Wetter:
Kein Regen im April, dieser Winter mogelt sich zurück in die statistische Normalität, sowohl was die Niederschläge angeht, wie auch die Temperaturen. Nach den kältesten und regenreichsten Monaten Januar und Februar seit Aufzeichnung der Wetterdaten, verwischen der laue März und der trockene April unser grausames Wetter des Jahresbeginns. Nur die Statistik schafft es, aus einem Tag -50 Grad und einem Tag +50 Grad eine Durchschnittstemperatur von 0 Grad zu formen.
Das erste Drittel des April war noch von warmen Westwinden geprägt, die aber gegen ihre sonstige Natur kein Tiefdruckgebiet zu uns ranschaffen konnten. Anfänglich also die gleiche Wettersituation welche bereits den März bestimmt hat. Unser Wetter, der Nordost Passat ließ sich erst gegen Mitte des Monats blicken, blies in paar Tage kräftig als wolle er sich endgültig zurückmelden. Gut gebrüllt, schlecht gemacht, wenn das Azorenhoch im Kernbereich nicht an die 1040 Hektopascal-Marke heranreicht, dann wird das nichts mit unserer stabilen Wetterlage.
Allerdings brachten uns die paar Tage "echter" Nordost ein unverhofftes Wiedersehen mit einem Tierchen, welches wir fast schon vergessen hatten. Der Sprühregen welchen der steife Nordost bis in die hohen Zonen der Westseite blies, lockte die Tausendfüßer wieder aus der Erde, nicht in solchen Massen wie das im Winter vor zwei Jahren der Fall war, aber immerhin, es gibt sie noch. "Bicho Negro" was einfach nur schwarzer Wurm heißt, oder prosaischer "Falangista" wird das Tier hier genannt. "Falangista" als Anlehnung an die Franco-Schärgen. - Schwarz, treten immer in Massen auf und keiner braucht sie, auch eine Art von Vergangenheitsbewältigung und auch eine Warnung, irgendwie kommen die immer wieder, auch wenn man sie eigentlich schon vergessen hat.
Gegen Ende April setzte sich erneut westliche Strömung durch, aber wieder ohne dass uns eines der Regen spendenden Tiefs vom Nordatlantik erreicht hätte. Kein Regen im April, wer möchte da noch auf Tabellen und Statistiken vertrauen, mal ist das Wetter zu gut, mal zu schlecht und was gutes oder schlechtes Wetter ist, das alleine liegt wieder ganz im Blickwinkel des Betrachters.
Tourismus:
Für die Nachsaison, alles nach Ostern kann man so nennen, hat sich der April noch ganz beachtlich gehalten. Offizielle Zahlen kommen immer erste eine Woche später, wenn man diese denn überhaupt veröffentlichen will. Bedingt durch das, aus touristischer Sicht gute Wetter, kamen die Gäste dieser Insel voll auf ihre Kosten.
Seitens der Tourismusbehörde hat sich ein bisschen Ratlosigkeit breit gemacht. Einerseits spricht man von ominösen Investoren, die der Insel, zunächst aber nur Orten ein völlig neues Gesicht verleihen sollen, auf der anderen Seite argumentiert man unter Benutzung des Weltbiosphärenreservates einen Hang zum Öko-Tourismus. Ein Spagat, von dem ich nicht weiß wie er gelingen soll. Das muss aber gelingen, der Tourismus soll in Zukunft einen größeren Teil des Inseleinkommens beitragen als bislang. Wann immer das auch sein wird, die Bananen werden irgendwann nicht mehr die Insel fast im Alleingang ernähren können.
Da möchte ich noch mal die Frage aufwerfen, wie weit verzeihen uns unsere Stammgäste eine Öffnung der Insel in Richtung Massentourismus. Ich sehe da eine Gefahr, unser Publikum von jeher sieht der Entwicklung dieser Insel ganz genau auf die Finger und betrachtet den Ausbau touristischer Infrastruktur nicht immer und unbedingt positiv. La Palma ist zwar einzigartig, aber nicht konkurrenzlos, es wird viel über neue Zielgruppen gesprochen, dabei verliert man gerne mal den Blick auf die eigene Basis.
Wenn die neuen Zielgruppen aber nicht in erforderlichen Maßen zu uns kommen, weil es nicht so ganz einfach ist La Palma auf Karibik zu trimmen und die "Alten" aus dem Umkehrschluss nicht mehr "Ihre Insel" vorfinden, dann hat man sich selbst richtig nachhaltig einen Tritt in den Hintern verpasst. Bevor ich mich jetzt wieder dem Vorwurf aussetze, zu kritisch und zu negativ über die touristischen Möglichkeiten La Palmas aussetze, gehen wir lieber weiter an die Diplomarbeit, genau zu diesem Thema.
Dritter Teil der Diplomarbeit von Lars Gerhardts.
Alle Graphiken und Photos und auch der Text unterliegen dem Copyright von Lars Gerhardts. Ich musste einige Graphiken in Größe und Format ändern um diese für die Seite passend zu machen.
2 TOURISTISCHE SITUATIONSANALYSE
2.1 Touristisches Angebot der Insel La Palma
2.1.1 Sozioökonomische und administrative Faktoren
2.1.2 Natürliche Attraktivitätsfaktoren der Insel
2.1.2.1 Landschaftsbild
2.1.2.2 Klima
2.1.2.3 Vegetation
2.1.2.4 Fauna
Touristische Situationsanalyse
Zur Erfassung des touristischen Potentials einer Region dient das Instrument der SWOTAnalyse. SWOT ist die englische Abkürzung für Stärken (Strengths), Schwächen
(Weaknesses), Chancen (Opportunities) und Risiken (Threats).
Mithilfe der Kenntnisse der Stärken und Schwächen La Palmas ist es möglich, die
touristischen Chancen der Insel einzuschätzen, daraus Leitlinien für die Zukunftsentwicklung
abzuleiten und gleichzeitig Fehlentwicklungen zu vermeiden.
Zudem bietet die SWOT-Analyse die Möglichkeit, einzigartige Besonderheiten der Insel zu
erkennen und entsprechende Konzepte zu ihrer Vermarktung zu entwickeln, um sich damit
deutlich von konkurrierenden Destinationen abzuheben.
Darüber hinaus eröffnet die Analyse die Option, besonders schwerwiegende Schwächen der
Destination zu erkennen, und auf diese zu reagieren, bevor daraus ein Verlust an
Marktanteilen zugunsten der Konkurrenz resultiert.
Des Weiteren bieten insbesondere die Kenntnisse über Gästestruktur und Nachfragetrends
die Chance, marktgerechte touristische Angebote auf der Insel zu entwickeln (vgl.
ZIMMER/GRASSMANN 1996, S. 2).
Die Analyse besteht aus zwei Phasen:
- Bestandsaufnahme der aktuellen touristischen Situation
- Bewertung
Ziel dieser Analyse ist zunächst die Bestandsaufnahme der aktuellen Tourismussituation.
Die Bestandsaufnahme setzt sich aus vier Abschnitten zusammen:
- Angebotsanalyse
- Nachfrageanalyse
- Managementanalyse
- Konkurrenz- und Trendanalyse
Nach Aufnahme aller relevanten Aspekte erfolgt eine Synthese:
In einer Bewertung werden alle aufgenommenen Daten auf ihr touristisches Potential hin
untersucht. Daraus ergibt sich das Gesamtpotential der Region in Form ihrer Stärken und
Schwächen.
Die Gegenüberstellung von Stärken und Schwächen mit den allgemeinen Trends im
Tourismusmarkt ergibt zudem ein Chancen-Risiken-Profil der zukünftigen Entwicklung für die
Region.
Die in dieser Arbeit durchgeführte SWOT-Analyse orientiert sich im Aufbau und bei der
Datenerhebung an dem von der europäischen Beobachtungsstelle LEADER
herausgegebenen Leitfaden Situationsanalyse des Tourismuspotentials einer Region
(ZIMMER/GRASSMANN, 1996).
2.1 Touristisches Angebot der Insel La Palma
2.1.1 Sozioökonomische und administrative Faktoren
Die Insel La Palma gehört zum kanarischen Archipel, der sich administrativ untergliedert in
die westliche Provinz Santa Cruz de Tenerife und die östliche Provinz Las Palmas de Gran
Canaria. Die östliche Provinz umfasst die Inseln Teneriffa, La Palma, La Gomera und El
Hierro, während die westliche Provinz aus den Inseln Gran Canaria, Fuerteventura und
Lanzarote besteht.
Zusammengenommen bilden die Kanarischen Inseln innerhalb Spaniens die autonome
Region Canarias.
Nach dem Beitritt Spaniens zur EU im Jahre 1986 behielten die Kanarischen Inseln zunächst
einen Sonderstatus. Erst im Jahre 1993 wurden auch sie voll in die EU integriert.
Dennoch genießen die Kanaren bis heute einen Sonderstaus, der sich vor allem in
Steuersätzen niederschlägt, die im Vergleich zum spanischen Festland erheblich niedriger
liegen. Zudem gelten die Kanarischen Inseln als strukturschwaches Gebiet innerhalb der EU,
was vor allem im infrastrukturellen Bereich die Möglichkeit zum Bezug von Fördergeldern
eröffnet (vgl. BOROWSKI/BOURMER 1999, S. 25).
Wie auf jeder Insel des kanarischen Archipels existiert auch auf La Palma eine eigene
Inselverwaltung. Das Cabildo Insular de La Palma verfügt über Entscheidungskompetenzen
in den für diese Untersuchung relevanten Bereichen Infrastruktur, Tourismus und Umwelt.
Weiter untergliedert ist die Insel in 14 Gemeinden, die von den ayuntamientos, den
Gemeinderäten, geführt werden.
Im Jahre 2003 lebten auf der Insel La Palma 85.631 Einwohner, was einer
Bevölkerungsdichte von ca. 121 Einwohnern pro km² entspricht (ISTAC 2004). Fast die
Hälfte der Bevölkerung lebt in den beiden Städten Santa Cruz de La Palma im Osten und
Los Llanos de Aridane im Westen der Insel.
Aus wirtschaftlichen Gründen wanderten in den vergangenen Jahren viele junge Palmeros in
die Tourismusgebiete anderer Kanarischer Inseln ab, was zu einer Überalterung der
Bevölkerung auf La Palma führte. Knapp 30% der Palmeros sind heute über 55 Jahre alt
(vgl. BOROWSKI/BOURMER 1999, S. 24).
Die Bevölkerungsentwicklung ist insgesamt jedoch charakterisiert durch einen moderaten
jährlichen Anstieg.
Nach wie vor bildet die Landwirtschaft die Haupterwerbsquelle der Insel. Dabei ist vor allem
der Bananenanbau hervorzuheben, der das wirtschaftliche Standbein der Insel darstellt.
Insgesamt arbeiten noch etwa 30% der Palmeros in der Landwirtschaft und davon
abhängigen Wirtschaftszweigen. Erst an zweiter Stelle rangiert die Tourismusbranche. In
diesem Bereich arbeiten ca. 25% aller Beschäftigten.
Insgesamt sind auf La Palma gut 22.000 Menschen regelmäßig beschäftigt, während etwa
5.000 Personen als arbeitslos gemeldet sind (vgl. BOROWSKI/BOURMER 1999, S. 25; ISTAC
2004).
2.1.2 Natürliche Attraktivitätsfaktoren der Insel
2.1.2.1 Landschaftsbild
Naturräumlich gehört die Insel La Palma zum kanarischen Archipel, welcher sich zwischen
27° und 29° nördlicher Breite sowie 13° und 18° westlicher Länge vor der Nordwestküste des
Afrikanischen Kontinents erstreckt.
Er umfasst die Inseln El Hierro, La Gomera, La Palma und Teneriffa im Westen und die
Inseln Gran Canaria, Fuerteventura und Lanzarote im Osten.
Daneben existieren nördlich der Insel Lanzarote noch einige kleinere Eilande, zu denen
Graciosa, Alegranza und Montaña Clara sowie die Felsenriffe Roque del Este und Roque del
Oeste gehören. Nördlich der Insel Fuerteventura befindet sich darüber hinaus die kleine Insel
Lobos (vgl. Karte 1).
Die im Umriss herzförmige Insel La Palma liegt im Nordwesten des Archipels und erstreckt
sich zwischen 28° 25 7 und 28° 51 15 nördlicher Breite und 17° 43 42 und 18° 00 15
westlicher Länge.
Die Größe der Insel beträgt 706 km².
Die höchste Erhebung ist der Roque de las Muchachos mit 2.426 m über NN, der damit
neben dem Pico del Teide auf Teneriffa (3718 m) den zweithöchsten Berg des Archipels
darstellt (vgl. Karte 2).
Geologisch betrachtet sind die Kanarischen Inseln jungvulkanischen Ursprungs. Das Alter
der Inseln nimmt jedoch von Ost nach West stark zu, sodass La Palma erst vor etwa zwei bis
drei Millionen Jahren entstand.
Das geologische Zentrum der Insel und der bedeutendste touristische Attraktionspunkt wird
von der Caldera de Taburiente, einem gewaltigen Erosionskrater mit einer Tiefe von bis zu
2.000 m und einem Umfang von sieben Kilometern am oberen Kraterrand, gebildet. Die
größten Höhen werden mit 2.426 m im Bereich des nördlichen Kraterrandes am Roque de
las Muchachos erreicht, aber auch der südliche Kraterrand hat am Pico Bejenado noch eine
Höhe von 1.852 m (vgl. REIFENBERGER 1991, S. 25 f.).
An die Caldera de Taburiente schließt sich südlich der Höhenzug der Cumbre Nueva mit
dem westlich davon gelegenen Aridane-Tal an. Höhenzug (Cumbre Nueva) und Depression
(Aridane-Tal) sind das Ergebnis einer Verwerfungslinie, welche sich ausgehend von der
Caldera Richtung Süden erstreckt. Die Cumbre Nueva weist Höhen von bis zu 2.000 m im
nördlichen Bereich, 1.400 m im mittleren Abschnitt und 1.500 m am südlichen Ende auf (vgl.
REIFENBERGER 1991, S. 28).
Ihre südliche Fortsetzung findet die Cumbre Nueva im Höhenzug der Cumbre Vieja, welche
sich bis zur Südspitze der Insel hinzieht. Dieser Höhenzug wird geprägt von etwa 120 jungen
Kratern und Vulkankegeln. Die Cumbre Vieja hat im nördlichen Abschnitt eine Höhe von
bis zu 1.931 m (Volcán de la Deseada) und fällt nach Süden hin allmählich ab.
In dieser Zone gab es auch in historisch dokumentierter Zeit Ausbrüche, deren basaltische
Lavaströme sich bis zum Meer hinunter bewegten. Die jüngsten Ausbrüche ereigneten sich
noch im vergangenen Jahrhundert (vgl. SANTOS CABRERA 2000, S. 43 ff.):
Der letzte Vulkanausbruch auf den Kanarischen Inseln ereignete sich vom 26. Oktober bis
zum 18. November 1971 am Vulkan Teneguia an der Südspitze La Palmas. Die Eruption,
der tagelange Erdbeben vorangegangen waren, ereignete sich jedoch in einem
unbewohnten und landwirtschaftlich kaum genutzten Areal, sodass nur geringe Schäden
entstanden. Auch heute lassen sich noch Spalten finden, aus denen schwefelhaltige Gase
austreten und Stellen, an denen die Oberfläche noch heiß ist. Damit ist der Vulkan Teneguia
eine der wichtigsten Touristenattraktionen auf La Palma.
Neben der vulkanischen Aktivität und den damit verbundenen Landschaftsformen ist das
Erscheinungsbild der Insel La Palma stark durch erosive Prozesse geprägt. Dies zeigt sich
vor allem im älteren nördlichen Teil der Insel, welcher durch tiefe Schluchten, die barrancos,
und dazwischen liegende breite Rücken, die tablados, geprägt ist.
Im jüngeren südlichen Teil ist die Erosionstätigkeit dagegen bislang nur in Ansätzen zu
beobachten. Über die Höhenstufen auf La Palma gibt Karte 3 Aufschluss.
Die Küstenlinie der Insel mit einer Gesamtlänge von 155,75 km besteht aufgrund der
vulkanischen Entstehungsgeschichte sowie der erosiven Tätigkeit des Meeres zum größten
Teil aus Steilküsten. Dabei machen hohe Steilküsten mit Abrasionsplattformen am Fuß durch
ihre Gesamtlänge von 102 km den größten Anteil aus. Diese befinden sich vorwiegend im
Nordteil der Insel. Steilküsten mit einer Höhe von zwei bis 20 m findet man auf einer Länge
von 25,69 km vor. Lediglich 23 km der Küstenlinie La Palmas bestehen aus Flachküsten.
Davon sind 11,1 km Strände unterschiedlicher Beschaffenheit. Kiesstrände haben an den
Stränden der Insel mit einer Länge von 8,1 km den größten Anteil. Geröllstrände machen
weitere 1,9 km der Küstenlinie aus, wohingegen Sandstrände mit 1,1 km den geringsten
Anteil an den Strandküsten der Insel verbuchen (ISTAC 2004).
2.1.2.2 Klima
Das Wettergeschehen auf der Insel La Palma wird von drei verschiedenen Wettersystemen
beeinflusst: Dem Nordostpassat, den atlantischen Tiefausläufern und dem Calima, einem
heißen, trockenen Wüstenwind. Unter diesen drei Systemen nimmt der Nordostpassat
jedoch die größte Dominanz ein.
Der Nordostpassat teilt sich auf in eine Grundströmung und eine Oberströmung. Die
Grundströmung reicht bis in Höhe von etwa 1.500 m, nimmt über dem Atlantik Feuchtigkeit
auf und kühlt über dem kalten Wasser des Kanarenstroms ab. Die Oberströmung in einer
Höhe von 1.500 m bis 3.000 m ist dagegen unbeeinflusst vom Meer und damit relativ
trockener und wärmer. Solange diese Schichtung erhalten bleibt, findet kaum Wolkenbildung
statt.
Trifft der Passat jedoch auf ein Hindernis, wie es die Insel La Palma mit ihrem gut 2.400 m
hohen Gebirgsmassiv darstellt, wird die Passatinversion gestört.
Die feuchten Luftmassen der Grundströmung werden an den Nordosthängen der Insel zum
Aufsteigen gezwungen, ein Phänomen, welches durch die starke Erwärmung der Inselhänge
infolge der Sonneneinstrahlung noch verstärkt wird. Die aufsteigenden Luftmassen kühlen ab
bis Kondensation eintritt.
Daher bildet sich an den Luvhängen in einer Höhe von 600 m bis 1.700 m täglich in den
Morgenstunden eine Wolkenschicht. Diese Wolken bringen während des Sommers jedoch
selten Regenfälle mit sich.
An den Leehängen strömt die Luft als Fallwind herab und die Wolken lösen sich auf.
Daraus resultiert vor allem während der Sommermonate oft eine Zweiteilung des Wetters auf
der Insel. Während der Norden und der Osten der Insel unter einer Wolkenschicht liegen,
profitiert der Westen und Süden der Insel von Sonnenschein. Ebenso scheint in Höhen über
1.800 m überwiegend die Sonne, da sich diese oberhalb der Wolkenschicht befinden (vgl.
BOROWSKI/BOURMER 1999, S. 14 ff.).
Temperaturen und Regenmengen variieren auf der Insel recht stark:
Die Temperaturen liegen vor allem im Sommer auf der Westseite der Insel durchschnittlich
um etwa 2°C höher als auf der Ostseite. In den Höhenlagen kühlt die Luft dagegen mit 0,5°C
bis 1°C pro 100 m ab, sodass es auf den Gipfeln oberhalb der 2.000 m-Grenze im Winter zu
Schneefall kommen kann (vgl. FERNANDOPULLÉ 1976, S. 185 ff.).
Die Variation der Temperaturen zwischen Tag und Nacht sowie auch zwischen Sommer und
Winter ist gerade in den Küstengebieten äußerst gering, sodass man bei den Kanarischen
Inseln zu Recht von den Inseln des ewigen Frühlings
spricht. Kennzeichnend hierfür sind
milde Winter mit einer mittleren Temperatur von 17,6°C im Januar und gemäßigt warmen
Sommern mit einer mittleren Temperatur von 23,6°C im September. Die mittleren täglichen
Höchsttemperaturen reichen von 20,0°C im Januar bis 26,1°C im September. Die mittleren
täglichen Tiefsttemperaturen bewegen sich von 15,1°C im Februar bis 21,1°C im August (vgl.
Diagramm 2.1.1).
Die jährliche Niederschlagsmenge liegt bei 324 mm, wobei der Niederschlag hauptsächlich
im Winterhalbjahr von Oktober bis April fällt. Die Sommermonate bleiben dagegen recht
trocken.
Die größten Niederschlagsmengen fallen mit über 1.000 mm pro Jahr an der Nordostflanke
der Caldera de Taburiente, wohingegen die Niederschlagsmengen in den Küstengebieten
der West- und Südseite der Insel unter 400 mm pro Jahr liegen (vgl. Karte 4).
Die Gesamtzahl der Sonnenstunden beläuft sich auf 2.087 pro Jahr, was in etwa mit der Zahl
der Sonnenstunden auf den Inseln Sylt oder Fehmarn vergleichbar ist. Die Zahl der
wolkenlosen Tage beläuft sich auf 60 pro Jahr (Ministerio de Medio Ambiente 2004).
Auch die Wassertemperaturen sind relativ geringen jahreszeitlichen Schwankungen
unterworfen und differieren zwischen 18°C im Winter und 23°C im Sommer (vgl.
REIFENBERGER 1991, S. 30 ff.).
2.1.2.3 Vegetation
Die Vegetation auf der Insel La Palma ist in zweierlei Hinsicht einzigartig. Einerseits sorgen
die verschiedenen Klimazonen der Insel dafür, dass hier Pflanzen aus allen
Vegetationszonen der Erde auf kleinstem Raum vorkommen, andererseits fällt die hohe
Anzahl von endemischen Pflanzen auf, die entweder nur auf La Palma, nur auf dem
kanarischen Archipel oder nur in Makronesien (Kanaren, Azoren und Madeira) anzutreffen
sind. So spricht SANTOS (1983, S. 13) von 70 Lokalendemiten auf der Insel La Palma, und
wies hier 104 Kanarenendemiten und 45 Makronesienendemiten nach.
Nachfolgend soll die Höhenstufung der Vegetation auf La Palma kurz dokumentiert werden.
Das Höhenprofil bezieht sich auf die Nordabdachung des Caldera-Massivs.
Im Süden und Westen der Insel können die Höhenstufen aufgrund höherer Temperaturen
und geringerer Niederschläge abweichen.
Vegetationszonen (vgl. KAJAN 2001, S. 34 ff.; HOHENESTER/WELß 1993, S. 25 ff.; BRAMWELL
1976, S. 207 ff.):
- Küstenzone:
Die Küstengebiete La Palmas sind von gleich bleibend warmen Temperaturen, geringen
Niederschlagsmengen, starker Sonneneinstrahlung und nicht unerheblichem Salzeintrag
vom Meer her geprägt. In dieser Zone, die vom Meer bis in etwa 500 bis 700 m Höhe
reicht, trifft man vor allem Dickblattgewächse (Crassulaceen), Stammsukkulenten und
salzliebende (xerophile) Pflanzen an.
In einiger Entfernung zum Küstensaum, ab etwa 150 bis 200 m Höhe, gedeihen erste
Bäume. Dazu gehören die kanarische Dattelpalme (Phoenix canariensis), ein bis zu 20 m
hoher Kanarenendemit, und der Drachenbaum (Dracaena draco). Auch beim
Drachenbaum handelt es sich um einen Kanarenendemiten, der allerdings nur noch auf
La Palma in so großer Zahl wild vorkommt.
- Lorbeerwaldzone:
Ab einer Höhe von etwa 500 m über dem Meer wächst auf der Nordseite der Insel der
immergrüne Lorbeerwald. Auf der Nordseite gedeiht er nur deshalb, weil er im Bestand
mindestens 700 mm, in den Randgebieten sogar 800 mm Niederschlag pro Jahr
benötigt, die nur hier durch den Passateinfluss zur Verfügung stehen.
Zwar bedeckte der Lorbeerwald ursprünglich die gesamte Nordhälfte der Insel in dieser
Höhenlage, durch Rodungen und Waldbrände jedoch wurde er stark zurückgedrängt,
sodass er heute, wie auf anderen westlichen Kanarischen Inseln auch, nur noch in
Relikten vorhanden ist.
Ausgedehnte Lorbeerwaldgebiete findet man in der heutigen Zeit bei Los Tilos im
Barranco del Agua und im Talkessel Cubo de la Galga. Die Lorbeerwälder setzen sich
aus ungefähr 20 verschiedenen Arten zusammen, von denen die Bestand bestimmende
Art der kanarische Lorbeer (Laurus azorica) ist.
- Fayal-Brezal-Formation:
Oberhalb von 900 bis 1.000 m Höhe nehmen Niederschlagsmengen und Temperaturen
so weit ab, dass der Lorbeerwald an die Grenzen seiner natürlichen Ausdehnung stößt.
Hier wird er von einer Kombination aus Gagelbaum (Myrica faya) und Baumheide (Erica
arborea) abgelöst.
- Kiefernwald:
Ab einer Höhe von 1.200 m wird die Fayal-Brezal-Formation langsam von den lichten
Kiefernwäldern abgelöst. Dieser Wald bedeckt etwa 30% der gesamten Insel und besteht
in der Baumschicht aus nur einer Art: Der kanarischen Kiefer (Pinus canariensis).
- Teide-Ginster-Zone:
Oberhalb von etwa 2.000 m Höhe in der Kammregion des Caldera-Massivs wird die
kanarische Kiefer von wenigen hochspezialisierten Arten abgelöst, die an die extremen
Witterungsbedingungen dieser Höhenlagen angepasst sind.
Die Pflanzen müssen hier große Temperaturunterschiede, starke Sonneneinstrahlung,
geringe Niederschläge und hohe Windgeschwindigkeiten aushalten. Auf La Palma wird
dieser Standort vor allem vom Drüsenginster (Adenocarpus viscosus) eingenommen.
Zum Schutz dieser einzigartigen Vegetation wurden auf La Palma verschiedene Kategorien
von Schutzgebieten eingerichtet, wobei das erste Schutzgebiet in Form des Nationalparks
Caldera de Taburiente bereits im Jahre 1954 entstand.
Aufgrund der schützenswerten Einzigartigkeit wurde das Gebiet des Lorbeerwaldes um Los
Tilos im Jahre 1983 von der UNESCO zum Biosphärenreservat erklärt.
Biosphärenreservate sind Modellregionen, in denen das Zusammenleben von
wirtschaftendem Mensch und Natur beispielhaft erprobt wird. Ziel ist die nachhaltige
regionale Entwicklung von Wirtschaftskreisläufen, die Erhaltung von Kulturlandschaften und
Lebensräumen und die Verwendung des Gebietes als Anschauungsbeispiel für andere
Regionen. Die Reservate untergliedern sich in drei Schutzzonen (vgl. DEUTSCHE UNESCOKOMMISION
E.V. 2004):
- Kernzone: Bestehende rechtlich geschützte Gebiete
- Pflegezone: Regenerationsgebiete
- Entwicklungszone: Übrige Gebiete
Im Jahre 2002 wurde der Status des Biosphärenreservates auf die gesamte Insel
ausgedehnt. Die Verteilung der drei Schutzzonen auf La Palma geht aus Karte 5 hervor.
2.1.2.4 Fauna
Die Fauna La Palmas ist verglichen mit der Vegetation bedeutend artenärmer. Abgesehen
von einer Fledermausart gab es auf der Insel bis zur Eroberung durch die Spanier keine
wildlebenden Säugetierarten. Erst durch den zunehmenden Schiffsverkehr zwischen der
Insel und dem spanischen Festland wurden Ratten und Mäuse eingeschleppt, später
Kaninchen zu Jagdzwecken und Mufflons.
Die Meeresfauna rund um die Insel umfasst knapp 400 Arten von Fischen und Meerestieren.
Zu den hier vorkommenden Arten gehören unter anderem Sardine, Makrele, Seehecht,
Papageienfisch, Muräne, Barsch, Rochen, Langusten, Krabben und Garnelen. Daneben gibt
es 15 Haiarten, die jedoch allesamt ungefährlich sind, 20 Walarten und Delphine. Das
einzige Meerestier, das für Badende eine Gefahr darstellt, ist die Portugiesische Galeere,
eine Blasenquallenart, die bei Kontakt mit ihren Tentakeln schwere Verbrennungen und
Lähmungserscheinungen auslösen kann. Diese Qualle taucht insbesondere im Frühjahr an
den Stränden der Insel auf.
Überfischung hat die Fischbestände rund um die Insel jedoch stark zurückgehen lassen. Aus
diesem Grund wurden im Norden und Südwesten der Insel 1999 Meeresreservate
eingerichtet, in denen der Fischfang untersagt ist (vgl. REIFENBERGER 1991, S. 46 ff.;
BOROWSKI/BOURMER 1999, S. 21 f.; KLEMMER 1976, S. 433 ff.).