La Palma Aktuell
Kalenderblatt für den Dezember 2003



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Wetter:

Der Bauer klagt, der Gast hat sich gefreut. Ein Dezember völlig ohne Regen, nicht mal auf der Ostseite gab es Niederschläge. Ein Dezember ganz ohne Regen, da muss man schon lange in den Analen wühlen, um in der Statistik wieder Beruhigung zu finden. Schuld daran war ein sehr statisches Hochdruckgebiet über dem nordafrikanischen Kontinent, welches vehement alle anrauschenden Tiefdruckgebiete nicht in die Wüste, aber wieder auf den Atlantik zurückgeschickt hat. Die vorherrschende Windrichtung war Süd, Südwest und das brachte, selbst für uns sehr milde Temperaturen von nachts knappen 20 Grad und tagsüber an die dreißig Grad.

Ich muss noch mal erklären, man kann auf La Palma keinen Wetterbericht für die ganze Insel abgeben, sondern immer nur für eine Inselseite. Die abrupt aufsteigenden hohen Berge teilen diese Insel in zwei völlig unterschiedliche Klimazonen und es kommt häufig vor, dass es auf der einen Seite regnet und auf der anderen die Sonne scheint. Wenn Sie nun, wo auch immer einen Wetterbericht über La Palma lesen, dann wird dieser meist für die Hauptstadt Santa Cruz, also für die Osteseite beschrieben. Lediglich bei Windstille und einer Strömung aus Süd haben beide Seiten das gleiche Wetter, das kommt so häufig vor wie Nachwuchs im Vatikan und braucht deshalb auch nicht beschrieben werden.

Für La Palma gibt es eigentlich nur zwei Wetterlagen, den Passat, oder keinen. Der Passat, hier "vientos alisios" genannt, entsteht durch das uns allen bekannte Azorenhoch, welches im Sommer stabilen Nordostwind zu den Kanaren bringt. Hochdruckgebiete haben die Eigenschaft sich im Uhrzeigersinn zu drehen und so entsteht für unseren 28. Breitengrad diese vorherrschende Windrichtung. Die Engländer nannten diese Winde „trade winds“ weil man verlässlich mit ihnen in die neue Welt segeln konnte. Auf dem langen Weg über den Atlantik zu uns, reichern sich die Passatwinde mit reichlich Feuchtigkeit an, um dann auch im Sommer an den steil aufragenden Hängen der hohen kanarischen Inseln abzuregnen. Aber halt nur auf den Nord und Ostseiten der Inseln, nicht auf den Westseiten. Nur ganz, ganz selten bringt der Passat auch Regen auf die Westseite, da verweise ich wieder auf die vorher erwähnte Vatikanklausel.



Um Niederschläge auf den westlichen Inselseiten zu erhalten brauchen wir Tiefdruckgebiete, die bekannter Weise gegen den Uhrzeigersinn arbeiten. Nur dann kann der Wind von Westen auf die Inseln treffen und dort seine kostbare Fracht abladen. Das geschieht eigentlich nur in den Monaten November bis in den April hinein. Lediglich in diesen Monaten ist das Azorenhoch bereit, mal Platz zu machen und uns auf der Westseite in den Genuss von kostenfreiem Wasser kommen zu lassen. Das Azorenhoch ist aber nicht der einzige Störenfried, auch über dem afrikanischen Kontinent treten starke Hochdruckgebiete auf, die uns mit in ihren Einfluss nehmen. Im Unterschied zu dem Azorenhoch bringen diese Winde aber kein Wasser mit sich, wo sollten sie das Wasser auch her haben, in der Wüste gibt es das nicht.

Diesen Dezember lag nun so ein fettes Hoch über Nordafrika und sorgte dafür, dass alle Tiefs, die gnädig an den Azoren vorbeigekommen sind, nach Norden, oder Süden abgelenkt wurden. An manchen Tage in Sichtweite der Inseln und das tut dann besonders weh. Generell kann man sagen, dass wir an 300 Tagen im Jahr Nordostpassat haben und die restlichen Tage haben wir Chancen auf Westwind und damit auf Regen auf der Westseite. Der Dezember verabschiedet sich mit kräftigem Nordostpassat und daraus entstehenden Fallwinden auf der Westseite. Die Silvesterparty auf der Plaza von Los Llanos kann also trockenen Kleides stattfinden, aber ein Jäckchen über dem kleinen Schwarzen ist durchaus angesagt.


Tourismus:

Die ersten beiden Dezemberwochen sind traditionell schwach belegt, um dann über Weihnachten und Jahreswechsel die Insel wieder voll zu machen. Das Missverhältnis von Platzangebot in den Flugzeugen zu der Anzahl der angebotenen Unterkünfte sorgt aber dafür, dass von 100% Auslastung keiner mehr ausgehen kann. Selbst wir müssen zwei Vakanzen eingestehen, das ist uns noch nie passiert, aber meckern wollen wir deshalb nicht, ich kenne von Kollegen andere, schlechtere Zahlen. Die Gäste, die uns trotz der hohen Preise für die Flüge und manch Umweg über Madeira, Thomas Cook sei Dank, wieder zu uns gekommen sind, wurden mit bestem Urlaubswetter belohnt.

Immer auffälliger wird, dass eigentlich alle Gäste, die zu uns kommen sehr genau informiert sind, über das was sie hier erwartet. Zufallsgäste, die von eifrigen Agenturen auf die Insel geschickt werden, sind immer seltener. La Palma ist halt nicht mehr die „Unbekannte“ und das ist gut so. Wer hier 14 Tage nur am Strand liegen will, oder Party am Eimer mit Strohhalm machen will, den werden wir enttäuschen. Das ist ein nettes Völkchen, welches uns immer wieder besuchen kommt. Ich mache mir auch keine großen Sorgen, dass sich daran was ändern wird. Die hochtrabenden Pläne der Inseloberen in Sachen Tourismus müssen sich auch an der Nachfrage orientieren und ich stelle mir gerade vor, wie es sein muss, bei Windstärke sechs über den Golfplatz zu laufen um die Bälle wieder zu finden.


Flora:

Afrikanischer Tulpenbaum (spathodea campanulata) aus der Familie der Bignonien.

Hier heißt dieser spektakuläre Baum „tulipero“, oder auch „llama africana“, also afrikanische Flamme. Diesen Namen verdankt der Tulpenbaum seinen rot-orangen Blüten, die bis 10 Zentimeter lang sich wie Flammen in Richtung Sonne strecken. Der Tulipero gehört zu der großen Familie der Bignonien und stammt aus dem westlichen, äquatorialen Afrika. Dort von Wärme, Licht und tropischen Regenfällen verwöhnt, wächst er wild und vermehrt sich durch die reichlich vorhandenen Samen, kann aber auch durch Stecklinge verbreitet werden. Auf La Palma hat es der Tulpenbaum nicht ganz so leicht und muss kultiviert werden, das aber mit großem und wachsendem Erfolg.

Mittlerweile konkurrieren Jacaranda und Tulipero in den Städten hier, wer denn der meist gebrauchte Alleebaum ist. Der Tulpenbaum nennt als seinen Vorteil gegenüber dem Jacaranda, dass er immergrün ist und nicht Monate lang kahl dasteht wie sein Verwandter, der Jacaranda. Der spathodea campanulata kann bis zu 25 Meter hoch werden, aber da gelingt auf La Palma nicht, da er sehr windanfällig ist und bei älteren Bäumen immer wieder große Äste abbrechen. Es muss daher fleißig geschnitten werden um eine Gefahr für Passanten auszuschließen. In der Regel sind ausgewachsene Bäume hier um die 8-10 Meter hoch.

Das Holz ist sehr weich, wie bei allen Bignonien, es gibt keine essbaren Früchte und deshalb ist der Tulpenbaum eine echte Zierpflanze, deren einziger Nutzen für uns seine Schönheit ist. Einen zweiten Nutzen gibt es doch noch. Bevor die großen Blüten sich öffnen sind diese mit reichlich Wasser gefüllt. Kinder steigen dann schon mal auf den Baum und ernten diese Wasserpistolen um dann das Gegenüber mit gezielten Schüssen nass zu machen. In ihrer afrikanischen Heimat werden die Bäume deshalb auch „Pis Pis“ genannt.






Der Tulipero verträgt überhaupt keine Kälte, alles was unter 10 Grad ist macht ihm sehr zu schaffen. Wie alle tropischen Pflanzen braucht er für ein gutes Wachstum reichlich Wasser, aber niemals Staunässe. Die Regel für alle diese Pflanzen beim Gießen heiß, selten, aber dann viel. Diese Pflanzen sind es gewohnt, immer wieder einen Zeitraum trocken zu stehen, um dann nach ergiebigen Niederschlägen schnell und viel Wasser aufzunehmen. Die Blüte kann das ganze Jahr über auftreten, in der Regel geschieht das in der Jahreszeit mit dem meisten Wasser, bei uns eben im Winter.

Wer den Tulpenbaum im Kübel ziehen will muss da sehr aufpassen. Es sind schon viel mehr Bäume an Fäule verschimmelt, als durch Wassermangel vertrocknet. Der Tulpenbaum gehört in unseren Orten zum gewohnten Bild und im Winter läuft man häufig durch einen Teppich aus roten Blüten, die der Wind von den Bäumen gefegt hat. Da soll doch noch mal einer sagen, wir hätten was gegen Immigranten aus Afrika. So lange sie schön blühen und sich nicht von der Stelle rühren...


Gesellschaft:

Mein Esel heißt Toyota.

Ein Leserbrief an das Inselmagazin „La Palma 14“ hat uns aufgeschreckt und Ricardo hat mich gebeten dazu was zu schreiben, er selbst ärgert sich zu sehr darüber. Um das Copyright nicht zu verletzen habe ich den Brief hier nicht reinkopiert, Hier kommen Sie direkt auf den Artikel.

Es ist immer eine ganz wichtige Geschichte, wie mit Kritik umgegangen wird, nicht nur seitens des Kritisierten, sondern auch des Kritikers. Für uns ist es extrem wichtig, Kritik zu erfahren, mit Respekt diese anzuhören und auch was draus zu machen. Viele Punkte, die der Verfasser anschneidet sind völlig richtig, das sind Probleme die anzugehen sind, oder bereits in Arbeit.

Es ist keine Frage, dass die Situation der Kläranlangen in Puerto de Naos und Puerto de Tazacorte nicht optimal ist. Es kann aber keine Rede davon sein, dass die Abwässer der Orte ungeklärt ins Meer gelangen, die Kläranlagen arbeiten. Beide Orte projektieren schon seit längerem Kläranlagen die dem neuesten Stand der Technik genügen, das Geld fehlt einfach. Leider bezahlt uns die EU Brücken, Häfen und Tunnel, die nur einen fragwürdigen Nutzen bringen, aber für Kläranlagen ist aus diesem Topf nichts zu holen. Probleme gab es immer wieder mit der Kläranlage aus Los Llanos, die bei starken Regenfällen überläuft und ungeklärtes Wasser in die Schlucht schickt. Man ist gerade dabei ein Auffangbecken zu bauen.

Wir müssen auch noch ein bisschen über die anfallenden Stoffe reden, die dort zu klären sind. Wir haben überhaupt keine Industrie, alles was anfällt kommt aus Haushalten und eigentlich reden wir über die Stoffwechselendprodukte der Menschen die hier leben. Diese schluckt der gierige Atlantik sofort und vermischen sich dort mit der x-tausendfachen Menge an Fischkot. Wir dürfen bei aller Empörung nie Tatsachen auslassen und eine richtige Bewertung des Problems nennen. Auch den Zeigefingerdeutschen wird es niemals gelingen, Fische auf die Toilette zu schicken, wohlmöglich noch im Sitzen. Wir sind dabei das alles zu machen, nur muss man uns die Zeit und Möglichkeiten geben, die unseren Mitteln entsprechen.

Die Müllverbrennungsanlagen werden in dem Moment abgeschaltet, in dem die Müllverwertungsanlage in Mazo ihren Betrieb aufnehmen kann. Der Verfasser des Leserbriefes schreibt, er habe es gerne gesehen, wie diese Menschen hier sich gegen die Müllentsorgungs-Anlage in Mazo wehren. Sollen wir den Müll also doch wieder verbrennen anstatt zu kompostieren, zu sammeln, zu recyclen, oder sollen wir ihn lieber in die Dritte Welt schicken, wie das so mache hochgelobte Industrieregion macht? Mendo liegt übrigens auf halbem Weg von Tajuya nach Fuencaliente in den Bergen.

Wir dürfen bei allem Nachholbedarf den wir haben, nie vergessen was alles bereits geschehen ist. Wir haben drei mal in der Woche eine pünktliche Müllabfuhr, unseren Sperrmüll können wir kostenlos an den Puntos limpios abgeben und PVC ist in ganz Spanien seit Jahren bereits als Verpackungsmaterial verboten worden. Natürlich werden wir nie die Deutschen als Müllhandlingsweltmeister nur annähernd erreichen und keiner wird uns je beim Abwaschen von Joghurtbecherdeckeln erwischen, das ist auch nicht unser Ziel. Unser Ziel ist, mit unseren Mitteln dafür zu sorgen, dass unsere Insel immer ein bisschen schöner und besser wird und dabei so fröhlich zu bleiben, wie man uns gerne sieht.

La Palma sei zu teuer, keine Ahnung wo das herkommt. Die Flugpreise sind die gleichen wie vor etwa 10 Jahren, nur eben auf Hammerstrecken machen sich die Fluggesellschaften so große Konkurrenz, dass man nach Florida für ein Drittel des Geldes fliegt, wie noch vor 10 Jahren. Preissteigerungen über den normalen Inflationsrahmen hinaus kann ich nicht feststellen. Die Mietpreise sind seit Jahren stabil, ich kenne viele Kollegen, die Preise gesenkt haben, wir auch. Ich weiß nicht wo der Herr gewohnt hat, aber woran misst er die Preisgestaltung? An der türkischen Riviera, oder an der Dritten Welt?

Zum Essen in El Remo, da ist der gute Mann selber Schuld. Das ist bekannt und keiner von uns geht dort essen. Es gibt auf La Palma eine Vielzahl von guten und sehr preiswerten Restaurants, dort muss man allerdings das was man bestellt, Soßen, Ketchup auch bezahlen.

Das sind einige Punkte auf den erschreckenden Brief des Herrn aus Pinneberg, es geht mir gar nicht darum, auf jeden Punkt einzugehen. Das Wichtigste ist aber, dass er uns nur aus seiner eigenen Welt sieht und seine Vorstellung an „heile Welt“, hier plötzlich nicht mehr vertreten sieht. Es ist lächerlich zu glauben, es gäbe die „heile Welt“ und niemand hier hat jemals behauptet, La Palma sei das Paradies. Noch lächerlicher ist es zu schreiben, La Palma sei wohl nicht mehr die „heile Welt“. Es hat sich so unendlich viel getan in den letzten Jahren und jeder der meine Nachrichten liest weiß, dass ich nicht mit Kritik spare. Der feine Griff in die Kritikkiste gerät viel zu oft in die Rundumschlag-Methode, immer nur basierend auf eigenen Vorstellungen und Vergleichen. Was wäre denn, wenn wir alles so machen würden, wie Sie das gerne hätten, dann brauchten Sie uns doch nicht mehr besuchen kommen?

Es ist immer wieder traurig, wie ein paar wenige Gäste diese Insel so falsch verstehen. Es ist einfach egoistisch zu erwarten, dass die Einwohner einer Ferienregion kein Recht auf ihren Rhythmus haben, nur damit die projezierte „heile Welt“ einiger Gäste erhalten bleibt. Am meisten macht mich immer der Satz traurig, La Palma ist nicht mehr so, wie es früher war. Das ist natürlich richtig und was müssten wir uns schämen, wenn wir immer noch so wären wie früher. Es ist notwendig und wir sind stolz darauf, dass sich auch bei uns was tut und mir fällt wenig ein, was nicht besser geworden ist.

Entschuldigen Sie bitte, dass wir nicht mehr auf Eseln reiten, aber die sind uns zu langsam geworden: Mein Esel heißt Toyota und wir müssen uns so beeilen, damit wir Ihren europäischen Zug nicht ganz verschlafen.


Gastronomie:

Fällt diesen Monat aus. Wir waren nur einmal in einem Restaurant, welches wir nicht bereits beschrieben haben und konnten dabei nichts Beschreibenswertes finden. Dabei möchte ich Sie auch noch mal bitten, mir doch Ihre Restauranttipps zukommen zu lassen. Es wäre doch schön, wenn auch die Gäste sich daran beteiligen, nur Mut!


Familie Ellen & Simon Märkle

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