Wetter:
Der Bauer klagt, der Gast
hat sich gefreut. Ein Dezember völlig ohne Regen, nicht mal
auf der Ostseite gab es Niederschläge. Ein Dezember ganz ohne
Regen, da muss man schon lange in den Analen wühlen, um in
der Statistik wieder Beruhigung zu finden. Schuld daran war ein
sehr statisches Hochdruckgebiet über dem nordafrikanischen
Kontinent, welches vehement alle anrauschenden Tiefdruckgebiete
nicht in die Wüste, aber wieder auf den Atlantik zurückgeschickt
hat. Die vorherrschende Windrichtung war Süd, Südwest
und das brachte, selbst für uns sehr milde Temperaturen von
nachts knappen 20 Grad und tagsüber an die dreißig Grad.
Ich muss noch mal erklären,
man kann auf La Palma keinen Wetterbericht für die ganze Insel
abgeben, sondern immer nur für eine Inselseite. Die abrupt
aufsteigenden hohen Berge teilen diese Insel in zwei völlig
unterschiedliche Klimazonen und es kommt häufig vor, dass es
auf der einen Seite regnet und auf der anderen die Sonne scheint.
Wenn Sie nun, wo auch immer einen Wetterbericht über La Palma
lesen, dann wird dieser meist für die Hauptstadt Santa Cruz,
also für die Osteseite beschrieben. Lediglich bei Windstille
und einer Strömung aus Süd haben beide Seiten das gleiche
Wetter, das kommt so häufig vor wie Nachwuchs im Vatikan und
braucht deshalb auch nicht beschrieben werden.
Für La Palma gibt
es eigentlich nur zwei Wetterlagen, den Passat, oder keinen. Der
Passat, hier "vientos alisios" genannt, entsteht durch
das uns allen bekannte Azorenhoch, welches im Sommer stabilen Nordostwind
zu den Kanaren bringt. Hochdruckgebiete haben die Eigenschaft sich
im Uhrzeigersinn zu drehen und so entsteht für unseren 28.
Breitengrad diese vorherrschende Windrichtung. Die Engländer
nannten diese Winde „trade winds“ weil man verlässlich mit
ihnen in die neue Welt segeln konnte. Auf dem langen Weg über
den Atlantik zu uns, reichern sich die Passatwinde mit reichlich
Feuchtigkeit an, um dann auch im Sommer an den steil aufragenden
Hängen der hohen kanarischen Inseln abzuregnen. Aber halt nur
auf den Nord und Ostseiten der Inseln, nicht auf den Westseiten.
Nur ganz, ganz selten bringt der Passat auch Regen auf die Westseite,
da verweise ich wieder auf die vorher erwähnte Vatikanklausel.
Um Niederschläge
auf den westlichen Inselseiten zu erhalten brauchen wir Tiefdruckgebiete,
die bekannter Weise gegen den Uhrzeigersinn arbeiten. Nur dann kann
der Wind von Westen auf die Inseln treffen und dort seine kostbare
Fracht abladen. Das geschieht eigentlich nur in den Monaten November
bis in den April hinein. Lediglich in diesen Monaten ist das Azorenhoch
bereit, mal Platz zu machen und uns auf der Westseite in den Genuss
von kostenfreiem Wasser kommen zu lassen. Das Azorenhoch ist aber
nicht der einzige Störenfried, auch über dem afrikanischen
Kontinent treten starke Hochdruckgebiete auf, die uns mit in ihren
Einfluss nehmen. Im Unterschied zu dem Azorenhoch bringen diese
Winde aber kein Wasser mit sich, wo sollten sie das Wasser auch
her haben, in der Wüste gibt es das nicht.
Diesen Dezember lag nun
so ein fettes Hoch über Nordafrika und sorgte dafür, dass
alle Tiefs, die gnädig an den Azoren vorbeigekommen sind, nach
Norden, oder Süden abgelenkt wurden. An manchen Tage in Sichtweite
der Inseln und das tut dann besonders weh. Generell kann man sagen,
dass wir an 300 Tagen im Jahr Nordostpassat haben und die restlichen
Tage haben wir Chancen auf Westwind und damit auf Regen auf der
Westseite. Der Dezember verabschiedet sich mit kräftigem Nordostpassat
und daraus entstehenden Fallwinden auf der Westseite. Die Silvesterparty
auf der Plaza von Los Llanos kann also trockenen Kleides stattfinden,
aber ein Jäckchen über dem kleinen Schwarzen ist durchaus
angesagt.
Tourismus:
Die ersten beiden Dezemberwochen
sind traditionell schwach belegt, um dann über Weihnachten
und Jahreswechsel die Insel wieder voll zu machen. Das Missverhältnis
von Platzangebot in den Flugzeugen zu der Anzahl der angebotenen
Unterkünfte sorgt aber dafür, dass von 100% Auslastung
keiner mehr ausgehen kann. Selbst wir müssen zwei Vakanzen
eingestehen, das ist uns noch nie passiert, aber meckern wollen
wir deshalb nicht, ich kenne von Kollegen andere, schlechtere Zahlen.
Die Gäste, die uns trotz der hohen Preise für die Flüge
und manch Umweg über Madeira, Thomas Cook sei Dank, wieder
zu uns gekommen sind, wurden mit bestem Urlaubswetter belohnt.
Immer auffälliger
wird, dass eigentlich alle Gäste, die zu uns kommen sehr genau
informiert sind, über das was sie hier erwartet. Zufallsgäste,
die von eifrigen Agenturen auf die Insel geschickt werden, sind
immer seltener. La Palma ist halt nicht mehr die „Unbekannte“ und
das ist gut so. Wer hier 14 Tage nur am Strand liegen will, oder
Party am Eimer mit Strohhalm machen will, den werden wir enttäuschen.
Das ist ein nettes Völkchen, welches uns immer wieder besuchen
kommt. Ich mache mir auch keine großen Sorgen, dass sich daran
was ändern wird. Die hochtrabenden Pläne der Inseloberen
in Sachen Tourismus müssen sich auch an der Nachfrage orientieren
und ich stelle mir gerade vor, wie es sein muss, bei Windstärke
sechs über den Golfplatz zu laufen um die Bälle wieder
zu finden.
Flora:
Afrikanischer Tulpenbaum
(spathodea campanulata)
aus der Familie der Bignonien.
Hier heißt dieser
spektakuläre Baum „tulipero“, oder auch „llama africana“, also
afrikanische Flamme. Diesen Namen verdankt der Tulpenbaum seinen
rot-orangen Blüten, die bis 10 Zentimeter lang sich wie Flammen
in Richtung Sonne strecken. Der Tulipero gehört zu der großen
Familie der Bignonien und stammt aus dem westlichen, äquatorialen
Afrika. Dort von Wärme, Licht und tropischen Regenfällen
verwöhnt, wächst er wild und vermehrt sich durch die reichlich
vorhandenen Samen, kann aber auch durch Stecklinge verbreitet werden.
Auf La Palma hat es der Tulpenbaum nicht ganz so leicht und muss
kultiviert werden, das aber mit großem und wachsendem Erfolg.
Mittlerweile konkurrieren
Jacaranda und Tulipero in den Städten hier, wer denn der meist
gebrauchte Alleebaum ist. Der Tulpenbaum nennt als seinen Vorteil
gegenüber dem Jacaranda, dass er immergrün ist und nicht
Monate lang kahl dasteht wie sein Verwandter, der Jacaranda. Der
spathodea campanulata kann bis zu 25 Meter hoch werden, aber da
gelingt auf La Palma nicht, da er sehr windanfällig ist und
bei älteren Bäumen immer wieder große Äste
abbrechen. Es muss daher fleißig geschnitten werden um eine
Gefahr für Passanten auszuschließen. In der Regel sind
ausgewachsene Bäume hier um die 8-10 Meter hoch.
Das Holz ist sehr weich,
wie bei allen Bignonien, es gibt keine essbaren Früchte und
deshalb ist der Tulpenbaum eine echte Zierpflanze, deren einziger
Nutzen für uns seine Schönheit ist. Einen zweiten Nutzen
gibt es doch noch. Bevor die großen Blüten sich öffnen
sind diese mit reichlich Wasser gefüllt. Kinder steigen dann
schon mal auf den Baum und ernten diese Wasserpistolen um dann das
Gegenüber mit gezielten Schüssen nass zu machen. In ihrer
afrikanischen Heimat werden die Bäume deshalb auch „Pis Pis“
genannt.
Der Tulipero verträgt
überhaupt keine Kälte, alles was unter 10 Grad ist macht
ihm sehr zu schaffen. Wie alle tropischen Pflanzen braucht er für
ein gutes Wachstum reichlich Wasser, aber niemals Staunässe.
Die Regel für alle diese Pflanzen beim Gießen heiß,
selten, aber dann viel. Diese Pflanzen sind es gewohnt, immer wieder
einen Zeitraum trocken zu stehen, um dann nach ergiebigen Niederschlägen
schnell und viel Wasser aufzunehmen. Die Blüte kann das ganze
Jahr über auftreten, in der Regel geschieht das in der Jahreszeit
mit dem meisten Wasser, bei uns eben im Winter.
Wer den Tulpenbaum im
Kübel ziehen will muss da sehr aufpassen. Es sind schon viel
mehr Bäume an Fäule verschimmelt, als durch Wassermangel
vertrocknet. Der Tulpenbaum gehört in unseren Orten zum gewohnten
Bild und im Winter läuft man häufig durch einen Teppich
aus roten Blüten, die der Wind von den Bäumen gefegt hat.
Da soll doch noch mal einer sagen, wir hätten was gegen Immigranten
aus Afrika. So lange sie schön blühen und sich nicht von
der Stelle rühren...
Gesellschaft:
Mein Esel heißt
Toyota.
Ein Leserbrief an das
Inselmagazin „La Palma 14“ hat uns aufgeschreckt und Ricardo hat
mich gebeten dazu was zu schreiben, er selbst ärgert sich zu
sehr darüber. Um das Copyright nicht zu verletzen habe ich
den Brief hier nicht reinkopiert, Hier
kommen Sie direkt auf den Artikel.
Es ist immer eine ganz
wichtige Geschichte, wie mit Kritik umgegangen wird, nicht nur seitens
des Kritisierten, sondern auch des Kritikers. Für uns ist es
extrem wichtig, Kritik zu erfahren, mit Respekt diese anzuhören
und auch was draus zu machen. Viele Punkte, die der Verfasser anschneidet
sind völlig richtig, das sind Probleme die anzugehen sind,
oder bereits in Arbeit.
Es ist keine Frage, dass
die Situation der Kläranlangen in Puerto de Naos und Puerto
de Tazacorte nicht optimal ist. Es kann aber keine Rede davon sein,
dass die Abwässer der Orte ungeklärt ins Meer gelangen,
die Kläranlagen arbeiten. Beide Orte projektieren schon seit
längerem Kläranlagen die dem neuesten Stand der Technik
genügen, das Geld fehlt einfach. Leider bezahlt uns die EU
Brücken, Häfen und Tunnel, die nur einen fragwürdigen
Nutzen bringen, aber für Kläranlagen ist aus diesem Topf
nichts zu holen. Probleme gab es immer wieder mit der Kläranlage
aus Los Llanos, die bei starken Regenfällen überläuft
und ungeklärtes Wasser in die Schlucht schickt. Man ist gerade
dabei ein Auffangbecken zu bauen.
Wir müssen auch
noch ein bisschen über die anfallenden Stoffe reden, die dort
zu klären sind. Wir haben überhaupt keine Industrie, alles
was anfällt kommt aus Haushalten und eigentlich reden wir über
die Stoffwechselendprodukte der Menschen die hier leben. Diese schluckt
der gierige Atlantik sofort und vermischen sich dort mit der x-tausendfachen
Menge an Fischkot. Wir dürfen bei aller Empörung nie Tatsachen
auslassen und eine richtige Bewertung des Problems nennen. Auch
den Zeigefingerdeutschen wird es niemals gelingen, Fische auf die
Toilette zu schicken, wohlmöglich noch im Sitzen. Wir sind
dabei das alles zu machen, nur muss man uns die Zeit und Möglichkeiten
geben, die unseren Mitteln entsprechen.
Die Müllverbrennungsanlagen
werden in dem Moment abgeschaltet, in dem die Müllverwertungsanlage
in Mazo ihren Betrieb aufnehmen kann. Der Verfasser des Leserbriefes
schreibt, er habe es gerne gesehen, wie diese Menschen hier sich
gegen die Müllentsorgungs-Anlage in Mazo wehren. Sollen wir
den Müll also doch wieder verbrennen anstatt zu kompostieren,
zu sammeln, zu recyclen, oder sollen wir ihn lieber in die Dritte
Welt schicken, wie das so mache hochgelobte Industrieregion macht?
Mendo liegt übrigens auf halbem Weg von Tajuya nach Fuencaliente
in den Bergen.
Wir dürfen bei allem
Nachholbedarf den wir haben, nie vergessen was alles bereits geschehen
ist. Wir haben drei mal in der Woche eine pünktliche Müllabfuhr,
unseren Sperrmüll können wir kostenlos an den Puntos limpios
abgeben und PVC ist in ganz Spanien seit Jahren bereits als Verpackungsmaterial
verboten worden. Natürlich werden wir nie die Deutschen als
Müllhandlingsweltmeister nur annähernd erreichen und keiner
wird uns je beim Abwaschen von Joghurtbecherdeckeln erwischen, das
ist auch nicht unser Ziel. Unser Ziel ist, mit unseren Mitteln dafür
zu sorgen, dass unsere Insel immer ein bisschen schöner und
besser wird und dabei so fröhlich zu bleiben, wie man uns gerne
sieht.
La Palma sei zu teuer,
keine Ahnung wo das herkommt. Die Flugpreise sind die gleichen wie
vor etwa 10 Jahren, nur eben auf Hammerstrecken machen sich die
Fluggesellschaften so große Konkurrenz, dass man nach Florida
für ein Drittel des Geldes fliegt, wie noch vor 10 Jahren.
Preissteigerungen über den normalen Inflationsrahmen hinaus
kann ich nicht feststellen. Die Mietpreise sind seit Jahren stabil,
ich kenne viele Kollegen, die Preise gesenkt haben, wir auch. Ich
weiß nicht wo der Herr gewohnt hat, aber woran misst er die
Preisgestaltung? An der türkischen Riviera, oder an der Dritten
Welt?
Zum Essen in El Remo,
da ist der gute Mann selber Schuld. Das ist bekannt und keiner von
uns geht dort essen. Es gibt auf La Palma eine Vielzahl von guten
und sehr preiswerten Restaurants, dort muss man allerdings das was
man bestellt, Soßen, Ketchup auch bezahlen.
Das sind einige Punkte
auf den erschreckenden Brief des Herrn aus Pinneberg, es geht mir
gar nicht darum, auf jeden Punkt einzugehen. Das Wichtigste ist
aber, dass er uns nur aus seiner eigenen Welt sieht und seine Vorstellung
an „heile Welt“, hier plötzlich nicht mehr vertreten sieht.
Es ist lächerlich zu glauben, es gäbe die „heile Welt“
und niemand hier hat jemals behauptet, La Palma sei das Paradies.
Noch lächerlicher ist es zu schreiben, La Palma sei wohl nicht
mehr die „heile Welt“. Es hat sich so unendlich viel getan
in den letzten Jahren und jeder der meine Nachrichten liest weiß,
dass ich nicht mit Kritik spare. Der feine Griff in die Kritikkiste
gerät viel zu oft in die Rundumschlag-Methode, immer nur basierend
auf eigenen Vorstellungen und Vergleichen. Was wäre denn, wenn
wir alles so machen würden, wie Sie das gerne hätten,
dann brauchten Sie uns doch nicht mehr besuchen kommen?
Es ist immer wieder traurig,
wie ein paar wenige Gäste diese Insel so falsch verstehen.
Es ist einfach egoistisch zu erwarten, dass die Einwohner einer
Ferienregion kein Recht auf ihren Rhythmus haben, nur damit die
projezierte „heile Welt“ einiger Gäste erhalten bleibt. Am
meisten macht mich immer der Satz traurig, La Palma ist nicht mehr
so, wie es früher war. Das ist natürlich richtig und was
müssten wir uns schämen, wenn wir immer noch so wären
wie früher. Es ist notwendig und wir sind stolz darauf, dass
sich auch bei uns was tut und mir fällt wenig ein, was nicht
besser geworden ist.
Entschuldigen Sie bitte,
dass wir nicht mehr auf Eseln reiten, aber die sind uns zu langsam
geworden: Mein Esel heißt Toyota und wir müssen uns so
beeilen, damit wir Ihren europäischen Zug nicht ganz verschlafen.
Gastronomie:
Fällt diesen Monat
aus. Wir waren nur einmal in einem Restaurant, welches wir nicht
bereits beschrieben haben und konnten dabei nichts Beschreibenswertes
finden. Dabei möchte ich Sie auch noch mal bitten, mir doch
Ihre Restauranttipps zukommen zu lassen. Es wäre doch schön,
wenn auch die Gäste sich daran beteiligen, nur Mut!