Gastbeiträge von Rose Marie Dähncke

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Noch ein verdammter Tag im Paradies

Das ist der auf die Insel bezogene Ausspruch eines La-Palma-Autors, als er noch humoriger Geschichtenerzähler war. Dann stieg er auf, unbeirrt und unaufhaltsam in neuer Richtung und erreichte in seinem letzten Werk den 'Höhepunkt an pornografischer Geschmacklosigkeit', sagen die Leser.

Ich benutze diese Einleitung, um auf meinen eigenen 'verdammten Tag' zu sprechen zu kommen, den ich eigentlich nur deshalb hatte, weil ich gerade nicht über genügend Humor verfügte, um über alles lachen zu können, vielmehr durch gehäufte Insel-Vorkommnisse etwas aufgeladen undnervös war. Oder vielleicht brauchte ich einfach nur einmal ein Ventil zum Ablassen, jedenfalls an diesem Tage gestattete ich mir, mich zu ärgern.

Es fing schon vor dem Frühstück an mit dem Anruf einer Versicherungsgesellschaft: "Sie sind R.M.D.?" "Ja." "Und Sie fahren den Seat XY 999?" "Nein." "Wieso nein, Sie sind dafür als Besitzerin eingetragen und haben zu dem gehabten Unfall Stellung zu nehmen". "Ich habe nie einen Seat besessen und auch keinen Unfall gehabt". "Das kompliziert die Angelegenheit, da wird noch allerlei auf Sie zukommen. Auf Wiederhören".

Das Frühstück schmeckte mir trotzdem. Solche Kleinigkeiten werfen einen ja nicht um. Von 10-11 Uhr hatte ich meine friedliche Stunde.

Dann musste ich zu einer Verabredung und verließ das Haus. Als ich mit dem Wagen meine automatisch öffnende Tür zur Straße durchfahren hatte, schloss sich leider diese Tür nicht wieder. Das kam öfter einmal vor, leider wusste man das nie vorher. Manchmal öffnete sie sich auch nicht. Deshalb habe ich noch eine zweite Finca-Ausfahrt mit Handbetrieb, wie man hier am besten alles Lebenswichtige zweimal haben sollte.

Was nun? Ich wollte diese Pforte zur Straße nicht gerne weit offenstehen lassen. So ließ ich mein Auto draußen stehen und ging durch meinen weitläufigen Park zu Fuß zum Haus zurück, um das Türschließen über die Stromanlage zu versuchen. Aber das funktionierte auch nicht, und ich hatte es langsam eilig, wollte ich pünktlich sein. Also zurück zum Auto. Von weitem sah ich, dass zwei Personen mittleren Alters den Weg zwischen den alten Kastanien begingen und sich dem Haus näherten. Ich setzte schon mal eine freundliche Miene auf und ging ihnen entgegen.

Sie grüßten nicht und sahen mich auch nur halbwegs an. Da kam ich wohl nicht umhin, selbst etwas zu sagen: "Hallo, wollen Sie zu mir?" "Nein, wir sehen uns hier ein bisschen um". Es waren Deutsche. Ich setzte meine freundliche Miene wieder ab: "das ist ein Privatgrundstück, und ich habe es eilig". Empörung überkam die Frau, die die Wortführerin war: "Ach, dann können wir uns also nicht umsehen? Man traut sich ja sowieso kaum rein mit der Warnung vor dem Hund an der Tür".

Da ich nicht wusste, ob meine Tür nun bereit war, sich zu schließen oder nicht, sagte ich noch warnend: "das sollten Sie auch lieber lassen, denn der Hund ist gefährlich". Der liebe Hund, er ist vor Freude immer ganz aus dem Häuschen, wenn jemand kommt, aber jetzt musste er als böser Hund herhalten und die Leute abschrecken. Unwillig verließen sie das Grundstück und - welch Wunder! - die Tür schloss sich hinter ihnen.





Ich fuhr beruhigt zur Autowerkstatt (wie schon einmal an anderer Stelle beschrieben, aber es gehört einfach zu diesem miesen Tag). Man hatte für meinen VW-Bus eine Stoßstangenkappe bestellt, sie war tatsächlich nach längerer Zeit angekommen, hinten links, mit eigener Bestellnummer. Alles klar. Ich setzte mich in den Warteraum und hatte 'hinten links' meines langen Autos immer im Auge. Als nach einer halben Stunde der Mechaniker noch nicht daran arbeitete, wurde ich etwas mürrisch, schließlich war ich trotz aller Unbill pünktlich gewesen, nun konnte er auch bald einmal anfangen mit der kleinen Reparatur. Ich rief in die Werkstatt hinein, denn das Betreten derselben war verboten, und er sagte: "Aber, ich bin ja fast fertig, 5 Minuten noch".

Da war ich verwirrt. Man denkt, nach so vielen Jahren La Palma-Praxis wäre man auf alles gefasst, man ist ja schon so schlau geworden, weil man jedes mal etwas dazu gelernt hat, aber nun war ich doch wieder platt. "Wieso, ich habe doch die ganze Zeit mein Auto beobachtet, und Du hast hinten links nicht gearbeitet". "Nein, weil ich die neue Kappe vorne rechts angebracht habe". Ich schnappte, vermutlich nach Luft: "das kannst Du doch nicht machen, hinten links ist doch defekt, und die Kappe hatte ihre eigene Bestellnummer". "Die passt vorne rechts auch". Pause. Ich sprachlos. "Ja, nun entschließen Sie sich mal, wollen Sie sie hinten links oder vorne rechts haben?" "Ich will sie hinten links haben".

Es dauerte lange, sehr lange, vorne rechts die neue ab, die alte wieder drauf, hinten links die alte ab, die neue drauf, und es machte ihm auch gar keinen Spaß. Es wurde auch teuer, denn seine Dummheit musste ich mit hohem Mechaniker-Stundenlohn bezahlen.

Zu Hause angekommen, wählte ich die Nummer meiner nur einen Kilometer entfernt lebenden Tochter, um mir meine gelinde Wut von der Seele zu reden, aber auch, um ihr Gelegenheit zum Lachen zu geben, wenn sie meinen neuesten Reinfall erfährt. Aber ich hatte keine Telefonlinie! Daran war ich nun auch schon gewöhnt, es war das siebente Mal in 4 Wochen. Jedes mal dauert das Beheben der Störung zwei Tage, weil, wie das Fräulein von der Telefonica sagt, vertraglich geregelt ist, dass innerhalb von 48 Stunden der Defekt behoben wird. Sie konnte ja nichts dafür, aber ich beklagte mich trotzdem, dass ich keinen Vertrag hätte, der gestattet, dass ich in einem Monat sieben Mal ohne Linie gelassen werde, weil die Techniker den Kabelfehler nicht finden (wie ich später erfuhr, hatten sie ihn sehr wohl gefunden, aber es war kein neues Kabel da, und so hatten sie immer nur ein bisschen geflickt, was nie lange hielt). Na, Schwamm drüber, einen halben Monat ohne Telefon, ohne Fax.

Zum Glück hatte ich mir nach dem sechsten Linienausfall ein Handy gekauft, Movistar, das einzige, das in meiner abgelegenen Gegend Deckung hatte. Das wollte ich nun einweihen. Es war geladen, hatte Deckung, aber es funktionierte nicht. Ich hörte meine Tochter, aber sie hörte mich nicht. Was nützte da das ganze Erzählen, ich kannte meine Geschichte ja schon. Mit viel Umstand an aufreibenden Telefonaten von der entfernten öffentlichen Zelle aus und wiederholten Stadtfahrten wurde dann ein kleines Teilchen am Handy ausgewechselt, und nun sollte es funktionieren. Ich warte mit dem erneuten Ausprobieren, bis ich einen ganz starken Tag habe.

An diesem verdammten Tag schmorte ich nun im eigenen Saft, gewürzt mit Versicherungsbetrug, Nichtfunktionieren der automatischen Tür, Eindringen dreister Deutscher ins Grundstück, Verwechseln von 'hinten links' mit 'vorne rechts', ohne Telefon und ohne Handy, und keine Tochter am Draht. Verdammt. Verdammt.

Da kam Besuch. Das war die Rettung. Ihnen konnte ich wenigstens mein Erlebnis in der Autowerkstatt erzählen. Das war doch wenigstens etwas. Sie konnten es kaum fassen und lachten darüber.

Dann wurden sie allerdings ernst und eröffneten mir ihrerseits ein Problem: "Wissen Sie, wir wollten uns etwas verbessern und haben uns eine elektrische Heißwasseranlage geleistet. Die ist nun fertig, aber wir müssen sie wohl reklamieren, denn es kommt uns sehr komisch vor, dass der Kloinhalt kochend weggespült wird, während aus allen Hähnen kaltes Wasser kommt".

Ich konnte es kaum fassen und lachte darüber.




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