebrauchte Hühneraugenpflaster. - . Augenzeugen bräuchte man halt, wer war wirklich an dem Mittwochnachmittag vor Ort, als erst nur ein Baum unterhalb der Straße brannte und wie lange dauerte es wirklich, bis die Feuerwehr nach dem Notruf vor Ort war und auch Schlauch angelegt hat. - Wir gelten allgemein nicht als die nachhaltigsten Ermittler, aber dieses Mal gibt es ja keinen Gegendruck irgendwelcher Seilschaften oder Interessenlagen, und so könnten wir hoffen, da mehr Klarheit zu erlangen als sonst. - Aber dazu braucht man eben zuverlässige Augenzeugen, keine Knall- oder Rauchzeugen, jeder hat sicher seine Theorie, was da zwischen peristaltischer Wischaktion und dem Überspringen des Feuers auf die anderen Seite der LP2 geschehen ist, aber zumindest meine Version will ich Ihnen ersparen.

Sicher werden wir aber mehr erfahren über die Entstehung dieses Brandes als über die meisten anderen Feuer, auch weil wir dieses Mal ein Todesopfer zu beklagen haben und dann eben auch noch im Dienst, eine extrem beachtete Persönlichkeit und noch dazu 5 Kinder. - Da gibt es also genügend Aufklärungsdruck und die Frage kommt dann natürlich auch auf, gibt es bei solchen Fahrlässigkeiten denn eigentlich nur einen Schuldigen, oder auch Verantwortliche, welche es verhindern hätten müssen, dass aus einem lokalen Ereignis ein Großfeuer inselweiten Ausmaßes wird. - Bitte, ich stelle Fragen, biete keine Antworten, und da es nach so vielen Jahre meines Aufenthaltes auf der Insel beileibe nicht der erste Waldbrand, und wenn meine Katzen und meine Familie mich weiterhin so prächtig behandeln, auch nicht mein letzter Waldbrand auf dieser Insel sein wird, sind diese Fragen doch wohl erlaubt.

Es war überhaupt erstaunlich, dass sich das Feuer am Mittwoch den 3.8. so schnell hatte den Hügel hochfressen können, denn an dem Tag waren die Temperaturen noch niedrig, 23 Grad und die Luftfeuchte lag bei über 40%. - Heiß und trocken wurde es erst am kommenden Tag, dem Tag, als sich aus dem scheinbar stationären Brand bei Jedey dann eine für drei Gemeinden prekäre Situation entwickelte. - Das soll in keinem Fall die hervorragende Arbeit der gesamten Feuerwehren und Flugstaffeln in Frage stellen. Das hat jeder gesehen, der hier vor Ort war, dass da professionell und über alle Maßen aufopferungsvoll gearbeitet wurde, die Frage muss aber gestellt werden, ob beim ersten Alarm die richtigen Hebel in Bewegung gesetzt wurden, oder die wertvollsten Minuten bei einem solchen Ereignis überhaupt vergeudet wurden, die allerersten. - Oder gibt es gar Lücken eben im Protokoll, muss man für eine verfrühte oder unnötige Anforderung der drei Hubschrauber, die auf der Insel stationiert sind, vielleicht unangenehme Rechenschaft ablegen? - Diese Fragen werden übrigens nicht das erste Mal gestellt, die kamen auch beim Brand im Jahr 2009 schon auf den Tisch, welcher im südlichen Teil Mazos ausbrach, und für den sich die wahrscheinlich Verantwortlichen erst noch in einem kommenden Verfahren stellen müssen. - Aber damals wollte man gar nicht offen über eventuelle Versäumnisse sprechen, über zu lange Meldewege, über unterbrochene Befehlsketten, weil es vielleicht nicht die adäquate Uhrzeit war.

Vielleicht wird die, sicher kommende Untersuchung dieses Brandes ja viel transparenter und auch verständlicher, denn der Beschuldigte duckt sich ja wohl nicht weg. Hinter wem denn auch immer, und dann wäre es natürlich eine hervorragende Angelegenheit, wenn wir aus eventuellen Versäumnissen lernen könnten und diese abstellen, anstatt einfach nur ausgestreckte Finger in Richtungen zu dirigieren, die an eigenen Interessen und Freundschaften vorbei zeigen. Was wir aber nicht abstellen können, das ist eben die Brandgefahr auf einer so dicht bewaldeten Insel, die eben immer mal wieder auch extremen Wetterbedingungen ausgesetzt wird, welche dann die Bekämpfung selbst eines kleinen Feuers zu einer, fast nicht zu schaffenden Aufgabe machen.

Allerdings wird man die Interessenzonen der Menschen und der Kiefern genauer trennen müssen, der Kiefernwald selbst, der erholt sich, je nach den Winterniederschlagsmengen innerhalb weniger Jahre, die Zerstörungen in der Landwirtschaft und eben Häuser und Wirtschaftsgebäude aber nicht. - So ist es auch wieder bemerkenswert, mehr als 4.500 Hektar Fläche betroffen, aber kein Wohnhaus abgebrannt, das ist schon erstaunlich und zeigt wohl auch den hervorragenden Einsatz der Feuerwehr und deren prinzipiellen Aufgaben. - In Mazo hat man nicht so gerne gesehen, dass man am Donnerstag den 4.8. an den, damals beiden El Paso Fronten, Tacande und Jedey, die Brandbekämpfung auf die unteren Zonen beschränkte, also dort konzentrierte, wo menschliche Besitztümer und Siedlungen waren, die Feuer aber, welche auf die Gipfel zusteuerten, gar nicht oder nur zeitweise bekämpften. - Dabei wollen wir einfach nur noch besser werden in der Brandbekämpfung, und dazu gehört eben auch, dass man eigene Fehler und Schwachstellen erkennt. - Sicher können wir uns darauf verlassen, dass auch zukünftig Menschen unsere Wälder in Brand stecken, sicherlich meist nicht absichtlich, wie in diesem tragischen Fall, also sollten wir uns darauf konzentrieren, was wir noch alles besser machen können.




Der Tank ist deutlich kleiner als der Helikopter. - Künstler!
Foto von Wolfgang Klein





Dienstag 09.08.2016 08:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 21 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 64 % - Luftdruck 1013 hPa

Gastbeitrag von Doris Birkemeier

Auch eine Schweizerin stand am Wasserschlauch


Seit bald 20 Jahren lebe ich auf La Palma, aber erst seit kurzer Zeit in San Nicolas, nahe Sportplatz, an der Straße von Las Manchas nach El Paso. Zwar musste ich in den vielen Jahren auch schon mal Asche und verkokelte Kiefernreste von der Terrasse wischen, aber so nahe an einem Brand wie in den vergangenen Stunden war ich noch nie. Bereits am Mittwochabend waren die wichtigsten Dokumente und ein paar Klamotten gepackt. Die Kisten für meine drei Katzen und die Leine für den Hund lagen bereit. Das Auto wurde in Fluchtrichtung geparkt und das Ein- rsp. in diesem Falle Ausfahrtstor für alle Fälle geöffnet. Die Samtpfoten waren alles andere als begeistert, dass sie im Haus eingesperrt wurden, haben aber ihre Überlebenskisten im Nu als neuen, bequemen Schlafplatz in Beschlag genommen. Auch ich ging gegen Mitternacht ins Bett, die Lage schien einigermaßen sicher. Ruhig schlafen konnte ich nicht. Nach mehreren Kontrollgängen erwachte ich dann aber erst kurz nach sieben wieder, guckte raus, sah nur noch Feuer und war von null auf nichts hellwach. Taschen ins Auto packen, Inventar über anwesenden Kleintierzoo erstellen, alle zusammen vorerst in einem Zimmer einsperren und schon stand ich am Wasserschlauch. Zwar bin ich nach vielen Jahren La Palma immer noch Schweizerin und keine Palmera, aber auch ich verteidige das Hab meines Vermieters um mein Gut in seinem Hab. Nun, die Lage hatte sich dann in meiner Umgebung bis zum Donnerstagabend etwas entschärft. Dann kam abends der Wind auf und schon brannte es lichterloh am Hang.
Es war nicht nur eine schlaflose Nacht. Es war nicht nur beängstigend sondern auch beruhigend mitzuerleben, wie schnell und äußerst effizient die Löschmannschaften an Ort und Stelle waren. Die Straße wurde mit mehreren Löschfahrzeugen sofort abgesichert, hier und da sah man die orangen Blinklichter auch den Berg hoch kraxeln. Kurz sprang das Feuer über die Straße, konnte aber sofort gelöscht werden. Ich hätte nie geglaubt und schon gar nicht zu hoffen gewagt, dass man dieses Feuer ohne knatternde Hilfe von oben unter Kontrolle bringen kann. Aber es gelang. Einzig ein Brandherd in Richtung San Nicolas flackerte auch am frühen Morgen und im Laufe des Freitags immer wieder auf. Aber sofort kam im Laufe des Tages auch wieder ein Helikopter angeknattert und brachte Wasser.
Inzwischen ist Freitagabend, kurz nach 23.00h. Die Ruhe draußen ist schon fast beängstigend. Kein Geknatter am Himmel, keine Blaulichter und kein Tatütata auf der Straße, bisher kein Wind. Aber ich entdecke hier und da Lichter am Hügel. Die Brandwache ist an Ort und Stelle. Von meiner Terrasse aus sehe ich auf den Sportplatz. Da stehen Löschfahrzeuge, Ambulanz, eine Funkanlage vom Militär und Menschen bereit. Ich denke, ich kann in Ruhe schlafen gehen und die Eröffnungsfeier in Rio gucke ich dann morgen als Wiederholung (wäre diese bloß letzte Nacht gewesen...).
Der langen Rede kurzer Sinn. Wenn es schon wieder Leute gibt, die den Einsatz der vielen Helfer bei widrigsten Bedingungen kritisieren, kann ich dies nicht nachvollziehen. Was die Leute hier in meiner Umgebung in den letzten Stunden, oft manchmal wohl bis zum Umfallen geleistet haben, war nicht nur gut, sondern schlichtweg super. Mein großer Dank geht an die Einsatzleitung, die Piloten, die Feuerwehr, das Militär und die wohl unzähligen, freiwilligen Helfer. Dieser Einsatz verdient Hochachtung und Respekt.
Und so nebenbei kenne ich nun meine lieben, hilfsbereiten, palmerischen Nachbaren nicht nur von Gesprächen über den Zaun. Zwischen den Wasserschlauchpausen haben wir uns endlich auch mal zu einem gemütlichen Kaffeeklatsch zusammengesetzt. Alles Schlechte hat auch was Gutes....



Montag 08.08.2016 18:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 24 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 49 % - Luftdruck 1013 hPa
Höchsttemperatur heute 25,1 Grad - niedrigste Temperatur 21,9 Grad

Wunden lecken, neu aufstellen
und an La Gomera denken

Also, ob nun kontrolliert oder eingegrenzt, die akute Gefahr scheint nun an allen Brandfronten erledigt zu sein, auch oberhalb Mazos werden nur noch vereinzelte Brandnester gemeldet. - Glück gehabt? - Auf keinen Fall, im Gegenteil, es war harte Arbeit und im Verlauf des Feuers seit Mittwochnachmittag liefen die Dinge manchmal gar nicht so, wie man das eigentlich vorhatte. - Natürlich waren es zunächst die heißen Temperaturen und die nicht mehr im messbaren Bereich befindliche Luftfeuchte, dass in der Nacht vom 3. August zum 4. des Monats sich das Feuer an der El Paso-Front innerhalb von wenigen Stunden so weit ausbreiten konnte, dass eben auch die hohen Zonen der Cumbre Vieja betroffen wurden. - Durch Funkenflug entstanden viele neue Brandherde, eben auch oben auf der Cumbre Vieja, und schließlich landete auf diese Art und Weise das Feuer auch auf der Ostseite. - Bei geringeren Temperaturen und deutlicher Luftfeuchte reicht solch ein Funkenflug halt nicht aus, den Kiefernwald zum brennen zu bringen. - Danach kämpfte man gegen eine Vielzahl von neuen Brandherden, ganze zwei Tage lang, immer wenn man eine qualmende Stelle zum "Schweigen" gebracht hatte, tauchten deren zwei neue auf und da waren wir wohl heilfroh, dass so viele Einsatzmittel aus der Luft zugegen waren.

Sicher wird man einige Schritte mit beruhigendem Abstand auch kritisieren können, nie macht man alles richtig, aber dieses Feuer noch in der Hitzeperiode zu beherrschen, das war schon ein ziemlich gelungenes Unterfangen, auch wenn sehr viel Fläche betroffen ist. - Man spricht jetzt von 4.600 Hektar, an die sieben Prozent der Inselfläche, aber dazu mein immer wieder angebrachter Kommentar: - Die betroffene Fläche bedeutet nicht, dass dort alle Pflanzen, meist eben Kiefern, auch gebrannt haben, es ist wie ein großer Fleckenteppich, und ohne die Bäume gezählt zu haben, schätze ich mal, dass die Hälfte des Kiefernwaldes gebrannt hat. - Dann gibt es auch noch Unterschiede, wie heiß und heftig das Feuer war, manche Kiefern werden nicht einmal die Nadeln abwerfen, andere schon, die dann bereits diesen Winter wieder sprießen. - Wieder andere brauchen, je nach Regen, zwei bis vier Jahre, und es gibt auch Kiefern, die sich überhaupt nicht erholen, allerdings ist die Zahl derer gering. - Viele andere Pflanzen sterben ganz, und deren Platz nimmt dann zukünftig die Kiefer ein, dieser Baum hat sich über die Jahrtausende auf diese Art und Weise von den Gipfeln bis in die unteren Zonen der Insel ausgebreitet, die Diskussion, ob denn die Kanarische Kiefer nur Heiliger Baum der Kanaren ist, oder eben auch ein durchtriebenes Stück Eroberer, die ist zwischen Forstingenieuren und Biologen längst offen.

Heute noch haben wir Erholungspause, das Wetter begleitet uns so, aber ab morgen bereits wird es wieder heiß und darauf sollten wir uns jetzt schon vorbereiten. - Die Arbeit der Politiker wird es jetzt sein, die vielen technischen Mittel, eben auch die Löschflugzeuge und Hubschrauber auf der Insel zu halten, damit wir dann die kommenden Tage ein Wiederausbreiten der Feuer, oder eben ein ganz neues Feuer, schnell und effektiv verhindern können. - Bis zum Wochenende scheint die kommende Hitzewelle anzuhalten, also sogar länger zu sein, als die hinter uns liegende, aber die Höchsttemperaturen werden wohl ein paar Grade unter der abgerittenen Hitze liegen. - Wir, oder besser die Leute aus La Gomera werden sich mit Ärger an das Jahr 2012 erinnern, als man, trotz vorhergesagter Hitzewelle Löschflugzeuge und Hubschrauber damals zurück aufs Festland dirigierte, weil lokale Größen das so entschieden hatten. - Gegen Proteste der Bevölkerung und des komischen Zustandes, welche gesunder Menschenverstand genannt wird. - Es kam, wie es kommen musste, die Feuer wurden durch die erneut einsetzende Hitzewelle und die Winde neu angefacht, und hinterließen damals einen extrem großen Schaden an der Vegetation im Valle Gran Rey und Umgebung.

Das wird ja auch oft beklagt, was wollen denn die ganzen Politiker dort, die zeigen sich um sich zu profilieren, und betreiben Wahlkampf auf Kosten der Einsatzkräfte, welche gleichzeitig ihr Leben riskieren. - Dieser Vorwurf mag für einige gelten, aber die Politik muss eben die Mittel zur Verfügung stellen und Einsätze einleiten, und wenn es eben nur die Entscheidung ist, dieses Feuer aus der Stufe eins, zur Stufe zwei zu erklären, also von Inselsache zur Angelegenheit der Kanarischen Inseln, um eben mehr Kräfte zur Verfügung zu haben. - Und natürlich stehen die nicht mit der Feuerpatsche oder dem Schlauch in der ersten Reihe, aber die machen viele Dinge in Sachen Nachschub und Koordination möglich, und das gehört eben auch dazu.

Ich kehre ab morgen auch wieder zum Alltag zurück, morgens ein Gastbeitrag, vielleicht wollen Sie ja was über die Tage des Feuers schreiben, oder einen "Fulanito", und dann abends wieder meine Alltagskolumne. - Natürlich wird es in den kommenden Wochen immer wieder über Folgen oder Neuigkeiten über dieses Feuer geben, aber ich muss auch alle neu dazugekommenen Leser warnen, wenn es nicht gerade brennt, dann sind wir eine ganz ruhige, langsame und vielleicht sogar Gott sei Dank langweilige Insel und ich werde mich in Alltagsthemen ergehen. - Lokalpolitik, die Einweihung einer Telefonzelle, Katzen, kaputte Waschmaschinen, Friseurgespräche, Bauernregeln sowie Zwergenaufstände zu Skandalen getrieben, als Höhepunkt gibt es dann ein überfahrenes Huhn in Tijarafe. - Und eben nicht nur was passiert, sondern auch warum. - Also, jeder wie er will, und das ist gut so.




Dieses Bild hat uns Wolfgang Weiss zur Verfügung gestellt. - Es zeigt die Cumbre Vieja von Tacande, links, bis Campanarios rechts und hier können wir am Fleckenteppich halbwegs erkennen, wie viel der betroffenen Fläche denn auch tatsächlich gebrannt hat.




und die nächsten Bilder hat uns Rolf Reckort zugänglich gemacht, der eine wunderbare Vorher-Nachher Situation eingefangen hat. - Die verbrannten Kiefern nach dem große Brand im September 2005 (Tijarafe) und die gleiche Kameraposition erneut im Juli 2007. Beeindruckend!




Aufgenommen Oktober 2005




Aufgenommen Juli 2007




Aufgeommen Oktober 2005




Aufgenommen Juli 2007





Montag 08.08.2016 09:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 23 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 38 % - Luftdruck 1017 hPa

Chapeau Maikel Chacón!
Die richtigen Fragen stellen

Gestern Abend senkte sich noch die gnädige Wolkenglocke über die Insel und brachte kühle und feuchte Luft. - Im Süden und bei uns in El Paso scheint jegliche Gefahr nun erledigt und in Mazo meldete man gestern spät noch, dass man nun auch so weit sei, die Feuer als "perimetrado", also eingegrenzt bezeichnen zu können. - Bei dem Wetter zu erwarten, auch wenn wir noch keine ganz frischen Nachrichten aus dem Osten der Insel haben. - Heute hilft uns das Wetter ganz gewichtig, aber ab Dienstag wird es bereits wieder heiß und dann stehen wir vor den gleichen Gefahren, welche immer bei solchem Wetter auftreten. - Es ist aber sehr wahrscheinlich, dass wir die kommende Hitzewelle besser in Sachen Waldbrand überstehen, bei der Menge an Hubschraubern, Löschflugzeugen und Personal von außerhalb ist es kaum möglich, dass uns neue Brandherde überraschen können. - Nun sollten wir aber auch hoffen, dass es auf den anderen Inseln nicht anfängt zu brennen, sonst muss man diese große "Luftmacht" hier auf der Insel auflösen. - Später im Laufe des Tages werden wir sicher ausführliche Neuigkeiten über den Verlauf der Nacht in Montes de Luna und Tigalate erfahren, jetzt zu einem anderen Thema.

Es gibt ja einen Verdächtigen, welcher für das Feuer verantwortlich zu sein scheint, ein junger Deutscher, der hier sein ein paar Monaten in der Landschaft südlich Jedeys wohnt und wohl irgendwie in die Kategorie Totalaussteiger bis Hippie zu stecken ist. - Wenn man denn überhaupt stecken will. - Der junge Mann scheint das Feuer verursacht zu haben, da er sein benutztes Toilettenpapier verbrannt hat. - Das ist ihm wohl außer Kontrolle geraten und wenn man alles über den Fall gelesene zusammenträgt, dann war es wohl er selbst, der Hilfe gesucht hat und die Autoritäten verständigt hatte. - Hier wäre die Frage anzubringen, warum konnte sich das Feuer dann trotzdem derart ausbreiten, obwohl doch sofort Alarm geschlagen wurde, dass wir heute vor einem der flächenmäßig größten Waldbrände sprechen müssen? - Ich weiß nicht, ob man das noch eingehend ermitteln wird, auf jeden Fall sitzt dieser junge Deutsche, dessen Vorname mit Scott angegeben wird, in Untersuchungshaft und wartet auf sein Verfahren, wegen Delikte gegen die Umwelt, und hier wohl in irgendeinem Grad der Fahrlässigkeit. - Aber das ist Sache der Juristen.

Auf der Insel hat sich allerdings ziemlicher Zorn gegenüber diesem jungen Mann aufgebaut und irgendwie spielt sogar seine Nationalität eine Rolle und manch einer wird sich über die Zeit sogar noch für seine missglückten Kommentare in den so genannten sozialen Medien ärgern, aber so laufen die Dinge eben, seit dem jeder überall Knödel absondern und teilen darf. - Die Geschichte lief ziemlich einseitig ab, niemand, oder sagen wir kaum jemand machte sich Gedanken um diesen Scott, der wohl mit niemandem gesprochen hat, als mit der Polizei und dem Staatanwalt und wohl noch nicht einmal einen Anwalt will, Hilfe vom Konsulat, oder der eigenen Familie. - Heißt es, wir wissen es ja nicht, man erfährt was, bastelt daran herum, aber ob das alles wirklich so ist, das wissen wir nicht. - So blickt auch Maikel Chacón vorsichtig hinter eine andere Seite an Fragezeichen und unter seinem Artikel hebt er auch extra hervor, dass sein Aufsatz auch nur aus Erzählungen Dritter, eben meist Polizisten, zusammengetragen wurde. - Ganz vorsichtig, ohne Anspruch auf Richtigkeit oder gar dieser ominösen Angelegenheit, welche Wahrheit genannt wird.

Allerdings reißt dieser, inzwischen extrem häufig gelesener und auch kommentierter Artikel von Maikel Chacón endlich den Blickwinkel auf und lässt eine andere Annäherung an diesen jungen Deutschen zu. - Maikel führt auch die anderen Waldbrände auf, für die es auch Verdächtige gab, oder gar klare Schuldige, die zum Teil sogar verurteilt wurden, zu kurzen Bewährungsstrafen, nie aber mit Handschellen abgeführt wurden, und deren Foto auch nie durch die Presse gezogen wurde. - Maikel bezweifelt in seinem Artikel nie die Schuld des jungen Deutschen, die scheint wohl auch nicht mehr anzuzweifeln sein, allerdings zeichnet Maikel ein mögliches anderes Bild eines Schuldigen, als es uns allen vielleicht sogar lieb ist. - Das Bild eines verletzten jungen Mannes, der angesichts seines fahrlässigen Verhaltens nicht nur einen der größten Waldbrände der letzten Jahre verschuldet hat, sondern es steht ja auch immer noch der Tod des Mitarbeiters der Umweltbehörde als uneinschätzbares Schuldgewicht an. - Man könnte Maikel vorwerfen, er würde Sympathie für Scott erzeugen wollen, aber das stimmt nicht, er lässt lediglich zu, dass Scott nun einen Namen hat, und wohl irgendwie kein pyromanisches Monster ist, das neben Wälder verbrennen auch noch kleine Kinder frisst, sondern ein eher harmloser Zeitgenosse, der einen, mindestens dummen Fehler begangen hat und unter diesem wohl auch selbst gewaltig leidet. - Was uns hier in der Nachbarschaft auch in Gesprächen noch aufgegangen ist, wie oft die allermeisten von uns, mich eingeschlossen, schon ganz nah an solchen Katastrophen standen, wir aber einfach nur Glück gehabt haben und wir unseren Umgang mit Unkraut verbrennen, oder der Kippe aus dem Fenster werfen, angesichts der Waldbrände der letzten Jahre wohl einfach geändert haben. - Dieser junge Deutsche dort, der hat kein Glück gehabt, die Insel damit auch nicht, und es ist eines der vielen Fragezeichen dieser Welt, warum eine solche Fahrlässigkeit gerade dem passiert, der sonst keiner Fliege einen Flügel knickt, die vielen anderen aber, die weggelaufen wären oder sind, angesichts ihres Fehlers wohl niemals zur Rechenschaft gezogen werden. - Großer Artikel von Maikel Chacón, auch mutig, angesichts der Wut vieler Leute hier auf der Insel, aber das unterscheidet eben Presseartikelverteiler von Journalisten und Maikel zumindest hat nicht zum ersten Mal bewiesen, dass er ein Großer seiner Zunft ist. - Chapeau Maikel!



Sonntag 07.08.2016 19:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 28 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 30 % - Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute 30,4 Grad - niedrigste Temperatur 25,1 Grad

Es sieht besser aus im Süden Mazos,
Aber besser ist noch nicht gut

Die meisten Leute aus Montes de Luna und Tigalate durften wieder zurück in ihre Häuser, das ist eine der guten Nachrichten aus dem letzten Gebiet mit aktiven Bränden auf der Insel. - Anderthalb Stunden mindestens können die Hubschrauber und Löschflugzeuge noch unterwegs sein, dann beginnt wieder eine Nacht, in der man alleine auf die Kräfte auf dem Boden angewiesen sein wird. - Aber das Wetter hat sich deutlich gebessert, die Temperaturen sind runter, die Luftfeuchte rauf und der Wind spielt kaum eine Rolle im Moment. - Hier auf der Westseite ist sogar überhaupt kein Wind zu spüren, also machen wir uns auch keine Sorgen mehr, dass auf der Westseite der Schlamassel eine neue Auflagen erleben könnte. - Die Gäste aus den Ferienhäusern der hohen Zonen kehren morgen auch wieder zurück, und da gehört es sich auch mal ein Dankeschön auszusprechen, ohne Murren oder großen Ärger haben die Gäste alles mitgemacht und größtes Verständnis gezeigt, auch wenn wie sie bereits vor den offiziellen Evakuierungen aus den Häusern geholt hatten. - Die meisten La Palma Gäste sind halt ganz besondere Menschen und auch kompatibel mit dem Problemen und Notwendigkeiten, welche eine solch kleine Insel einfach mit sich bringen kann. - Danke hier mal aus dem Blickwinkel der Organisatoren, das hat alles wunderbar funktioniert, weil alle, auch die Eigentümer der Häuser sowie die Gäste prächtig mitgemacht haben. - Wir hatten sogar Leute im Süden, welche es sich nicht nehmen ließen, Schulter an Schulter mit den Hauseigentümern den Garten aufzuräumen und alle Anzeichen auf den Brand zu entfernen.

Wir haben wieder Kontakt zur Familie Klein in Montes de Luna, und die waren zunächst ins Hotel im Süden geschickt worden, von dort aus tagsüber aber in Kolonne, mit Polizei hinten und vorne, dann in den Hauptortsteil Mazos gebracht, immer argwöhnisch beobachtet von der Guardia Civil, damit auch ja kein "Fulanito" sich aus der Kolonne davonstiehlt, und wieder zu seinem Haus fährt. - Von unserem Standort aus kann man jetzt überhaupt keinen Rauch mehr erkennen, also erspare ich Ihnen auch das Bild von Nichts, Sie haben ja in den vergangenen Tage oft genug sehen können, wie schön der Blick unseres Zuhause auf die Cumbre Vieja ist. - Wir sehen nichts mehr, da die meisten Brandherde oben am Cabrito nicht mehr kokeln, aber weiter unten noch viele Brandnester Gefahren bieten aber dort können, auch nachts, dann Kräfte vom Boden aus wirken, um diese zu bekämpfen. - Morgen soll sogar ein viertes Löschflugzeug kommen, dann schwirren da dermaßen viele Flieger rum, dass es eng wird am Himmel und die Hubschrauber haben zum Teil auch von kleinen Privattanks aus das Wasser in die Löschsäcke aufgenommen, sicher nicht immer zum Wohlgefallen des Wasserbesitzers. - Aber das dürfen die, selbst einen Pool dürfen die leer machen, allerdings kommt es selten vor, dass ein Schwimmbecken angeflogen wird, da es meist ganz nah an einem Haus liegt und damit schwierig für den Piloten wird. - Die sind auch echte Künstler, haben sich mehr als Anerkennung verdient und morgen, mit noch besserem Wetter muss es dann doch gelingen, auch die letzten Brandnester oberhalb Mazos in den Griff zu bekommen, denn ab Dienstag steigen die Temperaturen bereits wieder an. - Die allgemeine Stimmung auf der Insel ist allerdings schon wieder deutlich besser als noch vor zwei Tagen, obwohl der Tod eines der Mitarbeiters des "Medio Ambiente" uns hier immer noch gewaltig beschäftigt.




Bild vom Roque de Los Muchachos aus, allerdings bereits am 4.8. entstanden,
als es noch die "Front El Paso" gab.
Bild von Wolfgang Weiss




Die Temperaturerwartung auf der Insel für die kommenden Tage. - Grafik stammt von der Wetterzentrale, welche die Diagramme des Global Forecast Systems für uns darstellt.





Sonntag 07.08.2016 12:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 25 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 38 % - Luftdruck 1020 hPa
Höchsttemperatur heute 36,8 Grad - niedrigste Temperatur 27,6 Grad

Lassen wir weißen Rauch mal ein gutes Zeichen sein
Probleme im Süden Mazos reißen nicht ab

Bei Montes de Luna und Tigalate, im Süden Mazos auf der Ostseite hat man sich Sache trotz der vielen Hubschrauber und Flugzeuge noch nicht im Griff. - Dazu kommt, dass viele Stellen an denen es brennt, nicht vom Boden aus erreichbar sind, und vieles erinnert an das Feuer aus dem Jahr 2012, da ähnliche Regionen betroffen sind. - Vier Jahre ist das her und die Kiefern brennen erneut, auch ein Zeichen, dass die sich sogar so weit komplett erholt haben, dass die schon wieder für ein Feuer taugen. - Die Leue aus Montes de Luna hat man aufgefordert nach Fuencaliente zu fahren, dort hat das Hotel unten an der Küste Bereiche zur Verfügung gestellt, wo die Evakuierten sich aufhalten können und auch auf Liegen mal eine Mütze voll Schlaf bekommen könnten. - Die Menschen aus Tigalate sollten nach Mazo fahren, ins Kulturzentrum, und wo die den Tag verbringen, das konnte ich nicht erfahren. - Die meisten Evakuierten sind natürlich zu Familie oder Freunden gefahren, es gibt also kein Problem, diese Menschen unterzubringen und zu versorgen, dafür ist gesorgt. - Man weiß halt nicht, wie es weitergeht und ob es den vielen Einsatzkräften und eben besonders den Mitteln aus der Luft gelingt, dem Feuer, welches vom Cabrito die Nacht über in Richtung bewohnte Gebiete hinabgewandert ist, nachhaltig zu stoppen. - Das Wetter bessert sich, vom Westen aus sieht man nun eine größere Rauchsäule als noch heute morgen, aber weißen Rauch und das schreiben wir der Wirkung des vielen Wassers zu, welches die Flugzeuge und Hubschrauber auf die Feuer geworfen haben. - Im Westen und Süden alles unter Kontrolle.




Von unserem Standort aus, 12:00 Uhr.
Immerhin ist der Rauch weiß, man will ja immer positiv denken...





Sonntag 07.08.2016 08:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 25 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 10 % - Luftdruck 1019 hPa

Über fast allen Wipfeln ist Ruh
Aber in Mazo ist Alarm

Die alten Leute wissen das, wenn man in El Paso erfolgreich gegen das Feuer ankämpft, dann ist als nächstes Mazo dran. - Es wiederholt sich fast die Geschichte aus dem Jahr 2012, man freut sich in El Paso das Feuer von den bewohnten Gebieten fern zu halten und jagt des die Berge hoch. - Schließlich kommt es auf der Ostseite an und dann beginnt der ganze Mist bergab noch mal. - Allerdings liegt dieses Jahr das Feuer, welches noch sehr aktiv ist, weiter südlich und nun heißt es, dass die Leute aus Montes de Luna und Tigalate nachts aus den Häusern geholt wurden. - Das kommt in so weit hin, dass die Familie Klein, welche uns gestern noch beeindruckende Aufnahmen aus Montes de Luna schicken konnten, sich ab Mitternacht nicht mehr gemeldet haben. - Der ganze massive Einsatz der Flugzeuge und Löschhubschrauber hat also wieder nicht ausgereicht, diese, letzten Focus des August-Feuers auf der Insel zu beenden. - Dabei ist das Wetter nun deutlich frischer geworden, die Anzeige das Hygrometer begibt sich bereits wieder in Pilates-Stellung und endlich ist es draußen auf der Terrasse wieder frischer als drinnen und natürlich sind alle Fenster und Türen so weit offen, wie es nur irgendwie geht.

Von unserem Standort aus kann man leichten bräunlichen Rauch erkennen, dort wo man den Cabrito vermutet, aber die gefährlichen Brandherde liegen ja inzwischen tiefer und so können wir alleine visuell nicht mehr mitreden. - Die letzten Pressemeldungen stammen von etwa Mitternacht und auch die Recken von Radion Murión schlafen wohl noch irgendwas von Gerechte. - Auf La Palma sind alle Feuer stabilisiert, aus meinem laienhaften Mund heraus sogar kontrolliert, außer eben der Front Mazo und wie kritisch das dort im Moment ist, das kann ich Ihnen gar nicht sagen, da wir über keine frischeren Nachrichten verfügen als acht Stunden zurück. - Eben kommen die beiden gelben PZL W-3 der BRIF aus Puntagorda übers Meer geflogen, ihren heutigen Arbeitsplatz einzunehmen.




Die Situation von unserem Standort aus, 08:15. - Wenn man ganz genau hinsieht, kann man den weißbraunen Qualm im Ausschnitt erkennen




Hier nun genauer. - Von uns aus mag das harmlos aussehen, aber die drüben in Montes de Luna und Tigalate sind kräftig am rödeln.
Was man auch noch erkennen kann an dem Foto. - Die meisten Kiefern sind gar nicht verbrannt, sondern es haben sich Schneisen in den Kiefernwald gezogen. - Daher auch immer mein Hinweis, die genannte betroffene Fläche von nunmehr 4.000 Hektar ist nicht gleichzusetzen mit verbrannter Fläche.





Samstag 06.08.2016 17:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 34 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 5 % - Luftdruck 1020 hPa
Höchsttemperatur heute 36,8 Grad - niedrigste Temperatur 27,6 Grad

Alle Aufmerksamkeit gilt nun dem "Cabrito"
Das Zicklein macht Zicken

Bei den Mittagsnachrichten habe ich doch tatsächlich noch eine Feuerzustandseigenschaft unterschlagen. - Es gibt auch noch "estabilizado", also stabilisiert, und das kommt ganz knapp vor kontrolliert. - Ich weiß nicht, ob diese ganzen Ausdrücke beim Feuerwehrlatein wirklich vorkommen, aber die zuständigen Politiker und Verantwortlichen bedienen sich eben solchen Ausdrücken um nicht "beim Scheißen erwischt" sagen zu müssen. - Westseite, ohne Probleme, aber bei der Hitze ist das völlig in Ordnung, wenn man nicht von kontrolliert spricht. - Bei Fuencaliente spricht man allerdings bereits von "perimetrado", also das Feuer in seine Schranken verwiesen und alle pinkeln nun gleichzeitig drauf.

Diese beiden "Fronten" sind also nicht mehr die große Sorge, sondern nun schickt man alle Flugzeuge und Hubschrauber zum Zicklein, zum Cabrito, denn rund um den Berg sieht es noch gar nicht so wunderbar aus, nicht mal "acotado" aber nach Zeugen von dort fliegen im Minutentakt Helikopter und Löschflugzeuge an. - Dort entzünden sich durch Funkenflug immer wieder einzelnen Flächen und machen es den Löschkräften nicht so ganz einfach, jedes kleine Brandnest direkt zu bekämpfen. - Hier merkt man nun eben die hohen Temperaturen und die geringe Luftfeuchte, unter normalen Umständen, also mit Nordostpassat bei 22 Grad und 60% relativer Luftfeuchte würde der Funkenflug es nicht schaffen, ein Feuer zu entfachen, aber im Moment ist das halt so, denkt man auch nur an ein Streichholz, dann brennt es bereits im Wald. - Gute drei Stunden hat man noch, das Zicklein dort oben in Mazo zu beruhigen und die tun dort alles, damit das gelingen kann.

Viele Einsatzkräfte sind nun bereits seit Mittwochnachmittag unterwegs und haben manchmal nur ein paar Stunden auf Bänken oder schnell aufgestellten Lagern geschlafen und so ist es sehr hilfreich, dass bereits heute Morgen Feuerwehrleute aus Fuerteventura und Tenerife zur Ablöse der meist erschöpften Kräfte hier angekommen sind, sowie eben die Soldaten der UME aus Sevilla, welche auch noch frisch sind. - Der große Kamov-K32 Hubschrauber musste zurück nach Tenerife, um anstehende technische Untersuchungen über sich ergehen zu lassen. - Natürlich fehlt die dicke Dusche hier, aber es wäre schlimm bis unvorstellbar, falls uns noch solch ein Helfer vom Himmel fällt, bloß weil man so wichtige Dinge wie die anstehende Wartung des Apparates einfach verschoben hätte.

Dann erzähle ich Ihnen noch die Geschichte von Diego, seinem Bruder und den Polizisten der Guardia Civil, und wie man denen ein Schnippchen schlägt. - Diegos Familie hat ein Haus in Tacande gebaut, schon fertig, auch mit Holzpergola, und man wollte in den kommenden Wochen einziehen. - Diego ist also seit Mittwoch Nacht dort oben, hat Schläuche bereit gelegt, einen Generator und Pumpen und hat in den vergangenen Tagen das Grundstück und den Garten verteidigt, und das mit Erfolg. - Es wäre vermessen oder vielleicht übertrieben zu sagen, ohne seinen Einsatz wäre das Haus verbrannt, der sicher wäre der Garten zu Grillkohle geworden und wenn sich Glut an einem Holzfenster oder der Pergola sammelt, dann kann das auch ganz schnell in die Hose gehen.

Aber die Guardia Civil hat Auftrag, bei denen heißt das wohl Befehl, niemanden dort in die Gegend zu lassen. - Aber Palmeros lassen sich nicht aus dem Haus verscheuchen, wenn es hinter dem Haus brennt und so drohte die Polizei Diego bereits, wenn er nicht bald verschwände, dann würden sie ihn mitnehmen und eine Strafe aufbrummen. - Schließlich rief er seinen Vater an, man verabredete sich und der fuhr hoch und holte Diego ab, und zeigte sich dabei einsichtig den korrekten Beamten, dass er nun endlich ihren Befehlen gehorchen würde. - Macht er auch, nur im Kofferraum saß Diegos Bruder, der passt nun auf das Haus auf, und keiner hat´s gesehen, und ich bin mir sicher, dass in vielen Autos, die nach Tacande oder San Nicolas fuhren, so einige Kofferräume mit Personal gefüllt waren. - Wir hoffen alle darauf, dass man morgen die Straße von El Paso nach San Nicolas auch offiziell wieder aufmacht, es gibt viel zu putzen und zu erledigen dort oben und jedes Mal im Kofferraum, das ist unbequem.




Cabrito gestern Abend




Cabrito heute Vormittag




Der Cabrito gegen 17:00 Uhr




Gleiche Uhrzeit, die Bilder stammen von Familie Klein aus Montes de Luna. - Vielen Dank!




Betroffene Fläche, und wo ist der "Cabrito" etwa





Samstag 06.08.2016 13:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 32 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 5 % - Luftdruck 1020 hPa

Neue Worte braucht das Feuer
Acotado, perimetrado, controlado, extingido

Ich bin mir nicht ganz sicher, ob wir nicht im Jahr 2012 sogar noch weitere Zustandsbeschreibungen über Feuer hatten. - Keine Frage, das Schlimmste ist überstanden, aber es besteht eben nach wie vor, besonders wegen der enormen Hitze und der extrem geringen Feuchtigkeit die Gefahr, dass der vorhandene Brand sich erneut ausbreitet, oder einfach neue Feuer entstehen. - So viel muss man einfach wissen, auch wenn jetzt das Feuer anscheinend deutlich zurückgedrängt wurde. - Zwei aktive Fronten gibt es noch, in denen auch Hubschrauber oder Löschflugzeuge arbeiten. - Da ist zunächst und primäres Ziel, das Feuer oberhalb der Hauptsiedlung Fuencalientes, Los Canarios. - Das wissen wir aus der Pressemitteilung von Nieves Lady Barreto, Rätin für Raumordnung und Sicherheit im Gobierno de Canarias, und dafür als oberste Verantwortliche zuständig, für die Koordination der Löscharbeiten. - Gerade abgehalten, daher wissen wir auch, dass die Zone um den Berg "Cabrito" auch noch besondere Aufmerksamkeit benötigt, und auch dort noch Einsatzmittel aus der Luft am arbeiten sind. - Die Zone "Llano de las Moscas" also nördlich vom Cabrito, wird nur noch von Bodentruppen aus bearbeitet, genau so wie die gesamte Westseite der Insel. - Darum hören wir auch hier im Westen keine Hubschrauber mehr und sehen auch die Canadair-Flugzeuge nicht, da die unterhalb der Gipfel der Cumbre Nueva auf der Ostseite fliegen.

Über das Feuer auf der Westseite heißt es, "perimetrado" und das versteht man eigentlich auch ganz einfach, das Feuer hat einen Perimeter eingenommen und daraus kommt es nicht weiter. - Ich denke zwar, man könnte hier für die Westseite bereits das Feuer als kontrolliert bezeichnen, denn außer ein paar qualmenden Brandnestern brennt hier nichts mehr, aber das kommt den Verantwortlichen noch nicht über die Lippen. Die Angst, da was voreilig zu verkünden, was dann vielleicht nicht funktioniert, ist riesen groß. - Vorstufe zum Wort "perimetrado" ist meist "acotado", was begrenzt oder abgeschnitten heißt, und das soll bedeuten, bis hier hin kommt das Feuer, und kein Stück weiter. - Meist nutzt man dieses Wort als erstes Zuckerle fürs Volk, man wischt sich den größten Schweiß von der Stirn und ab dem Moment arbeitet man zuversichtlich weiter. - Das wirklich erhoffte Wort, "cotrolado", kommt meist erst sehr viel später und ich erinnere mich auch noch an die große Feuer 2009 und 2012, als man erst Wochen später die Brände für "extingido", also gelöscht bezeichnete. - Das kommt meist schon gar nicht mehr in die Presse, auch wir sind Kurzzeitsensationalisten, das mag auch der Grund sein, warum viele gute Vorsätze, die wir uns während solcher Flächenbrände vornehmen, binnen Monats, oder Derby-Frist (Barca gegen Real) einfach wieder in unschuldigem Rauch aufgehen. - Manchmal denke ich schon, dass wir oft nur unter Druck oder in Ausnahmesituationen funktionieren, dann aber wie geölte Blitze und mit Herz und Hirn, unser Feind scheint der Alltag zu sein und mit ihm eben alles Alltägliche.

Ich denke mal, dass wir bis heute Abend die ganzen Feuer hier auf der Insel als "perimetrado" bezeichnen können und mit dem morgigen Abklingen der Hitzewelle und erneutem Anstieg der Luftfeuchte die Dinge deutlich einfacher werden. - Es ist sicher keine Zeit mehr für Alarmismus, auch wenn den Menschen angesichts des Feuers, welches eben auch eine Grundangst ist, immer ein bisschen die Synapsen ankokeln.

Oft kommt auch die Frage, wie kann man sich als Freiwilliger anbieten und das kann ganz einfach sein, in der Nachbarschaft den Schlauch halten. - Wer aber nicht aus der Nachbarschaft kommt, im der sich das Feuer befindet, der geht zur Gemeinde und dort kann man sich einteilen lassen, zum Brote schmieren, zum Wasser besorgen, als Transporteur für Personal und Material zu den Sammelpunkten der Feuerwehrleute, aber nie, oder so gut wie nie, wird man als normaler Bürger im direkten Einsatz gegen das Feuer geschickt. - Das wollen die Feuerwehrleute auch gar nicht, die sind ausgebildet und haben kein gutes Gefühl dabei, wenn Leute links oder rechts von ihnen arbeiten, auf die sie vielleicht auch noch aufpassen müssen, weil die keine Ausbildung oder Ausrüstung haben. - Ich erinnere mich noch an Nächte in der Parteizentrale, damals war unsere Nummer Eins die Bürgermeisterin von El Paso, und wir standen dort, schmierten Bocadillos die ganze Nacht, kühlten Getränke ein und gaben diese aus und fuhren mit unseren Pickups Leute und Material von einer Stelle zu anderen. - Also, wer zukünftig als Helfer dienen will, der geht zur Gemeinde, und stört sich bitte nicht daran, dass dort wenig Medaillen zu gewinnen sind, sondern es sich meist um Tätigkeiten handelt, welche unsichtbar und in der Dritten Reihe zu erledigen sind, aber im Gesamtpaket genau so wichtig sind, wie ganz vorne, da wo das Feuer brennt.




Gleich drei Canadair CL-415 oder ist eine davon die Air-Tractor?
Image Courtesy of Flightradar24





Samstag 06.08.2016 09:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 29 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 3 % - Luftdruck 1018 hPa

Ruhe im Westen
Rauchsäule über den hohen Lagen in Mazo und Fragezeichen in Fuencaliente

In den frühen Morgenstunden kam kräftiger Wind auf, aber für die Westseite wohl ohne die befürchteten Folgen. - Jetzt sieht man leichten Rauch zwischen Tacande und San Nicolas, aber es wirkt nicht beunruhigend. - Jetzt ist wieder windstill und die Voraussagen gehen davon aus, dass der Wind in den nächsten Tagen keine entscheidende Rolle mehr spielen wird. - Das hört sich gut an. - Heute bleibt es noch heiß und man darf dabei nie vergessen, dass der abendliche Wind vom Meer her nur den unteren Teil der Insel abkühlt, oben in den Bergen kommt diese, zugegeben nur leichte Erfrischung, nicht mehr an. - Von unserem Standort aus sehen wir jetzt eine hellbraune Rauchsäule südlich der Stelle, wo gestern immer die Canadair-Löschflugzeuge geflogen sind, aus Mazo hören wir, dass es am "Cabrito" sei. - Es ist also in Mazo, wobei die Rauchsäule nicht dunkel oder gar schwarz ist, was auf heftiges Feuer hinweisen würde. - Der "Llano de las Moscas" dort oben in Mazo, oberhalb des Roque Niquiomo, das war auch bereits im Jahr 2012 eine Stelle, wo sich der Brand hartnäckig hielt und nicht gut bekämpft werden konnte. - Aber man hat mehr Mittel und auch mehr Leute heute, da die UME, (Unidad Militar en Emergencias) weitere Soldaten gestern aus Sevilla nach La Palma geschickt hat.

Die ruhige Lage im Westen ermöglicht es ja auch, die Bemühungen auf den Osten zu konzentrieren und inzwischen spricht man von 12 "medias areras" also Flugzeuge im erweiterten Sinn, und ich habe 3 Löschflugzeuge und 7 Hubschrauber gezählt, die Differenz kann ich Ihnen nicht erklären. - Macht aber auch nichts, es sind sogar noch weitere Hubschrauber unterwegs zu uns und irgendwann wird es eng im Luftraum über der Insel… So früh bin ich auf Pressemeldungen angewiesen, das Radio sendet heute Musik, oder was die dafür halten, und ich wage es nicht, um die Uhrzeit meine Quellen anzurufen, Schlaf in den betroffenen Zonen ist ein Luxus, den sich nur wenige geleistet haben.

Querschnitt aus der Presse in Sachen Zone Fuencaliente. - Das Feuer gelang bis zur Ortsgrenze Los Canarios, aber dort hielten die eingeleiteten Schritte wohl ein Übergreifen auf die bebauten Zonen ab, mag auch sein, dass die Maßnahmen, die man nach dem Brand im Jahr 2009 in Los Canarias getroffen hat, bei diesem Vorfall gegriffen haben. - Es werden, weder aus Mazo, noch aus Fuencaliente schwere Schäden gemeldet, lediglich landwirtschaftliche Gerätschaften und Bauten in den Bergen sind wohl Nahrung der Flammen geworden. - Bislang haben die Brandbekämpfer, inklusive der vielen Freiwilligen und der fliegenden Einheiten allerbeste Arbeit geleistet. - Über allem steht der grausame Verlust eines Mitarbeiters des Umweltamtes, alleine deswegen wird diese Feuerepisode einen anderen Stellenwert bei uns einnehmen, als die Feuer der vergangenen Jahrzehnte. - Die bislang entstandenen Schäden an menschlichem Besitz sind für die Umstände bemerkenswert gering und der Kiefernwald erholt sich ganz von selbst. - Allerdings droht in manchen Zonen bei starkem Regen im Winter nun verstärkte Erosion, das wird aber wohl erst ein Thema im Herbst. - Weiter großes Augenmerk muss man aber auf die vielen verwirrten Tiere legen, welche mal direkt durch das Feuer, vielfach aber auch durch die lauten Hubschrauber verstört wurden und zum Teil nicht mehr nach Hause finden.

Das Wetter für die kommenden Tage: Sonntag Entspannung, runter mit den Temperaturen, Zeit die Brände endgültig zu kontrollieren, allerdings wird es ab Dienstag bereits wieder deutlich wärmer, aber nur für kurze Zeit, ab Donnerstag erwarten wir dann wieder Azorenhoch mit frischen Wind aus dem Nordatlantik und spätestens dann können wir uns wieder anderen Themen zuwenden.




Von unserem Standort aus, 07:30 Uhr





Freitag 05.08.2016 21:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 32 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 3 % - Luftdruck 1015 hPa
Höchsttemperatur heute 39,6 Grad - niedrigste Temperatur 29,0 Grad

Noch wagt es keiner von "kontrolliert" zu sprechen
Kein Rauch mehr im Westen, und kein Wind

Endlich eine Nachricht, die ich ohne Foto abschließen kann, weil sich gegenüber dem Bild vom Nachmittag nichts Außergewöhnliches finden kann. - Auf der Westseite scheint jetzt alles ruhig zu sein, aber von den Verantwortlichen traut sich niemand das beruhigende "kontrolliert" zu sprechen, alle erinnern sich an die Blamage der Politiker im Jahr 2012 auf La Gomera, wo politische Entscheidungen dazu führten, dass man ein Feuer als kontrolliert bezeichnet hatte und darauf hin alle Kräfte abgezogen wurden. - Das rächte sich gewaltig, also sind alle sehr zurückhaltend, aber ich als Laie darf von großer Zuversicht sprechen, was denn die Lage auf der Insel angeht. - Zumindest hier im Westen, an der "Front" El Paso, auch ist die Rauchentwicklung oberhalb Jedeys in den Bergen kaum noch zu sehen. - Bleibt die Unsicherheit in Fuencaliente, von dort kommen keine Nachrichten die man robust deuten kann, aber wir können im Süden auch kaum noch Rauch erkennen. - Darüber hinaus kann es natürlich jederzeit zu neuen Feuern kommen, bei den Temperaturen wäre das kein Wunder.

Ich gehe davon aus, dass wir morgen das Wort "kontrolliert" in allen Medien zu lesen bekommen, heute Nacht sind die entscheidenden Fortschritte gemacht worden und die vielen Mittel aus der Luft haben heute auch hervorragende Arbeit geleistet. - Hut ab, Chapeau, ganz große Arbeit und dennoch wird immer gemeckert, hier und da hätte dieses oder jenes besser gemacht werden können, ich kann das so nicht nachvollziehen. - Jeder, der es besser machen will, der soll bitte bei 40 Grad mit Ausrüstung in den Bergen und vor dem Feuer das vormachen, dann ziehe ich auch den Hut. - Ansonsten, immer nach Waldbränden auf der Insel, denn ich kenne das schon lange, machen sich viele anreisende Gäste Sorgen, ob man denn ohne Probleme sicher auf der Insel Urlaub machen kann. - An die 5% der Inselfläche ist betroffen, fast gänzlich Kiefernwald, und im Kiefernwald hat auch nur etwa die Hälfte der Bäume gebrannt. - Es steht einem Urlaub auf der Insel überhaupt nichts im Weg, und manch einer findet sogar Interesse daran, wie unsere Kanarische Kiefer sich trotz dieser Widrigkeiten immer wieder durchsetzt. - Es gibt andere Dinge, welche auf dieser Insel gefährlich sind, betrunkene Autofahrer, plötzliche große Wellen, oder andauernde schlechte Laune. - Das Feuer ist alle paar Jahre ganz normal, sieht man das vom Standpunkt eines Kiefernwald aus, aber natürlich sehen das die Menschen, deren Besitz bedroht ist anders, und auch viele Tiere sind natürlich bei einem solchen Feuer die Opfer. - Die anreisenden Gäste brauchen keine Sorgen zu haben, La Palma ist nicht abgebrannt, wir haben nur mal wieder mit dem Feuer gespielt und das ist wieder mal kräftig daneben gegangen.



Freitag 05.08.2016 17:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 39 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 3 % - Luftdruck 1015 hPa
Höchsttemperatur heute 39,6 Grad - niedrigste Temperatur 29,0 Grad

Im Westen weiter nichts Neues
Schrecken über Nachrichten von Brandherden in Tijarafe

Die Temperaturen sind weiterhin schlimm, besonders eben für die Leute, welche jetzt in den Bergen auch noch mit schwerer Ausrüstung arbeiten müssen, das ist kaum nachzuvollziehen. - Einzig der Wind ist auf unserer Seite, kaum spürbar, allerdings kommt der Wind abends meist wieder, also wollen wir vorsichtig sein. - Früher Nachmittag der Schreck, man kämpft bereits an zwei Fronten, Fuencaliente und hoch oben in den Bergen von Jedey. - Dort bekämpft man das Feuer von der Ostseite aus, eben mit dem Canadair-Löschflugzeugen und man will eben verhindern, dass das Feuer in tiefere Zonen der Ostseite gelangt. - Dann kommt der Notruf, Feuer in La Punta bei Tijarafe, also ganz woanders und ohne Zusammenhang mit dem Feuer im Süden und Westen. - Man kann die Brandherde dort im Norden allerdings schnell ungefährlich machen, es sind ja viele Einsatzmittel auf der Insel. - Das wäre dann ein ganz "normales" Feuer für dieses Wetter, denken wir eben daran, dass unsere jetzigen Probleme noch vor der Hitze entstanden sind.

Auf der Westseite möchte man bereits Entwarnung geben, es gibt nur noch bei San Nicolas und an der Cabeza de Vaca dünne Rauchfäden, aber wir fürchten eben aufkommenden Wind, und wenn dann nachts die Hubschrauber nicht mehr fliegen können, dann wird aus kleinen Brandnestern schnell wieder loderndes Feuer. - Wir sind weit weg davon Entwarnung zu geben, aber die Situation auf der Westseite ist ein Vielfaches besser als noch zur gleichen Zeit gestern, und so haben die Brandbekämpfer die Möglichkeit, alle Kräfte auf die Zonen zu verteilen, welche jetzt noch bedrohlich aktiv sind. - Inzwischen meldet man über 3.000 Hektar betroffene Fläche, allerdings darf ich da immer wieder betonen, der Kiefernwald erholt sich schnell, was kaputt geht, das sind die Weinfelder und der Besitz der Menschen, welcher nahe des Waldes oder da drin steht.




Die Situation auf der Westseite, 17:00 Uhr. Nur noch ganz geringe Rauchentwicklung. Zwei Finger vom Birigoyo Richtung Süden kann man noch dunkleren Qualm entdecken, das ist der Focus hoch in den Bergen, welcher von der Ostseite aus bekämpft wird. - Es ist auch kein Rauch mehr aus dem Süden zu erkennen, aber das muss nicht heißen, dass die Situation dort auch so positiv verläuft wie bei uns.




Die betroffenen Zonen sind rot eingezeichnet, kein Anspruch auf Komplettheit





Freitag 05.08.2016 13:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 37 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 3 % - Luftdruck 1015 hPa
Höchsttemperatur heute 30,1 Grad - niedrigste Temperatur 19,3 Grad

Man macht die Tür auf, und steht im Ofen
Die Canadair-Löschflugzeuge fliegen auf der Ostseite der Insel

Man macht die Tür auf und ein Schlag heißer Luft will einen ins Haus zurückschieben. - Das geht nur einen Tag so, dann sind die Häuser innen auch so heiß, nur der alte Teil unseres Hauses hält zwei Tage, dann allerdings hält die Hitze vier Tage lang im Haus an. - Die Frage, ob das Feuer auf der Ostseite angekommen ist, die kann sich erledigen in dem man bei Flightradar24 die Flugbewegungen der beiden Maschinen beobachtet. - Vom Flughafen aus in die hohen Zonen Breña Altas und vielleicht auch schon Mazos, das kann ich von hier aus nicht erkennen. - Aber die fliegen oft und flott und von uns aus ist kaum noch Qualm dort zu erkennen. - Hier auf der Westseite kommt ab und zu ein Helikopter und fliegt ein, oder zweimal gegen punktuelle Brandherde an, welche in der Zone Tacande oder Jedey gemeldet werden, darüber hinaus beschäftigt man sich hier auf der Westseite eher mit Wunden lecken und vom Boden aus versucht man die restlichen Brandnester zu kontrollieren.

Über die Front in Fuencaliente kommt wenig Neues, eigentlich funktioniert als Medium nur Radio Muirón richtig, und die beiden online-Zeitungen elapuron.com und eltime.es, allerdings meist mit einem beachtlichen Zeitabstand, aber dafür mit sehr reichlichen und guten Fotos. - Die sozialen Netzwerke versagen als zuverlässige Quelle fast komplett, außer tausend Wiederholungen von bemerkenswert brennenden Bäumen kommt kaum konkrete Information und die meisten Einzeiler sind auch nicht zu überprüfbar und taugen nicht, ein Gesamtbild zu bauen. - Die alten Männer (Chapeau Emilio und Tomás, oft eingenordet vom Mexikaner Alejandro, haben eine hervorragende Arbeit die letzten Tage abgeliefert.) von Radio Murión schlagen Facebook und Twitter weit in die Flucht, zumindest, was eben solche regionalen und punktuellen Ereignisse angeht. - Hier auf der Westseite sehen wir nur noch zwei Stellen, an denen Rauch aufsteigt, eine Richtung Birigoyo auf halber Höhe und weiter oberhalb von San Nicolas, wo man heute Nacht gleich mehrere Wunder vollbracht hatte. - Alles konzentriert sich jetzt auf die hohen Zonen von Pavona in Breña Alta und die Umgebung von Fuencaliente, im Westen allerdings, nichts Neues…




Eine Canadair, hoch über dem Birigoyo




Na, wo fliegen sie denn? - Genau da! Image Courtesy of Flightradar24





Freitag 05.08.2016 10:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 32 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 3 % - Luftdruck 1015 hPa

Zielwechsel Süden
Die Schlauchhelden

Das Fleißbildchen für heute hat sich der Kamov K32 vom Landwirtschaftsministerium geholt. - Der war der erste in der Luft, gleich gefolgt von den beiden PZL W-3 der BRIF und die haben gut eine Stunde Wasser auf die noch brennenden Flecken unterhalb des Refugio El Pilar geworfen. - Dort zeigt nun langsam ziehender weißer Rauch Beruhigung an und wir wollen annehmen, dass diese Front zwischen El Paso/Tacande und dem Birigoyo mit den vorhandenen Bodenkräften kontrolliert bleiben kann. - In San Nicolas/Jedey sind noch einige kleine Brandnester aktiv, aber auch dort finden sich immer genügend Leute, diese zu kontrollieren. - Oberhalb San Nicolas steigt an einer Stelle noch schwarzer Rauch auf, aber auf sehr kleinem Radius. - Problematischer scheint es nun im Süden zu sein, besonders in den hohen Zonen und dem Anfang der Vulkanroute im oberen Teil des Ortes. - In Los Canarios, dem zentralen Ortsteil hat man die meisten Leute evakuiert, runter zum Strand und erneut war das Hotel auch sehr hilfsbereit und hat viele Menschen dort die Nacht verbringen lassen. - In Las Indias, also Westseite unterhalb des Hauptortes wiederholt sich die Geschichte aus dem Jahr 2009, durch Funkenflug entzündet sich dort die Vegetation, aber die Hauseigentümer stehen mit dem Schlauch in der Hand und verhindern so, ein Übergreifen auf die Häuser, zum Teil deren einziger Besitz.

Das war zum Teil das Problem der Leute in Tacande und San Nicolas, irgendwann war der Strom weg, da die Leitungen angebrannt wurden, und dann musste man sich auf Stadtwasser oder auf Handpumpen verlassen, um das Haus oder die Umgebung nass zu halten. - So manch ein Nachbar dort hat sein Hab und Gut gerettet, in dem er ohne Unterlass, die ganze Nacht lang mit einer Spritze, welche sonst zum Spritzen von Insektiziden dient und 16 Liter Wasser fasst, das Umfeld um sein Haus feucht gehalten hat. - Ein Freund von mir hat so das dritte Mal innerhalb von 11 Jahren sein Haus gerettet, aber das gelingt auch nur, wenn das Haus nicht direkt im Wald steht. - Auch aus Jedey hört man ähnliche Heldentaten der Nachbarschaften, der Schlauch in der Hand ist immer noch der beste Freund, allerdings sieht das natürlich die Guardia Civil anders, welche klar den Befehl hatte die Leute dort zu evakuieren, aber das gelingt nicht, wenn ein Palmero oder eine Palmera sein Heim gegen die Flammen verteidigen will. - Da entsteht durchaus ein Zwiespalt, so manches Haus wäre abgebrannt, wenn die Leute sich an den Evakuierungsbefehl gehalten hätten und es ist überhaupt nicht bekannt, dass irgendjemand von der Guardia Civil mit Gewalt aus seinem Haus geholt worden sei.

Wir können ein aktives Feuer südlich des Birigoyo beobachten, und ein weiteres noch deutlich südlicher, vielleicht bereits in der Höhe des San Martín und es hat den Anschein, dass diese Feuer nun von den Hubschraubern angeflogen werden, allerdings von der Ostseite aus. - Der Kamov, vier "Falken - Sokol" und das kleinere "Eichhörnchen" holten Wasser aus dem Speicher "Dos Pinos" im Aridanetal und flogen damit über die Cumbre Nueva auf die Ostseite. - Wo die nun ihre, jetzt so kostbare Fracht abgeliefert haben, das konnten wir nicht beobachten, genau so wenig können wir verifizieren, dass das Feuer nicht bereits auf der Ostseite angekommen ist. - Bedrohlich im Moment scheint nur noch die Lage in Fuencaliente zu sein, man konzentriert nun auch die Kräfte dort in den Süden, aber es wird halt schwieriger für mich darüber zu berichten, da ich auf die Aussagen von Freuden dort angewiesen bin.

Der böige Wind hat deutlich und erfreulich nachgelassen, das bereits in den frühen Morgenstunden und das kann sehr gut helfen, in den kommenden Stunden auch die noch aktiven Feuer besser zu kontrollieren. - Man spricht inzwischen von 2.000 bis 2.500 Hektar betroffener Fläche, dabei muss ich immer wieder sagen, betroffen heißt noch nicht verbrannt, und wenn wir mal bedenken, dass die Insel weit über 70.000 Hektar groß ist, sollte man bitte die Kiefer ein bisschen im Wald halten und die Überschriften, La Palma brennt, oder ist verbrannt, erlauben Sie mir das, sind hirnverbrannt. - Leider hat das Feuer ein Menschenleben gefordert, das alleine macht dieses Feuer schon speziell, denn es ist sehr, sehr lange her, dass auf der Insel bei Bränden jemand zu Schaden gekommen ist. - Bislang meldet man auch keine verbrannten Häuser, (es fehlen Aussagen aus Los Canarios) aber wohl Bodegas und andere landwirtschaftlich genutzte Gebäude in den Weinfeldern, besonders in der Zone San Nicolas/Jedey. - Aber es ist noch zu früh, eine Bilanz zu ziehen, nur eben begegnen uns in diversen Medien, bei aller Schrecklichkeit, welche die Nachbarn bei einem solchen Feuer begegnen, ziemliche Übertreibungen über das Ausmaß der bedrohten Gebiete.

Hier in El Paso bemüht man sich nun die vielen übrig gebliebenen Brandnester unter Kontrolle zu halten, dessen Erfolg auch davon abhängt, wie sich der Wind weiter verhält. - Momentan zeigt sich der Wind sehr zurückhaltend. - In Fuencaliente muss man wohl noch aktiv gegen Feuer kämpfen. - Acht Hubschrauber fliegen insgesamt gegen die Brände an, 3 Löschflugzeuge und eine enorme Anzahl an Freiwilligen, die meist eben aus der Nachbarschaft bestehen und deutlich mehr Respekt verdienen, als sie "Schlauchhelden" zu nennen. - Mehr im Lauf des Tages, es gibt, Gott sei Dank, im Moment wenig Reißerisches zu berichten.




Ohne Anspruch auf Komplettheit. - Rot eingezeichnet die Zonen, in denen Feuer wirkten oder wirken.




Wer versteckt sich denn da?




Es ist das Eichhörnchen, Aerospatiale AS 350B-2, Écureuil




Blick auf die Cumbre Vieja von unserem Standort aus 10:00 Uhr





Freitag 05.08.2016 07:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 31 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 3 % - Luftdruck 1015 hPa

Positive Wende am frühen Morgen
Brandbekämpfer und Nachbarn gewinnen diese Nacht

Es hat sich alles in den Vorhersagen umgedreht. - Die Nacht davor hoffnungsvoll, dann diese Nacht beginnend mit Evakuationen in Fuencaliente, Jedey und Las Manchas, und dann brannte es lichterloh in die Nacht hinein. - Die meisten Anwohner sind allerdings in den Häusern geblieben, zumindest ein paar davon und gegen frühen Morgen war es dann auch von unserem Standort aus sichtbar, dass die Feuerwehren und die Nachbarn zumindest diese Nacht, oder sagen wir ruhig diese Schlacht gewonnen haben. - Ohne Nachrichten bislang bin ich aus Fuencaliente, aus der Richtung kommt der noch einzige große, dunkle Qualm, scheint es für das Aridanetal gut gegangen zu sein. - Das Wetter ist grausem, weit über 30 Grad in den Bergen, böiger Wind, im Tal aus Nordost, weiter südlich unter der Cumbre Vieja aus Südost, und die Luftfeuchte ist nicht mehr messbar. - Wir waren und sind also im berühmten 30 - 30 -30 Bereich, ein ungeliebte aber oft genutzte Formel in Sachen Flächenbränden, wenn es über 30 Grad warm ist, der Wind über 30 Stundenkilometer bläst und die Luftfeuchte unter 30% liegt, dann erhöht sich die Gefahr für eine schnelle Ausbreitung von Bränden überproportional.

In der Zone Tacande/Cabeza de Vaca kämpfte die BRIF in der Nacht und der Wind half den Spezialisten, denn dort weht es meist aus Nordost und drückte so die Flammen immer wieder zurück, da wo sie hergekommen waren. - Erst in den frühen Morgenstunden konnte man dann die Erfolge erkennen. - In San Nicolas und Jedey war es am schlimmsten, dort brannte gegen Mitternacht der gesamte Wald oberhalb der Orte, und erst gegen 04:00 Uhr nahmen die Feuer ab und ließen Hoffnung aufkommen. - Dort müssen sich zum Teil dramatische Szenen abgespielt haben, aber auch dort scheint der Kampf gewonnen. - Die oberen Ortsteile von Fuencaliente wurden komplett evakuiert, und von dort fehlen uns noch Berichte darüber, ob es weiter bedrohlich ist oder nicht. - Viele schlafen jetzt, da die Gefahr zunächst gebannt scheint und wir hoffen auf das baldige Brummen der Hubschraubermotoren, die heute beste Gelegenheiten haben, dem Feuer nach dieser schwierigen Nacht robust zuzusetzen. - Im Laufe des Vormittags werde ich mehr Informationen haben, aber bislang darf ich positiv überrascht und hoffnungsvoll diese Nacht hinter uns lassen.




San Nicolas Mitternacht




San Nicolas Mitternacht mit Tele




Ein fast friedliches, aber geschundenes La Palma am Día de la Virgen um 07.00 morgens





Donnerstag 04.08.2016 22:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 29 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 8 % - Luftdruck 1014 hPa
Höchsttemperatur heute 30,1 Grad - niedrigste Temperatur 19,3 Grad

Eine ganz schwierige Nacht
Die Hubschrauber sind weg und man fühlt sich alleine gelassen

Der heiße Wind ist nun auch bei uns angekommen und man kann deutlich auch an den Aufnahmen sehen, dass die Feuer mit dem Wind und nach dem Wegbleiben der Hubschrauber wieder deutlich aufgelegt sind. - Ganz schwierig ist es im Moment Richtung Fuencaliente, dort wird der Ort bereits evakuiert, unsere Gäste sind ins Hotel und der Eigentümer bleibt im Haus, mit Frau und Schlauch. - Auch bei uns in El Paso ist nichts gegessen, nur wenn der Wind so bleibt, also Nordost über die Cumbre Nueva, dann scheint das dort oben Richtung Birigoyo halten zu können. - Da stecken die von der BRIF nun zwischen zwei Feuerfronten auf dem Weg Cabeza de Vaca und so kann man nur hoffen, dass das gut geht. - Wir haben einfach nicht genug geschafft, bevor der Wind einsetzt und die Hitze kommt, verloren haben wir das Spiel, in dem Moment, als sich eine nördliche und eine südliche Front gebildet hatten, also irgendwann am frühen Nachmittag. - Jetzt brennt es, mit Unterbrechungen, auf mindestens 6 Kilometer und wir sind heute Abend so ganz weit weg entfernt, von dem vorsichtigen Optimismus, den wir gestern Abend noch versprüht hatten. An Schlafen ist wohl kaum zu denken, und die Jungs da oben in den Bergen machen einen Job für uns, der nicht genügend zu würdigen ist.



20:30 unser Standort




21:30 unser Standort






Donnerstag 04.08.2016 19:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 26 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 40 % - Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute 26,9 Grad - niedrigste Temperatur 19,3 Grad

Besser in El Paso, schlechter in Jedey
Zwei Canadair-Löschflugzeuge sind auf der Insel angekommen

Oben in den Bergen ist die Hitze bereits angekommen. - Auf unserer Höhe dauert das sehr viel länger, die Temperaturen liegen dort in den Bergen sicherlich deutlich über 30 Grad, aber uns noch nicht. - Vor einer halben Stunde sind zwei Canadair-Amphibienflugzeuge auf La Palma gelandet und werden wohl so bald wie möglich auch in den Kampf gegen die Flammen eingreifen. - Gute 5.000 Liter Wasser können diese Maschinen aufnehmen, müssen aber halt immer wieder zum Flughafen zurückkehren, um erneut Wasser aufzunehmen. - Im Meer dürfen die Maschinen keine Wasser aufnehmen, da Salzwasser den Kiefernwald letal schädigen würde, das Feuer jedoch nicht, Pinus Canariensis erholt sich nach einem Feuer innerhalb eines bis drei Jahren. - Auch hat man eine Maschine "Air Tractor" auf dem Flughafen gesehen, aber heute habe ich die noch nicht im Einsatz beobachten können. - Wir hoffen natürlich, dass die neue Mittel schnell eingesetzt werden können.

Im Moment fliegen die meisten Maschinen wieder weiter im Süden, zwischen San Nicolas und Jedey, dort scheint sich die Lage verschlechtert zu haben, nachdem früh morgens und tagsüber die "El Paso Front" Hauptaugenmerk für die Hubschrauber war. - Inzwischen sind Feuerwehrfahrzeuge, wohl von der "BRIF", (Brigada de Refuerzo en Incendios Forestales) mit mindestens 13 Fahrzeugen den Waldweg "Cabeza de Vaca" hinaufgefahren, dieser Weg ist entscheidend dafür, ob sich das Feuer, welches jetzt in den hohen Zonen Richtung Birigoyo bewegt, auch wieder hinunter in die bewohnten Gebiete von Tacande bewegen könnte. - Das gibt für El Paso ein gutes Gefühl der Sicherheit, diese Straße kann also auch nachts von der Feuerwehr verteidigt werden.

Dennoch haben wir uns entschlossen, unsere Gäste, welche in der Zone von Tacande wohnen, in andere Häuser zu bringen, nicht nur die Gäste wollen ein paar Stunden ruhig schlafen, sondern wir auch… In den unteren Zonen ist man sicher, vielleicht kann man die Hauptstraße LP2 als Grenze grob nennen, oberhalb davon beginnt der Kiefernwald, und damit die Gefahr. - Häuser in bewohnten Zonen, also mit vielen Nachbarn und bepflanzten Gärten sind so gut wie ungefährlich, da immer sofort Nachbarn mit einem Schlauch in der Hand in der Nähe sind und auch Zierpflanzen, welche gegossen werden, bei weitem nicht so gefährdet sind wie die Kiefern, deren Nadeln sehr lange schon kein Wasser mehr geschmeckt haben.

Es ist schwer für uns die Lage weiter im Süden einzuschätzen, aber aus der Presse und besonders von Radio Murión, welche weiterhin pausenlos senden, konnten wir erfahren, dass es wohl auch bereits Brandherde in der Gemeinde Fuencaliente gibt. - Das mag dem Nordostwind geschuldet sein, welcher hier in El Paso hilfreich war und ist, aber eben damit die Gefahr nur verlagert. - In der Tat ist auch die "Brandrichtung" meist vom Norden in den Süden, aber wie schnell sich das auch wieder drehen kann, das haben wir ja bereits heute in den frühen Morgenstunden gesehen, als plötzlich die "El Paso Front" entstand und uns sehr zugesetzt hat.

Und nur so ganz nebenbei, morgen ist auf der Insel Feiertag, wir feiern die Schutzpatronin der Insel, die Virgen de Las Nieves. - Das war früher kein Feiertag, da war die Jungfrau lediglich für die Hauptstadt und die "Breñas" zuständig, der eigentliche Schutzpatron ist der Erzengel San Miguel. - Der kämpferische Bengel ist inzwischen zum lokalen Heiligen zurückgestuft worden, was viele Traditionalisten nicht wirklich erfreut. - Aber so kann sich ja morgen die Jungfrau gleich beweisen, mal sehen, ob das was bringt.




Von unserem Standort aus 18:00 Uhr




Die BRIF fährt mit schwerem Gerät den Forstweg "Cabeza de Vaca" hoch, sehr beruhigend für El Paso




Eine der Canadair-Maschinen hat schon mal kurz auf die Westseite geguckt, aber noch keinen Einsatz geflogen





Donnerstag 04.08.2016 16:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 25 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 55 % - Luftdruck 1015 hPa

Warten auf die Hitze
Die Hubschrauber fliegen weiter im Akkord

Die Situation hat sich gegenüber heute Mittag nicht verändert. - Drei "Sokol" PZL W-3 Hubschrauber und der dicke Kamov K32 fliegen weiterhin ununterbrochen vom Wasserspeicher Dos Pinos hinauf in Richtung Birigoyo. - Dort bekämpft man den sich langsam ausbreitenden Brand, welcher nun in Richtung Refugio El Pilar zieht. - Auf dem Weg dorthin kommen nun Zonen mit weniger Vegetation und darum hofft man, dort effektiv die diversen Brandherde löschen zu können. - Der kleine Hubschrauber, das "Eichhörnchen" Aerospatiale AS 350B-2 fliegt in Jedey, dort Brandnester löschen, es ist auch bei vier Hubschraubern, welche Wasser an einem Staubecken holen wollen manchmal eng, also teilt man sich das Gelände auf. - Angesagt sind nun weitere Mittel, sowohl Flugzeuge wie auch mehr Soldaten der UME, allerdings sind die erst vom Festland auf dem Weg und das wird mindestens bis morgen dauern, bis weitere Verstärkung da ist.




Ein Falke wartet darauf, dass der Kamov ausgetrunken hat




Situation um 16:00 Uhr von unserem Standort aus





Donnerstag 04.08.2016 13:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 22 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 60 % - Luftdruck 1015 hPa

Feuer kontrolliert in den unteren Zonen
Aber das Wetter bleibt das große Fragezeichen

Jedey, San Nicolas, Tacande de Arriba und El Charco, das sind die vier Siedlungen, um welche es geht. - Dort hat man viele Menschen evakuiert, zum Teil konnten die aber schon zurück, da es in den meisten bewohnten Zonen gelungen ist, das Feuer zu kontrollieren. - Das war und ist Hauptaugenmerk der vielen Kräfte, welche sich um ein Eindämmen des Feuers bemühen, und das scheint auch bislang gelungen zu sein. - Rund um Jedey und San Nicolas qualmt es noch gewaltig und dort fühlt man sich auch noch nicht richtig wohl, zwischen so viel Rauch, aber El Charco, weiter im Süden, und Tacande de Arriba sind bis jetzt gut davongekommen. - Allerdings lässt die Polizei noch keinen Anwohner dort wieder hin, wir werden also auch unsere Gäste, welche ein Haus in der Zone bewohnen, die kommenden Tage woanders unterbringen. - Aber da helfen alle mit, es war kein Problem Ersatz zu bekommen. - Die letzten beiden Stunden flogen die Hubschrauber, ich habe inzwischen deren 6 gezählt, die der Brif sind dabei und ein Aerospatiale AS 350B-2 Ecureuil vom Cabildo Insular der Gran Canaria, nur den Air-Tractor habe ich nicht gesehen und es ist wohl einfach so, dass Flächenflugzeuge bei Bränden in Gegenden mit abrupter Orographie einfach im Nachteil sind. - Oberhalb des Weges "Cabeza de Vaca" befinden sich nun die Hauptbrandzonen und da der Wind momentan leicht aus Nordost kommt, und auch wegen des vielen Wassers, welches die Hubschrauber dort abgeworfen haben, kommt das Feuer momentan nicht voran. - Das hört sich so weit gut an, allerdings erwarten wir ja für die kommenden Stunden eine drastische Veränderung der Wetterlage und damit können dann alle positiven Annahmen wieder zunichte gemacht werden.

Die Straße LP2 nach Fuencaliente ist weiter ab dem Bodegón Tamanca geschlossen, sowie die Straße zwischen El Paso und San Nicolas, weniger, weil es dort gefährlich wäre, sondern die Einsatzkräfte nutzen diese Straße um hinauf in die Berge zu gelangen. - In der lokalen Presse bietet man eine haarsträubende Version über den Ursprung des Feuers an, so haarsträubend, dass die unter Umständen sogar echt sein könnte und demnach wäre einer unserer deutschen Landsleute Schuld an der Misere. - Das ist mir als Meldung noch viel zu unausgegoren um darüber zu berichten. - Unklar lässt die Presse auch, ob denn der Mitarbeiter des Umweltamtes noch als vermisst gilt, oder bereits als verstorben. - Dabei hat man der Familie bereits den Tod ihres Angehörigen mitgeteilt und hier wollen wir aus Gründen des Respekts und der Hierarchie der Trauer die Dinge einfach ohne weiteres Nachhaken lassen. - Die alles entscheidende Frage ist natürlich nun, wie geht das mit dem Wetter weiter und gelingt es den Einsatzkräften das Feuer so weit unter Kontrolle zu bringen, dass wir uns ohne große Angst in die Hitzewelle begeben können. - Das hängt davon ab, wie weit die Feuerwehr weitere Erfolge erzielt und wann denn die Hitze uns treffen wird.




Situation gegen 12:00 Uhr, Blick aus El Paso Richtung Cumbre Vieja







Die Hubschrauber versuchen die Ausbreitung des Feuers in Richtung Ostseite zu verhindern.





Donnerstag 04.08.2016 09:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 20 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 60 % - Luftdruck 1015 hPa

Gute und schlechte Nachrichten zum Feuer
Unter Zonen bei El Paso scheinen kontrolliert

Die ganz böse Nachricht allerdings kommt gerade über Radion Murión, ein Mitarbeiter des "Medio Ambiente", sagen wir mal Umweltamt, welche auch mit der Brandbekämpfung zu tun haben, scheint in der Nacht vom Feuer überrascht worden sein und verstorben. - Die Nachrichtenlage ist noch sehr dünn, aktuell ist lediglich Radio Murión, die Zeitungen sind ein paar Stunden hinten dran, mehr wissen wir über diesen tragischen Fall noch nicht. - Der Wind drehte gegen 08:30 Uhr auf Nordost, was zunächst die Ausbreitung des Feuers in Richtung El Paso verlangsamte. - Allerdings fachte der Wind in den oberen Zonen das Feuer auch wieder an und es kam zu denen, bei Bränden im Kiefernwald immer mal wieder zu beobachtenden "Explosionen", wenn durch die enorme Hitze einer, mit Harz vollen Kiefer plötzlich auch viele Bäume im nahen Umkreis Feuer fangen. - Das ist extrem gefährlich und man erschrickt auch über die plötzlich hohen Flammen und die Menge an schwarzen Rauch, welche durch den schnellen Brand des Harzes entstehen. - Im Moment können wir drei Hubschrauber zählen, den auf La Palma stationierten PZL W-3 des Gobierno de Canarias, ein weiteres baugleiches Modell, welches auch die Aufschrift "Gobierno de Canarias" trägt und den "Dicken", den Kamow K32 aus Tenerife, der vom Landwirtschaftsministerium im Sommer auf die Kanaren geschickt wird. - Die beiden PZL W-3 der Brif konnte ich noch nicht sehen, es ist aber gut möglich, dass das Wasser aus dem Speicher "Cuatro Caminos" in Las Manchas aufnehmen und ich deswegen diese Apparate nicht sehen kann. - Auch konnte ich die "Air Tractor" heute noch nicht im Einsatz sehen, allerdings kann es gut sein, dass die Maschine Ziele anfliegt, welche für uns durch die Rauchentwicklung nicht zu sehen sind.

Die Hubschrauber konzentrieren sich weiterhin auf die niederen Lagen von Jedey und San Nicolas, die Feuerstellen oben in den Bergen auf der Cumbre Vieja und nun in Richtung Birigoyo werden nicht angeflogen, es gilt zunächst bewohnte Gebiete sicher zu halten. - Einige hundert Menschen wurden aus Jedey, San Nicolas und Tacande evakuiert, allerdings bleiben meist ein paar Anwohner und Nachbarn an den Häusern, um den Besitz vor den Flammen zu sichern. - Leider wird es im Laufe des Tages zum erwarteten Wetterwechsel kommen und die Temperaturen stark ansteigen und damit auch die Luftfeuchte stark absinken. - Der Wind wird auch auffrischen, allerdings erwarten wir keinen Sturm oder ganz scharfen Wind, das könnte die einzige gute Nachricht in Sachen kommendes Wetter sein. - Ein paar Stunden bleiben noch bei kühler Luft, und die Löschmannschaften haben so lange Zeit, das Feuer deutlich von den bewohnten Zonen fern zu halten.




Für Momente entsteht gewaltige Hitze im Kiefernwald und dann brennen plötzlich eine Vielzahl von Bäumen.




Einer der PZL W-3 des Gobierno de Canarias





Der "Star" der Löschflotte, der Kamow K32 des "Magrama" (Ministerio de Agricultura, Alimentación y Medio Ambiente)





Donnerstag 04.08.2016 08:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 20 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 42 % - Luftdruck 1016 hPa

Der erste Hubschrauber fliegt
Wird Zeit, dass die anderen kommen

In der Zone San Nicolas-Las Manchas-Tacande scheint es den Feuerwehren auf dem Boden gelungen zu sein, das Feuer bislang von der Straße und den bewohnten Gebieten abzuhalten. - Entlang des Weges "Cabeza de Vaca", welcher bis zum Llano de las Brujas hinauf führt versuchen andere Kräfte ein weitere Vordringen der Flammen zu verhindern. - Dort kann man mit Fahrzeugen wirken, wo man nicht hinkommt, ist man auf die Hilfe aus der Luft angewiesen. - Es muss wohl der Wind gewesen sein, Südost, welcher die Situation so völlig gedreht hat, wie es südlich von Jedey aussieht, das können wir von hier aus nicht wahrnehmen, allerdings scheint die gefährlichste Front im Moment die bei San Nicolas-Tacande zu sein. - Umgekehrte Richtung. - Wir erinnern uns noch unangenehm an das große Feuer aus dem Jahr 2012, als man dort, wo jetzt die Flammen sich Richtung Nord fortbewegen, ein Feuer stoppen konnte, welches aus dem Norden kam und eine Schneise der Verwüstung durch Tacande zog. - Der Hubschrauber des Gobierno de Canarias, der PZL W-3 mit dem rot-gelben Anstrich war der erste, welcher zwanzig vor Acht heute begann zu löschen und der flog von dem Wasserspeicher "Dos Pinos" nach Jedey und löschte dort. - Die anderen Hubschrauber und auch der Air-Tractor sind bislang noch nicht aufgetaucht, und ich versuche mich gerade in die Leute zu versetzen, welchen einen Hubschrauber an sich vorbeifliegen sehen, ein anderes Haus zu retten, während das eigene bedroht ist. - Es wird Zeit, dass die anderen Mittel auch anfangen endlich zu löschen, die Arbeiter und Feuerwehrleute auf dem Boden sind auf deren Hilfe angewiesen.




Von unserem Standort aus, 07:30 Uhr




Ein Fleißbildchen für die Besatzung dieses Hubschraubers, die anderen frühstücken vielleicht noch





Donnerstag 04.08.2016 07:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe

Temperatur 20 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 48 % - Luftdruck 1016 hPa

Sachen packen in Tacande
Feuer dreht zurück in Richtung El Paso

Bis etwa 03.00 Uhr war noch alles ganz ruhig, dann plötzlich zog das Feuer erneut in Richtung El Paso und befindet sich jetzt in der Region San Nicolas. - Noch ist es dunkel und die Hubschrauber können nicht fliegen, und dadurch kompliziert sich die Situation sehr. - Wir müssen einige Ferienhäuser in der hohen Zone von Tacande evakuieren, rein aus Vorsichtsmaßnahme. - Der Wind ist immer noch sehr gering, das erleichtert die Sache ein bisschen, aber es wird Zeit, dass die Hubschrauber fliegen können, damit Schaden von El Paso abgewendet werden kann. - Für San Nicolas ist die Angelegenheit momentan kritisch und die Häuser in Tacande, oberhalb der Straße LP2 sollten die Lage genau im Blick halten. - Es wird dringend Zeit, dass die Hubschrauber ihre Arbeit beginnen und was gestern Abend noch so zuversichtlich klang, das ist Für El Paso zu Schrecken geworden.




Gegen 06:30




Oberhalb San Nicolas 07:00




San Nicolas - Tacande 07:00





Mittwoch 03.08.2016 20:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 22 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 45 % - Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute 24,4 Grad - niedrigste Temperatur 19,5 Grad

Feuer bei Jedey
Vorsichtige Entwarnung für El Paso

Man wird bis zum letzten Sonnenlicht fliegen, um so viel Wasser wie nur möglich auf die Brandfläche zu bringen, denn vor morgen haben alle Angst. - Ab morgen, wohl bereits im Laufe des Vormittags erwarten wir ein kräftiges Ansteigen der Temperaturen und auch der Wind soll auffrischen. - Aus Osten, vielleicht mal mit ein bisschen Süden dabei, erwartet man dann den Wind, genau so wie jetzt, aber eben mit bis zu 25 Knoten übermorgen, und dann wird es allmählich unangenehm. - Aber vielleicht hilft eben auch noch eine feuchte und kühle Nacht, die uns jetzt noch bevorsteht. - Aus Gran Canaria erwarten wir noch einen weiteren Helikopter, mit den Spezialisten der "Presa Gran Canaria". - Bei den "Presa Gran Canaria" handelt es sich auch um speziell ausgebildete Gruppen von Profifeuerwehrleuten, welche mit dem Hubschrauber in die Nähe der Brandherde geflogen werden, um dann Gegenmaßnahmen einzuleiten. - (Gegenfeuer zum Beispiel oder Brandschneisen) - Im Wesentlichen sind die "Presa" mit den gleichen Aufgaben betreut wie die der "Brif", unterstehen aber im Einsatz dann auch den lokalen Einsatzleitern. - Es kam auch zu Missverständnissen und Fragen über die "Presa Gran Canaria", denn nicht nur ein Medium hat das falsch geschrieben, und "Preso" daraus gemacht, als wären dort Gefangene im Einsatz. - Dem ist nicht so, das sind hochausgebildete Spezialisten und den Namen hat man sich von der einheimischen (Kampf)Hunderasse "Presa Canaria" ausgeliehen.

Auch hat man inzwischen die UME aktiviert, die "Unidad Militar de Emergencia", also einen Trupp an Soldaten, welche in Los Rodeos auf Tenerife stationiert sind und ebenso bereits im Kampf gegen die Waldbrände auf den Kanaren erfahren sind. - Die kommen wohl heute Nacht noch mit dem Schiff, oder zumindest ein Teil von deren Ausrüstung, und die halten eben besonders moderne und schwere Technik vor, welche sich unser Cabildo Insular nicht leisten kann. - Man schaut also schon auf morgen, obwohl noch gut eine Stunde Zeit bleibt für die Hubschrauber und die "Air-Tractor" die Umgebung der Brandherde kräftig abzukühlen und zumindest für El Paso kann mal vorsichtige Entwarnung geben, und wir hoffen natürlich, dass das "schlechte Wetter" nicht bereits heute Nacht einsetzt und uns dann ohne Hilfe aus der Luft erwischt. - Aber jetzt bereits ein Chapeau an alle Feuerwehrleute und auch die Einsatzleitung, so schnell so viele Kräfte heran zu ziehen und einzusetzen, das alleine ist bereits bewundernswert und ich wage gar nicht daran zu denken, wie die Situation jetzt aussehen könnte, wenn die drei Hubschrauber nicht so schnell die ersten Einsätze geflogen wären. - Sollte sich nichts dramatisches in den kommenden Stunden entwickeln, dann belassen wir es mit der Berichterstattung über das Feuer für heute. - Von unserem Standort aus sieht das hoffnungsvoll aus, alles wird davon abhängen, wie schnell man heute Nacht vom Boden aus und dann morgen Früh mit 6 Medien aus der Luft das Feuer kontrollieren kann, bevor das Wetter uns in die Weichteile tritt.




Rauchentwicklung von unserem Standort aus, 19:30 Uhr




Die kräftigsten Brandherde scheinen im Moment unterhalb der Felsformation "Los Campanarios" zu liegen.




Das erwartet uns ab morgen. - Das Global Forecast System sagt Tagesdurchschnittstemperaturen von 30 Grad voraus. - Durchschnitt wohlgemerkt. - Also wäre es hervorragend von den Brandbekämpfern, das Problem vorher in den Griff zu bekommen.





Mittwoch 03.08.2016 17:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 23 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 45 % - Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute 24,4 Grad - niedrigste Temperatur 19,5 Grad

Feuer bei Jedey
Der "Dicke" ist da

Das ging ja schnell, der Kamov K32 aus Tenerife ist bereits eingetroffen und beteiligt sich bereits an den Löscharbeiten. - Weiter hat man auch noch ein Flächenflugzeug, eine Maschine vom Typ Air-Tractor angefordert, welches auf La Gomera stationiert ist, allerdings ist die Zone des Feuers dermaßen verqualmt, dass es schwierig sein muss für ein Flächenflugzeug sicher und effektiv anzufliegen. Man hört allerdings, dass dieses Flugzeug auch bereits eingetroffen ist. - Der "Dicke" wird da schon mit den drei "Falken" alles versuchen was geht, und die Tatsache, dass der Rauch über Jedey nicht abzieht ist gleichzeitig eine gute Nachricht, es herrscht eben kein Wind. - Ohne Bestätigung durch andere Quellen haben wir hier das Gefühl, das Feuer ist eher in Richtung Süden aktiver und El Paso scheint im Moment weniger in Gefahr zu sein als der Süden der Insel. - Aber bitte, das sind Momentgedanken von Leuten die vor Ort sind, offiziell ist da noch nichts in die Nachrichten gekommen. - Aber jeder weiß, da sollte heute noch richtig was geschehen, denn ab morgen verschlechtern sich die meteorologischen Bedingungen im Laufe des Tages drastisch. - Was können die Leute machen, wenn ihr Haus in Gefahr durch ein Feuer gerät? - Wir haben vor Jahren Kontakt zum Internationalen Katastrophenschutz gehabt, als genau um dieses Datum im August vor 7 Jahren ein gewaltiges Feuer Fuencaliente bedrohte. - Von den Spezialisten haben wir ein interessantes PDF mit Ratschlägen, wie man sich denn verhalten sollte, falls man in einen Waldbrand gerät. - Ansonsten gibt es wenig Neuigkeiten und die Sicht auf das Feuer ist durch dicken Qualm so gut wie unmöglich.




Der "Dicke" fliegt dem Feuer um die Ohren




Siedlung Jedey vor etwa anderthalb Stunden. - Bild von Federico





Mittwoch 03.08.2016 16:15 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 24 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 39 % - Luftdruck 1016 hPa
Höchsttemperatur heute 24,2 Grad - niedrigste Temperatur 19,5 Grad

Feuer oberhalb Jedey
Feuer brach unterhalb der Straße aus

Inzwischen ist das Feuer bereits am Campanarios angekommen und die Hubschrauber bemühen sich die, nun nahen Häuser der Siedlung Jedey zu schützen. - Drei Helikopter sind im Einsatz, zwei PZL W-3 "Sokol - Falke" der BRIF aus Puntagorda und ein weiterer Hubschrauber des gleichen Typs des Gobierno de Canarias, welcher am Flughafen stationiert ist. - Zusätzlich erwartet man noch im Lauf der kommenden Stunden einen großen Kamow K32 der auf Tenerife stationiert ist, welcher gleich mehrere Tonnen Wasser auf einmal aufnehmen kann.









Mittwoch 03.08.2016 16:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 23 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 44 % - Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute 23,8 Grad - niedrigste Temperatur 19,5 Grad

Feuer südlich von Jedey
Feuer brach unterhalb der Straße aus

Neuere Nachrichten und Zeugen beschreiben jetzt, dass das Feuer zunächst unterhalb der Verbindungsstraße zwischen dem Aridanetal und Fuencaliente ausgebrochen war, der LP2. Die Brandherde unterhalb der Straße konnten gelöscht werden, aber da wir bereits im Nachmittag sind, setzt nun eine leichte Brise anlandiger Wind ein, welcher das Feuer die Hänge hinauf auf die Cumbre Vieja treibt. - Dennoch bleibt der Einfluss des Windes eher gering, die Rauchentwicklung zeigt das sehr gut. - Inzwischen holt einer der Hubschrauber das Wasser aus dem Wasserspeicher "Dos Pinos" im Aridanetal. - Wer nicht unbedingt muss, der sollte jetzt eine Fahrt in den Süden auf der Westseite sein lassen, es wäre besser, diese Straße für die Einsatzfahrzeuge frei zu halten. - Bislang besteht noch keine Gefahr für Siedlungen, es wird davon abhängen, wie schnell das Feuer weiter nördlich ziehen kann. - Wer spanisch kann, der ist in Spanien immer im Vorteil, Radio Murión berichtet live ab jetzt, http://www.radiomurion.com/. - Dort im Radio spricht man von Brandstiftung, allerdings scheint es mir sehr unvorsichtig, so kurz nach dem Ausbruch bereits Schuldige benennen zu wollen. - Inzwischen sind auch alle Gemeindearbeiter El Pasos aus Bereitschaft geholt und haben sich in der Zone etabliert, um ein Vorrücken des Feuers Richtung El Paso zu verhindern. - Es wäre sehr gut, wenn man heute noch deutliche Erfolge gegen das Feuer notieren könnte, denn morgen wird es ziemlich heiß werden.









Mittwoch 03.08.2016 15:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 23 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 44 % - Luftdruck 1017 hPa
Höchsttemperatur heute 23,8 Grad - niedrigste Temperatur 19,5 Grad

Feuer südlich von Jedey
Oberhalb Santa Cecilia und El Charco

Noch gibt es über die Presse oder das Radio keine Informationen, aber seit fast einer Stunde brennt Kiefernwald etwa 3 Kilometer südlich von Jedey an der Südwand der Cumbre Vieja, etwa bei der alten Müllverbrennungsanlag. Die beiden Helikopter der "BRIF" können wir im Einsatz beobachten, die weiter aus dem Süden das Wasser holen um zu löschen. - Der Brandherd ist von uns aus nicht direkt zu sehen, er befindet sich weiter südlich und der Wind ist im Moment so gut wir ganz eingeschlafen, so dass man keine Vorhersage treffen kann, in welche Richtung das Feuer ziehen wird. - Die Temperaturen sind noch nicht sehr hoch, der Wind gering und es gibt noch viele Stunden Sonne, so dass man sehr gute Möglichkeiten hat, dieses Feuer gut zu bekämpfen. - Wir haben unsere Webcam auf die Cumbre Vieja Richtung Süden gerichtet, so können Sie zumindest die Rauchentwicklung verfolgen, allerdings kennen wir aus vergangenen Jahren, dass Feuer dort eher in nördliche Richtung ziehen, also auf das Aridanetal zu. Allerdings befindet sich das Feuer oberhalb der Straße nach Fuencaliente, und diese Straße ist gut mit Feuerwehren zu erreichen, so dass man ein Überspringen auf den Teil unterhalb der Straße weniger befürchten muss, auch weil kaum Wind herrscht.




Rauchentwicklung aus unserer Perspektive um 15:30 Uhr





Mittwoch 03.08.2016 08:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 19 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 55 % - Luftdruck 1016 hPa

Gastbeitrag von Antje Gieser

Der soziokulturelle Verein Mareando und "Casa Amarilla"


Träume haben sie, die Chicos und Chicas von der "Asociación Sociocultura Mareando", große Träume. Sie wollen ganz einfach die Welt verändern, oder zumindest die kleine auf unserer Insel. Sie wollen Arbeitsplätze im ökologischen Ackerbau schaffen und am kulturellen und sozialen Fortschritt arbeiten.

Seit nun bald zwei Jahren regt sich wieder neues Leben in dem alten Patrizierhaus "Casa Amarilla" in Las Ledas. Dieses wunderschöne, doch vom Zahn der Zeit ziemlich angenagte Gebäude gehört einer palmerischen Familie, die es in Cuba zu einem gewissen Wohlstand gebracht hatte. Die Letzten der Familie, zwei Schwestern, leben auf Tenerife in einer Behinderten-Einrichtung. Ihr Vormund stellte dem Verein "Mareando" das Haus kostenlos zur Verfügung und die Chicas und Chicos krempelten die Ärmel hoch.

Es hat sich viel getan im Inneren des Hauses. Es gibt inzwischen einen Versammlungs- und Frühstücksraum, eine funktionierende Küche, die in einem Workshop "taller construcción cocina Pocaleña" entstanden ist. Hier konnte man lernen, wie man im Eigenbau einen Herd herstellt, der mit Holz befeuert wird und damit auch noch äußerst sparsam ist. Parallel zu den Renovierungsarbeit boten die Mitglieder des Vereins einen dreimonatigen Kurs in biologischem Ackerbau und Kompostherstellung an. Im Garten entstand ein "grüner Filter", das heißt, Brauchwasser wird durch verschiedene Grünanpflanzungen geleitet und so auf natürliche Art gereinigt. Wie man zu eigenen Samen kommt und warum das gut ist, wurde genauso gezeigt wie Origami, die traditionelle japanische Technik Papierkraniche zu falten. Kultur steht schließlich auch auf dem Programm des Vereins. Dass unter der durchaus nicht gewichtigen japanischen profesora während des Lehrgangs der alte Stuhl zusammen brach, hob eher die Stimmung. Die Fantasie der Kinder war gefragt beim Kurs "Ilustración y creación de cuentos" - also Illustrieren und Erfinden von Märchen.

Die Mitglieder von "Mareando" haben nicht nur Träume, sie haben auch reale Ziele. Ein Bioladen ist im Entstehen und demnächst möchten sie auch Frühstück anbieten. Biologisch-dynamisch natürlich. "Und," meint Roberto, "unser Ziel ist Unabhängigkeit und totale Freiheit". Da wären wir wieder beim Traum.

Info unter mareandolapalma@hotmail.com









Dienstag 02.08.2016 18:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 26 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 32 % - Luftdruck 1019 hPa
Höchsttemperatur heute 26,8 Grad - niedrigste Temperatur 20,2 Grad

Ab Freitag wird es richtig heiß
Auf dem Arbeitsmarkt macht sich die gute Lage im Tourismus bemerkbar

Am Freitag und am Samstag dieser Woche könnten wir das erste Mal nach ein paar Jahren erneut die 40 Grad Marke hier im Tal knacken. - Ja, es wird richtig heiß, eine Hitzewelle haben wir ja ausgespart, dafür wird die kommende besonders heftig und am Donnerstag geht es bereits los. - Am Sonntagabend können wir dann vielleicht schon wieder aufatmen, aber die kommenden Tage werden heftig. - Gut, der Wind bleibt recht kultiviert, das ist gut in Sachen Waldbrandgefahr, aber die Aufmerksamkeit aller wird ab Donnerstag aufs Höchste gefordert sein, damit ja kein noch so kleines Feuerchen unentdeckt bleibt. - Da erinnern wir uns auch an die schlimmen Jahre 2009 und 2012 und haben hoffentlich aus den Lehren profitiert, dass man so schnell wie möglich dem allerersten Brandherd auf die Pelle rücken muss. - Entkommt da ein kleines Feuer unseren Bemühungen und greift erst auf Regionen über, welche schwer zugänglich sind, dann wird man erst wieder mit der Hilfe von kühlerem Wetter und weiteren Einsatzmitteln Erfolge erzielen können.

Oberhalb El Pasos, auf der Ebene "Llano de las Cuevas und Richtung Süden auf die Montaña Enrique zu, dort wird es so heiß, wie auf keinem anderen Flecken der Insel und das ist auch die Gegend, in der am meisten Feuer hier auf der Westseite entstehen. - Meist brennt es allerdings im Norden der Insel, eben weil sich dort die Feuer schneller ausbreiten können, da in den großen Schluchten die Brandbekämpfer nicht effektiv arbeiten können und man so fast gänzlich auf die Hilfe aus der Luft angewiesen ist. - Allerdings strafen uns die letzten Jahre hier mit Lügen, denn sowohl im Jahr 2009, als auch in 2012 waren es die hohen Lagen El Pasos sowie Mazos, und in 2012 der Süden um Fuencaliente in dem bis heute schwer in Erinnerung liegenden Feuer, welches am frühen Morgen den Ort Los Canarias bedrohte. - Im Norden ist das letzte große Feuer bereits länger her, vielleicht haben dort auch die vielen Druckwasserleitungen, welche man seit Jahren hinauf in die Berge zieht, so manch Schlimmeres verhindert.

Es wird sich ja herumgesprochen haben, dass Spanien seit über zwei Jahren nun einen kräftigen touristischen Boom zu verzeichnen hat und darin liegt wohl auch hauptsächlich die erfreuliche Nachricht erklärt, warum in Spanien seit Oktober 2013 die Zahl der Arbeitslosen ständig sinkt. - Das ist in der Tat so, vom Höchststand im März 2013 mit 5.035.243 Menschen ohne Arbeit, ist man jetzt im Juli 2016 auf 3.683.061 herunter und der Großteil der geschaffenen Arbeitsplätze entstand rund um den Tourismus. - Auch die Bauwirtschaft hat wieder zugelegt, wird wohl letztendlich auch mit der Zunahme der Urlaubsgäste zu tun haben, aber wir müssen wohl zugeben, ohne den kräftig angestiegenen Tourismus sähen die Zahlen in Spanien dann doch unangenehmer aus. - Die Zahlen spiegeln sich ähnlich auf den Kanarischen Insel wider, allerdings konnten da zuletzt die kleinen Kanaren nicht mehr folgen, auf La Palma zum Beispiel sinkt die Zahl der Arbeitslosen seit gut einem Jahr nur halb so schnell wie auf dem Festland. - Das mag auch damit zu tun haben, dass bei uns auf der Insel der touristische Aufschwung erst einsetzte, nachdem die Reiseveranstalter so ziemlich jedes Bett auf den großen Inseln belegt hatten und nun zieht La Palma auch bei der Zahl der Arbeitslosen erfreulich nach.

Ohne aber oder allerdings kommen wir hier nicht davon, während auf den touristisch wichtigen Inseln die Zahl der Arbeitslosen im letzten Jahr zwischen 4 und 7 Prozent zurückgegangen ist, finden wir auf La Palma lediglich einen Rückgang von 2,6 Prozent und der ist wohl fast gänzlich auf diese Sommermonate zu schieben. - Die meisten gastronomischen Betriebe oder Hotels haben zunächst mit Erfolg versucht, aus eigener Kraft die Mehrarbeit zu meistern, oder eben die Anzahl der Stunden der bereits Beschäftigten erhöht, nun aber doch dem Drängen nachgegeben, und neue Arbeitsplätze geschaffen. - Man traut, gerade auf den kleinen Inseln, dem Wachstum noch nicht und wird dabei auch von El Hierro und La Gomera im negativen Sinne unterstützt, denn auf beiden Inseln ist im vergangenen Jahr die Zahl der Arbeitslosen sogar angestiegen.

Das ist die eine Seite der Medaille, welche noch nicht an eine wirkliche generelle Änderung auf dem Arbeitsmarkt glauben lässt, und auf der anderen Seite muss man fragen, welche Arbeitsplätze denn dort in den vergangenen Jahren geschaffen wurden. - Im Dienstleistungssektor sind es eben meist gering bezahlte Stellen und da zeigt sich ein weiteres unangenehmes Déjà-vu für dieses Land, es will einfach nicht gelingen, höher qualifizierte Stellen in ausreichenden Mengen zu schaffen, das war eben im Rausch der noch aufgehenden Immobilienblase nicht viel anders. - Darein spielt auch die seit vielen Jahren aufgeschobene Arbeitsmarktreform, in vielen Bereichen der Gastronomie und noch mehr im Hotelbereich ist "Outsourcing" von Dienstleistungsbereichen sehr breit üblich inzwischen, und mit geschummelten Stundenabrechnungen, oder der berühmten Anzahl von Hotelzimmern, welche eine Arbeitskraft mindestens am Tag zu schaffen hat, um den angesetzten Lohn zu erreichen, gelingt es immer seltener, den Mindestlohn überhaupt zu erreichen.

Auch mit eine Folge der Auslassung einer Arbeitsmarktreform, nur etwa 10% der ausgestellten Verträge sind unbefristete Arbeitsverträge, an die 90% haben ein von vorne herein festgelegtes Ablaufdatum, man sollte sich also nicht über die hohe Zahl von Arbeitsverträgen blenden lassen, welche man Monat für Monat hier als Erfolg verkündet. - Man wird viele Nasen anfassen müssen, um solche prekäre Beschäftigung zu erklären, aber nicht nur die fehlende Arbeitsmarktreform, oder mangelndes moralisches Gewissen der Firmenleitungen führen zu solchen Ergebnissen. - Wir kommen aber auch nicht umhin, eine der schlimmsten Krankheiten der letzten Jahrzehnte unserer durchaus satten Gesellschaft als mitschuldig zu nennen, und diese Krankheit muss man wohl als breiten Geiz bezeichnen. - Nimmt man mal den menschenverachtenden Ausdruck "Geiz ist Geil" als Fanal für diese Bewegung, alles muss so billig wie nur irgendwie möglich sein, dann werden wir wohl auch vor unserer eigenen Schnäppchentür kehren müssen wenn es heißt, die Bezahlung der allergrößten Mehrzahl der Arbeitsplätze im Tourismus reicht inzwischen nur noch selten aus, eine Familie davon sorgenlos zu ernähren. - Und das ist nicht nur in Spanien so! - Die folgenden Grafiken stammen von der "SEPE", de Servicio Público de Empleo Estatal, also der Arbeitsagentur. Wer sich durch noch mehr Zahlen und Grafiken für den Monat Mai wälzen will, der kann das auf über 70 Seiten HIER machen.










Hier das Missverhältnis von unbefristeten Verträgen (indefinido) zu befristeten Arbeitsverträgen (temporales)




Die letzte Grafik stammt von der "OBECAN" (Observatorio Canario de Empleo)und zeigt die Entwicklung der Zahl der Arbeitslosen des letzten Jahres.





Dienstag 02.08.2016 08:00 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 20 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 35 % - Luftdruck 1018 hPa

Fulanito de tal dice hoy: Barbero que no sea parlero, no lo hay en el mundo entero

Einen Friseur, der nicht redefreudig ist, den gibt es auf der ganzen Welt nicht. - Hauen wir in die gleiche Kerbe wie vorgestern, Vorurteile überstehen Jahrhunderte und wohl ganze Zivilisationen.





El Paso mit Blick auf den nördlichen Teil der Cumbre Nueva mit der Punta de Los Roques
Bild von Richard Wurdel





Montag 01.08.2016 17:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 29 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 26 % - Luftdruck 1019 hPa
Höchsttemperatur heute 29,2 Grad - niedrigste Temperatur 21,6 Grad

Nebenschauplätze
Strand, Strandbuden und Cherenkov

Es gibt nur ganz wenige Hausbesetzer auf der Insel, dafür aber Strandbesetzer. - Allerdings auch nur ein paar Stunden und es war eine Mischung aus Trotz und Ausrufezeichen, welche an die dreißig Strandpiraten am Samstag in unserer Hauptstadt Santa Cruz durchzogen. - Ein Flashmob war das auch nicht, dazu war das zu lange angekündigt, obwohl die Regeln für so etwas nicht wirklich mit robustem Strich gezogen sind. - Viele Bürger, meist natürlich der Hauptstadt, sind verärgert über die nun dreijährige Verzögerung in Sachen Stadtstrand und den negativen Folgen, welche sich daraus für Santa Cruz ergeben haben. - Gut, als Hauptstadt und Metropole muss man wohl Arbeiten und Umbauten als generelle Daseinsbegleitung irgendwie ertragen, aber dieser Stadtstrand ist nicht eben mit der Bepflanzung eines Kreisverkehrs gleichzusetzen, oder dem wohlfeilen Absenken von Bordsteinkanten. - Es geht da um viel mehr und wenn man sich die Begleiterscheinungen näher betrachtet, warum denn der Strand nicht bereits seit drei Jahren in Betrieb ist, da stößt man auf eine Menge Ungereimtheiten, welche allesamt ursprünglich in technischen und politischen Entscheidungen zu finden sind. - Wer will, der scrollt zurück zum 27. Juli, dort führe ich die Ungereimtheiten auf, ohne allerdings den Anspruch auf Vollständigkeit über alle pikanten Details zu erheben.

Ärgerlich die Geschichte auch, weil eben das Geld für den Stadtstrand wohl vorhanden war, und drei Jahre länger als notwendig mit dem Kopf gegen einen Bauzaun zu leben, das tut keiner Stadt gut. - Die Bürger haben einfach die Nase voll, auch wenn der Grund, warum die Stadt keine partielle Freigabe des Strandes will, eigentlich einleuchtend ist, der Strand ist da, aber nicht benutzbar, und natürlich ist es den Bürgern Strand wie Hose, welche Institution und welche Korporation denn nun wirklich für welchen Schritt verantwortlich ist und welche nicht. - In dem ganzen Schlamassel rund um die Verzögerungen und dem letztendlichen Pfusch, dass eben doch Teile des nördlichen Deichs nicht ausreichend dimensioniert waren, muss man auch mal hervorheben, dass die einzigen, welche wirklich abgeliefert haben, die Jungs vom Fliegenden Holländer "Volvox Atalanta" waren. - Dieses Schiff samt Besatzung hat in Rekordzeit den ganzen Sand aus dem Nordosten der Küste geholt und diesen schneller und sogar mehr aufgebracht, als eigentlich vereinbart worden war. - Ok, zwar nicht in Rekordzeit, aber auch hilfreich war noch das Eingreifen des Cabildo Insular bei der Suche nach einem alternativen Standort für die Pumpstation. - Alle anderen müssen noch mal üben, oder werden zukünftig als Statisten für die Aufführung des Klassikers, "Auf der Suche nach der Verlorenen Zeit" in die Hallen des BER abkommandiert.

Ganz so lange, also sechs Jahre, werden unsere Inselgäste nicht mehr darauf warten müssen, in El Remo wieder was auf die Teller zu bekommen. - Drei Kioske, teilweise mit dem Anspruch Restaurants zu sein, boten dort bis vor fast einem Jahr gastronomische Begleitung zu Wellen, Meer, Sonnenuntergängen und ein bisschen piratesker Umgebung an. - Natürlich gibt es dieses Wort nicht, aber jeder, der schon mal in einem der Kioske dort gesessen und den Abend und den Stress an sich hat abtropfen lassen, der nickt bei der Beschreibung wissend und dabei lassen wir das nun auch. - Wir lassen auch mal dahingestellt, ob es letztendlich die Küstenbehörde war, oder das Gesundheitsamt, welches für den Abriss der drei Kioske verantwortlich zeichnete, es gehört sich auch nicht für El Remo einfache Wahrheiten platt zu formulieren, El Remo ist ein schwingender Zustand, der irgendwann in eine reguläre Siedlung umgewandelt werden soll, und dabei sollte man nicht andauernd mit Dekreten und Gesetzen um sich werfen.

Das Fehlen jeglicher Gastronomie in El Remo gelangte allerdings auch zum wirklichen Ärgernis, für ganz viele unserer Gäste, und besonders eben die Stammgäste, war es ein Muss dort in El Remo auszuschaukeln, viele gleich am ersten Tag, um Mitteleuropa ein bisschen aus sich raus zu klopfen. - Jetzt tut sich wieder was, allerdings ein paar Meter landeinwärts, was zu erwarten war, denn trotz der Urbanisierung des größten Teil der Siedlung El Remo ist die direkte Strandnähe immer noch ein Tabu seitens der Küstenbehörde. - Ein Kiosk befindet sich bereits wieder im Aufbau, ein zweiter kündigt via Gerücht sein Erscheinen an, nur vom Dritten haben wir noch nichts gehört, nicht mal Gerüchte. - Aber es wird also wieder bald Gerichte geben in El Remo, allerdings wird das mit dem Meerblick ein bisschen schwieriger, es sei denn, man rückt sich die Stühle auf den Deich, falls das irgendwie machbar ist. - El Remo und sein Charme des zivilen Ungehorsams, mal sehen, wie viel Charme der Gehorsam nun einfordert, aber irgendwie habe ich gute Hoffnung, dass El Remo alles abschütteln kann, was nach zu viel Regulierung riecht.

Auf unserem höchsten Berg wird gebaut, und das gleich an mehreren Fronten. - Das Besucherzentrum entsteht, ein ewiger Wunsch, denn bislang können die vielen Besucher dort oben nicht mal offiziell pinkeln gehen, geschweige denn einen Kaffee trinken nach der langen Fahrt und nach dem Besuch des höchsten Punktes der Insel. - Das ist ein Thema für sich, haben wir auch bereits des Öfteren behandelt, nun aber hat auch der Bau der Cherenkov-Teleskope der neuesten Generation begonnen, welche unter der Bezeichnung (CTA) (Cherenkov Telescope Array) eine ganz breite internationale Beteiligung haben. - Zwei solcher Teleskope, die MAGIC 1 + 2 haben wir ja bereits auf der Insel, und nun kommen 20 weitere solche Anlagen hinzu, wobei man zunächst mit dem Bau der "LST" der (Large Size Telescopes - PDF auf Deutsch) begonnen hat, welche einen, bislang noch nicht dagewesenen Durchmesser von 23 Metern aufweisen werden. - La Palma als nördlichen Standort für diese Teleskope war bereits seit etwa einem Jahr bekannt, allerdings haben wir uns da wieder mal selbst Schwierigkeiten gemacht, da plötzlich die Gemeinde Garafía die Gesamtkosten der Teleskope als Bemessungsgrundlage für die Projektgebühren ansetzen wollte, und man bislang für dieses Einrichtungen der Hochtechnologie lediglich die Kosten des Rohbaus ohne Ausrüstung angesetzt hatte. - Leider erleben wir es immer wieder, dass lokale Egoismen inselweiten Projekten an die Karre fahren wollen und es wäre für die Zukunft La Palmas als "DER" astrophysikalische Standort der Nordhalbkugel gar nicht zuträglich, wenn man plötzlich ein Vielfaches für die Genehmigungsverfahren solcher wissenschaftlicher Objekte aufbringen müsste.




First Contact, Städter und der Stadtstrand




Erst Gerüchte, dann Gerichte, wann das was wird, wir wissen es nicht.
Beide Bilder stammen von Reimund und Trixi, Vielen Dank!





Montag 01.08.2016 08:30 Uhr - El Paso - Westseite - 540 m Höhe
Temperatur 21 Grad - Niederschlag 0 mm - Luftfeuchte 26 % - Luftdruck 1018 hPa

Gastbeitrag von Rose Marie Dähncke

Ansonsten kerngesund


Frau Erika, eine Bekannte, nur wenig älter als ich, rief mich an: "Hallo, ich möchte mich nur verabschieden, ich gehe für ein paar Wochen nach Deutschland. So das Übliche, Verwandte besuchen, Zähne nachsehen und vor allem die Krebs-Vorsorgeuntersuchung. Wo lassen Sie die eigentlich machen?"

Ich war ziemlich stumm. Ja, wo ließ ich die eigentlich machen?

"Sie lassen sie doch wohl machen? Oder etwa nicht?" Da gelang mir schon ein Stammeln: "Also, mein Arzt hatte mir einmal gesagt, wenn Krebs begänne, würde man auch irgend etwas merken, und ich habe niemals etwas gemerkt."

Sie wurde richtig böse: "Aber meine Liebe, wie unverantwortlich! Dann wissen Sie ja gar nicht, wie es um Sie steht; vielleicht haben Sie schon längst Krebs und leben dabei völlig unbekümmert." Das hörte sich aber mehr an wie "vielleicht sind Sie schon längst tot und wissen es noch gar nicht". Ein bisschen beneidete sie mich wohl auch um diesen schönen Zustand. Jedenfalls betonte sie noch einmal "das ist ja u n v e r a n t w o r t l i c h ".

Wahrscheinlich hatte sie Recht, ich wünschte ihr eine gute Reise. Nach 8 Wochen rief sie mich wieder an. Heute auffallend leidend, matt, mit dünner kranker Stimme: "Ich bin wieder da."

"Hallo, Frau Erika, und wie geht es Ihnen, sie klingen so traurig."

"Das bin ich auch."

"Aber warum denn, geht es Ihnen schlecht?"

"Ja."

"Ach je, was haben Sie denn, wenn man fragen darf?"

"Ich wollte eigentlich nicht darüber sprechen."

"Das tut mir aber leid. Ist es denn so ernst? Vielleicht sollten Sie es mir doch sagen, damit ich Ihnen helfen oder Sie trösten kann."

"Mir kann jetzt keiner mehr helfen."

Das war ernst. Musste sie bald sterben? Zählte sie schon ihre Tage? Sie tat mir wirklich leid. "Nun erleichtern Sie sich schon und sagen es mir. Hat die Vorsorgeuntersuchung ein schlechtes Ergebnis gebracht?"

So reden wir noch eine Weile hin und her, und es kam nichts dabei heraus. Ich hatte sogar das Gefühl, sie genoss es, sich interessant zu machen und mich so hinzuhalten. Aber schließlich merkte ich, wir kamen der Sache näher, und dann endlich war sie an dem Punkt angekommen, wo sie das Ereignis nicht mehr länger für sich behalten konnte und gestand: "Also meine Zähne sind gemacht, mein Gesundheitszustand kann besser nicht sein, die Vorsorgeuntersuchung war negativ, aber beim Absteigen vom Gynäkologischen Stuhl bin ich gefallen und habe nun einen Oberschenkelhalsbruch mit wahnsinnigen Schmerzen."

Die Ärmste. Seitdem finde ich Vorsorgeuntersuchungen ausgesprochen gefährlich.

Wenn Sie mich fragen: kerngesund bis zum Schlachten







Familie Ellen & Simon Märkle

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