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Carlo, San Borondón

Kein Seglergarn:
Die Bruden av Mandal
7. Kapitel


              

Die nachfolgende Geschichte ist frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit anderen Berichten oder Erzählungen ist rein zufällig. Gleiches gilt für die verwendeten Namen, Bezeichnungen, Techniken und geografischen Orte

Der Morgen zog sonnig herauf. Chris war als Frühaufsteher schon lange auf den Beinen als Gru ihren Kopf im Niedergang zeigte. Er hatte wie auch immer frisches Brot beschafft und war bester Stimmung. Bjarne würde wohl am Nachmittag eintreffen und dann konnte es endlich losgehen. "Hier, sieh mal was ich uns besorgt habe!" Er hielt Gru die Tüte vor die Nase. Sie blinzelte in das helle Licht des Morgens. Sie hatte schlecht geschlafen und wollte die Erleichterung über den Ausgang des Abenteuers nicht mit Chris teilen. Sie bekam Gewissensbisse und stellte sich Spencer in Situationen vor, mit denen er nicht fertig werden konnte. Was hatte er doch immer wieder betont - er habe sie gekannt, bevor die Bruden ihn aus dem Atlantik fischte! "Ruf du bei der Guardia Civil an und frag sie, wo Spencer jetzt ist - ich mache das Frühstück!" - "Ich werde den Teufel tun, wir können froh sein, dass wir ihn so problemlos abliefern konnten." - "Du wirst ihn anrufen, wir haben eine Verantwortung für ihn übernommen, jedenfalls habe ich das, und ich muss ihn noch einmal sprechen bevor wir ablegen!" Sie verzog sich. Chris baute den Tisch unter dem Sonnensegel auf und nahm das Telefon. Die Verständigung war schwierig, er wurde an eine Stelle auf Tenerife verwiesen, die ihn nicht verstehen wollte. Der Name Alvarez war unbekannt. Chris versuchte, den Kommandanten des Schnellbootes zu bekommen, aber ein Boot der Guardia Civil gab es nicht und schon gar keines in der Gegend um El Hierro.

Sie aßen schweigend. Nur ab und zu warf Gru ein, dass es ein Fehler gewesen war, Spencer anzumelden. Sie hätten ihn einfach mitnehmen sollen. Chris versuchte, die Stille, in die sich Gru zurückzog, mit dem Vorschlag zu überwinden, den Tag für einen Inselausflug zu nutzen. Er nahm sie in die Arme: "Komm, wir gehen in den Ort, wir können einen Wagen mieten und holen Bjarne von der Fähre ab." Sie schüttelte den Kopf: "Weißt du, wir haben ihn verraten, egal woher er kam, er gehörte nicht in diese Welt, und wir haben ihn ausgeliefert, wir haben ihn der gnadenlosen Maschine Mensch übergeben."

Bjarne entstieg laut johlend dem Taxi und hüpfte demonstrativ auf der Mole hin und her: "Hey ihr da drüben, bewegt euch mal! Hier ist euer guter Bjarne mit fünf Liter besten Weines!" Der hünenhafte dänische Blondschopf goss seine gute Stimmung über den ganzen Hafen aus: "Soy Bjarne, el Víkingo de Dinamarca con vino de La Palma, hoho!" Er schwenkte den prall gefüllten Plastik-Kanister, als sei er eine Flasche über dem Kopf hin und her: "Venga, venga, vaso, vaso, hoho!" Er winkte mit breit ausladenden Bewegungen alle heran, die in der Nähe waren. Gläser tauchten von irgendwo auf und füllten sich. Im Nu war alle Traurigkeit verflogen. Chris brachte das vorbereitete Abendessen und noch mehr zur Mole, und auch Gru konnte sich der plötzlichen Freude nicht entziehen. Einige Mopeds knatterten vom Ort her und zurück, das Wort Fiesta machte die Runde. Leute vom Ort kamen, Kinder und Hunde liefen herbei, und in der Dämmerung gab Bjarne sein Bestes als Cantante von La Restinga. Noch bis spät in die Nacht saß Chris mit einigen Leuten von der Insel im Gespräch über den Besuch des Schnellboots. Alle hatten das sonderbar alte Dingi in Augenschein genommen, und es kamen Geschichten hoch von seltsamen Begebenheiten auf der Insel im Westen. Und ein Mann wie Spencer - nun ja, er habe etwas ungewöhnlich ausgesehen, aber denkbar sei das schon, dass er auf der Insel war. Schließlich sei er nicht der erste gewesen, so wie Pedro - da drüben liegt sein Boot - er kam mit einer ganzen Ladung Obst und Grünzeug von da draußen - ja sicher, von der Insel! Und dann gab es noch, aber die sind schon gestorben - "du weißt doch der Mann aus Sabinosa mit seinem Bruder" - die waren wochenlang verschollen und kamen eines Tages als sei nichts gewesen hier in den Hafen - von Westen her, ja, wo sollen die denn wohl gewesen sein!?

Und so spann sich eine Geschichte an die andere.

In aller Frühe des folgenden Tages legte die Bruden ab. Gegen neun Uhr kam über Radio ein Anruf. Gru nahm das Gespräch an. Es war Spencer. Es gehe ihm gut und er habe gestern mit einigen Wissenschaftlern über seine Theorien der Gravitation und der Unteilbarkeit des Bewusstseins gesprochen. Er werde nach Amerika reisen, wo es Freunde gäbe, die bereits mit schwerer Materie Erfahrungen hätten. Er bedankte sich wieder und wieder für die große Hilfe und sie werde so bald wie möglich von ihm hören. Gru fühlte sich erleichtert, aber sie empfand auch eine plötzliche Leere.

Die Bruden kam in den Nordost. Am Nachmittag war nur noch Weite.


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Weite



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